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7
HOFFMANN-DENNERT
BOTANISCHER
BILDERATLAS
NACH DEM NATÃœRLICHEN PFLANZEN SYSTEM
ZUGLEICH EINE FLORA ZUR BESTIMMUNG
SÄMTLICHER IN DEUTSCHLAND VORKOMMENDEN PFLANZEN
DRITTE, VOLLSTÄNDIG VERÄNDERTE AUFLAGE
NACH DEM GEGENWÄRTIGEN STANDE DER BOTANISCHEN WISSEN-
SCHAFT UNTER BESONDERER BERÃœCKSICHTIGUNG DER BIOLOGIE
GÄNZLICH NEU BEARBEITET VON
PROFESSOR DR. E. DENNERT
GODESBERQ AM RHEIN
MIT ETWA 500 FARBIGEN ABBILDUNGEN AUF 86 TAFELN SOWIE 959 TEXTFIGUREN
STUTTGART 1911
E. SCHWEIZERBART'SCHE VERLAGSBUCH-
HANDLUNG NÄGELE & DR. SPROESSER
Erklärung der Abkürzungen.
Die lateinischen Abl<ürzungen liinter den latei-
nischen Namen (z. B. L Willd., D. C. usw.) be-
zeichnen die Botaniker, welche die Pflanze lateinisch
benannten (aus Seite 34 — 37 zu ersehen).
Die Bezeichnungen wie ^'^m oder/— 15 cm usw.
bei den einzelnen Arten geben die Höhe derselben an.
Bei den Angaben des Vorkommens (N. -Europa,
W.-Deutschland usw.) bedeutet N Norden, S Süden,
W Westen, 0 Osten, M Mittel.
© = einjährig.
P = zweijährig.
% = ausdauernde Staude.
f, = Strauch.
Andere Abkürzungen ergeben sich von selbst.
p 3S'
Inhaltsverzeichnis.
Seile
Vorwort 1
Die Pflanzenwelt 3
Die Gestalt der Pflanzen 4
Der innere Bau der Pflanzen 12
Das Leben der Pflanzen 17
Die Pflanze in ihrem Verhältnis zur Tierwelt 24
Die Verbreitung der Pflanzen auf der Erde 28
Pflanzensammlungen - Herbarien 29
Blütenkalender 30
Autorenregister 34
Das Pflanzenreich und die Pflanzensystenie 37
Bestimmung der Pflanzenfaniilien 40
1. Kreis: Schleim-Sporenpflanzen 53
II. Kreis: Lager-Sporenpflanzen 53
I. Klasse: Algen 53
IL Klasse: Pilze 55
III. Klasse: Flechten 59
III. Kreis: Blatt-Sporenpflanzeii til
A. Moospflanzen 61
B. Gefäss-Sporenpflanzen ' 62
IV. Kreis: Samenpflanzen , 69
Vorwort.
Dem ehrenvollen Ruf des Verlages dieses Buches,
es neu herauszugeben , bin ich gern gefolgt, zumal
ich dadurch in den Stand gesetzt wurde, Gedanken
in die Tat umzusetzen , die mich schon lange be-
schäftigten.
Freilich machte gerade der letztere Umstand es
nötig, das Buch derartig von Grund aus umzuge-
stalten, dass von den früheren Auflagen nur die
Tafeln übrig blieben. Ich möchte an dieser Stelle
den Herrn Verlegern aber doch meinen Dank dafür
aussprechen, dass sie so bereitwillig auf meine Ge-
danken und Wünsche eingingen. Diese hatten vor
allem zwei Richtungen.
Der Botanische Bilderatlas war von Haus aus
als ein Familienbuch gedacht, und in der Tat hat
er als solches ganz gewiss seine guten Dienste ge-
leistet. Der Verfasser wollte dem Laien das be-
schwerliche Bestimmen der Pflanzen nicht zumuten,
daher dachte er sich dessen Arbeit mit dem Atlas
etwa so, dass er eine vorliegende Pflanze mit den
vielen auf den bunten Tafeln dargestellten Arten
verglich, und wenn er sie dort gefunden hatte, den
zugehörigen Text durchlas. Einige nicht auf den
Tafeln dargestellte Arten waren als Textbilder vor-
handen.
Allein diese Methode hatte, so sehr sie ja dem
Laien die Sache zu erleichtern scheint, doch zwei
sie ausserordentlich erschwerende Schattenseiten,
ganz abgesehen von ihrer Unwissenschaftlichkeit.
Einmal musste der Betreffende, wenn er nicht sehr
gut in dem Buch Bescheid wusste, den ganzen Atlas
planlos durchblättern , bis er die betr. Pflanzen auf
den Tafeln fand, sodann fand er sie oft überhaupt
nicht, weil nämlich nicht alle abgebildet sind. Oben-
drein kann auch eine Abbildung noch immer irre-
führen.
Hier kann nur eines helfen : eine regelrechte
Diagnose, welche mit Sicherheit zu der betreffenden
Pflanze führt, und die Abbildung wird dabei dann
eine wesentliche Stütze sein. Aus diesem Grunde
Hoffmann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
ist die neue Auflage mit durchgeführten Diagnosen
versehen. Und es lag dann auch in der Natur der
Sache, dass die deutschen Arten sämtlich oder doch
fast alle aufgenommen werden mussten , wenn die
seltensten auch nur kurz aufgezählt.
Man könnte einwenden, dass es sich dann also
in dem vorliegenden Buch lediglich um eine Flora
handelt. Das ist jedoch nicht der Fall; denn es
bringt, wie wir gleich sehen werden, viel mehr als
eine „Flora". Wohl aber ersetzt sie eine „Flora".
Wenn man dann aber sagen sollte, eine „Flora"
muss Taschen- und nicht Atlasformat haben, so ist
dies ein Vorurteil. Eine solche Taschenflora nimmt
erfahrungsgemäss zumeist nur der bereits wohl-
unterrichtete Botaniker mit auf den Spaziergang, um
sich nötigenfalls schnell über eine ihm auffallende
Pflanze zu orientieren. Der Laie hingegen sammelt
die Pflanzen und setzt sich dann zu Hause hin, um
sie hier in aller Ruhe zu bestimmen. Dafür aber
ist dann gar keine Taschen flora nötig. Nun kommt
noch hinzu, dass für den Laien das reichste Bilder-
material gerade gut genug ist; dieses aber einer
Taschenflora beizugeben, ist ganz unmöglich.
Auf bunte Tafeln muss man dabei jedenfalls ganz
verzichten.
Wir brechen also in dem vorliegenden Werk
bewusstermassen mit der alten Gepflogenheit, dass
Diagnosen gemeiniglich Taschen floren beigegeben
sind und machen die Diagnosen zu einer Haupt-
sache in der neuen Auflage dieses Werkes. Dabei
haben wir uns bemüht, die Diagnose so einfach
und anschaulich wie möglich zu halten. Nun aber
hat uns dabei die Atlasform instand gesetzt, die
Diagnosen mit einem ausserordentlich reichen Bilder-
material zu versehen. Zunächst ist bei den Fami-
liendiagnosen kaum ein die Darstellung benöti-
gendes Merkmal nicht dargestellt, bei den Art-
diagnosen hingegen begnügten wir uns mit der
Beigabe von kleinen Bildern, die neben dem Habitus
auch noch Einzelheiten darstellen, aus denen sich
Vorwort.
das in den Diagnosen Gesagte vielfach ergibt. Man
vergleiche also bei den Bestimmungen auch stets
diese beigegebene Bilder.
Nun bietet der Atlas als Familienbuch aber
wesentlich mehr als bisher, wir können wohl sagen,
er bietet alles das, was der Laie von der Pflanzen-
welt wissen sollte. Aus diesem Grunde ist also
z. B. bei der Neubearbeitung des allgemeinen Teils
die Anatomie und Physiologie weit eingehender be-
handelt als früher.
Dann aber kommt nun noch etwas hinzu und
das ist die zweite der oben angedeuteten Richtungen:
dem berechtigten Zug der Gegenwart folgend, ist
in dem speziellen Teil neben den Diagnosen das
Biologische in den Vordergrund gerückt. Wer diese
Auflage mit der früheren vergleicht, wird sofort
sehen , dass die Beschreibung in den Dienst der
Biologie gestellt ist. Was ist denn an einem Lebe-
wesen das Interessanteste, wenn nicht eben sein
Leben ! Was für einen Wert hat es, eine Pflanze zu
beschreiben, wenn nicht die Frage aufgeworfen und
beantwortet wird : wozu dies alles? Das ist ja eben
das neue Interesse unserer Zeit — und dadurch ist
sie so ganz anders geartet als die frühere: sie be-
Godesberg.
ruhigt sich nicht bei dem Wie? sie schreitet viel-
mehr fort zu dem Wodurch? und Wozu?
Dem Laien diese viel tiefere Betrachtungs- und
Beobachtungsweise der Natur nahe zu legen , das
war mein Zweck, wenn ich die kurzen Pflanzen-
beschreibungen dieses Buches von der Biologie be-
herrscht sein liess. Und ich hoffe, ja ich weiss es
bestimmt, dass mir der Laie dafür Dank wissen
wird. Möge ihn das Gesagte zur eignen biologi-
schen Beobachtung immer weiter anregen. Jeden-
falls sind die Beschreibungen überreich an ein-
gestreuten biologischen und andern Notizen. Wer
übrigens ein Büchlein für den Gebrauch auf Spazier-
gängen haben will, den möchte ich auf meine „Bio-
logischen Notizen" (2. Aufl. Naturw. Verlag, Godes-
berg) hinweisen.
Die bunten Tafeln sind um 6 neue vermehrt
worden , und zwar betrifft dies ausschliesslich die
bisher ziemlich vernachlässigten Sporenpflanzen,
deren Bilder überhaupt gründlich revidiert worden
sind.
Und nun möge das Buch in seiner neuen Ge-
stalt hinausziehen und sich zu seinen vielen alten
Freunden manche neue gewinnen.
Prof. Dr. Dennert.
Die Pflanzenwelt.
Wohin wir auf der Erde blicken, überall sehen
wir, wie ihre toten Felsen und ihr Boden vom Kleid
der Pflanzenwelt bedeckt ist. Freilich nicht überall
gleichmässig: Wandern wir zum hohen Norden oder
auf die Schneegipfel des Hochgebirges, so wird jenes
Kleid dünner und dünner, und wo uns die Welt des
ewigen Eises umgibt, ist alles Pflanzenleben ver-
schwunden , ebenso wie in den Steinwüsten der
Tropengegenden. Aber von diesen Extremen ab-
gesehen, treffen wir auf der Erde die Kinder der
Pflanzenwelt auf Schritt und Tritt, weit mehr als
die Tiere, und vor allem in viel grösserer Zahl.
Wenn die Pflanzenwelt schon deshalb unser
Interesse in besonderem Masse verdient, so kommt
noch hinzu, dass sie in hohem Grade in die Be-
dürfnisse unseres täglichen Lebens eingreift. Gibt
es doch kaum eine Seite desselben, für welche die
Pflanzenwelt nicht sorgt: sie beschert uns Nahrungs-
und Genussmittel, sie bekleidet uns mit mancherlei
Stoffen, sie gewährt uns das Material für unsere
Häuser und versorgt uns mit Arzneimitteln gegen
Krankheiten. So treffen wir überall in unserm Leben
auf Pflanzen, Grund genug der Teilnahme für diese
Kinder und Bürger der Erde. Aber kennst du sie
auch schon so, wie diese Teilnahme es verlangt?
Gingst du nicht vielleicht doch bisher achtlos an
ihnen, denen du so viel verdankst, vorüber? Und
wenn du nicht einmal ihre äussere Gestalt genauer
kennst, wie mag es dann erst mit deiner Kenntnis
ihres inneren Baus und ihres Lebens stehen?
Du möchtest dir ein Bild machen vom Werden
und Treiben der Welt und vor allem der Erde?
Auch die Pflanze gehört mit dazu. Nun wohl, so
mache mit mir eine Wanderung durch ihr Reich. —
Da wollen wir uns aber von vornherein klar machen,
dass wir die Pflanzen von verschiedenen Seiten und
Gesichtspunkten erforschen können. Handelt es sich
dabei um die äussere Gestalt, so nennt man diesen
Teil der Botanik Morphologie, wohingegen die
Anatomie die Pflanze nach ihrem inneren Bau
erforscht; Physiologie ist die Lehre vom Leben
der Pflanze. Diejenigen Lebenserscheinungen, welche
in Beziehung zu anderen Pflanzen und zu Tieren,
sowie auch zu ihrer sonstigen LImgebung stehen,
behandelt die Biologie^). Die Systematik er-
forscht die verwandtschaftlichen Verhältnisse des
Pflanzenreichs und dessen Einteilung in verschie-
dene Gruppen. Die Pflanzengeographie lehrt
Anordnung und Verteilung der Pflanzen auf der
Erde; die Pflanzenpathologie behandelt die
Krankheiten der Pflanzen und die Pflanzenpalä-
ontologie ihre untergegangenen (fossilen = ver-
steinerten) Vertreter früherer Erdzeiten. Die zuletzt
genannten Teile werden uns hier nicht beschäftigen.
Ehe wir daran gehen , die Pflanze nach den
verschiedenen Gesichtspunkten zu besprechen , for-
dert die Frage erst eine Antwort: Was ist eine
Pflanze? Die Pflanzen sind Lebewesen.
Aber: Was ist Leben? — Ja, wenn wir diese
Fragen beantworten könnten! Noch ist es der Natur-
forschung nicht möglich, und ob es ihr je möglich
sein wird, — wir wissen es nicht. Aber wir sehen
doch so viel, dass sich die Lebewesen sehr wesent-
lich von den toten Naturkörpern unterscheiden, und
zwar in folgenden Punkten :
1) Sie wachsen und entwickeln sich aus ein-
fachen Anfängen zu grösserer Mannigfaltigkeit. 2) Sie
verarbeiten die ihnen von aussen dargebotenen
Stoffe in eigenartiger Weise. 3) Sie erzeugen von
sich aus neue Wesen derselben Art. 4) Sie regeln
alle ihre Daseinsäusserungen triebmässig und un-
bewusst zweckmässig. 5) Sie „sterben" nach einer
gewissen Zeit.
Unter den Lebewesen kommt nun den Pflanzen
eine bestimmte Stellung zu. Wenn wir z. B. eine
Eiche mit einem Pferd vergleichen , wird es leicht
') Der Begriff der Biologie ist noch nicht ganz ge-
klärt, andere erklären ihn anders, manche machen zwi-
schen Biologie imd Physiologie kaum einen Unterschied.
Die Pflanzenwelt.
sein, ganz exakte Unterschiede zwischen Tier und
Pflanze anzugeben , allein wenn wir niedere Stufen
von beiden zum Vergleich nehmen, z. B. manche
Algen oder Pilze und andererseits Infusorien, so
wird dies schwerer. Bei einigen Formen kann man
zweifelhaft sein, worin der Unterschied besteht. Man
hat daher ein Zwischenreich („Protisten") aufgestellt,
deren Glieder weder Tiere noch Pflanzen sind; doch
ist dies von der Wissenschaft abgelehnt worden.
Heute haben sich Zoologen und Botaniker fast
durchgeliends über die Zugehörigkeit der Natur-
formen geeinigt, auch da, wo sie heute noch schwer
zu entscheiden ist. Trotzdem werden wir aber eine
für alle Tiere und Pflanzen passende Erklärung nur
schwer geben können. Wir wollen sagen: Pflan-
zen sind Lebewesen, deren Zellen eine besondere
Wand aus sog. Zellulose besitzen. Sie haben nie
einen Verdauungskanal , aber mit Ausnahme der
echten Schmarotzer einen grünen Farbstoff (Blatt-
grün). Mit Ausnahme der niedrigsten Algen und
Pilze besitzen sie keine freie Ortsbewegung.
Dagegen sind die Tiere Lebewesen, deren
Zellen keine Zellulosewand haben. Sie besitzen
kein Blattgrün, aber, ausser den allereinfaclisten,
einen Verdauungskanal und ernähren sich von Pflanzen
und Tieren; fast alle zeigen freie Ortsbewegung.
Danach werden wir einigermassen beurteilen
können, ob wir einePflanze oder ein Tier vor uns haben.
I. Die Gestalt der Pflanzen
(Morphologie).
Was wir zunächst an den Pflanzen sehen, ist
nur ihre äussere Gestalt, sind ihre äusserlich be-
merkbaren Teile. Alle diese Teile aber sind Werk-
zeuge, die den verschiedenen Verrichtungen des
Lebens dienen. Solche Lebenswerkzeuge nennt man
Organe, weshalb man auch die Lebewesen als
Organismen bezeichnet.
Bei der Pflanze ist nun die Zahl der Organe
nicht sehr gross. Eine aufmerksame Betrachtung
derselben zeigt, dass sie sich auf zwei Grundformen
zurückführen lassen: Wurzel und Spross, am
letzteren unterscheidet man Achse (Stengel) und
Blatt, und dieses erfährt in der Blüte eine be-
sondere Umwandlung. In der Blüte entsteht Frucht
und Samen. Neben den normalen oder typischen
Formen der Organe gibt es auch umgewandelte
oder metamorphosierte, sowie reduzierte,
die durch Rückgang der Lebenserscheinungen ent-
stehen (z. B. bei Schmarotzern).
L Die Wurzel. Die Wurzel ist das unter-
irdische Organ der Pflanze, mit dem sie sich im
Boden festhält und aus ihm die Nahrung (wässerige
Lösung von allerhand Salzen) aufnimmt. Sie hat als
Seitenorgane Nebenwurzeln (Fig. 1), aber keine
Blätter und Knospen, an der fortwachsenden Spitze
trägt sie zum Schutz eine Kappe, die sog. Wurzel-
haube. Schon der Keimling im Samen hat eine
kleine Wurzel. Bildet diese sich später weiter aus,
wie z. B. bei der Bohne, so entsteht eine senkrecht
Fig. 1. Hauptwurzel mit
Nebenwurzeln.
Fig. 2. Faserwurzeln eines
Grases.
in die Erde wachsende Haupt- und Pfahlwurzel,
an der die schwächeren Seitenwurzeln sitzen (Fig. 1);
es können aber auch an Stelle der Hauptwurzel zahl-
reiche Nebenwurzeln entstehen (Faserwurzeln),
so ist es z. B. bei den Gräsern (Fig. 2). Nachträg-
lich entstehende Wurzeln heissen Adventivwur-
zeln. Nahe an der Spitze mit ihrer Wurzelhaube
entstehen aus Oberhautzellen lange schlauchförmige
Wurzelhaare, die zum Aufsaugen des Wassers
aus dem Boden dienen; sie vergehen schnell, und
hinter ihnen entstehen fortwährend neue. Die Haupt-
wurzel wächst senkrecht nach unten, die Nebenwurzeln
seitlich nach verschiedenen Richtungen, um die Erde
allseitig auszunützen und auszusaugen. Die Wurzel-
haare verwachsen dabei geradezu mit den Erdkörnchen,
um die Salzlösungen der Erde aufnehmen zu können.
Unter Umständen verrichten die Wurzeln aber
auch andere Arbeit und werden dann , wie der Bo-
taniker sagt, „metaniorphosiert", so werden sie z. B.
als Reservespeicher rüben- (Mohrrübe, Fig. 3) oder
Fig. 3. Rübenförmige
Pfahlwurzel.
Fig.
4. Knollige Wurzeln
der Feigwurz.
I. Die Gestalt der Pflanzen (Morphologie).
knollenförmig (Feigwurz, Fig. 4), im Wasser können
sie zu Schwimmwurzeln werden. Auf Bäumen wach-
sende Pflanzen, die sog. Epiphy ten, haben Luft-
wurzeln, mit denen sie sich am Wirt festhalten,
so ist es auch z. B. beim Efeu. Bei den sich nicht
selbständig ernährenden Schmarotzern werden die
Wurzeln „reduziert", d. h. zurückgebildet: sie bilden
sich dann zu Saugwarzen (Haustorien) um,
durch welche die Nahrung aus dem Wirt gesogen wird.
2. Der Spross und die Sprossachse.
Der Spross besteht aus einer Achse, welche im In-
nern die Leitungsbahnen für Luft , Wasser und
Baustoffe enthält und Blätter und Blüten trägt.
(Letzteres tut die Wurzel nie.) Die Achse kann sehr
kurz sein und dann eine Rosette von Blättern und
eine blattlose, nur die Blüten tragende Achse
(Schaft) besitzen (Gänseblümchen). Kurz ist die
Achse auch bei dem jungen Spross, dem sog. Keim-
ling. Hier trägt sie ein oder zwei Blätter (Keim-
blätter oder Kotyledonen), wie dies jeder aus
der Samenschale geschälte Erbsenkeimling deutlich
zeigt (besonders an aufgeweichten Samen). Auch
bei dem die neue Vegetations-
periode einleitenden jungen
Spross, der Knospe, ist die
Achse kurz. Als Schuppen aus-
gebildete sog. Niederblätter (s.
unten) umhüllen die letztere zum Schutz gegen
winterliche Kälte; ebenfalls zum Schutz (gegen
Tierfrass) sind diese Hüllen auch oft haarig oder
klebrig (Rosskastanie). In der Knospe liegen die
jungen Blätter der Raumersparnis halber zusammen-
gefaltet und bei verschiedenen Pflanzen in verschie-
Einzelheiten nennt man einen vom Boden an ver-
zweigten holzigen Spross Strauch, während beim
Baum die Verzweigung erst in gewisser Höhe über
dem Boden beginnt. Verlängert sich
beim Weiterwachsen die Haupt-
achse unter Bildung seitlicher Zweige,
so nennt man dies ein Mono-
podium, bei der Dichotomie
gabelt sich die Hauptachse, beim
Sympodium entwickelt sich der
eine Gabelast stärker und macht
den Eindruck einer.Hauptachse; liegt
hierbei der stärkere Gabelast stets
nach derselben Seite, so entsteht ein
Fig. 6. Knoten-
stück vom Halme
des Roggens.
Fig. 5. Entwiclilung der Endknospe eines Zweiges der Esctie.
Unter den Seitenknospen sind die Narben der Blätter sichtbar,
in deren Achsen sie sich entwickelt haben.
dener Lage (Fig. 5 zeigt die Entwicklung einer
solchen Knospe).
Wie die Sprossachse zum Zweck der Leitung
im Innern gebaut ist, werden wir noch sehen. Sie
trägt also Blätter an verdickten Stellen , die man
Knoten nennt, das Stengelstück zwischen zwei
Knoten heisst Internodium. So ist es oft an
den schwächeren, meist einjährigen und krautigen
Stengeln, bei den holzigen Stengeln verschwinden
dagegen die Internodien. Die Verzweigung der
Sprossachsen ist sehr verschieden, abgesehen von
Fig. 7. Ausläufer der Erdbeere.
Schraubel, wenn abwechselnd ein Wickel. Bei
stärkerer Ausbildung der Hauptachse ist das Mono-
podium razeniös (ährenartig) , bei stärkerer Aus-
bildung der Nebenachse cymös (trugdoldig). Die
Sprossachse der Gräser führt den besonderen
Namen Halm (Fig. 6). Ander
Erde kriechende Sprossachsen
heissen Ausläufer (Erdbeere,
Fig. 8. Wurzelstock des Windröschens
fi. Endknospe, /'. Stock.
Fig. 9. Wurzelstock der
Schlüsselblume.
Fig. 7), unter der Erde kriechende Wurzelstöcke
oder Rhizome (Windröschen, Fig. 8, Schlüssel-
blume, Fig. 9), letztere sind nicht grün, besitzen
Schuppen (Niederblätter) und dienen zur Ueber-
winterung der Pflanze, wie auch als Reservestoff-
behälter.
Mit den letzten Formen sind wir schon zu um-
gewandelten oder metamorphosierten Sprossachsen
übergegangen. Noch deutlicher ist diese Umwand-
Die Pflanzenwelt.
lung bei Knollen, d. h. stark angeschwollenen
Achsen, die in ihrem Gewebe Wasser oder Stärke
aufspeichern und die daher Reserveorgane sind (Kar-
toffel, Fig. 10), an den kleinen schuppigen Blättern
Fig. 10. Knollenbildung der Kartoffel; s Wurzelstock, w Neben-
wurzeln, " kleine Blätter, k Anschwellungen der Ausläufer, aus
denen die Kartoffeln sich bilden.
erkennt man dann noch ihre Sprossnatur. Wasser-
speicher bilden die angeschwollenen Sprosse der trok-
kene Tropengegenden bewohnenden Kakteen (Mam-
millaria). Bei kletternden Pflanzen ist die Sprossachse
zu schwach, um sich selbst
aufrecht zu halten, daher
legen sie sich dann ent-
weder schraubenförmig um
eine Stütze (windende
Stengel, Bohne, Hopfen,
Fig. 11) oder einige Spross-
achsen werden zu beson-
deren Organen, den Ran-
ken, d. h. zu reizbaren
Fäden, die sich nun schrau-
big um eine Stütze winden
(Zaunrübe, Wein, Taf. 41,
Fig. 5), auch in Haft-
scheiben kann sich der
Spross zu gleichem Zweck
verwandeln (Weinarten). —
Sehr wunderbar ist, dass
die Achsen von Pflanzen
mit verkümmerten Blättern
selbst blattartigwerden kön-
nen (sog. K 1 a d o d i e n, z. B. beim Mäusedorn). Eine
dem Schutz gegen Tierangriffe dienende Sprossart ist
der Dorn, d. h. ein spitzer stechen-
derSpross. Endlich ist hierhin auch
die Umwandlung zur Zwiebel
(Fig. 12) zu rechnen, hier ist die
Achse selbst kurz und kuchen-
förmig, und auf ihr sitzen breite,
fleischige, sich deckende Blätter.
Auch die Zwiebel ist ein Reserve-
und Ueberwinterungsorgan.
3. Das Blatt. Das Blatt
sitzt an der Sprossachse, es be-
steht aus der Blattfläche oder
Spreite und dem Stiel, mit dem
es an der Achse befestigt ist. An
Fig. 11. Rechtswindender Stengel
des Hüpfens.
der Pflanze treten verschiedene Formen (Meta-
niorphosenstufen) des Blattes auf, von unten nach
oben: Keim-, Nieder-, Laub-, Hoch- und Blüten-
blätter. Die Keimblätter sind die ersten Blätter
des Keimlings im Samen, sie strecken sich bei
der Keimung und werden den anderen Blättern
ähnlich, oder aber sie sind dick und fleischig und
sind dann Nahrungsbehälter mit Stärkemehl für das
junge Pflänzchen (z. B. Erbse). Nach der Zahl der Keim-
blätter heissen zwei grosse Abteilungen des Pflanzen-
reichs Monokotylen (Einkeimblättler) und Dikotylen
(Zweikeimblättler). — Niederblätter sind die
schon genannten kleinen Schuppen an Wurzelstöcken,
ferner die grossen Blätter ■der Zwiebeln und die
Schuppen der Knospen. Es sind in der Entwick-
lung gehemmte Laubblätter. — Das Laubblatt
hat die oben genannten Teile, Spreite und Stiel, zu
denen dann noch der Blattgrund kommt, letzterer ist
z. B bei Gräsern (Fig. 13) und
Doldengewächsen (Fig. 14) scheiden-
Fig. 13. Blattscheide Fig. 14.
eines Grases mit Blatt vom Bärenklau mit bauchiger Blatt-
Blatthäutchen. scheide.
artig, oft bildet er Nebenblätter
(Fig. 15 u. 16), die gewöhnlich klein
l^-i
Fig. 15. Blatt der
Ohrweide mitNeben-
blättern.
Fig. 16.
Nebenblätter des Hopfens.
Fig. 12. Zwiebel der
weissen Lilie.
sind, oft auch bald verschwinden (z.B. manche Knos-
penschuppen), oft aber auch gross (Erbse, Fig. 17)
sind und dann die Blätter bei ihrer Arbeit unterstützen.
Bei der Platane und beim Knöterich (Fig. 18) bilden
sie eine Tute, bei der Robinie und der Stachel-
beere (Fig. 19) Dornen. Der Stiel ist verschieden lang
und mannigfaltig ausgebildet. Die Spreite ist eine
dünne Fläche, die von Adern (Leitbündeln) durch-
I. Die Gestalt der Pflanzen (Morphologie).
zogen ist. Ihre Gestalt ist pfeilförmig (Fig. 20), (Fig. 28), lanzettlich (Fig. 29), linealisch (Fig. 30)
spiess- (Fig. 21), herz- (Fig. 22), nieren- (Fig. 23),
Fig. 17. )i Nebenblätter der
Erbse. Am Ende des Blattes
Ranken.
Fig. 18.
I Nebenblattute
des Knöterichs.
Fi>r. 20.
Fig. 21.
Fig. 23.
Fig. 26.
Fig. 27.
Fig29. Fig.30. Fig.31. Fig. 32.
Fig. 19. s In Dornen
umgewandelte
Nebenblätter der
Stachelbeere.
Fig. 22.
Fig. 25.
Fig. 2S.
Fig. 33.
spatel- (Fig. 24), schildförmig (Fig. 25), kreisrund
(Fig. 26), elliptisch (Fig. 27), eiförmig oder oval
oder nadeiförmig (Fig. 31). Der Blattrand ist ent-
weder glatt (Fig. 32) oder gesägt (Fig. 33), doppelt ge-
sägt (Fig. 34), gekerbt (Fig. 35) oder gezähnt
(Fig. 36). Ebenso leicht erklären sich Ausdrücke
wie : sitzend, gestielt, stengelumfassend, durchwachsen
(Fig. 37, 38). Gehen die Einschnitte tiefer, aber nicht bis
Fig. 34.
Fig. 35.
Fig. 36.
Fig. 37. Stengelumfassen-
des Blatt des Kreuzkrautes.
Fig. 38. Durchwachsenes
Blatt des Hasenohrs.
Fig. 39.
Fig. 40. Fig. 41. Fig. 42.
Fig. 43. Fig. 44.
Fig. 45.
zur Mitte, so heisst das Blatt gelappt (Fig. 39, 40),
buchtig (Fig. 41), fiederteilig (Fig 42), leierförmig
(Fig. 43), schrotsägeförmig (Fig. 44) oder hand-
förmig gespalten (Fig. 45). Oft ist die Spreite aus
mehreren kleineren Blättchen zusammengesetzt; man
spricht dann von zwei- oder dreiteiligen und gefingerten
Blättern, wenn die Blättchen an einer Stelle be-
8
Die Pflanzenwelt.
festigt sind, von gefiederten, wenn sie beiderseits
an einem gemeinsamen Stiel sitzen; paarig (Fig. 46),
unpaarig (Fig. 47), unterbrochen (Fig. 48) und zwei-
fach gefiedert. Ein Blick in das Blattgewirr einer
Wiese oder Hecke zeigt Beispiele für alles dies. —
Fig. 47.
Fig. 48.
Die Blattadern sollen die Blattfläche aussteifen und
die Nahrung überallhin in dieselbe leiten , man hat
nach ihrem Verlauf verschiedene Typen von Blatt-
nervatur unterschieden.
Die Anordnung der Blätter an den Sprossachsen
verfolgt den Zweck, sie möglichst dem Licht ent-
gegen zu schieben. Auch
sie ist ganz gesetzmässig.
Meist ist sie spiralig mit
Fig. 49. Kreuzständige Blatt-
stellung des Flieders.
Fig. 50. Quirlförmige Blatt-
stellung eines Labl<rautes.
bestimmter Anzahl der Umläufe und der auf einem
Umgang verteilten Blätter. Man unterscheidet gegen-
(z. B. Taf. 43), kreuz- (Fig. 49), quirl- (Fig. 50)
und wechselständige (z. B. Taf. 29, 2) Anordnung.
Bei der ersteren stehen sich zwei oder mehr
Blätter gegenüber. Bei wechselständiger Anordnung
stehen sie einzeln.
Die Blätter können ebenso wie Wurzel und
Achse eine Metamorphose erfahren. Aehnlich der
Sprossachse können sie bei Kletterpflanzen zu Ranken
werden (Erbse, Fig. 17) oder zu schützenden Stacheln
(Kakteen). Eigenartige Gebilde stellen sie bei man-
chen insektenfressenden Pflanzen dar, so wird bei
Nepenthes wenigstens ein Teil des Blattes zu der
bekannten Kanne, in der sich Ameisen fangen. Merk-
würdig sind auch die Humusblätter mancher tropi-
schen Farne : breit flächenförmige, aufeinanderliegende
Blätter, die zu unterst liegenden bilden vermodernd
Humus, solche Farne haben dann aber auch noch
eine zweite Art von Blättern von Geweihform, welche
in die Luft ragen und die Ernährung besorgen.
Wasserpflanzen zeigen oft zwei verschiedene Formen
von Blättern. Die untergetauchten sind fein zer-
teilt und nehmen wie die Wurzeln Wasser auf, die
andern breiten, flächenförmigen schwimmen auf dem
Wasser.
Auch die Blüte (Fig. 51) ist ein Spross, aber
seine Blätter haben dem Zweck der Fortpflanzung
entsprechend sehr eigenartige
Umwandlungen erfahren. Oft
Fig. 51. Aufriss einer
vollständigen Bifite
mit den 4 auseinan-
der gerückten Blatt-
kreisen.
Fig. ,52. Blüten-
scheide des ge-
fleckten Arons.
Fig. 53. Deckblatt der
Linde.
stehen die Blüten einzeln, oft aber auch zu mehreren
in einem Blütenstand, der von einem oder
mehreren Deckblättern umgeben ist (Fig. 52—54)
und die oben schon
genannten Arten der x^jv/yvi^
Verzweigung zeigt. '^!^A&]
Monopodiale und ^»>V •/ ~--
razemöse Blüten- ~^'
stände im obigen
Sinn sind: Aehre
(Fig. 55, 56), verlän-
gerte, dünne Haupt-
achse mit sitzenden
Blüten (locker bei
Gräsern , dicht im
Kätzchen der Weide, p,^ 5, Mehrblätterige Hülle
der Mohrrübe.
Fig. 55. Aehrenför-
miger Blütenstand
des Eisenkrauts.
Fig. 56.
Fig. 57.
Aehre der
Traube der Johannis
Quecke.
beere.
I. Die Gestalt der Pflanzen (Morphologie).
Taf. 24); Kolben, fleischigverdickte Hauptachse
(Kalla); Traube (Fig. 57), verlängerte Hauptachse mit
gestielten Blüten (Raps); Doldentraube, ebenso,
doch mit verlängerten Seitenästen, Blüten in einer
Ebene (Ahorn); Köpfchen, kurze Hauptachse
mit sitzenden Blüten (Klee); Körbchen (Fig. 58),
Fig. 58. Körbchen
der Vereinsblütler
(Gänsedistel).
Fig. 59.
Doldenförmiger Blütenstand
des Reiherschnabels.
ebenso, Hauptachse verbreitert (Gänseblümchen);
Dolde (Fig. 54 u. 59), kurze Hauptachse mit lang-
gestielten Seitenachsen, Blüten in einer Ebene (Küm-
mel), die Dolde kann auch zusammengesetzt sein, d. h.
die Seitenachsen tragen kleine Dolden (Fig. 54):
Rispe (Taf. 41, 5), lange Hauptachse mit verzweig-
ten Seitenachsen (Wein). Zu den cymösen Monopo-
dien gehört: Spirre (Taf. 18, 2), die unteren Seiten-
äste überragen jedesmal die oberen (Binse); Trug-
dolde, zwei oder mehr Seitenäste sind stark aus-
gebildet, die Hauptachse ist kürzer, so dass der
Eindruck der Gabelung entsteht (Hornkraut, Fig. 60).
Zu den Sympodien gehört: Wickel, wie oben
beschrieben (Sonnentau); Schraubel (Fig. 61),
Fig. 60. Trugdolde.
Fig. 61. Schraubel.
s. oben (Hartheu). — Die kleinen Blättchen inner-
halb der Blütenstände und nahe der Blüte heissen
Hochblätter, dahin gehörten auch z. B. die
grosse, weisse Hülle der Kalla, sowie die Hüllblätter
an den Körbchen der Korbblütler (Gänseblümchen).
Die vollständige Blüte enthält folgende Organe:
Kelch- und Blumenblätter, Staubgefässe
und Stempel (Fig. 51), alle sind umgewandelte
Blätter. Die beiden ersteren fehlen bei sog. nackten
Blüten. Kommen Staubgefässe und Stempel in der-
selben Blüte vor, so ist sie zwitterig, wenn ge-
Hoff m ann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
trennt in verschiedenen Blüten derselben Pflanze
eingeschlechtig und zwar einhäusig (mo-
no z i s c h , Hasel) , wenn auf verschiedenen Pflanzen
zweihäusig (diözisch, Weide). Jene Organe
stehen in bestimmter Zahl in Kreisen auf der Achse
der Blüte, dem Blütenboden.
Stehen Blumen- oder Kelchblätter unter den
Stempeln, so sind sie unterständig (Halinenfuss),
stehen sie dagegen auf dem Stempel, so sind sie
oberständig (Kümmel); wenn der Blütenboden
mehr oder weniger becherförmig ist und am Rand
die Kelch- und Blumenblätter stehen (in der Mitte
die Stempel), so heissen diese u m s t ä n d i g ( Kirsche).
Eine drüsenartige Wucherung des Blütenbodens heisst
Diskus (z. B. Taubnessel), derselbe sondert dann
oft Honig ab.
Die Blütenhülle besteht aus Kelch und Krone,
sie soll die wichtigeren Organe (Staubgefässe und
Stempel) schützen und, soweit sie bunt sind, die
Insekten anlocken ; im ersteren Fall ist sie oft hin-
fällig, d. h. sie fällt bald ab (Kelch beim Mohn).
Eine gleichartige grüne oder bunte Hülle (Lilie)
heisst Perigon. — Die Blätter des Kelchs sind
klein, grün, röhrig oder frei, regelmässig (Fig. 62:
Bilsenkraut, Fig. 63: Taubenkropf) oder unregel-
mässig (Fig. 64: Salbei, Fig. 65: Gelber Klee),
manchmal mit Nebenblättern, einem sog. Aussen-
kelch, versehen (Fig. 66: Fünffingerkraut). Bei
Fig. 62. Fig. 63. Fig. 64.
Fig. 65.
Fig. 66.
der Linde enthält der Kelch Honig, bei vielen Korb-
blütlern wächst er später zu einem feinen federför-
migen Flugorgan der Frucht, dem Pappus, aus
(Fig. 67: Distel). — Die Blumenkrone ist sehr ver-
schiedenartig, zart, bunt, frei- oder verwachsenblätte-
Fig. 67.
Fig. 6S.
Fig. 69.
Fig. 70.
rig; sind die Blätter gestielt, so heissen sie genagelt
(Nelke). Regelmässige Formen sind die trichter-,
glockenförmige, röhrige (Fig. 68: Wiesenenzian),
teller- (Fig. 69: Primel), radförmige (Fig. 70: Ver-
gissmeinnicht), unregelmässige: die Lippenblüte (Fig.
71), Rachenblüte (Fig. 72), Zungenblüte (Fig. 73;
2
10
Die Pflanzenwelt.
Massliebchen), Schmetterlingsblüte (Fig. 74). Sie
hat gewöhnlich noch kürzere Lebensdauer als der
Kelch. Die Staubgefässe (Staubblatt, Fig. 75,
zeigt verschiedene Formen) haben einen Stiel , den
Teil, Griffel, dem oberen dünneren Teil, und
Narbe, dem obersten Teil (Fig. 78, zeigt verschie-
dene Formen); mehrfächerige Fruchtknoten können
aus mehreren Blättern entstanden sein, die dann ver-
Fig. 71.
Fig. 72.
Fig. 73.
Staubfaden, und einen keulenförmigen Teil, die
Anthere mit zwei Staubbeuteln (Fig. 76 zeigt
verschiedene Formen), in deren Fächern sich der
Blütenstaub oder Pollen bildet. Ihre Anheftung
Fig. 74. Schmetterlingsblüte von der Seite und zerlegt.
n Faline, h Flügel, c Schiffchen.
in der Blüte ist sehr verschieden , ebenso Zahl und
sonstige Ausbildung; ihre Fäden können verwachsen
(Erbse), ebenso die Antheren (Korbblütler, z. B. Korn-
blume). Sie öffnen sich gewöhnlich in Spalten und
7. 8. 9.
Fig. 75. Verschiedene Formen der Staubgefässe, insbesondere des
Zwischenbandes (c), d. h. des Teiles zwischen den Staubbeuteln.
I. Weisse Lilie, 2. Hahnenluss, 3. Zahntrost, 4. Linde, S. Weiss-
buche, 6. Bingelkraut, 7. Salbei, 8. Melone, 9. Einbeere.
entlassen dann den Pollen, jedes Körnchen desselben
ist eine Zelle mit mannigfach gebauter Wand. —
Der Stempel (Fruchtblatt, Pistill, Fig. 77)
besteht aus Fruchtknoten, dem unteren verdickten
Fig. 76. Verschiedene Formen des Staubbeutels. 1. Tulpe, 2. Braun-
wurz, 3. Nachtschatten, 4. Heidelbeere, 5. Sauerdorn, 6. Knaben-
kraul, k Klappen, s Klebdrüse.
wachsen sind. An bestimmter Stelle im Frucht-
knoten, der Plazenta, stehen die Samenkno-
spen. Diese besitzen einen meist kurzen Stiel
(Na bei Strang), zwei Hüllen oder Integumente,
welche den inneren Teil
(Knospenkern) umhüllen,
oben aber eine Oeffnung,
die M i k r 0 p y 1 e , frei lassen.
Die Samenknospen können
gerade oder gekrümmt sein.
Im Knospenkern befindet
sich der Em b ryo sack und
in ihm, an der Mikropyle,
das Eichen (alles dies zeigt
Fig. 79).
lieber das Leben der Blüte werden wir unten
Genaueres hören. Hier sei nur gesagt, dass ihr Ziel
die Fruchtbildung ist. Der Weg dazu ist die Be-
fruchtung (Fig. 79), die darin besteht, dass der
Fig. 77. Stempel der Kirsche
a Samenknospe, h Griffel,
c Narbe.
Fig. 78. Formen der Narbe. L Taubnessel, 2. Mohn, 3. Eibisch,
4. Schwertlilie.
Pollen auf die Narbe des Stempels gelangt, und
dass sein Inhalt mit dem des Eichens verschmilzt,
wodurch eine mächtige Wanderung der Baustoffe zu
diesem hin angeregt wird. Das Ergebnis dieses
Vorgangs ist, dass sich die Samenknospe zum Samen
und der Fruchtknoten zur Frucht entwickelt.
Die Frucht ist die Schutzhülle des Samens.
Man spricht von echter Frucht, wenn sie nur aus
dem Fruchtknoten entsteht, gewöhnlich hat sie dann
eine trockne Wand. Von solchen echten Trocken-
I. Die Gestalt der Pflanzen (Morphologie).
11
fruchten gibt es folgende Arten : Sctiliessfrüchte
(Fig. 80), die geschlossen abfallen, so die Gras-
frucht, deren Fruchthülle mit ihrem einzigen Samen
verwächst, die Nuss mit dicker harter Hülle (Hasel-
nuss), die geflügelte Fl ügelfrucht
(Fig. 81) der Ulme, die in mehrere
Teile zerfallende Spaltfrucht (Fig.
82) des Kümmels; andere Trocken-
früchte springen irgend wie auf,
die Balgfrucht (Fig. 83) längs
der Bauchnaht (Rittersporn), die
Kapsel (Fig. 84) mit Spalten oder
Zähnen (Fig. 84: Lichtnelke), die
Fig. 79.
Befruchtungsvor-
gang. " Narbe,
p Pollenkörner.
ps Pollenschläuche,
e Embryosack.
Fig. 80. Trockene Schliessfrüchte. 1. Hafer,
2. Kornblume, 3. Schafgarbe, 4. Erdrauch,
5. Haselnuss.
Büchse mit Deckel (Fig. 85: Bilsenkraut, Fig. 86:
Gauchheil), die Poren kapsel mit Löchern (Fig. 87:
Fig. 81. Flügelfrüchte. 1. Ulme,
f Flügel.
Ahorn,
Mohn, Glockenblume). Eine mit zwei Längsspalten
aufspringende Frucht heisst Hülse (Fig. 88), wenn
Fig. 82. Spaltfrüchte. 1,
Spaltung, 2. Günsel,
Kümmel, « vor und b nach der
vor der Spaltung, * Spalt-
früchtchen.
sie einfächerig und ohne Scheidewand ist (Fig. 88,
1: Akazie); dagegen Seh ote (Fig. 88 2 u. 3), wenn
sie durch eine Scheidewand zweifächerig ist (Acker-
Fig. 83. Balgkapseln. 1. der Dotter-
blume, 2. des Rittersporns.
Fig. 84. Kapsel
der Lichtnelke.
Fig. 85. Kapsel
desBilsenkrautes.
Fig. 86. Kapsel
desGauchheils.
Fig. 87. Kapsel
des Mohns.
senf). Die Wand der echten Früchte kann'aber auch
fleischig werden, man nennt sie dann Saftfrüchte
Fig. 88. Hülse und Schoten. I. Hülse der Akazie,
2. Schote des Ackersenfs, 3 Schölchen des Hirten-
täschels, b Bauchnaht, r Rückennaht, k- Klappen,
s Scheidewand.
(Fig. 89), SO die Steinfrucht (Fig. 90), die einsamig
ist und eine sehr harte innere Fruchtwand besitzt
(Pflaume); die Apfelfrucht ist
mehrsamig mit ledriger Innenwand
und die Beere (Fig. 91) mehr-
samig ohne trockne Innenwand
(Wein); manche Früchte springen
mit Gewalt explosionsartig auf
(Kürbisarten). Früchte, die aus
mehreren verwachsenden Früchten
bestehen , heissen Sammel-
früchte (Himbeere). Endlich nennt man Schein-
früchte (Fig. 92) solche, die auch aus ausserhalb
des Fruchtknotens gelegenen Blütenteilen entstehen,
Fig. 89. Gurke,
durchschnitten.
Fig. 90. Pflaume, ganz und Fig, 91. Beere des Fig. 92. Scheinfrucht
durchschnitten. Nachtschattens. der Erdbeere.
12
Die Pflanzenwelt.
so bei der Rose, Erdbeere (Fig. 92) und Feige. - - Im
übrigen zeigen die Früchte mancfie Eigentümlich-
keiten , die wir aber lieber im biologischen Teil
besprechen wollen.
Aus der Samenknospe entsteht also der Samen.
Dabei werden die Integumente zur Samenschale, das
Eichen zum Keimling, der Embryosack erzeugt
meist ein Gewebe mit Reservestoffen für die junge
Pflanze, man bezeichnet es als Samen ei weiss
oder Endosperm, es enthält Stärke, Oel oder
Eiweissstoffe. Der Keimling ist als junges Pflänzchen
der wichtigste Teil des Samens, er besteht aus einem
Knospe hen und besitzt schon ein Würz eichen,
jenes lässt schon die ersten Blätter, die oben be-
sprochenen Keimblätter, erkennen.
II. Der innere Bau der Pflanzen
(A n a t 0 m i e).
Mit dem blossen Auge erscheint das Innere der
Pflanze zumeist ganz gleichartig. Immerhin gibt es
doch Beispiele, die jedem das Gegenteil zeigen : aus
dem Blattstiel vom Wegerich lassen sich leicht feste
Stränge ziehen, die Stiele von Wasserpflanzen (See-
rose) erscheinen schwammig, und im Querschnitt
des spanischen Rohrs erkennt schon das unbewaff-
nete Auge Poren. Weitere Aufklärung bietet aber
erst die Lupe oder die noch stärkere Vergrösserung
des Mikroskops. Bei der genaueren Untersuchung
mit einem solchen bemerkt man, dass die Organe
der Pflanze aus sog. Geweben und diese aus Zellen
bestehen. Das hat man natürlich erst mit der Er-
findung des Mikro-
skops 1670 (Mal-
pighi und Grew)
angefangen zu er-
kennen , und erst
seit 70 Jahren
(Schieiden) weiss
man, dass alles an
der Pflanze aus
Zellen besteht oder
wenigstens ent-
steht.
1. Die Zelle
(Fig. 93). Legt man
auf den Objekt-
träger etwas vom Fleisch einer halbreifen Johannis-
beere und drückt ein dünnes Deckgläschen darauf,
so erkennt man zahlreiche „Zellen". Eine solche
Zelle ist ein kleiner geschlossener Raum, ein bläs-
chenartiges Gebilde. Es hat einen bestimmten In-
halt und eine feste Wand.
a) Die Zellwand (Membran) erscheint an
jungen Zellen nur als feine Begrenzungslinie, sie be-
Fig. 93. Junge Zelle aus der Endknospe
des Fichtenspargels: a Stück einer be-
nachbarten Zelle. Man sieht den Zell-
kern und die Protoplasmastränge.
Fig. 94. Querschnitt durch eine Zelle
aus der Schale der Walnuss; zeigt die
Verdickungen der Zellhaut: dazwischen
verzweigte Kanäle.
Steht aus einem sog. Kohlenhydrat, der Zellu-
lose; mit der Zeit wächst sie und erfährt dann
eigenartige Veränderungen. Zunächst wächst die
Fläche der Wand, dabei vergrössert sich die ganze
Zelle und nimmt ihre endgültige Gestalt an (vier-
eckig, mehreckig, rundlich, quadratisch, langgestreckt,
sternförmig). Sodann beginnt das Dickenwachstum
der Zellwand (Fig. 94), die nun oft geschichtet er-
scheint; dabei blei-
ben aber manche
Stellen unverdickt,
so dass hier Kanäle
entstehen , die bei
benachbarten Zellen
aufeinander stossen,
sie sind nur durch
die zuerst entstan-
dene, zarteZellwand-
schicht getrennt und
vermitteln den Ver-
kehr von Zelle zu
Zelle : von der Fläche
ausgesehen, erschei-
nen diese Poren-
kanäle wie runde Löcher oder Spalten.
Neben diesen Gestaltsveränderungen kann die
Zellwand auch Aenderungen ihrer chemischen Zu-
sammensetzung erfahren. Wie gesagt, besteht sie
für gewöhnlich aus dem Kohlehydrat Zellulose.
Durch Einlagerung von gewissen Stoffen kann Ver-
holzung oder Verkorkung eintreten. Die ver-
holzte Membran (im Holz) hat eine ziemlich be-
deutende Festigkeit, in ihr kann sich das Wasser
leicht bewegen, die verkorkte Membran (im Kork)
ist dagegen elastisch und für Wasser undurchlässig,
worauf die Benutzung des Flaschenkorks beruht.
Manchmal kann auch Verschleimung der Zell-
wand eintreten, z. B. beim Leinsamen. — Eine mehr
krankhafte Veränderung der Membran findet bei der
Gummibildung (z. B. an Kirschbäumen) statt, an-
dererseits lagert sich z. B. bei Gräsern und Schachtel-
halmen stets Kieselsäure in der Zellwand ab und
macht sie hart und scharf.
b) Der Zell Inhalt ist zunächst, besonders in
jungen Zellen, eine zähe Schleimmasse, Proto-
plasma oder Plasma genannt. Sachs nennt sie
Energide und so werden auch wir sie nennen.
Sie besitzt einen dichteren Kern (dieser oft noch
ein Kernkörperche n). Das Plasma besteht aus
einer gleichartigen Griindmasse mit feinen Körnchen
und kleinen Körperchen, die man Chromato-
phoren nennt. Ueber den feineren Bau des Plas-
mas ist man sich jedoch noch nicht einig. Aehn-
Hell ist es mit dem Kern, doch nimmt man an, dass
er aus einem feinen Fadengerüst besteht, in dem
II. Der innere Bau der Pflanzen (Anatomie).
13
kleine Kugeln liegen. Nach der Zellwand zu ist
das Plasma etwas fester (sog. Hautschicht).
Chemisch besteht das Plasma aus sog. Eiweiss-
stoffen verschiedener Art, diejenigen des Kerns nennt
man Nuklei'ne. Die Verschiedenartigkeit dieser Stoffe,
auch der Zellwand u.s.w., zeigt sich besonders darin,
dass sie sich durch verschiedene Farbstoffe ver-
schieden färben lassen. Uebrigens nimmt meist nur
das tote Plasma diese auf.
Sehr bemerkenswert ist, dass die Energiden be-
nachbarter Zellen miteinander durch die Porenkanäle
der Zellwände in Verbindung stehen, so bilden also
die Protoplasmamassen aller Pflanzenzellen ein durch
feine, die dünnen Wände durchbohrende Plasmafäden
verknüpftes Netz. Dies dient wahrscheinlich der
Fortleitung von Reizen und dem Stoffaustausch.
Die Energide erzeugt verschiedene Zellpro-
dukte. Wenn die Zelle wächst, so hält die Ener-
gide damit nicht Schritt, es entstehen in ihr Blasen
(sog. Vakuolen), die sich mit einer wässerigen
Flüssigkeit, dem Zellsaft, füllen. Mit der Zeit
können dieselben zahlreicher werden und das ge-
samte Plasma mit Kern an die Wand drängen. Im
Zellsaft sind u. a. enthalten : Säuren , Zucker und
Gerbstoff. — Auch die Farbstoffe sind Erzeug-
nisse der Energide; z. T. sind sie im Zellsaft ge-
löst, so die roten und blauen der Blüten, z. T. sind
sie an geformte Teile der Energide gebunden , sie
entstehen dann aus den oben genannten Chromato-
phorenalsChloroplasten, Chrom o plastenund
Leukoplasten. Die erstgenannten sind die sog.
Chlorophyll- oder Blattgrünkörner, die für
die Ernährung der Pflanze von grosser Bedeutung
sind; sie enthalten einen grünen Farbstoff (eisen-
haltig?) und sind meist rundliche, sich durch Tei-
lung vermehrende Körnchen. Sie entstehen nur am
Licht. Die Chromoplasten sind gelb oder rot.
Die Leukoplasten haben eine besondere Bedeu-
tung, sie sind farblos, und in ihnen (wie auch in
den Chloroplasten) entsteht einer der wichtigsten
Bau- und Reservestoffe, die Stärke; diese bildet
im Wasser unlösliche Körnchen von verschiedener
Gestalt bei verschiedenen Pflanzen , sie sind mehr
oder weniger deutlich geschichtet, der innerste Kern
liegt oft nicht genau in der Mitte (Fig. 95 — 98).
Man erkennt die Stärke vor allem daran, dass Jod-
lösung sie blau färbt. Sie wird in der Pflanze im
Verlauf des Stoffwechsels in Zucker umgewandelt,
der im Zellsaft löslich ist und von Zelle zu Zelle
wandern kann.
Ausser den genannten Produkten der Energide
sind noch folgende zu merken: Eiweisskörner, sog.
Proteinkörner von rundlicher Gestalt, oft mit
kristallartigen Bildungen, Schleim (z.B. bei Zwie-
beln), der offenbar als Wasserspeicher dient, Oele,
vor allem die ätherischen der Blumenblätter und
Früchte, sie sind wohl meist Exkrete, d. h. Aus-
sonderungen beim Stoff-
wechsel, die aber doch
ihre Nebenbedeutung
haben (s. unten); ähn-
lichistesmitKri stallen
€,
Fig. 95.
Fig. 96.
Fig. 97. Fig- 98.
Fig. 95—98. Stärkekörner. 540nial vergrössert.
95 von der Kartoffel, c der exzentrisch gelegene Kern; 96 vom
Weizen, A ein grosses Korn, B kleine Korner,; 97 von der
Bohne; 98 vom Hafer (zusammengesetztes Korn).
von Mineralsalzen, besonders von oxalsaurem
Kalk, der seiner Giftigkeit wegen als Schutzmittel
gegen Tierfrass dient.
c) D a s L e b e n d e r Z e 1 1 e ist an die Energide,
das Plasma, gebunden, sie ist der unumgänglich
nötige Träger des Lebens. Die oben schon an-
geführten Lebensäusserungen zeigen sich auch an
ihr, so vor allem Ernährung und Wachstum.
Zufolge des noch genauer zu besprechenden Er-
nährungsvorganges wächst die Energide und mit ihr
die Zelle, dabei bewirkt sie auch alles, was wir
schon gesagt haben, also das Wachstum ihrer Zell-
wand in die Länge und Dicke und die Erzeugung
jener Zellsafteinlagerungen.
Sodann zeigt sich das Leben der Energide in
ihrer Bewegung, die man an der Ortsverände-
rung der Körnchen in ihr und auch des Zellkerns
erkennt. In totem Plasma beobachtet man sie nicht,
wir dürfen daher wohl annehmen, dass sie sich nicht
durch mechanische Ursachen erklären lässt, sondern
dass sie eben ein Zeichen der Lebenstätigkeit ist.
Ein weiteres Zeichen des Lebens der Energide
ist ihre Vermehrung, auf welcher Wachstum und
Entwicklung der ganzen Pflanze beruht. Auch die
Energide entwickelt sich, und auf der Höhe ihres
Lebens kann sie sich durch Teilung vermehren. Dies
geht vom Kern aus. Es ist dies ein recht kompli-
zierter Vorgang, den wir im einzelnen hier nicht be-
sprechen können, genug, dass sich erst der Kern
teilt, und dass dann erst die Teilung der ganzen
Zelle erfolgt, indem sich zwischen den Tochterkernen
in dem Plasma eine feine Querwand bildet.
14
Die Pflanzenwelt.
Endlich zeigt sich das Leben der Energide auch
darin, dass sie zuletzt den Tod erleidet. Das kann
gewaltsam geschehen, z. B. durch Wasserentziehung
oder Gifte. Sie kann aber auch eines natürlichen
Todes sterben, bei allen Zellen einjähriger Pflanzen
findet dies normalerweise am Ende jeder Vegetations-
periode statt, bei den ausdauernden Pflanzen zieht
sich das Plasma in bestimmte Zellen zurück, um
dort zu überwintern. Aber es gibt auch viele Zellen
der Pflanze, die im natürlichen Verlauf der Entwick-
lung absterben, um dann andere Aufgaben zu er-
füllen. Es ist wohl anzunehmen, dass die Ener-
giden solcher Zellen nicht einfach sterben, sondern
ll c i ff
Fig. 99, Radialer Sciinilt durcli ein diltotyles Gefässbütidel. (i Zellen des Marl<-
parenchyins, b innerstes Gefäss, rinjjförmig und spiralig verdiclit, r Spiralgefäss,
(l netzartig verdicktes Gefäss, c Hulzparenchym, /" Holzprosencliyin, ,<; getüpfeltes
Gefäss, h Hoizparencliym, i Kambium, A* Kambiform, /Siebröhre (Rölire mit
durchbrochenen Querwänden), m Bastparenchym, n Bastprosenchym , u i^inden-
parenchym. b—h Holzteil, fc—o Bastteil des Gefässbündels.
sich in andere Zellen zurückziehen, denn solch wert-
volles Material wird in der Natur nicht ohne Not
vergeudet. Hierbei werden wohl die oben erwähnten
Plasmaverbindungen ihre Rolle spielen.
2. Die Zellarten. Wir sahen schon, dass
sich die Gestalt der Zelle beim Wachstum ändert.
Die durch Teilung von anderen Zellen in dichtem
Verband entstandenen Zellen sind mehr oder weniger
würfelförmig. Weiterhin aber erhalten sie eine an-
dere Gestalt: sie werden tafelförmig, sternförmig
und kugelig, wobei sich oft zwischen den Zellen
kleine Spalten bilden, sog. Interzellularräume,
die sich auch vergrössern können und Luft oder
abgesonderte Stoffe führen. - Vor allem kann die
Zelle auch faserförmig werden, so die Holz- und
Bastfasern , wenn sie dabei besondere Porenkanäle,
sog. behöfte Tüpfel haben, so heissen sie Trac be-
iden. Stark verdickte und oft verholzte Zellen
heissen Stein- oder Sklerenchymzellen. Eigen-
artig sind die oft verzweigten Milchsaftzellen,
dieselben werden sehr lang, sie führen , wie der
Name sagt, Milchsaft (z. B. bei Wolfsmilch).
Nun kann es ferner vorkommen , dass in über-
einanderliegenden Zellen die Querwände aufgelöst
werden. Dadurch entstehen lange Röhren: Gefässe,
Siebröhren und Milchsaftröhren.
Die Gefässe oder Tracheen, welche wie die
Tracheiden Wasser leiten , haben stets eigenartige
Wandverdickungen, durch die sie ausgesteift werden-
einfache Tüpfel, Ringe, Spiralen, Netze, treppen-
förmige Leisten , wonach man sie dann benennt
(Fig. 99 zeigt diese Formen nebeneinander). Die
Wände sind verholzt, die Energiden haben
]" sich aus den Gefässen zurückgezogen. Sie
~ bilden von den Wurzeln bis in die Blätter
ein mehr oder weniger zusammenhängendes
Röhrensystem in der Pflanze. Zwischen
ihnen und den Tracheiden und Fasern gibt
es Uebergänge. — Bei den Siebröhren
sind die Querwände nur siebartig durch-
bohrt und die Wände sind nicht verholzt,
sie enthalten noch Energiden und führen
einen eiweissartigen Schleim, dessen Leitung
sie besorgen. — Die Milchsaftröhren
unterscheiden sich von den genannten Milch-
saftzellen nur dadurch, dass sie aus mehreren
Zellen entstanden sind (z. B. beim Mohn).
3. Die Gewebe. Nur wenige Pflanzen
bestehen aus einer Zelle, bei den meisten
bleiben die sich teilenden Zellen im Zu-
sammenhang und bil-
den so Zellverbände,
die manGewebe nennt.
Teilt sich die Zelle
immer in ein und der-
so entsteht
Zellfaden (Fig. 100),
selben Richtung,
ein
wenn in zwei Richtungen,
eine Zellfläch e, wenn in
drei Richtungen, ein Zell-
körper. Dies sind die Ele-
mentargewebe, aus denen, als
den höheren anatomischen
Einheiten , die Organe der
Pflanze bestehen.
Die verschiedenen
webe leisten besondere
beiten, und ihr Bau ist
diesen abhängig. Gewebe aus
noch teilungsfähigen Zellen
heissen Meristeme, solche,
deren Zellen schon in den Ruhezustand übergingen,
Dauergewebe. Die Meristeme bestehen aus
zarten, eng zusammenschliessenden Zellen mit kräf-
Ge-
Ar-
von
Fig. 100.
Verzweigter Zellfaden einer
Alge, vergrössert.
II. Der innere Bau der Pflanzen (Anatomie).
15
tlgen Energiden und Kernen, weshalb sie sich nocli
lebhaft teilen. Jedes Organ der Pflanze geht aus
solchen Meristemen hervor, z. B. in den zarten
Organen des Samens und der Knospen, sowie im
Vegetationskegel, d. h. am fortwachsenden
Scheitel der Pflanze. Es gibt aber auch noch Meri-
steme, welche, wie wir sehen werden, eine nachträg-
liche Entstehung von Gewebe, d. h. das Dicken-
wachstum, bewirken.
In einiger Entfernung von dem Vegetationskegel
erhalten die Gewebe ihre endgültige Ausbildung, d. h.
sie werden zu Dauergeweben. Am jungen Blatt
oder Stengel kann man von solchen leicht drei unter-
scheiden; vom Wegerichblatt z. B. lässt sich eine
weisse Haut ablösen, aus den Adern lassen sich
weisse elastische Stränge herausziehen, und es bleibt
dann eine grüne Grundmasse übrig. Man erhält so
die drei Hauptgewebearten der Pflanze: Hautgewebe,
Stranggewebe, Grundgewebe.
Das Hautgewebe (Oberhaut, Epidermis)
überzieht eine Zelle dick die Blätter und krautigen
Stengel. Seine tafelförmigen Zellen schliessen lücken-
los zusammen, die Seitenwände verlaufen wellig oder
gerade; die Aussenwand ist meist stark verdickt und
verkorkt, wodurch, wie auch durch zarte Wachsüber-
züge (bereiftes Blatt der Erbse) und Kieseleinlage-
rungen (Gräser), verhindert wird, dass das von der
Pflanze aufgenommene Wasser überall verdunstet,
im übrigen sind diese Zellen selbst reich an Zell-
Fig. 101. Eine Spaltöffnung s des Quendels. Man sietit die
beiden halbmondförmigen Schliesszellen, dazwischen den
Spalt, fc b c Oberhautzellen.
saft, d. h. also an Wasser. Um dem Wasser aber doch,
wenn nötig, Auswege zu verschaffen, hat die Ober-
haut zwischen ihren gewöhnlichen Zellen Spaltöff-
nungen, diese werden aus je 2 nierenförmigen Zellen
gebildet, die zwischen sich eine Lücke lassen (Fig. 101).
Im Gegensatz zu den anderen Oberhautzellen ent-
halten sie Chlorophyllkörner. Diese Zellen haben
eine höchst sinnreiche Einrichtung, der zufolge der
Spalt sich bei Wasserreichtum der Pflanze erweitert,
dem Wasser also freie Bahn gibt, bei Wasserarmut
aber schliesst, das Wasser also zurückhält. Diese
Spaltöffnungen befinden sich besonders auf der Blatt-
unterseite und zwar in grosser Zahl, man zählte
300—1000 auf 1 qmm.
Zu den Geweben der Oberhaut gehören auch
die Haare und Emergenzen. Erstere entstehen
durch Ausstülpung von Oberhautzellen, letztere auch
noch aus anderen, darunter gelegenen Zellen. Jene
sind einfache oder verästelte Zellfäden, oder schuppig,
sternförmig u. s. w. Die Brennhaare der Brennessel
haben einen brennenden Inhalt, der sich aus der
spröden und daher leicht abbrechenden Spitze in
die Wunde ergiesst. Die Haare dienen als Schutz
gegen Tierfrass und zu starke Wasserverdunstung.
Unter dem Hautgewebe liegt zunächst das
Grundgewebe. Wenn es aus gleichartigen, prisma-
tischen Zellen besteht, so heisst es Parenchym,
wenn aus Faserzellen Prosenchym. In jenem
zeigen sich oft die oben genannten Interzellular-
räume, die mehr oder weniger zusammenhängen
und ein Durchlüftungssystem darstellen , wenn sie
nicht gerade Aussonderungen (Harz, Gummi) ent-
halten. Das Parenchym des Blattes ist das Ernäh-
rungsgewebe: unter den Spaltöffnungen findet sich
ein Raum, d i e A t e m h ö h 1 e , und diese steht in Ver-
bindung mit den Interzellularräumen, durch welche die
Zellen oft geradezu sternförmig werden (Schwamm-
parenchym).
Das Grundgewebe des Stengels wird durch die
Gefässbündel (s. unten) in einen äusseren Teil, die
Rinde, und einen inneren, das Mark, geteilt. In
beiden werden auch die Baustoffe, vor allem die
Stärke, aufgespeichert, in ihnen findet man auch die
oben genannten Auswurfstoffe (Gerbstoff, Harze,
Oele, Kristalle). Das Grundgewebe kann auch durch
Umbildung seiner Zellen in Steinzellen zur mecha-
nischen Stärkung des betreffenden Organs dienen.
Das Stranggewebe liegt im Grundgewebe
eingebettet, es besteht aus einzelnen , die Pflanze
durchziehenden Bündeln (Fibrovasalstränge,
Gefässbündel, Leitbündel), im Blatt sind es
die Adern. Sie liegen bei den einsamenlappigen
Pflanzen zerstreut (Fig. 102), bei den zweisamen-
lappigen Pflanzen im Kreise (Fig. 103). Das ein-
Fig. 102. Monokotyler
Stengel, quer.
G Gefässbündel.
Fig. 103. Dikotyler
Stengel, quer.
Mh Markhöhle.
16
Die Pflanzenwelt.
zelne Leitbündel (Fig. 104) besteht aus drei ver-
schiedenen Geweben: Siebröhrenteil (nach aussen),
Kambium (in der Mitte) und Gefässteil (nach innen).
Der Siebröhrenteil besteht aus Siebröhren und
kleineren sog. Geleitzellen, er dient zur Leitung von
Ei Weissstoffen. Der Gefässteil wird aus Gefässen,
Tracheiden, Parenchym und Faserzellen gebildet und
leitet das Wasser. Die Gefässe erkennt man an dem
weiteren Lumen (Innenraum), sie werden von innen
Swmm'
'^
Fig. 104. Ranunculus repens; Güfäs^bündel. Sehr
stark vergrössert. r Kambium, y Gefässe, s Sieb-
röhren , f>2 Holzzellen , scJi Gefässbündelscheiben,
p Parenchym.
nach aussen weiter, die engsten sind Netz-, Ring-
und Schraubengefässe, die weitesten nach aussen
sind Tüpfelgefässe (Fig. 99). Beide Teile haben an
ihren Aussenseiten Scheiden von mehrfaserigen, ver-
dickten Zellen. Zwischen beiden liegt das Kam-
bium, ein Meristem, also aus zarten Zellen be-
stehend. Durch Teilung derselben entstehen nach
aussen neue Zellen des Siebröhrenteils, nach innen
Zellen des Gefässteils.
Beim Dicken Wachstum des Stengels, so-
wie bei der Bildung des holzigen Stengels finden
weitgehende Veränderungen statt. Bei manchen
Pflanzen (den meisten einsamenlappigen, d. h. Mo-
nokotylen) bleibt es freilich so wie eben beschrieben,
(geschlossene Gefässbündel) , bei anderen dagegen
schliessen sich die Kambiumteile der im Kreise lie-
genden („offenen") Leitbündel zu einem geschlos-
senen Ring zusammen und bilden dann auch durch
ihre Teilungen nach innen einen geschlossenen Ring
von Gefässteilen , nach aussen einen weniger ge-
schlossenen Ring von Siebröhrenteilen, jenen nennt
man nun Holz, diesen Bast. Die ursprünglichen
Leitbündel sind auch später mehr oder weniger
sichtbar, indem sich zwischen ihnen schmale Plat-
ten von würfeligen Parenchymzellen bilden, sog.
Markstrahlen, welche Rinde und Mark verbinden.
Im Holz entstehen auch später wohl solche Par-
enchymplatten (Markstrahlen), die dann aber das
Mark nicht erreichen. Wie schon gesagt, wird das
Holz bald eine zusammenhängende Masse, während
der Bast mehr einzelne Kappen bildet, beide erhalten
durch Faserzellen (Holz- bezw. Bastfasern) eine
grosse Festigkeit (vergl. hierfür Fig. 105).
^ß c
Fig. 105. Ein dikotyler Stamm in 3 verschiedenen Richtungen durch-
schnitten: Q Querschnitt, S Radialschnitt, T Tangentialschnitt,
A Obörhaut, B Bast, C Kambium. // Holz mit Jahresringen, J'Jahres-
grenzc, M Mark. 1, 2, .3, 4, 5, 6, 7 Marktstrahlen.
Das Holz besteht im wesentlichen aus Holz-
fasern, Gefässen, Tracheiden und Parenchym, wobei
die Gefässe auch wieder besonders durch ihren
weiteren Innenraum kenntlich sind. Wenn das Holz
in besagter Weise vom Kambium aus mehrere Jahre
weiter gewachsen ist, so zeigt es eine auffallende
Eigentümlichkeit: es besteht dann, oft schon für das
blosse Auge, aus konzentrischen Ringen, den sog.
Jahresringen (Fig. 106). Das Mikroskop zeigt,
dass innerhalb derselben
die inneren Bauelemente
weiter und dünnwandiger
und die Gefässe zahl-
reicher sind, weiter nach
aussen werden die Zellen
enger und dickwandiger
und die Gefässe geringer
an Zahl; nach innen ist
das Holz jedes Ringes
also lockerer, nach aussen
dichter, daher ist seine
Grenze gut sichtbar, und
es tritt so die Erscheinung von konzentrischen
Ringen ein. Jeder Ring stellt den Jahreszuwachs
an Holz dar: im Frühjahr entsteht durch energisches
schnelles Wachstum also lockeres, im Herbst dichtes
Holz. Nur wo eine Unterbrechung der Vegetations-
Fig. lOG. Jahresringe.
A Oberhaut, /^ Bast, C Kambium-
ring , G Getässe, H Holz, J
Jahresring, M Mark.
111. Das Leben der Pflanzen (Physiologie).
17
Periode durch Kälte- oder Trockenzeit eintritt, gibt
es Bäume mit Jahresringen.
Das innerste Holz erstirbt allgemach, es lagern
sich Gerbstoffe ein, und Gummi bildet sich, es sieht
dann braun aus, ist härter und heisst Kern, wäh-
rend die äussere Region heller und weicher ist und
Splint genannt wird.
Der Bast bildet nicht so zusammenhängende
Massen und Ringe, er besteht aus Siebröhren, Ge-
leitzellen , Parenchym und Fasern , letztere bilden
manchmal elastische Schichten, die isoliert und für
sich verwendet werden (Linde, Bast der Gärtner).
Die Oberhaut, welche, wie gesagt, die Wasser-
abgabe regelt, wird beim Dickenwachstum bald zu
eng, ehe sie platzt, muss unbedingt ein Ersatz für
sie geschaffen sein. Dies geschieht durch ein aus
den Rindenzellen neu entstehendes Meristem, dessen
Zellen sich fortwährend teilen und nach aussen neue
würfelförmige Zellen bilden, die zwar dünnwandig, aber
verkorkt sind, weshalb sie elastisch und undurch-
lässig für Wasser sind. Nach aussen sterben diese
Zellen zu braunen Massen ab, man nennt sie Kork.
Derselbe ist also ein Ersatz der Oberhaut, in dem
Maasse, wie der Stamm nach innen wächst, erweitert
sich auch dieser elastische Korkmantel. Indem die
Korkschichten aber auch in tiefer liegenden Regionen
der Rinde entstehen, schneiden sie Gewebe von der
Wasserzufuhr ab und bringen sie zum Absterben,
solche Rindenmassen heissen Borke. Wenn die
Korkschichten geschlossene Ringe sind, spricht man
von Ringelborke (Kirsche); wenn sie aber schräg
in die Rinde hineingehen, so schneiden sie Schuppen-
borke ab (Platane). Nicht immer lösen sich die
Borkenmassen ab; oft bleiben sie im festen Zu-
sammenhang mit der Rinde (Eiche); oft ist die
Rinde auch glatt, ohne eigentliche Borkenbildung
(Buche).
4. Bau der Organe. Aus den genannten
Geweben bestehen mehr oder weniger alle Or-
gane der Pflanze, als deren wichtigste wir Wurzel,
Sprossachse, Blatt und Blüte kennen lernten. Die
Wurzel hat gewöhnlich keine ausgeprägte Oberhaut,
vor allem keine Spaltöffnungen , dagegen ist das
Grundgewebe meist stark entwickelt, besonders bei
fleischigen Wurzeln, dasselbe umgibt als Ring einen
inneren aus den Leitbündeln gebildeten Zylinder.
Daher fehlt den echten Wurzeln das Mark, die Ge-
fässteile stossen im Zentrum zusammen , zwischen
ihnen liegen die Siebröhrenteile. Die älteren Wur-
zeln zeigen auch ein Dickenwachstum. Später ist
das Aussehen von holziger Wurzel und Stamm
ziemlich gleichartig, doch ist erstere lockerer und
die Jahresringe sind undeutlich. Auch Kork kann
sich an der Wurzel bilden.
Die Sprossachse ist normal so gebaut wie oben
Huf f mann-D ennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
beschrieben, im einzelnen zeigen sich bei verschie-
denen Pflanzen bemerkenswerte Verschiedenheiten
hinsichtlich Leitbündelverlauf und Bau derselben.
Manche Leitbündel bleiben in ihrem ganzen Verlauf
im Stamm, andere treten als Blattspurbündel in die
Blätter. — Die Anordnung der Bündel auf dem
Querschnitt erfolgt nach mechanischen Gesetzen ;
denn sie sollen durch ihre Fasern u. s. w. den Stamm
biegungsfest machen.
Der Bau des Blattes ist oben schon genugsam
erörtert: es hat eine ausgeprägte Oberhaut, die auf
der Unterseite des Blattes zahlreiche Spaltöffnungen
hat, zwischen beiden liegt ein Grundgewebe, das auf
der Unterfläche mehr schwammig ist durch zahlreiche
Atemhöhlen und Lufträume, während die Zellen an
der Oberseite dichter zusammenschliessen.
Der innere Bau der Blütenorgane entspricht der
mit ihnen vor sich gegangenen Metamorphose (s.
oben), die Kelchblätter sind den Laubblättern noch
ähnlich, die Blütenblätter sind zarter gebaut und
haben besonders eine eigenartige Oberhaut. Das
innere Gewebe ist gleichartig gebaut und reich an
verschiedenen Farbstoffen. Die Staubgefässe haben
im Stiel ein nur schwaches Gefässbündel. Jeder
der beiden Staubbeutel besteht aus zwei Kammern.
Unter der Oberhaut liegt eine Schicht von Faser-
zellen mit besonderem Bau , wodurch das Auf-
springen der Fächer bewirkt wird. Die Stempel
haben eine Wand mit zarten Gefässbündeln, der
Griffel besteht aus lockerem Gewebe.
in. Das Leben der Pflanzen.
(Physio i ogi e.)
Physiologie ist die Lehre vom Leben der
Pflanze. Das Leben äussert sich in einer zielstre-
bigen Arbeit, zu derselben sind Werkzeuge nötig,
die man Organe nennt. Ziel dieser Arbeit ist die
Erhaltung des betreffenden Wesens und seiner Art,
in jener äussert sich durch die ganze Schöpfung hin-
durch Selbstsucht, in dieser Selbstlosigkeit, denn sie
ist oft genug mit dem Untergang des einzelnen
Wesens verbunden. Danach zeigt das Leben vier
Hauptarbeiten ; drei sind der Erhaltung des eigenen
Lebens gewidmet: Ernährung, Wachstum, Bewegung;
eine der Erhaltung der Art: Fortpflanzung. Die
Pflanze hat die Fähigkeit zu diesen Arbeitsleistungen,
allein sie kann dieselben nicht ausführen ohne ge-
wisse ausser ihr liegende Lebensbedingungen:
die Aussenwelt muss ihr die Nahrungsstoffe liefern,
die äusseren Kräfte greifen in ihr Leben ein. Dabei
zeigt sich, dass die Pflanze auf diese Bedingungen
als Reize nur in gewissen Grenzen antwortet, die
untere nennt man Minimum, die obere Maximum,
dazwischen liegt das Optimum (d. h. der Punkt,
3
18
Die Pflanzenwelt.
der für die Pflanze am günstigsten ist), die drei Kar-
dinalpunkte. So kann sich z. B. das Leben nur zwi-
schen gewissen Temperaturen äussern, die niedrigste,
bei der es noch möglicli ist, heisst Minimum, die
höchste Maximum , die beste Optimum. Jenseits
jener beiden Grenzen erfolgt der Tod.
1. Die Ernährung. Die Arbeit des Lebens
ist mit andauerndem Stoffverbrauch verbunden. Der
verbrauchte Stoff muss also ersetzt werden; da das
Leben aber auch in Wachstum und Entwicklung
einen gewissen Fortschritt zeigt, muss noch mehr
Stoff erarbeitet werden, als verbraucht wurde. Jene
Stoffe bietet die Aussenwelt der Pflanze dar, aber
in ganz anderer Form, als ihre Baustoffe selbst sind;
also muss die Pflanze sie zunächst ergreifen und
aufnehmen, dann aber verarbeiten. Beides zusammen
bildet den Ernährungsvorgang.
a) Die Nahrungstoffe und ihre Auf-
nahme. Die Hauptbaustoffe der Pflanze sind:
Wasser, Kohlenhydrate, Eiweissstoffe und Mineral-
salze. Wasser besteht aus Wasserstoff und Sauer-
stoff, Kohlenhydrate ausserdem aus Kohlenstoff;
Eiweissstoffe enthalten ausser diesen drei Elementen
Stickstoff, Phosphor und Schwefel ; die Zahl der in
den Mineralsalzen ausserdem noch enthaltenen Ele-
mente ist sehr gross. Wir wollen sie nicht auf-
zählen, sondern nur noch bemerken, dass neben
den genannten sechs Elementen für die Pflanzen
unbedingt nötig sind: die Metalle Kalium, Kalzium,
Magnesium und Eisen. Alle diese Elemente muss
die Pflanze also in sich aufnehmen.
Das Wasser erhält sie aus dem Erdboden, den
Kohlenstoff liefert ihr die Kohlensäure der Luft,
den Stickstoff nicht etwa die aus ihm und Sauer-
stoff bestehende Luft, sondern salpetersaure Salze
des Bodens (auch wohl Ammoniaksalze), andere im
Erdboden enthaltene Salze bieten die anderen Ele-
mente, den Schwefel z. B. die schwefelsauren Salze,
den Phosphor die phosphorsauren Salze. — Danach
liefern also Wasser, Kohlensäure und Mineralsalze
die Nährstoffe der Pflanze, und zwar stammt die
Kohlensäure aus der Luft, alles andere aus der Erde.
Die Kohlensäure wird von den Blättern auf-
genommen und zwar durch die Spaltöffnungen, durch
die sie in die Atemhöhle und dann welter in die
Zellen gelangt.
Die Wurzelhaare nehmen , wie oben schon ge-
sagt, das Wasser samt darin gelösten Salzen aus der
Erde auf, zufolge der vom Physiker als Diosmose
bezeichneten Erscheinung. Diese Salzlösungen wan-
dern nun von Zelle zu Zelle bis zu den Verbrauchs-
stätten in den Blättern. Es ist übrigens mit Bestimmt-
heit zu sagen, dass sich dies nicht rein physikalisch
erklären lässt, vielmehr wissen wir, dass die Pflanze
eine gewisse Wahlfreiheit besitzt, die nur darauf
beruhen kann, dass ihr Lebensträger, also das Plasma,
eine Auswahl trifft und nur die Stoffe in sich auf-
ninnnt, die es gebrauchen kann. Wahrscheinlich
geschieht diese Auswahl schon in den Wurzelhaaren.
b) Die Pflanze und das Wasser. Dass
das Wasser für die Pflanze eine ganz besondere
Rolle spielt, zeigt ja jedes Verwelken, also die täg-
liche Erfahrung; krautige Pflanzen enthalten bis
80"/o, Wasserpflanzen 95"/o, frischwachsende Zweige
90% Wasser. Teilweise baut dieses die Pflanze mit
auf, z. T. dient es als Nährwasser, z. T. ist es Leit-
wasser zum Transport der Nährsalze. Indem die
Wurzeln weiter wachsen und immer neue Wurzel-
haare entstehen, wird nach und nach der ganze
Boden um die Pflanze herum ausgenutzt. Es ist
schon oben gesagt, dass die Wurzelhaare mit den Erd-
körnchen geradezu verwachsen, dadurch wird die Auf-
saugungsfälligkeit noch erhöht. Letztere ist aber natür-
lich auch von der Kraft abhängig, mit welcher der
Boden das Wasser zurückhält, bekanntlich ist diese
bei verschiedenen Bodenarten ganz verschieden.
Innerhalb der Pflanze bewegt sich das Wasser
in den Gefässbündeln weiter, und zwar sind es be-
sonders die verholzten Zellen und die Gefässwände,
welche es leiten , die verkorkte Aussenwand der
Oberhaut und die Korkzellen bilden dabei eine
undurchlässige Hülle. Dieser aufsteigende Wasser-
strom wird durch das sog. Tränen des Weinstocks
bewiesen. Schneidet man denselben im Frühjahr
über dem Boden ab, so entfliessen der Schnittfläche
grosse Mengen von Wasser. Das Wasser wird offen-
bar emporgedrückt, man nennt das Wurzeldruck,
der wohl so zu erklären ist, dass das von den Wur-
zeln aufgenommene Wasser die Zellen prall anfüllt
(turgeszieren lässt, sagt man). Der Gedanke, dass
dieser Wurzeldruck das Wasser auch bis zu den
Blättern emporhebt, hat sich als irrig erwiesen ; wel-
ches die hierbei wirkende Kraft ist, weiss man noch
nicht genau. Vielleicht spielt die Kapillarität eine
Rolle, d. h. das Emporsteigen von Wasser in haar-
förmigen Röhren, und dies sind ja die Gefässe;
wahrscheinlich steigt das Wasser auch nur in lebenden
Zellen so hoch; dann haben wir es also hierbei mit
einer Lebenserscheinung zu tun. Endlich ist auch
zu beachten , dass an den Blättern das Wasser ver-
dunstet, und dass dadurch wohl neues Wasser in-
folge des gestörten Gleichgewichts emporgesogen
werden wird. Nach Sachs bewegt sich dabei das
Wasser nur in den verholzten Zellwänden, nicht
aber in den Hohlräumen der Zellen, wie andere be-
haupten.
Nach dem zuletzt Gesagten hängt also die
Wanderung des Wassers in der Pflanze eng zu-
sammen mit der Wasserabgabe oder Transpi-
ration (in Form von dampfförmigem Wasser), die
III. Das Leben der Pflanzen (Physiologie).
19
für das Leben der Pflanze von grösster Wichtigkeit
ist. Wie die Wasserabgabe der Pflanze sich selbst
regelt, das haben wir oben schon kurz gesagt: es
geschieht durch die Spaltöffnungen, deren Schliess-
zellen sich bei Wasserreichtum voneinander ent-
fernen, so dass sie den Spalt erweitern, bei Wasser-
armut dagegen zusammenneigen, so dass sich der
Spalt verengert; demnach kann im ersteren Fall mehr
Wasserdampf durch die Spaltöffnungen verdunsten
als im zweiten. Die verdunstete Wassermenge kann
sehr gross sein: man hat berechnet, dass grosse
Bäume täglich über 100 1 abgeben können. Natür-
lich ist diese Menge von vielen Umständen ab-
hängig (Boden, Klima, Besonnung, Temperatur der
Luft); jedenfalls versorgt die Pflanze, besonders
also der Wald, die Luft mit grossen Mengen von
Wasser.
Neben dem dampfförmig abgegebenen Wasser
kann die Pflanze auch flüssiges verlieren. Wenn
sich die Luft abends und nachts abgekühlt hat, die |
Pflanze aber noch weiter aus dem wärmeren Boden
Wasser aufnimmt, so kann dieses (wohl durch j
Wurzeldruck) an bestimmten Stellen der Blätter (oft i
sind es besondere „ W a s s e r s p a 1 1 e n " i herausquellen,
so entstehen viele der als Tau bezeichneten Wasser- ,
perlen. Auch das sog. Bluten ist eine Abgabe
flüssigen Wassers: Glatt abgeschnittene Pflanzen-
zweige sondern aus der Schnittfläche Wasser ab,
wenn man sie aus der kühlen Luft ins warme Zimmer
bringt, dies erklärt sich dadurch, dass die Luft sich
im Innern des Zweiges ausdehnt und das Wasser
in demselben herausdrängt.
Die Versorgung mit Wasser hängt ganz von
den Verhältnissen des Bodens und Klimas ab. Sind
diese gleichmässig, so ist es auch die Wasserauf-
nahme und -abgäbe. Wenn dagegen die betreffende
Gegend zeitweise trocken ist, so muss die Pflanze
selbst dafür sorgen, dass sie stets genug Wasser
hat. Dies kann sie dadurch erreichen, dass sie die
Transpiration verringert. Oft genügt aber die Ver-
engerung der Spaltöffnungen nicht, dann wird dieses
Ziel erreicht durch einen dichten Haarfilz auf den
Blättern (Edelweiss), bei Steppenpflanzen auch wohl
durch Kalk- und Salzkrusten. Bei anderen sind die
Blätter der Unterlage dicht angedrückt. Bei den
sog. Kompasspflanzen der nordamerikanischen
Prärien stellen sich die Blattflächen in Süd-Nord-
Richtung, so dass sie nur von der weniger warmen
Morgen- und Abendsonne getroffen werden ; andere !
Pflanzen falten ihre Blätter mittags zusammen (Gräser);
noch andere Pflanzen trockener Gegenden bilden
überhaupt wenig oder gar keine Blätter, so die
Kakteen, deren Blätter ja, wie wir schon sahen, in
Dornen verwandelt sind. Aehnlich verhalten sich die
sog. Rutengewächse, zu denen z. B. auch unser
sehr kleinblättriger Besenstrauch gehört. Hierbei
besorgt dann der grüne Stengel mehr oder weniger
die Rolle als Ernährungsorgan.
Nun gibt es aber auch Pflanzen, welche das
Wasser geradezu als Reservestoff aufspeichern , das
sind die Sukkulenten, welche verdickte Stengel
(Kakteen) oder Blätter (Mauerpfeffer) haben. Die
Verdickung erfolgt durch reichliche Vermehrung des
Parenchyms, und dieses ist dann mit Wasser an-
gefüllt.
Die Wasseraufnahme und -leitung hat einen
sehr wichtigen Nebenzweck, nämlich den Trans-
port der Nährsalze. Das aus dem Boden auf-
genommene Wasser enthält ja die letzteren, vermöge
der sog. Diosmose können sie mit durch die Zell-
wände wandern. Der Boden hält nun aber die
Salze mehr oder weniger fest, ein einfaches Aus-
laugen des Bodens durch Wasser genügt daher
meistens nicht: dabei wirkt dann offenbar der Um-
stand mit, dass die Wurzelhaare mit den Erdkörnchen
verwachsen; zudem sondern sie eine Säure (Kohlen-
säure) ab, welche jene Salze leichter auflöst. Trotz-
dem sind diese Salzlösungen sehr schwach, um die
Pflanze also mit den nötigen Mengen von Salz zu
versorgen, müssen sehr grosse Mengen der Lösung
in sie aufgenommen werden. Dazu dient der Tran-
spirationsstrom: das übermässig aufgenommene
Wasser bringt die Salze in die Blätter und damit in
ihre Verbrauchsstätten, und es verdunstet dann,
während die Salze zurückbleiben.
c) Der Er nährungs Vorgang. Ausser den
eben genannten Stoffen hat die Pflanze noch zweierlei
zu ihrem Ernährungsvorgang nötig: Sonnenlicht und
die oben schon besprochenen Chlorophyll- oder Blatt-
grünkörner; denn Pflanzen, die im Dunkeln vege-
tieren, wachsen nicht normal, und Pflanzen ohne
Blattgrün (z. B. Pilze) können sich nicht selbständig
ernähren. — In den grünen Blättern spielt sich der
Ernährungsvorgang ab, in ihren Zellen treffen Wasser
und Kohlensäure mit dem Protoplasma der Chloro-
phyllkörner zusammen, und nun tritt eine chemische
Umsetzung ein, deren Ergebnis Stärke ist, die in
den Blattgrünkörnern wie auch in den Leukoplasten
auftritt, gleichzeitig wird Sauerstoff in einer der auf-
genommenen Kohlensäure entsprechenden Menge
abgeschieden und durch die Spaltöffnungen nach
aussen gestossen. Sehr viel mehr wissen wir von
diesem eigentümlichen Vorgang nicht, durch den
also aus unorganischem Stoff (Wasser und Kohlen-
säure) organischer (Stärke) gebildet wird, man nennt
ihn Assimilation. Dass es ein chemischer Vor-
gang ist, ist natürlich selbstverständlich, allein, da
er nur in den lebenden Zellen, die Blattgrün
haben, stattfindet, so muss er eine Funktion des
Lebens sein und lässt sich nicht einfach chemisch-
20
Die Pflanzenwelt.
physikalisch erklären. Ob die Zukunft mehr Licht
in ihn bringt, ob z. B. bei ihm der Gärung ähn-
liche Vorgänge stattfinden u. s. w., bleibt abzuwarten.
Alles, was man in dieser Hinsicht bisher versucht
hat zur Erklärung, hat nicht stichgehalten.
Ausser dem eisenhaltigen Blattgrün ist für die
Assimilation also auch das Sonnenlicht nötig, es sind
besonders die rot-orangefarbigen und gelb-grünen
Strahlen des Sonnenlichts, die auf sie günstig ein-
wirken. Wie und was diese Strahlen bei der Assi-
milation bewirken, weiss man nicht. Man glaubt,
dass sie die Quelle der chemischen Energie sind,
ohne dass man sich davon ein klares Bild machen
kann. Ebenso kennt man noch nicht die Wirkung
des grünen Farbstoffs.
Die übrigen Kohlenhydrate werden durch Um-
wandlung der Stärke gebildet, vor allem der Zucker, !
und indirekt auch wohl die Zellulose. Ebenso möchte
es auch zweifellos sein, dass die Fette aus Stärke
und Zucker gebildet werden. Dagegen ist die Bil-
dung der Eiweissstoffe weniger einfach, weil diese
ausser Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff auch
noch Stickstoff und Schwefel enthalten. Tatsächlich
sind darüber die Ansichten auch noch geteilt, man
weiss nicht, ob sie auch bei der Assimilation ent-
stehen oder nicht. Sachs hält die Siebröhren für
ihren Enstehungsort. Jedenfalls spielen dabei noch
die Kalium- und Magnesium -Salze der Salpeter-,
Schwefel- und Phosphorsäure eine Rolle.
d) Stoff Wechsel, Stoff Wanderung, Stoff-
speicherung. Aus dem eben Gesagten geht schon
hervor, dass sich die Stoffe in der Pflanze nicht in
starrer Ruhe befinden, sie wandern und wechseln
vielmehr fortwährend. Die Bildung der Nahrungs-
stoffe bezweckt deren Verwendung an den Orten
kräftigen Wachstums, vor allem in den Vegetations-
kegeln und in den werdenden Früchten ; da nun aber
die drei wichtigsten Baustoffe: Stärke, Eiweissstoff
und auch Fett nicht leicht transportabel sind und
nicht durch die Zellwände wandern können, so
müssen sie in lösliche und leicht wandernde Stoffe
umgewandelt werden. Der Verbrauch von Stoff ist
dabei die treibende Kraft; denn durch ihn wird das
chemische Gleichgewicht zerstört, und um es herzu-
stellen, strömen die neuen Baustoffe von ihren Bil-
dungsstätten, den Blättern, herzu. Zucker wandert
unmittelbar (im Wasser gelöst», ebenso ein Kohlen-
hydrat, das Inulin heisst, sowie das Asparagin , ein
Eiweissstoff. Die anderen Stoffe dagegen , welche
nicht durch die geschlossene Zellwand hindurchgehen
können. Stärke, Fette und Eiweissstoffe, werden
durch sog. Enzyme in einen Zustand gebracht, in
dem sie dies können. Enzyme sind Stoffe, welche
auf ihre Umgebung chemisch verändernd einwirken,
ohne dass sie sich selbst ändern. Das die Stärke
auflösende Enzym heisst Diastase, sie bildet aus
der Stärke Zucker, und dieser kann durch Diosmose
die Zellwand durchwandern ; von den Eiweissstoffen
kennt man diese Vorgänge weniger genau, noch
weniger von den Fetten.
Die hier besprochene Stoffwanderung findet in
dem Parenchym statt, für die Eiweissstoffe in den
Siebröhren, deren Querwände ja durchlöchert sind,
weshalb jene Stoffe sich in ihnen leichter bewegen
können.
Hinsichtlich anderer Stoffe ist der Stoffwechsel
noch wenig aufgeklärt, dahin gehören die Säuren
der Früchte, die ihrem Zucker vorangehen und die
unreifen Früchte vor Tierfrass schützen, ferner die
auch als Schutzmittel zu betrachtenden Alkaloide
und Bitterstoffe, die dem Lockapparat der Blüte
dienenden Farbstoffe und ätherischen Oele, endlich
auch die Gerbstoffe, Harze und Gummiharze.
Manche sind gewiss Abfallstoffe, die im Haus-
halt der Pflanze noch eine Nebenrolle spielen , an-
dere sind auch sicherlich durch Desorganisation (Ent-
artung) anderer Stoffe entstanden, so die letzt-
genannten wohl oft aus Zellulose.
Die Pflanze arbeitet instinktiv sehr vorsorglich:
sie verarbeitet mehr organischen Stoff, als sie gerade
zur Erhaltung und zum Wachstum ihres Körpers
nötig hat, damit sie ihn in Zeiten der Not gebrauchen
kann. Sie speichert ihn in besonderen Organen auf,
so in fleischigen Wurzeln , Wurzelstöcken , Knollen
und Zwiebeln, in den Markstrahlen, im Mark und
im Parenchym des Holzes. Hier lagern sich im
Herbst die Reservestoffe ab, als solche sind anzu-
sehen: Stärke (Kartoffelknolle), Rohrzucker (Runkel-
rübe), auch Eiweissstoffe und Fette.
Auch in Früchten und besonders in Samen
sammeln sich solche Stoffe zur Reserve an , wir
haben ja schon von dem sog. Sameneiweiss (meist
aus Stärke bestehend, z. B. bei den Getreidegräsern)
gesprochen und auch gesehen, dass die Samenlappen
solche Speicher sein können (z. B. bei den Hülsen-
früchtlern).
Mit Beginn der neuen Wachstumsperiode werden
dann jene aufgespeicherten Reservestoffe durch die
Enzyme wiederum gelöst und wandern nun zu den
Knospen bezw. zum wachsenden Keimling, um dort
das neue Leben einzuleiten.
e) Die Atmung. Der Assimilationsvorgang
j ist, wie oben beschrieben, mit einem lebhaften Gas-
austausch verbunden : die Pflanze nimmt Kohlen-
säure auf und gibt dann eben so viel Sauerstoff
wieder ab. Daneben aber findet in ihr auch der
umgekehrte Vorgang statt, der durchaus der tieri-
schen Atmung entspricht, d. h. sie nimmt Sauer-
stoff auf und gibt Kohlensäure ab.
Man beobachtet diesen Vorgang leicht an den
III. Das Leben der Pflanzen (Physiologie).
21
nicht grünen, daher also auch nicht assimilierenden
Teilen der Pflanze (z. B. an keimenden Samen);
auch die grünen Blätter atmen , aber die Assimi-
lation überwiegt bei ihnen. Wenn ihnen jedoch das
Sonnenlicht fehlt, so wird die letztere mehr oder
weniger eingestellt, und nun kann man auch an
ihnen die Atmung beobachten, also besonders bei
Nacht.
Die Atmung ist das Ergebnis eines Verbrennungs-
vorgangs: der aufgenommene Sauerstoff erwirkt in
den Organen sog. Oxydationen , deren Ergebnis
Kohlensäure ist, welche die Pflanze nun aushaucht.
Dabei muss dann also ein Gewichtsverlust, d. h ein
Verlust an Stoff stattfinden, der besonders die Kohlen-
hydrate betrifft. Dies aber ist sehr wichtig für das
Leben der Pflanze. Denn dadurch wir das che-
mische Gleichgewicht in ihr gestört; dieser Umstand
aber wird zur Haupttriebfeder der gesamten Lebens-
bewegung, die durch sie immer wieder von neuem
angeregt wird. Jedenfalls ist die Atmung daher
auch eine Lebensfunktion des Protoplasmas.
Wie bei den Tieren, so zeigt sich auch bei
den Pflanzen als äusseres Zeichen der Atmung die
Wärmebildung, an keimenden Samen und auf-
springenden Blütenknospen lässt sich dies direkt
nachweisen. Auch das Leuchten mancher Pilze
möchte vielleicht auf energische Atmung zurück-
zuführen sein.
2. Wachstum und Entwicklung. Die
auffallendste Lebensäusserung der Pflanze ist ihr
Sprossen und Wachsen. In bestimmten Zeitabschnitten
bringt eine mehrjährige Pflanze an bestimmten Stellen
immer wieder neue Organe hervor und nimmt da-
durch an Umfang zu. Allein dieses Wachstum ist
noch mit etwas anderem verbunden , nämlich mit
einer Ausgestaltung aus einfacheren Anfängen zu
einer vollkommeneren Mannigfaltigkeit. Das ist es,
was man Entwicklung nennt.
a) Das Wachstum ist eine bleibende Ver-
grösserung von innen heraus, oft ist sie mit Ge-
staltveränderung verbunden. Im Grunde genommen
beruht jedes Wachstum auf Vermehrung von Zellen,
und diese wieder auf Teilung der vorhandenen
Zellen. Wir haben schon oben gesehen, dass jede
an sich freilich mikroskopisch kleine Zelle im Laufe
ihres Lebens an Grösse zunimmt, und dass sie sich
dann in zwei Tochterzellen teilen kann, die ihrer-
seits auch wieder wachsen. Dies ist die Grundlage
allen Wachstums an der Pflanze.
Man untersuche die Knospe eines Baumes, ihre
schützenden Schuppen umschliessen schon kleine
unausgebildete Blättchen, diese aber wiederum ein
zartes Gewebe, den sog. Vegetationskegel. Ist
die Knospe aufgebrochen, so streckt sich das Innere
zu einem mit Blättern besetzten Stengel, dem jungen
Trieb. Nachdem dieser sich dem Licht erschlossen
hat, erstarkt er und wächst innedich aus. Diese
drei Wachstumsstufen lassen sich immer wieder ver-
folgen. Also: L Die Stufe des Vegetations-
kegels, er besteht aus zarten Zellen mit kräftigen
Energiden, welche hier andauernde Zellteilungen be-
wirken, sowie auch die Anlage der jungen Blätter.
Sind diese schon deutlich ausgebildet, so erfolgt:
2. die Stufe der Streckung, d. h. des eigent-
lichen Wachstums. Der junge Stengel verlängert
sich stark, und die Blätter schieben sich ausein-
ander. Dies geschieht dadurch, dass sich die ein-
zelnen Zellen strecken und ihre endgültige Gestalt
annehmen, wobei sich auch die Gewebe, wie oben
besprochen, in Haut-, Grund- und Stranggewebe
sondern. Hierauf folgt dann die 3. Stufe der
inneren und äusseren Erstarkung. Die Zellen
erhalten ihre endgültige Gestalt, Dicke und Zeich-
nung der Zellwand, sowie deren chemische Ver-
änderung (Verholzung und Verkorkung). Hiermit
hängen dann auch äussere Umbildungen zusammen,
wie die Erstarkung des Stengels und der Blätter.
Nun wird wohl jedem Denkenden die Frage
aufsteigen: weshalb wächst die Pflanze und zwar in
allen ihren Teilen in gesetzmässiger Weise, und
wiederum jede Pflanze in ihrer Weise? Wir haben
das Wachstum auf die Tätigkeit der Energiden zu-
rückgeführt und müssen nunmehr sagen, dass in
den Energiden eine auf ein bestimmtes Ziel hin-
arbeitende Kraft wirkt. Ohne diese kann kein Wachs-
tum stattfinden, aber diese Tätigkeit der Energiden
i wird durch äussere Bedingungen oder Reize aus-
gelöst und geregelt. Von diesen in der Energide
selbst liegenden Kräften des Wachstums wissen wir
noch sehr wenig. Sie werden daher oft leider ver-
nachlässigt oder gar geleugnet. Dass sie aber wirk-
lich vorhanden sind, geht daraus hervor, dass die
äusseren Bedingungen für sich allein kein Wachs-
tum erzeugen können, sondern dass dazu in erster
Linie eben die Energide oder das Protoplasma
nötig ist.
Die äusseren Wachstumsbedingungen
sind Nährstoffe, Wasser, Schwerkraft, Licht, Tem-
peratur und Medium. Die schon oben genannten
Nährstoffe sind natürlich auch zum Wachstum nötig,
es sind dieselben Stoffe, aus denen alle Organe der
Pflanze entstehen. Aber die uns so gleichartig er-
scheinenden Produkte der Assimilation bilden doch
so verschiedenartige Organe, so dass sie vielleicht
doch einen inneren Unterschied aufweisen , man
spricht daher von Wurzel, Spross, Blatt und Blüte
bildenden Stoffen.
Eine besondere Bedeutung hat das Wasser für
das Wachstum. Die Zellen des Vegetationskegels
sind ganz mit Protoplasma gefüllt. Bei der Streckung
22
Die Pflanzenwelt.
der Zellen nehmen sie viel Wasser auf, wodurch die
Zellwand in den Zustand der Anspannung („Turgor")
versetzt wird. Hierauf beruht zum Teil das Längen-
wachstum bei der Stufe der Streckung.
Die Richtung der wachsenden Pflanzenteile wird
durch Schwerkraft und Licht beeinflusst. Die Schwer-
kraft bewirkt, dass die Wurzel nach unten und der
Stengel nach oben wächst, man nennt dies posi-
tiven bezw. negativen Geotropismus. Erklären
kann man diese Erscheinung noch nicht.
Wichtig ist auch der Reiz, den das Licht auf
die wachsenden Organe ausübt. An der nicht be-
lichteten Seite besteht die Neigung Wurzeln zu
bilden, während an der belichteten Blattorgane ent-
stehen. Im Dunkeln wachsende Pflanzen (z. B. Kar-
toffeln im Keller) zeigen die Erscheinungen des Etio-
1 em en ts, d. h. sie wachsen stark in die Länge und
wenig in die Dicke, die Triebe werden dünn und
kleinblätterig, dabei blass und gelb.
Wichtig ist ferner auch die Temperatur für das
Wachstum. Es gibt für dasselbe eine untere und
obere Temperaturgrenze. Dazwischen liegt eine
Temperatur, bei der das Wachstum am stärksten
ist ; so ist z. B. die untere Temperaturgrenze für
Weizen 5" C, die obere 42^," C, am kräftigsten
wächst er bei 28'A. " C. Hiermit hängt natüriich
die Verbreitung auf der Erde zusammen. Es gibt
übrigens auch Pflanzen (Christrose, Schneeglöck-
chen), die in der kalten Jahreszeit kräftig wachsen.
Wichtig ist endlich auch das Medium für das
Wachstum. Man versteht darunter die direkte Um-
gebung, wie Luft und Wasser und die Erde für die
unterirdischen Teile. Es lässt sich denken, dass auch
dies für das Wachstum von Bedeutung sein muss.
EndHch sei noch darauf hingewiesen, dass ab-
norme Wachstumsreize auch abnorme Bildungen er-
zeugen : so entstehen durch den Stich mancher In-
sekten (Gallwespen, Blattläuse, Gallmücken und
Milben) auf Pflanzenteilen Wucherungen, die man
als Gallen bezeichnet; dahin gehört auch der durch
Pilze erzeugte Hexenbesen der Tanne.
b) Die Entwicklung ist die Ausgestaltung
einer grösseren Mannigfaltigkeit aus einfacherer An-
fangstufe. Diese Anfangsstufe ist für die Pflanze
die Eizelle, nach ihrer Befruchtung (s. S. 24) ent-
wickelt sie sich in verschiedener Weise. Beschränken
wir uns hier auf die höheren (bedecktsamigen) Pflan-
zen, so ist folgendes zu sagen: die befruchtete Eizelle
verwandelt sich durch Teilungen in einen Zeilkörper,
den Keimling (Embryo). An einem Ende bilden sich
als Höcker die beiden Samenlappen und zwischen
ihnen der Vegetationskegel, am anderen Ende ent-
steht die erste Wurzel. Bei einkeimblättrigen Pflanzen
(z. B. den Gräsern) entsteht nur ein Samenlappen.
Während der Embryo sich so entwickelt, bilden sich
auch seine schützenden Hüllen: die Samenschale
aus den Hüllen der Samenknospe und die Frucht-
! schale aus dem Fruchtknoten. (Vgl. dies mit S. 24).
Der so gebildete Same macht eine Ruhezeit
durch, befindet er sich nach derselben in günstigen
Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnissen, so wirken
diese als Reize, welche die schlummernden Kräfte
des Samens auslösen. Nun beginnt eine neue Ent-
wicklung, die jedermann leicht an keimenden Erbsen
oder Bohnen beobachten kann. Der Keimling dehnt
sich aus und verlässt die aufspringenden Hüllen, die
junge Wurzel dringt in die Erde, der Vegetations-
kegel wächst empor und bildet bald am Licht die
ersten Blättchen. Die Samenlappen treten dabei
entweder mit hervor, oder sie bleiben in der Erde
stecken. Die erste Nahrung saugt das junge Pflänz-
chen aus seinen dickfleischigen Samenlappen oder
aus seinem Sameneiweiss auf (s. S. 12). Bald aber
sind die jungen Wurzeln und ersten Blätter zur
eigenen Ernährungsarbeit kräftig genug: das Säug-
lingsalter des Pfiänzchens ist zu Ende.
Nun beginnt die Zeit der kräftigsten Entwick-
lung, die Wurzel wächst immer weiter in die Erde
hinein, wobei sich fortwährend die oben geschil-
derten Wachstumsstufen wiederholen : lebhafte Tei-
lung im Vegetationskegel, Streckung und innere
Ausbildung. Hinter der Streckungszone entstehen
die langen Wurzelhaare, welche das Wasser auf-
saugen und hinter ihnen die Nebenwurzeln, die
sich nun ebenso verhalten wie die Hauptwurzeln.
Währenddessen entwickelt sich im Licht der junge
Keimspross zum kräftigen gegliederten Stengel. Der
emporstrebende Vegetationskegel bildet immer neue
Stengelglieder, an denen sich wiederum stetig jene
drei Wachstumsstufen wiederholen. Dabei entstehen
am Vegetationskegel selbst die jungen Blätter als
Höcker, sog. Primordialblatt , mit Bhittgrund und
Oberblatt. So verschieden die Blätter auch sind,
sie gehen aus solchen äusserlich gleichen Anlagen
hervor.
Während sich der Spross so immer weiter ent-
wickelt, entstehen in den Blattachseln aus kleinen
Höckern neue Vegetationskegel , die entweder so-
fort oder später ihre Tätigkeit in derselben Weise
wie der Vegetationskegel am Hauptspross beginnen
und dann Seitenäste bilden.
Die hier geschilderte Entwicklung setzt sich bis
zum Eintritt derjenigen Stufe fort, die man als Höhe
des Lebens bezeichnen muss, bis zur Blütezeit. Bei
den sogenannten einjährigen Pflanzen tritt diese
schon im Lauf des Sommers ein, bei den zwei-
jährigen, die dann durch Dauerorgane überwintern
müssen, erst im zweiten Jahre. Es gibt aber auch
vieljährige Pflanzen, welche in jedem Jahr eine neue
Blütezeit durchmachen und dann also immer wieder
III. Das Leben der Pflanzen (Physiologie).
23
durch Dauerorgane (Wurzelstöcke, Knollen, Zwiebeln
oder oberirdische holzige Stämme, wie die Bäume)
überwintern.
Zur Zeit der höchsten Kraftentfallung bildet die
Pflanze am Gipfel oder auch seitlich Sprosse von
besonderer Art, die Blütensprosse. Der Vegetations-
kegel derselben ist nur begrenzt tätig und wird oft
aufgebraucht. Auch an ihm entstehen Blätter aus
kleinen Höckern, in der Reihenfolge wie S. 8 ff. be-
schrieben, also zu äusserst Kelchblätter, dann Blumen-
blätter, ferner Staub- und Fruchtblätter. Hat die
Blüte später nicht getrennte Blätter, sondern eine
Kelch- oder Blumenkronenröhre, so entsteht diese
indem sich die gemeinsame Basis der kleinen Höcker
ringförmig erhebt. Die Entwicklung der Staub- und
Fruchtblätter ist sehr mannigfaltig, der Höcker des
Fruchtblattes wölbt sich kapuzenförmig und ver-
wächst an den Rändern. In der so entstandenen
Höhlung entstehen die Samenknospen, wiederum aus
kleinen Zellhöckern.
Wie die Knospe, so entfaltet sich auch der reife
Blütenspross, um den Höhepunkt des Pflanzenlebens,
die Befruchtung zu erwarten (über diese s. S. 24).
Ist sie erfolgt, so beginnt der letzte Entwicklungs-
abschnitt, die Fruchtbildung: Sprosse und Blätter
bilden sich nun nicht mehr, sondern alle in den vor-
handenen Blättern erarbeiteten Bildungsstoffe strömen
in die Fruchtknoten, um hier einem neuen, der
Pflanze selbst ganz gleichgültigen Zweck zu dienen,
nämlich der Bildung von Keimen neuer Pflanzen.
Ist auch dieser Zweck erfüllt, so ist das Leben
der Pflanze vollendet: sie selbst stirbt an Entkräfti-
gung, lebt aber in ihren Nachkommen fort. Bei
mehrjährigen Pflanzen wiederholt sich, wie schon
gesagt, dieser Vorgang, aber auch sie und selbst
die kräftigsten Bäume wirken sich endlich aus, sei
es auch manchmal erst nach Jahrhunderten.
3. Bewegungserscheinungen. Dem Laien
erscheint die Bewegung als das wichtigste Lebens-
zeichen. Wenn die Pflanze sich nun auch nicht von
der Stelle bewegt, so kann sie doch vielfach ihre
einzelnen Organe bewegen. Diese Erscheinungen
beruhen auf der Reizbarkeit des Protoplasmas, die
ihrerseits durch äussere Reize ausgelöst wird. Jene
Reizbarkeit des Protoplasmas offenbart sich schon in
seiner eigenen Bewegung, wie sie das Mikroskop er-
kennen lässt. — Namentlich wachsende Organe zeigen
Bewegung. Nu ta tionsbe wegungen nennt man
sie, wenn äussere Reize nicht erkennbar sind, z. B.
die Krümmung der Knospenschuppen, Entfaltung
und Streckung der Laubblätter, Oeffnung der Blüten-
hüllen. Hierbei wächst immer eine Seite des be-
treffenden Organs stärker als die andere. Bei den
Reizbewegungen müssen zwar auch innere Vor-
gänge stattfinden, allein daneben sind auch aus-
lösende Reize erkennbar; solche können sein Schwer-
kraft, Licht, Wasser, Berührung, Wärme und chemische
Stoffe. Dass auf die Schwerkraft der Geotropis-
mus antwortet, haben wir schon gesehen, wenn
nun zwar diesem zufolge die Wurzel nach unten,
der Stengel nach oben wächst, so gibt es doch auch
Pflanzenteile, welche anders wachsen; so wachsen
die Seitenwurzeln schief in die Erde und die Erd-
beerausläufer wagerecht über die Erde hin. Jene
geotropischen Bewegungen zeigen sich nur an
wachsenden Organen , eine Ausnahme bilden die
sog. Knoten mancher Pflanzen, z. B. an Nelken
und Gräsern. Wenn solche Pflanzen, etwa durch
Hagelschlag niedergestreckt sind, so können sie sich
durch Emporkrümmung der Knoten wieder erheben.
Die Sprossenden von Schlingpflanzen (Winden) be-
schreiben Schraubenlinien, suchen damit eine Stütze
und legen sich schraubenförmig um dieselbe herum.
Auch dies ist durch stärkeres Wachstum der Aussen-
seite des sich streckenden Sprosses zu erklären.
Dieses Winden folgt nur in senkrechter Richtung
nach oben. Also wird auch hier die Schwerkraft
als Reiz wirken, nicht aber etwa nur die Berührung
mit der Stütze; denn ohne eine solche wächst der
Stengel auch in der Luft gewunden weiter. Die
Richtung ist bei derselben Art stets dieselbe, meist
links herum.
Auch das Licht kann Krünmiungsbewegungen
veranlassen, man nennt dies Heliotropismus.
Jeder weiss von seinem Blumentisch her, dass sich
der Spross mit seinen Blättern dem Licht zuwendet,
während sich die Wurzel von ihm abkehrt. Die
Blätter stellen sich dabei senkrecht zu den Licht-
strahlen. An manchen Pflanzen kann man im Lauf
des Tages beobachten, wie die Blätter der Stellung
der Sonne folgen. Eigentümlich sind die sogenannten
Kompasspflanzen (besonders in tropischen Ge-
genden). Bei ihnen stehen die Blätter, wie schon ge-
sagt, senkrecht in Süd-Nord-Richtung. Dadurch wird
erreicht, dass die heissen Mittagsstrahlen die Blätter
nicht zu stark treffen. Die Blütenstiele stehen auf-
recht, aber nach der Befruchtung krümmen sie sich
oft vom Lichte weg oder schieben die reifende Frucht
gar in dunkle Felsspalten hinein. Also wirken auch
hier nicht nur äussere Lichtreize, sondern wieder
innere Kräfte.
Von den Schlingpflanzen sind andere Kletter-
pflanzen zu trennen, die sich durch Ranken , d. h.
lange dünne Fäden festhalten. Auch diese suchen
eine Stütze. Wenn sie eine solche gefunden haben,
so wirkt die Berührung als Reiz, und die Ranke legt
sich korkzieherartig herum, die Richtung der Stütze
hat hierauf keinen Einfluss.
Auch die Wärme kann als Reiz dienen, das
zeigt sich besonders an den Blüten, deren Hüllen
24
Die Pflanzenwelt.
sich bei Wärme und Licht öffnen und bei Kälte und
Dunkelheit schliessen, z. B. bei der Tulpe. Aehnlich
wirkt das Wasser des Regens, z. B. beim Gänse-
blümchen.
Endlich glaubt man auch, dass chemische Stoffe
Bewegungsreize auslösen können, z. B. an Wurzeln
und Pollenschläuchen.
Auch völlig ausgewachsene Teile können Be-
wegungen ausführen, das sind zunächst die Varia-
tion sbewegun gen. Wir sahen, dass bei der
Streckung wachsender Organe der Turgor, d. h. die
Ausdehnung der Zellwände durch aufgenommenes
Wasser, mit eine Ursache ist. Auch bei den Varia-
tionsbewegungen spielt er eine Rolle, dieselben er-
folgen an Blättern mit einem Gewebepolster, dessen
Zellwände sehr elastisch sind und daher durch Turgor
vorgewölbt werden können. Dabei senkt oder hebt
sich dann das betreffende Blatt. Die den Turgor
hervorrufende Wasserströmung wird durch äussere
Reize (Licht, Wärme, Berührung) hervorgerufen. Zu
diesen Bewegungen gehört die Schlafbewegung.
Bei manchen Pflanzen, Kleearten , Mimosen , Sauer-
klee, senken sich die Blätter im Dunkeln und heben
sich im Hellen, wobei jene Wasserströmungen und
Turgor die Ursachen sind. Bei der Mimose tritt
dieselbe Erscheinung ein, wenn die Blättchen be-
rührt oder die Pflanzen erschüttert werden. Auch
manche Staubfäden zeigen auf Berührung hin solche
Variationsbewegungen.
4. Die Fortpflanzung. Wir haben schon
gesehen, dass die Pflanze auf der Höhe ihres Lebens
eine von jedem Egoismus losgelöste Arbeit voll-
führt: die Bildung von Nachkommen im Schoss der
Blüte. Diese Lebensäusserung, durch welche ein
Individuum entsteht, heisst Fortpflanzung. Sie kann
vegetativ oder geschlechtlich sein.
a. Bei der vegetativen Vermehrung lösen
sich gewisse Teile der Pflanze ab und wachsen zu
neuen Pflanzen heran. Als Beispiel gedenken wir
der Ausläufer der Erdbeere, welche weit von der
Mutterpflanze fortkriechen und sich dort schliesslich
bewurzeln und neue Sprosse bilden. Auch Teile
des Wurzelstocks, Zwiebeln und Knollen können
eine ähnliche Bedeutung haben. Der Zweck dieser
Art von Vermehrung ist offenbar Ersatz der ge-
schlechtlichen Fortpflanzung, findet letztere doch bei
manchen dieser Pflanzen (Erdbeere, Feigwurz) über-
haupt nicht mehr oder sehr gering statt.
b. Die geschlechtliche Fortpflanzung.
Diese besteht darin, dass die Energiden zweier ver-
schiedenartiger Zellen miteinander verschmelzen. Man
nennt dies die B ef ru ch tung, die in Verschmel-
zung der weiblichen Eizelle mit dem Inhalt des
männlichen Pollenkorns besteht. Die inneren Vor-
gänge sind uns noch sehr unklar. Sicher ist wohl,
dass der Kern der männlichen Zelle bei der Be-
fruchtung eine grosse Rolle spielt.
Im einzelnen zeigt die Befruchtung verschie-
dene Formen. Wir können hier nur diejenige be-
sprechen, die für die höchsten Pflanzen (Samen-
pflanzen) kennzeichnend ist. Hier ist die männliche
Zelle, das Pollenkorn, nicht frei beweglich, sondern
wird durch fremde Kräfte zur weiblichen Eizelle, die
im Embryosack liegt, gebracht, nämlich auf die
Narbe des Stempels; es treibt einen durch den
Griffel hindurch bis zur Mikropyle der Samenknospe
herabwachsenden Schlauch. In diesem Pollenschlauch
entstehen einige sog. Spermakerne, von denen
einer mit der Eizelle verschmilzt (Fig. 79).
Wir haben gesagt, dass das Pollenkorn durch
fremde Kraft auf die Narbe getragen wird, man
nennt diesen Vorgang Bestäubung. Wir werden
auf ihn zurückkommen.
Da die Pflanze die geschlechtliche Fortpflanzung
nach Möglichkeit erstrebt, so muss sie gegenüber der
! vegetativen Vermehrung ihre besondere Bedeutung
I haben. Beide Zellen sind innerlich gewiss ganz
verschieden. Durch ihre Verschmelzung werden die
j Eigenschaften beider Eltern auf den Abkömmling
übertragen. Derselbe kann also im Gegensatz zu
dem durch vegetative Vermehrung entstandenen viel-
seitiger werden und mehr oder weniger abändern,
was zur Bildung von sog. Abarten oder Varie-
täten führt. Ausserdem ist zu beachten, dass die
geschlechtliche Fortpflanzung gegen Nässe und Kälte
'. widerstandsfähigere Gebilde erzeugt, als die vegeta-
tive Vermehrung; denn die hartschaligen Samen sind
vielfach als Dauerorgane besser geschützt als Zwie-
beln, Knollen und Wurzelstöcke.
IV. Die Pflanze in ilirem Verhältnis
zur Tierwelt.
(Biologie im engeren Sinne.)
Wir haben schon immer auf die Beziehungen
hingewiesen, welche die Pflanze nach Gestalt, Bau
und Leben mit ihrer Umgebung verknüpfen. Hier
wollen wir noch besonders ihrer Beziehungen zu
anderen Lebewesen gedenken.
L Die Bestäubung. Wie schon gesagt,
versteht man darunter die Uebertragung des Pollens
auf die Narbe. Geschieht dies in ein und derselben
(zwitterigen) Blüte, so spricht man von Selbst-
bestäubung, im anderen Falle von Fremd-
bestäubung. Da die letztere vielfach kräftigere
Nachkommen liefert, so wird sie von der Pflanze in
erster Linie erstrebt. Der Pollen kann nun durch
Wind oder durch Tiere übertragen werden, die sog.
windblütigen Pflanzen, z. B. Haselstrauch, haben
zahlreiche kleine und unscheinbare Blüten, ohne
IV. Die Pflanze in ihrem Verhältnis zur Tierwelt.
25
leuchtende Farben, Duft und Honig, z. B. Taf. 25,
dagegen mit sehr viel trocknem Blütenstaub. Wenn
dieser reif ist, so wirbelt ihn der leichteste Wind-
stoss in die Luft und trägt ihn auf die Narben der an-
deren Blüten.
Ganz anders ist es, wenn Tiere jenen Boten- j
dienst leisten. Tiere, die hierbei in Betracht kommen,
liefert vor allem das muntere Volk der Insekten,
aber auch einige Vögel (Kolibris) leisten Boten-
dienste. Wer einmal an einem sonnigen Tag das
emsige Treiben von Bienen, Schmetterlingen, Fliegen
u. s. w. auf einer Wiese beobachtet hat, mag wohl
schon einen Einblick gewonnen haben in die Wunder
der Natur, die sich uns in diesem Ausschnitt ihres
Lebens eröffnen. Keines ihrer Gebiete ist so ge-
eignet zu selbständiger Naturbetrachtung wie dieses,
und keines wird den Naturfreund mehr befriedigen.
Wir können daher unsere Leser auch nur bitten,
durch eigene Beobachtung in der freien Natur selbst
einen Blick in diese höchst mannigfaltige Wunder-
welt zu tun. Fast jede Pflanze zeigt hierbei ihre
Eigenart und was wir hier bieten können, sind nur
einzelne zur Anregung dienende Beispiele.
Die Natur zeigt ein wunderbares Gemisch von
Selbstsucht und Selbstlosigkeit: wenn sich also die
Pflanzen bei der Bestäubung von Tieren helfen
lassen , so ist es nur möglich , indem sie den an
sich selbstsüchtigen Tieren dafür irgend etwas bieten.
Dies ist nun entweder eine Wiege für die Brut oder
ein Unterschlupf für die Tiere selbst oder vor allem
Nahrung. Für den ersten Fall bietet das nickende
Leimkraut ein gutes Beispiel. Dasselbe blüht mehrere
Nächte hindurch, während die Blumenblätter bei
Tage nach innen eingerollt und unscheinbar aus-
sehen. Die offene Blüte sieht blendend weiss aus
und lockt daher Eulen (Nachtschmetterlinge) an,
welche den Honig suchen. Die Weibchen legen in
den Fruchtknoten ihre Eier. In den ersten beiden
Nächten ragen die reifen Staubgefässe aus der Blüte,
in der dritten an ihrer Stelle die offene Narbe. In-
dem die Schmetterlinge von Blume zu Blume fliegen,
bestäuben sie sich mit Pollen und bringen ihn auf
die Narbe eines anderen Exemplars. Dadurch sorgen
sie für die Bildung der Samenanlagen im Frucht-
knoten, also für die Erhaltung der Pflanzenart, aber
auch zu gleicher Zeit für die Erhaltung ihrer eigenen
Art: denn aus ihren Eiern entwickeln sich im Frucht-
knoten die kleinen Räupchen, welche sich von den
Samenanlagen ernähren. Da das Leimkraut eine
grosse Fülle der letzteren erzeugt, so bleiben immer
noch genug übrig, die zur Reife gelangen.
Vielfach finden die Insekten selbst Unterschlupf
in den Blüten , wobei noch besonders der Um-
stand wichtig ist, dass die Temperatur in den
Blüten höher ist, als in der Umgebung. Oft wird
H off mann-Dennert, Botan. Bilder-Allas. 3. Aufl.
man z. B. Käferchen und andere Insekten in den
hängenden Blüten der Glockenblume und des Finger-
huts finden. Bei manchen Aronsgewächsen gestaltet
sich die Blüte geradezu als Gefängnis kleiner Fliegen.
Aehnlich ist's auch bei dem bekannten Osterluzei
(Taf. 29, 2). Die Kronenröhre dieser Pflanze er-
weitert sich am Grunde zu einem Kessel, in dem
Staubgefässe und Stempel liegen. Die Narbe wird
vor den Staubgefässen reif, in der Blumenkronen-
röhre befinden sich nach innen gerichtete Borsten-
haare, welche gleich einer Mausefalle wohl den Ein-
gang, nicht aber den Ausgang gestatten. Die frisch
geöffneten Blüten mit reifer Narbe stehen aufrecht
und locken mit ihrer gelben Farbe kleine Fliegen an,
die hineinkriechen und in dem Kessel einen behag-
lichen Aufenthalt finden. Das saftige Gewebe der
Wände, vor allem aber die bald sich öffnenden Staub-
gefässe bieten ihnen reichlich Nahrung. Wenn der
Blütenstaub reif ist, sind die Narben zusammen-
geschrumpft, so dass Selbstbestäubung nicht mög-
lich ist. Währenddessen hat sich aber auch die
Blüte gesenkt, die Haare in der Röhre sind ver-
schwunden, und mit Blütenstaub bepudert suchen
die Fliegen das Freie. Kriechen sie dann wieder in
eine junge Blüte, so bewirken sie auf der frischen
Narbe die Fremdbestäubung.
In den meisten Fällen suchen die Insekten in
den Blüten Nahrung und zwar vor allem Honig.
Dieser wird in grösseren oder kleineren Mengen an
bestimmten Stellen der Blüte abgesondert, jedes
Organ der Blüte kann solche sog. Nektarien (Honig-
drüsen) tragen oder bilden : bei manchen Enzian-
arten der Fruchtknoten, bei Heidelbeeren die Staub-
blätter, bei Lilien und Schneeglöckchen die Blumen-
blätter; oft bildet die Blumenkrone für den Honig
einen Sporn (Balsamine und Akelei). Auch beson-
dere Honigblätter kommen vor, so die Tüten bei
der Christrose. Bei manchen Pflanzen liegt der
Honig ganz offen und kann dann von Insekten mit
kurzem Rüssel genascht werden. Vielfach aber ist
er an solchen Stellen zu finden, wo ihn nur be-
stimmte Insekten mit Rüssel von bestimmter Länge
und Beschaffenheit erhalten können. — Auch der
Blütenstaub bildet ein gesuchtes Nahrungsmittel für
Insekten. Es lässt sich beobachten, dass Pflanzen
mit zahlreichen Staubgefässen, also auch mit vielem
Blütenstaub keinen Honig enthalten, denn der Blüten-
staub ist schon Anziehungspunkt genug, so beim
Mohn und bei den Rosen. Auf solchen Pflanzen
treiben sich viele Käfer, Fliegen und Blasenfüsse
herum, tun sich an den Pollen gütlich und ver-
I schleppen ihn dabei von Blüte zu Blüte. Hurnmeln
' und Bienen aber sammeln ihn direkt ein als Nah-
rung für ihre Brut.
Wie finden denn nun aber die Insekten den
4
26
Die Pflanzenwelt.
Weg zu den Blüten? Vor allem werden sie durch
leuchtende Farben angelockt, welche windblütige
Pflanzen (Hasel, Gräser) ganz entbehren. Vor allem
sind es die Blumenblätter, die gross und bunt sind.
Oft stehen auch viele kleine Blüten in einem weit-
hin sichtbaren Blütenstand zusammen (Doldenpflanzen,
Klee); aber auch andere Blütenteile können an-
lockend wirken , so sind bei der Wiesenraute die
Staubblätter gross, gelb und lang hervorragend, und
bei der Schwertlilie sind die Narben gross und bunt.
Besonders interessant ist, dass innerhalb eines Blüten-
stands eine Arbeitsteilung der Blüten eintreten kann,
indem einzelne , meist am Rand stehende unfrucht-
bare Blüten den Lockapparat darstellen. Bei vielen
Korbblütlern kann man dies beobachten, mit am
schönsten bei der Kornblume, deren am Rande
stehende blauviolette Trichter lediglich Lockapparate
sind. Die Farben selbst zeigen eine schier unend-
liche Mannigfaltigkeit, man betrachte nur einmal
eine Wiese zur Sommerszeit. Besonders verdient
es noch hervorgehoben zu werden , dass die im
Dunkel der Nacht sich öffnenden Blüten nicht bunt,
sondern weiss oder fast weiss und leuchtend sind.
Nur so sind sie für die nächtlichen Insekten (be-
sonders Schmetterlinge) weithin sichtbar.
Ein zweites Mittel, um die Insekten anzulocken,
ist der Duft der Blüten. Auch hierin zeigt sich
wieder eine ausserordentliche Mannigfaltigkeit. Man
kann wohl annehmen, dass sich der Duft jedesmal
gerade dem Geschmack des Insektes anpasst, auf
dessen Besuch die betr. Pflanze angewiesen ist.
Dass die Insekten, von deren Geruchsorgan man
merkwürdigerweise nur wenig weiss, dabei den-
selben Geschmack entwickeln wie wir , kann man
nicht immer behaupten, denn es möchte wohl nicht
gerade einen Menschen geben , welcher den Ge-
schmack gewisser Fliegen und Käfer teilt, welche
Blüten mit durchdringendem Aasgeruch besuchen.
Andererseits scheint es Düfte zu geben, welche wir
nicht wahrnehmen können, wohl aber die Insekten.
So werden die Bienen von dem wilden Wein trotz
seiner unscheinbaren und für uns duftlosen Blüten
auf mehrere 100 m angelockt.
Während nun so die Pflanze die ihr nützlichen
Gäste mit allen möglichen Mitteln heranlockt, weiss
sie sich auch gegen unberufene Eindringlinge, die
ihr bei der Bestäubung nicht nützen können, zu
schützen: aus der langen Röhre des Geisblattes
können nur langrüsselige Schmetterlinge den Honig
holen. Von unten her ankriechende Insekten, z. B.
Ameisen, werden bei der Pechnelke durch einen
klebrigen Ring am Stengel, bei der Stachelbeere
durch Drüsenhaare am Fruchtknoten abgehalten.
Vielfach ist der Zugang zum Honig durch Klappen
oder Haare verwehrt. Auch kommt es vor, dass
die Pflanze die honiglüsternen Ameisen durch Honig-
drüsen, die ausserhalb der Blüte liegen, von dieser
ablenkt.
Der Bestäubungsakt selbst zerfällt in zwei Szenen :
1. Die Aufladung des Blütenstaubs in der einen
Blüte auf das Insekt; 2. die Abladung desselben in
der anderen Blüte auf die Narbe. Um diesen Vor-
gang und damit die Fremdbestäubung zu sichern,
sind die bewundernswertesten Einrichtungen ge-
troffen. Am einfachsten ist es, wenn Staubgefässe
und Narben zu verschiedenen Zeiten reif werden, und
die einen verschrumpfen, wenn die anderen reif sind ;
damit ist ja natürlich Selbstbestäubung ausgeschlossen,
so bei dem oben erörterten Fall von Osterluzei
u. V. a. Sodann stehen Staubgefässe und Narben
derartig, dass sie nacheinander ganz bestimmte Or-
gane und Teile der Insekten berühren, und oben-
drein sind sie für bestimmte Insektenarten, und nur
für sie, eingerichtet. Die Zahl der Fälle ist ausser-
ordentlich gross. Wir werden im speziellen Teile
viele kennen lernen.
Wir haben zwar gesagt, dass die Pflanze meistens
Fremdbestäubung anstrebt, allein hierbei zeigt sich
so recht überzeugend, dass sie keine blindwirkende
Maschine ist; denn es hat sich herausgestellt, dass
viele auf Fremdbestäubung eingerichtete Arten, dann,
wenn diese aus irgendwelchen Gründen nicht einge-
treten ist, imstande sind, Selbstbetsäubung eintreten
zu lassen. Auch hierfür gibt es eine erstaunliche Man-
nigfaltigkeit der Einrichtungen, die wir im speziellen
Teil kennen zu lernen Gelegenheit haben werden.
2. Das Schmarotzertum. Während es sich
in den eben besprochenen Verhältnissen um einen
Freundschaftsbund handelt, bei dem jedes Wesen
zu seinem Recht kommt, wollen wir jetzt unser
Augenmerk auf jene andere Beziehung zwischen
Pflanze und Tier und auch Pflanze und Pflanze
lenken, bei der es sich um Feindschaft handelt, weil
eines der beiden Wesen dabei Schaden erleidet.
Man versteht unter Schmarotzern und Para-
siten Wesen, welche sich auf Kosten eines an-
deren ernähren. Im Grunde sind wir Menschen
ebenso wie die Tiere als Schmarotzer des Pflanzen-
reichs aufzufassen, weil wir auf die von diesem er-
zeugten organischen Stoffe als Nahrung angewiesen
sind. Nun gibt es aber auch Pflanzen, welche den
Spiess umdrehen und sich von Tieren oder anderen
Pflanzen ernähren. Pflanzliche Schmarotzer auf
Tieren sind freilich selten, doch gehört dahin fast das
ganze Reich solcher Bakterien, welche Krankheiten
erzeugen und verbreiten. Viel grösser ist dagegen
die Zahl von Pflanzen , die auf ihresgleichen leben.
Wenn wir bedenken , dass es sich hierbei um
eine völlig veränderte Ernährungsweise handelt, so
ist von vornherein anzunehmen, dass hierbei die
IV. Die Pflanze in ilirem Verhältnis zur Tierwelt.
27
Ernährungsorgane eineUmgestaltung erleiden müssen,
und so ist es in der Tat: die Blätter mit ihrem
Blattgrün verschwinden, und die Wurzeln verlieren
die Möglichkeit, Wasser nebst Nährsalzen aus dem
Boden aufzusaugen, statt dessen sind sie zu Or-
ganen geworden, mit denen sich der Schmarotzer
an und auf seinem „Wirt" festhält und ihm die
Nahrung entzieht. Nicht immer geht diese Um-
wandlung so weit. Es gibt eine ganze Reihe von
Pflanzen, denen man diese hinterlistige Lebensweise
gar nicht ansieht, die Blätter sind noch vorhanden
und auch normale Wurzeln nebst Wurzelhaaren,
allein daneben haben sie Haftscheiben u.s. w., mit
denen sie sich auf den Wurzeln anderer Pflanzen in
ihrer Umgebung festhalten, so ist es z. B. beim
Klappertopf, Augentrost, Läusekraut u. s. w. Man
nennt diese Pflanzen Wurzelschmarotzer. Ein
echter Schmarotzer dieser Art ist der Fichtenspargel,
dessen oberirdische Organe ganz bleich sind , also
nicht mehr assimilieren, die Haftscheiben oder
Haustorien der Wurzeln sitzen den Wurzeln von
Laubbäumen auf. Die Orobanche lässt ihre Wurzel
mit denen der Nährpflanze (z. B. Klee) zu dick-
hchen Gebilden verwachsen. — Blattlos und nicht
grün ist auch die Flachsseide, welche in der Erde
überhaupt keine Wurzel mehr hat, sie windet sich
um ihre Nährpflanze (Flachs, Brennessel) herum und
sendet in sie Saugwarzen hinein.
Harmloser als diese Pflanzen sind die sog. Epi-
phyten, welche besonders in den Tropen auf
Baumstämmen leben, namentlich Knabenkräuter (so
die Vanille) und Farne; zumeist schaden sie dem
Baum weniger, sie leben vielmehr von Humus, der
sich auf ihm gebildet hat. Ein Epiphyt unserer
Flora ist die Mistel, die sich zwar mit ihren grünen
Blättern noch selbst ernähren kann, die aber doch ihre
kurzen „Senker" (Wurzeln) in den Stamm der Bäume
sendet, nicht nur um sich festzuhalten, sondern um
zu schmarotzen.
Jene harmloseren Epiphyten führen zu einer
ganz anderen Gruppe von Wesen über, die man im
weiteren Sinne auch noch Schmarotzer, im engeren
dagegen Fäulnisbewohner oderSaprophy ten
nennt. Der Name sagt es schon, dass diese Pflanzen
nicht von lebenden Wesen, sondern von totem orga-
nischem Stoff, vor allem auch schon zersetztem, also
von Humus leben. Dahin gehören nur wenige höhere
Pflanzen, wie z. B. die Orchidee Nestwurz, dagegen
ist die ganze grosse Abteilung der Hutpilze zu
diesen Fäulnisbewohnern zu rechnen.
3. Insektenfressende Pflanzen. Es gibt
Pflanzen, welche ihre Eigenart verleugnen und
lebende Tiere aufzehren. Zwar besitzen sie noch
grüne Blätter und ernähren sich also mit diesen
ebenso wie andere redliche Pflanzen, allein daneben
haben sie noch Mordinstrumente, und zwar haben
sie gerade die Blätter dazu umgewandelt. Um die
Tiere, es handelt sich dabei besonders um kleine
Insekten, verdauen zu können, müssen die Pflanzen
einen auflösenden Saft besitzen, den sie aus Drüsen
absondern.
Das einfachste Beispiel bietet ein Pflänzchen
unserer Flora, der Sonnentau (Taf. 32, 3): auf
seinen rundlichen Blättern stehen zahlreiche gestielte
rote Drüsen , die eine glänzende Flüssigkeit abson-
dern. Kleine Fliegen lassen sich täuschen, halten die
Flüssigkeit offenbar für Honig und fliegen herbei,
kaum lassen sie sich auf das Blatt nieder, so klam-
mern sich die Haare um das Opfer herum, und die
klebrige Flüssigkeit hält es fest und erstickt es, um
es jiann zu verflüssigen. Alles Aufgelöste wird von
dem Blatt aufgesogen und die übrig bleibenden
Reste der Körperbedeckung (Chitin) abgestossen.
Wenn man nun bedenkt, dass der Moorboden, auf
dem der Sonnentau wächst, arm an Stickstoff ist,
so leuchtet ein, dass der Insektenfang für die Pflanze
tatsächlich von Bedeutung ist.
Besonders eigenartig sind noch die Kannen-
pflanzen. Es sind dies Pflanzen der Sumpfvege-
tation des Urwaldes. Als Beispiel mag Nepenthes
dienen. Bei dieser ist ein Teil des Blattes in eine
mit Deckel versehene Kanne verwandelt. Dieselbe
ist oft bunt gefärbt und sondert am Rand eine süsse
Flüssigkeit ab; durch beides werden Insekten an-
gelockt, die sich dort gütlich tun wollen. Da nun
aber der Innenrand der Kanne glatt und abschüssig
ist, so fallen viele Tiere rettungslos in das Innere
der Kanne. Hier selbst hat sich Regenwasser an-
gesammelt, in welchem jene ertrinken. Die ver-
wesenden Stoffe werden sodann von der Pflanze
aufgesogen.
4. Schutz- un d Trutzbündnisse. Es ist
wunderbar, dass manche Pflanzen mit Tieren, die
anderen Pflanzen lästig werden, geradezu ein Bündnis
schliessen, es sind das die Ameisen. Wir haben
schon gesehen, dass die Pflanzen oft die nach Honig
lüsternen Ameisen von den Blüten ablenken, indem
sie ihnen ausserhalb Honig bieten. Nun gibt es
aber auch Pflanzen , welche Ameisen zum Schutz
I ihrer Blüten herbeilocken, nämlich einige Korbblütler
I in Südost-Europa scheiden auf den Hüllblättern ihrer
Blütenköpfchen so reichlich Honig ab, dass oft der
Zucker auskristallisiert. Auf ihnen finden sich daher
zahlreiche Ameisen ein, welche diesen Posten durch
drohende Haltung der Beine und Kiefern, wie auch
durch Ausspritzen von Ameisensäure gegen andere
Insekten erfolgreich verteidigen. Zu diesen gehört
besonders ein grosser Käfer (dem Goldkäfer nahe
verwandt), der die unbewachten Blütenköpfchen er-
barmungslos zerfrisst.
28
Die Pflanzenwelt.
Man spricht sogar von Ameisenpflanzen.
Dieselben bieten gewissen Ameisen in Höhlungen
des Stengels, ja sogar von sicheren Stacheln oder
in Anschwellungen der Zweige angenehme Wohnung,
obendrein auch noch in der Nähe derselben in Honig
oder Fett- und Eiweissstoffen Nahrung dar. Was
soll dies nun? Jene Pflanzen sind den Angriffen
anderer Tiere ausgesetzt, manche tropische Bäume
z. B. denen der Blattschneider-Ameisen, die einen
Baum in kurzer Zeit entlauben können. Die Mieter
des Baumes nun jagen diese Angreifer fort und
dienen so dem gastlichen Baum als Schutzgarde.
5. Ernährungs genossenschaf ten. In-
mitten dieser Welt, in der sich ein Leben auf das
andere aufbaut und durch seine Vernichtung erhält,
gibt es auch gar wunderbare Erscheinungen gegen-
seitiger Hilfeleistungen, sog. Lebensgemeinschaften,
Genossenschaften von Wesen , die sich zu gegen-
seitiger Aushilfe bei der Ernährung vereinigen. Im
Grunde genommen bildet schon die gesamte Lebe-
welt eine derartige Ernährungsgenossenschaft, weil
die Pflanzen von der Kohlensäure leben, welche
Tiere und Menschen ausatmen, und diese wieder
von dem Sauerstoff, der bei der Assimilation der
Pflanzen entweicht.
Eine sonderbare Genossenschaft hat man bei
Heide- und Humuspflanzen entdeckt; die Wurzel-
spitzen der Heidekräuter, Alpenrosen, Eichen u. s.w.
besitzen keine Wurzelhaare wie gewöhnlich, son-
dern sind mit einem Filz von Pilzfäden umgeben.
Diese Pilzwurzeln oder Mykorrhizzen werden
die Pflanze wahrscheinlich mit Wasser aus dem
Boden versorgen , während die Pflanze den Pilzen
selbst einen Teil ihrer Nahrungsstoffe zukommen
lässt. Noch bemerkenswerter ist eine Genossen-
schaft zwischen den Leguminosen (Erbse, Bohne,
Klee, Lupine) und Bakterien. An den Wurzeln der
genannten Pflanzen befinden sich kleine KnöUchen
und in deren Gewebe zahllose Bakterien. Während
die höheren Pflanzen, wie wir früher gesehen haben,
nicht imstande sind, den Stickstoff der Luft für sich
zu verwenden, können dies jene Bakterien mit Leich"
tigkeit. Daher versorgen die Bakterien die Pflanze
mitstickstoffhaltigerNahrung{Eiweiss)und die Pflanze
jene Bakterien mit Kohlehydraten. Dies erklärt die
schon lange bekannte Tatsache, dass jene Legu-
minosen auch auf schlechtem, sandigem Boden gut
gedeihen. Aber diese Genossenschaft hat noch eine
weitergehende Bedeutung für den Haushalt der Natur.
Jene Bakterien führen in den Knollen ein üppiges
Leben, schwellen merkwürdig an und gehen zu Grunde^
ihre Eiweissstoffe aber gehen in den Boden über
und bereichern diesen mit Stickstoffnahrung. Dies
erklärt wiederum eine dem Landwirt schon lange
bekannte Tatsache, dass nämlich auf einem vorher
unfruchtbaren Boden später wieder stickstoffbedürf-
tige Pflanzen gedeihen können, wenn eine jener
Leguminosen als Zwischenfrucht gewählt wurde.
Eine andere merkwürdige Genossenschaft bilden
die Pilzgärten. Die schon genannten Blatt-
schneider-Ameisen sammeln nämlich Blätter und
züchten auf ihnen einen Pilz, der hierbei reichlich
Nahrung findet und an Nährstoffen reiche Aus-
wüchse bildet, welche jene Ameisen als Nahrung
benutzen. — Es gibt niedere Tiere, wie z. B. der
Süsswasserpolyp, deren grüne Farbe durch kleine
in ihnen wohnende Algen veranlasst wird. Offenbar
handelt es sich auch hier um einen Austausch der
Nahrung. Die wichtigste und grossartigste Ernäh-
rungsgenossenschaft aber bilden die Flechten, die
keine einheitlichen Wesen sind, sondern aus Pilzen
und Algen bestehen. Das Nähere über sie werden
wir unten sagen.
Die Verbreitung der Pflanzen auf der
Erde.
Die verschiedenen Pflanzen stellen nicht die
gleichen Ansprüche an ihre Umgebung, an Nahrung,
Boden, Klima u. s. w. Daraus ergibt sich die ver-
schiedene Anordnung der Pflanzen auf der Erde,
wobei sie den Landschaftscharakter vielfach be-
stimmen. Eine sehr bemerkenswerte Aenderung der
äusseren Verhältnisse bemerken wir einmal beim
Emporsteigen in Hochgebirgen und dann bei der
Wanderung vom Aequator zum Pol, und zwar ent-
sprechen sich dabei die Vegetationsverhältnisse in
grossen Zügen , weil ja auch in beiden Fällen die
Temperatur abnimmt.
In den Alpen (in anderen Gebirgen ist es selbst-
redend anders) kann man unterscheiden: 1. Re-
gion des Weinbaus bis 810m, 2. Region des
Laubwalds bis 1300 m, noch mit Getreide und
Obst, 3. Region des Nadelwalds bis 1650 m,
4. Region der Alpensträucher bis 2300 m
mit Krummholz, Alpenrosen, Heide u. s. w, 5. Re-
gion der Alpenkräuter bis 2600 m, wo der
ewige Schnee beginnt, besonders Steinbrech luid
Enzian, zuletzt nur noch Aloose und Flechten.
Die Erde zeigt im grossen auch Florengebiete,
die sich also nach dem Klima richten, von scharfen
Grenzen zwischen ihnen kann natürlich keine Rede
sein. Eine der besten Uebersichten lieferte Griese-
bach. Von seinen 24 Gebieten seien hier die wich-
tigsten genannt: 1. Arktische Flora: Nord-Asien
und -Amerika, Nordost -Europa, arktische Inseln,
sie geht verschieden weit nach Süden: in Taimyr
(Sibirien) bis 71'/,.", in Hudsonien bis 55", vielfach
nur Tundren, d. h. Moos- und Flechtensteppen,
in geschützten Flusstälern Graswiesen mit Heidel-
Pflanzensammlungen — Herbarien.
29
beere und Brommbeerarten. — 2. Waldgebiet des
Ostkontinents: Mittel- und Nordeuropa, Nord-
asien, überall mit Kiefer, Eberesche und Trauben-
kirsche; sonst ist es nach den Waldbäumen in
mehrere Provinzen eingeteilt, neben Kamschatka
und Amurgebiet vor allem das Gebiet sibirischer
Nadelhölzer (Fichte, Tanne, Lärche), das auch Nord-
ost-Russland umfasst und das Gebiet der Stieleiche
in Süd-Skandinavien und Mittelrussland, das Gebiet
der Buche in Westeuropa. — 3. Das Mittelmeer-
gebiet mit Cistusarten, Strandkiefer, immergrünen
Eichen u. s. w. Wirtschaftlich bedeutsam sind Wein-
stock, Olive, Agrumen (d. h. Zitrone, Limone,
Apfelsine u. s. w.), auch Feigenkaktus, Feige und
Artischocke. — 4. Das Regengebiet: Südwest-
und Mittelasien, Südrussland, ungarisches Tiefland,
vielfach mit Salzboden. Statt der Bäume finden sich
Dornsträucher, ferner Rhabarber u. a. m.
Von aussereuropäischen Gebieten mögen noch
folgende Erwähnung finden: 5. Chinesisch-ja-
panisches Gebiet, in dem der Wald auch viel-
fach der Steppe Platz macht, hier ist die Heimat
mancher Zierpflanzen (Kamelie, Aukuba, Evonymus
japonicus). ~ 6. Indisches Monsungebiet in
; Südostasien. — 7. Sudan im tropischen Afrika. —
8. Kapflora in Südafrika. — 9. Australien. —
10. Mexikanisches Gebiet. — 11. West-
indien. — 12. Brasilianisches Gebiet. —
13. Tropische Anden Südamerikas. — 14. Pam-
pasgebiet Argentiniens u. a. m.
Von grösserem Interesse sind für uns die ein-
zelnen Landschaftsgebiete der deutschen Heimat,
die ebenfalls oft eine recht kennzeichnende Flora
besitzen. Da unterscheiden wir z. B.: 1. Meeres-
' und Salinenflora, im Meer selbst natürlich zu-
' meist Algen, auf den Inseln vielfach eigenartige
Salzpflanzen; 2. Flussufer; 3. Moor, welches
den Torf erzeugt; 4. Wiese mit zahlreichen Futter-
pflanzen; 5. trockene Hügel; 6. Sandflächen;
7. Heide; 8. Wald; 9. Felsen. Wir werden das
Vorkommen der Pflanzen besonders nach diesen
Landschaf tsgfebieten kennzeichnen.
Pflanzensammlungen — Herbarien.
Es gehört dazu wenig Rüst- und Handwerks-
zeug: eine grössere Anzahl Bogen schwach geleimten
Papieres, eine Botanisierbüchse oder eine etwas
grössere Mappe, ein gutes Messer, einen Pflanzen-
stecher, ein Hakenstock und etwa noch eine Pin-
zette und eine massig vergrössernde Lupe. Sehr
praktisch sind die jetzt vielfach gebräuchlichen Draht-
gitterpressen , in welche eine grössere Anzahl von
Papierbogen gelegt wird und welche bequem auf
Ausflügen mitgenommen werden können und es
ermöglichen, an Ort und Stelle einzulegen; für
grössere Wanderungen sind sie unentbehrlich ^).
Das Verfahren selbst ist sehr einfach. Die in
kräftigster Blüte stehende Pflanze wird vorsichtig,
womöglich mit unverletzter Wurzel, aus dem Boden
gehoben, gereinigt, sorgfältig auf einem Papierbogen
ausgebreitet, mit einem zweiten Bogen bedeckt und
so in die Mappe gelegt; ebenso wird mit den wei-
teren Pflanzen verfahren. — Papier ganz ohne Leim,
sog. Fliesspapier (Schrenzpapier) ist nicht zweck-
mässig, da es zwar die Pflanzen schneller trocknet,
aber auch häufig die Blumenfarben ganz oder zum
Teil durch Aufsaugung zerstört. Am einfachsten
ist Zeitungspapier.
') Alle nötigen Utensilien liefert z. B. der Nafiu-
wissenschaftl. Verlag in Oodesberg.
I Hierbei ist noch zu sagen, dass von 2 häusigen
Pflanzen männliche und weibliche Exemplare ein-
gelegt werden müssen , die meistens an demselben
Standort nebeneinander zu finden sind. Von Pflanzen,
die für einen Bogen zu gross sind, um ganz ein-
gelegt werden zu können, müssen die wichtigsten
j Teile getrennt eingelegt werden — Blüte — Stengel-
blatt — grundständiges Blatt — Stengelabschnitt etc.
Manchmal hilft auch ein mehrmaliges Umbiegen der
Pflanze.
Auch zum Einlegen der Pflanzen, welches
zu Hause vorgenommen wird, ist dasselbe schwach
(halb-) geleimte Papier brauchbar, noch besser aber
dient ein weiches, nicht leimhartes Postpapier. Das
Einlegen selbst bietet, wenn es nur sorgfältig ge-
schieht, keine Schwierigkeit. Man bedarf dazu 6 — 10
dünner glattgehobelter Brettchen von der Grösse
der Papierbogen; diese werden, je 8 — 12 Bogen
mit den inliegenden Pflanzen zwischen 2 Brettern
aufeinandergelegt und das Ganze zum Pressen mit
schweren Steinen oder Metallstücken belegt.
Hat man eine einfache Schraubenpresse oder
steht eine sogenannte Buchbinderpresse zu Gebot,
I so sind diese um so besser, da mit denselben die
Pflanzen kräftiger gepresst und dadurch schneller
getrocknet werden. Doch darf das Pressen nicht so
[ stark sein, dass die Pflanzenteile, insbesondere die
30
Die Pflanzenwelt.
Blüten , gequetscht werden. Alle 2 bis 3 Tage
werden nun die Pflanzen umgelegt, d. h. aus dem
mehr oder minder feucht gewordenen Papier vor-
sichtig herausgenommen , in neue Bogen eingelegt
und von neuem in die Presse getan. Ist eine Pflanze
vollständig trocken, bezw. dürr, so wird sie heraus-
genommen ; das feuchte Papier kann, sobald es ge-
trocknet ist, recht gut wieder von neuem verwendet
werden. Für die sogenannten Fettpflanzen , die in
der Presse meist noch weiter wachsen, sei bemerkt,
dass dieselben vorher in siedendem Wasser schnell
abgebrüht werden müssen, da erst dann eine rasche
Verdunstung des Pflanzensaftes stattfindet.
Die getrockneten Pflanzen werden zwischen
Schreibpapier (Konzeptpapier) gelegt — das Auf-
kleben mit Gummi ist nicht praktisch — und bilden
zusammen das Herbarium , welches nach Pflanzen-
klassen oder -familien geordnet in besonderen Mappen
aufbewahrt wird.
Bis dahin ist die Sache immer noch eine, wenn
auch in mancherlei Beziehungen sehr nützliche Lieb-
haberei; wer aber auch nur diese bezweckt, wer seine
Sammlung nur zum Vergnügen anlegt, dem empfehlen
wir doch aus naheliegenden Gründen, jeder einzelnen
Pflanze auf dem betreffenden Bogen oder auf be-
sonderem Zettel folgende Bemerkungen beizufügen :
1. den Namen, womöglich den deutschen und
lateinischen, der Pflanze und den des Autors,
von welchem sie benannt worden ist;
2. die Gegend, wo sie, sowie
3. den Tag, an welchem sie gefunden wurde;
4. den eigentlichen Standort (im Walde, am
Wege, auf der Wiese, im Sumpf u. s. w.).
Wer sich dann ferner die geringe Mühe gibt,
diesen Bemerkungen immer — einem Tagebuche
gleich — kurze Notizen über die weiteren Verhält-
nisse und Vorkommnisse des betreffenden Tages bei-
zufügen, der wird aus seinem Herbarium in späteren
und spätesten Zeiten grossen Genuss schöpfen.
So weit über das Botanisieren zum Vergnügen,
aus Liebhaberei. Soll aber diese Beschäftigung
ernster und in streng wissenschaftlicher Weise be-
trieben werden, so gehört hierzu (wenn auch hier,
wie bei jeder Arbeit, nur der Anfang schwer ist)
Fleiss und Beharrlichkeit. Es muss dann eine syste-
matisch betriebene Arbeit werden I Eine ausführ-
lichere Anleituag hierzu erlauben unser Raum und
Zweck nicht, und wir müssen auf dazu geeignete,
speziellere Werke verweisen, (z. B. Mylius, das
Anlegen von Herbarien. Verlag für Naturkunde,
Sproesser & Nägele, Stuttgart).
Blütenkalender.
Manchem jüngeren Pflanzenfreunde wird nach-
stehende, für Deutschland ziemlich vollständige
Angabe der Blütezeit unserer wildwachsenden Ge-
wächse willkommen sein. Wir reihen die Pflanzen
dabei je dem Monat ein, in welchem sie zuerst
blühen.
Die Zahl hinter jedem Pflanzennamen bezeich-
net die Farbe ihrer Blüte; so die Zahl 1: rot bis
rötlich; 2: gelb bis gelblich; 3: weiss bis weiss-
lich; 4: braun bis bräunlich; 5: blau bis bläulich;
6. schwarz bis schwärzlich ; 7. grün bis grünlich. —
Die Zahl ist weggelassen bei den sehr ver-
schiedenfarbig oder mit schmutziger, unbestimmter
(etwa grünlich-grauer, rötlich-brauner u. s. w.) Farbe
blühenden Pflanzen.
Die wenigen Gewächse, welche schon vor dem
März oder nach dem September blühen, finden sich
im März oder im August und im September an-
geführt.
Im März blühen:
Jdoxa moschatellina, Moschuskraut 7.
Alnus, Erle.
Anemone hepatica, Leberblümchen 5.
Asaram europ., Haselwurz 5.
Bellis perennis, Gäusebliimchen 3.
Buxus seinpervirens, ßuchsbaum.
Curex^ Riedgras, verschiedeue Arten.
Cerastium, Hornkraut 3.
Cliri/sosplenium alternifol , Milzkraut 2.
Cornu-i mas., Koruelkirscbe 2.
Cofi/lun, Haselstrauch.
Crocus rernus, Safran.
Dapline Me^^ereiim, Seidelbast \.
Draba venia, Hungerblümchen 3.
Erodhim cicutarhim, Reiherschualiel L
Gc/lanthus nivalis, Schneeglöckchen 3.
Glechoma hederacea, Gundelrebe 5.
Oramineae, verschiedene Grasarten.
Hellehorus viridis, grüne Niesswurz 7.
„ «/17er , schwarze Niesswurz '6 , blüht vom
Novemher bis März.
Holosteum iimbellaium, Spurre 3.
Lamiiim purpur., rote Taubnessel 1.
Leucojum rernuin, Knotenblume 3.
Peiasites officinalis, Pestwurz L
Populus alba, nigra, tremula, Pappeln.
Pofentilla verna, Fingerkraut 2.
Priinuki, Schlüsselblume, mehrere Arten 2.
Prunus spinosa, Schlehe 3.
Pulmonaria ofßc, Lungenkraut 1 u. 5.
Pulsatilla vulg., Küchenschelle 5.
Riismarimcs offic, Rosmarin L
Salix, Weide, mehrere Arten.
Scilla bifolia, Rleerzwiebel 5.
Blütenkalender.
31
Senecio vulg., Kreuzkraut 2.
Stellaria media, Vogelmiere 3.
Taxus baccata, Eibe.
Tussüago farfara, Huflattich 2.
Ulmus, Ulme.
Veronka agrestis, hederaefolia, arvensis , Ehrenpreis n.
Viola odorata u. canina, Veilchea 5.
Visctim, Mistel 2 (blüht schon im Februar).
Im April blühen, ausser mehreren im März
angegebenen :
Actaea spicata, Christophskraut 3.
Ajuga reptans, Günsel 5.
AUiaria ofßc, Lauchhederich 3.
Anemone memorosa, Anemone 1.
Betula alba^ Birke.
Caltha pal., Dotterblume 2.
Cardaniine pratensis, Schaumkraut 1.
ChaerophyUum silr., Körbel 3.
Corydalis, Lerchensporn, mehrere Arten, \.
Ci/clamen europaeum, Saubrot \.
Draba aizoides, Hungerblümchen 2.
Euphorbia Ci/parisnias, Wolfsmilch 2.
Fraxinus excetsior, Esche.
Galeobdulon luteum, Goldnessel 2.
Gentiana verna, Enzian 5.
Geum rivale, Nelkenwurz 1.
Gramineae, viele Grasarten.
Hippophae, Sanddorn 2.
Iris germanica, Schwertlilie 5.
Juniperus comtn.. Wachholder.
Lainium album, Taubnessel 3.
Laihgrus vernus, Frülilings-Platterbse 1. 5.
Latliraeu squamaria, Schuppenwurz 1.
Leontodon Taraxacum, Löwenzahn 2.
Memianthes trifoliata, Fieberklee L
Muscari, Traubenhyazinthe 5.
Ornithogalum umbellatdim, Vogelmilch 3.
Oxalis Acetosella, Sauerklee 3.
Firns communis, Holzbirne 3.
„ Malus, Holzapfel 3.
Primula, Schlüsselblume, verschiedene Arten, 2.
Prunus avium, Vogelkirsche 3.
Ranunculus, Hahnetifuss, mehrere Arten, 2.
Salix, Weide, die meisten Arten,
Veronica, Ehrenpreis, mehrere Arten, 5.
Vinco minor, Sinngrün 5.
Viola tricolor 6, 2 u. 3, hirta .5, canina 5, Veilchen.
Im Mai blühen, ausser mehreren im April benannten:
Acer, Ahorn.
Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie.
AlchemiUa vulg., Sinau 2.
Algssum cali/cinnm, Steinkresse 2.
Andromeda polifolia, Andromede 1.
Anthericum Liliago, Graslilie 3.
Anthriscus Cerefoliuiii, Kerbel 3.
Anthi/llis i'ulneraria, Wundklee 2.
Aquilegia vulg., Akelei 5.
Arctostaphijlos Uva ursi, Bärentraube 3.
Arenaria verna, Sandkraut 3.
Aristolochia Clematitis, Osterluzei 2.
Ariern maculatum, Aronswurz 1.
Aperula odorata, Waldmeister 3.
Barbaraea vulg., Winterkresse 2.
Berberis vulg., Sauerdorn 2.
Biscutella laeoigata, Brillenschote 2.
Camelina satira, Leindotter 2.
Carpinus Beiulus, Hainbuche.
Carum Carvi, Kümmel 3.
Chelidonium majus, Schöllkraut 2.
Cochlearia ofßc, Löffelkraut.
Colutea arborescens, Blasenstrauch 2.
Convallaria majalis, Maiblume 3.
Crataegus Oxi/acantha, Weissdorn 3.
Cynanchum Vincetoxicum, Schwalbenwurz 3.
Cynoglossum offic, Hundszunge 1.
Cypripedium Calceolus, Frauenschuh 2, auch 1.
Cytisus Laburnum, Bohnenbaum 2.
Dianthus caesius, Federnelke 1.
Dictamnus, Diptam 3 u. 1.
Doronicum Pardalianches, Gemswurz 2.
Dryas octopdala, Silberwurz 3.
Erica carnea, Heide L
Euphorbia Esula, Wolfsmilch 2.
Evonymus europ., Spillbaum 2.
Eagus silvatica, Buche.
Eragaria vesca, Erdbeere 3.
Eumaria offic, Erdrauch 1.
Galium cruciatum, Mollugo, Labkraut 3.
Genista tinctoria, germanica, Ginster 2.
Geranium, Storchsohnabel, mehrere Arten, 1.
Gladiolus comm., Siegwurz \.
Globularia vulg., Kugelblume 5.
Gramineae, viele Grasarten.
Hieracium Pilosella, Habichtskraut 2.
Hex Aquifolium, Stechpalme 3.
Iris florentina u. puniila, Schwertel 5, 3 u. 2.
Lathyrus pratensis, Platterbse 2.
Ledum pal., Sumpfporst 3.
Lepidium campestre, Feldkresse 3.
Lithospermum offic, Steinsame 3.
Lonicera Caprifolium u. Xylosteum, Geissblatt 3.
Lotus corniculatus, Schotenklee 2.
Lunaria rediviva, Mondveilchen 5.
Lychnis Flos cuculi, Kuckucksblume 1.
„ Viscaria, Pechnelke 1.
Majanthemum bifolium , Schattenblume 3.
Matricaria Chamomilla, echte Kamille 3.
Melittis grandiflora, Immenblatt 3.
Menyanthes trifoliata, Fieberklee 3.
Mespilus germanica, Mispel 3.
Morus alba, Maulbeerbaum 7.
Myosotis, Vergissmeinnicht, verschiedene Arten, 5.
Nasturtium offic, Brunnenkresse 3.
Neslia, Neslie 2.
Onohri/chis sativa, Esparsette 1.
Ophrys aranifera, Frauenträne 7.
Orchis, Knabenkraut, mehrere Arten, 1.
Paeonia offic, Pfingstrose 1.
Paris quadrifolia, Einbeere 7.
Pedicularis palustris, Läusekraut 1.
Pimpinella Sa.rifraga, Pimpinelle 3.
Pinguicula vulg., Fettkraut 5.
Pinus, Fichte, Tanne, Föhre, Lärche 1. 2. 7.
Pistim sativum, Erbse 3.
Plantago lanceolata u. media, Wegerich 3.
Platanus occident , Platane.
Polygala amara 5, u. ««^17. 1, Kreuzblümchen.
Prunus padus, Traubenkirsche 3.
Quercus Robur u. pedunculata, Eiche 7.
Ranunculus, Hahnenfuss, mehrere Arten, 2.
Rhamnus cathartica, Kreuzdorn 2.
„ Frangula, Faulbaum 3.
Rhinanthus villosus, Hahnenkamm 2.
Ribes rubrum, nigrum, Johannisbeere 7.
„ Grossularia, Stachelbeere 7.
Rubia tinctorum, Krapp 2.
Rubus Idaeus, Himbeere 3.
Rtimex crispus u. Acetosella, Ampfer.
Salvia pratensis, Salbei 5.
Sanguisorba minor, Wiesenknopf L 7.
Sanicula europ., Sanikel 3.
Saroihamnus scoparius, Besenstrauch 2.
Saxifraga granulata, Steinbrech 3.
Sinapis arvensis, Ackersenf 2.
Soldanella alpina, Drottelblume 5.
Sonchus oleraceus, Gänsedistel 2.
Sorbus Aucuparia, Vogelbeere 3.
32
Die Pflanzenwelt.
Sorbus Aria, Mehlbeere 3.
„ tonninalis, Eisbeere 3.
Staphylea pinnata, Pimpernuss 3.
Si/finga vulg., Syringe 5.
Thalictrum aquüegifolium, Wiesenraute 3.
Tlilaspi arrense. Täsohelkraut 3.
Tragopognn pratensis, Bocksliart 2.
Trifolium, Klee, verschiedene Arten.
Trijtlius europ., Trollblume 2.
Tuli2>a silvestris, Waldtulpe 2.
Ulex europaeiis, Hecksamenstrauch 2.
Vacciniam Mi/rtillus , lu'tis Jdaea , wliginosum, Heidel-,
Preisel-, Sumpfbeere 1.
Veronica, Ehrenpreis, mehrere Arten, b. 1.
Viburnum Opiclus, Schneeball 3.
Vicia sativa, Futterwicke.
„ sepiuni, Zaunwicke.
Viola tricolor, Ackerveilchen 2.
„ jmliistris, Sumpfveilchen 5.
Im Juni blühen, ausser vielen im Mai genannten:
Aconitum Napellus, gem. Eisenhut ü.
„ Lycoctonum, Wolfs-Eisenhut 2.
Acorus Calamus, Kalmus 7.
Actaea spicata, Christophskraut 3.
Aclonis aestiralis, Blutströpfchen 1.
Aegopodium Podagraria, öieissfuss 3.
Agrimonia Etipatorio, Odermennig 2.
Alchemilla vulgaris, Sinau 7.
Althaea offic, Eibisch 1.
Anagallis arrensis, Gauchheil 1.
Anchusa offic , Ochsenzunge Ti.
Anethiim grareolens, Dill. 2.
Anthemis nobilis, Hundskamille 3.
Anthericiim ramosum, Oraslilie 3.
Arabis hirsuta, Gänsekraut 3.
Armeria rulg., Grasnelke 1.
Arnica montana, AVohlverleih 2.
Asperula ci/nanchica, Bräunewurz 1.
Asperugo proeiinibens, Rauhkraut 5.
Astragaltis gli/c//phyllos, Süssholz 2.
Atropa Belladonna, Tollkirsche 1.
Ballota nigra, Schwarznessel 7.
Borago offic, Boretsch 5.
Bri/onia alba 3 u. dioica 7, Zaunrübe.
Buphurum rotiindifolium, Hasenohr 2.
Butomiis umbellatus, Blumenbinse 1.
Calendula arvensis, Ringelblume 2.
Calla palustris, Schlangenwurz 3.
Campanula glomerafa , patula, rotundifolia , Glocken-
blume 5.
Cannahis sativa, Hanf 7.
Caucalis daucoides, Haftdolde 3.
Centaurea Ci/anus, Kornblume 5.
„ nigra, Jacea, Scabiosa, Flockenblume 1.
Centunculus niinimus, Wiesenkleinling 3.
Cerinthe minor, Wachsblume 2.
Chenopodium album, Gänsefuss 7.
Chrysanthemum Leucanthemum, Wucherblume 3.
Cochlearia Armoracia, Meerrettig 3.
ConrolruUis arvensis, Winde 1.
Cornus sanguinea, Hartriegel 3.
Coronilla varia, Kronwicke 3. 1.
Cramhe maritima, Seekohl 3.
Delphinium Consolida, Rittersporn 5.
Dianthus caesitts, Federnelke 1.
„ Carthusianorum , Karthäusernelke 1.
Digitalis purpurea 1, lutea 2, Fingerhut.
Echium rulg., Xatterkopf ,ö, auch 1. 3.
Epilobium hirsutum, Weidenröschen 1.
Erigeron arris, Berufskraut 1.
Ervum hirsutum, tetraspermum, Erve 5.
Erysimum cheiranthoides, Schotendotter 2.
Galium Aparine, Labkraut 3.
Geranium sanguineum 1, pratense 5, Storchschnabel.
Geum urbanum, Nelkenwurz 2.
Gladiolus palustris, Siegwurz 1.
Glycyrrhiza glabra, Süssholz 3.
Gramineae, viele Grasarten.
Gi-atiola offic, Gnadenkraut 3.
Helianthemum rulg., Sonnenröschen 2.
Heracleum Sphondylium, Bärenklau 3.
Hieracium, Habichtskraut, viele Arten, 2.
Hippuris vulg., Tannenwedel 7.
Hottonia palustris, Wasserfeder 1.
Hi/oscyaiiius niger, Bilsenkraut.
Hypericum perforatum, Johanniskraut 2.
Hypochoeris maculata u. radicata, Ferkelkraut 2.
Iris sibirica r>, Pseud-Acorus 2, .Schwertlilie.
Lactui-a muralis, Mauerlattich 2.
Lampsana comm., Hasenlattich 2.
Lappula, Igelsame 5.
Lathyrus niger, Platterbse 1.
Lemna minor, Wasserlinse 7.
Leonurus Cardiaca, Löwenschweif 1,
Ligustrum vulg., Rainweide 3.
Lilium bulhiferum u. Martagon, Lilie 1.
Linum, Lein 1.
Liriodendron tulipifera, Tulpenbaum.
Loliuni temiiUntum, Taumellolch 3.
Lonicera Periclymenum, Geissblatt 1 u. 3.
Lychnis Githago, Kornrade l.
Lysimachia vulgaris, nemorum u. Nummularia. Pfennig-
kraut 2.
Malva silv. u. rotundifolia, Malve, Käsepappel \.
Medicago sativa, Luzerne 5.
Melampyrum arv. 1, prat. 2, silv. 2, Wachtelweizen.
Melilotus arv. u. offic, Steinklee 2.
Muscari racemusum u. comosum, Muskathyazinthe 5.
Myrrhis odorata, Aniskerbel 3.
Nigella arv., Schwarzkümmel 5.
Nuphar luteum, Sumpfrose 2.
Nymphaea alba. Seerose 3.
Oenanthe fistulosa, Rebendolde 3.
Ononis arvensis, Hauhechel 1.
Ophrys apifera, arachnitis, fuciflora, Frauenträue.
Orchis maculata, Knabenkraut 1.
„ bifolia, Kuckucksblume 3.
Orobanche ramosa, rubens, Sommerwurz.
Pa2)aver Rhoeas, Mohn 1.
Parietaria offic, Glaskraut 7.
Parnassia pal., Herzblatt 3.
Pedicularis pal., Läusekraut 1.
Phyaalis Alke/cengi, Judenkirsche 3.
Pisum sativum, Erbse 3.
Pulemonium coeruleum, Sperrkraut ö.
Pulygonum viriparum u. Bistorta, Knöterich 1.
Potentilla reptans, Fingerkraut 2.
Prunella vulg., Brunelle 5. l. 3.
Prunus padus, Traubenkirsche 3.
Pyrola, Wintergrün, verschiedene Arten, 3.
Sanunculus, Hahnenfuss, mehrere Arten, 2.
Rapistrum perenne, Rapsdotter 2.
Reseda lutea, gelbe Resede 2.
Rhodiola rosea, Rosenwurz 1.
Robinia Pseud-Acacia, Akazie 3.
Rosa, Rose, viele wildwachsende Arten, 1.
Rubus caesius, Idaeus, Himbeere 3.
„ fruticosus, Brombeere 3.
Sagittaria sagittaefolia, Pfeilkraut 3.
Salvia offic, Salbei 5.
Sambucus nigra, Holunder 3.
„ Ebulus, Attich 3.
Sanicula europ., Sanikel 3.
Saponaria offic, Seifenkraut L
Scabiosa arvensis, Ackerskabiose 5. 1. 3.
Scheuchzeria palustris, Scheuchzerie 7.
Scilla maritima, Meerzwiebel 3.
Scirpus lacustris, Simse, Binse 1.
Blütenkalender.
33
Schranthus anniius, Knäuel 7.
Scrofularia nodusa, Braunwurz 4 u. 7.
Sedum album 3, reflexum u. acre 2, Fetthenne.
Seneciti Jacobaea, Kreuzkraut 2.
Silene inflata u. nittons, Leimkraut S.
Sinapis alba, arvensis, Senf 2.
Solanum Dulcamara, Bittersüss 5.
Sonchus ari). u. oleraceus, Gänsedistel 2.
Spergula art'ensis, Spark 3.
Spiraea ulmaria, filipendula u. Artmcus, Spierstrauch 3.
Stachi/s german. u. sihatica 1, palustris 5, Ziest.
Sijmphijium offic, Beinwell 3.
Tamarix germ., Tamariske 1.
Thalktrum flavum, AViesenraute 2.
Thymus, Thymian 1.
Tilia grandiflora, Sommerlinde.
Trientalis europ., Siebenstern 3.
Trifolium, Klee, die meisten Arten, 1 oder 2 oder 3.
Typha latifolia, Rohrkolben 4.
Vaccinium Oxycoccos, Moosbeere 1.
Valeriana offic, Baldrian 1.
Veronica offic, Ehrenpreis 5.
Vicia Cracca, Wicke 5.
Viola tricolor, Veilchen 2. 3. 5.
Im Juli blühen, ausser sehr vielen im Juni an-
gegebenen :
Achillea Millefolium u. nobilis, Schafgarbe 3.
Aethusa Cynapium, Hundspetersilie 3.
Alisma Plantago, Froschlöft'el 3.
Allium Cepa, sativum., oleraceum, Zwiebel, Lauch, Knob-
lauch.
Angelica sihatica u. Archangelica , Engelwurz 3. 2. 7.
Antirrhinum mcijus, Löwenmaul.
Arctium Lappa, Klette 1.
Artemisia vulg., Beifuss 2.
,. Absinthium, Wermut 2.
Atriple:)- pattila. Melde 7.
Beta vulgaris, Mangold 7.
„ vulgaris rubra, rote Rübe 7.
Betonica officinalis, Betonie 1.
Blitum eapitatum u. virgatum, Erdbeerspinat L
Cacalia atpina, Alpendost L
Calamintha Acinos 1 1 r^ i â– ,,
cj- - > Kalamiuthe.
offic o /
Campanula, Glockenblume, mehrere Arten, 5.
Carduus benedictus, crispus , nutans und andere Arten,
Distel 1.
Carlina vulg., Eberwurz 3.
Carthamus tinctorius, Saflor 2.
Caucalis daucoides, Haftdolde 3.
Chenopodium, Gänsefuss, viele Arten, 7.
Chondrilla juncea, Knorpelsalat 2.
Cichorium Intybus, Wegwarte 5.
Cicuta virosa, Wasserschierling 3. 2.
Circaea lutetiana, Hexenkraut 3.
Glematis Vüalba, Waldrebe 3.
Clinopodium vulg., Wirbeldost 1.
Conium maculatum, Schierling 3. 2.
Convolvulus arvensis u. sepium. Winde 3.
Coriandrum sat., Koriander 3.
Crepis biennis, Pippau 2.
Cuscuta, Flachsseide, mehrere Arten, 1.
Datura Stramonium, Steohaiifel 3.
Dianthus Armeria, Nelke 1.
Dipsacus, Rauhkarde, einige Arten, L
Drosera rotundifolia, Sonnentau 3.
Elatine hexandra, Tännel 1.
Epilobium, Weidenröschen, viele Arten, L
Eryngium camp., Männertreu 3.
Erythraea Centaurium, Tausendguldenkraut 1.
Euphrasia offic. 3, lutea 2, Augentrost.
Foeniculum offic, Fenchel 2.
Galeopsis, Hohlzahn, mehrere Arten, 1.
Hoffmann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
Galium verum 2, Aparine 3, silvaticum 3, Labkraut.
Gentiana lutea 2, cruciata 5, Enzian.
Geranium prat., Storchschnabel 5.
Gnaphalium arenarium u. andere Arten, Ruhrkraut 2.
Gypsophila muralis, Gipskraut 1.
Helianthus annuus, Sonnenrose 2.
Herniaria, Bruchkraut, mehrere Arten.
Humulus Lupulus, Hopfen 7.
Bydrocharis Morsus ranae, Froschbiss 3. 7.
Hypericum, .Johanniskraut, viele Arten, 2.
Hypochoeris, Ferkelkraut 2.
Hyssopus offic, Ysop 5.
Jasione montana, Jasonsblume 5.
Iberis amara, Schleifenblume 3.
Impatiens noli längere, Balsamine 2.
Illecebrum verticillatum, Knorpelkraut 3.
Inula Helen/um, Alant 2.
Juncus effusus, Simse 1.
Lactuca virosa, Giftlattich 2.
Lavandula Spica, Lavendel 5.
Laserpitium, Laserkraut, mehrere Arten, 5.
Levisticum offic, Liebstöckel 2.
Linaria vulg. 2, minor 5, Lein.
Linum usitatissimum, Flachs 5.
Lycopus, Wolfsfuss 3.
Lythrum salicaria, Weiderich 1.
Malva silvestris, AVilde Malve 3.
Marrubium vulg., Andorn 3.
Matricaria Ghamomilla, echte Kamille 8.
Medicago falcata, Schneckenklee 2.
Melilotus alba, Steinklee 3.
Melissa offic, Melisse 3.
Mentha arvensis, aquat., silv., Minze 1.
„ piperita u. crispa, Minze 1.
Mercurialis annua. Bingelkraut 7.
Meum athamanticum, Bärwurz 3.
Myriophi/llum verticillatum u. spicatum, Tausendblatt 7.
Narthecium ossifragum, Beinheil 2.
Nepeta Cataria, Katzenminze 3.
Oenanthe fistulosa, Rebendolde 3.
Onopordon Acanthium, Eselsdistel 1.
Orchis pyramidalis, Knabenkraut 1.
Origanum vulg., Gem. Dost 1.
„ Majorana, Majoran 3.
Oxalis corniculata, Sauerklee 2.
Oxytropis pilosa, Fahnenwicke 2.
Petroselinum sat., Petersilie 2.
Feucedanum offic, Haarstrang 2.
Phellandrium aquaticum, Wasserfenchel 3.
Picris hieracioides, Bitterkraut 2.
Pimpinella Saxifraga. Pimpinelle 3.
„ Anisum, Anis 3.
Plantago major, AVegerich 3.
Polygonum, Knöterich, viele Arten, \. 3. 7.
Portulaca oleracea, Portulak 2.
Potamogeton, Laichkraut, verschiedene Arten, 1.
Prenanthes purpurea, Hasensalat 1.
Reseda lutea, Wau 2.
Rhinanthus Crista galli, Klappertopf 2.
Rume.v, Ampfer, viele Arten, 7.
Ruta graveolens, Raute 2.
Salsola Kali, Salzkraut.
Sanguisorba offic, Wiesenknopf 1.
Saponaria offic, Seifenkraut 1.
Satureja hört., Pfefi'erkraut 5.
Saxifraga Aizoon, Steinbrech 2.
Scabiosa columbaria u. succisa, Skabiose 5.
Scirpus pal., Schlammbinse.
Schranthus annuus, Knäuel 7.
Scutellaria galericulata, Schildkraut \.
Sempervivum, Hauswurz, mehrere Arten, 1 u. 2.
Senecio, Kreuzkraut, mehrere Arten, 2.
Serratula tinctoria, Färberscharte 1.
Sherardia arv., Sherardie 1.
Solanum nigrum, Nachtschatten 3.
34
Die Pflanzenwelt.
Solanum tuberosum, Kartoffel.
Solidago Virgaurea, Goldrute 2.
Spargunium, leelkoUjen, mehrere Arten, 7.
Stachj/s germanica, Ziest.
Slrafiotes aloides, Wassersäge iJ.
Tanaceium inclg., Rainfarn 2.
Teucrium Chamaedrgs u. Scordium, Gamander 1.
Thalidrum flavum, Kaute 2.
Thi/inns Serpi/llum, Thymian 1.
lilia parvifolia, Winterlinde.
Trapa natans, Wassernuss 3.
Trifolium, Klee, mehrere Arten, 2 u. 3.
Ti/pha, Rohrkolben 4.
Urtica urens u. dioica, Brennessel 7. 2.
ütriciilaria viilg., Wasserschlauch 2.
Valerianella olitoria, Ackersalat 5.
VcrafruiH alhum, Germer 3.
Verhascum Thapsus, AVollblume 2.
Verbena offic, Eisenkraut 1. 5.
Vicia Faba, Ackerbohne 3.
Zannichellia pal., Seidengras 7.
Zea, Mais 2.
Im August blühen, ausser sehr vielen im Juli
bezeichneten :
Aconitum Lycoctonum, Eisenhut 2.
Apium graveolens, Sellerie 3.
Aster Amellus, Sternblume 5.
Astrantia major, Sterndolde 7.
Bidens tripartita, Zweizahn 2.
Callitriche autiimnalis, Wasserstern 7.
Carlina acaulis u. vulg., Eberwurz 3.
Dianthus superbus, Nelke 1.
Erica inilg., Heide 1.
Gentiana acaulis, Enzian 5.
GnaphaliuDi arenarium u. silvaticum, Immerschön 2.
Hedera Heli.r, Efeu 3.
Uerniaria glabra u. hirsuta, Bruchkraut 2 u. 7.
Linaria, Leinkraut, mehrere Arten, .5.
Lycopus europ., Wolfsfuss 3.
Parnassia pal., Herzblatt 3.
Peucedanum "ffic, Haarstrang 2.
Phragmites, Schilfrohr 4.
Salicornia herbacea, Glasschmalz 7.
Scrofularia aquat., Braunwurz 1. 2.
Spiranthes autumnalis, W^endelorche 3.
Im September blühen, ausser den meisten im
im August angegebenen :
Colchicum autumnale, Herbstzeitlose 1.
Crocus satiims, Safran 5.
Gentiana camp., ciliata u. germanica, Enzian 5.
Autorenregister.
Verzeichnis einiger in botanischen Werken zitierter Gelehrter, die einzelne Pflanzen benannt haben;
nebst den gebräuchlichen Abkürzungen.
Ach. = Acharius, 1757—1819. Prof. in Stockliolra.
Ad. oder Adns. = Adanson, 1727 — 1806, geb. zu Aix,
I in Paris.
Afz. = Afzelius, 1750 — 1837, geb. zu Larf, \ in Upsala.
Ag. oder Agd. = Agardh, 1785 — 1859. Prof. in hund.
Agass. = Agassiz, geb. 1807 in Orbe , -]- 1873 in Cam-
bridge, Prof. der Naturgeschichte.
Ait. = Alton, 1731 — 1793. Gartenaufsehcr in Kew.
Alb. = Albertini, 1769—1831. Bischof in Herrnhut.
Alfld. = Alefeld, 1732—1774. Prof. in Giessen.
Andr. = Andrews, geb. 1813 in Belfast, Prof. d. Chemie
das.
Ard. = Arduiuo, 1728—1805. Prof. der Landwirtschaft
in Padua; Werke: 1764 u. ff.
Audouin = Audouin, 1737 — 1841. Naturf. in Paris.
Bab. = Babington, 1757 — 1833. Arzt in London,
ßalb. = Balbis, 1765—1831. Prof. in Lyon.
Bald. = Baidinger, 1738—1804. Prof. in Marburg.
Bart. = Barton, 1766-1815. Prof. in Philadelphia.
Barth = Bartling, 1798—1875. Prof. in Göttingen.
Batsch = Batsch, 1761 — 1802. Prof. in .Jena.
Bauh. == Bauhin, 1560—1624. Prof. in Basel.
Baumg. = Baumgarten, 1765 — 1843. Arzt in Schäss-
burg.
Beauv. (Bv.) = Beauvais, 1752 — 1820. Advokat in Arras,
•j- in Paris.
Benth. = Bentham, 1800 — 1884, englischer Botaniker;
Werke; 1826 u. ft'.
Bertol. = Bertoloni, 1775—1869. Prof. in Bologna; Werke :
1803 u. ff.
Besl. = Besler, 1561 — 1629. Apotheker in Nürnberg.
Bl. = Bluff, 1805—1837. Arzt in Aachen.
Boengh. = Bönninghausen, 1785 — 1864. Vorstand des
botanischen Gartens in Münster ; Werke : 1824 u. ff'.
I Boerh. = Boerhave, 1668—1738. Prof. in Leyden.
Boiss. =: Boissier de Sauvages, 1706 — 1767. Prof. in
Montpellier.
ßolt. = Bolton, engl. Botaniker; Werke: 1785 u. fl'.
Bonpl. = Bonpland , 1773—1858. Prof. , geb. in Ro-
chelle, f in Paraguay.
Borkh. = Borkhausen, 1760 — 1806. Assessor des Ober-
forstkollegiums in Darmstadt.
Brandt = Brandt, geb. 1793 in Berlin, Prof. in Peters-
burg.
Brign. = ßrignoli. Prof. in Verona ; Werke : 1810 u. ff.
Brnh. = Bernhardi, 1774 — 1850. Prof. in Erfurt.
Brogn. = Brongniart, geb. 1801. Prof. in Paris; f 1876.
Brot. = Brotera, Gartendirektor in Lissabon, -j- 1829.
Buchan. = Buchanan. Engländer, Reisender in Ostindien.
Bung. = A. V. Bunge, geb. 1803 in Kiew, Prof. in
Dorpat.
Burm. = Burmeister, geb. 1807 in Stralsund, Prof. in
Halle, dann in Buenos Aires, \ dort 1892.
Camb. = Cambessedes, Franzose; Werke von 1828 u. ff.
Cass. = Cassini, 1781 — 1832. Pair von Frankreich.
Cav. = Cavanilles, 1781—1831. Dichter und Naturf. in
Berlin.
Corda = Corda, 1809—1849. Bot. in Prag.
Crntz. = Crantz, 1722- 1799. Arzt in Judenburg.
Cunngh. = Cunninghara , 1793—1835. Bot. in Sidney.
Curt. = Curtis, 1746—1799. Bot. in London.
Cuss. = Cusson, 1727 — 1785. Prof. in Montpellier.
D. C. und De Cand. = De Candolle, 1778—1841. Prof.
in Genf.
Desf. = Desfontaines, 1750—1833. Prof. der Botanik
in Paris.
Desv. = Desvaux, 1784 — 1856. Franz. Botaniker. W'erke:
1808—1827.
Autorenregister.
35
Dierb. = Dierbaoh, 1788-1845. Prof. in Heidelberg.
Dietr. = Dietrich, geb. 1800 in Ziegenhain, Universitäts-
gärtner in Jena.
Dill. = Dillenius, geb 1687 in Darrastadt, starb 1747 als
Gartendirektor in Oxford.
Dod. = Dodonaeus, 1518—1586. Prof. in Leyden.
D. Don. = David Don, 1800-1841 in London.
Dougl. — Douglas, 1799—1834, Schotte, reiste von 1823
an in Amerika.
Drumni. = Drummond. Bereiste Amerika als Natur-
forscher, â– ]- 1835 auf Kuba.
Duby = Duby, geb. 1798. Franz. Botaniker, Pfarrer in Genf.
Duh. = Duhamel, 1700—1781. Franz. Marineinspektor.
Dum. --= Dumortier, geb. 1797 in Tournay, Staatsmann
in den Niederlanden.
Ehrbg. = Ehrenberg, 1795—1876. Prof. in Berlin.
Ehrh. = Ehrhart, 1742—1795. Garteninspektor in Herren-
hausen bei Hannover.
Bndl. = Endlicher, 1804—1849. Prof. in Wien.
Eschsch. = Esohscholtz, 1793—1831. Prof. in Dorpat.
Esp. = Esper, 1742—1810. Prof. in Erlangen.
Fenz. oder Fnz. = Fenzl, 1808—1879 in AVien.
Feruss. = Ferussac, 1786—1836. Franz. Naturf.
Fing. := Fingerhuth. Deutscher Botaniker. Werke: 1822
u. ff.
Flk. = Flörke, 1764—1835. Direktor des botanischen
Gartens in Rostock.
Forsk. = Forskai, 1736—1763. Prof. in Kopenhagen.
Forst. = Forster, 1754—1794. f in Paris.
Fr. = Fries, 1794-1878. Prof. in Upsala.
Eres. = Fresenius, 1808—1866. Direktor der Senken-
bergschen Stiftungen in Frankfurt; Werke: 1832
bis 1853.
Freyc. = Freycinet, 1779—1842. Franz. Naturf.
Froel. = Froelich, 1766—1841. Medizinalrat in Ellwangen.
Fror. = Froriep, 1779—1817. Naturf. in Weimar.
Gaert. oder Gaertn. = Gaertner, 1732 — 1791. Geb. zu
Calw, Prof. in Petersburg, f in Calw.
Grok. = Garcke, 1819—1904. Prof. der Botanik in Berlin.
Gaud. = Gaudin, 1766 — 1833. Prediger in Nyon (Kan-
ton Waadt).
Gesn. = Gesner, 1516 — 1565. Schweizer Naturforscher.
Gilib. = Gilibert, 1741—1814. Prof. in Lyon.
Gm. oder Gmel. = Gmelin, 1748 — 1804. Prof., geb. in
Tübingen, f in Göttingen.
Gochn. = Gochnat. Franz. Botaniker. Werke: 1808.
Goepp. = Goeppert. 1800—1884. Prof. in Breslau.
Werke: 1827 u. ff.
Grab. = Grabowski, 1792 — 1842. Apotheker in Oppeln.
Graum. ^ Graumüller, 1770 — 1825. Prof. in .Jena.
Gray := Gray, geli. 1810, amerik. Botaniker; Werke:
1836 u. ff.
Griess = Griesselich, 1809 — 1848. Arzt in Karlsruhe.
Grisb. := Grisebach, 1814 — 1879. Prof. in Göttingen,
Haenk. = Haenke, 1761—1817, in Bolivia.
Hall. = Haller, 1708—1777. Prof. der Botanik. Grosser
Dichter und Staatsmann in Bern.
Hamilt. := Hamilton. Bot. in England; Werke: 1825.
Hartm. = Hartmann, 1790—1849. Arzt in Stockholm
Hayn. = Hayne, 1763 — 1832. Prof. in Berlin.
Höhst. = Hoohstetter, 1787—1860. Stadtpfarrer in Ess-
lingen.
Heg. oder Hedw. = Hedwig. 1730 — 1799, geb. in Kron-
stadt, f als Prof. in Leipzig.
Hegetsch. = Hegetschweiler, 1789—1839. Prof. der Bot.
und Regierungsrat in Zürich.
Heist. = Heister, 1683 — 1758. Prof. in Helmstedt.
l'Herit. = l'Heritier, 1746-1800. Paris. Werke: 1784
1790.
St. Hil. = St. Hilaire, 1799—1853. Naturforscher in
Orleans.
Hoffm. = Hoffmann, 1761 — 1826. Prof. in Göttingen,
f 1826 in Moskau.
Hoffmsg. = Hoffmannsegg, 1766 — 1849. Naturforscher
in Dresden.
Hook. ^ James Hooker, geb. in Exeter 1785, Garten-
direktor in Kew, -f 1865.
Hörnern. = Hornemann, 1770—1841. Prof. der Bot. in
Kopenhagen.
Hpp. = Hoppe, 1760—1846. Prof. der Bot. in Regens-
burg.
Hst. = Host, 1761 — 1834. K. K. Leibarzt in Wien.
Huds. = Hudson, 1730 — 1793. Apotheker in London.
Hüg. = Hügel, geb. 1796 in Regensburg, Reisender und
Botaniker; Werke: 1837—1852.
Humb. = Humboldt, 1769 — 1859, einer von Deutschlands
grössten Naturforschern.
H. B. K. = Humboldt, Bonpland et Kunth.
Jacks. = .Tackson, 1767 — 1845. Präsident der Vereinigten
Staaten von Nordamerika.
.Jacq. = Jacquin, 1727 — 1817. Gartendirektor, f in
Wien.
■Tuss. = .Tussieu, 1748 — 1836, geb. in Lyon, f in Paris.
K. oder Kch. = Koch, 1768—1839. Maler iu Rom.
Karw. = Karwinsky. In München, bereiste Mexiko.
Kielm. = Kielmeyer, 1765 — 1844. Prof. in Tübingen.
Kit. = Kitaibel, 1757—1817. Prof. der Bot. in Buda-
pest.
Kitl. = Kittel, 1798—1885. Prof. in Aschaffenburg.
Kl. = Klotzsch, 180.5 — 1860. Kustos in Berlin.
Knz. ^ Kunze, 1793 — 1851. Prof. der Bot. in Leipzig.
Koch = Koch, 1771—1849. Prof. in Erlangen.
Koel. = Koeler, Prof. in Mainz; Werke: 1802 u. ff.
Koelr. = Koelreuter, 1734 — 1806. Prof. iu Karlsruhe.
Koert. = Koerte, 1782—1845. Prof. in Möglin.
Krombh. = von Krombholz, 1782 — 1843. Prof. in Prag.
Kth. = Kunth, 1788—1850. Prof., geb. in Leipzig,
f in Berlin.
Kütz. = Kützing, 1807—1893. Prof. in Nordhausen.
L. oder Linn. = Linne, 1707 — 1778. Berühmtester Bo-
taniker.
Lamk. = Lamarck, 1744—1829. Prof. in Paris.
Langsd. = von Langsdorff, 1794 — 1852. Berühmter
Reisender und Naturforscher, f in Froiburg i. Br.
Lap. = Lapeyrouse, 1744 — 1818. Prof. in Toulouse.
Lede.b = Ledebour, 1785—1851. Prof. der Bot. in Dor-
pat, f in München.
Lehm. = Lehmann, 1792 — 1860. Direktor des botanischen
Gartens in Hamburg; Werke: 1817—1844.
Less. =: Lessing, geb. 1810. Botaniker, bereiste 1832
bis 1837 Russland, Norwegen u. s. w.
Lestib. = Lestiboudois. (Vater, Sohn und Enkel), Bot.
in Lille. AVerke: 1800 u. ff.
Lghtf. = Lightfoot, 1735—1788, Pfarrer zu Gotham.
Lichtst. = Lichtenstein, 1780-1857. Prof. in Berlin.
Lindl. = Lindley, 1799—1865. Prof. in London.
Lk. oder Lnk. = Link, 1767—1850. Prof. in Berlin.
Lmk. = Lamarck, 1744—1829. Prof. in Paris.
Loud. = London, 1783 — 1843. Botaniker in London.
Lz. = Lenz, 1799-1870. Prof. in Schnepfenthal.
M. et K. = Mertens et Koch. Mertens, f 1831 als
Direktor der Handelsschule in Bremen.
Mart. ^ Martens, geb. in Venedig 1788, f in Stuttgart
1872.
Marts. r= Martins, 1794 — 1868. Prof. in München.
M. B. = Marschall von Bieberstein, 1768—1826.
Med. = Medicus, 1771 — 1850. Prof. in München.
Bleig. = Meigen. Lehrer in Stolberg bei Aachen. Werke:
1804—1842.
E. Mey. = G. F. W. Meyer, 1782—1856. Prof. der
Botanik in Göttingen.
Michx. = Michaux, 1746—1802. Madagaskar.
Mik. = Mikan, 1769—1844. Prof. der Bot. in Prag.
Mill. = Miller, 1691 — 1771. Gartendirektor iu Chelsea.
Mnch. = Moench, 1744—1805. Prof. in Marburg.
Moehr. = Moehring. Arzt aus Danzig, f 1702 in .Jever.
V. M. = H. von Mohl, 1805—1872. Prof. in Tübingen.
Mol. = Molina, geb. 1777 in Guatemala, Arzt und Prof.
Murr. = Murray, 1740—1791. Direktor des botanischen
Gartens in Göttingen.
36
Die Pflanzenwelt.
N. oder N. v. E. = Nees von Esenbeck. Zwei Brüder,
beide berühmte Botanilier. Der ältere 1776 — 18.i8
in Breslau, der jüngere 1787 — 1837, Prof. in
Bonn.
Naeg. = Naegeli. 1817—1891, Prüf, in München.
Neck. = Neoker, 1729—1793. Bot. in Mannheim.
Nestl. =r Nestler. Prof., Grartendirektor in Strassburg.
Neuw. = Neuwied. Geb. 1782. Werke: 1815 u. &/
Nlt. = Nolte. Prof. in Kiel. AVerke: 1826 u. ft'.
Nocca = Nocca. Im 14. .Jahrb. Gartendirektor in Pisa.
Nutt. = Nuttal, 1885-18.59. Prof. in Philadelphia
Werke: 1818 u. ff.
Pall. = Pallas, 1741—1811. Lebte in Russland, f in
Berlin.
Panz. = Panzer, 1755—1829. Arzt in Herbruck.
P. Br. = Patrik Browne, 1720—1790. Arzt und Bot.
in Irland.
Pers. = Persoon, 1755 — 1837. Arzt in Paris.
Peterm. = Petermann, 1806 — 1855. Geograph in Gotha.
Pfr. = PfeiiJer, geb. 1805 in Kassel, Arzt und Bot.
Phoeb. = Phoebus, 1804-1300. Prof. in Giessen.
P. M. E. = Patze, Meyer et Klkan.
Poepp. = Poeppig, 1798—1868. Prof. in Leipzig.
Pohl = Pohl, 1770—1850. Prof. in Leipzig.
Poir. = Poiret, 1755—1634. Franz. Geistlicher. Werke:
1789 u. fl'.
Poll. = Pollich, 1740—1780. Arzt in Kaiserslautern.
Presl = Presl, 1794—1852. Bot. in Prag. AVerke: 1826
bis 1844.
Pursh = Pursh, 1794—1820. Bereiste 1799—1811 Nord-
amerika.
Raddi = Raddi, 1770—1829. Naturforscher in Florenz.
Rafin. = Ratinesque. Sizilianer. AA^erke: 1807 — 1830.
Ram. = Ramond, 1763 — 1827. Prof. der Naturgeschichte
zu Tarbes.
Ratz. == Ratzeburg, 1801 — 1871. Prof. in Eberswalde.
R. Br. = Robert Brown. 1781 — 1858. Präsident der
Linneschen Ges. in London.
Rcbb. = Reiohenbach, 1793—1879. Prof. in Dresden,
Rchb. fil. = G. Reichenbach Sohn, geb. 1823, Prof. der
Bot, in Leipzig.
Rchd. = Reichard, 1685—1775. Naturf. in Erfurt.
Red. = Redoute, 1759—1840. Maler und Prof. in Paris.
Regl. = Regel, geb. 1815, Direktor des botanischen Gar-
tens in Petersburg.
Reinw. = Reinwardt, 1773—1854. Prof. in Leyden.
Retz. = Retzius, 1742—1821. Prof. in Lund.
Rey. = Reynier, 1762 — 1824. Postdirektor in Lausanne
Rieh. = Richard, 1754—1821. Prof., f in Paris.
Riv. = Rivinus, 1652—1723. Prof. der Bot. in Leipzig.
heim.
Roem. = Roemer, 1763—1819. Arzt u. Prof. in Zürich.
Roess. = Roessig, 1752 — 1805. Prof. in Leipzig.
Rottb. = Rottboell, 1727—1797. Prof. in Kopenhagen.
Roxb. = Roxburgh, 1759 — 1815. Gartendirektor zu
Madras.
Roz. = Rozier, 17.34 — 1793, f in Lyon.
R. et Pav. = Ruiz (1754—1815) et Pavon. Spanier.
Bot., Reisende in Südamerika. AVerke : 1794 u. f. .T.
R. et Schult. = Roemer et Schuttes.
Rth. = Roth, 1757—1834. ■;- als Arzt in Bremen.
Rumpf = Rumpf, 1627 — 1702. Kaufmann auf Ämboina.
Sad. = Sadler. Prof. der Bot in Budapest. AVerke: 1825
u. f. J.
Sah = Salisbury, 1761—1829. Englischer Botaniker.
Sav. = Savi, 1769—1844. Prot, in Pisa. AVerke: 1798
u. ff.
Schaeff. = SchaetFer , 1718 — 1790. Superintendent in
Regensburg.
Schbl. et Mart. := Schübler et Martens.
Schk. = ScUkuhr, 1741—1811. f in Wittenberg als
Univers.-M echanikus.
Sohldl. = Schlechtendal. 1794—1866. Prof. der Bot. in
Halle.
Schieid. = Schieiden, 1804—1831. Prof. in Jena.
Schloth. = Schlotheim, 1764—1832. Oberhofmarschall
in Gotha.
Schlz. = Schultz, 1765 — 1837. Arzt in Neubrandenburg.
Schmch. od. Schum. = Schuhmacher, geb. in Holstein,
f 1830 als Prof. der Anatomie in Kopenhagen.
Schmp. = Schimper, 1808 — 1880. Prof. u. Direktor des
naturh. Museums in Strassburg.
Sohomb. = Schomburgk, 1804 — 1865, brit. Konsul in
AVestindien.
Schouw = Schouw, 1789—1852. Prof. in Kopenhagen.
Schrd. = Schrader, 1767—1836. Prof. in Göttingen.
Schreb. oder Schb. = Schreber , 17.39—1810. Natur-
forscher und Arzt in Erlangen.
Schrnk. oder Schk. = Schrank, 1747 — 1835. Garten-
direktor in München.
Schtt. = Schott, 1794-1865. Garteninspektor in Schön-
brunn. AVerke: 1804—1836.
Schübl. = Schübler, 1787—1834. Prof. der Naturge-
schichte in Tübingen. AVerke: 1815 u. ff.
Schult. = Schultes, 1773—1831. Prof. in AVien, Krakau,
Innsbruck, Landshut.
Schw. = Schweigger, 1779—1857. Prof. in Erlangen
und Halle.
Schwein. = Schweinitz, 1780 — 1834. Botaniker in Bethlem
(Amerika.). AVerke: 1805 u. f. .J.
Scop. = Scopoli , 1723—1788. Tiroler; Prof. in Pavia.
Seb. = Sebastian!. Ital. Bot. AVerke: 1813—1818.
Sibth. = Sibthorp, 1758-1796. Botaniker in Oxford.
Reiste in Griechenland.
Siebold = Siebold, 1796 — 1866. Oberst im niederländi-
schen Generalstabe.
Sm. = .James Smith, 1759 — 1828, f in London.
Solaud. = Solander, 1736—1782. Naturf. in London.
Sonn. = Sonnerat, 1745 — 1814, geb. in Lyon, f in Paris.
Soy. Will. = Soyer Willemet, 1791—1867. Garten-
direktor in Nancy.
Spenn. =■Spenner, 1798 — 1841. Prof. in Freiburg im
Breisgau
Spr. = Sprengel, 1766—1833. Prof. in Halle.
St. ^ Sturm, 1771 — 1848. Naturforscher in Nürnberg.
St. Hil. = St. Hilaire, 1799-1853. Botaniker in Paris.
Werke: 1824 u. ff.
St. oder Sternb. = Sternberg, 1761 — 1838. Geheimerat
in Prag.
Stev. = Steven, 1781 — 1863. Russisoher Staatsrat.
Suck. = Suckow, 1751 — 1813. Prof. in Heidelberg.
Sw. = Swartz, 1760—1819. Prof. in Stockholm.
Sweet = Sweet. Handelsgärtner in London. AVerke:
1818 u. ü'.
Tausch = Tausch, 1792-1840. Prof. in Prag. AVerke:
1823 u. fl".
Thom. = Thomas. Zwei Brüder in Bex , welche Her-
barien von Schweizerpflanzen herausgaben.
Thor. = Thore, 1762—1823. Französ. Botaniker.
Thbg. = Thunberg, 1743—1828. Prof. der Botanik in
Upsala.
Torr, et Gray = Torrey et Gray. Torr. = Torrey, Prof.
in New York. AA'erke : 1834 u. S.
Tomm. = Tommasini, 1794 — 1880. Magistratspräsident
in Triest.
Tourn. = Tournefort, 1656 — 1708, f in Paris.
Trev. = Treviranus, 1779—1864, Prof. der Botanik iu
Bonn.
Trin. = Trinius, 1778 — 1844. Staatsrat in Petersburg.
Trtt. = Trattinick, 1764—1849. Kustos der Naturalien-
sammlung in AVien.
Turr. = Turra, Prof. in Vicenza. AVerke: 1780 u. ff.
Tuss. = Tussak. Französ. Bot. AVerke: 1808 u. fl'.
Ungar = Unger, 1800—1870. Prof. in Graz.
d'Urv. = d'Urville, 1790—1842. Französ. Admiral.
A'aill. = Vaillant, 1669—1722. Prof. der Bot. in Paris.
Vent. = Ventenat, 1757—1805. Prof, f in Paris.
Vhl. = Vahl, 1749—1804. Prof. der Bot. in Kopenhagen.
Viv. = Viviani, 1772 — 1840. Prof. der Bot. in Genua.
Das Pflanzenreich und die Pflanzensysteme.
37
W. et Grab. = Wimmer et Grabowski. Beide Bot. in
Breslau. Werke: 1827 u. ff.
W. und Wild. = Wildenow, 1765—1812. Prof. in Berlin.
AVahlnbg. = Wahlenberg, 1780—18.51. Prof. in Upsala.
W. K. = Waldstein et Kitaibel. Waldstein 1759—1823,
bereiste mit Kitaibel mehrere Jahre Ungarn.
W. et M. = White et Maton.
W. et N. = Weihe et Nees.
Wall. = Wallich, 1787—1854. Arzt und Naturforscher
in Kopenhagen.
Wallr. = Wallroth, 1792—1857. Arzt in Nordhausen.
Walt. = Walther, 1759-1824. Prof. in Giessen.
Web. = Weber, 1781 — 182.3. Etatsrat in Kiel.
AVeig. = Weigel, 1748—1831. Prof. in Greifswald.
Weinm. = Weinmann, 1782—1858. Garteninspektor in
Pawlowsk.
Wendl. = AVendland, 1755—1828. Kunstgärtner in Han-
nover. Werke: 1798 u. ff.
Wendr. = Wenderoth. Prof. in Marburg. Werke: 1821
u. ff.
Wiokstr. = Wickstroem, 1789—1856. Bot. in Stock-
holm.
Wilbr. = AVilbrand, 1781 — 1846. Prof. in Giessen.
Wimm. = AVimmer, 1803—1868. Schulrat in Breslau.
Wirtg. = Wirtgen, 1806-1870. Lehrer in Cohlenz.
Wulf, oder Wulff. = Wulfen oder Wulffen., 1728—1805.
Abt zu Klagenfurt.
Zahlb. = Zahlbruckner, 1782—1853. Bot. in Grätz
Zenk. = Zenker, 1799—1837. Prof. in Jena.
Zeyh, = Zeyher, 1770—1843. Gartendirektor in Schwet-
zingen.
Zucc. = Zuccarini, 1797—1848. Prof. in München.
Das Pflanzenreich und die Pflanzensysteme.
Wir haben bisher die Pflanzen nach ihrem ge-
meinsamen Bau und ihren gemeinsamen Lebens-
äusserungen betrachtet. Allein wir können sie noch
nach einem ganz anderem Gesichtspunkt erforschen,
nämlich nach ihrer Zusammenordnung in Gruppen,
in ein sog. System. Manche Pflanzen sind einander
ähnlicher als anderen, man sagt, sie sind mitein-
ander verwandt, wie man auch aus der Aehnlichkeit
der Menschen auf deren Verwandtschaft schliesst ;
und wie man auch bei den Menschen engere und
weitere Verwandtschaftskreise bilden kann, so auch
bei Pflanzen und Tieren. Die einander ähnlichsten
Formen bilden eine Art, die ähnlichsten Arten ge-
hören zu einer Gattung, ähnliche Gattungen
bilden Familien, diese wieder Ordnungen oder
Reihen, wobei man wohl bei grosser Formen-
mannigfaltigkeit auch noch Unterfamilien und Unter-
ordnungen unterscheidet. Die Ordnungen bilden
Klassen, diese Kreise und diese endlich ein
Reich; es ist also ähnlich wie die Anordnung der
Häuser zu Ortschaften , diese zu Kreisen , diese zu
Regierungsbezirken, diese zu Provinzen, diese zu
Staaten. Nur die Arten sind als solche in der Natur
vorhanden , die anderen genannten Begriffe sind
nichts als begriffliche Zusammenfassungen nach der
Aehnlichkeit. Die Arten hielt man früher für starr
unveränderlich, heute weiss man, dass viele in ge-
wissen Grenzen abändern und sog. Abarten oder
Rassen bilden können, ohne dass sie aber etwa, wie
manche behaupten, ohne Grenzen ineinander über-
fliessen könnten. Das ist nirgends beobachtet worden.
Es scheint vielmehr so, als ob wir heute für die
meisten Arten in eine Zeit des Stillstandes ein-
getreten sind, dass sie vielleicht aber eine Zeit
regerer Abänderung durchgemacht haben, so dass
sie von einer Gruppe einfacherer Formen ab-
stammen (Deszendenzlehre). Nunmehr soll uns also
jene Anordnung der Pflanzen in ein System be-
schäftigen, wobei wir gleichzeitig die Hauptformen
des Pflanzenreichs kennen lernen wollen.
Die Zahl der verschiedenen Pflanzen und Pflan-
zenarten ist ungemein gross. Schon Karl von Linne
(geb. 13./24. Mai 1707 zu Rashult in Schweden,
gest. 10. Januar 1778 in Upsala) kannte nnd klassi-
fizierte über 10000 Arten. Unger berechnete 1851
über 90 000, und heute schätzt man die wahr-
scheinliche Zahl aller Pflanzen auf mehr als 100 000
Arten. Die Zahl der zu besonderen Zwecken kulti-
vierten oder in den Handel gebrachten Pflanzen-
arten beträgt etwa 3000; davon sind gegen 2000
heilkräftig und über 700 Nahrungspflanzen. Unter
letzteren zählt man 40 — 50 Kornfrüchte, über 200
Obst- und Fruchtarten, 100 Arten, deren Zwiebeln,
Knollen und Wurzeln zur Nahrung dienen, 140 Ge-
müse-, 40 Oelpflanzen , 40 Zucker-, 16 Tee- und
Kaffee-, 6 Wein-, 70 Gewürzpflanzen. Ueber 40
dienen zu Viehfutter, über 60 zur Bekleidung, zum
Polstern, zu Papier u. s. w., gegen 100 zum Färben,
über 300 zu andern technischen Zwecken.
Um diese grosse Menge genauer kennen zu
lernen, wurden schon zu den verschiedensten Zeiten
Einteilungen versucht; so zuerst im Jahre 1583 von
Cäsalpin (gest. 1603), 1694 von J. P. Tournefort
(gest. 1798), u. a. m., deren keine aber der wach-
senden Erkenntnis auf die Dauer genügen konnte.
Das erste wertvolle System erschien im Jahre
1735, es war das Pflanzensystem von Linne. Es
heisst Geschlechts- oder Sexualsystem, weil es wesent-
lich auf die Verhältnisse der Befruchtungsorgane
gegründet ist, und künstliches System wird es ge-
nannt, weil es seine Einteilungsgründe eben nur
von wenigen Hauptorganen ableitet, während sich
38
Die Pflanzenwelt.
die unendliche Mannigfaltigkeit der Natur nicht in
ein so streng geregeltes Fachwerk einschliessen lässt.
Linne teilte die Pflanzen nach der Ausbildung
der Staubgefässe in 24 Klassen und diese nach der
Zahl der Stempel in Ordnungen ein. Seine Ord-
nungen zerfallen in Gattungen und diese in Arten.
Die ersten 23 Klassen umfassen die Blüten-
pflanzen (Phanerogamen), d. h. diejenigen Pflanzen,
welche sichtbare Staubgefässe und Stempel (selten
an Stelle der Stempel nur Samenknospen) be-
sitzen.
In die letzte, die XXIV. Klasse, verwies Linne
die Kryptogamen, d. h. diejenigen Pflanzen, deren
Befruchtungsorgane mit blossem Auge nicht wahr-
nehmbar sind. Innerhalb dieser Klasse unterschied
er nach der natürlichen Verwandtschaft 4 Ordnungen ;
die Farne, Moose, Algen, Pilze.
Von denen , welche ein zweckentsprechendes
natürliches System aufzustellen versuchten, war Anton
Lorenz von Jussieu (geb. zu Lyon 1748, gest. in
Paris 1836) der erste, welcher ein brauchbares, noch
heute den Grund aller natürlichen Systeme büden-
des natürliches System erfand und veröffentlichte.
Auch dieses System wurde aber vielfach abge-
ändert und mit mehr oder weniger Glück verbessert;
so namentlich von A. P. de Candolle (geb. zu Genf
1778, gest. daselbst 1841), ferner von Endlicher in
Wien (1826), von H. G. Ludw. v. Reichenbach in
Dresden (1828), sowie von mehreren anderen.
Das Fundament des Jussieu'schen Systems ist
die Einordnung aller Pflanzen in drei Abteilungen:
Pflanzen ohne Samenlappen, Akotyledones , solche
mit einem, Monokotyledones, und solche mit zwei
oder mehr Samenlappen, Dikotyledones.
Diese drei Abteilungen zeigen in ihrer gesamten
Organisation eine so klare Grundverschiedenheit
von einander, dass sie ohne Zweifel für wirklich in
der Natur begründete Hauptgruppen anzusehen sind.
De Candolle gründete die Hauptabteilungen
seines natürlichen Systems auf den ganzen innern
anatomischen Bau der Gewächse und erhielt dadurch
die Einteilung in Zellpfianzen und Gefässpflanzen.
Die Zellpflanzen unterschied er in blattlose und blatt-
bildende, die Gefässpflanzen in Endogene (von
innen wachsende) und Exogene (von aussen wach-
sende). Seine Zellpflanzen entsprechen (mit Aus-
nahme der Farne, von denen er fälschlich annimmt,
dass sie mit einem Samenlappen keimen) den Ako-
tyledonen Jussieus, seine Endogenen den Mono-
kotyledonen, die Exogenen genau den Dikotyledonen
Jussieus.
De Candolles System entspricht wie alle natür-
lichen Systeme in den grossen Abteilungen genau
dem von Jussieu, nur sind die Dikotyledonen an-
statt in 11, bloss in 4 Klassen eingeteilt, nämlich
in Thalamifloren, Kalyzifloren, Korollifloren und Mo-
nochlamydeen.
Bedeutsam war dann weiterhin das System von
Endlicher (1836—1841) nach morphologischen
und anatomischen Prinzipien; ferner das von Braun
und Hanstein (1864 und 1867), sowie endlich
das von Eichler (1876), das zu dem von Engler
führte. Nach letzterem haben wir uns im Folgenden,
abgesehen von einigen Aenderungen , die zum Teil
lediglich aus praktischen Gründen nötig waren, ge-
richtet. Wir geben zunächst eine Uebersicht über
dieses System, wobei wir fast nur deutsche Familien
berücksichtigen.
A. Sporenpflanzen (Kryptogamen).
I. Kreis: S ohl e i m sp o renp f tanzen (Myxo-
my c e tes).
II. Kreis: Lagersporenpflanzen (Thallo-
phyta).
I. Klasse: Algen (Algae).
II. Klasse: Pilze (Fungi).
III. Klasse : Flechten (Lichenes).
III. Kreis: Blattsporenpflanzen.
A. Moospflanzen.
I. Klasse: Lebermoose (Hepaticae).
IL Klasse: Laubmoose (Musci).
B. Gefässsporenjjflanzen.
L Farn. Farnkräuter (Filices).
2. Fam. Wurzelfrüchtler (Rhizocarpeae).
3. Fam. Bärlappgewächse (Lycopodiaceae).
4. Fam. Selaginellen (Selaginellaceae).
5. Fam. Schachtelhalme (Equisetaceae).
6. Fam. Natternzungen (Ophioglossaceae).
7. Fam. Brachsenkräuter (Isoetaceae).
B. Samenpflanzen (Phanerogamen).
1. Gruppe: Nacktsamige (Gymnospermen).
/. Klasse: Nadelhölzer (Coniferae).
8. Fam. Eibengewächse (Taxaceae).
9. Fam. Kieferngewächse (Pinaceae).
2. Gruppe: Bedecktsamige (Angiospermen).
//. Klasse: Einsamenlappige (Monokotylen).
I. Reihe: K o 1 b e n b 1 ü t i g e.
10. Fam. Rohrkolbengewächse (Typhaceae).
IL Reihe: S um pf lili enb lüti ge.
11. Fam. Laichkräuter (Potamogetonaceae).
12. Fam. Nixenkräuter (Najadaceae).
13. Fam. Blumenbinsen (Juncaginaceae).
14. Fam. Froschlöffelgewächse (Alismaceae).
15. Fam. Wasserlieschgewächse (Butomaceae).
16. Fam. Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae).
III. Reihe: Aronsblütige.
17. Fam. Aronsgewächse (Aroidaceae).
18. Fam. Wasserlinsen (Leranaceae).
IV. Reihe: Grasblütige.
19. Fam. Gräser (Gramineae).
20. Fam. Seggen (Cyperaceae).
Das Pflanzenreich und die Pflanzensysteme.
39
V. Reihe: L i 1 i e n b 1 ü t i g e.
21. Pam. Binsengcwäohse (Juücaceae).
22. Fam. Liliengewächse (Liliaceae).
23. Fam. Äraaryllisgewächse (Amaryllidaceac).
24. Fara. Sohwertliliengewächse (Iridaceae).
VI. Reihe: Kleinsamige.
25. Fam. Knabenkrautgewächse (Orchidaceae).
///. Klasse: Zweisamenlappige (Dikotylen).
I. Unterklasse : Getrenntblätterige
(Choripetalae).
VII. Reihe: Weidenartige.
26. Fam. Weidengewächse (Salicaoeae).
27. Fam. Gagelgewäohse (Myricaceae).
VIII. Reihe: AValnussartige.
28. Fam. Walnussgewächse (Juglandaceae).
rX. Reihe: Buchenartige.
29. Fam. ßuchengewächse (Fagaceae).
30. Fam. Birkengewächse (Betulaceae).
X. Reihe: Nesselartige.
.31. Fam. Ulmengewächse (Ulmaceae).
32. Fam. Maulbeergewächse (Moraceae).
33. Fam. Hanfgewächse (Cannabaceae).
34. Fam. Brennesselgewäohse (Urticaceae).
XI. Reihe: Wolfsmilchartige.
35. Fam. Wolfsmichgewächse (Euphorbiaceae).
86. Fam. Buxbaumgewächse (Buxaceae).
37. Fam. Rauschbeerengewächse (Empetraceae).
38. Fam. Wassersterngewächse (Callitrichaceae).
XII. Reihe: Seidelbastartige.
39. Fam. Oleastergewächse (Elaeagnaceae).
40. Fam. Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae).
XIII. Reihe: Santelartige.
41. Fam. Santelgewächse (Santalaoeae).
42. Fam. Mistelgewächse (Lorantbaoeae).
XIV. Reihe: Osterluzeiartige.
43. Fam. Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae).
XV. Reihe: Knöterich artige.
44. Fam. Knöteriohgewächse (Polygonaceae).
XVI. Reihe: M i 1 1 e 1 s a m i g e.
45. Fam. Gänsefussgewächse (Chenopodiaceae).
46. Fam. Amarantgewächse (Amaranthaceae).
47. Fam. Portulakgewächse (Portulacaceae).
48. Fam. Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
XVII. Reihe: Wand sämige.
49. Fam. Sonuentaugewächse (Droseraceae).
50. Fam. Veilchengewächse (Violaceae).
51. Fam. Sonnenrosengewäcbse (Cistaceae).
52. Fam. Resedagewächee (Resedaceae).
53. Fam. Hartheugewächse (Hypericaceae).
54. Fam. Tännelgewächse (Elatinaceae).
XVIII. Reihe: Mohnblutige.
55. Fam. Kreuzblütler (Cruciferae).
56. Fam. Erdrauchgewächse (Fumariaceae).
57. Fam. Mohngewächse (Papaveraceae).
XIX. Reihe: Hahnenfussblütige.
58. Fam. Seerosengewächse (Nymphaeaceae).
59. Fam. Hornblattgewächse (Ceratophyllaceae).
60. Fam. Hahnenfussgewächse (Rauunculaceae).
61. Fam. Sauerdorngewächse (Berberidaceae).
XX. Reihe: Malvenblütige.
62. Fam. Lindengewächse (Tiliaceae).
63. Fam. Malvengewäohse (Blalvaceae).
XXI. Reihe: Storchschnabelblütige.
64. Fam. Storchschnabelgewächse (Geraniaceae).
65. Fam. Leingewächse (Linaceae).
66. Fam. Bitterlinge (Polygalaceae).
67. Fam. Sauerkleegewächse (Oxalidaceae).
68. Fam. Rautengewäohse (Rutaceae).
69. Fam. Orangengewächse (Citraceae.
XXII. Reihe: Seifenbaum artige.
70. Fam. Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae).
71. Fam. Celastergewächse (Celastraceae).
72. Fam. Pimpernussgewäcbse (Staphylaeaceae).
73. Fam. Balsaminengewächse (Balsaminaceae).
74. Fam. Ahorngewächse (Aceraceae).
75. Fam. Rosskastanien (Hippocastanaceae).
XXIII. Reihe: Kreuzdornartige.
76. Fam. Rebengewächse (Vitaceae).
77. Fam. Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae).
XXIV. Reihe: Rosenblütige.
78. Fam. Hülsenfrüchtler (Papilionaceae).
79. Fam. Steinbrechgewächse (Saxifragaceae).
80. Fam. Dickblattgewächse (Crassulaceae).
81. Fam. Rosengewächse (Rosaceae).
82. Fam. Platanen (Platanaceae).
XXV. Reihe: Myrtenblütige.
83. Fam. Nachtkerzengewächse (Onagraceae).
84. Fam. Weiderichgewächse (Lythraceae).
85. Fam. Haloragisgewächse (Haloragaceae).
XXVL Reihe: D oldenblütige.
86. Fam. Doldengewächse (Umbelliferae).
87. Fam. Hornstrauchgewächse (Cornaceae).
88. Fam. Efeugewächse (Hederaceae).
2. Unterklasse : Vereintblättrige (Sympetalae).
XXVII. Reihe: Heideartige.
89. Fam. Wintergrüngewächse (Pirolaceae).
90. Fam. Heidekrautgewächse (Ericaceae).
XXVIIL Reihe: Primelblütige.
91. Fam. Primelgewächse (Primulaceae).
92. Fam. ßleiwurzgewächae (Plumbaginaceae).
XXIX. Reihe: Wegerichartige.
93. Fam. Wegerichgewächse (Plantaginaeeae).
XXX. Reihe: Röhrenblütige.
94. Fam. Verbenengewächse (Verbenaceae).
95. Fam. Lippenblütler (Labiatae).
96. Fam. Nachtschattengewächse. (.Solanaceae).
97. Fam. Würgergewächse (Orobanchaceae).
98. Fam. Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae).
40
Die Pflanzenwelt.
99. Fam. Ranhblättler (Boraginaceae).
100. Fam. Windengewächse (Convolvulaceae).
101. Fam. Himmelsleitergewächse (Polemoniaceae).
102. Fam. Wasserschlauchgewächse (Utriculariaceae).
103. Fam. Kugelblumengewächse (Globulariaceae).
XXXI. Reihe: Drehblütige.
104. Fam. Enziangewächse (Gentianaceae).
105. Fam. Hundstodgewächse (Apooynaceae).
106. Fam. Seidenpflanzengewächse (Asclepiadaceae).
107. Fam. Oelbaumgewächse (Oleaceae).
XXXII. Reihe: Krapp artige.
108. Fam. Geissblattgewächse (Loniceraceae).
109. Fam. Moschuskräuter (Adoxaceae).
110. Fam. Krappgewächse (Rubiaceae).
111. Fam. Baldriangewächse (Valeriaiiaceae).
112. Fam. Kardengewächse (Dipsaeeae).
XXXIII. Reihe: ölockenblumenartige.
113. Fam. Kürbisgewächse (Cucurbitaceae).
114. Fam. Glookenblumengewächse (Campanulaceae).
115. Fam. Korbblütler (Compositae).
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
A. Pflanzen ohne Staubgefässe und Stempel mit Sporen (einzelne Zellen ohne Gliederung) in
Kapseln (untersuche ein erwachsenes Exemplar): Sporenpflanzen (K ry p t o gam en).
I. Stengel gegliedert mit gezähnten Scheiden (Fig. 107): 5. Schachtelhalme.
II. Stengel nicht so gegliedert.
a) Mit zweierlei Blättern (breite Schwimm- und faserförmige Wasserblätter)
und kugeligen Kapseln (Fig. 108): 2. Wurzelfriichtler.
1. Lange, linealische, unten scheidige Blätter, am Grunde
Wasser pflanzen
Landpflanzen.
in der Scheide (seh.) die Sporenkapseln (Fig. 109):
7. Brachsenkräuter.
Blätter lineal oder 4 teilig mit besonderen Sporen-
kapseln (Fig. 110): 2. Wurzelfrüchtler.
1. Alle Sjjorenkapseln nierenför-
m i g mit Querspalte aufsprin-
gend, mit vielen kleinen Spo-
ren (Fig. 112): 3. Bärlappgew.
2. Die unteren Sporenkapseln v i e r-
knöpfig mit 4 — 6 Klappen
aufspringend und mit 3 — 4 Spo-
ren (Fig. 113): 4. Selaglnellen.
b) Stengel mit langen, linealischen Blättern, in deren Scheiden die Sporen-
kapseln sitzen (Fig. 109) : 7. Brachsenkräuter.
c) Stengel mit nur 2 (ganzen oder geteilten) Blättern, von denen eines die
Sporenkapseln trägt (Fig. 114): 6. Natternzungen.
d) Stengel mit grossen, meist geteilten Blättern (Wedeln), die auf der Unter-
seite die Sporenkapseln tragen oder ein Blatt ist teilweise zum Träger der
letzteren umgewandelt (Fig. llö): 1. Farnkräuter.
b) Mit einerlei
Blättern.
a) Stengel gestreckt mit kleinen Blät-
tern dicht besetzt, in deren Ach-
seln oder in Aehren die Sporen-
kapseln (Fig. 111).
107.
ITF
108.
110.
Erklärungen ; Fig. 107, Equisetum, Schachtelhalm, Stengelstück, — 108. Salvinia, Stengelstück. — 109. Isoetes, Habitus. — HO. Pilu-
laria, Stengelstück.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
41
113.
B. Pflanzen mit Staubgefässen und Stempeln, sowie mit gegliederten Samen und Früchten: Samenpflanzen
(P h a n e r o g a m e n).
I. In allen Blüten entweder S t au bge fasse oder Stempel (untersuche möglichst viele Blüten des-
selben Stockes).
f(. Einhäusige Pflanzen (S t aub ge f äs s - und Ste mp el b lü ten auf de rs elb en Pf 1 anz e , unter-
suche alle Blüten desselben E.xemplars).
a) Holz pflanzen (Bäume oder Sträuche mit braunen, harten, holzigen Zweigen).
1. Blüten geknäuelt achselständig: Sti. Buchsbaumgewächse.
Blätter n a d e 1- (
förmig (Fig. 116) ) a) Frucht fleischig. 8. Eibengewächse.
odersehuppenförmig 1 b) Frucht trocken. 9. Kieferngewächse.
(Fig. 117) I
1. Staubgefäss- und Stempelköptchen kugelig
(Fig. 118), einzelne Blüte ohne Hülle:
82. Platanen.
2. Beide Arten von Köpfchen kugelig (Fig.
119), einzelne Blüte aber mit 4 blättriger
Hülle (Fig. 120): 32. Maulbeergewächse.
3. Beide Blutenstände in Kätzchen oder
die Stempelblüten in knospenförmigen oder
walzigen Blütenständen, mit schuppigen
Deckblättern (Fig. 121): 30. Birken-
gewächse.
1. Blätter gefiedert (Fig. 122) und aromatisch: 28. Walnussgewächse.
2. Blätter einfach oder gelappt, Frucht mit Becher (Fig. 123)
oder krautiger Hülle (Fig. 124): 29. Buchengewächse.
2. Blüten
nicht so.
Beide Arten von Blüten
in Kätzchen oder Köpfchen
(Fig. 118—121).
Blätter breit und
blattförmig.
Nur die Staubgefäss-
bluten in Kätzchen oder
Köpfchen , die Stempel-
blüten zu 2 — 3 oder einzeln.
116.
b) Krautige Pflanzen (Stengel grün
Unterge tauch t (
Wasserpflanzen.
meist weich, nicht holzig).
a) Blätter fadenförmig (Fig. 125): Zannichelia siehe
11. Laichkräuter.
Blätter unge- b) Blätter breit lineal (Fig. 126).
teilt. 1. Fruchtknoten ein fach (Fig. 127): 12. Nixenkräuter.
2. Fruchtknoten i n 4 Teile z e rf al le nd (Fig. 128) :
38. Wassersterngewächse.
2. Blätter gabelig geteilt (Fig. 129): 59. Hornblattgewächse.
3. Blätter kammartig gespalten (Fig. 130): 85. Haloragisgewächse.
Erklärungen: Fig. lil. Lycopodium, Habitus mit Sporenliapseln. — 112. Lycopodium, Sporenblatt mit Kapsel. — 113. Selaginella,
4klappige Sporenkapsel. — 114. Ophioglossum, Habitus. — 115. Farnkraut. Polypodium vulgare Habitus sp. = Sporenkapseln. — 116. Pinus
silvestris, nadeiförmige Blätter. — 117. Thuja orientalis, schuppenförmige BläUer. — 118. Platanus, kugelige Blütenstände. — 119. Morus
alba, Fruchtstand. — 120. Morus alba, Staubgetäss-Blüle. — 121. Betula alba, Kätzchen mit Stanbgefäss-Blüten. — 122. Juglans regia, ge-
fiedertes Blatt. — 123. Quercus, Becher mit I rucht. — 124. Carpinus, blattförmiger „Becher" mit Frucht.
Hoffmann-Dennert, Botan. Bilder-.'\tlas. 3. Aufl. fi
42
Die Pflanzenwelt.
125.
126.
127.
128.
130.
Nicht untergetauchte
Wasser- oder Land-
Ijflanzen mit schmalen
grasartigen Blättern.
a) Staubgefässbliiten in gipfelständiger Rispe, St emp e 1 b 1 ü t e n seit-
lich in Kolben (Fig. 131): Mais, s. 19. Gräser.
1. Die Blüten in Aehrchen mit Spelzen (d. h. grünen
Deckblättern), die Aehrchen wieder in Blütenständen
(Fig. 1.32): Carex, s. 20. Seggen.
2. Die Blüten in Kolben (Fig. 13H) oder kugeligen
Köpfchen (Fig. 1.%): 10. Rohrkolbengewächse.
Beide Blüten-
arteningl ei Ch-
art i g e n Blü-
tenständen.
Land- oder S u m p f-
pflanzen. aber nicht
grasartig.
Blätter gefiedert (Fig. 135): Poterium, s. 81. Rosengewächse.
Fruchtknoten gestielt, 3knöptig(Fig.l36) : 35. Wolfsmilchgewächse.
mit grosser tütenförraiger S ch e i d e um den kolben-
förmigen Blütenstand (Fig. 137) : 17. Aronsgewächse.
a) Mit Ranken (Fig. 138):
Blätter
un-
geteilt.
Frucht-
knoten
un-
;â– e s t i 6
lt.
Blüten
ohne
eine
Scheide
um den
Blüten-
Stand.
Mit voll-
ständi-
gen Blü-
ten(Keloh,
Krone,
Staubge-
fasse und
Stempel).
Mit u u-
voll stän-
digen
Blüten
(die Hülle
fehlt oder
ist einfach)
Erklärungen: Fig. 125. Zanniclielia, fruchttragender Zweig. — 126. Najas major, Blatt.
128. Callitrictie, Fruchtknoten. — 129. Ceralophyllum, Blatt. — 130. Myriophyllum, Blatt.
113. Kürbisgewächse.
I.Blatt pfeil-
förmig (Fig.
139): Sagitta-
b) Ohne ria, 46. Frosch-
Ran- löffelgewächse
ken. 2. Blatt liueal:
Litoi ella , Ü3.
Wegerich-
gewächse.
Blüten in Köpfchen:
Xanthium und Ambrosia,
s. 115. Korbblütler.
1. Fruchtknoten mit
einer pinselför-
migen Narbe (Fig.
140): 24. Brenn-
nesselgewächse.
2. Fruchtknoten mit
zwei Narben und
krautiger Hülle
(Fig 141) : Melde,
s. 45. Gänsefuss-
gewächse.
3. Fruchtknoten mit
drei Narben und
^ trockenbäu-
t i ge r Hülle :
46. Amaranthge-
wächse.
127. Najas major, Fruchtknoten.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
43
131.
132.
133.
134.
135.
136.
137.
13S.
139.
140 u. 141.
j9. Zwei häusige Pflanzen (Staubgefäss- und Stern pellilüten auf verschiedenen Pflanzen,
untersuche danach mehrere Exemplare).
Grüner Schmarotzer auf Bäumen mit gegabeltem Stengel (Fig. 142) : 42. Mistelgewächse.
1. Blüte nackt, aber mit Schuppen (Fig. 143) : Taxus, 8. Eiben-
gewächse, und Juniperus, s. 9. Kieferngewächse.
2. Blüte mit Kelch und Krone (Fig. 144): 37. Rauschbeeren-
gewächse.
A. Holzpflanzen <
Nicht
Schma-
rotzer.
mige oder
schuppige
Blätter
Fig.116u.117.
Blatt
breiter.
Blatt ein-
fach (unge-
teilt und nicht
gelappt)
(Fig. 146).
Blatt
gelappt
(Fig. 147).
Blüten
in Kätz-
chen.
Blatt gefiedert (Fig. 145), Blüte nackt: Esche, s. 104. Oelbaum-
gewächse.
Zweige dornig (Fig. 146): Hippophae, s. 39. Ole-
astergewächse.
1. Alle Teile mit
gelben Drüsen
(aromatisch) : 27.
Zweige ohne chen GagelgswächSB.
Dornen 2. ohneDrüsen:26.
Weidengewächse.
Blüten nicht in Kätzchen: 77.
Kreuzdorngewächse.
1. Blätter geg en stand ig (d h. 2 einander gegen-
über, wie in Fig. 49), Frucht eine Beere: 79.
Steinbrechgewächse .
2. Blätter w e ch s e 1 s t an d i g (d. h. einzeln wie
in Fig. 134), Frucht geflügelt (Fig. 148): 75.
Ahorngewächse.
Erklärungen: Fig. 131. Zea mais, Habitus. St = Staubgefäss- u. Fr = Stempel-Blüten. — 132. Carex, Blütenstand, St.Ä = Staub-
gefass-Aehren, Fr.-A = Frucht-Aehren. — 1.33. Typha, Kolben (K) -Blütenstand. — 134. Sparganium, kugelige Blütenstände. — 1.35. Poterium,
Blatt. — 136. Euphorbia, gestielter Fruchtknoten. — 137. Aron , Blutenstand mit seh = Scheide, St.bl. = Staubgefässblüten, Fr.bl. = Frucht-
knotenbluten. — 138. Bryonia, Stengelstück. — 139. Sagittaria, Blatt. — 140. Urtica, Fruchtknoten mit pinselförmiger Narbe. — 141. Atri-
plex, Frucht mit 2 Narben.
44
Die Pflanzenwelt.
142.
143.
144.
145.
148.
C. Wasserpflanzen,
nicht gras-
artig.
Blüten mit ei n-
f acher Hülle.
B. Grasartige Sumiif- oder Lun il pflanzen, Blüten in Aeliren, Jiese oft wieder in Aeliren oder Spirren (wie
in Fig. 132): 20. Seggen.
Bluten mit Kelch und Krone: 16. Froschbissgewächse.
1. Ohne Blätter, die ganze Pflanze blattförmig (Fig. 149):
18. Wasserlinsen.
2. Blätter vorhanden, am Rand stachelig (Fig. 126): 12. Nixen-
kräuter.
Blätter gelai>pt (Fig. 150) oder geteilt (Fig. l.öl); 33. Hanfgewächse.
Pflanze mit Brennhaaren: 34. Brennesselgewächse.
Ohne Nebenlilätter (Fig. 152): Spi-
nacia, s. 45. Gänsefussgewächse.
1. Nebenblätter zu einer
Scheide verwach-
sen (Fig. 153): Am-
pfer , s. 44. Knöte-
richgewächse.
2. Nebenblätter, nicht
zur Scheide verwach-
sen (Fig. 154) ; Bingel-
kraut , s. 38. Wolfs-
milchgewächse.
1. Mit Ranken, Blätter wechselständig (Fig. 138):
113. Kürbisgewächse.
2. Ohne Ranken, Blätter gegenständig (Fig. 155):
Baldrian, s. 111. Baldriangewächse.
b. Krone aus mehreren fr eien Blättern : 48. Nelkengew.
D. Kräuter auf
dem Lande.
Blüte nackt oder
mit einfacher
Hülle.
Blätter
ungeteilt,
einfach
(Fig. 1.52 bis
154).
Pflanzen
ohne
Brennhaare.
Mit
Neben-
blättern
(Fig. 153
u. 154).
Blüte mit Kelch
und Krone.
I,
a. Krone
erwachsen-
bUittrig.
153.
150.
Erklärungen: Fig. 142. Viscum , Stengelstück. — 143. Taxus, Blüte mit Schuppen. — 144. Empetrum, Slaubgefässblüte. — 145.
Fraxinus, Blatt. — 146. Hippophae, Stengelslück. ~ 147. Ahorn, Blatt.— 148. Ahorn, Frucht. — 149. Lemna, Habitus. — ISO. Humulus,
Blatt. — 151 Cannabis, Blatt. — 152, Spinacia, Blatt. — 153. Rumex, Blatt. — 154. Mercurialis, Blatt. — 155. Valeriana, Blatt.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
45
II. St aubgef ässe und Stempel in derselben Blüte (Zwitterblüten) (untersuche mögliebst viele
Blüten).
A. B lü ten in Körb
Röhre verwachsen
B. Blüten nicht in
a. Blüten mit ei
oder ohne jed
Blätter schmal
und parallel-
nervig(Fig.l58),
Blüte meist nach
der Zahl 3 gebaut
(Fig. 160— ItiS,
171—174).
Mit
grünen
Blüten.
Mit
weissen
oder
bunten
Blüten.
dien von einer grünen Hülle umgeben (Fig. 156), Staulibeutel zu einer
(Fig. 157), (wie z. B. bei den bekannten Gänseblümchen): 11.5. Korbblütler.
Körbchen.
nfacher Hülle (jedenfalls nicht in grünen Kelch und bunte Krone geschieden)
e Hülle.
Untergetauchte Wasserpflanzen mit 4 Staubgefässen (Fig. 159): 11. Laich-
kräuter.
1. Blüte mit 1 Griffel und 3 Nar-
ben (Fig. 160): 21. Blnsengew.
2. mit ;j— 6 Griffeln (Fig. 161):
13. Blumenbinsen.
1. Stengel hohl, mit Knoten,
Blattscheide gespalten (Fig.165):
19. Gräser.
2. Stengel nicht hohl, ohne
Knoten, Blattscheidege schlös-
sen (Fig. 166): 20. Seggen.
Blüten symmetrisch (nur in zwei spiegelbildlich gleiche Teile teilbar, Fig. 167 u.
168), e i n (od.2) Staubfaden, mit d. Griffel verwachsen (Fig M9): 25. Knabenkräuter.
Mit 3 Staubgefässen (Fig. 171): 24. Schwert-
lilien.
L a n d- oder
S u m p f -
pflanzen mit
3 od. 6 Staub-
gefässen.
Blüten mit 2 dreiblättrigen
Hüllen (Flg. 160).
Blüten ohne Hülle, nur mit
kleinen Schuppen (Fig.
162)oderBorsten(Fig.l68),
in Aehrchen (Fig. 164) mit
Deckblättern.
Blüte regelmässig, durch
mehrere Schnitte in 2 gleiche
Teile teilbar (Fig. 170), mit
mehr als 2 Staubgefässen.
Mit mehr
als 3
Staub-
gefässen.
1. Fruchtknoten unterständig
(Fig. 172): 23. Amaryllisgew.
2. Fruchtknoten oberständig
(Fig. 173), (bei der Herbstzeit-
lose [Fig. 174] unter der Erde).
22. Liliengewächse.
159.
157.
163.
165.
166.
168.
170.
Erklärungen: Fig. 156. Anthemis, Körbchen mit Hüllblättern (hk) und Blüten (bl). — 157. Bellis , verwachsene Staubbeutel. — 158.
Grasblatt. — 159. Potamogeton natans, Blüte von oben. - 160. Juncus bufonius, Blüte. — 161. Scheuchzeria, Blüte. — 162. Triticum repens,
Blüte, seh Schwellschüppchen. — 163. Scirpus lacustris, Blüte. — 164. Triticum repens, Aehrchen. — 165. Grashalm. — 166. Eriophorum,
Stengelstück. — 167. Schema der symmetrischen Blüte. — 168. Orchis morio, Blüte, hb Hochblatt, Fr Fruchtknoten, a .lussere , i innere
Blütenhüllblätter, sp Sporn. — 169. Orchis morio, Griffelsäule mit Narbe n und Staubbeutel st, p Pollenkeule. — 170. Schema der regel-
mässigen Blüte. — 171. Iris, Blüte, a äussere, i innere Perigonblätter. n Narbe, st Staubgefässe. — 172. Galanthus nivalis, Blüte, Fr Frucht-
knoten, p Perigon. — 17,3. Ornithogalum umbellatum, Blüte mit oberständigem Fruchtknoten. — 174. Colchicum, Blüte, Fruchtknoten in
der Kronenröhre, oberständig.
46
Die Pflanzenwelt.
Holz-
gewäehse.
Kletternde
Sträucher.
Nicht
kletternd.
1.
Blätter
zumeist breit
oder sonst doch
n e t z a d r i g,
und wenn schmal,
dann ist die Blüte
nicht nach der
Zahl 1} gebaut.
K r a u-
t i ge
Pflanzen.
Mit 5 Sfaubgefüssen (Fig. 175): 76. Rebengew.
Wit zahlreichen Staubgefässen (Fig. 17(5): Waldrebe, siehe
t)0. Hahnenfussgew.
1. Hülle klein, grün, unscheinbar;
:U. Ulmen.
2. Hülle rot: 40. Seidelbasfgew.
Blüten nach den Blättern erscheinend, dorniger Strauch (Fig.
I 171): 61. Sauerdorngew.
Untergetauchte Wasserpflanzen: 8.ö. Haloragisgewächse.
Blüten vor den Blättern
erscheinend.
b,
b. S um p f-
oder (meist)
L a n d-
pflanzen.
Blätter
gegen-
ständig
und ohne
Neben-
blätter
(ähnlich
wie in
Fig. 176)
Blätter
wechse 1-
ständig,
oder wenn
gegen-
ständig,
dann mit
Neben-
blättern.
Stauljfäden der
Krone an g e -
wachse n
(schneide diese
auf), (Fig. 179 u.
180).
Staubfäden dem
Blütenboden
eingefügt (sie
bleiben stehen
beim Entfernen
der Krone).
1. Hülle 5 teilig, 1(J Staubgefässe,
(Fig. 179 u. 1811): Scleranthus,
48. Nelkengew.
2. Hülle 4 teilig, 8 Stauligefässe
(Fig. 181): Chrysosplenium, s.
49. Stelnbrechgew.
1. Hülle 4- teilig (Fig. 182): Sagina,
s. 48. Nelkengew.
2. Hülle .'} teilig (Fig. 183): Glaux,
8. 91. Primelgew.
Blätter
m i t
Scheide
(Fig. 153).
Blätter
ohne
Scheide.
a)
Fruchtknoten
ober ständig.
1. Blüte gross, gelb,
viele Staubge-
fässe (Fig. 184):
Caltha, s. 60. Hah-
nenfussgew.
2. Blüte klein, 5
bis 8 Staubgefässe
(Flg. 185) : 44.
Knöterichgew.
b) Fruchtknoten unterständig: einige
84. Doldengew.
1. Zahlre iche
Staubgefässe
und Stempel :
a) Frucht- einige 58. Hah-
knoten nenfussgew.
ober- 2_ ^^^ 4 .Staub-
ständig, gefässenundl
Stempel: eini-
ge 53. Kreuz-
blütler.
b) Fruchtknoten unter stän-
dig: einige 86. Doldengew.
Hülle gross und symmetrisch
(Fig. 186): 43."0sterluzei-
Blätter
ohne
Ne-
ben-
blätter.
m
gew.
Hülle
klein
und
un-
schein-
bar.
Fruchiknoten un-
te rständig(Fig.
187): 41. Santel-
gew.
Frucht-
knoten
ob e r-
ftändig.
Mit SSlaub-
gpfässeniFg.
I8S1; Thy-
nielaea.s.öO.
Seidelbast-
gewächse.
Jlit 2 bii r>
r^tanhgeläs-
flen (tV.lS9i:
41. Gänse-
pq lussge«.
Blätter gefiedert (Fig. 135):
Sanguisorba, s. 81. Rosengew.
Blätter w e c h s e 1 s t ä n d i g
(Fig. 191) : Parietaria, s.
34. Brennesselgew.
1. Fruchtknoten
ober ständig :
M
Blätter
gegen-
ständig
48. Nelkengew.
Fruchtknoten
unter stän-
dig: einige 110
Krappgew.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
47
175.
0
188.
189.
191.
b) Blüten mit doppelter Hülle (grüner
«. Krone schmetterlingsförmig (wie
ß. Krone nicht schmetterlingsförmig.
I.Krone aus bis zum Grunde freien Bl
Staubgefässe auf dem
engenf lachenBlü-
tenboden (Fig. 193),
(Blüte längs durch-
schneiden !)
Staubgefässe am
Rande des becher-
förmigen oder doch
verbreiterten
Blütenbodens
(Fig. 195).
Blüten mit
mehr als 12
Staubgefässen
(z. B. Fig.
193,201,202).
Mit
mehreren
fr e i e n
Fruchtknoten
(Fig. 193).
Kelch und mehr oder weniger bunte Krone).
bei der Erbse und Bohne, Fig. 192): 78. Hülsenfrüchtler.
ä 1 1 e r n b e s t e h e n d (sie lassen sich einzeln ausreissen, z.B.Fig.l93).
1. Mit 3 Kelch- und 3 Kronenblättern (Fig 194), (Sagit-
taria ähnlich, aljer mit zahlreichen Staubgefässen): 14.
Froschlöffelgew.
2. Xiclit in derselben Blüte 3 Kelch- und 3 Kronenblätter:
60. Hahnenfussgew.
1. Blätter dick und fleischig: 78. Dickblattgew.
2. Blätter dünn und krautig: 81. Rosengew.
JJur ei n
Fruchtknoten
oder mehrere
zu einem
verwachsen
(Fig. 196).
Staubgefässe alle
frei bis zum tirunde
(man kann sie ein-
zeln ausreissen).
Staubgefässe mehr
oder weniger ver-
wachsen
(Fig. 201 u. 202).
a. Mit mehr
als 16 Staub-
gefässen.
Ii) Mit weni-
ger als 16
Staubge-
fässen.
a. Blumenblätte
Resedagew,
b. Blumenblät-
ter gleich,
nicht zer-
schlitzt (Fig.
200 u. 201).
1. Zahlreiche Kronenblätter (Fig. 196): 58.
Seerosengew.
2. Mit ö Kelch- und 5 Kronenblättern:
81. Rosengew.
Kelch 2 blättrig (weil er leicht abfällt, so
beobachte die Knospe), (Fig. 197): 57.
Mohngew.
1 . Sehr k 1 e i n e r S t r a u c h,
Frucht eine Kapsel:
51. Sonnenrosengew.
2. Grosser Baum mit
Schliessf ruch t (Fig.
198): 63. Linden.
ungleich, z. T. zerschlitzt (Fig. 199): 52.
I\elch aus
mehr als
2 Blättern.
1. Staubgefässe in ein Bündel verwachsen
(Fig. 200): 63. Malvengew.
2. Staubgefässe in 3 Bündel verwachsen
(Fig. 201): 53. Hartheugew.
Erklärungen: Fig. 175. Vitis. Blüte, h Honigdrüsen. - 176. Clematis, Blüte. — 177. Berberis, Stengelstück mit Dornen. — 178. Scler-
anthus, Stengel mit gegenständigen Blättern. — 179. Scleranthus, Blüte von aussen. — 180. Scleranthus, Blüte aufgeschnitten. — 181. Chryso-
splenium, 4gliedrige Blüte. — 182. Sagina, 4gliedrige Blüte; — 183. Glaux , Sgliedrige Blüte. — 18J. Caltha palustris, Blüte mit zahlreichen
Staubgefässen st und Fruchtknoten Fr. — 185. Polygonum aviculare, Blüte. — 186. Aristolochia clematitis, Stengelstüek mit Blüte. -- 187.
Thesium , Blüte mit unterständigem Fruchtknoten. — 188. Thymelaea , Stengelstück, daneben Frucht mit Blütenhülle. — 189. Chenopodium
bonus Henricus, Blüle. — 190. Galium aparine, Stengelstüek, — 191. Parietari.^ officinalis, Stengelstück.
48
Die Pflanzenwelt.
Blüten
mit 12 oder
weniger
Staub-
gefässen.
Kronen-
blätter un-
gleich,
Blüte sy m-
metrisch
(Fig. 167).
199.
Blüte m i t
Sporn oder
Höcker (Fig
202—208).
200. 201.
1. Mit 2 Kelch- und 4 Kronenblättern (Fig. 202) : .56. Erdrauchgew.
2. ;i\Iit 3 Kelch- u. 5 Kroneablättern (Fig. 20.3): 73. Balsaminengew.
•'i. Mit 'y Kelch- und 5 Kronenblättern (Fig. 204 u. 205) : 50. Veilchen-
gewächse
a) Bäume mit gefingerten Blättern (Fig. 206): 75. Rosskastanlen.
/ 1.
Kronen-
blätter gleich,
Blüte regel-
m ääsi g
(Fig. 170).
(Anm. Fort-
setzung S. 49).
Blüte ohne , i. Mit 6 .Staubgefässen (Fig. 207): Teesdalia und
Sporn und Iberis, s. 55. Kreuzblütler.
Höcker (Fig. ),, Kräuter 2. Mit8Staubgefässen(Fig.208u.209):66.Bitlerlinqe.
207 u. 208). s. Mit 12 oder m e h r Staubgefässen (Fig. 199):
I 52. Resedagew.
A. Bäume oder St rauch er. (.\nm. ß siehe auf S. 49).
a) Mit 3 Staubgefässen, Kelch- und Kronenblättem (Fig. 144):
37. Empetraceen.
b) Mit 6 Staubgefässen, Kelch- und Kronenlilättern (Fig. 210):
Blatt einfach (Fig. 177): 61. Sauerdorngew.
K. Rankende Sträucher: 76. Rebengew.
1. Frucht eine B ee re (Fig.
21 1 u. 212), Staubgefässe
vor den Kronenblättern
(Fig.213):77.Kreuzdorn-
Mit gewächse.
4 — i) 2. Frucht eineKapsel(Fig.
,1. iiiiiiL Staub- I 214), Staubgefässe mit
ge- den Kronenbiättern a b-
fässen. \v e c hs el n d (Fig. 215) :
, Kelch u. Krone 4blättrig:
I 71. Ceiastergew. —Kelch
I und Krone öblättrig: 72.
Pimpernussgew.
Mit 8 Staubgefässen (Fig.216), Frucht
eine geflügelte Schliossfrucht
(s. Fig. 148): 74. Ahorngew.
2—4 Staubgefässen (Fig. 217): 87. Hornstrauchgew.
Mit ( 1. Mit Luftwurzeln kletternd, Blüten in Dolden
—10 Staub- I (Fig. 218): 88. Efeugew.
gefässen j 2. Nicht kletternd. Blüten einzeln (Fig. 219) oder
(Fig. 219). I in Trauben (Fig. 220): 79. Steinbrechgew.
Fruchtknoten
o b e r ständig
(Fig.210,213,
215).
Fruchtknoten
unterständig
(Fig.217,219).
c) Mit4oder5
Staubgef.
od andere
Zahl, dann
aber das
Blatt g e-
läppt liis
geteilt
(Fig. 147).
Mit
i-f. Nicht
rankende
Sträu-
cher od
Bäume.
203.
204.
205.
20«.
207.
Erklärungen: Fig. 192. Schmelterlingsblüte. — 193 Ranunculus, Blüte im Längsschnitt, bl Kronblatt, st Staubgefässe, Fr Frucht-
knoten. — 194. Alisma, Blüte. — 195. Rosa, Blüte längsdurchschnitten, blb becherförmiger Blütenboden, k Kelch, bl Kronblätter, st Staub-
gefässe, Fr Fruchtknoten. — 196. Nymphaea, Blüte im Längsschnitt, mit zahlreichen Ktonenblätlern. — 197. Papaver , Blütenknospe mit
abfallendem Kelch. — 198. Tilia, Schliessfrucht. — 199. Reseda luteola. Blüte mit zerschlitzten Kronblättern. — 200. .Malva, Blüte, k Kelch,
bl Kronblatt, st unten verwachsene Staubgefässe, g Griffel, — 201. Hypericum, Blüte, Staubgefässe in 3 Bündel verwachsen, — 202- Fumaria,
symmetrische Blüte, k Kelch, bl Kronblatt mit Sporn. — 20.3. Impatiens, symmetrische Blüte, k Kelch, bl Kronblätter, sp Sporn. — 204. Viola,
Blüte. - 205. Viola, Knospe mit Kelch, — 20S. Aesculus, Blatt, gefingert. - 207. Iberis, Blüte, k Kelch, bl Kronblatt,
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
49
Blüten
mit 12 oder
weniger
Staub-
gefässen.
Kronen-
blätter gleich,
Blüte regel-
mässig
(Fig. 170).
B
Kräuter.
a) Fruchtknoten ober st an di g,
Ohne
Ohne Drüsen in den Blüten: einige
Griffel,
Narbe
aho
sitzend
(Flg.
2äl).
Mit 1
Griffel
(Fig.
224).
Mit 2
oder
mehr
Grif-
feln.
1.
Mit gestielten
Steinbrechgew.
48. Nelkengew.
Drüsen in den Blüten (Fig. 222): Parnassia, s. 79.
a)
Schmarotzerpflanzen
Wlntergrüngew.
mit weiss gelben Blättern: Monotropa s. 89.
b)
Pflanzen
mit
g r ü n e n
Blättern.
Mit ßodermehr
Staubgefäsfen,
wenn 6, dann dem
K eleh eingefügt
(Fig. 225).
Blätter
gelappt
oder
geteilt.
Blätter
nicht
geteilt.
a)
Mit () oder weniger Staubgefässen auf den Blüten-
boden, 4 Kelch- und Kronenblättern (Fig. 22.3 und 224):
■55 Kreuzblütler.
Kelch 4-5 teilig (Fig. 225),
aromatische Pflanzen: 68. Rauten-
gew.
Kelch 12 z ahn i g (Fig. 226), nicht
aromatisch: 84. Weiderichgew.
Blätter 3 zälilig (Fig. 227), Fruchtknoten nicht geschnä-
belt (Fig. 228): 67. Sauerkleegew.
Blätter gelappt bis gefiedert (Fig. 229), Frucht-
knoten geschnäbelt (Fig. 230): 64. Storchschnabelgew.
Blätter fast alle eine grundständige Rosette bildend,
oft mit gestielten Drüsen (Fig. 231) : 49. Sonnentaugew.
Mit 3 Kelch- und Kronenblättern und 9
Staubgefässen (Fig. 232): 15. Wasserlleschgew.
Zahlenverhältnisse der Blüte anders.
Mehrere getrennte Fruchtknoten
(Fig. 234)', dickfleischige Blätter
b)
Blätter
auch
stengel-
ständig,
meistens
keine
Ro-
sette
bildend.
Staiib-
gefässe
dem
Kelch
ein-
gefügt
(Fig.
233).
ohne
gew.
Xur ein
Frucht-
knoten
Nebenblätter: 80. Dickblatt-
M i t trockenhäutigenNeben-
blättern, Stengel nicht
gabelästig (Fig. 235): 48.
Nelkengew.
l.Mit 2 Kelch-
blättern (Fig.
MphPn- 236):47.Por.
tulakgew.
Mit 4 bis 5
Ohne
Neben-
blätter,
Stengel
gabelästig
(Fig. 236).
.Staub -
ge fasse
dem
B lü ten-
boden
eio-
gefUgt.
Kelchblättern
(Fig. 237): 79.
Steinbrech-
gew.
Staubgefässe am Grunde verwach-
sen (Fig. 238): 65. Leingew.
a) Kapsel einfächerig (Fig.
239): 48. Nelkengew.
(Kelch röhrig Fig. 240:
Abteil. A; Kelch 5 teilig
Fig. 241: Abteil. B).
b) Kapsel 3 bis ."i fächerig
(Fig. 242) : 54. Tänner-
gew.
Staub-
gefässe
frei.
b) Fruchtknoten unterständig.
1. Blütenstand eine Dolde (Fig. 243): 86. Doldengew.
■. Mit 2—4 Staubgefässen (Fig. 244): Circaea
83. Nachtkerzengew.
2. Blutenstand
keine
Dolde.
ad T
rapa .
siehe
Mit .5—10
Staubge-
fässen.
Wasser-
pflanzen.
Keine
Wasser-
pflanzen.
Hoffmann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl,
1. Mit kammföimig geteilten
Blättern (Fig. 130): 85. Halora-
gisgew.
2. Mit einfachen Blättern (Fig.
236): 47. Portulakgew.
Mit 2 Griffeln (Fig. 245): 79.
Steinbrechgew.
i 1. Kelch 122älinig (Fig. 226),
I ü oder 12 .Staubgefässe:
Mit 1 I 84. Weiderichgewächse.
GriH'el. | . Kelch 2— 4teilig, 8 Staub-
gefässe (Fig. 246): einige
es. Nachtkerzengew.
7
50
Die Pflanzenwelt.
237.
238.
2. Krone einblätterig, di e Abschnitte sind
suche die ganze Krone auszureissen, Fig. 249 u. ff),
a) Fruchtknoten ober stand ig.
* f r'"'-oM°?,'"' I 1. Mit 2 oder 4 Staubgefässen (Fig. 248): 95. Lippenblütler,
um 1 iTrirtel herum , _ „
(Fig. 247). I -• ^^^^ -^ Staubgefüsseu (Fig. 249j: 99. Rauhblältler.
239. 240. 241.
wenigstens am Grunde verwachsen (ver-
Erklärungen: Fig. 208. Polygala, Blüte, k Kelch, bl Kronblatt. — 209. Polygala, Staubgefässe. — 210. Berberis, Blüte.— 211. Rham-
nus frangula, Beere. — 212. Rhamnus frangula. Beere querdurchschnitten.— 213. Rhamnus frangula, Blüte, k Kelch, bl Kronblätter, st Staub-
gefässe. — 214. Evonymus, Frucht, bei a Samen. — 215. Evonynius, Blüte. — 216. Acer, Blüte. — 217. Cornus mas, Blüte mit unterständigem
Fruchtknoten Fr. — 218. Hedera, Dolde. — 219. Ribes grossularia, Blüte, k Kelch, bl Kronblatt, Fr Fruchtknoten. — 220. Ribes rubrum, Traube.
— 221. Parnassia, Fruchtknoten. — 222. Parnassia, Honigdrüse. — 223. Brassica napus, Blüte, k Kelch, bl Kronblatt, st Slaubgefässe, n Narbe.
— 224. Brassica napus, Blüte ohne Kelch und Krone. — 225. Ruta graveolens , Blüte, — 226. Lythrum salicaria, Kelch. — 227. Oxalis,
Blatt. — 228. Oxalis, Fruchtknoten. - 229. Geranium pratense, Blatt. — 2.30. Qeranium pratense, Fruchtknoten. — 231. Drosera rotundifolia,
Habitus, b Blatt mit Drüse, bl Blüte. - 232. Butomus, Blüte. — 233. Monlia , Blüte. — 2.34. Sedum acre, Fruchtknoten. — 235. Herniaria
glabra, Stengelstück mit Nebenblättern. — 236. Montia fontana, Stengelstück, k Kelch — 237. Saxifraga granulata, Kelch. — 238. Linum
usitatissimum, Staubfäden unten verwachsen. — 239. Lychnis, Kapsel, quer durchschnitten. — 240. Agrostemma, Kelch. — 241. Arenaria,
Blüte von unten, k Kelch, bl Kronblätler.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
51
242.
243.
244.
245.
246.
247. 248. 249.
2 Fruchtknoten
(Fig. 250).
l 1. Kräuter, deren 5 Staubgefässcn (mit Anhängseln) zu einem Kranz verwachsen sind
' (Flg. 251): 106. Seidenpflanzengew.
( 2. Kleine Sträucher mit .5 freien Staubgefässen (Fig. 252); 105. Hundstodgew.
1 Fruchtknoten.
2—4 Staub-
gefässe (z. B.
Fig.954u 260).
5-10
Staubgetässe.
a) Pflanzen
Blätter.
ohne grüne 1
Zipfel der
Krone un-
gleich
(Fig. 254)
b. 3 wenig
(Fig. 255).
Erd-Schmarotzer, n i c h t w i n d en d : il7. Wür-
253): Cus-
b) Pflanzen
mitgrünen
Blättern.
Zipfel
der Krone
gleich
(Fig. 259).
gergew.
W i n d e n d e Schmarotzer (Fig.
cuta, s. 114. Glockenblumengew.
Fruchtknoten 1 fächerig (Fig. 256), Wasser-
pflanzen : 102. Wasserschlauchgew. ; — Land-
pflanzen: 103. Kugelblumengew.
Fruchtknoten 2 fächerig (Fig. 257) : 98. Braun-
wurzgew.
Fruchtknoten 4 fächerig (Fig. 258): 94. Ver-
benengew.
I 1. Mit 2 Staubgefässen (Fig. 259):
I 97. Oelbaumgew.
{ 2. »lit 4 Staubgefässen (Fig. 260):
I 70. Stechpalmengew.
1. Alle Blätter grundständig
(Fig. 261): 93. Wegerlchgew.
2. Blätter Wechsel ständig (Fig.
262): Centunculus, s. 91. Pri-
melgew.
3. Blätter gegenständig (Fig.
263): einige 104. Enziangew.
Holz-
pflanzen.
Kräuter
a)
b)
Kleine
eher.
Sträu- \
1.
Mit K— 10 Staubgefässen: einige 90. Heidekraut-
gewächse.
2. Mit .^ Staubgefässen : einige 96. Nachtschattengew.
Bleiche (nicht grüne) schmarotzende Kräuter: Monotropa, 89. Wlnter-
grüngew.
(I. Windende Pflanzen (Fig. 264), (z. T. ohne
Blätter, Fig. 253): 100. WIndengew.
1.
c)
Grüne
Kräuter
(nicht
schmarot-
zend).
Blätter
wechsel-
ständig
(oder
fehlend).
Blätter
nicht
wechsel-
ständig.
ß. nicht
windend.
mit
ß. mit 1
Grittel.
Staubfäden mit Wollhaaren
(Fig. 265): Verbascum, s. 98.
Braunwurzgew.
2. Staubfäden ohne Wollhaare,
glatt : a) Frucht 2 fächerig : 96.
Nachtschattengew. ; b) Frucht 3-
fächerig: 101. Himmelsleitergew.
5 Griffeln (Fig. 266): 92. Bleiwurzgew.
1. Fruchtknoten 1 fächerig (Fig.
267): 91. Primelgew.
2. Frucht 2 u. mehrfächerig (Fig.
267).
(t. 5 Staubgef. : 101. Himmels-
leitergew.
ß. mehr als 5 Staubgefässen.
a) Mit 8 Staubgefässen, Blät-
ter mehr oder weniger na-
delförraig: einige 90.
Heidekrautgew.
b) Mit 10 Staubgefässen,
Blätter eirund: 89. Win-
tergrüngew.
Erklärungen: Fig. 242. Elatine, Kapsel im Querschnitt. — 243. Dolde. — 244. Circaca, Blüte. — 245. Saxifraga, Blüte im Längs-
schnitt, k Kelch, Fr Fruchtknoten, gr Griffel. — 246. Oenothera, Blüte. — 247. Lamium album, Stempel, h Honigdrüsen, Fr 4teiliger Frucht-
knoten, gr Griffel, n Narbe. — 248. Lamium album, Staubgetässe. — 249. Echium vulgare, Blüte.
52
Die Pflanzenwelt.
262. 263. 264.
b) Fruchtknoten unterständig.
f/. Jede einzelne Blüte für sich gestielt (Fig. 269): Jasione, s. 114. Glockenblumengew.
ß. Jede ein- , a) Staubbeutel zu einer Röhre verwachsen (Fig. 157): 115. Korbblütler.
zelne Blüte , , o, ,. , , „• ,, I 1. Blätter gegenständig (Fig. 271): 112. Kardengew.
ungestielt ^^ Staubbeutel nicht ^ ^y^^^^^ Wechsel ständig (Fig. 272): Phyteuma,
verwachsen. | ^ jj^ Giockenblumengew.
1. Blüten in k o p f-
förmigen Blü-
tenständen mit ge-
meinsamer Hülle
(Fig. 156). I (Fig. 270).
2. Blütenstand köpf förmig, aber ohne gemeinsame Hülle (Fig. 273): 109. Moschuskräuter
-U
269.
270.
271.
273.
274.
275.
278.
280.
277.
....^^^:\ij:^:^^^t^^.^:tfjsä^^^^
massige
knoten im Querschnitt,
5cnniHc: ^Igen (Algae).
5ig. 1. Sptralotge, Spirogyra (la jefir jtarti Dcrgrögett). 2. nteerlatttd), Ulva lactuca. 3. flu6enfrud)t, Ectocarpus
littoralis. 4. Riementang, Laminaria digitata. 5. ffiemeiner Blajentang, Fucus vesiculosus. 6. ©ejägtcr lang,
Fucus serratus.
5atnilic: Htgen (Algae)
1-^-^i'rfii'iTfT
Tmmtrmimtnmmm
Jtg. 1. Beerentong, Sargassum bacciferum. 2. PorpI(t)rtang , Porphyra laciniata. 3. Kammlang, Plocamium
coccineum. 4. Delajferie, Delesseria hypoglossa. 5. Knopftang, Sphaerococcus verruculosus.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
53
Holzige
Pflanzen.
3. Blütenstand
d e r s.
an- , ß.
Krautige
l'tianzen.
1. Mit 5 Staubgefässen, der Krone eingefügt (^beim Herausreissen der letzteren
bleiben die Staubgefässe an ihr sitzen) (Fig. 274) : 1U8. Geissblattgew.
2. Mit 8 — 10 Staubgefässen, einer oberständigen Scheibe eingefügt (Fig. 275,
die Krone lässt sich allein abreissen): 90. Heidekrautgewächse.
a) Stengel mit Ranken (s. Fig. 138): 113. KUrblsgew.
li) Stengel
ohne
Ranken.
1. Blätter quirlständig (s.
(r. Blättergegen-
ständig.
Blätter
nicht
quirl-
ständig.
ß.
Fig.
I'-
1 "â–
Blätter niclit
gegenständig
(Krone regel-
mässig wie etwa
Fig. 278, z. T.
aber auch sym-
metrisch) (Fig.
279 (Lobelia).
lÖO): 110. Krappgew.
Mit 3 Staubgefässen (Fig.
276): 111. Baldriangew.
Mit 5 Staubgefässen (Fig.
277): einige 108. Geissblatf-
gew.
1. Fruchtknoten lfächerig(Fig.
280): Samolus, s. 91. Prl-
melgew.
2. Fruchtknoten 2 — 5 fächerig:
114. Glockenblumengew.
I. Kreis: Schleim-Sporenpflanzen.
Es sind dies wunderbare, früher zu den Pilzen
gerechnete Wesen, nackte Protoplasmamassen ohne
f^
'^f
Fig. 282. Chondrioderma difformis. ii20mal vergr., n— m540mal vergr.
a eine trockene zusammengefaltete Spore, b eine geschwollene Spore,
r und d Austritt des Inhalts aus der Spore, c, ^undsr Schwärmspore,
// Uebergang des Schwärmers zur Myxamöbe, i jüngere, A- ältere
Myxamöben , t auseinanderliegende Myxamöben, kurz vor der Ver-
schmelzung, »I ein kleines Plasmodium, n Ast eines ausgewachsenen
Plasmodiums.
Zellhaut und ohne Blattgrün, sie kriechen mit fuss-
artigen Fortsätzen (Pseudopodien), die sie beliebig
einziehen können , umher und verschmelzen oft zu
grösseren Massen (Plasmodien). Die Fortpflanzung
ist ungeschlechtlich, sie erfolgt durch kleine Körper-
chen , die Sporen , die frei oder in besonderen Be-
hältern entstehen. Die Sporen bilden oft erst kleine
mit Geissein versehene Schwärmer. Fig. 282 zeigt
die Entwicklung dieser Wesen.
Sie leben auf faulenden Stoffen, Laub, Holz,
Mist, Milch u. s. w. Es gibt gegen 450 Arten. Am
bekanntesten ist die schwefelgelbe Lohblüte, die
auf der Gerberlohe lebt. Ein anderes dahin gehöriges
Wesen erzeugt die sog. Kohlhernie, d. h. knollige
Auswüchse an Kohlpflanzen.
II. Kreis: Lager-Sporenpflanzen.
Diese Pflanzen bestehen entweder nur aus einer
Zelle oder aus vielen Zellen, die eine Zellhaut besitzen,
sie sind aber nicht in Stamm und Blatt gegliedert,
diese Pflanzen besitzen daher nur Zellen, keine
Gefässe. Auch hier kann die geschlechtliche Fort-
pflanzung fehlen , vielfach sind die Sporen oder
deren Behälter aber doch das Ergebnis einer Be-
fruchtung. Allein diese Pflanzen haben keine Blüten
im eigentlichen Sinn. Wir teilen diesen Kreis in
drei grosse Klassen ein: 1. Algen mit Blattgrün,
2. Pilze ohne Blattgrün. 3. Flechten als Ver-
einigung von beiden, von Algen und Pilzen. Diese
Einteilung ist zwar heute von der Wissenschaft auf-
gegeben, allein sie ist für ein volkstümliches Buch
nach wie vor am besten.
I. Klasse: Algen.
Diese Pflanzen sind fast sämtlich Wasserbewoh-
ner, zumeist leben sie im Meere, manche besitzen
54
Die Pflanzenwelt.
Kalk- oder Kieselgerüste. Viele sind mikroskopisch
klein. Einige werden gegessen, andere liefern Arznei
und Dünger oder Jod. Man kann 7 Unterklassen
mit einigen 1000 Arten unterscheiden.
1 . S p a 1 1 a 1 g e n , sie bestehen aus mikroskopisch
kleinen Einzelzellen oder Zellfäden , oft sind sie
innerhalb einer Schleimhülle zu Kolonien vereinigt.
Sie haben einen blaugrünen Farbstoff, und manche
bilden hartwandige Dauersporen, welche ungünstige
Verhältnisse überdauern können. Sie leben auf feuch-
tem Standort, manche in Flechten. Der grüne Ueber-
zug an Mauern und Felsen besteht aus Spaltalgen.
Am bekanntesten ist die Froschregenalge (No-
stoc) aus perlschnurartig verbundenen Zellen, die
nach Regen gallertartige, später wieder eintrock-
nende Massen (dem Froschlaich ähnlich) bilden.
2. Jochsporenatgen (Konjugaten). Hierhin
gehören einzellige oder fadenförmige grüne Algen,
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Fig. 283. Kieselalgen, Diatomeen. Stark vergrössert.
1. Pinnularia, 2. Navicula, 3. Stauroneis, 4. Pleurosigma, 5. Cymbella, 6. Amphora, 7. Oom-
plionema, 8. Nitscliia, 9. Surirella, 10. Synedra. 11. Epithemia, 12. Meridion, 13. Fragillaria.
14. Diatoma, 15. Melosira, Ifi. Campylodiscus (n von der Seite, b von oben).
die sich durch Teilung und durch sog. Jochsporen
vermehren; bei deren Bildung wachsen sich zwei
Zellen entgegen und vereinigen ihren Inhalt.
Als Vertreter nennen wir die Schraubenalge
(Spirogyra, Taf. 1, 1 a und b bei starker Vergr.), bei
denen die Blattgrünkörper schraubige Bänder bilden,
die Zellen sind zylindrisch und bilden Fäden.
3. Die Diatomeen oder Kieselalgen,
welche ein äusserst zierliches Kieselgerüst besitzen,
von denen man gegen 800 im Süss- und Salzwasser
kennt. Wegen ihrer starken Vermehrung sind sie
erdbildend (Tripel, Kieseiguhr). Vergl. die in Fig. 283
dargestellten Formen.
4. Grünalgen, welche sich mit ungeschlecht-
lichen Schwärmsporen vermehren; ausserdem haben
sie auch geschlechtliche Fortpflanzung, bei der sich
den Schwärmsporen ähnliche Gebilde verschmelzen.
Sie sind grün und leben an feuchten Orten und im
Süsswasser, manche auch im Meer. Hierhin gehört
z. B. die Alge, die den grünen Ueberzug an der
Wetterseite der Bäume bildet, ferner die Alge des
Blutschnees in den Alpen und auch manche höher
organisierte Formen.
Hier führen wir auch den Meerlattich oder
Meersalat (Ulva lactüca L., Taf. 1, 2) an. Er
bildet wellige, geteilte oder zerschlitzte blattartige
Häute von lebhaft grüner bis olivengrüner Farbe
und von 10- -20 cm Länge. Diese Alge findet sich
häufig in den europäischen Meeren und wird von
den Küstenbewohnern wie Salat
'! gegessen (z. B. auch in England).
5. Braunalgen oderTan-
ge, sind zumeist grosse, im Meer
festsitzende Algen von grosser
Verschiedenheit, oft sind sie auch
blattartig, vielfach haben sie
Schwimmblasen. Sie zeigen eine ge-
schlechtliche Fortpflanzung durch
Befruchtung, die z. T. sehr be-
stimmt ausgebildet ist und deren
Ergebnis bei manchen fruchtartige
Gebilde sind. Sie sind durch einen
besonderen Farbstoff braun ge-
färbt und liefern in ihrer Asche
(Kelp genannt) Jod und Soda, der
Zuckertang wird gegessen,
andere liefern Dünger. Man hat
1000 Arten gezählt.
Einige Formen sind auf Taf. 1
abgebildet: Die Aussenfrucht
(Ectocärpus, Taf. 1, Fig. 3) bildet
ästige Fäden, an deren Seiten oder
zwischen deren Zellen die Sporen-
früchte sitzen. Die europäischen
Meere bergen etwa 20 Arten. —
Der Riementang oder Neptunsgürtel (Lami-
näria digitäta Lamour, Taf. 1 , Fig. 4) wird bis 5 m lang,
er hat einen runden Stiel, der unten wurzelartig ver-
ästelt ist, der obere Teil ist breit und bandförmig
gespalten, olivengrün. Er ist in der Nordsee sehr
häufig. Er enthält einen zuckerartigen Stoff, den
man in Norwegen gewinnt; ausserdem liefert seine
Asche das „Kelp", aus dem man Jod bereitet. —
Vom Blasentang (Fucus) zeigt die Taf. 1 mehrere
Arten; der gemeine L. (F. vesiculösus L. , Taf. 1,
Fig. 5) ist eine olivengrüne, gabelig geteilte Meeres-
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
55
pflanze, die an seichten Stellen meterlange, buschige
Rasen bildet, am Grunde halten sie sich mit einer
Haftscheibe fest, zahlreiche Luftblasen an den band-
artigen Zweigen halten die Pflanze im Wasser auf-
recht. Häufig an den Küsten der Nord- und Ost-
see. Man düngt mit ihm die Felder und gewinnt
aus seiner Asche Jod. F. serrätus L., Taf. 1, Fig. 6,
hat gesägte Lappen. — Der Beerentang (Sar-
gässum bacciferum Ag., Taf. 2, Fig. 1) hat über 1 m
lange ästige Zweige mit gesägtem Laub und ge-
stielten Luftblasen. Er ist eine sehr gesellige Pflanze,
die im atlantischen Ozean „schwimmende Inseln"
von sechsmal so grosser Ausdehnung wie Deutsch-
land bildet („Sargossa-Meer").
6. Rotalgen (Florideen), dies sind hoch-
organisierte Algen mit mannigfacher Gliederung. Sie
sind rot oder violett und vermehren sich unge-
schlechtlich oder mittels Befruchtung. Meistens
leben sie im Meer, manche sind riffbildend, indem
sie Kalk absondern. Eine beim Kochen quellende
Form liefert das arzneiliche isländische Moos
oder Karragheen (gegen Husten), das ostindische
Ceylonmoos dagegen das Agar-Agar. Man
kennt 1800 Arten. Einige Formen sind auf Taf. 2
dargestellt. — Da ist zunächst eine Art Rotblatt
oder Porphyrtang (Porphyra laciniäta Ag.,
Taf. 2, 2), sie bildet zarte blattartige Häute, wellig,
ungeteilt, von rotvioletter Farbe, bis 15 m lang,
besonders in der Nordsee ist sie häufig. - Der
K a m ni t a n g (Plocämium coccineum Lyngb., Taf. 2, 3)
ist kammartig verästelt und hat eine prächtige schar-
lachrote Farbe, bis 30 cm lang, besonders häufig in
der Nordsee Die Römer benutzten den Farbstoff
zum Schminken. — Der K n orp elta n g (Chondrus
crispus Lyngb.) liefert das Karragheen (s. oben). —
Die Delesserie (Delesseria hypoglössa, Taf. 2, 4)
hat blattförmige, sprossende Lager von einigen
Zentimeter Länge, sie lebt in den Meeren der ge-
mässigten und kalten Zone. — Der Knopftang
(Sphaerocöccus verruculösus, Taf. 2, 5) ist häutig-
knorpelig und oft gabelig verzweigt.
7. Armleuchteralgen (Characeen), hoch-
stehende grüne Algen mit quirlständigen Seiten-
achsen. Sie pflanzen sich nur durch Befruchtung
der rundlichen Eiknospen durch Spermatozoiden
der roten Antheridien fort, wobei eine dickwandige
Frucht entsteht Die 200 Arten des Süss- und Brack-
wassers sondern Kalk ab, wodurch sie vielfach sehr
spröde werden. Zwei Gattungen : Nitella und Arm-
leuchteralge (Chara). Die letztere wächst herden-
weise auf dem Grunde stehender Gewässer.
n. Klasse: Pilze.
Man findet in dieser Gruppe Formen , die den
Ordnungen der Algen entsprechen, sie sind aber alle
ohne Blattgrün, daher unselbständig; entweder sind
sie Schmarotzer oder Fäulnisbewohner (s. S. 26 u. 27).
Manche sind einzellig, andere bilden Fäden, es
kommt auch vor, dass sich diese Fäden zu einer Art
Gewebe (Myzel) vereinigen, das auch hart werden
kann, wodurch es als Sklerötium zum Ueberwintern
geeignet wird- Eine geschlechtliche Fortpflanzung
ist bei vielen noch nicht entdeckt, meistens ver-
mehren sie sich durch kleine, sich abschnürende oder
im Innern von Behältern entstehende Zellen (Sporen).
Die Pilze sind meistens Landpflanzen.
Wir unterscheiden 4 Abteilungen.
L Spaltpilze, Bakterien, einzelne, sehr ein-
fache Zellen oder Fäden , darunter die kleinsten
Wesen , die es gibt. Sie vermehren sich einfach
durch Teilung und bilden auch ungeschlechtlich
dickwandige Dauersporen, um ungünstigen Verhält-
nissen zu entgehen. Sie bewegen sich durch sehr
feine Plasmafäden. Sie haben verschiedene Formen :
kugelrund (Kokken), stäbchenförmig (Bazillus),
schwach gekrümmt (S p i r i 1 1 u m), schraubig (Spiro-
c h a e t e). Manchmal bleiben sie nach der Teilung noch
kettenartig in Zusam-
menhang. Sie zerset-
zen durch ihre Lebens-
verrichtung die Flüs-
sigkeit,in der sie leben,
und erzeugen dadurch
Gärung oder Fäulnis
oder Krankheiten, wo-
bei die von der Luft
leicht fortgetragenen
Sporen ansteckend
wirken können. Die
Fig. 284 zeigt einige
wichtige Formen. Fig.
285 stellt Tuberkel-
bazillen, Fig. 286 Cholerabazillen (Kommabazillen ) dar.
2. Algen pilze, sie bestehen aus verzweigten
fadenförmigen Zellen und vermehren sich unge-
schlechtlich durch Sporen oder auch mittels eigen-
artiger Befruchtungsvorgänge. Sie leben auf fau-
lenden Stoffen oder auch parasitisch in höheren
Pflanzen oder Insekten. Dahin gehört der gefürch-
tete Pilz der Kartoffelkrankheit (Phytöphthora
infestans), der Pilz der die Fliegenkrankheit
(Empüsa Müscae) erzeugt und manche Schim mel-
pilze.
3. Faden pilze (Ascomyceten), sie bilden ein
Lager (Thallus) von reich verzweigten, gegliederten
Zellfäden, welche in faulenden Stoffen oder lebenden
Wesen vegetieren und eine Art Gewebe (Myzel)
bilden, das auch zum Ausdauern sehr stark werden
kann (Sklerötium). Nach ihren Fruchtkörpern unter-
scheidet man :
Fig. 284. Bakterien. Sehr starli
vergrössert.
fi Micrococcus prodiglosus, h Ba-
cillus megaterium, c Vibrio regula,
ä Leptotlirix buccalis, e Spirilium,
f Spirochaete buccalis, g Clado-
thrix dichotoma.
56
Die Pflanzenwelt.
a) Schlauchpilze, bei ihnen entsteht (meist esculenta Pers.) hingegen unregelmässig lappig und
durch Befruchtung) eine Art Fruchtkörper mit schlauch- blasig aufgetrieben, wachsartig zerbrechlich. Beide
förmigen Zellen, in denen 8 Sporen liegen. Hier- leben in sandigen Wäldern, die Lorchel ist im Alter
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Fig. 285. Tuberkelbazillen. Schnitt durch einen Tuberkelknoten der
Lunge, darin zwei mit zahlreichen Bazillen erfüllte sog. Riesenzellen.
OOOmal vergr.
her gehören: Die Mehltaupilze mit geschlosse-
nem Fruchtkörper, sie leben auf Blättern höherer
Pflanzen, z. B. Oi'dium Tuckeri auf Weinblättern. —
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Fig. 286. Spirillum Cholerae asiaticae, Komma-
bazillen der Cholera. lODOmal vergr.
Die Schimmelpilze, die sich zumeist mit ab-
geschnürten „Konidien" (Sporen) vermehren, z. B.
der Pinselschimmel (Fig. 287). — Die Schei-
benpilze haben an den Früchten eine offene
Scheibe mit Sporenschläuchen, sie leben meist auf
toten oder lebenden Pflanzen. Hierhin gehören
auch einige hervorragende Speisepilze; die Mor-
cheln (Taf. 6, 5) und Lorcheln (Taf. 6, 6),
beide haben grosse aufrechte, aus der Erde hervor-
tretende Fruchtkörper (Hut genannt, das Myzel
wuchert im Humusboden), bei jenen ist der Hut
rundlich oder kegelförmig, mit netzartig grubiger
Oberfläche (die kleinere Speise morc hei, Mor-
chella esculenta Pers., ist gelb und rundlich, die
grössere Spitzmorchel, M. cönica Pers., dunkel-
braun und kegelförmig), bei den Lorcheln (Helvella
Fig. 287. Penicillium crustaceum ;
Konidienträger mit Zweigquirlen (s' und
fi"), & ß' Sterigmen mit Konidienketten.
540mal vergr.
Fig. 288. Claviceps
purpurea. Roggenähre
mit reifen Sklerotien
(natürl. Grösse).
verdächtig, sollte also lieber nur jung oder wenig-
stens mit siedendem Wasser behandelt, genossen
werden. — Die Kernpilze sind sehr mannigfach,
sie haben krugförmige Schlauchfrüchte. Der wich-
tigste Vertreter ist der Mutterkornpilz (Claviceps
Fig. 289 u. 290. Alutterkorn, Claviceps purpurea.
289. Sklerotium mit gestielten Fruchtkörpern (2mal vergr.).
290. Köpfchen eines Fruchtkörpers im Längsschnitt mit zahlreichen
eingesenkten Perithecien, d. h. Früchten (vergr.).
purpurea Thal.), der in jungen Fruchtknoten der
Gräser, besonders im Roggen, lebt und hier den
süssen Honigtau erzeugt, mit welchem die Insekten
die darin befindlichen Sporen auf andere Blüten
übertragen. Später entsteht an Stelle des Frucht-
knotens ein grosses dunkelviolettes, aus der Blüte
ragendes Sklerotium (Mutterkorn, Fig. 288), das
Klaffe: pitac (Fungi).
5tg. 1. ®emetner Stäubling, Lycoperdon gemmatum. 2. Kapu3incrpil3, Boletus scaber. 3. Pfefferpils,
Boletus piperatus. 4. Silsiger Ringptlä, Boletus subtomentosus. 5. ITlordiel, Morchella esculenta. 6. £ordieI,
Helvella esculenta. 7. Spei[e=arüffel, Tuber melanosporum. 8. rOeige ütüffel, Choiromyces meandnformis.
Kloffc: p{l3C (Fungi).
5ig. 1. Stcinpil3, Boletus edulis Bull. 2. (Banenptl3, Boletus felleus Bull. 3. Rotbrauner Röf|renpil3,
Boletus rufus Schaeff. 4. Butterpilj, Boletus luteus L. 5. Kufjpilj, Boletus bovinus L.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
57
überwintert und im Frühjahr keulenförmige Frucht-
körper mit eingesenkten Sporenbehältern bildet
(Fig. 289 und 290). Die Sporen sind fadenförmig
und erzeugen auf dem Fruchtknoten der Gräser
ein neues Mutterkorn. Das Mutterkorn wird medi-
zinisch verwendet. —
Die Trüffel pilze leben im Humusboden der
Wälder. Ihre Früchte sind knollige, unterirdische
Gebilde, die im Innern Schlauchsporen besitzen.
Es sind sehr geschätzte Speisepilze. — Die schwarze
Trüffel, Speisetrüffel, Perigordtrüf f el. Tu-
ber melanösporum Vittad, Taf. 3, Fig. 7, bildet
nuss- bis faustgrosse Knollen, schwarz, innen grau
marmoriert. Sie ist in Südfrankreich und Italien
verbreitet, bei uns selten (Rheingegenden). Die
weisse Trüffel, Choiromyces maeandriförmis
Vittad., Taf. 3, 8, ist kartoffelähnlich, blassbraun,
innen weiss, gelblich geädert. Sie findet sich in
Laubwäldern in Russland, Böhmen, Oberitalien und
England, in Deutschland zerstreut. Die wohl-
schmeckenden Trüffeln sind seit alters hochgeschätzt
und bilden besonders für Südfrankreich einen wert-
vollen Handelsartikel ; sie werden mit eigens dazu
abgerichteten „Trüffelhunden" aufgesucht und aus-
gegraben.
Zu den Schlauchpilzen gehören auch die Pilze,
welche die Hexen b es en mancher Bäume, die
Kräuselkrankh eit des Pfirsich u.a. m. bewirken,
sowie die Hefepilze; letztere sind einzellige Pilze,
die sich durch Sprossung vermehren und in Flüssig-
keiten leben, welche sie wie die Bakterien durch ihre
Lebenstätigkeit zersetzen (Gärung von Wein und
Bier). Ist die Flüssigkeit für sie erschöpft, so bilden
sie Schlauchsporen.
b) Basidiomyceten. Bei diesen entstehen
die Sporen nicht in Schläuchen, sondern auf keulen-
förmigen Trägern, Basidien, durch Sprossung(Fig.291i,
wobei eine Befruchtung als Ausgang der Bildung der
Fig. 291. Russula rubra; Teil des Hymeniums (Fruchtlager), S40mal
vergr. h Schicht unter dem Hymenium, h Basidien, s Sterigmen,
sp Sporen, p Paraphysen {Saftfäden), .■Cystide.
Hoffmann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
Fruchtkörper nicht stattzufinden scheint. Die Sporen
sitzen auf dünnen Stielchen , den sog. Sterigmen.
Hierhin zählen wir folgende Ordnungen:
I.Brandpilze sind Parasiten höherer Pflanzen
namentlich von Gräsern, die den Getreidearten sehr
verderblich werden. Das Myzel zerfällt durch Ab-
gliederung von Dauersporen in eine dunkle pulverige
Masse, die sich vom Wind leicht verbreiten lässt.
2. Rostpilze erzeugen die Rostkrankheit
höherer Pflanzen. Am bekanntesten ist der G e-
treiderost mit seinem eigenartigen Generations-
wechsel: er erzeugt verschiedene Formen, die nach-
einander auf verschiedenen Pflanzen auftreten, die
Frühlingssporen, welche durch Keimung der Dauer-
sporen entstehen, erzeugen auf den Blättern der
Berberitze ein Myzel , rötliche Flecken mit Sporen,
die nur auf Grasblättern keimen und hier Rostflecke
mit mehrfach entstehenden, leichten und daher durch
den Wind verbreiteten Sommersporen. Erst gegen
den Herbst entstehen ebenda die dickwandigen
Winter-Dauersporen.
3. Ziffer pilze auf faulenden Baumstämmen,
mit gallertartigen unregelmässigen Fruchtkörpern,
z. B. das ohrförmige braunschwarze Judasohr,
Hirneola aurfculae Judae.
4. Bauchpilze mit kugeligem oder eiförmigem
Fruchtkörper, in dem die Sporen als grünbrauner
Staub entstehen, im reifen Zustand platzt er auf und
entlässt die Sporen, die der Wind leicht aufwirbelt.
— Der Gemeine Stäubling, Lycoperdon gem-
mätum Batsch, Taf. III, 1, hat einen gestielten Frucht-
körper, anfangs weiss, später gelblich, aussen war-
zig. Häufig in Wäldern. Er und andere Arten sind
in der Jugend, wenn die Innenmasse noch derb und
weiss ist, essbar. Die Volksmeinung, der Sporen-
staub sei den Augen schädlich, ist irrig. Der Eier-
bovist, Bovista nigrescens Pers. , Taf. 5, 1, ist
kugelig ungestielt, jung weiss, reif schwärzlich. Auf
Wiesen.
5. Löcherpilze, ihre hutartigen Fruchtkörper
wachsen seitlich an Bäumen und haben unterseits
Löcher, in denen die Sporenschicht liegt. — Der
Feuer- oder Zunderschwamm, Polyporus fomen-
tärius Fr., wird im Durchmesser 30 cm gross; der
Hut ist innen weich und braun, aussen holzig und
aschgrau , jährlich bildet sich aussen eine neue
Schicht. An Laubbäumen , besonders Buchen. Er
liefert den zum Feueranmachen und als blutstillendes
Mittel benutzten Zunder, indem man ihn mit heisser
Lauge behandelt und dann mit Keulen weichklopft.
— Hierhin gehört auch der Hausschwamm,
Merülius destruens Pers., der auf totem Holz grosse,
schwammig-fleischige, gelbe bis rostbraune Massen
bildet, unten sammethaarig, am Rande geschwollen,
weissfilzig, von eigenartigem Modergeruch. Wenn
8
58
Die Pflanzenwelt.
nicht genug Lüftung vorhanden ist, wächst der
Hausschwamm sehr schnell und zerstört das Holz-
werk der Gebäude. Er ist sehr schwer zu bekämpfen,
man sorge vor allem für gute Ventilation.
6. Röhrenpilze haben hutförmige gestielte
Fruchtkörper, die auf einem im Humusboden des
Waldes wuchernden „Myzel" entstehen (Fig. 292),
Fig. 292.
A. Pilzgewebe mit jungen Fruchtl<örpern. B. Frucht-
körper im Längsschnitt, l Lamellen, v Schleier, sl Stiel.
auf der Unterseite des Hutes finden sich dicht-
stehende Röhren, die sich vom Hut leicht ablösen
lassen; in ihnen bilden sich die Sporen. Hierhin
gehören zahlreiche essbare Pilze , z. T. sehr ge-
schätzte.
Wir nennen folgende auf Taf. 3 und 4 dar-
gestellte Arten von Boletus. — Birken- oder
Kapuzinerpilz, B. scaber, Taf. 3, 2, jung dem
Steinpilz (s. unten) ähnlich , später mit hohem,
schlankem, weissem Stiel, der durch schwärzliche
Schuppen rauh ist; der gewölbte Hut ist lederbraun
bis lebhaft braunrot, die Röhren sind weiss, mit dem
Stiel verwachsen, ebenso das Fleisch, das aber beim
Zerbrechen bald schwärzlich wird. Im Sommer und
Herbst häufig, besonders unter Birken. Beliebter
Speisepilz. — Nahe verwandt ist der rotbraune
Röhrenpilz, B. rufus Schaeff., Taf. 4, 3. Die
Röhren sind aber nicht mit dem Stiel verwachsen,
und das Fleisch ist meist unveränderlich. Unschäd-
lich. Pfefferpilz, P. piperätus Bull., Taf. 3, 3
(nicht zu verwechseln mit dem Pfifferling, s. unten), der
Hut ist klebrig, der Stiel kahl und ohne Ring,
beide ockergelb, die Röhren rotbraun, das Fleisch
gelb, von beissendem Geschmack. Verdächtig, da-
her zu meiden. — Nahe verwandt ist der essbare
Kuhpilz, B. bovinus L. , Taf. 4, 5. Hut braun-
gelb. Stiel ähnlich, Röhren gelb, dann rostbraun,
Fleisch weiss. Gesellig in Nadelwäldern, nicht
selten. — Der Ring- oder Butterpilz, B. In-
tens Pers. , Taf. 4, 4 , hat wie die beiden vorigen
einen klebrigen Hut, aber am Stiel einen vergäng-
lichen Ring, jener ist braun, der Stiel weiss-
lich, über dem weissen (später braunen) Ring rauh
punktiert und gelblich, Röhren gelb , Fleisch weiss,
Geschmack und Geruch angenehm obstartig. In
Nadelwäldern zerstreut, vorzüglicher Speiseschwamm.
— Einen trocknen filzigen Hut hat dagegen der
essbare filzige R., B. subtomentösus L., Taf. 3, 4,
er ist oliv- bis rostbraun, der blassgelbe, später
rötliche Stiel mit Rippen und Gruben, die Röhren
gelb, das Fleisch gelb, gebrochen oft blau anlau-
fend. — Der Gallen-R., B. felleus Bull., Taf. 4, 2,
hat einen breiten, weichen und glatten Hut, grau
oder gelb bis braun, der gleichfarbige Stiel ist etwas
knollig, jung mit spinnwebartigem Schleier, die an-
gewachsenen Röhren weiss, zuletzt rötlich, das
Fleisch ist weiss, im Bruch rötlich. In Nadelwäldern,
schmeckt bitter. — Einer der wertvollsten Pilze ist
der Stein- oder Herrn pilz, B. edülis Bull.,
Taf. 4, 1, der oft sehr grosse Hut ist gelbbraun
bis dunkelrotbraun, der gelblichweisse Stiel hat oben
ein feines, weisses Adernetz, in der Jugend knollig,
die Röhren weiss, später gelblich, das feste, weisse
Fleisch hat nussartigen Geschmack. Besonders in
Eichenwäldern. — Ein sehr giftiger Pilz ist der
Satanspilz, B. sätanas Lenz, mit kahlem, etwas
klebrigem, gelbem oder gelbbraunem Hut, blutrotem
Stiel und Röhren und weiss-gelblichem Fleisch,
das an der Luft erst rötlich, dann blau wird. Selten,
in Laubwäldern. Er ist um so gefährlicher, als Ge-
ruch und Geschmack nicht unangenehm sind, also
Vorsicht !
7. Keulen pilze. Die keulen- oder korallen-
förmigen Fruchtkörper tragen die Fruchtschicht an
der Oberfläche. — Der gelbe Korallenpiiz,
Ziegenbart, Hahnenkamm, Hirschpilz,
Claväria flava Pers., Taf. 5, 7, ist korallenartig,
schlank, dichtästig, zerbrechlich, gelb bis rötlich,
das Fleisch ist weiss, roh etwas bitter. Ueberall in
Laub- und Nadelwäldern. — Der rote Korallen-
pilz u. s. w., C. Botrytis Pers., Taf. 5, 8, ist kurz-
gedrungen, dick, blumenkohlartig, weiss mit roten
Enden der Zweige. In lichten Wäldern ; beide essbar.
8. Stachel pilze. Die krustenartigen oder
hutförmigen Fruchtkörper haben Stacheln mit der
Fruchtschicht. — Der Stachel- oder Stoppel-
pilz, Hydnum repändum L. , Taf. 5, 6, hat einen
flachen, buchtig verbogenen Hut, ledergelb bis
fleischfarben, fettig, zerbrechlich, die ungleich langen
Stacheln ähnlich gefärbt, der etwas seitlich stehende
Stiel ist gelbweiss. — Der Habichtspilz, H. im-
Klaffe: pilac (Fungi).
S«9- 1- (Eterbooiit, Bovista nigrescens. 2. SKcgenpirs, Amanita muscaria. 3. tjanimajd), Armillaria mellea.
4. Ret3k«, Lactarius deliciosus. 5. Pfefferjt^tDamm , Lactarius piperatus. 6. Stad)elpil3, Hydnum repandum.
7. 3tegenbait, Ciavaria flava. 8. Roter KoralIenpil3, Ciavaria Botrytis.
Klaffe: pil3c (Fungi).
Sig. 1. (Tliampignon, Psalliota campestris L. 2. Knoncn«Brätterpil3, Amanita phalloides Fr. 3. {töubling, Russula
rubra Fr. 4. ®ift.Ret3fter, Lactarius torminosus Fr. 5. Pfifferling, Cantharellus cibarius Fr.
6. 5alid|er Pfifferling (.(Eierpils), Cantharellus aurantiacus Fr.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
59
bricätum L., ist dunkelbraun, mit zottigen Schuppen,
die Stacheln heller, das Fleisch schmutzigweiss.
Beide essbar und besonders in Nadelwäldern.
9. Blätterpilze. Diese Pilze bilden im Humus-
boden ein Fadengewebe (Fig. 292), an dem die
Fruchtkörper entstehen. Die gestielten Hüte der-
selben tragen unten senkrecht stehende Blätter, sog.
Lamellen, mit der Fruchtschicht. Hierhin gehört die
grösste Zahl der gewöhnlichen Pilze. — Der Fliegen-
pilz, Ammanita niuscäria Pers., Taf. 5, 2, hat einen
anfangs kugeligen, dann flachen Hut, prächtig schar-
lachrot, mit weissen , zuletzt verschwindenden War-
zen, der weisse Stiel ist zuletzt hohl, am Grunde
knollig verdickt, mit weissem, vergänglichem Ring.
Die Lamellen sind weiss. Das weisse Fleisch ist
geruch- und geschmacklos aber sehr giftig. In
Wäldern häufig. Mit Milch Übergossen wird er als
Fliegengift benutzt. — Ebenfalls sehr giftig ist der
Knollen-Blätterpilz, A. phallöides Fr., Taf. 6, 2,
der am Hut keine Warzen , aber an der knolligen
Basis eine sackförmige Haut hat, er ist in allen
Teilen weiss bis weissgrünlich. In Wäldern nicht
selten. Der naheverwandte essbare Kaiser pilz,
A. caesärius Scop., hat gelben Stiel , Ring und La-
mellen , der Hut ist pommeranzenrot. In Deutsch-
land sehr selten, dagegen in Südeuropa und Oester-
reich häufiger.
Ein grosser (bis 60 cm) prächtiger, auch ess-
barer Pilz ist der Parasolschwamm, Lepiöta
procera Scop., mit beweglichem Ring, Hut weiss
mit braunschuppiger Hülle, Stiel unten knollig, braun-
schuppig, Lamellen weiss. Auf Waldplätzen und
Brachäckern, in Gärten. — Als Speisepilz (in Oester-
reich) geschätzt ist auch der Hallimasch oder
Stockschwamm, Armilläria m^llea Vahl, Taf. 5, 3,
dessen brauner Hut in der Mitte gebuckelt ist, mit
dunkleren Schuppen, der zähe, fleischige Stiel ist oft
gekrümmt, mit weissem Ring und Lamellen, diese
später bräunlich. Truppweise an faulen Stämmen
(den Bäumen schädlich).
Einer der bekanntesten Blätterpilze ist der
Champignon oder Brachpilz, Psalliöta cam-
pestris L., Taf. 6, 1, mit weissem Ring. Der Hut
ist anfangs kugelig, dann flacher, weiss bis gelb-
lich, trocken seidenglänzend. Die Lamellen sind
zuerst rosa, dann werden sie trüb und dunkler, zu-
letzt braunschwarz. Das nussartig schmeckende
Fleisch liefert eine vorzügliche Speise. In Wäldern,
auf Grasplätzen, Weiden u. s. w. ; auch in Pferde-
mistbeeten gezüchtet. Er darf jung nicht mit dem
oben genannten Knollen-B. verwechselt werden, dieser
hat stets weisse Lamellen.
Sehr verbreitet an alten Baumstämmen befindet
sich der Schwefelkopf, Hypholöma fasciculäris
Huds., ohne Ring; Hut, Stiel, Lamellen und Fleisch
sind lebhaft ockergelb, die Lamellen werden zuletzt
grünlich. Gesellig lebend. Geruch angenehm, Ge-
schmack ekelhaft bitter, giftig.
Der Täubling, Rüssula rubra Fr., Taf. 6, 3,
hat zerbrechliche Lamellen , ohne Ring und Hülle,
der Hut ist fast zinnoberrot, später blasser, Stiel
und Lamellen weiss. Geschmack bitter. Hier und
da in Wäldern, soll giftig sein. Andere Täublinge
sind essbar.
Gewisse Blätterpilze entlassen beim Zerbrechen
einen Milchsaft: von Anfang an rotgelb ist er beim
Reizker, Rietschling oder Wacholderpilz,
Lactärius deliciösus Fr., Taf. 5, 4, mit flachem, ein-
gedrücktem Hut, orangerot oder graugrün mit kon-
zentrischen, grünlichen Ringen; Lamellen und Stiel
safrangelb. An lichten, moosigen Waldstellen ; junge
bis 5 cm breite Exemplare werden als vorzügliche
Speisepilze geschätzt. — Nicht verwechseln darf
man sie aber mit dem Gif t reizker, L. torminösus
Fr., Taf. 6, 4, der oberseits ähnlich ist, aber weiss-
zottigen Rand, weissliche Lamellen und scharfen
w e i s s e n Milchsaft hat. — Dagegen ist der ähnliche
Pfefferschwamm, L. piperätus Fr., Taf. 5, 5a u. b,
wohl unschädlich , in allen Teilen weiss oder gelb-
lich, Milchsaft weiss und scharf. In Wäldern.
Ein schöner, leicht kenntlicher und vorzüglicher
Speisepilz ist der Pf iff erlin g, Eierpilz, Reh-
ling oder Geeichen, Cantharellus cibärius Fr.,
Taf. 6, 5, ganz dottergelb, Hut unregelmässig buch-
tig, sein Rand abwärts gebogen , zuletzt trichter-
förmig. Die Lamellen laufen am Stiel herab. Ge-
ruch und Geschmack angenehm. Besonders in
Laubwäldern, überall. — Giftig soll der ähnliche
falsche Eierpilz, C. aurantiacus Fr., Taf. 6, 6,
sein, er ist mehr orangerot, feinfilzig, am Rande ein-
gerollt, die Lamellen sind dunkler. Nicht selten in
Nadelwäldern.
Anm. Hinsichtlich der Benutzung der Pilze
als Nahrungsmittel muss man, so vorzüglich sie
sind, stets vorsichtig sein. Kennt man sie nicht
genau, so beschränke man sich auf die, welche
kaum, vor allem nach unsern Bildern, verwechselt
werden können, d.h. auf Champignon, Stein-
pilz, echten Reizker und Pfifferling, sowie
K 0 r a 1 1 e n p i 1 z.
in. Klasse: Flechten.
Die Flechten sind heute als besondere Abteilung
aufgegeben , wenn wir sie hier trotzdem als solche
behandeln, so geschieht es lediglich aus praktischen
Gesichtspunkten für den Laien. Die Flechten haben
sich nämlich als Pilze herausgestellt, die mit Algen
in einer eigenartigen Genossenschaft leben , allein
beide bilden miteinander so abgeschlossene und gut
gekennzeichnete Wesen, dass sie sich sofort vor
60
Die Pflanzenwelt.
Fig. 293. Collema pulpösa: Thallus aus
Pilzfäden h und Algen <j.
allen anderen bisher betrachteten Pflanzen erkennen
lassen. Der Thallus bildet bei den Gallert-
flechten ein laubartiges, schleimiges Lager, in
welchem Algenzellen und Pilzfäden gleichartig ver-
teilt sind (Fig. 293), während sich bei den anderen
Flechten eine al-
genfreie Rinden-
schicht erkennen
lässt. Das Lager
ist bei diesen ent-
weder krusten-,
oder laub- , oder
strauchförmig, wo-
nach man sie ein-
teilt. — Sie bilden
sich, indem ein
Pilz die Algenzellen
umspinnt und ihnen Schutz gewährt, auch Wasser
zuführt, während er sich von den durch die grünen
Algen erarbeiteten Stoffen miternährt. Vielfach
vermehren sich die Flechten nur mit losgerissenen
Lagerstücken, die meisten auch durch Soredien,
d. h. kleine Gruppen von Algenzellen, die mit feinen
Pilzfäden umsponnen sind und die der Wind leicht
fortträgt. Endlich bilden die Pilze auch Frucht-
körper, sog. Apothecien, die als kugelige oder
scheibenförmige, oft anders gefärbte Teile des Lagers
auffallen und Schläuche mit Sporen bilden (Fig. 294
u. 295). — Die Flechten sind wegen ihres Genossen-
schaftswesens sehr genüg-
same Pflanzen, welche schon
auf unwirtlichen Felsen ge-
deihen und diese im Lauf
Fig. 294. Physcia parietina, Apo-
thecien, a im Längsschnitt mit dem
Sporenlager h.
Fig. 295. Flechten-Sporen-
lager mit Sporenschläuchen
a und Saftfäden b.
der Zeit zerbröckeln lassen, so dass auf ihnen dann
andere Pflanzen leben können, so werden sie zu
Pionieren der Pflanzenwelt. Sie leben auch auf
Baumrinde und auf dem Boden und zeichnen sich
durch graue, gelbe und braune Farben aus, sind
also meist nicht grün, sie werden daher nur fälsch-
lich als Moose bezeichnet- Medizinisch verwertet
wird das Isländische Moos und auch wohl die
Lungenflechte; einen blauen Farbstoff liefert die
Lackmusflechte.
Nach den oben gesagten Merkmalen unter-
scheidet man ausser den Gallertflechten am besten
3 Ordnungen:
1. Krustenflechten mit krustenförmigem
Lager. Dahin gehört die Schriftflechte, Grä-
phis scripta L. , Taf. 7, 1 und 1 a, deren schwarze
Fruchtkörper strichförmige Schriftzeichen auf Baum-
rinde nachahmt, (siehe besonders die stärkere
Vergr. 1 a); die Mannaflechte, Sphaerothällia
esculenta, Nees ab Es., auf Erde, deren knollige
Masse in der Kirgisensteppe gegessen wird; die
Scheibenflechte, Lecidea Ach., auf Steinen.
Taf. 7, Fig. 2 stellt noch 2 andere Krustenflechten
auf Baumrinde dar, in der Mitte die Krustenflechte
Pertusaria communis, an beiden Seiten Lecanora
subfusca, endlich zeigt Fig. 3 eine andere Krusten-
flechte auf einem Stein.
2. Laubflechten, mit blattartigem Lager
auf der Unterlage kriechend: Hundsflechte,
Peltigera caninaHoffm., Taf. 7,4, die mit ihrem grau-
grünen, unten weissen Lager und rotbraunen Frucht-
körpern besonders zwischen Moos kriecht; Lungen-
flechte, Sticta pulmonäcea Ach., Taf. 7, 5, leder-
artig, grubig, grünlich, unten blass rotbraun mit weissen
Flecken, am Rande die rotbraunen Fruchtkörper, an
alten Buchen und Eichen; hellgelbgrüne
Schüsselflechte, Imbricdria conspersa C,
Taf. 7, 6, wellig faltig, unten schwärzlich, grosse
Ueberzüge an Steinen und Baumrinde bildend, überall
häufig; Wandflechte, Physcia parietina Kbr.,
Taf. 7, 7, überall bekannt mit ihrem gelbem, rosetten-
artigem Lager und schüsseiförmigen Früchten,
Nabelflechte, Umbilicäria pustuläta Hoffm.,
die nur in der Mitte mit Haftscheibe befestigt ist,
aschgrau und blasig aufgetrieben, an nackten Felsen;
Kreisflechte, Gyröphora cylindrica Ach., Taf. 7, 8,
an Felsen, aschgrau, unten rötlich. — Alle diese
Arten sind in Deutschland häufig.
3. Strauchflechten, mit aufstrebendem, oft
strauchartigem Lager. Die Säulchenflechte,
Cladönia Hoffm., zeigt mannigfache Formen, so die
Scharlachflechte, Cl coccifera Flk., Taf. 8, 1,
mit auseinanderspriessenden graugrünen Bechern
und roten Fruchtkörpern, in sandigen Wäldern und
Heiden; die Rentierflechte, Cl. rangiferina
Hoffm., Taf. 8, 2, mit zierlichem, grauem Geäst und
knopfigen braunen Früchten , in trocknen Wäldern,
bildet im hohen Norden die Hauptvegetation und
die Nahrung der Rentiere ; die L a c k m u s f 1 e c h t e n,
Roccella tinctöria De. und fuciformis Taf. 8, 3, am
Mittelmeer, Kap, Ostindien, Südamerika u. s. w., liefert
die Orseille- und Lackmusfarbe ;Bartfiechte, Usnea
barbäta Fr., Taf. 8, 8, die besonders an abge-
storbenen Bäumen lang herabhängende bartartige
Gebilde mit breiten, flachen, am Rand gewimperten
Fruchtkörpern bildet; Astflechte, Ramalinafraxinea
R. Fr. Ach., Taf. 8, 5, bandartig, büschelig, knor-
pelig, an Baumstämmen und Felsen ; Bandflechte,
SarnUic: Siebten (Lichenes).
■^O?«;, :-
^^m^f
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i^ä^'-^
m^'
j^]^
/â– i r^.f
5ig. 1. Sdjriftfledite, Oraphis scripta (la ttarft oergr.). 2. Kru(tenfled)ten : in bcr mitte Pertusaria communis,
an beiöen Seiten Lecanora subfusca. 3. Lecanora elegans. 4. fjiinbsfleditc, Peltigera canina. 5. Cungenfledite,
Sticta pulmonacea. 6. IDanbfIed)te, Physcia parietina. 7. Sd|lü|felflc(i)te, Imbricaria conspersa. 8. Kteisfle(i)te,
Gyrophora.
5amilic: Slß^ten (Lichenes).
5ig. 1. Säuldienfled)te, Cladonia coccifera. 2. Rennticrfledite , CI. rangiferina. 3. ©rjetüeflcdite, Roccella fuci-
formis. 4. u. 5. Bartfled|tc, Usnea barbata (4 mit ^rüditcn). 6. fl|tfled(te, Ramalina fraxinea. 7. Ban&fled(te,
Evernia prunastri. 8. 3slänbiict|es lltoos, Cetraria islandica.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
61
Evernia prundstri Ach., Taf. 8, 6, graugrün, vielfach
gabelästig, besonders an Pflaumenbäumen u. s. w. ;
IsländischesMoos, Cetraria isländica Ach., Taf.
8, 7, etwas breiter, lappig, graugrünlich oder braun,
in deutschen Gebirgen, wird noch medizinisch ver-
wendet.
III. Kreis: Blatt-Sporenpflanzen.
Bei ihnen ist die Sonderung von Blatt und
Stamm zumeist sehr deutlich. In ihrer Entwicklung
zeigen sie zwei Generationen; eine ungeschlechtliche,
bei der mikroskopisch kleine flaschenförmige Ge-
bilde, sog. Archegonien, mit der Eizelle entstehen
und keulenförmige „Antheridien" mit Spermato-
zoiden (d. h. kleine gewundene, durch Wimpern sich
bewegende Fäden), die zur Eizelle kriechen, mit ihr
verschmelzen und sie dadurch befruchten. Aus der
Eizelle entsteht dann die zweite geschlechtliche Ge-
neration, d. h. die Sporenkapsel oder die fertige
Pflanze. Zu ihnen gehören als zwei Unterabtei-
lungen: Moospflanzen und Farnpflanzen.
A. Moospflanzen.
Aus den Sporen geht erst ein meist faden-
förmiger Vorkeim hervor, auf dem durch Sprossung
die eigentliche Moospflanze entsteht (Fig. 296).
Aus der befruchteten Eizelle geht eine Sporenkapsel
hervor, welche ungeschlechtlich die Sporen erzeugt.
Fig. 296. A Moospflanze, Vorkeiin /; mit junger Pflanze »i, p grüne
Zweige, welcfie Knospen bilden, v blasse Zweige, die als Wurzeln
dienen. B ein Stück stärker vergrössert.
— Die Moose bestehen nur aus Zellen. Gefäss-
bündel fehlen , daher haben sie auch keine echten
Wurzeln , an deren Stelle sind Wurzelhaare (Rhizo-
iden) vorhanden. Die Sporen sind einzelne Zellen.
— Die Moose leben an feuchten Orten (in Quellen,
an feuchter Erde, auf Baumrinde, Felsen, Dächern),
schon deshalb, weil die Befruchtung als Medium
der Spermatozoiden zur Eizelle hin Wasser verlangt.
Die ca. 5000 Arten ziehen kältere Gegenden vor,
sie vollenden vielfach an verwitternden Felsen die
Pionierarbeit der Flechten. Ihre dichte Decke im
Waldboden begünstigt die Humusbildung. Manche
Moose sind bei der Torfbildung beteiligt. — Wir
unterscheiden zwei Klassen: 1. Lebermoose mit
noch mehr lagerartigen Sprossen, doch schon viel-
fach Blattbildung anzeigend. Die Sporenkapsel hat
keine Haube. — 2. Die Laubmoose lassen stets
Stamm und Blätter unterscheiden. Die Sporenkapseln
haben eine aus der Wand des Archegoniums be-
stehende Haube (Calyptra).
I. Klasse: Lebermoose.
Bemerkenswerte Formen : Riccia fluitans Mich.,
Taf. 9, 1, klein, mit gabelig geteiltem Laub ohne Blätter,
auf feuchten Aeckern oder auf der Wasseroberfläche
schwimmend (8 deutsche Arten). Leberkraut,
Marchäntia polymörpha L., Taf. 9, 2 u. 3, mit breiten,
verzweigten Lappen kriechend, die neben den männ-
lichen „Antheridien"- und weiblichen „Archegonien"-
ständen (beide gestielt) auch Brutknospen und unter-
seits Blattgebilde (Amphigästrien) tragen. An Bächen
und feuchten, berieselten Felsen. Fruchthorn,
Anthöceros Mich., mit laubartigem
rundem Lager und schotenartiger
Sporenkapsel , auf feuchtem Boden,
2 deutsche Arten (A. laevis oben
glatt, A. punctätus oben warzig).
Jungermannia, Jungermännia L.,
auf Erde und Baumrinde lebende
Moose, mit zweizeilig angeordneten
Blättern, ca. 70 deutsche Arten.
F r u 1 1 a n i a , FruUänia dilatäta Nees
ab Es., Taf. 9, 4, zierlich verästelte,
dunkelgrüne oder braune Moose auf
Baumrinde oder Felsen; Haarkelch,
Trichocölea tomentiUa Nees ab Es.,
Taf. 9, 5, bildet bleiche weisse Rosen
in schattigen Wäldern. — Bei man-
chen der beblätterten Formen haben
die Blätter einen nach unten geschla-
genen Lappen, der sich bei anderen
in ein krugförmiges Organ umwan-
delt, dasselbe sammelt Wasser an für die Zeit der
Trockenheit (Fig. 297 u. 298).
Fig. 297.
Jungermannia,
Spross mit um-
geschlagenem
Blattrand.
Fig. 208.
Jungermannia
pumila, Blätter
mit Wasser-
behältern.
62
Die Pflanzenwelt.
II. Klasse: Laubmoose.
1. Ordnung. Torfmoose: Gesellige Moose
auf feuchten Moorwiesen, die oben weiter wachsen,
während sie unten vertorfen, reichverzweigt mit
schlanken Aesten und spitzen Blättern, blassgrün;
die kugelige Kapsel, ohne eigentliche Haube, springt
mit Deckel auf. Die einzige Gattung Sphagnum
Ehrh. hat 15 deutsche Arten, von denen Taf. 9, 6,
Sph. cymbifölium Erh., das kahnblättrige Torf-
moos zeigt. Die Torfmoose bilden hohe, elastisch-
schwammige Polster. Sie tragen zur Torfbildung bei.
2. Ordnung. Bartmoose: kleine Moose
auf lehmigem Boden mit kurzgestielter Büchse ohne
Deckel. Bartmoos, Phascum cuspidätum Schreb.,
schmutziggrün.
3. O r d n u n g. B ry i n e n : mannigfaltige Moose
mit Deckelkapseln , die oft auch noch einen Zahn-
besatz (sog. Peristom) an der Mündung haben.
Derselbe ist „hygroskopisch", d. h. er öffnet sich
bei trocknem Wetter, um die Sporen zu entlassen.
Die wichtigsten Familien sind:
1. Astmoose mit reich verzweigtem Stengel,
der die Büchse seitlich trägt; 900 Arten. Unsere
Tafel 9 zeigt: Dreiseitiges Waldmoos, Hylo-
cömium triquetrum Schimp, Fig. 7; Tamarisken-
Astmoos, Hypnum tamariscinum Hedw. , Fig. 8,
ein sehr zierlich verästeltes Moos, Seh rebers A.
H. Schreberi Willd., Fig. 9, aufwiesen, Heiden, in
Wäldern, Pappel-Kurzbüchse, Brachythecium
popüleum Schimp., Taf. 9, 10, an Felsen und Baum-
stöcken.
2. Widertonmoose tragen die Büchse auf
dem Gipfel, die Zähne des Peristoms sind an der
Spitze durch eine Haut verbunden, Deckel geschnä-
belt; 50 Arten: Gemeiner Widerton, Poly-
trichum commune L., Taf. 10, 1, ansehnliches rasen-
bildendes dunkelgrünes Moos, welliges Katha-
rinenmoos Catharinea unduläta Web. et Mohn,
Taf. 10, 2, an schattigen grasigen Orten.
3. Knotenmoose: mehrjährig, mit regel-
mässiger birnförmiger Büchse, die mehr oder weniger
überhängt, Deckel ohne Schnabel, männliche Blüten
knospenförmig; 170 Arten; ro settenf örmiges
Kn., Bryum röseum Scheb., die oberen Blätter bilden
eine offene Rosette.
4. Sternmoose: ähnlich, aber die männlichen
Blüten scheibenförmig; 30 Arten; punktiertes
St., Mnium punctätum Hedw., Taf. 10, 3.
5. Drelimoose: einjährige kleine Moose, Ge-
rn e i n e s D r., Funäria hygromctrica Hedw., Taf. 10, 4,
Büchse birnförmig schief, ihr Stiel dreht sich bei
Feuchtigkeit strickförmig zusammen.
6. Grimmienartige Moose: perennierende,
niedrige, dichtstehende Moose auf Steinen und
Dächern, Polster bildend, mit einfachem Peristom ;
70 Arten; kissenförmige Grimm ie, Grfmmia
pulvinäta Sm., Taf. 10, 5.
7. Gold h aar moose: perennierende Moose
in lockeren Polstern an Bäumen und Steinen, Peri-
stom mit 16 paarweise verbundenen gelben Zähnen;
150 Arten; Trügerisches G., Orthötrichum fallax
Schimp., Taf. 10, 6, an Baumstämmen.
8. Po ttien artige Mo ose: Mündung der Büchse
mit langen, schmalen, doppelschichtigen Zähnen oder
fehlend; 150 Arten; gestutzte Pottie, Pöttia
truncäta Schimp, Taf. 10, 7, ohne Peristom; Mauer-
Bartmoos, Bärbula murälis Timm., Taf. 10,8, mit
32 langen gedrehten Peristomzähnen ; Hornzahn,
Cerätodon purpüreus Brid., mit purpurrotem Stiel
und Peristom.
9. Weiss moose: mit weisslichen Blättern,
grosse rundliche Polster auf der Erde bildend;
20 Arten; gemeines W., Leucobryum vulgäre
Hampe, Taf. 10, 9.
10. Gabel zahnmoose: Peristom mit geglie-
derten zweizinkigen Zähnen; 140 Arten; wellen-
blättriges G., Dicränum undulätuni Turn., Taf. 10,
11, an Felsen und Bäumen.
11. Weisienartige Moose: mit regelmässiger
Büchse, der das Peristom oft fehlt; 40 Arten z. B.
Nacktmund, Gymnöstomum rupestre Schwaegr.
Taf. 10, 11, an Felsen, im Gebirge.
B. Gefäss-Sporenpflanzen.
Dies sind die am höchsten entwickelten Sporen-
pflanzen, einmal äussert sich dies in der Gliederung
in Wurzel, Sprossachse und Blatt, dann innerlich, in
dem viel komplizierteren Bau, vor allem in dem
Vorhandensein von Gefässbündeln. Auch diese Pflan-
zen haben einen ausgesproche-
nen Generationswechsel: aus
der Spore entsteht ein kleiner
Vorkeim, der Archegonien und
Antheridien trägt. In diesen
bilden sich Eizellen bezw. Sper-
matozoiden, welche jene be-
fruchten (Fig. 299 u. 300). Mit
der befruchteten Eizelle beginnt
die zweite (geschlechtliche)
Generation; aber aus ihr ent-
steht nicht die Sporenbüchse,
Fig. 299. Farnkraut.
ArchegoniuiTi, im Innern
die Eizelle,
Fig. 300. Farnkraut, n Antheridium, im Innern Zellen mit Sperniato-
zoiden, b ein einzelnes Spermatozoid.
Satnilie: £cbcrmoo|c (Hepatici). Caubmoofc (Musci).
5tg. 1. Riccic, Riccia fluitans. 2. u. 3. £eberftraut, Marchantia polymorpha. 4. Sruflanie, Frullania dilatala.
5. Ijaorfteld), Trichocolea tomentella. 6. lorfmoos, Sphagnum cymbifolium. 7. IDalbmoos, Hylocominum
triquetrum. 8. fljtmoos, Hypnum tamariscinuni. 9. Sd|rebers flftmoos, H. Schreberi. 10. Kutjbüdije,
Brachythecium populueum.
Somilic: Caubmoofe (Musci).
10
5ig. 1. tDtberton, Polytrichum commune (blüf|cn6cs unb früdjtctragenbcs (Ejemplar). 2. KatfjarinciuTIToos,
Catharinea undulata. 3. Sterttmoos, Mnium punetatum. 4. Orefjiroos , Funaria hygrometrica. 5. ©rimmie,
Grimmia pulvinata. 6. ©olbliaar, Orthotrichum fallax. 7. pottte, Pottia truncata. 8. Bartmoos, Barbula
muralis. 9. TDeifemoos, Leucobryum glaucum. 10. 6abcl3aI)nmoos , Dicranum undulatum. II. Xladttmunb,
Gymnostomum rupestre.
Bestimmung der Pflanzenfamilien.
63
sondern die eigentliche Pflanze mit Blättern (Fig. 301).
Auf letzteren bilden sich vegetativ, d. h. ungeschlecht-
lich, die Sporen (in besonderen Kapseln). Bei man-
chen dieser Pflanzen unter-
scheidet man kleine (Mikro-)
und grosse (Makro-)Sporen
(Fig. 316), dann ist die
Pflanze zweigeschlechtig, in-
dem aus jenen Vorkeime
mit Antheridien, aus diesen
solche mit Archegonien ent-
stehen. — Wir unterscheiden
7 Familien.
1. Farn. Farnkräuter,
Filices.
Fig. 301. Adiantum, älterer
Vorkeim/J von unten gesellen
mit Saughaaren h, auf ihm
ist eine junge Moospflanze
entstanden mit den ersten
Wurzeln w und dem ersten
Blatt l>.
Die unverzweigte Spross-
achse ist bei unseren Arten
ein durch braune Spreu-
schuppen gegen Tierfrass
geschützter kriechender Wur-
zelstock, mit dem die Pflanze überwintert, die „Wedel"
genannten Blätter sind gross, meistens geteilt und in
der zarten Knospe aufgerollt (Tal 12, 2) ; dadurch sind
sie beim Durchbruch durch die Erde geschützt; die
flächenförmigen Vorkeime tragen Archegonien und
Antheridien, sowie Wurzelhaare und wachsen anfeuch-
ten Orten; dies ist wegen der durch Wasser ver-
mittelten Befruchtung nötig; denn die Sperma-
tozoiden können nur im Wasser zur Eizelle schwim-
men. Auf den Wedeln älterer Pflanzen entstehen
(eigentlich als Haargebilde) Häufchen (sog. Sori)
von gestielten Kapseln (Sporangien); oft sind die-
selben von einer Schuppe (Schieier oder Indüsium)
geschützt. Diese Kapseln haben einen Ring von
dickwandigeren Zellen. Durch deren Streckung bei
Trockenheit springen sie auf, damit dann die sehr
leichten Sporen durch den Wind weithin verbreitet
werden können.
Die Farne sind ansehnliche Pflanzen, die sich
mit ca. 8000 Arten über die gemässigte und be-
sonders warme Zone verbreiten. Hier kommen sie
oft als riesige Bäume mit palmartiger Krone vor.
A. Die Fruchthäufchen sitzen an besonders ge-
stalteten Wedeln :
a) und zwar am oberen Teil von sonst normalen
Blättern.
1. Köuigsfarn , Osmüiida regälis L. Taf. 12, 1.
Auch Trauben- oder Rispenfarn. Die auf-
rechten doppelt gefiederten Wedel sind ein schönes
Beispiel von Arbeitsteilung, sie dienen zumeist natür-
lich der Ernährung, Assimilation; aber die älteren
haben in ihren oberen Teilen Sporenträger, dienen
hier also der Fruchtbildung (Fruktifikation), Juli-
Okt. Ansehnliche (bis 1 m hoch) Farne in sump-
figen, torfigen Wäldern, auf Heiden, doch zerstreut,
b) Fruchthäufchen an besonderen Blättern.
2. Rippenfani, Blechniim spicänt With. Taf. 11, 3. i. wedei einfach
. , , fiederteilig, Taf.
Hier ist jene Arbeitsteilung noch weiter fort- n, 3.
geschritten , indem sich Assimilation und Frukti-
fikation auf verschiedene Wedel verteilen. Die im
Umriss länglich lanzettlichen Wedel stehen oft des
Lichtgenusses wegen trichterförmig, da der R. in
schattigen, feuchten Wäldern wächst; nur stellen-
weise, im Gebirge häufig. Bis ^/o m. Juli — Okt.
3. Straussenfam, Struthiöpteris germanica Willd. 2. Fiedern der
p. qr»o unfruchtbaren
ng. OUZ. Wedel nurhmnla
Die Arbeitsteilung und Wedelstellung ist wie
beim vorigen. Die unfruchtbaren Wedel haben fast
doppelt so grosse Wedel
wie die fruchtbaren. Die
rundlichen Fruchthäufchen
stehen in Längsreihen bei-
derseits von der Mittel-
rippe. Schöner, bis 1 ni
hoher, seltener Farn an
steinigen , schattigen Ge-
birgsbächen, in Deutsch-
land selten, als Zierpflanze
angebaut.
B. Fruchthäufchen auf
fiederspaltig
(Fig. 302).
-iSS
Fig. 302.
Struthiöpteris germanica.
Fig. 303. Polypodium vulgare,
Fruchthäufchen ohne Schleier.
der Unterseite der gewöhnlichen Wedel (z. B. Taf. 12, 2).
a. Fruchthäufchen olme häutigen Schleier, Fig. 303.
4. Schrlftfaru, Ccterach offii-iiiärum Willd. 1. Fruchthäuf-
PJrr ^fl/L chenlmieiiförmig.
rig. öut. pig 304 y„,g^
Auch Voll farn oder Milzfarn. Wedel fieder- ''""'•
teilig, kurzgestielt mit breiten, stumpfen Lappen;
oben grün und kahl,
unten dicht mit braunen
Schuppen (Fig. 304) und
bei trocknem Wetter ein-
gerollt, so dass die Unter-
seite nach oben liegt,
dies ist ein wirksamer
Schutz gegen Verdun-
stung; denn dieser Farn
wächst an trocknen Fel-
sen u. s. w. Besonders
im Rhein- und Moseita],
sonst selten. 7 bis 15 cm.
Juni — Sept. Fig. 304. Ceterach officinarum.
64
Die Pflanzenwelt.
2. Fruchthäuf-
chen rund. Fig.
303 u. 305.
5. Tüpfelfarn, Polypödium.
1. Wedel h'derig und ein fach fiederspaltig:
Engelsüss, P. vulgäre L. , Taf. 12, 2, wegen des
trockneren Standorts (Mauern , Felsen) mit derben,
lederigen Blättern, die daher auch überwintern
können. Gegen Trockenheit schützt sich dieser
Farn auch durch Rollung und Eindrehung der Wedel.
Die goldgelben Fruchthäufchen stehen in 2 Reihen.
Ueberall häufig in schattigen Wäldern , an Mauern
und Felsen. Bis 30 cm. Juni— Dez.
2. Wede\ zart, die Fieder «or//;»a/s fiederspaltig:
Buchen-T., P. Phegöpteris L. Fig. 305. Zerstreut
in feuchten Gebirgswäldern, daher auch die zarteren
Wedel. Bis 30 cm. Juli— Sept.
3. Wedel dreifach gefiedert: Eichen-T., P. Dry-
öpteris L. (Fig. 306), "die Fruchthäufchen sind rand-
Fig. 305. Polypödium phegöpteris. Fig. 306. Polypödium dryopteris.
Ständig; mit kahlen ausgebreiteten Wedeln, weil in
schattigen Wäldern, dort ziemlich häufig. Bis 30 cm.
Juni— August.
Anm. Diesem ähnlich, aber an Stiel und We-
deln zum Schutz gegen Tierfrass mit Drüsenhaaren
besetzt, ist der seltenere Kalk-
farn oder Storchschnabel-
^. ,„ „ , , . F., P. Robertiänum Hoffm.
Flg. 307. Scolopendrium,
gradliniges Fruchthäuf- b) Die Frucllthäufchen »l/'l
chen
häutigem Schleier, Fig. 307.
1. Fruchthäufchen in (/ennhii Linien. Fig. 307.
1. Der umge-
schlagene Hkill
6. Adlerfarn, Pteris aquiliiia L. Taf. 11, 2.
rnwrf bildet den Ansehuhcher steifstengeliger, je nach Standort
Schleier. T.-if. t, & ) j
11, 2. bis 3 m hoher Farn mit mehrfach geteilten Wedeln,
die lederig sind, weil die Standorte meist trockne
Wälder sind. In jedem Jahr entsteht nur ein Wedel.
Die jungen Fiederblättchen haben Saftmale und
Honigdrüsen, wodurch sie vielleicht Ameisen an-
locken als Schutzgarde gegen andre Tiere. Der an
der Basis verdickte Stengel zeigt im Durchschnitt
die Gefässbündel wie ein Doppeladler angeordnet.
Häufig, über ganz Europa verbreitet; bei uns Juli
bis Sept.
7. Hirsclizimge , Scolopendrium officiiiäruin Sw. 2. Besondere
Schleier vorhan-
Taf. 11, 4. den, diese:
Grösse (15 — 60 cm) und die Gestalt der un-wei's"en Häufdien
geteilten Wedel sind sehr veränderlich , selten , an w"e'"""rf"- «f-
"^ , . ' ' fen. Fig. 307.
schattigen, felsigen Orten, in Mittel- und Süddeutsch-
land, besonders im Rheingebiet. Juli — Sept.
8. Streifenfarn, Asplenium. b.schieier aussen
befestigt, nach
Auch Milzfarn, eine artenreiche Gattung. dm New hm
1. Wedel 2—4teilig: nordischer Str., A. sep- ""''"• ^''^- ^™-
tentrionäle Hoffm. Fig. 308. Die büschelig stehenden
Fig. 308. Asplenium
septentrionale.
Fig. 309. Asplenium ruta
muraria.
Wedel mit linealen Abschnitten, sie sehen daher fast
nur wie Stiele aus. Stiele grün, klein, bis 15 cm,
und derb, weil auf trocknem, felsigem Standort, be-
sonders in Gebirgen, zerstreut, in Mittel- und Süd-
deutschland häufiger. Juli, August.
2. Wedel einfach gefiedert, mit eirunden Fieder-
blättchen, — wenn dann mit Iraunem Stiel: brauner
Str., A. trichomänes L. , Taf. 11, 5; — wenn da-
gegen mit (jriineiii : grüner Str., A. viride Huds.; beides
hübsche, 4 — 15 cm hohe Farne an felsigen Orten,
der grüne wesentlich seltner, im Gebirge. Juni bis
Sept.
3. Wedel 2— 3 fach gefiedert.
* Fiedern auf jeder Seite 2—5. Fig. 309, —
wenn mit f/rilnem Stiel und am Rande (/eirimperfem
Schleier: Mauerraute, A. ruta muräria L. Fig. 309;
— wenn dagegen mit am Grunde glänzend braunem
Stiel und Icahlem Schleier: Deutscher Str., A. ger-
mänicum Weis, beides kleine (bis 15 cm) Farne
in Felsspalten, als Trockenpflanzen derb, jenes über-
all, dieses selten. Juni— Sept.
â– â– 'â– â– â– â– Fiedern jederseits mehr alu 10 Fig. 310.
Schwarzes Frauenhaar, A. adiäntum nigrum L.
Fig. 310. Stiel glänzend braun, länger als die Spreite,
5amilicn: 5otnfiräulcr (Rlices), tlattcr3ungcn (Ophioglossaceae). n
Jig. I. lDeibIid)er Streifenfarn, Athyrium filix femina. 2. flblerfarn, Pteris aquilina. 3. (Bcmeincr Rippenfarn,
Blechnum spicant. 4. £jtrj(i)3unge, Scolopendrium officinarum. 5. Braunftieliger Streifenfarn, Asplenium
trichomanes. 6. (Demcine Itattetäunge, Ophioglossum vulgatum.
Die Bestimmung der Pflanzenfamilien.
65
an schattigen, felsigen Stellen im Gebirge selten.
8—30 cm. Aug.— Okt.
Anm. Diesem ähnlich, doch mit grünem kur-
zem Stiel, ist der nur an einzelnen Stellen Süd-
deutschlands gefundene Quellen-Str., A. fontänum
Bernh.
2. Fruchthäufchen rund, nierenförmig oder luif-
eise/iiförmui. Fig. 311.
a. Schleier am Grunde des Häufchens befestigt.
1. Schleier teiter- 9. Woodsic, Woödsia liypcrbörea Koch. Fig. 311.
förmig unter dem „ , , . . , ... . i iir j i /. -i
Fruchthäufchen. Schleier vielspaltig gewimpert, Wedel unterseits
Fig. 311. jj^jf yjgien Spreuschuppen als Schutz gegen Ver-
Fig. 310. Asplenium Adiantum
nigrum.
Fig. 311.
Woodsia ilvensis.
2. Schleier eiför-
mig von der Seile
her das Frucht-
häufchen be-
deckend. Fig.
312.
dunstung, weil an trocknen Felsen wachsend, sehr
selten. 7—12 cm. Juli, August.
10. Blasenfarn, Cystöpteris frägilis Bernh.
Taf. 12. 4.
Zarte, kahle Wedel, weil an schattigen Felsen-
orten wachsend, leicht zerbrechlich, doppelt gefie-
dert, die Fiederchen lanzettlich, tief
fiederteilig. In ganz Europa, in
Deutschland.
3. Schleier scÄiVd-
od. nierenförmig,
rings frei, Fig.
313 bis 315.
Fig. 312.
Cystöpteris,
Fruchthäufchen.
11. Schildfarn, Aspidium.
Artenreiche Gattung mit braun-
schuppigen Stielen.
a) Rundliche, in der Mitte befestigte Schleier —
wenn dann einfach fiederteilig: scharfer Seh. A. lon-
chitis Sw., Fig. 313; — wenn dagegen dopjn'lf fieder-
spaltig: stacheliger Seh. A. aculeätum Sw., beides
sehr seltene Farne der Gebirgsflora, mit lederigen,
daher überwinternden Wedeln, jenes 15— 45 cm hoch,
August und Sept., dieses bis 60 cm hoch, Juli, Aug.
ß) Nierenförmige, in der Bucht befestigte Schleier,
Fig. 314 unten links.
* Fiederchen der Wedel fast yamrandig, wenn
dann die Fiederchen spitz und unten kahl und die
Hoffmann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
Wedel lang gestielt sind : Sumpf-Sch., A. Thelypteris
Sw. ; — wenn dagegen jene stumpf sind und unten
mit gelben Drüsen und die Wedel kurz gestielt : Berg-
Sch., A. oreöpteris Sw. Wie der Name sagt, liebt
Fig. 313. Aspidium lonchitis.
Fig. 314. Aspidium oreöpteris.
"^
jener sumpfige Stellen, dieser trockene Bergwälder.
30—60 cm hoch. Juli und August.
■•■■•'■Fiederchen gezähnt, — wenn dann die Zähne
stumpf und der s^r^/grüne Wedel hrcit-VängUch : Wurm-
farn oder männlicher Seh., A. filix mas Sw. (bis
1 m hoch), Taf. 12, 3, wenn dagegen die Zähne
sjiitz und der /(r?/grüne Wedel .sr///;((r/-länglich: kamm-
förmige Seh., A. cristätum Sw. (bis Vs cm hoch) ;
jener ansehnliche, bis 1 m hohe Farn, mit spreu-
blättriger Spindel findet sich überall in schattigen
steinigen Wäldern, dieser selten und mehr auf Moor-
boden. Juli— Sept.
■■■■■^ Fiederchen mit dornigen Zähnen. Fig. 315.
Dorniger Seh., A. spinulösum Sw., der dunkel-
grüne Wedel fast dreifach
gefiedert, häufig in feuch-
ten, schattigen Wäldern.
%, bis 1 m hoch. Juli
bis Sept.
b) Schleier elliptisch
oder halbmondförmig,
zerschlitzt, an der Seite
des Häufchens befestigt.
12. Weibliclier Wald-
farn, Streifenfarn,
Athyrium filix fe-
mina Roth. Taf. 11. 1.
Dem Wurmfarn ähn-
lich, aber zierlicher. Die
2— 3fach geteilten Wedel
sind dunkelgrün und weich, weil dieser Farn in
feuchten, schattigen Laubwäldern wächst, die Spindel
9
Fig. 315. Aspidium spinulösum.
66
Die Pflanzenwelt.
ist kahl, die Sporenfrucht länglich; überall häufig.
2|, bis 60 cm hoch. Juni bis Aug. Dieser Farn
ändert übrigens in dem Laub sehr ab.
Anm. Nahe verwandt ist der Gebirgs-W., A.
alpestre Nylands, bei dem der Schleier bald schwin-
det und die Sporen schwärzlich und warzig sind
(beim weiblichen W. gelb und glatt).
2. Farn. Wurzelfrüchtler, Rhizocarpeen.
Nur eine Gattung und eine Art:
13. Pillenkraut, Piluläria globulifera L. Fig. 316.
Sumpfpflanze mit kriechendem, dünnem Stengel
und 2 — 10 cm langen, binsenartigen Blättern, an
deren Grund kugelige Sporenbehälter mit Makro-
und Mikrospuren sitzen (ma bezw. mi in Fig. 316),
an Sumpf- und Teich-
rändern, selten. 2|,
Aug. bis Sept.
Anm. Die nahe ver-
wandte Marsilie, Marsi-
lia quadrifölia L. , mit
kleeartigen Schwimm-
blättern, ist sehr selten.
2[, Juli^-Sept.
3. Fam. Bärlapp-
gewächse, Lycopo-
diaceen.
Kleine moosähn-
liche Pflanzen mit krau-
tiger, weithin kriechen-
der Achse, durch die
sie sich verbreiten. Sie ist mit kleinen einfachen
Blättern dicht besetzt. Die derbe Beschaffenheit der
Blätter deutet auf Ueberwinterung. Die Sporangien
tragenden Blätter sind meistens etwas anders ge-
staltet. Die Sporen sind tetraedrisch und haben netz-
förmige Verdickungen, sie sind als „Hexenmehl"
offizineil, zum Bestreuen der Pillen , um deren An-
einanderkleben zu verhindern. 100 Arten, besonders
in schattigen Gebirgswäldern (im Humusboden) der
warmen und gemässigten Zone. Nur 1 Gattung.
14. Bärlapp, Lycopödium.
A. Früchte einzeln in den Winkeln gewöhnlicher
Blätter (diese 8 zeilig und rauh).
Tannen-B. L., Selägo L. Fig. 317. In den Blatt-
achseln entstehen sich loslösende Knöspchen mit
Flügelblättern, welche der leichteren Verbreitung
dienen. Im Tiefland selten, häufiger in schattigen
Gebirgswäldern, auf felsigen Bergen. Im grössten Teil
Europas bis zum Polarkreis. 2j., bis 15 cm hoch. Juli,
August.
Fig. 316. Piluläria germaniae.
B. Früchte in Aehrfn, wenigstens mit grösseren
Deckblättern, Fig. 318.
a) Aehren einzeln.
I. Aehre nicht scharf abgesetzt und die Deck-
blätter von den anderen weni(j vertichieden (vom
Tannen-B. aber verschieden durch 5 zeilige weiche
Blätter): Sumpf-B. L. inundätum L. , mit stumpfen.
Fig. .317. Lycopödium selago.
Fig. 318. Lycopödium annotinum.
ganzrandigen Blättern, zerstreut auf Torfmooren und
feuchten Sandplätzen. 2i, bis 8 cm hoch. Juli bis
August.
2. Aehre scharf abgesetzt und Deckblätter spitz
Fig. 318, — wenn dann die Blätter 5- oder Sze.ilig
und f/esägi : sprossender B. L. annotinum L., Fig. 318;
— wenn dagegen 4 zeilig und gaitzrandig: Alpen-B.
L alpinum L., jener ist höher (bis 15 cm) als dieser
(bis 6 cm), jener zerstreut in Nadelwäldern, dieser
nur auf hohen Gewirgsweiden. %-, Juli, Aug.
b) Aehren zu 2 — 6 stehend, — wenn dann die
Blätter ullseitig stehen , /reich sind und eine lange
Haarspitze haben: Kolben-B. , Schlangenmoos, L.
clavätum L., Taf. 12, 5; — wenn dagegen 4- oder
S zeilig, starr und zugespitzt: flacher B. , L. com-
planätum L. Jener mit 20—50 cm hohen Aehren-
stielen ist der häufigste B. , in trocknen Nadelwäl-
dern von Mittel- und Nord-
europa; dieser mit 12 cm
hohen Aehrenstielen hat
flache Aeste und ist sel-
tener, auf hochgelegenen
Weiden. %, Juli, Aug.
4. Fam. Selaginellen,
Selaginellaceen.
Nur 1 Gattung mit 1
deutschen Art: Dorniger
Moosfarn, Selaginella se-
laginöides Link, Fig. 319,
eine zarte Pflanze mit moos-
Fig. 319.
ähnlichen Blättern, MikrO- Selaginella'sclaginoidea.
Die Bestimmung der Pflanzenfamilien.
67
Fig. 320. Equisetum palustre.
und Makrosporangien , deren Deckblätter blasser — wenn dann die aiiff/ehla.ie>ien Scheiden des Haupt-
und fast doppelt so gross sind wie die anderen Stamms <J—1S Zähne haben: Acker-Sch. oder
Blätter, auf feuchtem Boden, meist nur in Hoch- Zinn kraut, E. arv^nse L., Taf. 12, 6; — wenn
gebirgen, selten. 2|, bis 8 cm hoch. Juli, Aug. dagegen trichterförmiij und mit 30—40 Zähnen:
5. Farn. Schachtelhalme, Equisetaceen.
Die Seh. haben aufrechte, deutlich gegliederte
hohle Stengel, an den soliden Knoten kurze schei-
denförmig verwachsene Blätter, die dadurch den
dort zarten Stengel schützen. Ihr ganzer blattarmer
Wuchs erweist sie als Trockenpflanzen (diejenigen
auf feuchtem Standort sind stark verzweigt). Das
Gewebe ist reich an Kieselsäure (daher zum Scheuern
und Putzen von Metall benutzt), was sie gegen
Tierfrass und zu starke Verdunstung schützt. Unter-
irdisch haben sie weitkriechende Ausläufer mit Stock-
sprossen, oft auch Knollen bildend, wodurch sie
sich verbreiten und vermehren, sowie überwintern.
Manche Arten zeigen eigenartige Arbeitsteilung in
fruchtbare Frühlings- und unfruchtbare Sommer-
sprosse, jene blass (aus den Reserveknollen sich er-
nährend), diese grün. Die Sporangien stehen auf
besonders gestalteten (schildförmigen) Blättern, auf
dem Gipfel der Sprosse, die Sporen haben hygro-
skopische Bänder, mit denen sie sich aus den Kap-
seln herausdrängen und später beim Keimen fest-
halten. — Meist niedrige Pflanzen auf Aeckern und
in Wäldern. 40 Arten in allen Zonen. Nur eine
Gattung.
15. Schaehtellialiii, Equisetum.
A. Fruchtbare und unfruchtbare Hahne gleich-
zeüiff und (jlrichinii)/.
a) Halme sehr ranli und Fruchtähre .tpHz.
1. Stengel fast nicht m-siveigt mit 15 — 25 Fur-
chen, Scheiden emj anUniemJ : Wititer-Sch., E. hi-
emäle L., selten. 2|, bis 90 cm hoch. Juli, Aug.
2. Stengel ästig, Scheiden tiicht eng anliegend,
weniger Furchen, — wenn dann mit (S— i.5 Furchen :
ästiger Scli. , E. ramösum DC; — wenn da-
gegen mit 6—S Furchen: bunter Seh., E. variegätum
Schleich., jener ist einjährig bis 1 m hoch, dieser
überwinternd und bis 60 cm hoch, beide leben auf
Sandboden und sind sehr selten.
b) Halme fast glatt und ircich, Fruchtähre stumpf,
— wenn dann mit 10—20 flacJim Furchen und lockeren
Scheiden: Sumpf-Sch., E. palustre L. Fig. 320; —
wenn dagegen mit 6—8 tiefen Furchen und eng an-
liegenden Scheiden: Schlamm-Sch., E. limösum L.,
beides sind häufige Seh., in ganz Europa an feuchten
Standorten, jener bis 60 cm, dieser bis 1 m hoch.
21, Juni — Sept.
B. Fruchthalme l>lass-rötIicJigeR> und einfach,
unfruchtbare grün und rerziveigt. Taf. 12, 6.
a) Fruchthalm erscheint zuerst, später welkend,
Fig. 321. Equisetum maximum.
grösster Seh., E. mäximum Lmk., Fig. 321, jener
ist überall auf Aeckern gemein und durch weit-
kriechenden Ausläufer lästig, bis 20 cm hoch, dieser
ist selten, liebt feuchte, schattige Orte und wird
P/2 m hoch. ^, Acker-Sch. März, Aprü, der an-
dere April, Mai.
b) Beide Arten Halme gleichzeitig, Fruchthalm
bleibend, — wenn dann die Scheiden des Haupt-
stamms 3—6 angleiche
Zähnehaben :Wald-Sch.,
E.silväticumL., Fig.322;
— wenn dagegen 10 bis
30 gleiche Zähne : Wiesen-
Sch., E. pratense Ehrh.,
beide lieben feuchte Wäl-
der, jener ist häufig und
30—50 cm hoch, dieser
selten und nur bis 30 cm
hoch. 2|, April— Juni.
6. Farn. Natternzun-
gen, Ophioglossaceen.
Diese Pflanzen ha-
ben in der Erde einen
langsam wachsenden kur-
zen Stamm, der jährlich
nur ein Blatt erzeugt, an diesem ist Arbeitsteilung
eingetreten, indem ein Teil der Ernährung dient und
ein anderer die Sporenkapseln trägt. Die Vorkeime
sind knollenförmig.
Fig. 322.
Equisetum süvaticum.
16. Natternzunge, Opliloglössum vulgätum L. J,„V"[;""',;^""
Taf. 11, 6.
Auf feuchten Wiesen, aber ziemlich selten. Ij,
bis 30 cm hoch. Juni, Juli.
Blatteil einfach
länglich eiförmig
Taf. 11, 6.
Die Pflanzenwelt.
2. Unfruchtbarer 17 Mondraxite, Botr;('chiuin lunärfa Sw. Fig. 323.
Blatteil gefiedert.
Fig. 323. Humusbewohner auf Bergweiden , die Klappen
der Sporenkapseln schliessen sich bei feuchtem
Wetter, um die Sporen
vor Feuchtigkeit zu schüt-
zen. Das Laub fast
sitzend, die untere Fie-
der halbmondförmig, die
obere mehr keilförmig.
Selten, %, bis 20 cm
hoch. Juni.
Anm. Noch selte-
ner sind folgende Arten,
bei denen der fruchtbare
Blatteil nicht wie bei
obiger M. mitten an der
Pflanze sondern dicht
unter der Rispe B. rutä-
ceum Willd. (Blatt flei-
schig, länglich eiförmig)
Fig. 323, Botryciiium lunaria. Steht — oder Über der
Mitte B. virginiänum Swartz (krautig, dreieckig-
eiförmig). Gedreit ist das Blatt bei B. simplex
Hitchcock (kahl) und B.
matricäriae Sprengel
(weisslich-behaart).
7. Farn. Brachsen-
kräuter, Isoetaceen.
Nur 1 Gattung mit
2 Arten:
18. Brachsenkraut,
Isoetes lacüstris L,
Fig. 324,
dessen kurzer Stamm
binsenähnliche Blätter
trägt, in deren Achsel
die Sporangien sitzen;
sehr selten. '^â– , bis 16 cm hoch. Juli, Sep-
tember.
Fig. 324. Isoetes lacüstris.
Satnilicn: Sarnkräuter (Filices), Bärlq)pc (Lycopodiaceae), S(f}ad)tcll)alTnc
(Equisetaceae). 12
Stg. 1. Königsfatn, Osmunda regalis. 2. «ngeljüö, Polypodium vulgare. 3. IDurmfarn, Aspidium filix mas.
4. Blajcnfarn, Cystopteris fragilis. 5. KolbcnsBnrlopp, Lycopodium clavatum. 6. flÄer=Sdiad|teIfjalm,
Equisetum arvense.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
Die Pflanzen dieser letzten grossen und höch-
sten Abteilung zeigen fast stets Wurzel, Sprossachse
und Blätter. Ihr anatomischer Bau ist bedeutend
komplizierter als bei den bisher betrachteten: stets
mit Gefässbündeln neben den Zellen. Neben vege-
tativer Vermehrung kommt fast stets geschlechtliche
vor, bei welcher das männliche Fortpflanzungs-
gebilde, ein Teil des Inhalts {Spermakern ) der Pollen-
zelle, unbeweglich ist, ebenso wie die Eizelle im
Embryosack, weshalb der Wind oder Insekten sie
transportieren müssen. Der Generationswechsel der
Kryptogamen ist hier verborgen, allein man hat die
Pollenkörner als Mikrosporen, die Pollensäcke als
Mikrosporangien und den Embryosack als Makro-
spore, die Samenknospen als Makrosporangien an-
zusehen. Vorkeim, Antheridien und Archegonien
sind dagegen ganz reduziert.
L Gruppe : Nacktsamige, Gymno-
spermen.
Hier haben die Blüten keine besondere Hülle,
die männliche besteht aus zahlreichen ährenförmig
zusammenstehenden schuppenförmigen Staubblättern
und die weibliche aus offenen schuppenförmigen
Fruchtblättern mit den Samenknospen. Eine Art
Vorkeim ist noch vorhanden , selbst auch eine Art
Archegonium. Die einzige für Deutschland in Be-
tracht kommende
Klasse: Nadelhölzer oder Zapfenfrüchtler,
Koniferen,
enthält reich verzweigte Holzgewächse mit nadel-
oder schuppenförmigen Blättern, alle Teile enthalten
meistens Harz als Schutz gegen Tierfrass. Die Be-
stäubung erfolgt durch den Wind. Diese Pflanzen
sind ein- oder zweihäusig, so dass Fremdbestäubung
selbstverständlich ist. Die Frucht ist ein holziger
Zapfen, selten eine Beere, der Same hat oft Flügel-
anhänge zur Verbreitung durch den Wind. Die
340 Arten sind über die ganze Erde verbreitet, be-
sonders in der gemässigten und kalten Zone, wo
sie, ebenso wie im Hochgebirge, hoch hinaufsteigen.
Sie haben als Waldbäume oft eine grosse forstwirt-
schaftliche Bedeutung und liefern ein gut zu be-
arbeitendes Holz, sowie Harz und Teer.
8, Farn. Eibengewächse, Taxaceen.
Die Frucht ist beeren- oder steinfruchtartig, in-
dem der Same einen fleischigen, süssen „Arillus"
besitzt; durch leuchtendrote Farbe lockt dieser Vögel
an, die den Samen verbreiten. Immergrünes Holz-
gewächs mit Gift statt Harz zur Verhütung von
Tierfrass. Nur eine Gattung und Art in Deutsch-
land:
19. Eibe, Taxus baceäta L. Fig. 325.
Die Nadeln sind ziemlich breit, zugespitzt, oben
glänzend grün, unten heller. Sehr kleine Kätzchen
in den Blattachseln. In
Gebirgswäldern , selten,
fi , März, April Früher
spielte die E. in den Park-
anlagen des Rokokoge-
schmackes eine grosse
Rolle; heute ist sie un-
modern und scheint auch
auszusterben.
9. Fam. Kiefern-
gewächse, Pinaceen,
mitholzigenSamen, meist
mit Nadeln, mit Harz.
A. Scliiippeufönii/f/i/ Blätter an platten Zweigen.
Fig. 325. Taxus baccata.
20. Lebensbaum, Thuja.
Wenn dann die Blätter oben mit Höcker: ge-
meiner L-, Th. occidentälis L. ; — wenn dagegen
oben glatt: morgenländisch er L., Th.orientälisL. ;
70
Die Pflanzenwelt.
1. Frucht eine
Beere, Nadeln zu
je 3 quirlig. Taf.
13, 1.
beides sind Ziersträucher, jener aus Nordamerika,
dieser aus China, f,, 1—3 m hoch. April, Mai.
B. Blätter stets midelförmig.
21. Wacholder, Juiiiperus eommüiiis L.
Taf. 13, 1.
Immergrüner, starkverzweigter Strauch mit ste-
chenden blaubereiften Nadeln, welche sehr wirksam
gegen Tierfrass schützen. An freiem Standort wächst
der Strauch niedrig, ja niederliegend, in Wald und
Schatten hoch und pyramidal, das liegt einmal am
trockneren bezw. feuchteren Standort und anderer-
seits an den Windverhältnissen. Gewöhnlich zwei-
häusig. Die schwarzbraunen, blaubereiften, rund-
lichen Beeren werden durch Vögel verbreitet, sie
reifen im 2. Jahre. Die Früchte sind offizineil und
dienen als Gewürz, als Räuchermittel und zur Be-
reitung von Branntwein. In ganz Europa, vom
Mittelmeer bis zum Polarkreis; auf Heiden und
sonnigen Hügeln , in Deutschland häufig, fi , bis
2 m hoch. April, Mai.
Eine in Deutschland seltene Art ist der Sade-
oder Sevenbaum, J. sabina L., mit schuppenförmi-
gen, in der Mitte drüsigen Blättern, die in 4 Zeilen
stehen, der Strauch hat einen unangenehmen Geruch
und ist giftig. Die nickenden Beeren sind schwarz,
bereift. In Deutschland findet er sich wohl in der
Eifel, sonst als Zierpflanze angepflanzt. 1i , bis
5 m hoch. April, Mai. j
22. Lärche, Larix europaea DC. Fig. 326.
^ _^^^^ ^ Sommergrüner Baum von pyramidalem Wuchs
znhhgen Bütchehi ^^1^ dicker , rissiger Rinde, einhäusig, mit eirund-
zUrneinzr, ücheu , aufrechten, hol-
zart, ahfaiiend. . \\ ,*/^f zigen Zapfen, zur Blüte-
Fig. 326. '^j,^ ^W ^ f'fc.iT; 2gjj gjj^^ 5jg purpurrot.
Wälder bildend, bei uns
angepflanzt und verwil-
dert. Die Stämme sind
in wärmeren Gegenden
weniger stark als im
Gebirge. Das rötliche
Holz ist sehr wider-
standsfähig gegen Nässe,
daher vorzüglich für Was-
Ä^^^p^- serbauten, Röhrenleitun-
^^|K\ ^,<3^^ gen u. s. w., und aus dem
IIP '^Ä'-^ Harz macht man venezia-
nischen Terpentin, fi , bis
35 m hoch. April, Mai.
23. Tanne, Abies.
'â– ' Die Nadeln fach, seitlich ziveizdlkj : Edel-
tanne, Weisstanne, Abies pectinäta DC, Taf. 13, 2,
mächtiger bis 60 m hoher pyramidaler Waldbaum
mit weisslicher und glatter Rinde. Die kurzen, in
2 Zeilen kammförmig stehenden Nadeln haben unten
zwei Wachsstreifen zum Schutz der dort liegenden
Spaltöffnungen gegen Regen. Die bis 15 cm langen
walzenförmigen aufrechtstehenden Zapfen ver-
lieren im Herbst des 1. Jahres die sehr stumpfen,
lederigen Schuppen, so dass die Spindel allein
stehen bleibt ; dadurch werden die Samen verbreitet,
wozu diese dann noch mit Flügelhäuten versehen
sind. Liefert gutes, etwas rötliches Nutzholz (zu
Schachteln, Streichhölzern, Resonanzböden für Kla-
viere u. s. w.). Waldbaum, besonders der süd- und
mitteldeutschen Gebirge. 1,, Mai— Juni.
■■■■• Die Nadeln rin-hanfig, allseitig stehend : Fichte,
Schwarztanne, Rottanne, A. excelsa Poir., Taf. 13, 3,
von ähnlichem Wuchs, aber mit graurötlicher Rinde,
die unteren Seitenzweige hängen oft herab, die
Nadeln haben keine Wachsstreifen, die Zapfen sind
denen der Tanne ähnlich, aber sie h ä n g e n abwärts und
fallen zur Samenverbreitung (dieser Samen auch ge-
flügelt) ganz ab (im Frühjahr des 2. Jahres). Lie-
fert gutes Nutz- und Brennholz und ist unser Weih-
nachtsbaum ; zermahlen wird das Holz zur Papier- und
Zellulosefabrikation verwendet. In Mitteleuropa bis
Russland hinein; in den Alpen bis über 2000 m
hoch steigend, sie fordert mehr Feuchtigkeit als die
Kiefer, j, , Mai.
2. Frucht ein
Zapfen,
a. Nadeln in rief-
Fig. 326. Larix europa
h.Nade\neinzel",
derb, perennie-
rend. Taf. 13, 2.
24. Kiefer, Pinus silvestris L. Taf. 13, 4.
c. Nadeln zu Je 2
oder ü vereinigt.
Ansehnhcher Baum mit ausgebreiteter, kuppel- Tat. 13, 4.
förmig gewölbter Krone und rötlicher schuppiger
Rinde (Borke), auf trocknem Boden, daher mit weit-
verzweigten, tiefgehenden Wurzeln, die ihn gut ver-
ankern und mit Wasser versorgen. Oft zeigen die
Wurzeln ein Pilzgewebe (Ernährungsgenossenschaft,
vergl. S. 28). Die langen steifen Nadeln stehen zu
zwei, von einer Hautscheide umgeben (Kurztrieb).
Die männlichen Blüten mit vielem schwefelgelben
Blütenstaub wie die
weiblichen an der Aus-
senseite des Baumes,wo-
durch die Windbestäu-
bung erleichtert wird.
Die Zapfen sind eirund-
hch mit holzigen Schup-
pen , sie haben vorn
ein viereckiges Schild.
Der Zapfen steht im
1. Jahr aufrecht, im 2.
senkt er sich und öffnet
die Schuppen im 3.
Jahr zur Entlassung der
geflügelten Samen, zu-
letzt erst fällt der Zapfen
selbst ab. Er öffnet sich nur bei trocknem Wetter
und schliesst sich bei feuchtem wieder, um den
Fig. 327. Pinus mughus.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
71
Fig. 328. Pinus cembra.
Samen zu schützen. Bedeutsamer nordischer Wald-
baum, der gutes Holz liefert, und dessen Harz Ter-
pentin, Kolophonium, Teer, Pech liefert, fi , 20 bis
— 30 m hoch. Mai.
A n m. Die niedrigwachsende strauchartige Krumm-
holz-K., Knieholz, Latsche, Legföhre, Zwerg-
kiefer, P. Mughus Scop., Fig. 327, hat rein grüne
Nadeln und glänzende Zapfen mit kurzen geflügelten
Samen, sie wächst im Hochgebirge, in den Alpen
bis 2500 m hoch. — Die
0^^^ ,. Weymuths-K. P. Stro-
^^^^■küllll ^^^ ^■' ^^' ^ zusammen-
stehende dreikantige Na-
deln und walzige Zapfen;
sie ist kein deutscher
Baum, sondern stammt
aus Nordamerika und
wird in Parks, hier und
da auch als Forstbaum
angepflanzt; — die Zir-
bel-K. oder Arve, P.
cembra L., Fig. 328, ist
ein hoher Baum mit ziem-
lich langen grünen Na-
deln (zu 5 stehend), mit
eirunden Zapfen. Die Rinde der jüngsten Zweige
hat zum Schutz einen rostgelben Haarfilz. Auf dem
Hochgebirge. Die Samen sind essbar. Das feste
Holz wird für Geigen und Möbel benützt.
IL Gruppe: Bedecktsamige, Angio-
spermen.
Bei diesen nach ihrer inneren und äusseren
Gestaltung höchst mannigfaltigen Pflanzen bilden
die Fruchtblätter stets ein Gehäuse (Fruchtknoten),
in dem sich die Samenknospen (Makrosporangien)
befinden, dahinzu kommt noch eine besondere Blü-
tenhülle (Perigon oder Kelch und Krone). Die Be-
fruchtung geschieht nach der durch Wind oder In-
sekten bewirkten Bestäubung (vergl. S. 25), ihr Er-
gebnis ist die Bildung eines Embryo, der, als
Keimling in dem Samen eingeschlossen, eine Ruhe-
zeit durchmacht, bis er zur fertigen Pflanze aus-
wächst. Je nachdem der Embryo 1 oder 2 Samen-
lappen hat, unterscheidet man zwei grosse Klassen.
I. Klasse: Einsamenlappige,
Monokotyledonen.
Es sind dies zumeist holzige, unverzweigte
Pflanzen mit einfachen, parallel-nervigen Blättern.
Die Blüten sind nach der Zahl 3 gebaut und haben
nur selten eine kelchartige Hülle, also ein Perigon.
I. Reihe: Kolb e nblü tige.
10. Farn. Rohrkolbengewächse, Typhaceen.
Die einhäusigen Blüten stehen in dichten Kolben
oder Kugeln, die Hülle besteht, wenn vorhanden,
aus Borsten oder Schuppen, duft- und honiglos, sie
sind daher Windblütler. Frucht eine Nuss mit
Sameneiweiss. Es sind schilfähnliche Sumpfpflanzen
mit kriechendem Wurzelstock.
25. Rohrkolben, Typha. Taf. 14 1 i. Kolben k«;:,,,,
Taf. ]4,1, Hüllen
Die Pflanze verbreitet sich und überwintert mit ^"s «o>-s(c«. Fig.
kurzem, kriechendem Wurzelstock, ausserdem bildet ^^^"
sie Stocksprossen als Ableger zur vegetativen Ver-
mehrung, die mit Lufthöhlen ver-
sehenen, weniger fest gebauten band-
förmigen Blätter (am Grunde schei-
dig) drehen sich schraubig zum Schutz
gegen Windstösse. Die Blütenstände ^. ,,„ ., ,.
. . . , r]g. 329. Typha,
Sind einhäusig und die Narben der ß'^te mit borsten-
, , , . ., ,. , „ förmigem Perigon.
unten stehenden weiblichen Blüten
werden zuerst reif zur Sicherung der Fremdbestäu-
bung durch den Wind. Die Frucht hat einen Haar-
schopf zur Verbreitung durch Wind oder vorüber-
streifende Tiere.
Wenn die weiblichen Blüten </ichf imfer den
männlichen stehen und das Blatt flach und 1—2 cm
hrc/t ist: breitblättriger R., T. latifölia L., Taf. 14, 1 ;
— wenn dagegen die weiblichen und männlichen
Blüten am Kolben roneiHunder entfernt, und die
mehr rinnigen Blätter nur 4 — 8 mm breit sind: schmal-
blättriger R., T. angustifölia L. Beide wachsen an
Ufern stehender oder langsam fliessender Gewässer
in einem grossen Teil Europas, die 2. Art ist kleiner
und seltener. H, 1—2 m. Juli, Aug.
Anm. Der kleine R., T. minima Funk, ist nur
30-60 cm hoch, mit ganz schmalen, pfriemlichen
Blättern, sehr selten.
26. Igelkolben, Spargäniiun. Taf. 14, 2.
2. Kolben tK^e//^,
,,r , , ^ Taf. 14, 2, Hülle
Wuchs dem vorigen ähnlich. Die unscheinbaren aus schuppe,,.
Blüten haben trocknen Blütenstaub in langstieligen ^'^- ^^°-
Antheren, sowie langbehaarte Narben
zur Windbestäubung, die Stempelblüten
stehen über den Staubgefässen, aber
diese werden zuerst reif, wodurch
Fremdbestäubung gesichert wird. Die
Früchte sind durch Lufthüllen sehr leicht
undverbreitensichdahermittelsSchwim-
men.
1. Stengel nach oben ästig: ästiger
I., S. ramösum Huds. (bis 60 cm).
2. Stengel einfne/i , _ vvenn dann aufrecht:
einfacher L, S. simpIex Huds. (bis 60 cm), —
wenn dagegen ^chn-immeiul oder liegend: schwim-
Fig. 330.
Sparganium.
Blüte mit schup.
penförmigem
Perigon.
72
Die Pflanzenwelt.
mender L, S. natans L. (bis 30 cm). Die erste
Art ist am häufgsten, die letzte selten. An Seeufern
und fliessenden Gewässern. 2|, Juni— Aug.
II. Reihe: Sumpflilienblü tige.
11. Farn. Laichkräuter, Potamogetonaceen.
Zwitterige Blüten mit grünem , 4 blättrigem Pe-
rigon in Aehren ; perennierende, untergetauchte oder
schwimmende, zarte, daher vom Wasser getragene
Pflanzen mit sehr veränderlicher Blattform (daher
auch schwer zu bestimmen), die untergetauchten
Arten haben schmale Borstenblätter, die anderen
breite Schwimmblätter, was auf Einfluss des Mediums
beruht. Manche haben als Schutz Kalkkrusten. Die
Blüten (Juni — Sept.) weisen auf Windbestäubung
hin. Die höher stehenden Narben sind zuerst reif,
wodurch Fremdbestäubung gesichert ist. Die schalen-
förmigen Hüllblätter nehmen dabei oft den Blüten-
staub zeitweilig auf, bis günstiger Wind weht. Die
Früchte sind leichte Nüsschen, die sich durch Schwim-
men oder durch Anhaften an Wasservögeln ver-
breiten. Einige (P. crispus, obtusifolius, pusillus)
bilden im Herbst kurze dicke Sprosse mit hornigen
Blättern, die zu Boden sinken und im Frühjahr zu
neuen Pflanzen auswachsen. Dies dient zur Ver-
breitung, Ueberwinterung und Vermehrung.
Anm. Ausser dem Laichkraut gehören hierhin:
1. Als ebenfalls zic/tfi-n]/, aber mit ganz nackten
Blüten: Riippia (schlanke flutende Kräuter) und
zwar R. maritima L. , Fig. 331 , mit kxrz geschnä-
Fig. 331.
Ruppia maritima.
Fig. 332.
Zannichelia palustris.
belter, R. rostelläta L. mit lai/i/ geschnäbelter Frucht,
jene in Sümpfen an Nord- und Ostsee, dieses auch
in Salinen. U, Mai— Aug.
2. Als eim/eschlechtig , wenn die Blüten hi der
Nebenblaffaclises\tzen, Fig. 332 : Zannichelia palustris
L., Fig. 330; — wenn in Aehren, Seegras, Zostera
marina L., Fig. 333 (beide am Meere), jene auch
in langsam fliessenden Gewässern im Binnenland;
letztere Pflanze wird von
der Flut in grossen Men-
gen an die Küste ge-
spült und dient zur Fül-
lung von Polstermöbeln.
27. Laichkraut,
Potainogeton.
23 Arten, von denen
wir die wichtigsten an-
führen.
A. Blüten scheinbar
gegensfünil i<i . ohne deut-
liche Nebenblätter und
Blattscheide, Fig. 334:
dichtblättriges L., P.
densus L., sehr selten, in fliessenden Gewässern.
B. Blätter icechfidständig, niil Nebenblättern oder
Scheiden, z. B. Fig. 335.
a) AUc Blätter untergetaucht.
1. Blatt (jesiirU und glänzend: spiegelndes L.,
P. lucens L., Fig. 335, bis 1,3 m, das schmale Blatt
Fig. 333. Zostera marina.
Fig. 334.
Potamogeton densus.
Fig. 33S.
Potamogeton lucens.
am Rand rauh gesägt; zerstreut, in stehenden oder
langsam fliessenden Gewässern (über die ganze Erde
verbreitet).
2. Blatt sitzend.
* Blatt Jineal, grasartig, Fig. 336 u. 337.
a. Scheide am Grunde dem Hauptblatt ange-
ivuchsen : Kamm-L., P. pectinätus L , Fig. 336,
in stehenden Gewässern, zerstreut.
b. Scheiden ron unten an frei.
O Blatt bitr.tfenfönniif, einnereig : Haar-L., P. tri-
chöides Cham. u. Schi., sehr selten, Gräben.
OO Blatt flach mit 5—5 Nerven (Fig. 337 rechts).
5amUie: KicfcrngctDäd|fe (Pinaceae).
13
Sig. 1. IDad)liolbct, Juniperus communis. 2 a. b. c. (Ebeltanne, Abies pecünata. 3 a. b. 5«^*«. Abies excelsa.
4 a. b. (Bemeine Kiefer, Pinus silvestris.
Samiltcn: Rof)rfeoIben= (Typhaceae), 5rof(i)Iöffel= (Alismaceae), tDaj)"erUejd)=
(Butomaceae), HronsgetDäd)fc (Aroideae).
14
5ig. 1- Brettblättrigct Rolitholben, Typha latifolia. 2. flejtiger 3geIhoIfaen, Sparganium ramosum. 3. Pfeilkraut,
Sagiltaria sagittaefolia. 4. (Bemeinet fvroicötöffel, Alisma planingo. 5. IDajferlicjd), Butomus uinbeüatus.
6. (Befledtter flronjtob, Arum maculatum.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
73
1. Stengel 2 schneid ig , wenn dann die Aehre
dicht und 4— 6 blutig ist: spitzblättriges L.,
P. acutifölius Lk. ; — wenn dagegen locker
und JO—löhliiti;/: flaclies L., P. comprössus
Fig. 336.
Potamogeton pectinatus.
Fig. .337.
Potamogeton pusillus.
Fig. 340.
Potamogeton perfoliatus.
L. (bis 1 m), beide selten, in stehenden Ge-
wässern.
Stengel rundlich oder xtKinpflcantig, — wenn
dann die Aehre dicht und xo lang wie ihr
Stiel: stumpfblättriges L., P. obtusifölius
M. et K. (bis 1,3 m); — wenn dagegen hicl-er
und kürzer als ihr Stiel : kleines L. , P. pu-
sillus L., Fig. 337 mit fadendünnem Stengel
(bis 60 cm) , beide in Flüssen oder Gräben,
auch im Salzwasser, jenes seltener.
Blatt hreit lanzettlich, Fig. 338—340.
Blatt sehr kraus, Fig. 338: krauses L. , P.
crispus L. , Fig. 338 (bis 1 m), vierkantiger
■yiitzig: trügerisches L., P. decipiens Nolte, selten,
in Seen und Flüssen.
OO Blatt am Grunde stemjeltim fassend, nicht sta-
chelspitzig, Fig. 337 u. 340, — wenn dann Blatt am
Rand </hitt: gestrecktes
L., P. praelöngus Wulf.,
Fig. 339; — wenn da-
gegen rauh : durchwach-
senes L., P. perfoliatus
L., Fig. 340. Stengel
kielrund, bis 1 m ; beide
selten, besonders jenes,
in Teichen und Flüssen,
b ) Wcnitjstenrf die
oberen Blätter flach (inf
dem Wx-'^ser schwimmend.
1. Alle oder doch
die unteren Blätter un-
yestielt, Fig. 340.
* Die untergetauch-
ten Blätter am Grunde ah-
ijernndet, Fig. 341: glänzender L., P. nitens Web.,
selten, in fliessendem und stehendem Wasser.
■■■■• Die untergetauchten Blätter am Grunde cer-
schmiilert, Fig. 342, — wenn dann der Aehrenstiel
oben dicker und die untern Blätter am
Rand >-anli : Gras-L., P. gramineus L.,
Fig, 343, bis 1,3 m; —
wenn dagegen der Aeh-
renstiel oben nicht dicker
und die unteren Blätter
nicht muh: rötliches L.,
P. rufescens Schrad., bei-
de selten, in stehendem
Wasser.
2. Alle Blätter<yftv//t;//,
Fig. 344 ff.
■'■Schwimmblätter am Grunde cersch malert, Fig.
344, Aehrenstiel oben dicker, — wenn dann Schwimm-
blätter 2 — 3mal kürzer als
11 der Stiel : spatelblätt-
riges L., P. spathulätus
Schrad. ; — wenn dagegen
Fig. 341.
Potamogeton
nitens, Blatt.
Fig. 342.
Potamogeton
gramineus, Blatt.
Fig. 338.
Potamogeton crispus
Stengel, rötlich, in stehenden oder langsamen
Gewässern.
b. Blatt nicht oder iceuig kraus, Fig. 339 u. 340.
O Blatt am Grunde abgerundet, kurz stachel-
iloffmann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
Fig. 343.
Potamogeton gramineus.
Fig. 344. Fig. 345.
Potamogeton Potamogeton
spatulatus.Blat.t natans, Blatt.
10
74
Die Pflanzenwelt.
Fig. 346.
Potamogeton natans.
Fig. 348. Triglücliiii palustris.
Fig. 347. Najas flexilis.
29. Bliiinenbiiise, SiOieuchzeria palustris L. ' stengei behi/n-
tfft, ireiiit/blüüge
Seltene Pflanze der Torfsümpfe. 2j, 10 — 20 cm. Ähre.
Juni, Juli.
30. Dreizack, Trigloehiii. Fig. 348. 2. Blatter aiie
Binsenahnliche Pflanzen am Meeresstrand, bei,, wbiütige Ähre,
denen schlanke Aehre, trockner Blütenstaub und ^'^- '*'"*•
behaarte Narbe den Wind-
blütler offenbaren ; die
schalenförmigen Hüllblätter
nehmen den Blütenstaub
auf, bis günstiger Wind
weht; die Narben sind vor
den Staubgefässen reif, was
Fremdbestäubung sichert.
Die Früchte haben eine
Spitze (Fig. 348 rechts
oben), mit der sie sich
in vorübergehende Tiere
bohren (zur Verbreitung).
— Wenn die Traube d/c/i/-
hliftii/ und die Frucht ßfcilii/
ist: Meeres-Dr., Tr. mari-
tima L. ; — wenn dagegen
jene lorkrr, diese Stdiii/ ist:
Sumpf-Dr. , Tr. paliJstris L. , Fig. 348; beide auf
nassen Wiesen, an Flussufern u. s. w., dieses beson-
ders auf salzhaltigem Boden. 2|, bis 60 cm. Juni, Juli.
14. Fam. Froschlöffelgewächse,
Aiismaceen.
Sumpf- und Wasserkräuter mit grundständigen
Blättern und kleinen Blüten in weiten Blütenständen.
31. Pfeilkraut, Sagitläria sagittaefülia L.
Taf. 14, 3.
Blätter und Stengel zeigen an Lufthöhlen den
Wasserstandort, flutendem Wasser passt sich die
Pflanze mit schmalen , riemenförmigen Blättern an.
Im Herbst bilden sich Ausläufer mit knollenartiger
Verdickung am Ende und umhüllt von einem Blatt
mit starrer Spitze, die als Schlammbohrer dient (zur
Ueberwinterung und vegetativen Vermehrung). Die
ziemlich grossen Blüten stellen in entfernten Wirtein,
sie sind weiss mit rotem Nagel, haben freiliegenden
Honig und locken Fliegen an. Die Frucht iiat
Lufthöhlen und wird durch Schwimmen oder
Anhaften an Wassertieren verbreitet. Zerstreut, in
allerhand Gewässern; über ganz Europa verbreitet;
bis 1 m. Juni— Aug.
32. Fro.sclilöffel, Ali.sma. Taf. 14, 4.
kaum kürzer als der Stiel: flutendes L., P. flüitans
Roth, 1 m, sehr selten, in Bächen.
** Schwimmblätter am Grunde hrfif : Fig. 345,
Aehrenstiel i/JcicJi weiss/)/ dick.
a. Blattstiel oben rinnn/: schwimmendes L.,
P. natans L., bis 1,3 m, Fig. 346, die untergetauch-
ten Blätter bestehen z. T.
nur aus dem Stiel. Häufig,
in stehenden und lang-
samen Gewässern; auf ei-
nem grossen Teil der gan-
zen Erde verbreitet, für
Fischzucht wertvoll , weil
manche Fische auf die
Unterseite der Blätter gern
den Laich absetzen. Juli
bis Okt.
b. Blattstiel oben pach,
— wenn dann Stengel ein-
f'tii-h : längliches L., poly-
gonifölius Pourr. ; — wenn
dagegen Stengel ästi;/:
wegebreitblättriges L., P.
plantagineus du Croz, beide selten, in Brüchen
und Sümpfen.
12. Fam. Nixenkräuter, Najadaceen.
Untergetaucht im Wasser lebende Kräuter, deren
elastische Stengel und Blätter dem fliessenden Wasser
nachgeben. Die stachel-
zähnigen (Fig. 347) Blät-
ter sind ein guter Schutz
gegen Tierfrass. Die Blü-
ten sind meistens zwei-
häusig, aus nur 1 Staub-
gefäss bezw.Fruchtknoten
bestehend. Frucht nuss-
artig.
28. Nixenkraut, Najas.
Fig. 347.
Seltene Pflanzen in
stehendem Wasser, —
wenn dann die Blattschei-
den ganzrandig sind:
grosses N. , N. major All. (bis 50 cm lang); —
wenn dagegen feinwimperig: kleines N., N. minor
All., 4—20 cm lang, dieses ist sehr zerbrechlich
(wenn biegsam N. flexilis Rostk. Fig. 347).
13. Fam. Blumenbinsen, Juncaginaceen. , a2. Frosclilollel, AU.sma. tat. 14, 4. 2. x,.,»,-,,, Biät-
ter }iirht pfeilför-
Krautige Sumpfpflanzen mit grasartigen Blättern, ! Blätter und Stengel zeigen Aehnliches wie beim mig. Tat. 14, 4.
Zwitterblüten in Aehren, mit grüner Hülle. | Pfeilkraut. Die Blätter stehen bei manchen Arten
1 . EiiiMmigtBläl-
ter pfeitförmiff.
Taf. 14, 3.
iV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
75
senkrecht gegen zu starke Sonnenwirkung; denn
sumpfig-kalter Boden wirkt ähnlich wie trocknen
Beim schwimmenden Fr. zeigt sich an den Blättern
Einfluss des Standorts und Arbeitsteilung, da die
untergetauchten rinnenförmig, die oberen flach sind
und auf dem Wasser schwimmen. Die Blüten haben
Honig und Saftmal als Lockmittel. Die mit Luft-
Fig. 349. Alisma natans.
Fig. 350. Alisma ranunculoides.
höhlen versehene Blütenhülle bleibt auch an der
Frucht, die daher sehr leicht ist und sich wie die
vom Pfeilkraut verbreitet. 4 deutsche Arten in
stehenden Gewässern, alle 2j.- Juli, Aug.
a) Mit Schwimmblättern, Fig. 349: Schwim-
mender Fr., A. natans L. (Fig. 349), in Mittel-
europa, in stehenden Gewässern, bis über 1 m lang.
b)0/r«f Schwimmblätter, alle Blätter grundständig.
Fig. 350.
* Blätter lunzetüich ; Blütenstand dohlig , Fig.
350: Hahnenfuss-Fr., A. ranunculoides L., Fig 350.
*■" Blätter breit i-iförmig ,■Blütenstand r/s/iig,
Taf. 14, 4, — wenn dann /irr::förnn(/c' Deckblätter
grün und Frucht geschnäbelt: herzblättriger Fr.,
A. parnassifölium Bassi (bis 45 cm) ; — wenn da-
gegen iiicl/t herzförmig, Deckblätter häutig und
Frucht nicht geschnäbelt : gemeiner Fr. A. plantägo L.,
Taf. 14, 4, blass-rosenrote Blüte, Schaft bis 1 m hoch;
jener sehr selten, dieser überall in Deutschland, über
einen grossen Teil der Erde verbreitet, an Ufern.
15. Farn. Wasserlieschgewächse,
Butomaceen.
Nur 1 Gattung und 1 deutsche Art.
33. Wasserliesch, BütoniiLS umbellätus L.
Taf. 14, 5.
Auch Schwanenblume oder Blumen binse,
Wasserpflanze mit kriechendem Wurzelstock. Die
Blätter sind grundständig, schmal lineal, dreikantig
und haben Lufthöhlen. Die Blüten sind gross und
1. Blätter slachel-
zühnUi, schwert-
förmig. Fig. 351.
rosenrot, auch Staubbeutel und Stempel sind ge-
färbt, wodurch zahlreiche Insekten angelockt werden,
die in der Blüte Honig finden. Um die Bestäubung
zu sichern, blüht der doldige Blütenstand auch lange.
Die leichte Schwimmfrucht, welche im Gegensatz
zum einsamigen Froschlöffel zahlreiche Samen be-
sitzt, wird wie die des Pfeilkrauts verbreitet. Im
grössten Teil Europas. An Teichen Sümpfen und
Flussufern, in Deutschland nicht überall häufig.
Aus den Blättern werden wohl Körbe und Matten
geflochten. 4, bis 1V| m hoch. Juni — Aug.
16. Farn. Froschbissgewächse,
Hydrocharidaceen.
Ausdauernde Wasserpflanzen mit verschieden
gestalteten Blättern, die aber stets ungeteilt sind.
Die Blüten sind zweihäusig und stehen einzeln, mit
Hülle. Der unterständige
Fruchtknoten reift unter
dem Wasser zu einer
nuss- oder beerenartigen
Frucht.
34. Wasseralop,
Stratiötes alöides L.
Fig. 351.
Auch Krebsschere
oderWassersäge. Diese
seltene Pflanze kriecht
mit ihrem Wurzelstock im
Schlamm stehender Ge-
wässer. Die Rosette sitzen-
der stacheliger Blätter ist
ein vorzüglicher Schutz
gegen Tierfrass. Im Herbst
steigt die Pflanze an die
Wasseroberfläche und treibt an Langtrieben Knospen,
welche sich durch Abfaulen loslösen, weiterschwim-
men und dann niedersinken, um zu überwintern, wo-
durch die Pflanze sich gleichzeitig vermehrt und ver-
breitet. Im Schutz der Stachelblätter entwickelt sich
die Blüte. Ist sie reif, so steigt die Pflanze empor,
um nach der Bestäubung wieder hinabzusinken, da-
mit die Frucht auf dem Grunde des Wassers un-
gestört reift. Mai— Aug.
35. Froschbiss, Hydröcharis mor.sus ranae L. 2. Blätter >»>/,(
Fig. 352. ^'^';''f,'^P''"5-
^^ a. Blatter gestielt
Eine flottierende Pflanze, die nur Nährwurzeln,''''''''"'*'''''''''™-
' mend. Fig. 352.
keine Haftwurzeln hat. Die mit Lufthöhlen ver-
sehenen Blätter schwimmen flach auf der Wasser-
fläche und ordnen sich hier des gleichmässigen Licht-
genusses wegen mosaikartig an. Sie sind oben
grün, unten violett, wodurch die aufgefangenen
Lichtstrahlen in Wärmestrahlen umgesetzt werden.
Fig. 351.
Stratiötes aloides.
76
Die Pflanzenwelt.
Fig. 352.
Hydrocharis morsus ranae.
b. Blatt »i(2eiid
f.ilanzettlich. Fig.
353.
Die Blüten locken mit ziemlich grosser weisser Hülle
die Bienen zu ihrem Honig, sie sind zweihäusig,
was der Fremdbestäubung dient. Da jedoch die
Blütezeit kurz ist, so setzen sie selten Frucht an.
Als Ersatz bildet die
Pflanze viele Ausläufer
mit Brutknospen, welche
der Vermehrung dienen.
Im Herbst aber entstehen
für die Ueberwinterung
(auf dem Boden) sogen.
Hibernakeln, d. h. Winter-
knospen mit eng an-
schliessenden Hüllblät-
tern und viel Reserve-
stoff, im Frühjahr füllen
sie sich mit Luft, steigen
empor und wachsen zu
neuen Pflanzen aus. Da
diese Winterknospen eine
schleimige Hülle haben,
so können sie sich auch an Tieren anhaftend ver-
breiten. Zerstreut, in Gräben und Teichen; mit Aus-
nahme des hohen Nordens in ganz Europa, '^l,
Juli, August.
36. Wasserpest, Elodea canadensis Rieb.
Fig. 353.
Dunkelgrüne, leicht zerbrechliche Pflanze, stark
verzweigt und mit vielen schmalen , ganzrandigen
Blättern. Die Pflanze ist
aus Nordamerika nach
Europa eingewandert, sie
ist zweihäusig, bei uns
aber nur in weiblichen
Exemplaren vorhanden,
weshalb sie keine Früchte
trägt. Dafür besitzt die
Pflanze ein grosses Rege-
nerationsvermögen , in-
dem sie leicht zerbrechlich ist und die Bruchstücke
schnell selbständig weiterwachsen. Sie wird daher
auch sehr lästig und lässt sich schwer ausrotten.
2|, Mai bis August.
III. Reihe: Aronsblütige.
17. Farn. Aronsgewächse, Aroideen.
Hierhin gehören Kräuter mit kriechendem Wurzel-
stock, der häufig knollenartig ist und durch seinen
Mehlreichtum zur Ueberwinterung und als Vorrats-
speicher dient. Die Blüten sind zwitterig oder ein-
geschlechtig, die Hülle besteht höchstens aus Schup-
pen oder Borsten, sie stehen dicht um eine dicke,
fleischige Achse herum (Kolben), an dessen Grunde
Fig. 353. Elodea canadensis.
förmiif. Taf. 14-, 6.
ein grosses Hochblatt, (Scheide) sitzt. Die Frucht
ist eine Beere. In den Tropen gibt es zahlreiche,
bei uns nur wenige Vertreter.
37. Aronstab, Arilin maeiilätuin L. Taf. 14, 6. '• ^'"''^"sciieide
gross, die Blüten
AuchgefleckterAron. Eine Pflanze feuchter einhüllend, diese
und schattiger Wälder, das zeigen die pfeilförmigen "pig. u'^e!"
Blätter ; denn sie sind gross, zart, glänzend-elatt, ^- Kolben j,tm
' & ' ' & fc. > nackt ohne Blu-
dabei oft braun gefleckt zur Umsetzung von Licht, ten, Blätter /»rc«-
in Wärmestrahlen (?) , was bei ihrer früheren'
Vegetations- und Blütezeit sehr wichtig ist. Die
Blätter sind schräg aufwärts gerichtet und leiten
daher das Regenwasser abwärts zum Wurzelstock,
ferner sind sie ebenso wie der Wurzelstock giftig
(oxalsaurer Kalk), wodurch sie sich gegen Tierfrass
(besondersderSchnecken) schützen. Der Blütenkolben
hat an Stelle der fehlenden eigenflichen Blütenhülle
ein grosses (freilich grünes) Scheideblatt, aus dem
der nackte, dunkelviolette, keulenförmige Teil des
Kolbens hervorschaut, hierdurch und durch unan-
genehm fauligen Geruch werden Fliegen angelockt,
denen die Scheide eine willkommene Anflugstelle
bietet. Die Scheide hat eine Verengerung, an der
nach innen Borstenhaare sitzen , sie gestatten den
Fliegen wohl das Hinein- nicht aber das Heraus-
kriechen, weshalb sie eine Zeit lang gefangen bleiben.
Im unteren Teil der Scheide ist es ihnen aber recht
wohl, denn dort ist es warm (wobei vielleicht auch
der violette Kolben Wärme erzeugend wirkt?), und
es wird ihnen auch viel mehliger Blütenstaub und
Honig (an den eintrocknenden Narben) geboten.
Beim Herumkriechen bewirken sie Bestäubung. Die
untenstehenden Narben werden zuerst reif (Fremd-
bestäubung). Zuletzt schrumpfen die Haare ein und
lassen den Eingang für die Fliegen frei. Die Beeren
sind rot und saftig, weshalb sie Vögel zur Verbrei-
tung der Samen anlocken. In Mittel- und Süd-
deutschland ziemlich häuflg, in Russland macht man
aus dem gekochten und gedörrten Wurzelstock Brot.
21, bis Vo m hoch. April,
Mai.
\
38. Schlaiigeiiwurz,
Calla palustris L.
Fig. 354.
Auch Schweine-
kraut. Seltene Pflanze
der Sumpfvegetation mit
gegliedertem Wurzelstock,
der zum Schutz gegen
Tierfrass giftig ist. Die
jungen Blätter sind ein-
gerollt, wodurch sie gegen
zu starke Verdunstung
und Kälte geschützt sind.
b. Kolben gnm
mit Blüten be-
setzt, Blätter
herzeiförmig. ?\%,
354.
I
Fig. 354. Calla palustris.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
77
Das grosse weisse Hochblatt (Scheide) lockt auch
hier die Insekten an, doch ist es weit offen, bildet
also für sie kein Gefängnis. Neben echten Zwitter-
blüten (Fig. 354) kommen auch reine Staubbeutel-
blüten vor, was Fremdbestäubung sichert. Die roten
Beeren locken auch hier Vögel an. Den durch Dörren
oder Kochen giftfrei gemachten Wurzelstock backt man
in Skandinavien und Russland seines Stärkereichtums
wegen ins Brot ein. % , 15 50 cm hoch. Juni bis
August.
Anm. Nahe verwandt ist die bekannte Zier-
pflanze C. aethiöpica mit pfeilförmigen Blättern und
grosser weisser Blütenscheide.
39. Kalmus, Acorus cälamus L.
Fig. 355.
Fig. 3.55. Acorus calamus
2. Blütenscheide
wie ein endstän-
diges Laubhiaii, Wasserpflanze, deren gewürzreicher, stark rie-
Perigon vorhnn- ^ r- L 1 ,
rfe«. Fig. 355. chender Wurzelstock Tiere vom Frass abschreckt
und ausgiebig zur vege-
tativen Vermehrung dient,
welche hier als Aushilfe
nötig ist (s. unten). Die
Blätter sind lang und
schmal, die Blüten un-
scheinbar, grünlich, aber
sie stehen dicht am Kol-
ben , so dass sie doch
weithin sichtbar sind. Das
nützt hier jedoch nichts,
weil die nötigen Insekten
bei uns fehlen. Die Pflanze
stammt nämlich von Ost-
asien. Ihr Wurzelstock ist
offizinell und wird zu Li-
kören u. s. w. benutzt.
Durch ganz Europa verbreitet, bei uns zerstreut, an
Ufern; '^, bis 1 m hoch. Juni, Juli.
18. Farn. Wasserlinsen, Lemnaceen.
Kleine eigentümliche Wasserpflanzen ohne oder
mit wenigen Wurzeln, der Spross ist zu einem
Schwimmblatt umgewandelt, eigentliche Blätter fehlen,
deren Arbeit hat also jener blattartige, grüne Spross
übernommen. Aus ihm sprossen neue gleichartige
hervor, die sich isolieren können, wodurch die Ver-
mehrung erfolgt; denn Blüten bilden sich sehr selten,
sie stehen ohne Hülle in Vertiefungen der Sprosse
und bestehen aus 1 — 2 Staubgefässen und 1 Frucht-
knoten in einer häutigen Scheide. Im Herbst sinken
die Pflänzchen auf den Boden der Gewässer, wo
sie überwintern. Sie leben weit verbreitet auf
stehenden Gewässern der nördlichen gemässigten
Zone, dort überziehen sie das Wasser mit lebhaftem
Grün. Sie werden gern von Enten gefressen (daher
auch Entengrütze genannt). %, Mai.
40. Wasserlinse, Lenina.
A. 0/iiK' Wurzeln, Spross nur senfkorngross :
Wurzellose W., L. arrhiza L. , sehr selten , nur im
Osten.
B. M/f Wurzeln.
1. Glieder unterseits je mit einem WmzeWüsrhi'I .
Vielwurzelige W., L. polyrrhiza L., zerstreut. Auf
der Unterseite braunviolett, was der Umsetzung von
Licht in Wärme dient, im Herbst bilden sich taschen-
förmige Winterknospen, die mit Stärke vollgepfropft
zu Boden sinken, im Frühjahr hingegen mit Luft
gefüllt emporsteigen.
2. Jedes Glied mit m/r 1 Wurzel, Fig. 356.
a) Glieder auf beiden Seiten f/arh, — wenn dann
eirund, Fig. 356: kleine W., L. minor L. ; —
Fig. 356. Lemna minor.
Fig. 357. Lemna trisulca.
wenn dagegen lanzf.tflich und //»'.■^f/flf, Fig. 357:
dreifurchige W., L. trisulca L., beide sehr
häufig, über einen grossen Teil Europas ver-
breitet,
b) Glieder xiiti'v (/firölh/ .- buckelige W., L. gibba
L., meistens weniger häufig.
IV. Reihe: Grasblütige.
19. Fam. Gräser, Gramineen.
Die Gräser sind meistens ein- oder zweijährige
Kräuter, nur das Bambusrohr ist strauchartig; sie
halten sich mit Faserwurzeln im Boden fest. Ihre
Sprossachse ist sehr gut als ein fast stets hohler,
dünner, stielrunder Halm gekennzeichnet, der trotz-
dem eine grosse Biegungsfestigkeit dem Wind
gegenüber besitzt, weil die mechanisch wirksamen
Zellen den Gesetzen der Biegungsfestigkeit ent-
sprechend nach aussen liegen. An den Ansatz-
stellen der Blätter ist der Halm knotig verdickt. Die
Blätter haben eine hohe, seitlich gespaltene Scheide
zum Schutz des an dieser Stelle schwachen Halmes.
Die Spreite selbst ist schmal, bandartig, parallelnervig,
wegen dieser Gestalt ist sie leicht drehbar, so dass
sie den Windstössen nachgibt und nicht zerrissen
wird. An ihrer Ursprungsstelle sitzt ein kleines
Häutchen (Ligula) , welches wohl verhindert, dass
Regenwasser ins Innere der Scheide dringt. Blätter
und Halm enthalten viel Kieselsäure, so dass sie rauh
erscheinen; dadurch wird wohl einmal die Festigkeit
erhöht, dann aber auch ein wirksamer Schutz gegen
Tierfrass, besonders gegen Schnecken eneicht.
78
Die Pflanzenwelt:
Eigenartig sind nun vor allem die Blütenver-
hältnisse. Die Blüten sind zumeist zwitterig und in
kleinen Aehrchen vereinigt, die dann wiederum in
verschiedenartigen Blütenständen stehen. Das ein-
zelne Aehrchen, Fig. 358, hat unten zunächst (meist)
2 sog. Hüllspelzen h. Dann folgen sog. Deck-
spelzen d (oft mit Borste, der sog. Granne), in
deren Achsel jedesmal eine Einzelblüte sitzt, vor der
letzteren befindet sich jedoch zunächst noch eine
Vorspelze v, dann kommen zwei kleine Schuppen
seh (Lodiculae) und endlich die aus 3 Staub-
gefässen und einem Fruchtknoten bestehende Blüte
Fig. 358 A.
Schema eines Grasährchens,
Buchstabenbezeichnung
im Text.
Fig. 358 B.
Das Grasährchen, nicht schema-
tisch, Buchstabenbezeichnung
dieselbe.
bl. Im Aehrchen sind dann noch oft einige Deck-
spelzen enthalten, die aber nicht immer fruchtbare
Blüten tragen. Alle Spelzen sind als Hochblätter,
die beiden Schuppen als Perigon anzusehen. Fig. 358 A
zeigt diese Verhältnisse schematisch, wobei alles aus-
einandergezogen ist, damit vergleiche man Fig. 358 B,
in welcher das Aehrchen des Hafers nicht sche-
matisch dargestellt ist. Diese Blütenverhältnisse
müssen erst einmal ganz klar sein , ehe man Gräser
richtig bestimmen kann, vor allem mache man sich
mit den Bezeichnungen und Stellungsverhältnissen
der 3 Arten von Spelzen genau bekannt, wozu es
gut ist, erst einige Gräser selbständig zu untersuchen.
In diesen Blütenverhältnissen zeigen sich nun
aber auch sehr bemerkenswerte biologische Eigen-
tümlichkeiten , die insgesamt mit der Windbestäu-
bung zusammenhängen: die unscheinbaren, duft- und
honiglosen Blüten stehen auf hohen Halmen, oft in
weit ausgebreiteten und also dem Wind ausgesetzten
Rispen mit leicht beweglichen, dünnen Achsen; die
Staubfäden sind lang und dünn und schieben die
grossen Staubbeutel weit aus der Blüte heraus,
letztere sind sehr eigenartig, leicht beweglich ein-
gelenkt, so dass sie bei aller festen Anheftung doch
im Wind leicht hin und her pendeln; die Narben
sind federig und ragen auch weit aus den Aehrchen
heraus, um den Blütenstaub aufzufangen. Die Staub-
beutel sind löffeiförmig, und in diese Löffel fällt
der Blütenstaub allmählich herunter, um dann ge-
legentlich von einem Windstoss fortgenommen zu
werden. Von Bedeutung für die Windbestäubung
ist es auch , dass die Gräser in grossen Beständen
dicht nebeneinander stehen. — Einen eigenartigen
Zweck haben jene beiden, das Perigon vertretenden
Schüppchen (Lodiculae), sie stellen nämlich Schwell-
körper dar, welche vor dem Aufblühen anschwellen
und dadurch die Spelzen auseinandertreiben, so
öffnet sich die Grasblüte. Nach der Bestäubung
hingegen schrumpfen sie wieder zusammen , die
Spelzen schliessen sich und hüllen die werdende
Frucht schützend ein. Die freilich nicht immer vor-
handenen, oft aber sehr langen Grannen der Deck-
spelzen, die manchmal auch noch mit Widerborsten
versehen sind, bilden einen sehr wirksamen Schutz,
sowohl der Blüte wie der noch nicht reifen Frucht,
dann aber spielen sie noch eine weitere Rolle bei
der Verbreitung der reifen Frucht, indem sie sich
wohl mit dieser in das Fell vorüberziehender Säuge-
tiere einbohren können. — Die Frucht selbst ist
eine trockenhäutige, nicht aufspringende Schliess-
frucht, mit deren Hülle (oft auch mit den bleibenden
Spelzen) der Samen verwächst. Der Same besitzt
ein reichliches Nährgewebe mit Stärkemehl zur Er-
nährung der jungen, bei der Keimung entstehenden
Pflanze. Der einzige schildförmige Samenlappen
(Scutellum) liegt dabei dem Nährgewebe eng an
und saugt aus ihm die Stärke auf.
Die Gräser bilden eine der grössten und wich-
tigsten Pflanzenfamilien , die sich mit 3800 Arten
über die ganze Erde hin verbreiten. Ihre Bedeutung
liegt darin, dass sie in weit ausgedehnten Beständen
wachsen, bezw. sich anpflanzen lassen (Weiden imd
Wiesen, Getreidefelder), auf denen sie entweder in
ihrem Laub dem Vieh beste Nahrung oder in ihrem
Samen dem Menschen die Grundlage für sein Mehl
und Brot liefern; sie dienen also einmal als Futter-
und dann als Getreidepflanzen. Die wichtigsten der
letzteren sind: Mais, Weizen, Gerste, Roggen, Hafer,
Reis. Hierdurch sind die Gräser die Grundlage der
gesamten menschlichen Kultur geworden. Ausser-
dem liefert das Zuckerrohr den besten Zucker; die
Halme vieler Arten benützt man als Flechtwerk. —
Spielen die Gräser einerseits in ihren dichten Be-
ständen eine grosse Rolle in dem Charakter unserer
Landschaften, so ist andererseits z. B. noch die
grosse Bedeutung mancher Strandgräser hervorzu-
heben , welche durch ihre weithin kriechenden
Wurzelstöcke und Ausläufer den Sand der Dünen
und Deiche binden und festhalten.
Bei der ausserordentlichen Fülle von Gattungen
ist es angebracht, zunächst die Unterfamilien zu be-
stimmen.
A. Blüten einhäusig, die weiblichen in seiten-
ständigen Kolhen, Fig. 361: 1. Maisgräser.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phaneroganien.
79
B. Blüten zw/fterig, nie in Kolben.
I. Aehrchen mehr oder weniger (ji-atielt in Bi.yicn
oder fingerartigen Aehren (bei Chamagrostis einzeln),
nicht in eine einzige Aehre geordnet (man muss,
um dies zu erkennen, bei einigen Arten die oft sehr
dichte Rispe auseinanderzupfen).
1. Aehrchen nur mit diifr Blüte (also nur 3
Staubgefässe hervortretend)').
a) Ohne Hüllspelzen oder nur 4 Borsten , Fig.
359, 2. Reisgräser.
b) Mit 2 Hüllspelzen.
aa. Aehrchen kurz ijeMieU in fingerartigen Aeh-
rm Fig. 363: 3. Chlorideen,
bb. Aehrchen dtutlich (/esUc/t in Eispen oder
sitzend in Aehren (wie z. B. Fig. 366).
* Aehrchen s-fielnind, in Rispen (Fig. 364) :
4. Pfriemengräser.
■>.s Aehrchen seiflich zitsumniengedrücH.
O Aehrchen in ährenfönnitjen Risjien
(Fig. 366) oder in Aehren , Narben
(jesfieff, an dei- Spi/zc des Aehrchens
hervortretend : 5. F u c h s s c h w a n z-
gräser.
OO Aehrchen in uia^jehreHeten llispen (Fig.
370), Narbe fast si/zend , seitlieli her-
vortretend: 6. Windhalmgräser.
Fig. 359 A.
Oryza clande-
stina, Aehrchen.
Fig. .3.5yB.
Sesleria, Aehr-
chen mit stachel-
spitzigen Deck-
spelzen.
c) Mit 3 Hüllspelzen (wie in Fig. 375 unten
links),
aa. Die obere Hüllspelze ist die k-iirzere: 7.
Bartgräser,
bb. Die obere Hüllspelze ist die lämjere: 8.
Hirsegräser.
A) Mit 4 Hüllspelzen: 9. Glanzgräser.
2. Aehrchen mit u-migstnis 2 Blüten (also wenig-
stens 6 Staubgefässe) -). Deckspelzen mit 1 oder mehr
Stachelspitzen, Fig. 359 B.
a) Narben fadenföniiiij , oben austretend: lü.
Seslerien.
') Nur Mariengras, Hierochloa, zu den Glanzgräsern
gehörig, hat 3 Blüten, s. unten.
^) Hier würde man auch auf Mariengras, Hierochloa,
stossen, das zur vorigen Unterfamilie gehört, es ist dann
daran zu erkennen, dass es .'i Blüten hat, von denen die
beiden unteren nur je 3 Staubgefässe, die obere dagegen
1 Stempel und 2 Staubgefässe hat.
Fig. 360.
b) Narben feder- oder pinselförmig, seitlich aus-
tretend.
K. Spindel desAehrchensöc-
//«(o-/ (später länger), Fig.
360 : 11. Rohrgräser.
ß. Spindel kuhl.
■■■Hüllspelzen kurz, nur
den unteren Teil des
Aehrchens bedeckend
(Fig.388):12.Schwin-
gelgräser.
"'" Hüllspelzen lang, fast das ganze Aehrchen
umfassend (z. B. wie in Fig. 397) : 13.
Hafergräser.
II. Aehrchen in eine einzige ausgesprochene Aehre
geordnet (Fig. 406).
1. Mit 2 Griffeln und 2 fed erförmigen Narben:
14. Gerstengräser.
2. Mit 1 Griffel und 1 fadenfönnigen Narbe:
15. Nardengräser.
1. Unterfam. Maisgräser, Zeaceen.
41. Mais, Zeil mays L. Taf. 17, 1.
Einzige Gattung und Art. Ein grosses rohr-
artiges Gras, dessen untere Stengelglieder starke
Luftwurzeln bilden, um den starken Halm zu stützen,
in der Erde werden sie zu gewöhnlichen Wurzeln.
Die breiten Blätter hängen bogig abwärts, wodurch
sie gegen Windstösse geschützt sind. Die männ-
lichen Aehrchen stehen oben in Rispen ohne be-
sondere Hülle, Fig. 361, und vergehen bald, da-
gegen haben die unten
stehenden, einen Kol-
ben bildenden weib-
lichen Blüten eine Hülle
aus Blattscheiden zum
Schutz der reifenden
Frucht, die Narben hän-
gen, um den Blüten-
staub aufzufangen, sehr
lang herab. In allen
wärmeren Erdgegenden
zur Gewinnung von
Mehl kultiviert. Die
Italiener bereiten aus
demselben ihre „Polen-
ta" ; mit Roggen- und
Weizenmehl zusammen
wird es auch zu Brot ge-
backen. Der bei uns nicht reifende Pferdezahn
wird als Grünfutter benutzt; auch die jungen Pflanzen
liefern ein gutes Grünfutter. Das Vaterland vom
Mais ist Südamerika. ©, bis 2 m hoch. Juni bis
August.
Fig. 361. Zea mays.
80
Die Pflanzenwelt.
Fig. 362. Oryza dandestinn.
2. Unterfam. Reisgräser, Oryzeen.
42. Reisgras, Oryza claiidestiiia A. Br. Fig. 362.
Ein Gras mit rauhen Blättern und lockeren
Rispen, an denen bemerkenswert ist, dass sie die
Scheiden nur bei warmem
Wetter ganz verlassen.
Ferner tritt hier der bei
Gräsern seltene Fall ein,
dass sich die Blüten, we-
nigstens die an den unteren
Rispenästen, nicht öffnen,
so dass Selbstbestäubung
eintreten muss. Stellen-
weise, an Ufern und ande-
ren nassen Stellen. 2|, bis
60 cm hoch. Aug., Sept.
Anm. Taf. 15, 8
zeigt den angebauten Reis,
O. sativa L., der in Süd-
asien , auch im wärmeren
Amerika, sowie in Süd-
amerika und Aegypten in
sumpfigen Flussniederungen gezogen wird und das
Hauptnahrungsmittel der Ostasiaten bildet; auch
macht man Arak aus dem Reismehl und aus dem
Stroh Strohpapier.
3. Unterfam. Chlorideen.
43. Hundszalin, Cj nodon dactylon Pers. Fig. 363.
Kleines kriechendes Gras, dessen Rispenzweige
fingerartig gestellte Aehren sind. Die Deckspelzen
sind gross und werden
hart, zum Schutz der Frucht.
Dieses bei uns auf Sand-
feldern seltene Gras, wird
in Ostindien und in den
Südstaaten von Nordame-
rika sehr als Futtergras ge-
schätzt, weil es der som-
merlichen Dürre widersteht
und dabei doch zart bleibt.
Die Hindus halten es heilig.
'U-, 30 bis 50 cm hoch.
Juli, Aug.
4. Unterfam. Pfrie-
mengräser, Stipaceen.
44. Pfriemengras, Stipa.
i.Deckspeize»..! Das gefaltete, daher borstenartig erscheinende,
kitiete'r'Tr^anne" blaugrün (von Wachs) bereifte Blatt deutet auf
Fig. 364. trocknen Standort (dürre, sonnige Hügel) ; die un-
teren Teile der Rispe bleiben zum Schutz von der
Blattscheide umschlossen. Die Rispe ist lang, aber
armblütig, die knorpelige Deckspelze besitzt eine
Fig. 363. Cynodun dactylon.
der
un-
sehr lange Granne, welche der Verbreitung
Frucht dient. — Wenn die Granne i/unz kahl ,
regelmässig geschlängelt :
Haarförmiges Pf r. Haar-
gras, H. capillata L., Fig.
364 ; — wenn dagegen
iihi'ii fri/i'riij , nicht ge-
schlängelt: Federgras.St.
pennäta L. , bei jenem
wird die Frucht durch
Wind und vorüberstrei-
fende Säugetiere verbrei-
tet, bei diesem bohrt sie
sich in den Boden ein.
Beide Gräser sind selten.
2J., bis 60 cm hoch, das
erstere Juli, Aug., das
zweite Mai, Juni.
Fig. 364. Stipa capillata.
45. AValdliirse, Milium affiisum L. Taf. 15, 3. -'. Deckspeize
"/ij/e Granne. Taf.
Auch Flattergras. Hohes und schlankes 15. 3.
Gras mit „Bogenblättern" (Schutz gegen Windstösse)
und lockerer feinästiger Rispe. Im Hochgebirge
sind die Spelzen oft violett gefärbt, was die Um-
setzung von Licht in Wärme fördern soll. In Nord-
und Mitteleuropa in feuchten, schattigen Wäldern ver-
breitet, bei uns häufig. 2|., bisl' 3 mhoch. Mai— Juli.
5. Unterfam. Fuchsschwanzgräser,
Alopekuroideen.
46. Zwerggras, Chamagröstis minima Borkh.
Fig. 365.
Feines (bis 6 cm hohes) Gras mit kurzen, borsten-
förmigen Blättern und einfacher violetter Aehre. Sehr
selten (Grossherzogtum
Hessen), an sandigen
Standorten. © , März,
April.
1. Aehrchen sit-
zenrt in Szeitiger
Aehre. Fig. 365.
47.
Lieschgras,
Piileum.
An den walzenför-
migen rauhen Rispen
kenntliches Gras, dessen
Hauptvertreter, das Ti-
motheusgras, eines der
besten Futtergräser (be-
sonders für Pferde), sehr
ergiebig und genüg-
sam ist.
1. Hüllspelze (jenidc abgestutzt, am Grunde der
Deckspelze kein stielartiger Fortsatz; Timotheus-
gras, Ph. pratense L., Fig. 366. -1, bis 1 m hoch.
Juli, .\ugust.
2. Aehrchen ge-
stielt, dicht um
d. Spindel herum
sitzend. Fig. 366,
a. Hüllspelzen
starheUpitzig , am
Grund nicht rer-
irarhseii , Deck-
spelze meist tthiie
(rffinne.
Fig. 365.
Chamagröstis minima.
5amiUc: (5räfcr (Gramineae).
15
Sig. 1. Ru^gros, Anthoxanthum odoratum. 2. rDielonfudisiditoana, Alopecurus pratensis^ 3. tDclMiir e,
MUium effusum. 4. Rolir, Arundo Phragmites. 5. IDoniges £)oniggras, Holcus lanatus. 6. m*enbes petlgras,
Melica nutans. 7. öittergros, Briza media. 8. (Bern. Reis, Oryza sativa.
IV. Kreis: Saiueapflaiizen, Fhanerogaiiieii.
!1
b. Hüllspelzen
Hirfii stachelspit-
zig, am Grunde
vericachsen , die
Deckspelze mit
Grnnne. Fig. 367.
2. Hüllspelze si-hh-f abgestutzt, am Grunde der
Deckspelze ein stielartiger Fortsatz; — wenn dann die
Hüllspelzen /(mzcttl/rh und
oben ((iifyehJasi-n: Böhmers
L., Ph. Boehmt^ri Wib.
'4, Juli, Aug.; — wenn
dagegen die Hüllspelzen
l.ciJföriiiiy, iiiclif aufgebla-
sen: rauhes L., Ph. äspe-
rum Vill. 0, Mai bis Juli.
Die beiden letzteren Gräser
sind selten , an trocknen
Standorten.
48. Fuchsschwanz,
Alopecürus.
Den Lieschgräsern ähn-
liche Gräser, jedoch mit
weicheren, weniger langen,
in der Mitte etwas dickeren
Blütenständen. Der Wiesen-
fuchsschwanz ist eines un-
serer besten Futtergräser, das von Pferd und Rind
gern gefressen und viel angebaut wird, auch für
Rasenplätze.
a) Oberste Blattscheide sr/i/anrk/;/ aufgehlaseii:
Schlauch-F., A. utriculätus Pers. , aufwiesen des
oberen Moselgebiets. ©, 15 cm hoch. Mai, Juni.
Fig. .iee.
Phleuni pratense.
Fig. 367.
Mopecurus agresUs.
Fig. 368.
Alopecürus geniculatus.
A. pratensis L. Tat. 15, 2, auf feuchten
Wiesen ; — wenn b/aidic/i, mit langen
Ausläufern : Rohr-F. , A. arundinäceus
Poiret, Salzwiesen, jener überall, dieser
selten, beide % . Mai, Juni.
2. Halm iiicdriij, am Grunde i/'-foi/c/', Fig. 368,
— wenn dann die Granne lii)i<ier ist als
die Deckspelze: geknieter F., A. geni-
culatus L., Fig. 368, — wenn dagegen
kürzer: gelber F., A. fulvus Sm., beide
häufig auf nassen Wiesen, 2|, bis 45 cm
hoch. Mai— Aug.
6. Unterfam. Windhalmgräser,
Agrostideen.
49. Straussgras, Agröstis. Ji^nde^^J'"::
Zum Teil ansehnliche Gräser, manche Arten ver- *'"!^" '"'''^f[-„
a. Obere null-
breiten und vermehren sich durch kriechende Aus- speize a-ivâ„¢,- als
läufer, sie haben schöne, zarte und ausgebreitete ^le untere.
Rispen. Abgesehen vom Anschwellen der Schüpp-
chen spreizt sich auch noch das Aehrchenstielchen,
um die Blüte dem Wind zu
eröffnen. Manche Arten
sind als Futtergräser des-
halb wichtig, weil sie auch
auf schlechtem, torfigem
Boden gedeihen (Fiorin-
gras).
1. Blatt bdrstinfijniiiy,
Fig. 369: Hunds-Str., A.
canina L., Fig. 369, häufig
auf Moorwiesen, 21, bis
60 cm hoch. Juli.
2. Blatt p<i'-li, — wenn
dann das Blatthäutchen
kurz und iji'^^iHtst ist: ge-
meines Str. , A. vulgaris
With. ; — wenn dagegen
liiiiijUi-h und xiiit.:: weis-
ses Str., Fioriiigras, A.
alba L., beide häufig, 4,
bis 1 m hoch. Mai, Juni.
Fig. 369. Agrostis canina.
b) Oberste Blattscheide andi-rrf.
* Hüllspelzen luhl, am Stiel schwach gewim-
pert, Fig. 367: Acker-F., A. agrestis L.,
selten, auf Aeckern. 0, bis 45 cm. Mai,
Juni.
** Hüllspelzen fM«'"'':/' Fig. 368.
1. Halm aufrecht, bis 1 m hoch, — wenn
dann grün, ohne Ausläufer: Wiesen-F.,
Hoff mann -Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
50. Wiiidlialiu, Apöra.
Fig. 370.
Den vorigen ähn-
liche, ansehnliche Gräser,
Eröffnung der Blüte wie
beim vorigen; — wenn
dann die Rispe n-cit uit^-
i/cbrr/ttt ist, Fig. 370:
gemeiner W. , A. spica
venti P. B. , Fig. 370;
— wenn dagegen sc/dih/I
b. Obere HUIl-
spelze länger als
die untere. Fig.
.370.
Fig. 37Ü. Apera spica venti.
11
82
Die Pflanzenweit.
zusammengezogen: unterbrochener W., A. interri'ipta
P. B., beide auf Aecker. G' , Juni, Juli, jenes ein
häufiges und lästiges Unkraut, besonders auf san-
digem Boden, bis 1 ni hoch, dieses selten, bis
60 cm hoch.
2.Deckspeizeam 51. Strandhafer, Aninu)i)liila arenaria Lk.
Grunde Inng he- p. ,,y.
hmirt. Fig. .371 t"'S- •^' ^â–
a. ""Hüilfpeizen D^r Wurzelstock kriecht ausläuferartig weithin
„•eilig hmger als und trägt so zur Verbreitung bei , gleichzeitig be-
wirkt er Festigung des
die Deckspelzen
Fig. 371.
b. Hüllspelzen
(IfiitUch h'tngei-
als die Deck-
spelzen.
Sandbodens der Dünen,
auf denen dieses Gras
wächst und daher auch
angepflanzt wird. Die
schmalen, aufrechten,
graugrünen und am Rand
eingerollten Blätter deu-
ten auf den sehr trock-
nen Standort. Die Rispe
ist gedrungen , walzig.
Eine aus oben genann-
tem Grunde für die Kü-
stenbildung hochwichtige
Pflanze. % , bis 1 m
hoch. Juli, Aug.
Anm. A. bältica,
bei der die Haare der
Deckspelze halb so lang
sind wie diese (bei A. arenaria V:i) und die Rispe
lanzettlichen Umriss hat, ist wohl nur ein Bastard,
ebenda, seltener.
52. Schilf, Oalamaj<r(»stis.
Auch Reitgras. Kräftige Gräser mit langen
Ausläufern und an ihnen Sprosse zur Verbreitung
und vegetativen Vermehrung. Dabei haben die
Fig. 371. Ainmophila arenaria.
Fig. 372.
Calamagrostis arundinacea.
Fig. 373.
Calamagrostis lanceolata.
Spitzen dieser Ausläufer feste Schuppen zum Durch-
bohren der Erde und zum Schutz der Knospe.
Manche Arten haben ausgesprochene Bogenblätter
zum Schutz gegen Windstösse. Die Stielchen
der Aehrchen spreizen sich auch hier, um die
Blüte für den Wind zu öffnen. Die Rispen sind
etwas zusammengezogen. Die Haare der Deck-
spelzen dienen der Frucht später als Flugorgan.
1. Achse des Aehrchens stMart/g rerlängert.
a. Rispe fi'hr .^rhuKd und iJii-lit, Granne gerade:
vernachlässigtes Seh., L. neglecta Fr. , sel-
ten, in feuchten Wäldern. '^1, bis 1 m hoch.
Juni, Juli.
b. Rispe iiiiKgehreitet , Granne gekniet. Wenn
dann die Deckspelze 4 mal so lang wie die
Haare: Wald-Sch., C. arundinacea Roth, in
Wäldern. 1| , bis 1 \'.i m hoch. Juli, Aug. ; — wenn
dagegen die Deckspelze Iwehstms \ so lang
wie die Haare: Berg-Sch., C. montäna Host,
selten, in Bergwäldern. 2|, bis 1 m hoch.
Juli, Aug.
2. Achse des Aehrchens n/c/it stielartig ver-
längert.
a. Die Granne tritt ans der Spitze der Deck-
spelze hervor, Fig. 373 links, — wenn dann
die Granne kürzer als die halbe Deckspelze :
lanzettliches Seh., C. lanceolata Roth, Fig.
373; — wenn dagegen wenigstens haUi so
lang wie die Deckspelze: Küsten-Sch., C.
litörea DC, beide selten, besonders das letz-
tere, jenes in feuchten Wäldern und Wiesen,
dieses an Kiesufern, beide 2j. , 1 m hoch-
Juli, Aug.
b. Die Granne tritt aus der Büekeiuniite der
Deckspelze heraus, — wenn dann die Rispe
sehl<(f] abstellend: Hallers-Sch., C. Halleriäna
DC; --- wenn dagegen straf aufrceht:
Land-Sch., C. epigeios Roth, jenes auf san-
digen Waldplätzen im Gebirge, selten, dieses
an Ufern zerstreut. 2|, 1 m und höher. Juli,
August.
7. Unterfam. Bartgräser, Andropogon een.
Nur 1 Gattung mit 1 deutschen Art.
53. Bartgras, Andropcigou iscliaeinon L.
Fig. 374.
Kenntlich an den fingerförmig zusammengestell-
ten Rispenästen (ähnlich wie beim Hundszahn, aber
mit 3 statt 2 Hüllspelzen). Die Blätter sind dem
trocknen Standort (Gips- und Kalkhügel) entspre-
chend rinnig, blaugrün und behaart. Dieses Gras
gehört zu den wenigen, welche neben Zwitterblüten
noch reine Staubbeutelblüten besitzt. Die Frucht
hat eine lange, schraubige und knieförmig gebo-
fV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerögafneit.
83
l.Am Grunde des
Aehrchens mit
Borsten. Fig. 375.
gene, sehr hygroskopische Granne, die sich aus den
Hüllspelzen herausdreht. Stellenweise häufig. 2|, bis
60 cm hoch. Juli — Sept.
8. Unterfam. Hirsegräser, Paniceen.
54. Borstengras, Setäria.
Diese Gräser gelten als Humusbewohner, z. T.
auf trocknem Standort, dann borstenförmig ein-
gerollte oder blaugrüne Blätter. Die Borsten an den
Fig.:374.
Andropogon ischaemon.
Fig. 375.
Setaria verticillata.
2. Am Grunde
des Aehrchens
kehie Borsten.
Fig. 376.
Aehrchen haben Widerhaken und damit heften sich
die ganzen Rispen im reifen Zustand an vorüber-
streifende Säugetiere (zur Verbreitung). Alle ©,
ca. 50 cm. Juli— Sept.
a) Borsten mit tthirärix gerichteten Zähnen (also
Rispe aufwärts gestrichen rauh, Fig. 375: quirliges
B., S. verticillata P. B., Fig. 375, selten.
b) Borsten mit i/i/firiirtx gerichteten Zähnen
(also Rispe abwärts gestrichen rauh), — wenn dann
die Borsten i/riiii : grünes B. , S. viridis P. B. ; —
wenn dagegen nithraim, Blätter blaugrün : blaugrünes
B., S. glauca P. B., beide häufig.
55. Hirse, Pänicuiii.
Auch hier kommen fingerförmige Rispen vor.
Alle ©, Juli, August.
a) Aehrchen in schmalen fingerartigen Adiren,
Fig. 376, — wenn dann Blatt und Scheide hdü.
sowie nur 3 — 4 Aehrchen vorhanden: kahle H.,
P. glabrum Gaud. , Fig. 376; — wenn dagegen h^-
haart und 4 — 7 Aehrchen, rot angelaufen: Blut-H.,
P. sanguinäle L., Fig. 377, beide stellenweise. Von
der letzteren liefern die Früchte Mannagrütze.
b) Aehrchen in R/sjioi , Tai. 17, 10, — wenn
dann einseifsirendig und dtmkelyrün: Hühner-H. , P.
crus galli L., — wenn ausgebreitet überhängend, liell-
(jriin, Taf. 17, 10: Hirse, P. miliäceum L. , an-
gepflanzt, beide bis 1 m hoch-
Fig. 376.
Panicum glabrum.
Fig. 377.
Panicum sanguinäle.
Phalarideen.
9. Unterfam. Glanzgräser
56. Rucli§^ras, Anthoxünthiim odorätum L.
Taf 15. 1.
Dieses hübsche schlanke Gras von 30 — 60 cm
Höhe zeichnet sich durch denselben Geruch aus wie
Waldmeister, hervorgerufen durch Kumarin, weshalb
man es auch zu Bowle verwenden kann, manchen
Tieren aber ist dieser Geruch offenbar unangenehm,
weshalb er ein Schutzmittel gegen Tierfrass ist. Die
Rispe ist ährenartig zusammengezogen, die Blüten
spreizen aber zur Blütezeit sehr stark auseinander,
um dem Wind Zutritt zu lassen. Die Blüte hat im
Gegensatz zu den anderen Gräsern nur 2 Staub-
gefässe, Fig. 378, und obendrein ist
bemerkenswert, dass neben den ge-
wöhnlichen Zwitterblüten auch reine
Staubgefässblüten vorkommen. Es
ist ein auf Wiesen und Triften häufiges
vorzügliches Futtergras, das vor ande-
ren Gräsern dem Heu seinen würzigen
Geruch verleiht. %, Juni, Juli.
1. Mii 1 staub-
gefässen, Gran-
nen vorhanden.
Fig. 378.
Fig. 378.
.\nthoxanthum
odorätum. .\ehr-
chen.
2. Mit S Staub-
gefässen.
a. 3blütig, z. T.
mit Grannen.
57. 3Iarieiigras, Hieröchloa
odoräta Wahlnbg.
Dieses Gras duftet ebenso wie
das vorige nach Kumarin und ist
dadurch vor Tierfrass geschützt. Ein seltenes Gras
der Gebirgswiesen. 21., bis 60 cm hoch. Mai, Juni.
58. Ulanzffras, Phälaris arundinäcea L. Fig. 379. ^^ '"lütig, ohn,
^ ' =" Grannen. Fig.
Ein schilfartiges Gras, bis 2 m hoch werdend,
an Ufern. Es bildet lange Ausläufer mit Ablegern
zur Verbreitung und vegetativen Vermehrung, es ist
eine „amphibische" Pflanze, die sich dem Leben
auf dem Lande und im Wasser angepasst hat, also
84
Die Pflanzenwelt.
Ueberschwemmungen verträgt. Bemerkenswert sind
Rinnen an der Abbiegung der Spreite, durch welche
Regenwasser abgeleitet wird. Halm und Blätter sind
sehr glatt und die Blattflächen drehen sich im Winde,
wodurch die Wirkung von dessen Stössen abge-
Fig. 379.
Phalaris arundinacea.
Fig. 380.
Phalaris canariensis.
schwächt wird. Ein überall häufiges Gras. 2j., Mai
bis Juli.
Anm. In Gärten zieht man das nahverwandte
Bandgras mit weiss und grün gestreiften Blättern.
Ferner gehört hierhin das Kanariengras, Ph. cana-
riensis L.,| Fig. 380, mit eirunden Rispenähren und auf
dem Rücken geflügelten Hüllspelzen, das als Futter
für Ziervögel (Kanariensamen) angebaut wird.
10. Unterfam. Seslerien.
59. Blauffras, Sesleria coerülea Ard.
Ein Gras mit vielen Ausläufern und Ablegern,
das sich dadurch ringförmig verbreitet. Das Blatt
ist oft bei trocknem Standort gefaltet. Die Deck-
spelzen haben 3-5 Stachelspitzen (Fig. 359 b). Neben
Zwitterblüten kommen auch reine Staubgefässblüten
vor, und die Narben werden zuerst reif, wodurch
Fremdbestäubung gesichert wird. Ein selteneres, blau
angelaufenes Gras, auf Kalkhügeln und Bergweiden.
2)., bis 30 cm hoch. März, April.
11. Unterfam. Roh rgräser, Arundineen.
60. Rohr, Ari'iiido Phragiiiites L. Taf. 15, 4.
Eines unserer höchsten und stattlichsten Gräser,
bis 3 m hoch, das mit langen Ausläufern an nassen
Standorten kriecht und sich der Lebensweise auf
dem Land und im Wasser angepasst hat. Auch bei
ihm finden sich an der Abbiegungsstelle der Blatt-
spreite neben dem Blatthäutchen Rinnen zur Ab-
leitung von Regenwasser. Die glatte Oberfläche
der Oberfläche des Halms und der Innenfläche der
Blattscheide erlaubt eine ausgiebige Drehung des
Blattes als Schutz gegen Windstösse. Die Rispen
sind gross und büschelig, die Aehrchen haben unten
männliche oder geschlechtslose Blüten. Sehr be-
merkenswert ist nun aber folgendes: dort, wo die
männlichen, also unfruchtbaren, Blüten sitzen, ist der
Aehrchenstiel nackt, dort wo die Zwitterblüten sitzen,
stark seidenartig behaart, Fig. 356. Die Haare
wachsen während der Fruchtreife weiter und bilden für
die Frucht ein sehr wirksames Flugorgan (Federball)
für die Verbreitung durch den Wind. Ein überall
an nassen Orten häufiges Gras, dessen rohrartige
Halme man vielfach benützt (zu Weberspulen , Kla-
rinetten-Mundstückblättern, zum Dachdecken u.s. w.).
Im Haushalt der Natur sehr wichtig für Torfbildung.
%, Juli, August.
Anm. Nahe verwandt ist das Pfeilrohr oder
spanische Rohr, A. doiiax L., in den Sümpfen Süd-
europas, sowie das Pampasrohr Südamerikas, das
seiner riesigen Rispe wegen als Zierpflanze ge-
zogen wird.
12. Unterfam. Schwingelgräser, Festu-
ca c een.
Eine sehr umfangreiche Unterfamilie mit vielen
Wiesengräsern. Die Bestimmung der Gattungen er-
folgt hier nach besonderer Tabelle:
I. Deckspelzen am Grunde biti«-hi(i-liiTztoriiii(i,
Taf. 15, 7: 61. Zittergras.
II. Deckspelzen anders, nicht hauchiij.
1. An jedem Rispenzweig ein hinuiifönnn/es
Gebilde, Fig. 381: 62. Kammgras.
2. Ohne solch ein Gebilde.
a. Die .sW/r li-urzgextieUen Aehrchen in zweizeiligen
Aehren, Fig. 382: 63. Zwenke.
b. Aehrchen (jes/i,lt , meist in deutlichen Bisjien.
O Deckspelzen am Rücken dhi/rrnndet.
aa. Blattscheiden geschlossen.
â– â– â– â– Deckspelze mit Spitze und Granne, z. B.
Fig. 385: 64. Trespe.
■>/■» Deckspelze <ihne Spitze und Granne, z. B.
Fig. 387 unten links, - wenn dann das
Aehrchen 2—3 blutig und die Rispenspindel
rundlich: 65. Quellgras; — wenn da-
gegen 1—12 blutig und die Spindel 3 h(ntiij :
66. Schwaden.
bb. Blattscheiden offen, — wenn dann Aehrchen
sehr klein, mit keulenförmigem Blütenrudi-
ment, Halm oben knoten- und lituttlos:
67. Pfeifengras; ~ wenn dagegen Aehr-
chen grösser, ohne Blütenrudiment und Halm
Ijctilätfert : 68. Schwingelgras.
oo Deckspelze am Rücken gekielt.
atnilic: (Bräfcr (Gramineae).
16
5ig. 1. ®em. RiJpengras, Poa trivialis. 2. ©röfeter SdjtBabeti, Glyceria spectabilis. 3. Knäuelgras, Dactylis
glomerata. 4. Kammgras, Cynosurus cristatus. 5. IDieien=SdirDingcIgras , Festuca elatior. 6. tDeidje n;reipe,
Bromus mollis. 7. (Engliidies Ratigras, Loliiim perenne.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
85
aa Deckspelze mit Spitze oder Granne, — wenn
dann Blattscheide oflen und Spindel rund ;
69. Koelerie; — wenn dagegen Blatt-
scheiden (/rsrhJnnsi'ji und Spindel 3 kantig:
70. Knäuelgras.
bb. Deckspelze (ihm Spitze und Granne. —
■Die Frucht fällt mit Spimhlstikken ah, —
wenn dann die Rispe sweizeilii/-fihr/</:
72. Hartgras; — wenn dagegen die Rispe
verlängert und nicht ährig: 71. Rispengras.
■■■•■Die Frucht fällt für sich allein ab :
73. Liebesgras.
61. Zittergras, Briza media L. Taf. 15, 7.
Ein allbekanntes zierliches Gras mit sehr lockerer,
aufrechter, ausgebreiteter Rispe und kurzen breiten
Aehrchen, die an langen dünnen Aesten hängen
und sich daher (für die Windbestäubung) leicht be-
wegen. Die bauchigen leichten Spelzen stellen einen
Windfang dar für die Verbreitung der Früchte durch
den Wind. Im Hochgebirge sind die Spelzen oft
violett behufs Umsetzung von Licht in Wärme. Auf
Wiesen und Weiden überall, in ganz Europa, ausser
im hohen Norden. '4, bis 50 cm hoch.
Juni, Juli.
62. Kammgras, Cynosürus
cristätus L. Taf. 16, 4.
Dünnes Gras mit zumeist grund-
ständigen, schmalen Blättern und halb
walzenförmigen einseitswendigen Ris-
pen. Häufiges Gras, in ganz Europa,
ausser dem hohen Norden, auf trock-
nen Bergwiesen und an Wegen. U, bis 60 cm hoch.
Juni, Juli.
63. Zwenke, Brachypödium.
Hohe Gräser, deren
Deckspelze am Rande
Fig. 381.
Cynosurus cri-
stätus, kamm-
förmiges Deck-
blatt.
kammförmig borstig ist. Futtergräser, die gefiederte
Zw. kann wegen ihrer Ausläufer auch zur Festigung
des Sandbodens dienen. U, 1 m. Juni — Sept.
Wenn das Blatt sr/i/uff' und die Granne läiH/er
als die Deckspelze ist, Fig, 382: Wald-Z., B. sil-
väticum Beauv., in lichten Wäldern, — wenn da-
gegen das Blatt sfrif und die Granne so hniij oder
kürzer als die Deckspelze ist, Fig. 383 : gefiederte
Z. , B. pinnätum Beauv . auf Hügeln , an Waldrän-
dern, beide stellenweise.
64. Tre.spe, Broinus.
Ansehnliche (11 deutsche Arten) Gattung mit
kräftigen Gräsern, vieiblütigen grossen Aehren und
Fig. 382. Fig. 383.
Brnchypodium silvaticum. Brachypödium pinn.iluni.
Fig. 384. Bromus sterilis.
Fig. .38.5. Bromus asper.
verzweigten Rispen. Bemerkenswert ist, dass die
Narben unter dem Gipfel der Vorderseite des Frucht-
knotens eingefügt sind (beim Schwingelgras auf
dem Gipfel),
a) Untere Hüllspelze si/ln- klein, obere mit 3 Nerven.
1. Aehrchen nach oben hriter, Vorspelze am
Rande steif gewimpert, — wenn dann Rispe
und Halm kuhl und Granne länger als die
Deckspelzen: unfruchtbare Tr., B. sterilis L.,
(bis 60 cm) Fig. 384; — wenn dagegen Rispe
und Halm oben fl<(iiitii<i und Granne ■•-■'( Icükj wie
die Deckspelze; Mauer-Tr. , B. tectörum L.
(bis 30 cm). Beide überall an Wegen und
Mauern. ©, Mai— August.
2. Aehrchen nach oben nr/uiiKlrr, Vorspelze am
Rand kurz ireich-gewimpert.
â– â– â– Rispe schlaff iiii/i(/r?id, Fig. 385, und Granne
fast so lang wie die Deckspelze: rauhe Tr.,
Br. asper Murr. , Fig. 385, unten haarig,
bis l'i m.
86
Die Pflanzenwelt.
*■•■Rispe niifncht , Fig. 386, — wenn dann
Granne h<ilb so luiuj wie die Deckspelze,
Blatt st^hr srhmal, lanr/ behaart : aufrechte
Tr., Br. erectus Huds., Fig. 386, - wenn
aber Granne ■•'dir />'iirz otler ffhlt und Blatt
fiach und kahl: unbewehrte Tr., Br. iner-
mis Leyss; Waldränder, Ufer. Beide sel-
ten. 4, bis 90 cm. Juni, Juli,
b) Hüllspelzen irenitisti'ns fast ijUich <iriiss, oben mit
5 oder iiiflir Nerven.
1. Blattscheiden k-alil : Roggen-Tr., B. secalinus
L. , überall auf Saatfeldern. (? , bis 90 cm-
Mai— Aug.
2. Blattscheiden lichiKo-t.
* Die beiden Hüllspelzen fast (ileic/i latnj, —
wenn dann die Granne .â– -â– '; latir/ ist wie das
Deckblatt: Acker-Tr., Br. arvensis L. ; —
wenn aber /lalb so lau;/: kurzährige Tr.,
Br. brachystächys Hornung, beide S, Juni,
Juli. An Wegrändern u. s. w., jenes häufig
und bis 90 cm hoch, dieses sehr selten
und bis 50 cm hoch.
"" Untere Hüllspelze hhii/fi:
O Obere Blattscheiden nur ku7-zhaar/r/ :
Trauben-Tr., Br. racemösus L., selten
auf feuchten Wiesen, £■>, bis 60 cm hoch.
Mai, Juni.
OO Alle Blattscheiden weich zottig, — weiin
dann die Rispenäste aufrecht und die
Aehrchen grün, Taf. 16, 6: weiche Tr.,
Br. mollis L., Taf. 16, 6 &, bis 45 cm ;
— wenn aber Rispenäste abstehend und
Aehrchen riolett : ausgebreitete Tr., Br.
pätulus M. u. K., fc, bis 90 cm, jene
gemein an Wegrändern , dieses sehr
selten, auf Aekern.
Fig. .3Xfi. Bromus erectus.
Fig. .387. Catabrosa aquatica.
Fig. .388. Glyceria fluitans.
65. (Juellgras, Catabrosa aquatica P. B. Fig. 387.
Mit weitkriechendem Wurzelstock zur Verbrei-
tung. Die Aehrchen der schlaffen Traube sind oft
violett angelaufen. In Gewässern, zerstreut. ^1, bis
60 cm. Juni, Juli.
66. Sflnvadeii, Glyceria.
Auch Süssgras. Ausdauernde Pflanzen mit
weithin kriechendem Wurzelstock, der zur Verbrei-
tungund Vermehrung oben-
drein Ableger bildet, sie
sind amphibisch, können
also auf dem Land und
im Wasser leben , wobei
bemerkenswert ist, dass
im fliessenden Wasser Blät-
ter und Stengel länger wer-
den. Die Blatthälften klap-
pen sich in der Sonne zu-
sammen , um sich gegen
zu starke Wirkung der-
selben zu schützen.
1. Rispe mehr oder weni-
ger vinseitswendig, Fig.
388, — wenn das Aehr-
chen 7-11 blutig : Man-
nagras, G. fluitans R.
Br., Fig. 388; — wenn
aber nur i^ — Cblütig:
entferntähriger Schw., Gl. remöta Fr. (bis 1 m)^
nur in Ostpreussen. - Jenes ist ein stattliches
(bis 1 m) Gras mit violetten Staubbeuteln, über-
all in Gräben, seine geschrotenen Körner liefern
die Mannagrütze. Mai — Juli.
2. Rispe (/leirhfTirinig imsgehreitcl . Taf. 16, 2.
a. Deckspelze mit '> schmichcn Nerven : ab-
stehender Schw., Gl. distans Wahlbg., mit
blaugrünen Blättern und nur am Grunde ge-
schlossener Scheide (alle anderen Arten bis
obenhin geschlossen), an feuchten Orten, be-
sonders Salzboden, selten, bis 60 cm hoch.
Mai, Juni.
b. Deckspelzen mit 7 stark-eii Nerven , — wenn
dann untere Rispenäste zi< 3-5 zusammen:
gefaltetes Schw., G. plicata Fr. (bis 60 cm,
Juni, Juli, selten in Gräben), — wenn zu
fielen beisammen : grösster Schw., Viehgras,
G. spectäbilis M. et K., Taf. 16, 2, bis 2 m
hoch, Juli, Aug., häufig, an Ufern.
67. Pfeifengras, Molinia coerülea Moench.
Auch Schmiegen. Ein schlankes, bis 1 m hohes
Gras, dessen Rispe oft violett angelaufen ist zur
Umsetzung von Licht in Wärme (?). %, Aug. u.
Sept.
68. Schwingclgras, Fcstuca
Ansehnliche Gattung. Manche Arten leben auf
trocknem Standort und zeigen dann niedrigen Wuchs
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
87
und borstenförmige Blätter , die sich mittags ein-
rollen , die hohen Arten feuchterer Orten zeigen
diese Anpassung nicht.
A. Deckspelzen stumpf: Starres Schw. , F.
rigida Kth., sehr zerstreut (Aachen, Eupen) auf trock-
nen Grasplätzen. (?, Juni, Juli.
B. Deckspelzen spitz.
a. Rispenästchen Ä-((///>/ (wdM< ; Pflanze "///»■nicht
blühende Büschel, — wenn dann die Rispe hKjig
nichrnd und der Halm bis
zur Rispe mit Blattsflicidcn:
Mäuseschwanz-Schw. , F.
Fig. 389. Festuca sciuroi'des.
Fig. 390. Fesliica ovina.
Myürus Ehrh. ; — wenn dagegen die Rispe <iuf-
recht und der Halm oben nackt, Fig. 389 : Kamm-
Schw., F. sciuröides Roth, beide selten an trock-
nen Standorten. (?, bis 20 cm. Mai— Aug.
Rispenästchen nii-ht keiilii/, Pflanze mit nicht
blühenden Büscheln.
1. Mit bui:-.-ti)ifoj-mi(/iii Blättern.
■" Alle Blätter borstenförmig zusammengefal-
tet : Schaf-Schw. , F. ovina L. , Fig. 390,
überall auf mageren Triften. %, bis 60 cm
hoch, Mai, Juni (sehr veränderlich). Bestes
Weidegras für Schafe, auch für Rasenplätze.
** Nur die Wurzelblätter borstlich, die oberen
flach, — wenn dann ohne Ausläufer und
Rispe se/ildff: verschiedenblättriges Schw.,
F. heteröphylla Lani.; - wenn dagegen mit
Ausläufern und Rispe aufrerht : rotes Schw.,
F. rubra L., beide nicht selten, 2j., bis 60 cm
hoch, Juni, Juli, jenes in Wäldern , dieses
auf Wiesen und an Waldrändern.
2. Nur mit fachen Blättern.
"' Granne lunij und oft schlängelig gebogen,
Fig. 391: Riesen-Schw. , F. gigäntea Vill,
ziemlich häufig, in Wäldern imd Hecken.
%, bis 1,80 m. Juni, Juli.
■'•■* Granne />//// ndcr knrz stachelspitzig.
O Deckspelze am Grunde mit Haarhüschel :
Nördliches Schw., F. boreälis M. u. K.,
selten, an Flussufern und Seen. 2^, bis
r 5 m. Juni, Juli.
OO Deckspelzen am Grunde Iculil.
aa. Blatthäutchen lüiKjlich, Fruchtknoten
oben liehaart : Wald-Schw., F. silvätica
Vill, selten, in Gebirgswäldern. 21,
bis 90 cm hoch. Juni, Juli,
bb. Blatthäutchen sehr kurz, Fruchtknoten
kahl, — wenn dann Rispe eimeits-
wendiij zusammengezogen: Wiesen-
Schw., F. elätior L., Taf. 16, 5, 1 m
hoch, — wenn dagegen Rispe all-
seitsircndiij flatterig: Rohr-Schw., F.
arundinäcea Schreb., bis 1,50 m. Bei
beiden stehen die Rispenäste zu 2,
beim Rohr-Schw. alle verzweigt mit
5—15 Aehrchen, beim Wiesen-Schw.
eines mit 1 , die anderen mit 3—4
Aehrchen, auf feuchten Wiesen. 2|,
Juni — Juli, jenes zerstreut, dieses
überall, ist eines der besten Futter-
gräser.
Fig. 391. Festuca gigäntea.
Fig. .392. Koeleria cristata.
69. Koelerie, Koeleria cristata Pers. Fig. 392.
Ein Gras mit einem Büschel dichter, flacher,
gewimperter Blätter und walzenförmiger Aehren, zer-
streut, auf trocknen Weiden. %, bis 40 cm hoch.
Juli, Aug.
70. Knäuelgras, Däctylis glomeräta L. Taf. 16, 3.
Ein ausgesprochenes Horstgras, d. h. der Wurzel-
stock hat kurze Ausläufer, welche Seitentriebe bilden
zur vegetativen Vermehrung. Das Gras ist an seinen
dichten, in Rispen stehenden Aehrenbüscheln sofort
wieder zu erkennen. Eines der häufigsten Gräser
88
Die Pflanzenwelt.
an Wegen und auf Wiesen u. s w., wertvoll, weil
es sehr nahrhaft ist und reichlich Heu liefert. 2j.,
bis 1 m hoch. Juni— Aug.
71. Rispengras, Poa.
Eine sehr grosse Gattung, deren Arten zumeist
gute Futtergräser sind. Ganz besonders das Wie-
sen-R. zeigt eine ausserordentlich starke vegetative
Vermehrung durch viele und lange Ausläufer, wes-
halb es ein vorzügliches Rasen- und Wiesengras ist,
obendrein ist es eines der besten Futtergräser. Eine
sehr bemerkenswerte biologische Eigentümlichkeit
zeigt das Alpen-R. und knollige R. , indem
sich bei ihnen sehr oft die Blüten vegetativ in
Knospen umwandeln, die als Ableger dienen. Beim
Alpen-R. zeigen die kur-
zen, starren und blau- grünen
Blätter den trocknen Stand-
ort an.
Fig. 393. Poa bulbosa.
Fig. 3ü4. Poa compressa.
■•■■■■'■Deckspelzen ohw' Haarleisten, - wenn dann
III ii rcrläiKjiTti'iii spitzem Blatthäutchen: ge-
meines R., P. triviälis L., Taf. 16, 1, über-
all sehr häufig auf Wiesen. 2|, bis 1 m
hoch. Juni, Juli; — wenn dagegen /////
h-iirsciii Blatthäutchen : Sudeten-R. , P. su-
detica Haenke, selten in Wäldern, sonst
ebenso.
2. Deckspelze dlmr (hiitlirlii- Nerven.
â– ^ Halm ,^N(7((/r/V//(/ zusammengepresst; zusam-
mengedrücktes R. , P. compressa L. , Fig.
394, überall. Wiesen, trockne Orte, 21.; bis
Y^. m hoch. Juni, Juli.
** Halm sf /eirund, — wenn dann mit /{iiKj-
I/chem spitzem Blatthäutchen : unfruchtbares
R., P. fertilis Host ; — wenn dagegen *•(//;•
kurz, ijtsfiitzt : Hain-R. , P. nemorälis L.,
jenes selten auf feuchten Wiesen, dieses
überall häufig in Gebüschen, auf Mauern
u. s. w. Beide 2|, bis 90 cm hoch. Juni,
Juli.
72. Hartgras, Sfleröchloa dura P. B.
Ein niedriges Gras, das hie und da auf trocknem
Standort vorkommt. 0, bis 15 cm, April bis Juli.
73. Liebesgras, Kragr<)Stis megastächya Link.
Ein hier und da von Südeuropa eingeschlepptes
Gras, dessen Blätter am Rand drüsig gezähnt sind,
mit am oberen Rande langhaarigen Blattscheiden
und kurzen gedrungenen Rispen. Selten auf san-
digen Aeckern u. s. w. ©, bis 50 cm hoch. Aug.
bis Sept.
A. Untere Rispenäste zu 2 ocIit vinzi-ln.
1. Halm am Grunde hiollif/: Knolliges R. , P.
bulbösa L. , Fig. 393, selten, auf trocknen
Hügeln und Grasplätzen. H, bis 30 cm hoch,
Mai, Juni.
2. Halm /(/<•/// knollig, — wenn dann his nh.n h--
Iilätfirt und Deckspelzen l.-uhl : jähriges R.,
P. ännua L,, Fig. 382; — wenn dagegen nur
unten lnlilältcrf und Deckspelzen mit Ilaai--
/cisfeii: Alpen-R., P. alpina L., dieses 2|., Mai
und Juni, auf Gebirgswiesen, jenes © und
überall an Wegen , auf Schutt zwischen Pfla-
stersteinen u. s. w., bis 30 cm hoch, blüht fast
das ganze Jahr hindurch.
B. Untere Rispenäste zu '>.
1. Deckspelzen mit .'> kräftn/in Nerven.
â– ^ Deckspelzen /(/// Haurleixtcu : Wiesen -R.,
P. pratensis L., überall sehr häufig, Wiesen
und Gebüsche. 1|, bis 90 cm hoch. Mai,
Juni.
13. Unterfam. Hafergräser, Avenaceen.
74. Perlgras, Jleliea. Taf. 15, 6.
Ziediche Gräser mit
Bogenblättern und lo-
ckern, meist einseitswen-
digen Rispen. Die gran-
nenlosen Deckspelzen
sind bauchig und beim
gewimperten P. mit
Haaren besetzt, die sich
nach dem Verblühen noch
vedängern und der Ver-
breitung der Frucht durch
den Wind dienen.
a) Rispe (ikrcuurti)/,
Deckspelze lifiurii/: ge-
wimpertes P., M. ciliata
L., zerstreut, auf felsigen
Gehängen. 2i, bis l'L m.
^ ^ Fig. 395.
Mai. Juni. Melica uniflora.
1. Deckspelze
ohne Granne,
a. Deckspelze
iiirht (fespaUett.
Fig. 395 oben
links.
5amiUc: (Bräjcr (Gramineae).
17
Stg. 1 a. b UTois , Zea mays. 2. ffietn. fjafer , Avena sativa. 3. ?Iürhi|(l|er fjafer , Avena orientalis. 4. 6em.
Q)ei3en, Triticum vulgare. 5. Dinkel, Triticum spelta. 6. Sroeifiotn, Triticum dicoccum. 7. (Einkorn, Triticum
monococcum. 8. Roggen, Seeale cereale. 9. Sroeiseilige (BerUe, Hordeuin distichon. 10. (Edjte fjitje,
Panicum miliaceum.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phaneroganien.
89
b) Rispe loi-ki-r trai(hi(j, einseitswendig, Deck-
spelze kdlil, — wenn dann Aehrchen mifirc/if und
(/(// 1 unvollkommenen Blüte (bis 0,30 m hoch): ein-
blütiges P. , M. uniflöra Retz. , Fig. 395; — wenn
dagegen Aehrchen IiüuijiikI und (»/Yi' unvollkommenen
Blüten (bis 0,60 m hoch) : nickendes P., M. nutans
L., Taf. 15, 6, — beide in Wäldern. 2|, Mai, Juni,
jenes zerstreut, dieses häufig.
b. Deckspelze an 75. Drelzaliu, Triödtii (lecümbens P. B. Fig. 396.
len und in der Niederliegendes und rasenbildendes Gras; auf
ci^eispitz'e"' Fig" trockenen Wiesen, Berghängen u. s. w. häufig. 2|,
396 unten links, bis 30 cm hoch. Juni, Juli.
2.Deckspeizemit 76. KcuIeiigTas, Coryiieplioriis canescens P. B.
Granne. '. „q_
a. Grannen Acu- * *S' '^-'''
'mZ""!!iauJl'. Niedriges (bis 15 cm) graugrünliches Gras mit
Fig. 397 oben borstenförmigen Blättern und schmaler Rispe, an
der keulenförmigen und in der Mitte gegliederten
L
tS:l
Fig. 396.
Triodia decumbens
Fig. 397.
Coryncphorus canescens.
b. Blüten wenig-
stens z. T. mit
fadenföDiiiyer yc-
dre/iter Granne.
Fig. 400 unten
links,
aa. ntlr Blüten
zwUterig.
â– ) Aehrchen 2,-)
miK lang, Deck-
spelzen 2zpitsig
odeT 42ülniig. Fig,
398 unten: Aira.
und dort behaarten Granne (Fig. 397 oben rechts)
sofort zu erkennen. Auf Sandboden in Norddeutsch-
land häufig. 2j, Juni — Aug.
77. Sclnniele, Aira. Fig. 398.
Oft violett angelaufene Gräser, was man zur
Umsetzung von Licht in Wärme deutet. Die Rasen-
Sch. ist jung ein gutes Futtergras, das auf sump-
figen Wiesen das Moos verdrängt und sie so ver-
bessert, dort auch so gut gedeiht, dass sie dreimal
gemäht werden kann. Statt der Blüten finden sich
manchmal Ableger zur vegetativen Vermehrung.
Wenn das Blatt lirri/ und die Granne liorlisfi-iis
so 1(1111/ wie die Deckspelze: Rasen-Sch., A. caespi-
tösa L., Fig. 398, überall, in Gebüschen und auf
Wiesen. 2J., bis 1,30 m hoch, Juni, Juli; — wenn
dagegen das Blatt fast liorMlidi und die Granne
länger als die Spelzen: Wald-Sch., A. flexuösa L.,
Hoffmann-Dennert, Butan. Bilder-Atlas. .3. Aufl.
auf trocknen Bergweiden ,
bis 50 cm. Juni— Aug.
Sandboden, häufig. %,
78. Hafer, Aveua.
Eine ansehnliche,
weit verbreitete Gattung,
kenntlich an den grossen
Aehrchen mit langen,
oft geknieten Grannen.
Manche Arten zeigen
deutlich die Merkmale des
trocknen Standorts, näm-
lich Faltung der Blätter
(A. compressa) oder Zu-
sammenrollung derselben
(A. caryophyllea und prae-
cox). Die lange Granne
dient vielfach zur Verbrei-
tung der Früchte, die mit
ihr hüpfen und springen.
Die bedeutsamste
Art ist natürlich derSaat-
hafer, der, wie es scheint, aus Deutschland stammt;
denn die Römer lernten ihn erst bei den Germanen
kennen. Er wird in vielen Spielarten gezogen und
dient in erster Linie als Viehfutter (besonders für
Pferde), sowohl alsGrün-
wie als Kornfutter. Die
Körner werden für die
menschliche Nahrung zu
ii miiii \>ftv. „,
â– â– "'â– ) Aehrchen nl>.
1 cm lang, Deck-
spelzen 2ziilmig
od. Sspaltig. Fig.
399 unten links.
A ven a.
Fig. 398.
Aira caespitosa.
Fig. 399. Avena praecox.
Fig. 400. Avena fatua.
Grütze und Gries verarbeitet. — Andere Haferarten
I (z. B. weichhaariger H. und Goldhafer) gehören zu
unsern besten Wiesengräsern.
A. Burstenföntiijc , zitsaiHi/u'iif/ero/lfi' Blätter, — â–
wenn dann Rispe (iitsi/vlnr/fef 3 gabelig: Nelken-H.,
A. caryophyllea Web. (bis 15 cm hoch); — wenn
dagegen ührenförniiij gedrungen, Fig. 399: Früh-H.,
A. praecox P. B. (bis 10 cm hoch), beide zerstreut,
auf sandigen Hügeln und Triften, ®, jener Juni,
dieser Mai.
12
90
Die Pflanzenwelt.
B. Blätter p<irh.
I. Deckspelzen mit 5—'.) Nerven, alle ®, Juli,
August.
1. Aehrchen wenigstens nach dem Blühen häm/eml.
a. Deckspelze noch mit '^ hcsiDK/rrin (Imnnni an
den Zipfeln : Rauh- oder Sand-H , A. strigösa
Schreb; auf Sandboden angebaut, sonst lästiges
Unkraut, bis 1 m hoch.
b. Deckspelze (nis.irr i/m iiniiiiini iiitr mit '/Aihn-
dii-R an den Spitzen.
«. Deckspelzen und Aehrchenachse gelbrot siniji-
itifl hfhdiiii : Wild-H., auch Wind-, Flug-,
Taub-H., A. fätua L. , Fig. 400. Häufiges
Getreideunkraut, bis 1 m hoch.
j9. Deckspelzen und Aehrenachse kahl oder fast
kahl.
'â– 'â– Aehrchen ShIiUig: Nackt-H. , A. nuda L.,
hier und da angebaut und verwildert.
•x->:- Aehrchen 2hli/fi</.
O Rispe allseitig an^-njchrci/cf : Saat- oder
gemeiner H., A. sativa L. , angebaut.
Taf. 17, 2.
OO Rispe »■/»,s-c/V/(/-fahiienartig, — wenn dann
Deckspelze /Herr/;/: Kurz-H., A. brevis
Roth, Unkraut unter der Saat; wenn
dagegen Ow'rrig: Fahnen-H., türkischer
H. , A. orientälis Schreb, Taf. 17, 3,
wird angebaut.
2. Aehrchen uMs unfn-cJ/f : Zarter H., A. tenuis
Mönch, Pflanze blaugrün, selten, auf trocknen Hü-
geln, bis 60 cm. Juni.
IL Deckspelzen mil l—:i Nerven, Aehrchen auf-
recht.
1. Längere Rispenäste mit 5 — 8 gelblichen Aehr-
chen : deren Achse kurz Minur/ , Fruchtknoten
kahl , Gold-H. , A.
flavescens L. , auf
Wiesen häufig, bis
60 cm. Juni, .luli.
2. Rispenäste nur mii
i-i* Aehrchen, deren
Achse Idiu/ hrlmrirt,
Fruchtknoten hrliaart,
— wenn dann Blätter
und Scheiden zolti;i^
bis 1 ni hoch : Weich-
haariger H., A. pu-
bescens Huds. , auf
Wiesen häufig; %,
Mai, Juni; — wenn
dagegen Blätter und
Scheiden k<ihl , bis
60cm hoch: Wiesen-H., A. pratensis L. , Fig. 401,
auf trocknen Grasplätzen zerstreut. %, Juni, Juli.
Fig. 41)1. Avena pratensis.
79. Glatthafer, Arrhenätheriim olätius M. u. K. bb. BiiUen z. y.
p. .,^,j eimiesclilerhlig.
Auch f r a n z ö s i s c h e s R a y g r a s. Neben Zwit- '::;^;;IX; ^^^
terblüten auch reine Staubbeutelblüten zur Sicherung '■e'"""'': Arrhe-
der Fremdbestäubung. Die Früchte haben eine lange â– "^"'^'â– ""'â–
korkzieherartig gewun-
dene Granne, mit deren
Hilfe sie sich hüpfend
und springend verbreiten.
Ein vorzügliches Futter-
gras, sowohl für Grün-
futter wie für Heu. Auf
Wiesen und an Weg-
rändern überall. 2|, bis
IV4 ni hoch. Juli, Aug.
Fig. -tOL'.
ArrliL-iiathtTiim
•lalius
80. Honiggras, Holfu.s.
Auch Rossgras.
Das weiche H. hat einen
Wurzelstock, der sich
weithin kriechend ver-
breitet. Da die Aehrchen
in dichten Aehren stehen, spreizen die Spelzen beim
Blühen besonders stark, um dem Wind Zutritt zu
gestatten. Neben Zwitterblüten reine Staubbeutel-
blüten. 2i, bis 50 cm hoch. ,Iuni, Juli.
Wenn Granne später
link Hj gekrümmt und kürzer
als die Spelze, Fig. 403:
Wolliges H., H. lanätus L.,
Taf. 15,5; — wenndagegen
nichl lidkiij , Fig. 404:
JK ^ '^ tintert
fß zirilterig,
'■e Blüte
öftere
iitinnlirli, Frucht
kahl: Holcus.
Fig. 403.
lloicus lanatus,
Spelze mit hakig
gekrümmter
Granne.
Fig. 404. Hulcus moliis.
Weiches H., H. moliis L., Fig. 404, jenes überall auf
Wiesen und Triften, dieses in Wäldern und Ge-
büschen häufig.
14. Unterfam. Gerstengräser, Hordeaceen.
1. Die plattgedrückten Aehrchen mit (h-m lliirken
gegen die Spindel gestellt, Fig. 405: 80. Lolch.
2. Die Aehrchen mit der Seite gegen die Spindel
gestellt, Fig. 406.
a. 6 Hüllspelzen, jifriiuiliel) ; wenn dann das Aehr-
chen 7 blutig, Aehre ohne Gipfelährchen: 82.
Gerste: — wenn dagegen 2 mler uiehrhlütiij,
Aehre m i t Gipfelährchen : 83. Haargras.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phaiieroganien.
91
b. 2 gikh'ltc Hüllspelzen , — wenn dann Aehrchen
2 blutig mit Ansatz zur dritten und wenn die
Hüllspelze i-iimerrni: 84. Roggen: - wenn da-
gegen Aehrchen .9— «blutig und Hülispelze
mchrni'rriij: 85. Weizen.
81. LoU-li, Löliiim.
Die ausdauernden Arten sind mit Ausläufern
Rasen bildend und verbreiten sich derartig weithin,
daher sind englisches und Italien isches Ray-
gras ausser vorzüglichen Futtergräsern auch gute
o
Ö
Kig. 405.
Spindel und Aehr-
chen bei Loliuin.
Fig. 406. Spindel
und Aehrchen bei
Hordeaceen.
Rasengräser. Die Frucht des Taumellolchs ist
durch Gift gegen Tierfrass geschützt, was übrigens
neuerdings bezweifelt wird.
1. Aehrchen 8 und /i(«/(/-blütig.- — wenn dann das
Blatt in der Knospe gefalM, 8—12h\mg& Aehr-
chen, ohne Granne: englisches Raygras, L.
perenne L., Taf. 16, 7; — wenn dagegen Blatt
in der Knospe gemlU, uii-ln- ah J2 blutige Aehr-
chen, iiii-ist mit Granne: italienisches Raygras,
L. itälicum A. Br. ij , bis 60 cm. Juni -Okt.
Beide angebaut.
2. Aehrchen 4— 6' blutig, Blatt in der Knospe ge-
rollt, — wenn dann Hüllspelze kürzer als das
Aehrchen und Deckspelze fnxt ohne Granne:
Feld-L., L. arvense Schrad.; — wenn dagegen
Hüllspelze iveuigsfens .S-» liiiiij wie das Aehrchen
und Granne rorhanden : Taumel-L., L. temulen-
tum L., beide auf Feldern häufig, ©, bis 60 cm
hoch. ,Iuni, ,Iuli.
82. Gerste, Hördeum.
Hierhin gehören wichtige Getreidegräser, aber
auch einige wildwachsende, bei welchen bezeich-
nenderweise die Spindelachse zurzeit der Reife in
einzelne Glieder zerfällt, offenbar zur leichteren Ver-
breitung der Früchte, was bei den angebauten als
unnötig nicht mehr geschieht. Bei manchen (Mäuse-
gerste) wilden Arten ist obendrein die Granne sehr
lang und rückwärts rauh, so dass sie sich leicht an
vorüberstreifende Tiere heftet. — Die angebaute
Gerste gehört zu den ältesten kultivierten Getreide-
gräsern. Sie wird in kälteren Gegenden als Winter-
gerste, in wärmeren als Sommergerste gezogen
und geht weit nach Norden (bis zum TCn. Br. am
Nordkap). Abgesehen von ihrer Verwendung als
Grün- und Kornfutter, sowie zur Mehl- und Brot-
bereitung benützt man sie zur Darstellung von
Grütze, Gries, Graupen, sowie von Malz und den
daraus gewonnenen Produkten.
A. Wildiriielisei/i/.
1. Deckspelzen in allen Aehrchen Ixirsteußriiik/:
Knotige G., H. nodösum L., auf nassen Wiesen,
besonders auf Salzboden, zerstreut. 2|., bis 50 cm
hoch. Juni, Juli.
2. Deckspelzen z. T. Jinecd-limzettl/e/i, — wenn dann
die des Mittelährchens -■') sind, die andern bor-
stenförmig: Mäuse-G., H. murinum L., Fig. 407;
— wenn dagegen die Deckspelzen der seitenstän-
digen Aehrchen haUiImizetflieli , die andern bor-
stenförmig sind: Meer-G., H. man'timum With.,
beide O, bis 30 cm hoch, Mai— Aug., diese an
der Nordsee, jene überall an Wegen u. s. w.
B. Kidfii'iert.
1. Alle 3 Aeliniitii zwitterig und mit langer
Granne, — wenn dann die Seitenährclien ah-
sfe/ieii und Gniiiiie ca. 10 ein lang: gemeine G.,
H. vulgäre L. ; — wenn dagegen (die Aehrchen
abstehen und Granne kürzer: sechszeilige G.,
H. hexästichon L., beide G und •?. Juni, Juli.
2. Mittel ährchen zwittrig und mit Grannen, die seit-
lichen männlich und ohne Grannen, — wenn
dann (die Aehrchen aid/ege» und die Grannen
aufrecht : zweizeilige G.,
H.distichonL, Taf. 17,9;
Fig. 407.
Hordeum murinum.
Fig. 408.
Elymus europaeus.
— wenn dagegen die Mitteliihrehen weit (distehen
und die Grannen desgleichen: Bart-, Fächer-,
Reis- oder Emmer-G., H. zeöcriton L., beide
©, Juni, Juli.
83. Haargras, Elymus.
Das Sand-H. hat weitkriechenden Wurzelstock,
weshalb es zur Festigung der Sanddünen benutzt
werden kann. Der trockne Standort dieses Grases
zeigt sich in den röhrig eingerollten , starren, blau-
92
Die Pflanzenwelt.
grün bereiften Blättern, die jedoch an feuchtem Stand-
ort flach ausgebreitet sind.
Wenn die Deckspelze liegnuuit und raii/i ist:
europäisches G. , E. europäeus L., Fig. 408, in
Laubwäldern, zerstreut, Juni, Juli; — wenn dagegen
Deckspelze ohne Granne und fhiiinii)/: Sand-G., E.
arenärius L., an sandigen Meeresufern, Juli, Aug.,
beide 2J. bis 1\ m hoch.
84. Koggen, Seeale cereäle L.
Taf. 17, 8 u. Fig. 409.
Unser wichtigstes Getreidegras, das zwar weni-
ger feines Mehl liefert als Weizen, dafür aber viel-
fältige Anwendung findet
und an Orten gedeiht, wo
dieser nicht mehr kultiviert
werden kann. Es dient
zur Mehl- und Brotberei-
tung, als Nahrung von Ge-
flügel, geröstet liefert er
das beste Ersatzmittel für
Kaffee, auch macht man aus
ihm Grütze und Brannt-
wein. Er wird als Sommer-
und Wintergetreide ge-
zogen, 0 und e, bis 2 m
hoch, jener Juli und Au-
gust, dieser Mai und Juni.
85. Weizen, Triticum.
Fig. 409. Seeale cereale
Von den wildwachsenden Arten hat die Quecke
einen weitkriechenden Wurzelstock, dessen fort-
wachsende Spitze mit starren Schuppenblättern ver-
sehen ist, um den Boden zu durchbrechen, wodurch
die Knospe sehr wirksam geschützt ist. Die Quecke
ist überhaupt mit einem grossen Widerstandsver-
mögen ausgestattet, so dass sie ein sehr lästiges
Unkraut wird. Bei der an trocknem Meeresstrand
wachsenden Binsenquecke rollen sich die Blätter
bei Trockenheit noch besonders ein zum Schutz
gegen zu starke Verdunstung. - Der angebaute
Weizen ist eines der wichtigsten Brotgetreide der
Kulturländer, in denen er in vielen Spielarten ge-
zogen wird, ausser Mehl wird auch Graupe, Grütze,
Gries und Malz aus ihm gemacht. Er erfordert zum
Anbau guten Boden und wesentlich höhere Jahres-
temperatur (14") als die anderen Getreidearten, wenn
auch nicht die vom Mais (18") benötigte.
A. ]^'/lr/ir(ichse)i(h', 2|. : Quecke.
1. Blattnerven mit einfachen Reihen kurzer Bursfm,
rauh, - wenn dann mit ausläuferartigem Stock
ircill-riiThend und Blatt nur "hm rauh, meist
ohne Granne, Fig. 410; Ackerquecke, Tr. repens
L. ; — wenn dagegen /(/'■/// kriiclntid und Blatt
hiidirsiits liDii/liilKDirf, Fig. 411, rauh: Hunds-
quecke, Tr. caninum L., jene überall auf Acckern
u. s. w., diese hier und da in Wäldern und Ge-
büschen, beide bis 1 in hoch. Juni, Juli.
2. Blatt (//(â– /// samimt-
irrir/i lic/iiKirt .-Wurzel-
Stock kriechend : Bin-
Fig. 410.
Triticum repens.
Fig. 411.
Triticum caninum.
senquecke, Tr. jünceum L., bis 1 m hoch, Juni,
Juli, an sandigem Meeresstrand.
B. Kidtiriert, © und 0, Juni, Juli.
1. Aehrchenspindel nicht zerhrcchlirli , Körner tiirlii
von den Spelzen itinschalf.
a. Aehre »icht deutlich 4seifiy, Aehrchen .^blutig.
Hüllspelzen länf/lich-luHzettlicli .• polnischer W.,
Tr. polönicum L.
b. Aehre 4.fei/ii/, Aehrchen meist ;/ blutig, Hüll-
spelze eifornriij.
■•■Hüllspelzen ßütielartiy f/ekielt, — wenn dann
fdst s-o J(iii(/ wie die Deckspelzen: Bart-W.,
Tr.diirum Desf. ; — wenn
dagegen nur ha/h .<o
lau;/: englischer W.,
Tr. türgidum L.
■■■Hüllspelzen gewölbt, nur
an der Spitze gekielt:
gemeiner W., Tr. vul-
gäre Vill., Fig. 412 und
Taf. 17, 4, kommt in be-
grannter und grannen-
loser Form vor.
2. Aehrchenspindel in Stüd.-c
zerfallend, Körner von den
Spelzen ttiuhiUlt bleibend.
a. Reife Aehre l/.-örnir/:
Einkorn, Tr. mono-
., ...Fig- "iz- cöccum L., Taf. 17, 7,
Tnticum vulgare.
Deckspelze mit ge-
radem Zahn am Kielende und 2 seitlichen
Zähnen.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
93
b. Reife Aehre 2 — .'Sl.'örnii/, — wenn dann mit
</<-ni(/i'iii Zahn am Stielrande : Spelt oder Dinkel,
Tr. spelta L., Taf. 17, 5; — wenn dagegen mit
i'/ii/r(i)is (/i'/Ki(/i'ti('iii Zahn am Kielende: Emmer,
Zweikorn, Tr. dicöccum Schrank, Taf. 17,6.
15. Unterfam. Nardengräser, Nardaceen.
86. Steifes Nardeii^ras, Nardiis .stricta L.
Fig. 413.
Auch Borstengras. Dieses niedrige, dichte,
Rasen bildende Gras ist ein Humusbewohner, es
hat steif borstenförmige,
eingerollte Blätter, dünne
einseitswendigeAehren und
einblütige Aehrchen, denen
die Hüllspelzen fehlen. Auf
Torfmooren und an sonsti-
gen sumpfigen Stellen, hier
und da. 2i, bis 30 cm hoch.
Mai, Juni.
20. Farn. Seggen,
Riedgräser, Cypera-
ceen.
Die Riedgräser (auch
Sauer- oderHalbgräser)
sind den echten Gräsern
in mancher Hinsicht ähn-
lich, so haben sie auch 3 lange Staubgefässe und 2 — 3
federige Narben und die Blüten stehen in Aehrchen,
allein diesen fehlen die Spelzen. Das Aehrchen steht im
Winkel eines Deckblattes und trägt Schuppen, Bälge
genannt, mit den Blüten in ihren Achseln, Fig. 415.
Das Perigon fehlt auch oder besteht aus Borsten
oder Haaren. Jedenfalls sind die Blüten auch un-
scheinbar, duft- und honiglos und offenbaren sich
hierdurch wie durch die anderen Merkmale als echte
Windblüten. Dahin gehört es auch, dass die Ried-
gräser in grossen, dichten Beständen wachsen , und
zu der dadurch wieder bedingten weitgehenden Ver-
breitung und vegetativen Vermehrung sind viele
Arten wieder befähigt durch die weithin kriechenden
Ausläufer nebst Stocksprossen. Den schwachen
wachsenden Halm , wie auch den jungen Blüten-
stand umgibt die meist nicht gespaltene Blattscheide
zum Schutz. Die Blätter selbst sind schmal gras-
artig , vielfach auch dem Standort entsprechend
borstenförmig, der Rand ist oft scharf, dies sowohl,
wie auch der bedeutende Gehalt an Kieselsäure
schützt sie vor Verletzungen und gegen "Tierfrass.
Im Gegensatz zu den Gräsern sind die Halme knoten-
los und dreikantig statt rund, und dementsprechend
stehen die Blätter auch in 3 Zeilen. Die Früchte
sind flache oder dreikantige Nüsschen.
Fig. 413. Nardus stricta.
Die Familie ist zwar lange nicht so gross wie
die der Gräser, zählt aber immerhin 2000 Arten in
allen Zonen, vornehmlich jedoch leben die Ried-
gräser in der gemässigten und kalten; sie sind wie
jene Wiesen bildend, ziehen jedoch nassen Boden
vor („saure Wiesen", daher Sauergräser). Der
Gehalt an Kieselsäure macht sie zu rauhen , harten
und daher wenig wertvollen Futtergräsern.
Man unterscheidet 3 Unterfamilien.
A. Blüten zwitterig:
a) Bälge des Aehrchens in i* Zi'ilur. Zy-
pereen.
b) Bälge des Aehrchens .yiim/ii/: Szirpeen.
B. Blüten eingeschlechtig: Carizeen.
1. Unterfam. Zypereen.
87. Zypergras, Cyiierus. Fig. 414. '■^'«"»"««'.«f-
Re'j'cSpirre, ohne
Pflanzen mit grasähnlichen Büscheln schmal- p«"««". Narbe
linealer, rinniger Blätter. Die Aehrchen stehen in Köpf- ^ ' '^'
chen und diese in doldenähnlichen Rispen. Hierhin ge-
hören zahlreiche tropische Pflanzen, vor allem auch die
ägyptische Papierstaude (C. papyrus L.), die
über 4 m hoch wird, dessen unter der Rinde lie-
gendes bastähnliches Gewebe die Alten als Papyrus
ebenso wie wir das Papier gebrauchten. Bei uns
kommen nur 2 niedrige Arten zerstreut auf nassem
Lehm- und Sandboden und feuchten Triften vor. 0.
Wenn 2 Narben vorhanden sind, die Bälge
sr/iiiiufzl(/t/M mit grünen Streifen und die Nüsschen
rundl/ch-eiföniii(/: gelbliches Z., C. flavescens L.,
Aug., Sept.; — wenn da-
gegen 3 Narben, Bälge
!<i'liinir:linuin mit crrünen
Fig. 414. Cyperus fuscus.
Fig. 415. Schoenus ferrugir.eus.
Streifen und die Nüsschen :!hi»t/(/: braunes Z., C
fuscus L., Fig. 414. Juli, August.
88. Knopfbiiise. Schoenu.s. Fig. 415. ^.jsu.fndiekopu
Seltene Pflanzen der Torfwiesen. Wenn die ^,â„¢'ff a:s''Bor-'
Köpfchen 5-^10 nn/s/äiK/if/r Aehrchen haben : schwärz- '"'^" vorhanden.
Fig. 4 5.
liehe K., Seh, nigricans L. ; — wenn dagegen ,?—.'<
94
Die Pflanzenwelt.
1. Perigon aus
fteitliff-triitlipeti
langeil Haaren.
Fig. 416.
zur Seife Stehende Aehrchen : rotbraune K., Seh.
ferrugineus L., Fig. 415. Beide 2|, bis 50 cm hoch,
Mai, Juni.
2. Unterfam. Szirpeen.
89. Wollgras, Eriöplioriim.
Durch Ausläufer polsterbildende Pflanzen. Nach
der Bestäubung wachsen die Perigonhaare zu einem
langen Schopf aus, welcher der Verbreitung der
Früchte durch Wind und vorüberstreifende Tiere
dient. In Sümpfen und Torfmooren- 2|. , zumeist
bis 30 cm hoch, April, Mai, das kopfförmige W. Juni,
Juli.
a. Aehrchen <iii:ehi und endständig, Fig. 416, —
wenn dann mit 6 Perigonborsten : Alpen-W.,
E. alpinum L. ; — wenn dagegen zaldreiche
Perigonborsten : scheidiges W. , E. vaginätum
L., Fig. 416. Beide in Gebirgsmooren , selten.
b) Aehrchen am Halmende.
1. Stengel /•»»(///(•//, Aehrenstiel //^^/r- vielähriges
W., E. polystächium L., Taf. 18. 1, die ver-
breitetste Art.
Fig. 416.
Eriophorum vaginalum.
Fig. 417.
Cladium mariscus.
2. Stengel ■•<fiiiiipf- .'Ibnitii/ , Aehrchenstiel rück-
icärtK muh , — wenn dann das Blatt nur ku der
Sjiitze 3kantig, 9 nun breit, 5 — 12 Aehrchen:
breitblättriges W., E. latifölium L. ; — wenn
dagegen Blatt i/mi: 3 kantig, 2 nun breit, 3 — 4
Aehrchen : schlankes W. , E. gräcile Koch,
jenes häufig, dieses selten.
2. Perigon feh- 90. Si'luieide, Cliidium mariscus R. Br. Fig. 417.
lendod.ausrück-
wärts siachiiigen Hohc (bisl'l, m) binsenartige Pflanze mit kriechen-
a^^'unterrDeck- '^^'^ Wurzelstock , die Blätter sind flach, aber mit
blattet Werner, .i langer 3 kantiger Spitze und scharfen Rändern und
(leer). Kiel, infolge von kleinen scharfen Zähnen, wodurch
die Pflanze wirksam gegen Tierfrass geschützt ist. ' '"'^^'8°"'''''"'
*=" *= ^ Griflelbasis oe-
Die kleinen Aehrchen stehen in zahlreichen Büscheln ,iue,iert.
(Cladium) und diese in Rispen. Die Blüten haben
nur 2 Staubgefässe. Die Pflanze liefert gutes Material
zum Dachdecken. Auf Torfboden zerstreut. 2|, ,luli,
August.
91. Si-liiiabelsiuise, Rlivucliöspora. Fig. 418. ' Pmgonse;,,
' • ' ^ A-m--.. Griffelbasis
Auch Moorbinse. Mit beblättertem, 3 kantigem *""'"■'"'"'"'''"•'•
Halm und schmalen, rinnigen Blättern , auf Moor-
wiesen. 2j., bis 30 cm hoch.
Wenn Wurzel fuser/i/,
und Aehrchen n-eissl/rh .-
weisse Sehn., Rh. alba
Valil, häufig, Juli, Aug.;
— wenn dagegen kriirlien-
ilej- Wur:ehtoi-l.- imdAehren
hniun: braune Sehn., Rh.
fusca R. et S., selten ,Iimi,
Juli.
l-jg. 418. Rhynchospor.l alba.
92. Sunipfsimse,
Heleoeharis.
Auch Schlammbin-
se. Die einfachen Halme
bilden dichte Rasen, mit
einfachen endständigen
Aehrchen. An nassen Stellen, Teichrändern u. s. w.
a) 3 Narben; — wenn dann der Halm 4h-nnt/(j,
dünn: nadelfeine S. , H. aciculäris R. Br. , bis
8 cm hoch ; — wenn dagegen Halm non/, dieker:
vielstenglige S , H. multicaülis Koch, bis 20 cm
hoch, beide stellenweise. Juni, Aug.
b) 2 Narben.
1. Wurzel f"'<rr/(/, Frucht ■■«■hdi-fkanüg. Bälge
(di<ieruiidii : eirunde S., H. oväta R. Br. selten.
&, bis 15 cm hoch. Juli, Aug.
2. Mit krierhende.ni WurzeMoek , Frucht stumpf -
kantig. Bälge etwas sjdtz, — wenn dann der
untere Balg das Aehrchen Imlb um-
fasst: gemeine S., H. palustris R. Br.,
Fig. 420; - wenn dagegen der unterste
Balg das Aehrchen ndiiz umfasst: ein-
spelzige S., H. uniplänus Lk., beide
im Wasser'bis 1 m, sonst 15 cm hoch. 21,
Juli, Aug. jenes häufig, dieses seltener.
b. unlere Deck-
blätter grösser, 1
his 2 unfruchtbar
(leer).
â– ) Griffelbasis
rerdirkt und ein-
fffsrfiit'h't, Fij{.
419.
Fig. 4U».
Heleoeharis pa-
lustris. Frucht-
knoten.
93. Simse, Snrpus.
Auch Binse. Manche Arten haben zur vege-
tativen Vermehrung und Verbreitung Ausläufer nebst
Stocksprossen. Manche sind „Rutengewächse" mit
wenig Blättern , was auf den sumpfigen Standort
zurückzuführen ist; denn dieser wirkt geradeso wie
trockner. Die Perigonborsten mancher Arten haben
â– '="^) Oriffelbasis
teerhr verdickt
mW( einge-
schnürt.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
95
rückwärts gerichtete Borsten , was der Verbreitung
der Früchte durch Tiere dient.
A. Einzelnes, endsiündiijes Aehrchen. Fig. 421-
1. Halm a)<ti<i. fadenförmig, im Wasser flutend:
flutende S., Sc. flüitans L., selten, in stehenden
Gewässern. 2|, bis 30 cm
lang. Juli— Sept.
[Mg. 4'JO. Ilfleocharis p.iiustris. Fig.*42]. Scirpus catspitosus.
2. Halm rlufurli.
a. Oberste Halmscheide udi kurzem linealem
Blalt, Fig. 421 : Rasen-S., Sc. caespitösus L.,
Fig. 421, in Torfmooren, zerstreut. "i\ , bis
15 cm hoch. Mai, Juni.
b. Oberste Halmscheide liliitfln.i, - wenn dann
Aehrchen rot/in/idi, bis 25 cm hoch: wenig-
blütige S. , S. pauciflörus R. et Seh., 2|., Juni,
Juli, zerstreut; — wenn dagegen hIe/cJigrau,
Pflanze sehr niedrig (bis 8 cm) : Zwerg-S.,
S. pärvulus R. et Seh.
Fig. 422. Scirpus rufus.
Fig. 423. Scirpus maritimus.
B. Aehrchen zu inflirn-ni in Aehren oder trug-
doldigen Büscheln, wenn einzeln, dann ^citemtämlig.
1.
Aehrchen in Aeln-oi, wenn dann 10 oder mehr
Aihirlicii in der Aehre und Perigonborsten riirl--
irärts x/tK'/icI/g , Fig. 421 : zusammengedrückte
S., S. compressus Pers. in Sümpfen und nassen
Wiesen, zerstreut, 2|, bis 20 cm, Juli, Aug.; —
wenn dagegen 4—6 AehirJim und Perigonborsten
felih'iiil oder trcichhmiriii: braune S., S. rufus
Schrad., Fig. 422, am Meeresstrand und an Sa-
linen. 21, bis 30 cm. Juni, Juli.
Aehrchen in Spin-ni.
a. Spirre cIciifl/rJi mdHiiniliii . mit flachen Hüll-
blättern, Fig. 423.
■■■Bälge der Aehrchen an der Spitze ■^apaltiij,
Fig. 423 rechts: Meerstrand-S. , S. mari-
timus L., Fig. 423, in Sümpfen und am
Meer, zerstreut. IX, bis P/;, m hoch. Juni,
Juli.
■■■■■■Bälge i(n.yefe//f, Fig. 424, — wenn dann
fi'iii'ifuchelspit-iii und Perigonborsten riick-
iriirts xtticIiel/(/ : Wald-
S. , S. silväticus L.,
Fig. 424, in feuchten
Gebüschen, häufig, Juni,
Juli; — wenn dagegen
die Bälge o/mi' Stachel-
spitze und die Borsten
i/liitf: wurzelnde S., S.
rädicans Schkr. , auf
Sumpfwiesen u. s. w.,
selten, Juli, Aug. Beide
2J., bis r.| m hoch,
b. Spirre durch das über-
ragende Deckblatt
scJieinbiir sc/fensfciiK/ii/.
* Bälge stumpf mit
Stachelspitze , Fig.
425, — wenn dann
Aehrchen fiiKchi oder zu -^—3 und Frucht
/'VV^//.sTippig, Fig. 426: borstliche S. , S.
setaceus L., bis 8 cm hoch; — wenn da-
gegen 2 — 9 Aehrchen büschelig gehäiiff und
Frucht 7/^<'/-runzelig: liegende S., S. supi-
nus L., bis 15 cm hoch; beide selten, an
sumpfigen Stellen. © oder 4. Juli, Aug.
Fig. 424. Scirpus silväticus.
(D
Fig. 425.
Scirpus setaceus.
Balg.
Fig. 426.
Scirpus setaceus,
Frucht.
Fig. 427.
Scirpus lacustris,
Balg.
Bälge uHsgcnaidii mit Stachelspitze, Fig. 427.
O Halm ühi'r<dl st/i-lriDid , — Wenn dann
;•' Narben : Tabernämontans-S., S. täber-
naemontäni Gmel., bis l'!^ m hoch; —
96
Die Pflanzenwelt.
wenn dagegen S Narben: Teich-S. , S.
lacüstris L., Taf. 18, 4, bis 2',^ m,
beide an stehenden und fliessenden Ge-
wässern, ^4 , Juli u. Aug., jene selten, diese
überall in grossen Beständen.
OO Halm irriiii/.sfi'iis in der Mitte .'Jhintijf, —
wenn dann ntlr Aehrenbüschel t<it:riiil :
stechendes., S. püngensVahl, bis 60cm,
an einigen Flüssen, selten; — wenn aber
(â– i)ii(/c (/csticlt: dreikantige S., S. triqueter
L., bis 1 m, an Ufern, selten. Qj., Juli,
August.
3. Unterfam. Cariceen.
Hierhin als einzige Gattung, aber mit nicht
weniger als 86 deutschen Arten :
94. Segge, Carex.
Im allgemeinen gilt von den Seggen das oben
bei Besprechung der Familie Gesagte: grasähnliclie
Gewächse, vielfach mit kriechendem Wurzelstock.
Bemerkenswert ist, dass die Blüten zur Sicherung
der Fremdbestäubung eingeschlechtig sind, vielfach
sind die Staubgefäss- und Stempelblüten auf beson-
dere Aehrchen verteilt, dabei stehen jene nackt, d. h.
also ohne Perigon, in den Aehrchenschuppen, wäh-
rend diese eine schlauchartige Hülle besitzen, die
mit der Frucht oft weiter wächst, aufgeblasen wird,
und dann diese durch Schwimmen verbreitet. Ausser
dem einjährigen C cyperoides sind alle % , und
wenn nichts anders angegeben ist, blühen sie im
Juni und Juli. Vielfache Bastardbildung erschwert
das Bestimmen oft sehr, man achte darauf, dass man
stets auch den Wurzelstock zu berücksichtigen hat,
wir können hier bei dem grossen Umfang der Gat-
tung nicht alle Arten behandeln, die nur an einzelnen
Orten vorkommenden werden wir kurz anführen.
Wir unterscheiden 3 Gruppen:
A. Ein i'inzigi's , emiständiges Aehrchen : Ein-
ährige Seggen..
B. Mit /iirlinriii Aehrchen , — wenn dann alle
(oder doch die meisten) Staubgefässe und Stempel
enthalten: gleichährige S. , wenn dagegen dii-
1)1 irrst i_)i Aehrchen meist nur Staubgefässe, die iinterrn
nur Stempel haben: verschiedenährige S. (hierhin
die meisten).
I. Einährige Seggen^), alle selten.
a) Mit •'.' Narben: wenigblütige S. , C pauci-
flöra Lightfood, in Hochmooren der Gebirge, 20 cm.
b) Mit .i' Narben, Fig. 427 unten rechts.
') AVenn dei- Sehlauch am Giuude eine Granue hat,
so deutet dies auf C. microglocliin in Oberschwahen und
Oberbayern.
1. Pflanze cinlifinsi,/: Floh-S. , C. pulicäris L., Fig.
428, feuchte Wiesen, 30 cm.
2. Pflanze ziceihäusiy , — wenn dann Blatt und
Halm iih(ti : Zweihäusige S., C. diöica L., 20 cm ;
— wenn dagegen scliurfninditj: Davalls S., C.
davallidnaSmith, 30 cm,
beide auf Torfwiesen.
Fig. 4_'S. Carex pulicäris.
Fig. 429. Carex aren.iri.i.
II. Gleichährige Seggen.
A. Aehrchen in kiigeliyen Köpfeinn mit (meist)
3 blätteriger Hülle: Zypergras-S., C. cyperoides L.,
bis 20 cm, selten in ausgetrockneten Teichen, Juli
bis Sept.
B. Aehrchen in deutlicher Arlin- odfi- Rispe.
a) Mittirres Aehrchen ganz männlich , die an-
deren weiblich: Mittelmännige S. , E. intermedia
Good , bis 30 cm, auf feuchten Wiesen häufig.
b) Aehrchen oben niiinnlirh, unten weihlirh. Ver-
gleiche c
1. Wurzelstock ///// lungen Aiislii ufern, Fig. 429, —
wenn dann mit kojifförmig gedrängten Aehrchen
und Schlauch nir/it geflügelt: fadenwurzelige
Fig. 430. Carex vulpina.
Fig. 431. Carex leporina.
Samilicn: Binjcn (Juncaceae), Seggen (Carices).
18
Sia. 1. Dieläbriges tDongtas, Eriophorum polystachium. 2. 51otter.Binie, Juncus effusus. 3. (Bememe tjoin=
bin|e, Luzula campestris. 4. leidjiimle, Scirpus lacustris. 5. Roienförmige Segge, Carex caespitosa.
6. 5rütilings=Segge, Carex praecox.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
97
S , C. chordorhiza Ehrh., bis 30 cm, nur hie und
da selten ; - wenn dagegen eine liinglichf Haupt-
ähre und der Schlauch (jrflih/rlt, Fig. 429 links:
Sand-S., C arenaria L. , Fig. 429, 50 cm, auf
trockneni Sandboden, an Fluss- und Meeres-
ufern, zerstreut.
2. Wurzelstock dicht rasig, nlnir lauge Auflauf er.
■'" Früchte filisti'kciiil.
O Schlauch mif 5 Nerven, Halmflächen konkav:
Fuchsbraune S., C vulpina L. , Fig. 430,
mit braunen , grünnervigen Bälgen , überall
an Gräben, Teichen u. s. w., bis 1 m. Mai,
Juni.
OO Schlauch mit uin/ii(/l/C/ieii oder ohm' Nerven,
Halmflächen flu'ii, — wenn dann die Frucht
.■^/Hirr/g absteht: sperrfrüchtige S., C. muri-
cäta L., bis 50 cm, Bälge braun; wenn
dagegen Frucht imfirclit absteht: unter-
brochenährige S. , C. divülsa Good, bis
1 m , Bälge blassgrün ; auf nassen Wiesen,
in Wäldern. Mai u. Juni, jenes überall, dieses
zerstreut.
•»■:■:• Prüchte (litfnriil.
O Schlauch mit .9 -7.;-' Nerven, nicJif glänzend,
Deckblätter schmal berandet: abweichende
S. , C. paradöxa W. , untere Blattscheiden
mit schwarzem Faserschopf, bis 60 cm, auf
Moorwiesen, selten.
OO Schlauch ohne rleufliehe Xerren, glänzend, —
wenn dann Stengel laiteu rund. Blätter bis
2 Htm breit: stielrundliche S. , C. tereti-
üscula Good., 50 cm ; — wenn dagegen
Stengel ühemll Hkdntig und Blätter bis 6 mm
breit: rispige S. , C. paniculäta L. , Im,
beide in Sumpf- und Torfwiesen, zerstreut,
c) Aehrchen oben ueililirlt, unten tm'innlieh.
1. Wurzelstock mit AH^liiufem kriechend, — wenn
dann die Aehrchen sim/igtlh und die Früchte
langer als das Deckblatt: Zittergras-S. , C. bri-
zöides L , bis 60 cm, in sumpfigen Wäldern, hie
und da; — wenn dagegen die Aehrchen r/((«Ä-e/-
hntini und die Früchte x'i hing wie das Deck-
blatt: Schrebers S., C Schreberi Schrk. , bis
30 cm, an Sandorten und trocknen Hügeln, zer-
streut. April und Mai.
2. Wurzelstock ohne (irenigxten^f längere) Auslnnfer,
Fig. 431.
* Aehrchen einander genähert, Fig. 431, — wenn
dann die Aehrchen dick und ntnd: Hasen-S.,
C. leporina L., Fig. 431, bis 30 cm, Schlauch
gestreift und mit Flügelrand, häufig, auf trock-
nen Wiesen und an Waldwegen ; — wenn
dagegen die Aehrchen Ifinglich-walzig sind:
verlängerte S., C. elongäta L., bis 1 m, zer-
streut, in sumpfigen Wäldern.
nulfiii ann-Deiinert, Botaii. Bilder-Mlas. 3. Aufl.
Anm. C. heleonäster Ehrh. in Oberbayern
und Schwaben und bei Meppen hat glatte
ungeflügelte Schläuche.
'â– "â– Wenigstens die unteren Aehrchen etm einander
entfernt, Fig. 432.
o Deckblätter der unteren Aehrchen iiherragen
das Halmende, Fig. 432 ; entferntährige S.,
C remöta L , Fig. 432, bis 50 cm, in feuch-
ten Wäldern , häufig , oft Bastarde bildend.
OO Deckblätter der unteren Aehrchen erreiehen
das Halmende nicht, Fig. 433, - wenn
dann die Frucht .fjiarrig absteht und der
Schlauch heramlet ist: sternfrüchtige S., C.
Fig. 432. Carex remota
Fig. 4.3.3. Carex canescens.
stelluläta Good, bis 30 cm, in feuchten
Wäldern, häufig ; — wenn dagegen die Frucht
aufrecht absteht und der Schlauch nieht be-
randet ist: weissgraue S., C. canescens L.,
Fig. 433, bis 30 cm, in sumpfigen Wiesen,
häufig (beide mit geschnäbelter Frucht, C.
loliäcea L. im Bourtanger Moor und in
Ostpreussen mit ungeschnäbelter).
III. Verse hiedenährige Seggen.
A. Schlauch höchstens mit kurzem Schnabel,
a) 2 Narben, Frucht glaff.
1. Frucht ganz xehntdtellos.
aa. Alle oder einige Blattscheiden zerfaxerf , —
wenn alle und der Halm steif aufrecht: straffe
S., C stricta Good.; wenn dagegen nur
die unteren Blattscheiden gefasert und der
Halm xehlaff: rasenförmige S., C. caespitösa
(April) , Tai 18, 5, beide i;o m , zerstreut in
Sumpfwiesen,
bb. Blattscheiden nicht zerfasert.
â– â– ' Deckblatt des unteren Aehrchens iiherragt
das Halmende: scharfe S., C. acuta L., bis
1 m, überall an Ufern und Gräben.
13
98
Die Pflanzenwelt.
â– â– '" Deckblatt des unteren Aehrchens nii-lii so
lnii<i.
O Schlauch mit mehreren undeutlichen Ner-
ven: gemeine S., C. vulgaris Fr., bis
30 cm, überall, an Gräben und auf feuch-
ten Wiesen, April— Juni,
oo Schlauch inrniilo.t: C. rigida Good (Blatt
zurückgekriimmt) und C. hyperbörea Drej-
(Blatt aufrecht), beide im Riesengebirge.
2. Frucht Uli/ /.â– iirzciii, zirci-iihiiiyiin Si-lii/iihc! : C.
Gaudiniäna Guthnick (Blatt an der Spitze flach
zusammengedrückt) in Südbayern und C. micro-
stächya Ehrh. (Blatt an der Spitze scharf 3 kan-
tig) im Bückeburgschen , bei Lübeck, Tilsit,
Wohlau
b) .-) Narben, die Frucht o/.anfii/.
1. Schlauch /.'//(/.
aa. Deckblätter höchstens mit .telir /.■«r;v7- Scheide.
â– â– Oberstes Aehrchen untoi miiiiiilirli. nhm inib-
tirh: Buxbaums S., C. Buxbaümii Wahlbg.,
mit faserigen Blattscheiden (nichtfaserig:
C. atrata im Riesengebirge), bis 30 cm, auf
Torfwiesen zerstreut, April u. Mai.
■'■■Oberstes Aehrchen (finiz männlirli — wenn
dann weibliche Aehrchen sitzend: niedrige
S., C. supina Wahlbg., 15 cm, zerstreut auf
sonnigen Hügeln, April u. Mai; — wenn
dagegen weibliche Aehrchen gestielt, Fig.
434: Schlamm-S., C. limösa L. , Fig. 434,
Fig. 434. Care.x Umosa.
I'ig. 4J.5. Care.x glauca.
Blatt faltig-rinnig (wenn flach C. irrigua Gm.,
Riesengebirge, Erzgebirge, Tilsit), auf Moor-
sümpfen zerstreut,
bb. Deckblätter //'// <leiitUi-her Scheide (wenn
häutig: C. alba in süddeutschen Gebirgswäl-
dern, sonst blattartig |.
'■■' Mit .V— -j männlichen Aehrchen : meergrüne
S. , C glauca Scop. , Fig. 435, häufig, auf
feuchten Wiesen, bis 50 cm, April u. Mai-
Mit / männlichen Aehre.
O Blätter tivlnuirt, — wenn dann die Aehr-
chen (iiifrn'ht und der Hahn fast ulme
Blätter: wimperblättrige S. , C. pilösa
Scop., in Laubwäldern selten, bis 50 cm,
April u. Mai; — wenn
dagegen Aehrchen iiir/,-ci/d
Fig. 436. Carex patlescen
Fig. 437. Carex panicea.
und Halm mit Blättern: blasse S. , C.
pallescens L., Fig. 436, überall, in Wäldern
und auf Wiesen, bis 30 cm.
oo Blätter /.aJit.
1. Mit atifrerliteii weiblichen Aehrchen:
hirsenartige S., C. panicea L., Fig. 437,
Fig. 438. Carex strigosa.
Fig. 439. Carex maxima.
Ãœberall, auf feuchten Wiesen, bis 30 cm.
— [C. nitida Hoch, im Südharz hat weiss-
lich-häutige Schlauchspitze, C. vaginäta
Tausch im Riesengebirge mit rechtwink-
lig gebogenen männlichen blühenden
Aehrchen. 1
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phaneroganien.
99
2. Mit wenigstens >('V7,r)(f7('« weiblichen Aehr-
chen, — wenn dann ///// Ausläufern und
achUoikm weiblichen Aehrchen, Fig. 438 :
schlankährige S., C. strigösa Huds.;
wenn dagegen dIikc Ausläufer und mit
(/fdnmgmt/)! Aehrchen: grösste S., C.
mäxima Scop., Fig. 439, beide 1 m und
höher, in feuchten Wäldern, zerstreut. —
[C. capilldris L. im Riesengebirge hat
sehr kurze weibliche Aehrchen.]
2. Hi'Jiiiar/r Schläuche.
aa. Sclieide liiichafi'iis li-nrz, Aehrchen r//i'///früchtig.
â– â– â– Aehrchen allr n/Ut/ml.
o Schlauch fasf kiairJiy: filzfrüchtjge S.,
C. tomentösa L. , auf feuchten Wiesen,
bis 30 cm, April u. Mai.
OO Schlauch am (irinuh rersehmälerf, Fig. 440.
1. Mit Ausläufern : Heide-S., C. ericetörum
Pall., auf trocknem Sandboden zerstreut,
bis 20 cm, März— Mai.
2. Ohne Ausläufer, Fig. 440, — wenn dann
Deckblätter haiitiij: Berg-S., C. montana
L., zerstreut, in trocknen Wäldern , bis
25 cm, April— Mai; - wenn dagegen
Deckblätter hlaiturlig grün: pillentra-
gende S., C. pilulifera L., Fig. 440
häufig, auf sandigen Waldplätzen und
Heiden, bis 30 cm, April— Mai.
Fig. 440. Carex pilulifera
Fig. 441. Carex liumilis.
'■'■Weibliche Aehrchen iiiehrh\üX\g, — wenn
dann der Schlauch .w hoig wie das Deck-
blatt: gefingerte S., C. digitäta L., Fig. 442;
— wenn dagegen liiii(/ir: Vogelfuss-S., C
ornithöpodaW., beide zerstreut, in schattigen
Laubwäldern, bis 15 cm, April u. Mai.
B. Schlauch laiii/yisclmäbf// mit 2 Zähnen oder
Haarspitzen, Fig. 443.
a) Schlauch lifliaarf , Fig. 443, — wenn dann
Deckblätter /r(»(/.v(7/('/(//>/ und Blatt flacli und hiluiuii :
Behaarte S., C. hirta L.,
häufig, an san-
â– â– â– * Unterstes Aehrchen (wenigstens meistens)
kurz i/est/elt: Frühlings-S., C. praecox Jacq.,
Taf. 18, 6, Halm glatt, auf trocknen Hü-
geln und in Wäldern, überall, bis 30 cm,
März u. April. [Die Abart C. polyrrhiza
Wahr, hat oberwärts rauhen Halm.]
bb. Scheide des Deckblatts deutlich niHiamlen.
Früchte Im-ker stehend.
* Weibliche Aehrchen (meist) .7 blutig: niedrige
S., C. hümilis Leyss., Fig. 441, auf sonnigen
Hügeln, zerstreut, bis 8 cm, März u. April.
Fig. 442. Carex digitäta.
T.- > (/ll
Fig. 443. Carex hirta.
digen nassen Stellen, bis 60 cm; — wenn dagegen
Deckblätter höchstens h-iirzscheirlig und Blatt schmal,
ritinifi und /,•'(///.• fadenförmige S., C. filiförmis L.,
zerstreut, an stehenden Gewässern, bis 1 m.
b) Schlauch hih!.
1. Aehrchen IiHhijuhI , — wenn dann Deckblatt
itdiijüeliiidiii: Wald-S., C. silvätica Huds., Fig.
444, lockerblütig. Schlauchschnabel kahl [wenn
gedrungenblütig und
Schnabel feingesägt-
wimpeiig: C. frigida
All. , Feldberg und
Hoheneck in den Vo-
gesen], hie und da,
auf feuchten Wald-
wiesen , bis 60 cm,
Mai; — wenn aber
Deckblatt kurzschei-
di(j: zypergrasähn-
liche S., C. pseudo-
cyperus L., selten, in
Gräben u. s. w., bis
50 cm, Mai.
2. Aehrchen unfrerht
(oder nur das unterste
Fig 444.
nickend). Carex silvatica.
100
Die Pflanzenweh.
aa. Schnabel des Schlauchs mit (/finde rorcie-
ütreckti-ii Zähnen, Fig. 445, meist nur 1 männ-
liches Aehrchen.
•■Aehrchen sifzcnd oder mit dem Stiel in der
Blattscheide, — wenn dann Schnabel des
Schlauches zurücl-gehrimmt, Fig. 445: hell-
gelbe S., C. flava L. ; — wenn dagegen
Schnabel yeradi-: Oeders S. , C. Oederi
Ehrh., beide auf Sumpfwiesen, bis 15 cm,
jene häufiger als diese.
"* Wenigstens an den untern Aehrchen ein
iliiitUfh sicli/liarer Stiel.
O Die Blätter überragen den Halm : Gersten-
ährige S., C. hordeistichos Vill., schwarze
glanzlose Früchte; selten, in Gräben
u. s. w. , 20 cm , April , Mai [S. secalina
Wahlbg., Erfurt, bei Halle , mit brauner,
glänzender Frucht].
OO Die Blätter l.iirzer als der Halm.
aaa. Stumpfe Deckblättchen mit Stachelspitze,
Fig. 446, — wenn dann Schlauch rieJ-
nerrig: entferntährige S., C. distans L.,
Fig. 446, bis 60 cm, zerstreut, auf feuch-
ten Wiesen; — wenn aber Schlauch /////
Fig. 445. Carex flava.
Fig. 446. Carex distans.
.i" stärkeren Nerven ; zweinervige S., C.
binervis Sm., bis 1 m, selten, auf Heiden,
bbb. Ziige.sj>/t:tr Deckblättchen mit oder ohne
Stachelspitze: Hornschuhs S., C. horn-
schuchiäna Hoppe, 2—4 weibliche Aehr-
chen gedrungenblütig, zerstreut, auf Torf-
wiesen, bis 30 cm.
[C. Michelii Host, Schlesien in Wäl-
dern, hat nur 1-2 weibliche Aehrchen,
C. sempervirens Vill. ist lockerblütig.]
bb. Schnabel des Schlauches in i* ali.<!tehende
Spitzen geteilt, meistens Mehrere männliche
Aehrchen.
Halm '//»'// .Flaschen-SvCampulIäceaGood.,
Schlauch aufgeblasen, fast kugelig, häufig,
an sumpfigen Orten, bis 60 cm [C. nutans
Host bei Magdeburg mit nicht aufgebla-
senem eiförmigem Schlauch].
Fig. 448. Carex paludosa.
** Halm mit rauhen Kanten.
o Schlauch (mfyehla.^en: Blasen-S., C. vesi-
cäria L., Fig. 447, häufig, an nassen Orten,
bis 60 cm.
OO Schlauch nicht aufgeblasen, — wenn dann
die Blattscheiden ijespa1te)i: Sumpf-S., C.
paludosa Good., Fig. 448, bis 1 m, häufig,
an feuchten Stellen ; — wenn dagegen
die Blattscheiden (lexrhln^se»: Ufer-S., C.
ripäriaCurt., sehr häufig, an Gräben u.s.w.
bis 1,25 m, die stärkste und grösste Segge
Deutschlands.
\'. Reihe. L i 1 i e n b 1 ü t i g e.
21. Fam. Binsengewächse, Juncaceen.
Es sind dies steife, grasähnliche Kräuter, was
sich vor allem in den flachen, schmalen, z. T. übri-
gens auch shelrunden Blättern zeigt. Sie haben
Wurzelstöcke, mit denen sie überwintern und sich
verbreiten. Die kleinen unscheinbaren Blüten, der
trockne Blütenstaub und die feingefiederten Narben
deuten wie bei den Gräsern auf Windbestäubung,
dagegen ist der Blütenbau selbst anders als bei den
Gräsern: es ist ein kelchähnliches, trockenhäutiges,
6 blättriges Perigon vorhanden, meist auch 6 Staub-
gefässe, der eine Fruchtknoten wird zu einer Kapsel.
Die Blüten stehen meistens in Spirren. Die 250
Arten sind namentlich in der gemässigten und kalten
Zone weit verbreitet.
95. Binse, JunCUS. '■Blätter Mel-
niHfl oder gerillt,
Fast alle Arten dauern aus. Es sind ausge- *"'''• '^.='ps«i ''<•«'•
sprochene Rutengewächse mit reduzierten , manch- " "'am'ig. '"'
I
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
101
mal sogar ganz fehlenden Blättern, der grüne Halm
übernimmt dann statt ihrer die Ernährungsarbeit.
Alles das hängt mit dem nasskalten sumpfigen Stand-
ort zusammen, der ebenso wirkt wie ein trockener.
Der knotenlose runde Halm ist dem der Gräser
ähnlich sehr biegungsfest gebaut (d. h. ein fester
Zylinder, der mit weichem Mark ausgefüllt ist). Bei
manchen Arten im Hochgebirge (J. supinus und J.
alpinus) bilden sich als Ersatz der Früchte Ableger.
Wie gesagt, sind die Blüten auf Windbestäubung
und damit Fremdbestäubung eingerichtet, bemer-
kenswert ist aber, das"s bei J. bufönius durch Kleisto-
gamie (Geschlossenbleiben der Blüten) Selbstbestäu-
bung als Notbehelf zu beobachten ist. Die Samen
sind leicht und haften Sumpfvögeln an, die sie auf
diese Weise verbreiten. 24 deutsche Arten.
A. Halm hlaHln'i, nur unten mit blattlosen
Scheiden.
I. Spirre iiufru-ht : Strand-B., ,1. maritimus Lam.,
Hüllblatt und Scheide mit stechender Spitze, an
sandigen Küsten von Europa und Nordamerika, an
Nord- und Ostsee, bis 1 m hoch, Juli u. Aug.
II. Spirre .â– <iHJich stehend, Fig. 449.
1. Der dünne, fadenför-
mige Halm oben n/k--
h)„l : fadenförmige
B., J- filiförmis L.,
Fig. 449, selten , auf
Torfwiesen, besonders
im Gebirge, bis 30 cm,
Juni u. Juli.
2. Halm aufrecht.
a. Mark des Halm fä-
clnrifi: meergrüne
B., J. glaucus Ehrh.,
die Blüten sind grös-
ser in lockerer,wenig
verzweigter Spirre,
Kapsel stumpf, glän-
zend braun, häufig,
an feuchten Orten, bis 60 cm, Juli u. Aug.
b. Mark niclii unterbrochen.
■■Mit 6 Staubgefässen : J. diffüsus in Hol-
stein, bei Brandenburg und Hannover, mit
schwarzroten Scheiden — und J. bälticus am
Meer mit gelbbraunen Scheiden.
** Mit H Staubgefässen, — wenn dann die
Spirre im.-njebreitet flatterig und Griffel un-
mittelbar auf der Kapsel: Flatter-B. , J.
effüsus L. , Taf. 18, 2, kleine Blüten in
lockerer Spirre, Kapsel eingedrückt; — wenn
dagegen Spirre knäuelartig zusammengezogen
und Griffel auf einem Höckerchen der Kapsel :
Knäuel-B., J. conglomerätus L., beide über-
all an nassen Gräben u. s. w., im grössten
Fig. 449. .luiKus filiförmis.
Teil Europas, bis 1 m , Juni u. Juli. Man
flechtet aus den Halmen Körbchen.
B. Halm icenigstens mit ]Vi(rzeJbUitteni.
I. Nid- Wiirzelhleittey vorhanden, Fig. 450.
1. Die Blüten stehen in 5— lOblütigen Kojifchen,
Fig. 450: Kopfblütige B. , J. capitätus Weigl.,
Fig. 450, zerstreut, auf feuchten Aeckern und
Triften, bis 10 cm hoch, Mai— Aug. (wenn nur
1 — 3 Blüten zusammen: J. trifidus im Riesen-
gebirge).
2. Die Blüten stehen in endständigen Spirren
mit sehr ungleichen Aesten ; — wenn dann
Blätter (ibstrheiii/ und Staubfäden läiii/a- als die
Staubbeutel : dünne B.,
J. tenuisW., selten, auf
Fig. 450. Juncus capitätus.
Fig. 451. Juncus squarrosus.
tonig-sandigem Waldboden, bis 25 cm, Mai u.
Juni ; — wenn dagegen Blätter nufreeht und
Staubfäden H-4iiii(l kürzer als die Staubbeutel :
sparrige B., J. squarrosus L. , Fig. 451, Heide
und Torftriften, bis 30 cm, Juli u. Aug.
II. Auch / /"■.•-• iiielir Jliiliiihliitter vorhanden.
1. Blätter /•»)((/, hohl, durch Querwände ^f/'aV-A<T/
(mit 6 Staubgefässen, nur 3 hat J. pygmaeus, ©,
in Schleswig).
a. Die .')' iii/iereii Perigonblätter liiiujer: Wald-B., J.
silväticus Reichh., Blatt glatt, häufig, in feuchten
Wäldern und auf Torfboden, bis 1 m, Juli u.
Aug. (wenn der Halm fein gerieft: J. aträtus,
Leipzig, Breslau, in Hannover).
b. Die 6 Perigonblätter ulte g/eiclilang, Fig. 453.
■■Perigonblätter l.iir; staeheUpitzig , Fig. 452:
glanzfrüchtige B. , J. lamprocärpus Ehrh.,
Fig. 452, Halm etwas zusammengedrückt,
Perigon braun, weissgerandet, Kapsel kasta-
nienbraun, glänzend , fast in ganz Europa, in
Deutsctiland überall, in Gräben und an Ufern,
bis 1 m, Juli u. Aug.
"■•• Perigonblätter stinupf, Fig. 453; wenn dann
i>ilbenreiss: stumpfblütjge B., J. obtusiflörus
Ehrh., Fig. 453; — wenn dagegen bninii;
102
Die Pflanzenwelt.
Alpen-B., J. alpinus Vill., bis 30 cm, Juli u.
Aug., jene zerstreut an Sumpforten, diese mehr
im Gebirge.
2. Blätter schninl lineal, borstig, )//'•/(/ ijcfärlicrl.
Blüten in Kii/ifclii'n, i/ie.ic in Sjnrmi: Schlamm-
B., J. supinus Mnch., zerstreut, auf Torfwiesen
und in Sümpfen, bis 20 cm, Juli u. Aug.
dagegen hViifier als die Kapsel, Fig. 455:
Kröten-B., J. bufönius L., Fig. 455, jene bis
15 cm, stark verzweigt, Blätter meist grund-
ständig, Perigonblätter stachelspitzig, auf feuch-
tem Sandboden, zerstreut, diese, bis 25 cm,
überall (fast auf der ganzen Erde) amphibi-
sches Unkraut, beide Juni— Aug. [J. bufönius
mit länglicher Kapsel , J. sphaerocärpus mit
rundlicher, so Würzburg, Weimar, Offenbacli.J
96. Haliibiii.se, Lü/ula.
Fig. 4.';2.
Juncus lamprocarpus.
Fig. 453.
Juncus obtusiflorus.
b. Blüten einzeln in Spirrrn, Fig. 454.
" Mit kriechendem Wurzelstock ubeririiitfrnd
und Halm zusainuionjn/riirl.i , — wenn dann
die Perigonblätter /'«.s-/ .vo Imn/ wie die Kapsel:
Gerards-B. . J. Gerärdi Loisl.; — wenn da-
gegen /.-Urzcr, Fig. 454 : zusammengedrückte
2. Bllillcr ll'ir'i.
U'hanri. i-ig. 4.''>(i,
Ausdauernde Gewächse, vielfach rasenbildend, K.ipsei «-ifäche-
mit grasartigen Blattern , die am Kande weisshaarig
sind. Die 9 deutschen Arten lieben mehr trocknen
Boden.
I. Blüten in Kiyifrhcn und iliesc in Spirn-n: ge-
meine H. , L. campestris DC. , Taf. 18, 3, Blatteile
braun, hellrandig, in Nord- und Mitteleuropa ver-
breitet, in Deutschland (ändert je nach dem Stand-
ort ab) überall, aufwiesen und Triften, bis 25 cm,
März bis Mai [wenn die Köpfchen in länglicher
Aehre, J. spicäta DC. im Riesengebirge).
II. Blüten in Spirrm ohm- Kiipfrhm.
1. Spirre einff/rh , Samen mif Anhängsel, —
wenn dann die Spirrenäste nach ihm Bliilim zurüd,-
gehrochm und das Blatt lanzettlich 6—8 mm breit:
behaarte H., L. pilösa W., Fig. 456, Blatt mit langen
Fig. 454.
Juncus compressus.
Fig. 455.
Juncus bufönius.
B., J. compressus Jacq. , Fig. 454, beide bis
50 cm hoch, Juli u. Aug., jene zerstreut auf
Sumpf- und Salzboden, diese häufig auf feuch-
ten Wiesen und an Wegen.
Einß/iri'j, Halm atidrund , wenn dann die
Perigonblätter ••") hiwi "ili-r läni/ir als die
Kapsel: zarte B., J. tenageia Ehrh.; — wenn
Fig. 457. Luzula silvatica.
weissen Haaren gewimpert, in ganz Europa ver-
breitet, in Deutschland überall, besonders in Laub-
wäldern, bis 30 cm, April u. Mai; — wenn dagegen
Spirrenäste s/W.v uufn-clit und Blatt lineal: Forsters
H., L. Forsteri DC, selten, in sonnigen Bergwäldern
(z. B. Elsass, Rheinland), bis 30 cm, Mai u. Juni.
2. Spirre -iisdinmi'iK/csetzt, Samen ohne Anhäng-
sel, — wenn dann die Spirre /.-ürzfr als die Hüll-
blätter: weisse H., L. älbidaDC, häufig, besonders
in Gebirgswäldern, bis 60 cm, Juni u. Juli; — wenn
IV. Kreis: Saineiipflanzeii, Phantrogaineu.
103
dagegen länger: Wald-H. , L. silvätica Gaud. , Fig.
457, ebenda zerstreut, bis Im, Mai u. Juni [L.
spadicea DC in den Vogesen hat i<ahle Blätter].
22. Fam. Liliengewächse, Liliaceen.
Krautige Gewäctise, welche mit Zwiebeln, weni-
ger oft mit Wurzelstöcken (manchmal knollig) über-
wintern und sich verbreiten, die Blätter sind mei-
stens grundständig und die Blüten zwitterig und
regelmässig, mit oft schön gefärbtem Perigon zum
Fig. 458. Colchicum,
scheidewandspaltiger
Fruchtknoten im Quer-
schnitt.
Fig. 459. Liliuni.
fachspaltiger Frucht-
linoten im Quer-
schnitt.
f
1. Blüten fiti:eln.
im Herbst, ohne
Blätter.
l
Anlocken der Insekten. Die Frucht ist eine Kapsel
oder auch Beere und oberständig. Eine grosse
Familie von 1200 Arten in der warmen und ge-
mässigten Zone, von denen manche sehr geschätzte
Zierpflanzen sind. Wir unterscheiden 4 Unterfamilien.
I. Frucht eine Kaji^c/.
A. Frucht si-heidfiruiirlspaltifi, Fig. 458: 1. Un-
terfam. Zeitlosenartige.
B. Frucht f(ic//sj)a/f/i/, Vig. 459.
a. Mit Ziricbi'hi : 2. Unterfam. Lilienartige.
b. Mit ]f'i(r:r!s/<,rl.-: 3. Unterfam. Asfodel-
artige.
II. Frucht eine lin;y , Taf. 20, 5: 4 Unterfam.
Spargelartige.
1 . Unterfam. Z e i 1 1 o s e n a r t i g e.
97. Herbstzeitlose, (!»k'hicuni autuiiinüle L.
Taf. 19, 1.
Eine zum Schutz gegen Weidetiere giftige Pflanze,
die als unterirdisches Organ eine Knolle hat, mit
der sie überwintert, und welche im Herbst Blüte
und Frucht ernährt. Die im Sommer vorhandenen
Blätter arbeiten für die neue Ersatzknolle. Bemer-
kenswert ist, dass die Knolle dem Klima entspre-
chend zum Schutz gegen die Winterkälte verschieden
tief im Boden liegen soll. Die Pflanze hat drei
grosse und saftige Blätter, in denen sich der Standort
(feuchte Wiesen) offenbart. Im Herbst kommt aus
dem Boden hervor eine grosse Einzelblüte. Da dann
die Wiesen abgemäht sind und der Pflanzenwuchs
niedrig ist, so macht es nichts aus, dass sie nicht auf
hohem Schaft steht. Sie hat aber eine lange Kronen-
röhre und eine schöne blass-rotviolette Krone als
Lockapparat. Abends und bei feuchtem Wetter
schliesst sie sich zum Schutz gegen Wärmeverlust
und Feuchtigkeit. Der Honig liegt ziemlich tief an
den Staubfäden, was auf langrüsselige Bestäuber
(Bienen und Hummeln) hinweist, dabei ist bemer-
kenswert, dass sich die Staubbeutel nach aussen,
d. h. nach dem Zugang zum Honig hin öffnen. Die
Narbe wird oft zuerst reif, und obendrein haben die
Blüten Narben und Staubfäden , die einander ent-
sprechend in verschiedener Höhe stehen, was beides
Fremdbestäubung sichert. Wenn dieselbe aber in
dem schon insektenarmen Herbst doch etwa unter-
blieben ist, so bringen die nachwachsenden Kronen-
zipfel zuletzt den an ihnen haftenden Blütenstaub
an die Narbe, so dass dann als Notbehelf Selbst-
bestäubung eintritt. Die erst im nächsten Frühjahr
erscheinende grüne Kapsel hat zahlreiche Samen,
und diese zeigen ein klebriges Anhängsel, mit dem
sie an vorüberstreifenden Tieren hängen bleiben
und sich verbreiten. — Die Pflanze ist ein lästiges
Unkraut, das durch sein Gift dem Rind schädlich
wird. Knolle und Samen sind offizinell. Stellen-
weise auf feuchten Wiesen sehr häufig, in Nord-
deutschland seltener, bis 20 cm hoch, 11, August
bis Okt.
98. Tolieldie, Tolieldiii calyculäta L. Fig. 460. ^bi"'™'"^'""-
° beti oder Rispen^
Eine zerstreut vorkommende Pflanze der Torf- "'" ^en Biaitem
flora, die sich von den Verwesungsstoffen derselben a. Biatt'er unmi.
Fig. 460. Tofieldia calyculäta.
ernährt; unterirdisch hat
sie einen kriechenden
Wurzelstock, die Blätter
sind „reitend" und um-
geben mit ihrem Schei-
denteil schützend die
jungen Blätter und die
Knospen. Sie stehen senk-
recht, wodurch sie gegen
zu stark wirkende Mit-
tagsonne geschützt sind.
Die kleinen gelblichen
Blüten stehen in Aehren.
In Nord- und Mittel-
europa, mehr im Gebirge,
in Deutschland selten. 2j., bis 25 cm hoch, Juni
und ,luli.
99. Oermer, Verätruiii iilhuiii L. Taf. 19, 2. '
Auch wohl Niesswurz. Wie die Zeitlose
giftig. Die grossen konkaven Blätter haben am
Grunde zusammenlaufende Längsrinnen und stehen
schräg nach oben, wodurch sie den Regen auffangen
und nach innen zu ableiten. Sie sind unten weich-
haarig. Die Blüten sind ziemlich unscheinbar: weiss
oder gelbgrün, stehen aber zu vielen in Rispen zu-
sammen. Indem neben Zwitterblüten auch reine
Staubbeutelblüten vorkommen, wird Fremdbestäu-
bung leichter. Eine Alpenpflanze, die aber auch im
Fig. 460.
. Blätter breit.
Taf. 19, 2.
104
Die Pflanzenwelt.
lieh, dunkelrot - , würfelfleckig, so dass sie einen
weithin sichtbaren Lockapparat bilden , sie hängen
nach unten, so dass die Innenteile gut geschützt
sind. Die Hummeln und Bienen fliegen
von unten ein und steigen an Griffeln
und Staubfäden empor. Die frühe,
Die Pflanze bildet Ausläufer mit Knollen zur aber lange Blütezeit (April und Mai)
vegetativen Vermehrung. Die schmalen Blätter sind sichert Fremdbestäubung, und die
grundständig und rinnig, die Blüten sind klein, aber flachen Samen werden leicht durch
zahlreich und bunt, so dass sie die Insekten an- jen Wind verbreitet. In Mitteleuropa
locken, bei M. comösum sind die oberen Blüten
obendrein geschlechtslos
und langgestielt, so dass
süddeutschen Mittelgebirge vorkommt. 21, bis 1 m
hoch, Juli u. Aug.
2. U n t e r f a m. L i 1 i e n a r t i g e.
A. Perigon«.«//- 100. Muskat- odcT Triuibeiilij azintlic , Miisi-ari
förmitj, gt2tih)tt.
Fig. 462.
Fig. 4ö3.
zerstreut, auf feuchten Wiesen, in Fritniaria meie-
<igri^, Stempel.
Deutschland selten; %, bis 30 cm
hoch. — [Nahe verwandt ist die Kaiserkrone,
Fr. imperialis.]
102. Waldtiilpe, Tiilipa silvestris L.
Fig. 465.
b. Griffel nwje-
teilt. Fig. 464.
aa. Staubbeutel
r-, . n . i_ 1 • , ■(■,• 1 £- 1 i T" ""' f^C" Ende auf
Die Zwiebel ist giftig als Schutz gegen Tier-^^,,, Staubfaden
fnifgei*^(trli>ten.
Fig. 46.5.
1. Griffel felili.
Fig. 464.
Fig. 4li4.
Tulipa silv.,
Stempel-F^nde.
Fig. 461. Muscari coiiiusuin.
Fig. 462. Muscari racemosum.
B. Perigon liiei-
liii. Tat 20. 1.
a. Griffel Sleilir/.
Fig. 463.
hier also eine sehr bemerkenswerte Arbeitsteilung
(Fig. 461) eingetreten ist. Auch die Stiele sind ge-
färbt und verstärken diesen eigenartigen Lockapparat.
Es sind ausdauernde, bis 30 cm hohe Pflanzen, die
schon im April und Mai blühen und als Zierpflanzen
benutzt werden.
A. Trauben /oi/.w, oben mit langgestielten un-
fruchtbaren Blüten: Schopf-M., M. comösum
DC, Fig. 461, auf Wiesen und Feldern, zer-
streut.
B. Traube dicht, gleichartig, — wenn dann Blätter
ca. :^ Htm hn-it, biii/iii ijcl.riiiiiiiit : Trauben-M.,
M. racemosum Mill., Fig. 462; — wenn da-
gegen Blätter /'/•-■//er iiml uiifirclif : perlblütige
M., M. botryoides Mill., beide auf Hügeln,
Weinbergen u. s. w. selten, wohl verwildert,
in der Schweiz häufig. |M. tenuiflörum Tausch,
auf waldigen Kalkhügeln, sehr selten, hat ein-
geschnürte Perigonmündung].
101. Schai-hbluine, Fritilläria meleägris L.
Taf. 20, 1.
Eine prächtige Pflanze, mit 3 oder 4 linealen,
rinnenförmigen Blättern und nur 1—2 Blüten; aber
diese sind gross und bunt — fleischrot oder gelb-
frass, Brutzwiebeln in den Achseln der Grundblätter
dienen der vegetativen Vermehrung.
Die jungen Blätter sind von einem
kegelförmigen derben Blatt mit fester
Spitze umgeben, dass jene beim Durch-
bruch durch die Erde schützt. Die
lineal-lanzettlichen kahlen Blätter mit
Wachsschicht deuten auf Schutz gegen
Verdunstung und Regen, ihre Richtung
schräg nach oben auf zentripetale Regenableitung. Die
einzige Blüte ist gross, gelb, leuchtend und lockt
dadurch und durch Honigduft die Insekten an. Sie
hat jedoch keinen Honig, sondern bietet nur viel
Blütenstaub, der in den
schüsseiförmigen Peri-
gonblättern vorläufig auf-
bewahrt wird. Abends
und bei feuchtem Wetter
schliesst sich die nach
oben stehende Blüte und
krümmt sich der Blüten-
stiel (zum Schutz). Da
die Narbe zuerst dieStaub-
beutel überragt, wird
Fremdbestäubung er-
strebt, allein zum Not-
behelf der Selbstbestäu-
bung wird zuletzt die sich
schliessende Krone mit
daran haftendem Blüten-
staub an die Narbe gedrückt. Der Fruchtstiel ist
trocken und elastisch, vom Wind leicht bewegt, die
Samen sind leicht und flach, beides dient der Ver-
breitung. Auf Waldwiesen und in Weinbergen Mittel-
europas, sehr zerstreut. -1, bis 30 cm hoch, April
bis Mai. - Die Gartentulpe stammt aus dem
Orient.
Fig. 465. Tulipa silvestris.
Samilie: niiengeroä^fe (Liliaceae).
19
5ig. 1. £jerbit.3citlo|e, Colchicum autumnale. 2. tDeiler ffietmer, Veratrum album. 3. StDetblätterige Itleer.
3tDiebeI, Scilla bifolia. 4. mildijtern, Ornithogalum umbellatum. 5. Bäi-en=Cau(ii, Allium ursmum.
5amiltc: £{l{engciDä(f|fe (Liliaceae).
20
5ig. 1. Si^adiblume, Fritillaria meleagris. 2. (Belber ©oIb[tcrn, Gagea lutea. 3. lürftenbunb^OIie, Lilium
Martagon. 4. Hftloje ©toslilie, Anihericuni Liliago. 5 a. b. (Bemeinet Spargel, Asparagus officinalis.
6. lHaiblume, Convallaria majalis.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
105
2. Griffel ,■»,/,.„- iQS. Goldsteru, Gilffea. Taf. 20, 2.
rfßJi, fadenförmig. ^
Hinsichtlich der Zwiebel s. Tulpe. Die Blätter
sind lineal-lanzettlich. Die Blüten sind kleiner als
bei der Tulpe, stehen dafür aber zu mehreren zu-
sammen , obendrein blüht der Goldstern so früh,
dass dann die Konkurrenz um die Insektenbesucher
noch nicht so gross ist. Abends und bei feuchtem
Wetter schliessen sich die Blüten, um sich zu
schützen. Da sie aussen grünlich sind, so sind sie
dann wenig sichtbar. Bei anhaltend schlechtem
Wetter bleiben sie überhaupt geschlossen , und es
tritt Selbstbestäubung ein. In Asien und Europa
heimisch.
A. Drei nackte Zwiebelchen : Wiesen-G., G. pra-
tensis Schult., häufig, auf trocknen Wiesen.
B. Zirei Zwiebeln mit gemeinsamer Haut, — wenn
dann die Blütenstiele hilnKirf: Acker-G., G.
arvensis Schult., häufig, auf Aeckern ; — wenn
dagegen laliL- scheidenförmiger G., G. spa-
thäcea Salisb. , zerstreut, auf feuchten Wiesen
und in Wäldern. [G. minima Schult, hat nur
ein grundständiges Laubblatt, sehr selten,
Waldwiesen, und G. saxätilis Koch hat ein-
zelne Blüten und fadenförmige Blätter, an
felsigen Orten.]
C. Nur c/iic Zwiebel, ein Blatt: Gelber G., G.
lutea Schult., Taf. 20, 2, zerstreut, in Gebü-
schen, an Bächen, bis 30 cm. [Der Zwerg-
G., G. pusilla Schult., 12 cm hoch, hat schmal-
rinnige Blätter, sehr selten, in Wäldern.]
bb. Staubbeutel 104. Lilie, Liliuiii. Taf. 20, 3.
fiiif dem Uikkeii
angewachsen. Auch hier Zwiebeln wie bei der Tulpe , sowie
i.Biüt'eni'nr,r«,-g''Osse z. T. duftende Blüten, und zwar mit Honig
ic/i oder B,s^«,. in Längsrinnen, durch starre Haare gegen Diebe ge-
â– Perigonblatt , rN & & fe
am Grunde »h( schutzt. Die Kapseln stehen auf elastischen Stielen.
Honigfurche. _ ßeim Türkenbund, L. Martagon L. (bis 1 m
hoch, an steinigen Abhängen, zerstreut,
G\ Juni — Juli), ist die Blüte abwärts ge-
richtet, blass braunrot, Staubgefässe mit
leicht beweglichen Beuteln (beachte die
Anheftung!) und Griffel ragen weit her-
Fig. 466. vor, die Blüte duftet abends: sie wird
Lilium, Staub-
faden, von langrüsseligen Schwärmern, z. B.
Taubenkropf, schwebend bestäubt, die
Narbe ist dabei zuerst reif und vorgestreckt, und
zwar so, dass sie vor der Honigrinne liegt. Am
Ende der Blütezeit krümmt sich der Griffel mit der
Narbe seitwärts zu den Staubbeuteln hin, um Selbst-
bestäubung als Notbehelf zu erreichen. — Bei der
Feuer-L., L. bulbiferum L. (selten, auf Gebirgs-
wiesen bis 60 cm hoch, April— Mai) sind die duft-
losen Blüten aufrecht und feuerrot mit braunen
Flecken, sie wird von ähnlich gefärbten Tagfaltern
besucht, Staubbeutel und Narben werden zwargleich-
Hoff m ann -Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
■'■" Perigonblät-
ler ohue Honig-
furche.
o. Blüten 6^««.
zeitig reif, aber diese liegt vor jenen an dem Weg
zur Honigrinne. Wo die Feuerlilie selten Früchte
trägt, entstehen in den oberen Blattachseln zur Aus-
hilfe schwarze Brutzwiebeln. Der Türkenbund ist
in lichten Wäldern Mitteleuropas verbreitet, bis 1 m
hoch, die Feuerlihe mehr auf Gebirgswiesen , z. T.
verwildert; beide Juni u. Juli.
105. Meerzwiebel, Steniliyazintlie, Scilla.
Taf. 19, 3.
Zierliche Pflanzen mit Zwiebeln, linealischen
rinnigen Blättern und kleinen, aber zahlreichen
Blüten (in Trauben), deren Narben meist zuerst reif
sind (Fremdbestäubung), aber später schmiegen sich
ihnen die Staubbeutel an (Selbstbestäubung). Die
Blüten sind sternförmig und azurblau. 2|, bis 20 cm
hoch, März -Mai.
Wenn •.'' Blätter und Iwinr Deckblätter der Blüte:
zweiblättriger M., Sc. bifölia L., Taf. 19, 3; — wenn
dagegen »/'/(/• Blätter und '/*// Deckblättern der Blüte:
schöne M. , Sc. amöena
L. Auf schwerem Wald-
boden, an sonnigen Hän-
gen, besonders in Süd- und
Mitteldeutschland. [Sc. au-
tumnälis, auf Kalkhügeln
in Elsass, hat violett-rote
kleine Blüten ohne Deck-
blatt.]
106. Beinlieil, Narthe-
ciiim ossifra^um Huds.
Fig. 467.
Giftig, steif aufrecht,
mit grasähnlichen Blättern,
Blüten in Trauben, selten,
auf Sumpf- und Torfboden,
in W.- und M.-Europa, fehlt in Süddeutschland; bis
30 cm hoch, 21, Juli u. Aug.
107. Vogelmilcli, Oniitluigaluiii. Taf. 19, 4. ooo.Biüteniwss
Ueberwintert mit haselnussgrossen Zwiebeln, "fäden mT
die Blätter sind grundständig, schmal-lineal, kleine
aber zahlreichere Blüten in lockerer Schirmtraube,
die sich nachts und bei Regen schliessen und aussen
grün sind. 2j., April u. Mai. — Wenn die Staub-
fäden jifrieinlirli und die Blütenstiele länger als das
Deckblatt sind: Milchstern, O. unibellätum L., Taf.
19, 4, weiss mit grünem Rückenstreifen in Mittel-
europa, auf Wiesen und Aeckern, bis 20 cm hoch;
— wenn dagegen Staubfäden hnit und Blütenstiel
kürzer als das Deckblatt: Grasstern, O. nutans L.,
Blüte weiss, aussen grün und weiss gerandet, bis
50 cm, auf Wiesen, in Grasgärten, aus Südeuropa
verschleppt, beide nicht häufig in Deutschland.
14
oo. Blüten iirün.
Staubfäden he,-
haart. Fig. 467
rechts.
Fig. 467.
Narthecium ossifragum.
106
Die Pflanzenwelt.
2. Blüten in Dol-
den, mit Hülle.
Fig. 468.
Alüum schoenoprasum.
108. Laiu'h, Alliuin. Taf. 19, 5.
Zwiebeln als Vorratsspeicher imd zur Ueber-
winterung auch mit Brutzwiebeln (selbst statt der
Blüten beim Knoblauch) zur vegetativen Vermeh-
rung. Die ganze Pflanze hat starken Geruch zum
Schutz gegen Weidetiere.
Die junge Knospe besitzt
zum Schutz eine grosse
zipfelmützige Scheide. Die
Blätter sind entweder röh-
rig oder schraubig, beides
zum Schutz gegen Ein-
knicken. Der Blütenstand
wird von einer häutigen
Scheide geschützt und hat
kleine, aber zahlreiche Blü-
ten, bei A. suaveolensauch
mit Duft. Die Laucharten
werden medizinisch und
als Küchenpflanzen (Zwie-
bel, Knoblauch, Schnitt-
lauch , Porree , Schalotte)
verwendet. In Deutschland
19 veränderliche Arten, sonst in Europa, Afrika,
Nordasien und Nordamerika.
A. Stielrunde, hn/ih; riilir/</<' Blätter, Fig. 468.
I. Stengel aiifijMiistH (Blüte weiss) — wenn
itiiti'i- der Mitte : Sommerzwiebel, A. cepa L. Staub-
fäden am Grunde m// Zahn, bis Im; — wenn da-
gegen über die ganze Mitte hin aufgeblasen, Staub-
fäden oliiir Zahn : Winterzwiebel, A. fistulösum L.,
bis 50 cm, beide Juni u. Juli.
II. Stengel u/rlif aufgeblasen.
Alle (I Staubfäden fiidei/fönn/i/, olnic Zahn, Fig.
468: Schnitt-L., A. schoenoprasum L., Fig. 468,
Blüte rötlich, auf feuchten Wiesen,
in Mittel- und Nordeuropa, z. T.
angebaut, bis 30 cm, Juni u. Juli.
.^i Staubfäden hrr/'f, jederseits /////
Zahn, Fig. 469.
'■Blätter f/<inz stielrund : Schalotte,
A. ascalönicum L., lila, angebaut,
stammt aus der Levante, bis
25 cm, Juni — Aug.
"■'• Blätter hu!b stielrund ; wenn dann Dolde nlnu-
Zwiebelchen, Blüte purpurn : rundköpfiger L.,
A. sphaerocephalum L. ; — wenn dagegen /////
Zwiebelchen: Weinbergs-L. , A. vineäle L.,
beide bis 50 cm, zerstreut, auf sonnigen Hü-
geln und Aeckern.
B. Blätter//a(7/orf<r /•«(/(/(/, nicht röhrig. Taf. 19,5.
I. Staubfäden finlmformitj, jedenfalls diu«- Zahn.
Blätter (2) cllipfisch oder Innzcfflich lang gestielt:
Bären-L., A. ursinum L., Taf. 19, 5, Zwiebel
a.
Fig. 469.
Alliuin vineale.
Staubl.iden.
lang rautenförmig, Stengel selbst blattlos, Blüte
weiss, bis 30 cm, in feuchten Laubwäldern von
Süd- und Mitteleuropa, in Deutschland zerstreut,
hie und da gemein, Mai u. Juni [wenn der
Stengel beblättert: Siegwurz, A. victoriäle L.
auf hohen Gebirgen].
b. Blätter ■■^chiiial-liiinil, Blüte rosa.
■■ÄV/zc Zwiebel oÄ^r Wurzelstock : Gemeiner L.„
A. oleräceum L. , Staubgefässe so lang wie
das Perigon, zerstreut über Europa und Nord-
asien, auf Triften, in Gebüschen häufig, bis
60 cm, Mai -Aug. [Wenn Staubgefässe zu-
letzt länger: A. carinätum L., Hamburg, Holz-
minden, Süddeutschland. j
■■■■" Mi'Iintr Zwiebeln mi einciu tt'nnclstvrli-, —
wenn dann das Blatt (ifkirU, '»ifrriij: scharf-
kantiger L. , A. acutängulum Schrad., bis
30 ein, nasse Wiesen und Felsen, zerstreut,
Juni — Aug.; — wenn dagegen nirlif gekielt,
si'Jiirarliuirr/i/: täuschender L., A. fallax Schult.,
zerstreut, auf Gebirgsfelsen.
II. Staubfäden hir//, beiderseits ijiziiluii. Fig. 470.
a. Dolden mit Zwiebeln.
■Blätter am Rande </e-fiJii/f, rauh: Schlangen-
L., A. scorodöprasum L., dunkelpurpurn, Nord-
und Mitteleuropa, in Deutschland hie und da
in Wäldern, Weinbergen u. s. w.
■■■■■■Blätter am Rande (jlKtt.
— wenn dann Zwiebel
sits(iiiiuieii(/('sct~f, Staub-
fädenzähne ab/rcrjisi'hid
gedreht, Fig. 470, Blu-
tenscheide langgeschnä-
belt: Knoblauch, A.
sativum L., Fig. 470,
Blüte schmutzig-weiss,
bis 1 m, in Südeuropa
und im Orient heimisch,
angebaut; — wenn da-
gegen Zwiebel i/nfuc/i ,
Staubfädenzähne (///«ge-
dreht: Perlzwiebel, A.
ophioscörodon Don., bis
60 cm , gelbrot, beide
Juli u. Aug.
b. Dolden o/i>/r Zwiebeln, Blüte purpurn, — wenn
dann die Zwiebel einfach: Porree, A porrum L.,
stammt aus Südeuropa, angebaut, auch ';•>, Juni
Juli; — wenn dagegen zusammengesetzt: runder
L., A. rotündum L., selten, an trocknen Hängen,
Juli u. Aug., beide bis 60 cm. (A. strictum
Schrad., sehr selten an Felsen, hat sehr kurze
stumpfe Zähne an den Staubfäden.]
Fig. 470. Alliuin sativum.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogameri.
107
3. Unterfam. Asf odelartige.
109. Uraslille, Aiithericum. Taf. 20, 4.
Die sclimal-iinealen Blätter deuten auf trocknen
Standort (zerstreut, auf sonnigen, trocknen Hügeln,
in lichten Wäldern). Die ziemlich kleinen Blüten
stehen in grossen Blütenständen und schliessen sich
abends und bei feuchtem Wetter, die lang hervor-
ragenden Griffel und Staubgefässe dienen als An-
flugstelle, dabei ragen jene weiter hervor, wodurch
Fremdbestäubung gesichert wird.
Wenn der Stengel c'nifai-h ist: astlose Gr., A.
Liliägo L. , Taf. 20, 4, — wenn dagegen äxl'nj:
ästige Gr., A. ramösum L.
4. Unterfam. Spargelartige.
i.j staubgefässe HO. Si-hatteiil)liiiiie, Majäiitheinuiii biföliiim
rt ' p"'^^?; Scheidl. Fig. 471.
blatten Fig. 471 =
unten links. jv\it kriechendem Wurzelstock und 2 herzför-
migen Blättern, kleine weisse Blüten in gipfelstän-
digen Trauben, die Beere ist weiss, dann rot , wo-
durch sie Vögel anlockt, Europa, bei uns in Laub-
wäldern häufig, bis 15 cm hoch, Mai u. Juni.
2. sstaubgeLtsse 111. Einbeere, Paris quadrifölia L. Fig. 472.
und ^ Perigon- „.
biätter. Fig. 472 Die Sehr giftige Beschaffenheit schützt gegen
unten reciits. Xierfrass. Ein beschuppter kriechender Wurzelstock.
Der einfache Stengel trägt 4 grosse kahle und zarte
Blätter, denn die Pflanze
wächst in feuchten schat-
Fig. 471.
Majanthemllm bifoliuni.
Fig. 472.
Paris quadrifölia.
tigen Wäldern. Die Blütenhülle der einzigen Blüte
ist unscheinbar grünlich, hat dafür aber gelbe Staub-
beutel und düster-purpurne Stempel, wodurch Fliegen
angelockt werden, die sich auf die breiten Narben
setzen. Die lange Blütezeit sichert Fremdbestäu-
bung, auf alle Fälle bewegen sich zuletzt die an-
fangs abstehenden Staubbeutel zur Narbe hin. Die
blauschwarze Beere ist für die meisten Tiere giftig,
findet aber doch ihre Verbreiter. Im grössten Teil
Europas, bei uns meist häufig; %, bis 30 cm
hoch, Mai.
112. Spargel, Aspäragiis offieinälis L. Taf. 20, 5. 3. «staubgefässe
und 6 Perigon-
Der tiefgehende Wurzelstock mit langen Wur- biätter.
zeln, die kleinen schuppigen Blätter und die grünen Blatte?" mif'bT-
Nadelzweige deuten auf trocknen Standort (Wein- scheiigen Nadei-
berge u. s. w.). Die Blüten sind unscheinbar, die ''*'*''|o"' 5. ^''''
roten Beeren locken Vögel an zur Verbreitung der
Samen. In der Kultur wird der im Sandboden wach-
sende Spross dickfleischig und bleibt bleich, als
Gemüse gegessen ; wenn man ihn ungestört wachsen
lässt, entstehen die grünen Stengel. Soll aus dem
Orient stammen, verwildert; 2| , bis IV3 m hoch,
Juni u. Juli.
113. Maiblume, Convalläria inajäli.s L. Taf. 20, 6. b- af" grünen
. , ,, Blättern.
Auch Maiglöckchen. Mit kriechendem, der- Blütenschaft
Verbreitung dienendem Wurzelstock. Die Knospe "'""'"'■'^''•^'''**-
wird durch eine TiJte aus Hüllblättern beim Durch-
bruch durch die Erde geschützt. Die grossen, flachen,
kahlen Blätter kennzeichnen die Schattenpflanze,
ihre Wachsschicht schützt gegen Regen, der wegen
der schrägen Richtung nach abwärts zentripetal ab-
läuft. Die Blüten stehen an blattlosen Stengeln, sie
sind klein, aber in Trauben gehäuft und locken
auch durch starken Duft an, sie haben offne Mün-
dungen, hängen aber abwärts und schützen sich so
gegen Regen , zeigen sich dadurch aber auch als
Hummel- und Bienenblume. Die Frucht ist eine
rote, die Tiere anlockende Beere. 2;, bis 15 cm
hoch, in ganz Europa in Wäldern überall, Mai.
114, WeissAvurz, Polygoiiiitiiin. Taf. 21, 1. ernte in der
Achsel von BUit-
In allem dem Maiglöckchen ähnlich. Narben («•». Tat. 21, 1.
und Staubbeutel werden gleichzeitig reif, aber jene
ragt etwas vor, zuletzt aber fällt der Blütenstaub
doch auf sie. Die Beeren sind blauschwarz bis
violett. Mai'-Juni.
A. Blätter -/»//-/ständig: quiriblättrige W., P.
verticillätum All., selten, in Gebirgswäldern, bis 20 cm
hoch.
B. Blätter w('(7/.vc/ständig, — wenn dann der
Stengel sti,'lnwil : vielblütige W., P. multiflörum All.,
Taf. 21, 1, Staubfäden behaart, Blutenhülle weiss
mit grünen Spitzen, in ganz Europa ausser im hohen
Norden, bei uns häufig in schattigen Wäldern, bis
60 cm hoch; — wenn dagegen kantig: Salomons-
siegel, P. officinäle All., Staubfäden kahl ; ebenda, zer-
streut, besonders auf Kalkboden, bis 50 cm hoch.
23. Farn. Amaryllisgewächse, Amaryllidaceen.
Zwiebelgewächse mit grundständigen Blättern,
die Blüte gross und 6 gliederig. Im Gegensatz zu
den Liliengewächsen ist der Fruchtknoten unter-
108
Die Pflanzenwelt.
l.Perigon mhrig,
Saum»?(ei?i,7. Taf.
31. 2 u. 3.
2. Perigon ehl/n
teriff.
a. Innere Peri'
gonblätter kür
zer. Taf. 21. 4
b. Innere Pcri-
gonblatter fast
(jleich qross. Taf.
21. 5.
Ständig, es entsteht aus ihm eine vielsamige Kapsel.
Schönblühende Zierpflanzen.
115. Narzisse, Narcissiis pseudoiiarci.ssiis L.
Taf. 21, 2.
Die Blätter schraubig und dadurch bei Wind-
stössen geschützt, die Blüte steht einzeln und ge-
ruchlos, dafür aber gelb, gross und ausgebreitet,
obendrein ist der Lockapparat durch eine röhrige,
am Rand gel<erbte Nebenkrone verstärkt, besonders
in Südeuropa. Auf Gebirgswiesen, zerstreut, bis
30 cm hoch, Mai. — Die weisse N., N. poeticus
L., Taf. 21, 3, eine beliebte Zierpflanze, die Blüte
ist weiss , hat eine rotgesäumte Nebenkrone und
duftet stark, Südeuropa, beliebte Gartenzierpflanze,
Mai.
116. Sclineeslöelii'lien, (Jalänthiis nivalis L.
Taf. 21, 4.
Zwiebel und Knospenschutz wie bei der Tulpe.
Die jungen Blätter sind zum Schutz der zarten Blüte
rinnig zusammengelegt, obendrein hat sie ein schei-
denförmiges Hüllblatt, in dem sie bei kaltem Wetter
bleibt. Die Blüte steht einzeln und ist auch nicht
sonderlich gross, allein da sie sehr früh blüht, wenn
sonst noch alles kahl ist, ist sie doch weithin sicht-
bar. Zum Schutz gegen die Kälte nickt sie und
schliesst sich nachts und bei kaltem Wetter. Die
inneren Perigonblätter haben einen grünen Fleck,
sowie einen grünen Streifen als Wegweiser zum
Honig. Die 6 Staubbeutel bilden einen Kegel, aus
dem die Narbe hervorragt, sie haben eine elastische
Spitze und 2 Löcher. Wenn nun das Insekt auf dem
Wege zum Honig jene Spitze berührt, wird der
trockne Blütenstaub auf dasselbe ausgestreut. Die
Blütezeit ist lang, wodurch in der frühen und noch
insektenarmen Jahreszeit die Bestäubung gesichert
wird, bleiben die Besucher aus, so fällt der Blüten-
staub zuletzt aus den schlaff gewordenen Staub-
beuteln auf die Narbe. Der aufrechte Fruchtstiel
und die kleinen Samen sprechen für Verbreitung
der letzteren durch den Wind, allein sie besitzen
auch einen fleischigen Anhang, dessenwegen sie
von Ameisen verschleppt werden. Mittel- und Süd-
europa, bei uns in Wäldern und auf schattigen
Wiesen, stellenweise häufig. 2J., bis 30 cm hoch.
Februar — April.
117. Knotenblume. Leucöjiim vernnin L.
Taf. 21, 5.'
In vielem dem Schneeglöckchen ähnlich , seine
saftigen kahlen Blätter sprechen (wie auch bei jenem)
für feuchten Standort (Wälder und Wiesen, selten).
Die einzelne grosse Blüte hat grüngelbe Flecken
und duftet. Die Insekten finden am Griffel ein saft-
reiches Polster als Nahrungsgewebe, die Narbe wird
etwas früher reif, das Streuwerk der Staubbeutel ist
wie beim Schneeglöckchen. Mittel- und Südeuropa,
bei uns in schattigen Bergwäldern, selten. 2]., bis
50 cm hoch, März u. April. [Die wohl verwilderte
Sommer-K., L. aestivum L., hat eine Dolde von
Blüten.]
24. Farn. Schwertliliengewächse, Iridacecii.
118. Schwertlilie, Iris. Taf. 22, 1 u. 2.
Alle dauern aus, mit oft zwiebeligem oder knol-
ligem Wurzelstock. Die emporwachsende Knospe
ist durch 2 scheidenartige Hüllblätter geschützt, auch
der Blattgrund umhüllt scheidenartig die jüngeren
Teile. Die schwertförmigen Blätter stehen senkrecht,
zum Schutz gegen zu starke Sonnenwirkung und
sind ebenso wie der Stengel durch Wachsüberzug
glatt, was gegen Regen und ankriechende Insekten
schützt. Die Blüten sind gross und bunt, die bunten
Griffel unterstützen den Lockapparat, Saftmal und
Haarbürste auf den Perigonblättern weisen zum
Honig. Narbe und Staubbeutel liegen geschützt
unter den Griffelästen. Der hohe elastische Frucht-
stiel und die kleinen Samen deuten auf Ausstreuung
durch Wind, aber die Samen haben auch einen
Luftmantel und schwimmen auf dem Wasser. Auch
als Zierpflanze mannigfach gezüchtet; in der ge-
mässigten Zone heimisch.
A. Aeussere Perigonzipfel nach innen hihnto-i.
I. Narben und teilweise die Innern Perigonblätter
(li-lli , — wenn dann die Narbenlappen ganz
i-emi//i/: Holunder-Schw., I. sambucina L., sehr
selten, auf Felsen und Mauern; — wenn da-
gegen ip'ziiliiit: schmutziggelbe Schw. . 1.
squälens L., ebenso. Mai u. Juni.
II. Narben und innerer Perigonzipfel, »v/,«, Uan
(idir riiihtt: Deutsche Schw., I. germanica L.,
Narbenlappen zurückgerollt, dunkelviolett, ge-
ruchlos. Nordafrika und Südeuropa, bei uns
selten, auf sonnigen Hügeln, 0, bis 60 cm, Mai.
[Bei 1. florentina, Taf. 22, 2, sind die Narben-
lappen flach , Zierpflanzen , der Wurzelstock
duftet veilchenartig und wird als „Veilchen-
wurzel" Kindern zum Nagen beim ersten Zahn-
durchbruch gegeben , auch für Zahnpulver
u. s. w.]
B. Aeussere Perigonzipfel ///<â– /// lnlxuirt.
I. Perigon //'"'. Blatt hri'/f : Wasser-Schw., 1.
pseudäcorus L., Taf. 22, 1, goldgelb, in
Nordeuropa und Mittelasien verbreitet, bei uns
auf nassen Wiesen, an Ufern, bis 1 m hoch,
Mai und Juni.
II. Perigon /rr/'s.s mli-r liluii, Blatt lliiviil, — wenn
dann der Schaft s/ir/ni/id: sibirische Seh., 1.
Samtlicn: CilicngerDÖ^fc (Liliaceae), Hmart)IItsgerDäc^fe (Amaryllidaceae). 21
5ig. 1. Dtelblütige IDci|n)ut3, Polygonatum multiflorum. 2. (Belbc nar3i[[e, Narcissus Pseudonardssus.
3. IDeJöe norßiffe, Narcissus poeticus. 4. Sd)nceglöAd)en, Oalanthus nivalis. 5. Jrü^Iings.Knotenblume,
Leucojum vernum. 6. 5rülllings=Safran, Crocus sativus.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
109
sibirica L., bis 60 cm hoch; — wenn 2scJii/r/d/</:
Gras-Schw., I. graminea L., bis 25 cm, beide
sehr selten, auf Gebirgswiesen, Mai u. Juni.
Anm. Hierher gehören als Zierpflanzen: Safran,
Crocus, Taf. 21, 6, mit glockiger, schönblauer oder
weisser und Siegwurz, Gladiolus, Taf. 22, 3, mit un-
regelmässiger Blütenhülle, Blüten in einseitswendiger
Aehre, purpurrot. Beide kommen wohl höchstens
verwildert vor, jener ist im Orient heimisch, sonst
beliebte Zierpflanzen. Aus den getrockneten Narben
samt Griffel vom Safran macht man ein gelbes, un-
schuldiges Färbemittel, für Küche u. s. w., auch
offizinell.
VI. Reihe: Kleinsamige (nur 1 Familie).
25. Farn. Knabenkrautgewächse, Orchidaceen.
Kräuter mit Wurzelknollen als Vorratsspeicher
und zum Ueberwintern, die wenigen dicken Wur-
zeln deuten ebenso wie die grossen kahlen Blätter
auf feuchten Standort. Schutzorgane der jungen
Knospe ähnlich wie bei der Tulpe. Manche Arten
haben dunkle Flecken auf den Blättern , was mit
Umsetzung von Licht in Wärme gedeutet wird. Die
Blüten sind meistens nicht sehr gross, aber in dichten
Aehren, auf hohem Stengel und bunt, manchmal
auch duftend. Dieser Lockapparat wird bei man-
chen Arten auch noch durch bunte Deckblätter und
Aehrenachse unterstützt. Das Perigon ist kronen-
artig, aus 6 Blättern bestehend, das dritte innen ist
eine grosse Lippe mit dunklen Flecken und Strichen
als Saftmai, auf sie fliegen die Insekten an. Sie hat
ferner einen Sporn, dessen Wand Zellen mit süssem
Saft besitzt, den die Insekten erbohren. Die andern
Perigonblätter bilden oft ein Regendach für das
eine Staubgefäss. Bemerkenswert ist, dass die
Unterlippe ursprünglich nach oben gerichtet ist,
dann aber durch Drehung des Fruchtknotens sich
nach unten richtet. Der Blütenstaub ist zu 2 Päck-
chen verklebt, die gestielte Keulchen bilden, unten
mit Klebdrüse. Mit letzterer bleiben sie an dem
Kopf der honigsuchenden Insekten kleben und senken
sich dann nach unten, so dass sie bei der nächsten
Blüte die unter dem Staubbeutel an einer Griffel-
säule sitzende Narbe berühren und Fremdbestäubung
bewirken müssen. Damit sich die reife Kapsel
regelrecht öffnen kann, dreht sich der Fruchtknoten
wieder zurück. Der hohe trockene Stengel ist dem
Wind ausgesetzt, der die durch einen Luftmantel
sehr leichten, kleinen Samen weithin verbreitet. Wenn
jedoch feuchtes Wetter eintritt, so schliessen sich die
Spalten wieder, um günstigere Aussaatzeit abzuwarten.
— Die ca. 3000 Arten gehören zumeist der warmen
Zone an, manche sind Epiphyten, d. h. Baumbewohner
(z. B. die Vanille). Viele sind beliebte Zierpflanzen.
A. Z(^(/ Staubbeutel : l.Unterfam. Zypripedieen.
B. Ein Staubbeutel.
I. Staubbeutel //•«'/, - - wenn dann die Blüten-
staubmassen inirh.si/ii/i/: 2. Unterfam. Ma-
laxideen, - wenn dagegen iiielilmi/i/:
3. Unterfam. Neottieen.
II. Staubbeutel (/'ok niitiiinichscn: 4. Unterfam.
Ophry deen.
1. Unterfam. Zypripedieen
119. rrauenscliuli, ('ypiipodiuiii calceoliis L.
Taf. 22, 4.
Diese Orchidee hat keine Knollen , sondern
einen Wurzelstock mit fleischigen Wurzeln. Die
wenigen (aber grossen) Blätter zeigen durch ihre
Behaarung den trocknen Standort (Kalkboden) an.
Die Blüten sind gross und haben eine kahnförmige
Unterlippe, die mit ihrer gelben Farbe gegen die
andern dunkelpurpurnen Perigonblätter lebhaft ab-
sticht (Lockapparat). Die Unterlippe hat eine grosse
glattrandige Oeffnung und seitlich kleine Oeff-
nungen. Im Innern erzeugen Haare Honig. Kleine
Bienen, die durch die grosse Oeffnung einkriechen,
können an ihr nicht wieder heraus, sie finden end-
lich den Ausweg durch die kleinen Oeffnungen,
wobei sie sich an den darüber befindlichen Staub-
beuteln mit Blütenstaub bepudern. Osteuropa und
Nordasien bis zum Polarkreis; bei uns selten, in
Wäldern, auf Kalkboden. 2|, bis 50 cm hoch, Mai
u. Juni.
2. Unterfam. Malaxideen.
120. KoralleiiAviirz, Coralliorrhiza iniiäta R. Br. i Pflanze biein,.
r^. ■_„ "'"IC grüne
Flg. 473. BläUer.
Der fleischige Wurzelstock kriecht im Humus und
lebt mit anderen Pflanzen in Symbiose. Die bunte Blüte
(graugelb , Lippe weiss,
am Schlund rot punktiert)
ist vanilleduftend. In Nord-
asien und Nordeuropa,
den hohen Norden ausge-
nommen, in Deutschland
in Nadelwäldern und Torf-
brüchen selten. %, bis
20 cm hoch, Mai u. Juni.
121. WeiflLstäiidel,
3Ialäxis.
Seltene , zarte , bis
15 cm hohe Pflänzchen
auf Moorwiesen zwischen
Moos, mit Knollen am
Wurzelstock, oberhalb des Grundes; wenn mit i* grund-
ständigen Blättern und ■'/.■iiii//i/i'iii Stengel: Loesels W.,
2. Pflanze t/riin
Milällerl.
Fig. 473. Coralliorrhiza innata.
110
Die Pflanzenwelt.
1. Lippe !/esporiU,
M. Loeselii Sw. (Lfparis Loes.); — wenn mit 3—^
Blättern und 5 /.v/j/^/'/''/(/ Stengel : Sumpf-W., M. pa-
ludösa Sw., beide Nordeuropa und Nordasien, bei
uns selten auf Torfmooren, in scfilammigen Sümpfen.
[Bei der sehr seltenen M. monophyllos Sw. sind die
inneren Perigonblätter borstenförmig.]
3. Unterfam. Neottieen.
A Blütenstaubmassen (jr^tidt.
122. Widerbart, Kpipogoii apli.vilus Sw.
Blattlos wie Korallenwurz, Blüte nicht gedreht,
also Lippe nach oben. In Europa und im gemässigten
Asien, Humusbewohner schattiger Wälder, selten. 2|,
bis 15 cm, Juli u. Aug.
B. Blütenstaubmassen inigcsiieU.
123. Diiiffel, Limodöruiii abortivum Sw.
Pflanze auch blattlos, violett, mit grossen pur-
purnen Blüten. Nur stellenweise und überall selten,
auf buschigen Hügeln, bis 50 cm, Juni.
124. SuinpfAviirz, Epipactis. Taf. 23, 1.
Grüner Humusbewohner. Der Honig liegt frei
2. Lippe nicht
gespornt,
a. Lippe 3(jliede-
riii. Fig. 474,
unten links, in einer Vertiefung der Lippe (daher Wespen als
Kie'bdrüse.'''^^ Bestäuber) ; der Blütenstaub ist mit elastischen Fäden
verbunden. Auf der nördlichen Halbkugel der Erde.
— Wenn das Endglied der Lippe flarh toul spitz
ist: gemeine S., E. palustris Crtz., Blätter lanzettlich,
stengelumfassend, die oberen schmäler, Blüte grün-
purpurn, Lippe weissrot gestreift, Traube allseitig,
an feuchten Stellen, auf Kalkboden, bis 50 cm, Juni
u. Juli ; — wenn dagegen kaitkan iiml spit:: breit-
blättriger S., E. latifölia All., Taf. 23, 1, Blatt
eiförmig ; grün bis purpurn, Lippe rosenrot, Traube
einseitswendig; in schattigen Wäldern, zerstreut, bis
1 m hoch, Juni — Aug., ändert sehr ab.
Oline Kleb-
drüse.
125. Waldvöglein, Ccplialanthera. Taf. 23, 4.
Auch Zwiebelkraut. Wieder Humusbewohner,
in der Tracht dem vorigen ähnlich. Nicht viele,
aber etwas grössere Blüten. In Europa und Nord-
asien in Wäldern und Gebüschen, bis 50 cm hoch,
Mai u Juni.
A. Fruchtknoten fla/tw/)/, Blüte rot: rotes W..
C. rubra Rieh., Fig. 474, Blatt lanzettlich, besonders
auf Kalkboden, zerstreut.
B. Fruchtknoten kahJ, — wenn dann die oberen
Deckblätter /(■///(/'■/• als der Fruchtknoten: grossblu-
miges W., C. grandiflöra Bab. , Taf. 23, 4, Blatt
eiförmig, gelbweisse Blüte, zerstreut; — wenn da-
gegen obere Deckblätter n'fl L-iir:i'r: schwertblätt-
riges W., E. ensifölia Rieh.
126. Nestwurz, Neöttiä nidus avis Rieh. Taf. 23, 2.''- Lippe""'"/«-
titieäei't.
Der nestartige Wurzelstock lebt in Symbiose ' Pii-inz«-' '-'«•''''.
., Fl-, T, i" , ... ^ .. Blätter s<-/iiiji/>if/.
mit Pilzen. Bestaubung wie beim Zweiblatt. Im
Fig. 474.
Cephalanthera rubra.
Fig. 475,
Spiranthes autumnalis.
grössten Teil Europas, ausser im hohen Norden. In
schattigen Wäldern, hie und da. 2j., bis 30 cm, M;ii
u. Juni.
127. Weiidelorche, Spiraiitht's. Pflanze i/'iin
und lidiliillerl.
Wurzelstock mit wenigen Knollen. Die Blüten ••>=• ^'^'"''^ ^p'-
rang 'ifdreht,
sind klein und weiss, wohlriechend. Wenn der
Stengel hi^hJüttcrt ist: Sommer- W., Sp. aestivdlis
Rieh., auf nassen Wiesen selten, Juli; — wenn da-
gegen »nr Wu7-zelbl(ittfr: Herbst-W., Sp. autumnalis
Rieh., Fig. 475, Europa, ausser im hohen Norden,
zerstreut, auf trocknen Bergwieseii, Aug. — Okt.
128. Kriechsteudel, Goodyera repeiis R. Br.
Mit kriechendem Wurzelstock und kleinen grün-"^^^^ "",''",'':
bb. Aelire nicht
gedreht.
lichweissen Blüten. In den kühlen Ländern der
nördlichen Halbkugel. In feuchten Wäldern, sehr
selten, bis 30 cm, Juli u. Aug.
129. Zweiblatt, Listera oväta R. Br. Taf. 23,3. °°
Wieder ein Humusbewohner, mit 2 eiförmigen,
grossen, kahlen Blättern (daher in schattigen Wäl-
dern). Die unscheinbaren Blüten haben ziemlich
viel freiliegenden Honig und werden von Schlupf-
wespen besucht. Das „Schnäbelchen" über der
Narbe sondert eine Flüssigkeit ab, welche bei Be-
rührung hervortritt und den lockeren Blütenstaub
dem Insekt anheftet. Europa und Nordasien, ausser
im hohen Norden. Ueberall, auf feuchten Wiesen
und in schattigen Wäldern , bis 50 cm hoch , Mai
u. Juni. |L. cordäta R. Br. mit herzförmigen Blät-
tern ist selten.]
biälter
Xm- â– ) mtil-
am Stengel.
Taf. a:!, 3,
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
111
4. Unterfam. Ophrydeen.
A. Lippe iili>i.e Sporn. Fig. 476.
1. Fruchtknoten jßQ Rag-wurz, Heniiiiiium monörfliis R. Br.
,,cr/,e!il. Fig. 47ß. . ,
a Lippea:ifrec!il. Fig 476.
'^' 'â– Zierliche (bis 15 cm) Pflanze mit unscheinbaren
grünlichgelben Blüten, aber starkem Honigduft,
durch den kleine Bienen, Fliegen und Käfer an-
gelockt werden. Im höheren Norden und in den
Hochgebirgen Europas und Asiens, auf trocknen
Hügeln, sehr selten. Mai u. Juni.
h. Lippe frei 131. Uiispom, Aceras aiitliropöpliora R. Br.
Itcrtibhäiigci'tt,
Dem Knabenkraut ähnlich, doch spornlos, mit
ungeteilten Knollen, Blüte schmutzig gelbgrün, Lippe
Fig. 476.
Herniiniuin monorchi
Fig. 477.
Ophrys muscifera.
2. Fruchtknoten
itivlil fßedreht. Fig.
477.
rotbraun. Europa und Mittelafrika, in Deutschland
seltene Pflanzen der westlichen Bergwälder, bis
30 cm, Mai u. Juni.
132. Fraiieiiträiie, Ophrys. Taf. 22, 5.
In Tracht u. s. w. dem Knabenkraut ähnlich,
doch spornlos. Die Blüten haben durch die Gestalt
der sammetartigen Lippe entfernte Aehnlichkeit mit
Insekten, wodurch sie solche vielleicht anlocken.
Auf Kalkhügeln, bis 30 cm hoch, Juni.
a) Lippe /i/k/c/c/'I/ oder undeutlich gelappt, —
wenn dann m// kahlem grünlichem Anhängsel an der
Spitze: Hummel-Fr., O. fuciflora Rchb., purpur-
hraun; - - wenn dagegen olnii' ein solches Anhängsel:
Spinnen-Fr., O. aranifera Huds., Taf. 22, 5, Lippe
purpurbraun, grünrandig, Süd- und Mitteleuropa,
beide selten.
b) Lippe 3.yjtil//i/, — wenn dann in/t kahlem
Anhängsel an der Spitze: Bienen-Fr., O. apifera
Huds., Lippen dunkelbraun mit hellen Streifen und
Flecken, Süd- und Nordeuropa, selten; — wenn da-
gegen oJuie ein solches: Fliegen-Fr., O. muscifera
Huds., Fig. 477, Lippe rotbraun mit viereckigen
bläulichen, kahlen Flecken, Mitteleuropa, zerstreut,
besonders auf trocknen Wiesen.
B. Lippe iii/'t Sporn.
133. Scliwarzständel, Nigritella aiigustifolia ' Fruchtknoten
Rieh. Taf. 22, 6.
Die Blätter sind grundständig und lineal-lanzett-
lich. Die Blüten stehen in kopfförmigen Aehren
und sind schokoladebraun und vanilleduftend. Auf
den deutschen Alpen, bis 20 cm hoch, Juni bis Sept.
134. Kuckucksblume, Platanthera. -'. Fruchtknoten
tiedfefit.
Diese Orchideen gehören zu den Humusbewoh- a. Uppeumieiem
nern. Die Tracht ist derjenigen des Knabenkrauts ""''pfg"-;â„¢';'''^-
ähnlich. Die Knollen sind ungeteilt. Die Blüten
sind weiss oder grünlich und duften, z. T. des Nachts,
sie haben einen sehr lan-
gen Honigsporn, alles
dies deutet auf Nacht-
schmetterlinge als Be-
stäuber. Juni u. Juli.
a) Lippe :izälini<j,
Sporn h-urz: Grüne K.,
PI. viridis L., grün oder
bräunlich, Europa und
gemässigtes Asien, selten,
auf Bergwiesen, bis 20 cm.
b) Lippe ganzrandig,
Sporn lang, — wenn dann
der Sporn glricli ilick und
die Staubbeutelfächer [ik-
nilld: zweiblättrige K.,
PI. biföliaRchb.,Fig. 478,
wohlriechend, weiss, häufig in Wäldern, bis 50 cm;
— wenn dagegen Sporn nach unten verdickt, und
Staubbeutelfächer nach unten auseinandertretmd:
Berg-K-, PI. montäna Rchb., grünlichweiss, geruch-
los, zerstreut und in Laubwäldern.
135. Kuabcukraut, Ordiis. b. uppe sspauig
rur diese Ciattung gilt das bei der Familie Ge- teilt, dann .ge-
sagte. Der Wurzelstock erzeugt jährlich eine neue -'''""■^''^: ''™
'^ ' rechts unten.
Knolle, die für das folgende Jahr bestimmt ist,
während die alte aufgezehrt wird. Die gelben oder
roten Blüten stehen in Aehren. Europa und Nord-
asien, einige Arten auch in Nordamerika. Die wich-
tigsten deutschen Arten sind folgende.
A. Die beiden Blütenstaubmassen mit gcmein-
.fuijii'r Klebdrüse (Anacamp tis) : Pyramiden-Kn.,
O. pyramidalis L. , Taf. 22, 7, Blüte nicht gross,
rosarot bis purpurn, selten, auf trocknen Hügeln,
Wiesen ii.s. w., bis 50 cm, Juni. [Himantoglossum
hircina Spr. , hat einen sehr langen Lippenlappen,
sehr selten.)
Fig. 478. Platanthera bifolia.
112
Die Pflanzenwelt.
B. Jede Blütenstaubmasse mit hesondn-er Kleb-
drüse.
I. Die Klebdrüsen liegen nicht in ciiwr Vcrtie-
fiinij des Narbenrandes (Gy m n a den ia).
a. \Vfif<sf Blüten : Weissliches Kn., O. albida Scop.,
selten, anf Gebirgswiesen, bis 20 cm hoch, Juni
u. Juli.
b. Roti' Blüten, wenn dann der Sporn ca. dojipelt
all lani/ wie der Fruchtknoten, Fig. 479 : fliegen-
artiges Kn., O. conöpsea L. , Fig. 479, Blüte
purpurn, häufig auf Wiesen; — wenn dagegen
cfirci s<i liniij wie der Fruchtknoten: wohlrie-
chendes Kn., O. odoratissima L., zerstreut, auf
feuchten Wiesen; beide wohlriechend, bis 50 cm
hoch, Juni u. Juli.
II. Die Klebdrüsen liegen in einer W'i-tiefuny des
Narbenrandes (Orchis).
a. Wurzelknollen /laiidßniiii/ geteilt, Fig. 480, —
wenn dann der Stengel Imli/, i — iililiiitrig: breit-
blättriges Kn., O. latifölia L. , Fig. 480, Blüte
dunkellila oder purpurn, häutig auf Wiesen; —
purpurn bis blassrot, im Mai. Bei uns Süd-
europa, häufig, in Wäldern und auf Wiesen,
bis 50 cm, Mai u. Juni. Knollen offizineil.
[O. pallens blüht gelb, sehr selten.]
bb. Alle Perigonblätter helmartig zusuiKinfii-
neigend.
â– â– 'â– Sporn inii/>-irJit oder nm-j! i_ilii')t i/rriclilil:
gemeines Kn., O. mörio L., Taf. 23, 5,
Blüte purpurn, Mittel- und Südeuropa,
auch im gemässigten Asien, bei uns über-
all auf Wiesen, bis 15 cm, April u. Mai,
Knolle offizinell.
â– â– 'â– â– â– â– Sporn iiudi unten gerichtet.
O Mittellappen der Lippe nni/eiei!/: Wanzen-
Kn., O. coriöphora L., Blüte riecht nach
Wanzen, selten, auf Wiesen, bis 30 cm,
Mai u. Juni,
oo Mittellappen in-ei/apj)i</ (bei O. globösa
nur ausgerandet, sehr selten , auf Ge-
birgswiesen].
aa. Ohne Zahn zwischen den Zipfeln des
Mittellappens: angebranntes Kn., O.
Fig. 479. Orctiis conöpsea
wenn dagegen der Stengel ni<-ht hold, 6'— iOblättrig:
geflecktes Kn., O. maculata L., Taf. 23, 7, Blatt
gefleckt, Blüte lila oder weiss in dichter Aehre,
Europa und gemässigtes Asien , bei ims häufig
an feuchten Orten, bis 30 cm hoch, beide Juni.
, Wurzelknollen niclit (jeteilt, höchstens kurzlappig.
1. Deckblätter :i l>is nn'hmerrii/, — wenn dann
Blüten ruf, Sporn n-a(/ereeht stehend: locker-
blütiges Kn., O. laxiflöra Lam.; — wenn da-
gegen Blüten (/elbliehn-ei.fs (rotgefleckt), Sporn
abwärts gerichtet: Holunder-Kn., O. sambucina
L.; beide selten, auf Bergwiesen, bis 20 cm,
Mai u. Juni.
2. Deckblätter mit 1 Xerr (höchstens die unteren
mit 3).
aa. Aeussere seitliche Perigonblätter ahstehetul :
männliches Kn., O. mäscula L., Fig. 481,
Fig. 481. Orchis mascula.
Fig. 482. Orchis ustulata.
ustuläta L. , Fig. 482, zerstreut, auf
trocknen Wiesen und Hügeln , bis
20 cm, April u. Mai.
bb. Mit einem solchen Zahn, — wenn
dann Deckblätter nniii/stens hall) so
Iting als der Fruchtknoten: buntes
Kn., O. variegäta All. blassrot, selten,
auf trocknen Wiesen, bis 15 cm, Mai
u. Juni; — wenn dagegen Deck-
blätter AvVr?er.- Helm-Kn., O. militäris
L. , Taf. 23, 6, purpurn, Mittel-
europa, in Deutschland zerstreut, auf
Gebirgswiesen, bis 60 cm, Mai u.
Juni.
Somtlien: SdjtDcrtUIien (Iridaceae), Knabenkräuter (Orchidaceae). 22
5tg. 1. XDa[fer=S(f|n)ettUIie, Iris pseudacorus. 2. Florentiner Sd)n)crtltlie, Iris florentina. 3. ©cmeine Siegtourj,
Gladiolus. 4. Srauenjdiui) , Cypripedium calceolus. 5. Spinnen=Srauenträne, Ophrys aranifera. 6. Sdjtoars»
[tänbel, Nigritella angustifolia. 7. ptirantiben=Knabenhraut, Orchis pyramidalis.
Samiltc: Knabenkräuter (Orchidaceae).
23
Sig. 1. Bteitblättedge Sumpfroura, Epipactis latifolia. 2. nejtTDurs, Neottia nidus avis. 3. 3toetbIatt, Listera
ovafa. 4. (Brogblumigcs IDalbDögeiein, .Cephalanthera grandiflora. 5. (Bemeines Knabenkraut, Orchis morio.
'}-\ fjelm^Knabenhraut, Orchis militaris. u\ (Bepe&tes Knabenhraut, Orchis maculata.
J
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
113
II. Klasse. Zweisamenlappige (Dikolytedonen).
Hierhin gehören zumeist reichverzweigte Pflan-
zen von sehr verschiedenem Habitus, mit fast immer
netzadrigen Blättern, die oft geteilt sind. Die Haupt-
wurzel entwickelt sich zu einer Pfahlwurzel. In den
Stengeln sind die Gefässbündel im Kreis angeordnet
und offen, so dass sich bei langlebigeren ein dem
Dickenwachstum dienender Kambiumring bilden kann.
Die Blüten sind meistens nach den Zahlen 4 oder 5
gebaut und lassen gewöhnlich eine doppelte Hülle
(Kelch und Krone) erkennen. Der Keimling hat zwei
Samenlappen.
Wir unterscheiden zwei grosse Gruppen:
I. Unterklasse: Getrenntblältrige (Choripetalen)
Der Name bezieht sich darauf, dass die Kronen-
blätter jedenfalls getrenntblättrig sind. Allein bei
manchen ist auch nur eine einfache kelchartige Hülle
vorhanden, auch kann sie in selteneren Fällen ganz
fehlen.
VII. Reihe: Weidenartige.
26. Farn. Weidengewächse, Salicaceen.
Holzgewächse, die vielfach zur vegetativen Ver-
mehrung Wurzelschösslinge bilden, sie besitzen ein-
fache Blätter mit Nebenblättern. Die Blüten haben
(Weide) keine besondere Hülle oder (Pappel) eine
aus dem krugförmigen Diskus gebildete; sie sind
zweihäusig. Vielfach entwickeln sie sich vor den
Blättern , wodurch sowohl der Zugang des Windes
(Pappel) erleichtert, als auch der Insektenbesuch
(Weide) gesichert wird. Sie stehen in Kätzchen.
Die Frucht ist eine Kapsel mit kleinen, leichten Samen,
die einen Haarschopf besitzen, durch den sie leicht
mittels des Windes verbreitet werden , sich aber
auch leicht im Keimbett festhalten können.
1. Deckblatt der 136. Pappel, Pöpiilus. Taf. 24, 1—3.
Blüte zerschlitzt,
Biiiieniiiiite vur- Dic Kuospeuschuppeu sind manchmal mit bal-
t7ht"lrim!silXy'^™^'~'^^^ h'arz überzogen, wodurch sie vor Nässe
gefässen, 1-ig. und Tierfrass geschützt sind. Die Blätter sind ee-
wohnlich breit und langgestielt, eigenartig ist der Stiel
bei der Zitterpappel, nämlich seitlich zusammen-
gedrückt; daher gibt er dem geringsten Windstoss
nach, und das Blatt bewegt sich leicht hin und her,
so dass es vom Winde nicht zerrissen wird. Am
Blattgrund derselben Art finden sich Drüsen mit
süsser Absonderung, was man als Anlockungsmittel
von Ameisen, die als Schutzgarde dienen, gedeutet
hat. Bei manchen Arten sind die Blätter weiss-
haarig, bei der Zitterpappel sind sie später kahl, bei
andern nur unten. Beim Wind werden sie dann
nach oben gedreht: ein Schutzmittel gegen aus-
trocknenden Wind. — Die Blüten (März u. April)
Hoffmann-Denncrt, Botan. Bilder-Atlas. 3. .\ufl.
48.3.
bezw. Blütenkätzchen zeigen alle Merkmale der
Windblüten: die unscheinbare Farbe, Duft- und
Honiglosigkeit, sie erscheinen vor den Blättern, an
der Aussenseite des Baumes . und die Kätzchen
hängen lose herab, so dass sie vom Wind leicht be-
wegt werden. März u. April.
Da die Pappeln einen freien und lichten Stand-
ort lieben, so bilden sie keine Waldbestände, nur
die Espe macht eine Ausnahme. Manche sind als
Zierbäume beliebt. Viele liefern ein gutes Nutzholz,
wobei auch ihre Schnellwüchsigkeit wertvoll ist. Es
ist weich und wird besonders zu Drechsler- und
Bildhauerarbeiten verwendet.
A. Deckblätter der Blüten /.«///.
a. Aeste uufrecht, Blatt breiter als hintj: Pyramiden-
P., P. pyramidalis Roz., Taf. 24, 3, auch ita-
lienische P. , stammt aber aus Amerika, nur in
Staubgefässexemplaren, Alleebaum, 35 m hoch.
b. Aeste abstehoid, Blätter länt/cr als Unit, — wenn
dann Blatt ."ierh-ifj-eiför mit/ : Schwarz-P., P. nigra
L. , Fig. 483, starker, rasch wachsender Allee-
baum, 25 m hoch, mit pyramidaler Krone; —
wenn dagegen Blatt ciföniuti-rlliiitisrli : Balsam-
P., P. balsamifera L.,
Anlagen 16 cm hoch.
[P. monilifera der An-
lagen hat am Rand
weichhaarige Blätter.]
B. Deckblätter der
Blüten i/rii'iiiijii'r/.
a. Blätter na/d, zuletzt
unten /.((/'/.â– Zitter-P.,
P. tremula L., Taf. 24,
1 , auch Espe oder
Aspe, mit langem
Blattstiel, in feuchten
Laubwäldern, in Eu-
ropa und Nordasien,
bis 20 m hoch.
b. Blätter eiruml, unten
plzifi; — wenn dann etwas lieriformiy. weiss-
filzig: Weiss-P., P. alba L., Taf. 24, 2, auch
Silber-P. , Rinde hellgrau, in Mittel- und Süd-
europa und im gemässigten Asien, in Wäldern
und Anlagen, bis 30 m hoch; — wenn dagegen
Blätter eiriDiillich und ///y«< filzig : Grau-P. , P.
canescens W. , in feuchten Wäldern und An-
lagen, bis 30 m hoch.
137. Weide, Salix. Taf. 24 u. 25. 2.Deckbiätterde
Blüten f/aiizran-
Mannigfach sind bei den Weiden die Schutz- dh,. oime imi/e,
mittel gegen zu starke Verdunstung. Zunächst sind ""'. ^^■'' ^'^".''"
ö » =» gefässen. rig.
auch bei ihnen besonders die jungen Blätter oft 485 u. 486.
seidenhaarig, bei manchen später nur noch die Unter-
seite, die dann bei Wind nach oben gekehrt wird.
15
Fig. 483. Populu.i nigra.
114
Die Pflanzenwelt.
Wieder andere (z. B. Bruchweide) haben eine Wachs-
schicht auf der Unterseite, und S. reticulata hat ein
Rollblatt, dessen Ränder sich also einrollen. Das
Fehlen der Blütenhülle und die unscheinbaren Kätz-
chen könnten auf Windbestäubung schliessen lassen,
allein es ist trotzdem Honig vorhanden, auch duften
die Blüten etwas. Die Staubbeutelkätzchen sind
gelb und daher sichtbar, zumal die Blüten bei den
meisten Arten vor der Beblätterung reif sind und
zu einer Jahreszeit, wenn noch wenig Konkurrenten
um die Insekten blühen. Damit hängt auch zu-
sammen, dass die Kätzchen wenig biegsam sind
und aufrecht stehen, und dass der Blütenstaub nicht
in so grosser Menge vorhanden und klebrig ist. Die
einzelne Blüte besteht aus meist 2 Staubgefässen
bezw. 2 Fruchtknoten und 1 — 2 Honigdrüsen in den
Winkeln der Deckblätter. Fig. 485 rechts unten und
links oben.
Die Weiden haben gewöhnlich Strauchform, in
den Alpen und in der kalten Zone kommen ganz
niedrige Formen vor. Sie lieben meistens feuchten
Moor- oder Bruchboden, Waldbestand bilden sie
nirgends. Das weiche
Holz ist nur für gewisse
Dinge brauchbar, die
Rinde von manchen Arten
2. Deckblätter nach der Blütezeit >il>faJJci/i/: Bruch-
weiden.
a. Aeste schlaff hcnilj/iihii/i-//i/ .- Trauer-W., S.
babylönica L., April u. Mai.
b. Aeste nufirr/ii.
■■5—10 Staubgefässe : fünfmännige W., S.
pentdndra L., Taf. 25, 2, auch Lorbeer-W.,
weil die Blätter eiförmig-elliptisch sind, in
der Mitte etwas eingeschnürt, glatter, dicker,
glänzender, als bei anderen Weiden, kahl,
bis 12 cm hoch, in Europa, weit verbreitet
in feuchten Wäldern , Torf- und Moor-
gegenden. Mai u. Juni.
■■■■''■2 Staubgefässe, — wenn dann Blätter
!<eidi'ithaari<i, Nebenblatt lanzettlicli : weisse
W., S. alba L., Fig. 486, auch Silber-W.,,
beliebte Dorfweide, junge Zweige rot oder
gelb, bis 24 m hoch, in ganz Europa, bei
uns an feuchten Stellen, überall, wegen
der zähen Zweige zum Korbfiechten vor-
Fig. 484. Salix lierbacea.
Fig. 485. Salix amygdalina.
dient als Gerbmittel, die Korbweiden gestatten wegen
der Elastizität der Aeste deren Benutzung zu Flecht-
arbeiten und Korbwaren. — Veränderlichkeit und
Bastardierung sind sehr gross, daher und aus an-
deren Gründen sind sie schwer zu bestimmen. Wir
müssen Varietäten und Bastarde hier ausser acht
lassen.
A. Kätzchen indstiiiKHij: Kraut-W., S. herbacea
L., Fig. 484, zwerghafter Wuchs, Riesengebirge,
4 cm, .luli u. Aug.
B. Kätzchen seitciiMndiij, Fig. 485.
I. Deckblätter einfarbig gelbgrün, Kätzchen und
Blätter (iJc/c/i:vin'</.
1. Deckblätter auch nach der Blütezeit noch hlci-
hemi : Mandel- W. , S. amygdalina L. , Fig. 485,
mit 3 Staubgefässen und kahlen Deckblättern,
Nebenblatt halb herzförmig, überall häufig, bis
5 m hoch, April u. Mai.
Fig. 486. Salix alba.
Fig. 487. Salix repeiis.
züglich, April u. Mai; — wenn dagegen
Blätter l.iihl (in der Jugend schwach be-
behaart), Nebenblatt iKdb-lierzfonjiifi: Bruch-
W., S. frägilis, Taf. 25, 1, in ganz Europa,
bei uns überall, als „Kopfweide" kultiviert,
aber die Zweige brechen leicht, bis 13 m,
April u. Mai.
11. Deckblätter <t}i der ,s'////cf u/iderdarhig, Kätz-
chen nir den Blättern.
1. \ii'dr/i/i' Sträucher der Gebirge.
a. Mit /.-iii-zeu, /iör/,-eri(/en Zweigen: lappländische
W., S. lappönica L. , im Riesengebirge, bis 1 m
hoch, Mai u. Juni.
b. Mit xr/diiid.rii. kuldi'H Zweigen.
■Blätter unten m'/s.tfihig: kriechende W., S.
repens L., Fig. 487, Torfwiesen, Gebirge, Nord-
und Ostseeinseln , bis 30 cm hoch, April.
•»•:■; ßiätter /,(//(/, wenn dann lrdenir//i/, ci-vllip-
tisch: spiessförmige W., S. hastäta L., Harz,
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
115
bis IVatn hoch, Mai; — wenn dagegen dfinn.
fast herzt orni/f/: Heidelbeer-W., S. myrtilöides
L., Schlesien u. Oberbayern, Mai u. Juni.
2. Ho/ie Sträucher.
a. Staubbeutel n>/, nach dem Blühen Ki-hirar:: Pur-
pur-W., S. purpürea L., Fig. 488, Staubfäden ver-
wachsen , Blatt verkehrt eiförmig bis lanzettlich,
Zweige rot angelaufen, bis 2 m, an feuchten
Stellen, überall, März u. April.
b. Staubbeutel g(^lb.
â– â– Rinde ii/w'n (idblirh , Aeste lin-rifi : kellerhals-
blättrige W., S. daphnöi'des Vill., selten, an
sandigen Flussufern, am Meer, März u. April.
*■•'■Rinde innen t/riinlir/i, Aeste ;(/'•/(/ hercift.
O Blätter meist kali! , — wenn dann n-vllit/ ge-
xivjt, unten grau: Schwarz-W., S. nigricans
Sm., nasse Wiesen, zerstreut, April; — wenn
Fig. 488. S.ilix purpürea.
Fig. 489. Salix viminalis.
dagegen Blatt faxt yunzrand/g, unten blungriin:
zweifarbige W. , S. bicolor Ehrh., bis 2 m
hoch, Riesengebirge und Brocken, Mai u.
Juni.
OO Blätter missphJg.
1. Kapseln fast xitzevd , schlank- und :('///-
zireiyig: Korb-W., S. viminälis L., Fig. 489,
Blatt lang und schmal, Nebenblätter lineal-
lanzettlich, in ganz Europa, ausser im
hohen Norden, bei uns an feuchten Stellen,
die häufigste Weide, bis 3 m. März u April.
2. Kapseln gestielt, steifzireigig: Saal weiden.
a. Blätter Uncal-lanzetlUrh , Kätzchen ge-
Iriiiiniit: graue W., S. incäna Schrenk,
Schlesien, April u. Mai.
b. Blätter eifönuig, Kätzchen ziemlich ge-
rade.
o Blätter zuletzt hdil , — wenn dann
inllrnfitniiig grxägt : schlcsische W.,
S. silesiaca Willd., Sudeten, Mai u.
Juni; — wenn dagegen ausgefressen
gesägt: niedergedrückte W., S. livida
Wahl, Torfboden, Schlesien, Posen,
Preussen, April.
OO Blätter unten filzig.
aa. Blätter vfien kahl, — wenn dann
Nebenblatt l.-iirzer als der Blattstiel :
Saal-W., S. caprea L, Taf. 24, 4.
In ganz Europa bis zum Polar-
kreise, bei uns häufig in Wäldern
und Gebüschen, bis 7 m, März u.
April; -- wenn dagegen /r('///V/.s7(v/.s'
XII lang wie der Blattstiel: gross-
blättrige W., S. grandifölia Seringe,
Schwarzwald, März u. April,
bb. Blätter oben hehaart, — wenn
dann Zweige und Knospen g)-aii-
filzig, Fruchtknotenstiel novli 1 mal
so lang wie die Drüse: Grau-W.,
S. cinerea L. , überall, auf Wiesen
und Triften, April; — wenn da-
gegen Zweige und Knospen kahl,
Fruchtknotenstiel 2— 4 mal so lang
wie die Drüse : Ohr-W. , S. aurita
L. , Fig. 490, der Saalweide ähn-
lich, aber von schwächerem, mehr
buschigem Wuchs, Nebenblatt gross
nierenförmig. In Europa bis zum
Polarkreis, in Deutschland mehr im
Gebirge, bis 2% m hoch, April
u. Mai.
Anm. An diese Reihe schliesst sich eine an-
dere an, der als einzige Familie angehört:
27. Farn. Gagelgewächse, Myricaceen.
138. Gagel, Myrica gale L. Fig. 491.
Ein zweihäusiger, aufrechter Strauch mit Kätz-
chen (an den Zweigenden entlang), der zum Schutz
gegen Tierfrass aromatisch-drüsig ist, einfache lan-
Fig. 490. Salix aurita.
Fig. 491. Myrica gale.
zeitliche, kurz gestielte Blätter, und kein Perigon,
sondern höchstens Schuppen hat. Die Frucht ist
eine einsamige Steinfrucht. Auf Torf- und Moor-
116
Die Pflanzenwelt.
boden in Nordeuropa, in Norddeutschland zerstreut,
bis IVi m hoch, April u. Mai.
VIII. Reihe: Wal n u ssarti ge.
28. Farn. Walnussgewächse, Juglandaceen.
139. AValiiiis.s, Jufjlaiis regia L. Fig. 492.
Ein bis 25 m hoher schöner Baum mit grossen
aber gefiederten Blättern, die sich daher noch gegen-
seitig Lichtgenuss gewähren. Aromatischer Geruch
schützt sie vor Tierfrass. Das junge Laub ist röt-
lich, wodurch das junge Blattgrün eine Schatten-
decke erhält. Die Blüten
sind eingeschlechtig und
einhäusig, die männlichen
bilden Kätzchen, die her-
unterhängen und leichtbe-
weglich sind, sie haben ein
unscheinbares Perigon und
zahlreiche Staubgefässe mit
vielem Blütenstaub , was
alles auf Windbestäubung
hinweist (vergl. Haselnuss);
die weiblichen Blüten
stehen zu 1 — 5 über den
Kätzchen mit vierteiligem
Kelch und Krone, der
Fruchtknoten ist unterstän-
dig, die Narben sind gross
und fangen daher den aufgewirbelten Blütenstaub
leicht auf. Die Frucht ist eine Steinfrucht, deren
Schale bitter ist, wodurch sie einen guten Schutz
gegen Tierfrass liefert, die Frucht hat ausserdem eine
harte Schale und der Keimling ein wohlschmecken-
des Nährgewebe ; Tiere, welche sich davon nähren,
verschleppen und verbreiten dadurch die Früchte.
Ein in manchen Spielarten gezogener, aus Per-
sien stammender Baum, der vorzügliches , hartes
Nutzholz liefert und dessen Nüsse sehr nahrhaft sind.
IX. Reihe: B uchen arti ge.
29. Farn. Buchengewächse, Fagaceen.
Bäume mit ungeteilten oder gelappten Blättern.
Die Blüten sind einhäusig imd unscheinbar, meist
auf Windbestäubung (s. Haselnuss) eingerichtet, die
Hülle besteht aus mehreren verwachsenen grünen
Blättern und der Fruchtknoten ist unterständig. Die
männlichen Blüten bilden hängende, leicht beweg-
liche Kätzchen, die weiblichen stehen knospenförmig
zusammen. Sie sind von einer mit der Frucht sich
entwickelnden becherartigen Hülle umgeben, die aus
verwachsenen Vorblättern entsteht und die reifende
Frucht schützt. Die letztere hat ein nahrhaftes Ge-
webe (die Keimblätter), welches nicht nur die junge
Fig. 492. Juglans regia.
Keimpflanze ernährt, sondern auch von Tieren ge-
schätzt wird, welche die Früchte daher verschleppen.
140. Buche, Fagii.s süvatlca L. Taf. 26. 1. i. Fruchtbcchcr
Rotbuche. Ein trefflicher Waldbaum, bis 35 m ei'nfchhesscnd'!'
hoch, die Wurzel ist mit Pilzfäden verfilzt, mit denen ^"'.'f'""' '""''"''"'•
„ .., . , . a. Männliche Blü-
sie eine Ernahrungsgenossenschaft bildet (s. S. 28). ten in ix«'-.'/«.
Der rundliche Stamm hat eine glatte Rinde. Die "^''"är,;,!/"""
Krone ist rund und dicht. Die jungen Blätter (ei-
förmig) sind zum Schutz gegen Nässe und Ver-
dunstung gefaltet und am Rande und unten wini-
perig behaart. Im älteren Zustand zeigen sie lede-
rige Beschaffenheit und sind kahl. Die hängende
Blüte mit langen Staubfäden deutet Windbestäubung
an. Der stachelige Becher schützt die reifende
Frucht: 2—3 dreikantige Nüsse, die Oel enthalten,
das man gewinnt. Einer der besten Waldbäume
Mitteleuropas, der bis Südschweden nach Norden
steigt und ein vorzügliches Nutzholz (Brenn- und
Werkholz) liefert. Eine Abart mit dunkelrotem Laub,
Blutbuche, ist als Zierbaum geschätzt. Mai.
141. Ka.staiiie, Castänea vesca Gaert. Taf. 25, 3. b. Männliche
T, , ,, . T^. , r^ Blüten in irnhi-
bssbare Kastanie. Em schöner Baum, der auchj/f" Kätzchen,
35 m hoch wird und grosse länglich Janzettliche, '''''"''" '"'"'â–
stachelspitzig gesägte Blätter hat. Im Gegensatz
zu Buche und Eiche sind hier die Kätzchen steif
aufrecht, sie haben oben Staubgefäss-, unten Stem-
pelblüten, die Hülle ist gelb, ebenso die zahlreichen
Staubbeutel. Die Blüten haben einen unangenehmen
Geruch, dadurch werden besonders Fliegen an-
gelockt, die den Blütenstaub fressen, sich auf den
Kätzchen umhertreiben und dabei die Bestäubung
verrichten. Auch hier schützt der stachelige Becher
die reifende Frucht sehr wirksam. Juni. Mehr im
Südwesten Deutschlands, in Südeuropa Wälder bil-
dend, er liefert ein geschätztes Holz uud seine
Früchte (Maronen) ein gutes Nahrungsmittel.
142. Eiche, Quercus. Tafel 25, 4. 2. Fruchtbecher
die Frucht uw
Schöner mächtiger Waldbaum mit rissiger Rinde, .<..(«« umschiies-
die durch Gerbstoffgehalt gegen Tierfrass gesichert ''^"''•""f^f""^'
ö fe fe t> ofiiie Stacheln,
ist. Die buchtigen Blätter sind in der Jugend rot,
wodurch eine Schutzdecke für das junge Blattgrün
entsteht, auch dient es der Umsetzung von Licht
in Wärme. Nur die äussersten Zweige tragen Blätter,
die daher alle das Licht voll geniessen können.
Die männlichen Kätzchen sind unterbrochen und
fadenförmig und wie bei der Buche hängend, leicht
beweglich; sie besitzen viel Blütenstaub, der vom
Wind zu den weiblichen Blüten geweht wird. Der
Becher der Frucht besteht aus dachziegeligen
Schuppen, er wird später holzig und trägt eine ein-
zelne längliche, glatte Nuss. Mai. In Südeuropa
gibt es eine ganze Reihe von verschiedenen Eichen-
5aniilie: TDcibcngctDädjjc (Salicaceae).
24
5tg. 1. 3itterpappel, Populus tremula. 2. Silberpappel, Populus alba. 3. priromibenpoppel, Populus
pyramidalis. 4. Salmeibe, Salix caprea.
5amtHcn: tDeiöcngcroädjfc (Salicaceae), Bu^cngctDä^jc (Fagaceae). 25
Sig. 1. Brudiroeibe, Salix fragilis. 2. Sünfmännige n)ei!)e, Salix pentandra. 3. €J)elfea[tanie, Castanea vesca.
4. Semeinc (Etdje, Quercus sessiliflora.
Samilicn: Bu(f)engctDäd)fc (Fagaceae), BtrlicngcrDäd)jc (Betulaceae).
26
M
5ig. 1. ffiemeine Budje, Fagus silvatica. 2. tDci|budie, Carpinus Betulus. 3. fjajelnufeittauc^, Corylus
Avellana. 4. tDeifee Btrhe, Beiula alba.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogainen.
117
I
arten mit eigenartigen Blättern. Am bekanntesten
von diesen ist die Korl<-E. , Q. suber L. , welctie
Kori< liefert. In Deutschland haben wir 3 Arten.
Das Holz ist wegen seiner Härte und Dauerhaftig-
keit als Werkholz (besonders zu Schiffs- und Wasser-
bauten) sehr geschätzt. Die junge Rinde wird als
Gerbmittel benutzt. Die Eicheln sind ein vorzüg-
liches Schweinefutter und dienen zur Bereitung von
Eichelkaffee.
A. Frucht i/i'slic/f , Blatt hörlixtciix iimi: l.-iir:
i/i-s/ie/f: Stiel-E., Q. pedunculäta Ehrii., Sommer-E.
bis 55 m hoch.
B. Frucht ■■</>:ii/i/, Blatt ili'ntlirli gi-a/iclt, — wenn
dann die Blätter /.n/il: Stein-E., Q. sessiliflöra Sm.,
Winter-E, bis 40 m hoch; — wenn dagegen unten
graaphig: weichhaarige E. , Q. pubescens W.,
selten, besonders auf Kalkboden.
1. Weibliche Biü- 39. Fam. Birkengewächse, Betulaceen.
ltn.'''ilu2G^3 Bäume und Sträucher mit ungeteilten Blättern,
rechts. Die Blüten sind einhäusig, sowohl die männlichen
wie die weiblichen Blüten sind zu leicht beweglichen
Kätzchen vereinigt und lassen alle Merkmale der
Windblütler erkennen (s. unten Haselnuss). Eine
Blütenhülle ist nicht immer vorhanden, ebenso auch
nicht ein „Becher" der Frucht. Danach unterscheidet
man 2 Gruppen :
A. Männliche Blüten ohne Hülle, Fruchtbecher
vorhanden: Coryleen.
B. Männliche Blüten mit Hülle, ohne Frucht-
becher: Betuleen.
1. Coryleen.
143. Haselnuss, Cörjiiis avelliiiia L. Taf. 26, 3.
Allbekannter Strauch in Wäldern und Gebüschen,
bis 4 m hoch, mit glatter, punktierter Rinde. Die
Nebenblätter dienen als Knospenschuppen und fallen
nach der Eröffnung der Knospen ab. Die jungen
Blätter sind seidenartig behaart, wodurch sie gegen
Feuchtigkeit und zu starke Verdunstung geschützt
sind. Bemerkenswert ist, dass die Blätter, wie auch
an vielen andern Sträuchern, des gleichmässigen
Lichtgenusses wegen sowohl an wagrechten wie an
senkrechten Zweigen in gleicher Richtung stehen.
Die jungen Staubbeutelkätzchen sind früh angelegt
und ganz frei, ohne Knospenschuppen, deshalb aber
in der kalten Jahreszeit doch nicht ohne Schutz;
denn die Schuppen der Kätzchen selbst schliessen
dicht zusammen und sind nach aussen behaart.
Sehr bemerkenswert ist die Biologie der Bestäubung,
wir haben hier einen echten Windblütler, was be-
sonders deutlich wird, wenn wir mit ihm die Ver-
hältnisse der Weide vergleichen. Die Kätzchen sind
wenig weit sichtbar und haben weder Honig noch
Duft, können also Insekten nicht anlocken, dagegen
sind sie lang und biegsam, zuletzt hängen sie über
und werden von jedem Luftzug leicht hin und her
bewegt. Sie haben viel trocknen, also leicht beweg-
lichen Blütenstaub und weit ausgestreckte behaarte
Narben, die jenen leicht auffangen können. Auch
noch andere Verhältnisse hängen mit der Wind-
bestäubung zusammen, so befinden sich die Kätz-
chen am Ende von dünnen biegsamen Zweigen, sie
erblühen früh im Jahr, wenn gemeiniglich viel Wind
herrscht, und endlich stehen die Pflanzen gewöhn-
lich auch in dichten Beständen. Bemerkenswert ist
es auch , dass der Blütenstaub bei ruhigem Wetter
auf die Schuppe der nächstunteren Blüte fällt, und
dann später von einem günstigen Wind fortgetragen
wird, sowie dass sich die Staubbeutel bei feuchtem
Wetter wieder schliessen , um den Blütenstaub zu
schützen. Die reifende Frucht ist von einem langen
grünen zerschlitzten Becher umschlossen und da-
durch vor Tierfrass gesichert. Später wird die wohl-
schmeckende Nuss aus dieser Hülle entlassen und
von Tieren verschleppt. Febr. u. März.
Die Korbmacher schätzen die biegsamen Zweige,
die aus dem Holz gewonnene Kohle wird für Schiess-
pulver benutzt, die Nüsse liefern ein wertvolles
Nahrungsmittel, sowie ein gutes Speiseöl, besonders
die grossen Lambert sn üsse (C. tubulösa Willd.),
in Südeuropa heimisch, werden sehr geschätzt.
144. Weissluu-lie, Carpiiius betulus L. Taf. 26, 2.2. Weibliche biü-
ten in lockevoi
Ein Baum mit schöner Krone, der bis 14 m Kätzchen,
hoch wird, dessen eiförmige, doppelt gesägte Blätter
in der Jugend eigenartig gefaltet sind, und der
in vielem , besonders in der Bestäubung die bio-
logischen Verhältnisse der Haselnuss wieder erkennen
lässt. Der Umstand, dass die weiblichen Blüten
auch in lockeren Kätzchen stehen, ist der Wind-
bestäubung noch günstiger. Die Becherhülle der
Frucht ist grün und dreiteilig, sie dient zunächst
auch zum Schutz, dann aber als Fallschirm, durch
den sich die Frucht immerhin etwas weiter von der
Mutterpflanze entfernt. Die Frucht ist ein kleines
Nüsschen, dessen Nährgewebe für Menschen und
Tiere nicht brauchbar ist. Waldbaum, besonders im
mittleren und südöstlichen Europa. April u. Mai.
Er liefert ein hartes, geschätztes Werk- und Brenn-
holz.
2. Betuleen.
145. Birke, Betula. Taf. 26, 4. i. Deckschuppe
abfallend, Nüss-
Bäume und Sträucher mit meist glatter , oft chcn <«/;«>«"
weisser Rinde, deren Borke sich ringelig ablöst oder '"'s- ^^^ ""*«"â–
auch rissig sitzen bleibt. Die jungen Blätter sind
zum Schutz gegen Regen und zu starke Verdunstung
mit einem Gummiharzüberzug versehen. Die zarten.
118
Die Pflanzenwelt.
oft hängenden Zweige mit kleinen Blättern gestatten
diesen einen ausgiebigen Lichtgenuss. Beiderlei
Blüten stehen in Kätzchen und zeigen die biologi-
schen Verhältnisse der Haselnuss. Die sehr leichte
Frucht ist ein geflügeltes Nüsschen, das sich voni
Wind weithin wehen lässt.
A. Blätter hirr gextii;!! , Kätzchen ullf (dif recht,
— wenn dann die weiblichen Kätzchen a/lieml:
Zwerg-B., B. nana L, Fig. 493, niederliegend, auf
Hochmooren der höheren
Gebirge, bis 60 cm hoch,
Mai; — wenn dagegen
weibliche Kätzchen /./n-
Fig. 493. Befula nana.
Fig. 494. Betula alba.
gestielt: niedrige B., B. hümilis Schrnk., aufrecht, be-
sonders in Torfsümpfen Süddeutschlands, bis 1,25 m
hoch. April.
B. Blätter Idiiggt'stie/t, männliche Kätzchen himgeml,
— wenn dann Blätter Jung zugespitzt und l.alil:
gemeine oder weisse B., B. alba L., Taf. 26, 4 u.
Fig. 494, überall, bis 20 m hoch, April u. Mai; -
wenn dagegen Blätter l.-ur.: gespitzt und Inuirig: weich-
haarige B. , B. pubescens Ehrh. , Moorbirke, auf
feuchtem Boden, weniger häufig, April u. Mai.
2. Deckschuppen 146. Erle, Aluiis. Taf. 27, 1.
bleibend^ verliol-
zend, Nüssciien Bäume und Sträucher mit rissiger Rinde, deren
"gTum'e'n'ecm!: schon im Herbst gebildete Kätzchen im Frühjahr
vor der Entfaltung der Blätter blühen, und die den
Birken sehr nahe stehen. Die Fruchtzäpfchen be-
sitzen holzige und durch Gummiharz verschlossene
Deckschuppen, wodurch die Früchte sehr wirksam
geschützt sind. Diese haben zwar keine Flügel,
aber sie sind so leicht, dass sie der Wind fortträgt,
und dass sie auf dem Wasser schwimmen.
Die Erle ist der Charakterbaum unserer Sümpfe
und Moore und wird nebst Weiden zum Schutz der
Ufer angepflanzt. Das ziemlich harte, gelbrote Holz
ist wertvoll für Wasserbauten und als Schnitzholz.
A. Blätter kahl, nur in den Aderwinkeln bärtig,
rissige Borke: Schwarz - E., A. glutinosa Gartn,,
Taf. 27, 1 , Blatt rundlich , Europa und Westasien,
bei uns überall, bis 25 m hoch, Febr. u. März.
B. Blätter oben
/.â– lehrig, unten fikig, \ __ -^^,.
Rinde glatt, ~ wenn t*=^^
dann Blatt eifönnig,
unten liliiiigriiii , Rinde
siltiergraic Grau-E., A.
incäna DC, Fig. 495,
zerstreut, bis 25 m hoch,
Febr. u. März; — wenn
dagegen das Blatt rnml-
t/cJi , beiderseits grün,
Rinde,f/ro«forn«/.- weich-
haarige E., A. pubes-
cens Tausch., selten, bis
6'|2 m hoch, März u.
April. Fig. 495. Alnus incana.
X. Reihe: Nesselartige.
31. Farn. Ulmengewächse, Ulmaceen.
147. rime, Ulmiis. Taf. 27, 2.
Auch Rüster. Bäume mit einfachen unsym-
metrischen Blättern, die sich am Zweig nebenein-
anderschieben und dadurch ein „Mosaik" bilden;
dies ermöglicht dann allen Blättern gleichmässigen
Lichtgenuss. Die Blüten sind unscheinbar, erscheinen
vor der Belaubung und haben lange, dünne, leicht-
bewegliche Staubfäden, sowie lange behaarte Narben,
also lauter Kennzeichen der Windblütler. Sie haben
ein glockenförmiges , mehrspaltiges Perigon. Die
Staubbeutel schliessen sich bei feuchtem Wetter, um
sich bei günstigerem wieder zu öffnen und so un-
nötigem Verlust von Blütenstaub vorzubeugen. Die
Frucht ist ein leichtes breitgeflügeltes Nüsschen,
das weithin fliegen kann.
Ein geschätzter Alleebauni mit gutem Nutzholz,
die Blätter liefern ein gutes Schaffutter und die
junge Rinde ein Gerbmittel.
A. Blüten liiingeml, gextielf, Taf. 27, 2a, Früchte
ireichhaarig : Flatter-U., U. effüsa W., Taf. 27, 2,
Staubgefässe 3—5, Gebirgswälder, bis 30 m hoch,
März u. April.
B. Blüten fast sitzend, Taf. 27, 3, Früchte
l.-alit , - wenn dann -#—•') Staubgefässe, Blatt l.-tirz
zugespitzt: Feld-U., U. campestris L. , Taf. 27, 3,
Staubgefässe 6—8 (mit Korkleisten: Kork-U.); —
wenn dagegen 5—8 Staubgefässe, Blatt Umg zu-
gespitzt: Berg-U., U. montäna With.; seltener; beide
in Wäldern und Anlagen, bis 30 m hoch, März bis April.
32. Farn. Maulbeergewächse, Moraceen.
148. Maullieerbauni, Monis. Taf. 27, 4.
Ein auch in Deutschland kultivierter Baum, mit
Milchsaft und imgeteilten oder gelappten Blättern.
IV. Kreis; Saiiienpflaii/.eii, Phaiierügameii.
119
Fig. 496. Monis alba.
1. Stengel iri
dend.
Die Blüten stehen in kugeligen Köpfchen, sie haben
ein 4 blättriges Perigon, das später fleischig, sowie
weiss, rot oder schwarz
wird. Hierdurch lockt die
Frucht Vögel an, welche die
Samen verbreiten (Schein-
beere). — Der Baum wird
gezogen, weil die Blätter
als Futter der Seidenraupen
dienen, wofür M. alba be-
sonders geeignet ist. Er
stammt aus Asien (China),
besonders in Südeuropa
kultiviert.
Wenn die Blätter piai-
m/'ff behaart und die Frucht
sr/i/rurzro/: schwarzer M.,
M. nigra L. , Tai 27, 4,
bis 13 ni hoch, Mai; -
wenn dagegen die Blätter /.-a/il und die Frucht irci.fs:
weisser M., M. alba L., Fig. 496, bis 10 m hoch, Mai.
33. Fam. Hanfgewächse, Cannabinaccen.
Zweihäusige Pflanzen ohne Milchsaft, die Blätter
sind gelappt oder geteilt und haben Nebenblätter.
Die Blüten stehen in Rispen oder Zapfen und be-
sitzen ein Perigon. Mit 4 Arten.
- 149. Hopfen, Uümulus hipulus L. Taf. 28, 2.
Eine krautige, aber unterirdisch überwinternde
Pflanze, deren Stengel sich durch Winden im Ge-
wirr der Hecke zum Licht emporhebt und sich da-
bei obendrein noch durch Klimmborsten festhält.
Die Blätter sind 3— 5 lappig, grob und scharf gesägt.
Die ziemlich grossen Nebenblätter bilden einen
Schutz der Knospe. Die Blüten zeigen alle Merk-
male echter Windbestäubung: sie sind unscheinbar,
honig- und duftlos, mit langen, dünnen, pendelnden
Staubfäden und weit hervortretenden behaarten
Narben, sowie viel trocknem und leichtem Blüten-
staub. Sie stehen in leichtbeweglichen Rispen an
der Aussenseite der Pflanze, wo sie der Wind leicht
erreicht. Uebrigens will man beim Hopfen auch
Parthenogenesis beobachtet haben, d. h. Erzeugung
fruchtbarer Samen ohne Befruchtung. Der reifende
Fruchtstand ist durch gelbe Drüsen mit scharf-
riechendem Bitterstoff ausgezeichnet und vor Tier-
frass geschützt. Zu demselben Zweck wachsen
die Hüllen der Fruchtblüten weiter. Zu gleicher
Zeit bilden sie dann auch ein Flugorgan zur Ver-
breitung der Früchte. — Die weiblichen Blüten-
kätzchen werden jenes Bitterstoffes wegen als Bier-
würze gebraucht, die jungen Sprosse liefern ein
gutes Gemüse. — In Gebüschen, besonders an
Flussufern, wird in Nordeuropa angebaut, bis 13 m
lang, Juli —September.
150. Hanf, Cännabis sativa L. Taf. 28, 1. -
Ein einjähriges, aufrechtes Kraut mit gefingerten
Blättern, deren Abschnitte schniallanzettlich und ge-
sägt sind. Es enthält als Schutz gegen Tierfrass
ein Gift, das sich schon in betäubendem Geruch
kundtut. Die Blüten zeigen ähnlich wie beim Hopfen
die Merkmale der Windbestäubung. Die reifende
Frucht hat als Schutz schmierige und riechende
Deckblätter. Der Samen ist stark ölhaltig zur Er-
nährung der jungen Keimpflanze. — Die Pflanze
stammt aus dem Orient und wird angebaut, einmal
wegen der zähen Bastfasern (zu Garn, Segeltuch
u. s. w.), dann wegen der ölhaltigen Samen (als Vogel-
futter, medizinisch und zur Schmierseifenfabrikation
verwendet). Der Giftstoff liefert den berauschenden
Stedgt'I nifitt
trindend.
Haschisch der Asiaten und Afrikaner,
hoch, Juli u. August.
Bis l'I., m
34. Fam. Brennesselgewächse, Urticaceen.
Kräuter , die eingeschlechtige oder zwitterige
Blüten in Rispen und Knäueln haben, diese zeigen
ein einfaches Perigon mit 4 Staubgefässen. Die
; Frucht ist ein einsamiges Nüsschen. 520 Arten der
warmen und gemässigten Zone.
151. Brenne.ssel, Urtit-a. Fig. 497. i. ßvnier nen«'-
!<tatidi'/,m. Brenn-
Kräuter, die z. T. einjährig sind, bei der mehr- haaren und Ne-
jährigen grossen Br. dienen zahlreiche Stocksprosse ''«"'''ä"^™-
der vegetativen Vermehrung. Sie können sich ihrer
festen, zähen Bastfasern (die grosse Br. und der
Hanf-U. liefert daher
auch Gewebefasern) we- 35?5*x<K
gen gut aufrecht halten
und haben als Schutz
gegen Tierfrass am Laub
Stechborsten und Brenn-
I haare. Die Blüten zeigen
alle Merkmale der Wind-
bestäubung(unscheinbar,
honig- und duftlos, hän-
gende, leichtbewegliche
Rispen, trocknen Blüten-
staub, dichte Bestände).
Eigenartig ist das Ver-
stäuben des Blütenstaubs :
I die Staubgefässe sind in
den Knospen nach innen
gebogen und schnellen beim Oeffnen nach aussen.
— Ueberall als Schuttpflanzen, Juli— Sept.
Wenn eiii/i(ii<>i/i/ und Blatt eifönn/i/: kleine Br.,
U. urens L, Fig. 497, i?, bis 50 cm; wenn da-
gegen :irt'ihätixi(i, Blatt liei-fünii/;/ : grosse Br. , U.
Fig. 497. Urtica urens.
120
Die Pflanzenwelt.
diöTca L. , 21 , bis 1 m hoch. [Die seltene Kugel-
Br., U. pillulifera L., hat kugelige weibliche Köpf-
chen,!
dauerndes B
April u. Mai.
M. perennis L., 11, bis 20 cm hoch,
152. (iliLskraut, Parietäria. Fig. 498.
Ausdauernde, der Brennessel ähnliche Kräuter.
Fij,'. 498. Parietäria erecta.
2. Blätter irech-
selaliindig , ohne
Brennilaare und
'^Hg"«""' ^^^ Stengel des aufrechten Gl. ist stark genug, um
emporzuwachsen , der des ausgebreiteten dagegen
ist niederliegend und hält sich mit Kletterhaaren an
Mauern u. s. w. fest. Der
Bliitenbau entspricht dem
der Windblüte bei der
Brennessel. Bemerkens-
wert sind die gestielten
pinselförmigen Narben
zum Auffangen des Blü-
tenstaubes. Die Ge-
schlechtsverhältnisse der
Blüte haben sich noch
nicht gefestigt; denn es
finden sich neben Stem-
pelblüten auch schein-
zwitterige Staubbeutel-
blüten , sowie echte Zwit-
terblüten. Die Frucht hat
steife Borsten , was wohl der Verbreitung dient.
Seltenere Pflanzen, in Europa verbreitet, — auf Schutt,
an Mauern, Juli— Okt.
Wenn Stengel mifrerli/, Blütenstand kopfffinn/)/:
aufrechtes Gl., P. erecta M. et K. , Fig. 498, 2|,
bis 1 m hoch; --- wenn dagegen Stengel iiicilcr-
liegend, Blütenstand eine lockere Rispe: ausgebrei-
tetes Gl., P. diffiisa M. et K., 21, bis 30 cm.
XI. Reihe: Wo Ifsm il ch artige.
35. Fam. Wolfsmilchgewächse, Euphorbiaceen.
Abgesehen von den zahlreichen tropischen Glie-
dern dieser Familie sind es Kräuter, die ein- oder
zweihäusig sind. Die 3500 Arten sind zum grossen
Teil in den Tropen heimisch, wenige in der ge-
mässigten Zone, sie zeigen eine ausserordentliche
Mannigfaltigkeit, von tropischen Nutzpflanzen ge-
hört hierhin z. B. Rizinus, Gummibaum (Siphönia),
der Maniokstrauch (Jätropha), Kroton u. a. Manche
Wolfsmilchgewächse der Wüstenvegetation zeigen
die sonst den Kakteen eigenartige Wuchsform (flei-
schige Kugeln und Säulen).
153. Bingelkraut, Mercuriälis. Taf. 28, 3.
Unscheinbare Pflanzen mit Windbestäubung.
Wenn einjährig und Stengel vierkantig: einjähriges
B., M. ännua L., überall häufiges Acker- und Garten-
unkraut, -^ bis 30 cm hoch, Juni— Okt. ; — wenn
dagegen mehrjährig und Stengel stielrund: aus-
1. Blätter gej/eii-
ständig , ohne
Milchsaft.
154. Wolfsmilch, Euphorbia, Taf. 28, 4 u. 5.
Der weisse ätzende Milchsaft dieser Pflanze ist
ein bedeutsames Schutzmittel gegen Tierfrass und
dient der Pflanze obendrein auch als Verschluss von
Wunden, zumal er bei jeder kleinen Verletzung her-
vortritt. Der Stengel trägt meistens wechselständige
Blätter. Die Blüten sind sehr eigenartig. Es stehen
nämlich in einer aus Hochblättern gebildeten krug-
förmigen Hülle mit Drüsen eine Anzahl von Blüten:
in der Mitte eine weibliche aus einem Fruchtknoten
mit langem Stiel bestehend, und darum heruin
10-15 männliche aus je einem Staubgefäss mit
gegliedertem Stielchen, an dessen Grunde eine
Schuppe sitzt. Diese Blütenstände sind unscheinbar
und duftlos, aber mit viel Honig. Fliegen sind die
Bestäuber. Nun ist es sehr bemerkenswert, dass
zuerst die Narben an den dann noch kurz ge-
stielten Fruchtknoten reif werden. Darauf wächst
aber der Stiel, schiebt den Fruchtknoten aus der
Hülle heraus, so dass er überhängt, und nun erst
werden die Staubbeutel reif, eine Vorkehrung, die
natürlich die Fremdbestäubung sichert. Die Frucht
ist eine Kapsel, die in 3 Teile zerfällt. Bemerkens-
wert ist dabei, dass sich der Fruchtstiel wieder auf-
recht stellt, und dass die Teilkapseln von der Mittel-
säule fortgeschleudert werden, wodurch die Verbrei-
tung der Früchte bewirkt wird. Die Samen haben
eine vertiefte oder körnige Oberfläche, was wohl
dazu beitragen mag, sie im Keimblatt festzuhalten.
Die 300 Arten sind sehr mannigfach gestaltet, in
Deutschland gibt es 18 Arten.
A. Drüsen der Hülle ruiullii-h oder (iral. Fig.
499-501.
a. Kapsel (//"//, Fig. 499 ; — wenn dann die Samen
riiiidiij und das Blatt hrcif (verkehrt eiförmig):
sonnenwendige W., E. helioscöpia L., Fig. 499,
fast in ganz Europa,
2. Blätter wech-
selsti'hidig , mit
Milchsalt.
ausser im hohen Nor-
den, bei uns überall
als Ackerunkraut, (5,
bis 30 cm, April— Sept.;
— wenn dagegen Sa-
men ijlatt und Blatt
xi'liiital: Gerards W.,
E. gerardiäna Jacq.,
selten, an Ufern und
auf trocknen Hügeln.
• , bis 30 cm hoch,
Mai— Juli,
b. Kapsel uurzitj (Samen
glatt). Fig. 500.
1. . Trugdolde riel-
Fig. 499.
Euphorbia helioscöpia.
5amilicn: BirfecngcrDäd)fc (Betulaceae), UImcn= (Ulmaceae) unö tnaulbecr=
getoä^fc (Moraceae). 27
5ig. 1. Sdin3ar3erle, Alnus incana. 2. SIattcr=UIme, Ulmus effusa. 3. Berg=UInie, Ulmus montana.
4. Sd)njar3e ITtauIbeere, Morus nigra.
5oTniKen: ^anf= (Cannabinaceae) unb XDolfsTn{Id)gcrDäd)fc (Euphorbiaceae). 28
5tg. 1 a. männlidier, b. n)ctbltd)er t^anf, Cannabis sativa. 2. f^opfen, Humulus lupulus. 3. (Einjäliriges Bingelkraut,
Mercurialis annua. 4. (Bemeine tDolfsmild), Euphorbia esula. 5. (rt)pre[jen=rDolfsmiId}, Euphorbia cyparissias.
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
121
Mfuhliff, — wenn dann die Blätter hchiairf:
hohe W. , E. pröcera M. B., in sonnigen
Wäldern in Süd- und Ostdeutschland, %,
bis 80 cm, Mai u. Juni; — wenn dagegen
Blätter hihl: Sumpf-W., E. palustris L., hie
und da, auf Sumpfwiesen, 21., bis 1' , m, Mai
u. Juni.
Trugdolde 3 — östrahlig.
aa. Stengel einfuch yuhelig: Süsse W., E. dul-
cis Jacq., Fig. 500, Drüsen zuletzt pur-
l/ii/enfoi-iii/ii: Zypressen- W. , E. cyparissias
L., Taf. 28, 5, Kapsel gekörnelt, Mittel-
europa, in Deutschland besonders im Süden,
auf trocknen Triften, besonders Kalkboden,
2j., bis 30 cm, April— Sept. (oft durch einen
Pilz verunstaltet).
2. Samen irurzeliij.
aa. Blätter f/(yeiixti'iiiil/ij (in 5 Längsreihen):
kreuzblättriger W. , E. Läthyris L. , in
Gärten verwildert, ö, bis 1 m, Juni u. Juli,
bb. Blätter iri-c/i beistand /'(/ «der zerstreut.
■•■■Blätter lineal oder lineal-keilförmig, —
wenn dann die Deckblätter der Trug-
dolde lineal mit fast herzföriiiiiicui Grund:
Fig. 500.
Euphorbia dulcis
purn, Blatt sehr kurz gestielt, zersteut, in
schattigen Laubwäldern und auf steinigen
Hügeln. 21-, bis ij m, April u. Mai.
bb. Stengel SstraJilig, Aznn die Zweige 2gahch'n.
â– â– â– â– UMhVittereUijif/sc/i-sfifiiijif: warzige W.,
E. verrucosa Lam., auf feuchten Wiesen,
zerstreut. %, bis \ m, Mai u. Juni.
** Hüllblätter ftreiecli-i!/-('iföriii/ff-s{ache\spit-
zig, — wenn dann die Warzen der
Kapsel icalzi'nfönii/)/ , Samen rött/'rh-
braiin: steifer W., E. stricta L., selten,
an feuchten Orten. ©, bis 90 cm, Juni
bis Sept.; — wenn dagegen die Warzen
htdhkugelig , Samen graubraun.: breit-
blättrige W., E. platyphyllos L. , Fig.
501, auf Aeckern und Triften, besonders
Kalkboden. ©, bis 60 cm, Juli— Sept.
B. Drüsen halbiuorulförmig. Fig. 502 u. 503.
a. Hüllblättchen zu 2 reru-acJisni: mandelblättrige
W., E. amygdalöi'des L., selten in Gebirgswäl-
dern. 2]., bis 60 cm, April— Juni.
b. Hüllblättchen frei.
1. Samen glatt, — wenn dann Blatt la/i:etth'r/i .â–
gemeine W., E. esula D., Taf. 28, 4, Kapsel
gekörnelt, Mittel- und Südeuropa, bei uns
häufig auf Wiesen und Triften. H, bis 60 cm,
Juni u. Juli; — wenn dagegen Blatt schiiial,
Hoffmann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
Fig. 502.
Euphorbia exigua.
Fig. 503.
Euphorbia peplus.
Kleine W., E. exigua L., Fig. 502, zartes
Pflänzchen, Mittel- und Südeuropa, in
Deutschland häufig auf Brachfeldern, ©,
bis 20 cm, Juli — Sept.; — wenn dagegen
die Deckblätter n/eren- oder rautenför-
mig: Acker- W., E. segetälis L. , selten
unter der Saat. ©, bis 30 cm, Juni u. Juli.
*■■■Blätter niclit lineal, — wenn dann rer-
kehrt eiförmig: Garten-W., E. peplus L.,
Fig. 503, Blatt sehr stumpf, Dolde 2 bis
3strahlig, die Strahlen wiederholt ge-
spalten, gemeines Gartenunkraut; —
wenn dagegen lanzettförmig, unterespatel-
förmig: sichelförmige W., E. falcäta L.,
selten auf Brachfeldern , beide © , bis
25 cm, Juli- Sept.
36. Fam. Buchsbaumgewächse, Buxaceen.
155. ßuc-hsbauiii, Bu.yus sempervireiis L.
Fig. 504.
Allbekannter immergrüner Strauch der Gärten
mit gegenständigen, ganzrandigen, eirunden, lederigen
Blättern, der als Zwergforni zu Beeteinfassungen ver-
16
122
Die Pflanzenwelt.
wendet wird. In Süd- und Westeuropa. Die Blüten
sind klein und grün, einhäusig, in den Blattachseln.
Das schwere Holz ist vorzüglicli zu Holzstöcken
verwendbar. März u. April.
37. Farn. Rauschbeerengewächse,
Empetraceen.
156. Rauschbeerts Einpetriim uigriiin L. Fig. 505.
Auch Krähen beere. Niederliegende, immer-
grüne, zierliche Pflanze mit kleinen linealen , aber
dichtstehenden Blättern, deren Rand umgerotlt ist.
Die kleinen roten Blüten stehen dicht und locken
C.
Fig. 5()4. Bu.'<us senipervirens. Fig. .505. Empelrum iiigrvirn.
daher Insekten an. Die schwarzen Beeren dienen
der Verbreitung durch Tiere. In Europa bis zum
Polarkreis; die Pflanze steigt im Gebirge hoch em-
por, auf Moor- und Torfboden ; aber bei uns selten, fi ,
bis 50 cm lang, Mai u. Juni. Torfbildende Pflanze.
38. Fam. Wassersterngewächse,
Callitrichaceen.
157. Wassersteril. Callitriehe. Fig. 506.
Hierhin gehören untergetauchte, auf Schlamm
kriechende oder schwimmende Wasserpflanzen mit
quirl- oder gegenständigen
Blättern. Die oberen Blät-
ter sind oft sternförmig
ausgebreitet. Die Blüten
stehen in den Blattachseln
und haben keine Hülle.
Die Frucht zerfällt in 4
Nüsschen. Fast über die
ganze Erde verbreitet. 5
deutsche Arten.
A. Allr Blätter lineal:
Herbst-W., C. autumnälis L. 2|, Juli — Okt.
B. Nicht alle Blätter lineal.
Fig. 506.
Callitriehe stagnalis.
a. Alle Blätter i\r/,-elirf-e/föriiu\j: Sumpf-W
stagnalis Scop., Fig. 506. 21-, April— Sept.
b. Obere Blätter ke/lig-e/formii/ rosettenartig, untere
liiinil, '-- wenn dann Griffel alifuUenil : Früh-
lings-W., C. verndlis Kütz., 2J., Mai- Sept.; —
wenn dagegen Gtiffel bleibend: breitfrüchtige
W. , C. platycarpa Kütz. 2^ , Mai~Sept (Die
seltene C. hamuläta Kütz. hat Deckblätter mit
hakiger Spitze.)
XII. Reihe: Seidelbastartige.
39. Fam. Oleastergewächse,
Elaeai,Miaceen.
158. Sanddorn, Hippophai' rhaninoides L.
Fig. 507.
Ein ästiger, weidenartiger, dorniger und dadurch
vor Tierfrass geschützter Strauch der Dünenflora, mit
schmalen, unten silber-
schuppigen Blättern, da-
durch gegen zu starke
Verdunstung geschützt.
Die Blüten sind sehr klein,
gelblich; die Samen der
goldgelben Beeren wer-
den durch Vögel ver-
breitet, fi , bis 3 m hoch,
April u. Mai.
40. Fam. Seidelbast-
gewächse. Thyme-
laeaceen.
159. Seidelbast, Keller-
bals, Daphno mezerciim
L. Taf. 29, 1.
Ein Strauch, der durch Gift in Rinde und Laub
vor Tierfrass geschützt ist. Die Blüten sind zwar
klein, aber rot und wohlriechend und da sie vor
der Belaubung erscheinen , so locken sie doch In-
sekten an. Die Staubbeutel stehen zwar höher als
die Narben , da aber die Blüten selbst meist wage-
recht stehen, so' ist Selbstbestäubung selten. Die
roten fleischigen Früchte sind für viele Tiere giftig,
locken aber doch die zur Verbreitung passenden an.
lieber ganz Europa verbreitet, in Deutschland zer-
streut, in Bergwäldern. 21., bis 1 ni hoch, März.
[D. cneörum L. hat glänzende immergrüne Blätter
und ist viel seltener.]
160. Sperliiiffsziinare, Passerina annua Wickst. 2. Kraut mit wc-
*^ '^^ "^^ - beiidetii Perigon.
Seltenes einjähriges Kraut mit linealen Blättern,
in deren Winkeln die grünlichen Blüten stehen, bis
30 cm, Juli u. Aug.
I. Strauch mit n-''-
fnUendem Peri-
gon.
Fig. 507.
Hippophae rhamnoides.
iV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
123
Fig. 508.
Thesium montanum.
XIII. Reihe: Santelartige.
41. Farn. Santelgewächse, Thymelaeaceen.
161. Bergcflat-hs, Tlu-siiiiii. Fig. 508.
Auch Verneinkraut. Seltene ausdauernde
Kräuter, deren Wurzeln Saugwarzen haben, mit
denen sie auf den Wurzeln anderer Pflanzen schma-
rotzen. Sie haben schmale
Blätter, die bei manchen
Arten direkt Wasser auf-
nehmen. Die Blüten sind
grünlich und unansehn-
lich. Die Staubbeutel
schliessen sich bei feuch-
tem Wetter zum Schutz
des Blütenstaubes. In-
dem sie lange und kurze
Griffel und dementspre-
chend unter bezw. über
der Narbe stehende Staub-
beutel haben . ist Fremd-
bestäubung sicher. 7
deutsche Arten, Juni u.
Juli.
A. Fruchtperigon nur
an der Spitze eingerollt, — wenn dann Blatt
einnervig und Perigonröhre so lang wie die
Zipfel: Gebirgs-B., Th. alpinum L., Gebirgs-
triften; — wenn dagegen Blatt fast dreinervig
und Perigonröhre höchstens halb so lang wie
die Zipfel: Wiesen-B. , Th. pratense Ehrh.,
Bergwiesen, beide bis 30 cm.
B. Fruchtperigon bis auf den Grund eingerollt,
— wenn dann Stengel liegend, Blatt drei-
nervig: mittlerer B., Th. intermedium Schrad.,
bis 30 cm : — wenn dagegen Stengel auf-
recht, Blatt meist fünfnervig: gemeiner B.,
Th. montanum Ehrh. , Fig. 508 , bis 60 cm,
beide auf Gebirgswiesen.
[Nur 1 statt 3 Deckblätter unter der Blüte haben
Th. rosträtum M. et K. in Oberbayern und Th.
abracteätum Hagn. in Preussen. Schlesien und Thü-
ringen.]
42. Farn. Mistelgewächse, Loranthaceen.
162. Mistel, Viscum allmm L. Taf. 56, 5.
Eine biologisch hochinteressante Pflanze, die
keine echten Wurzeln hat, sondern mit „Senkern"
auf Bäumen festsitzt und schmarotzt, obwohl ihre
immergrünen spateligen Blätter daneben auch assi-
milieren. Die Blätter sind ledrig und überdauern
daher gut den Winter. Am Grunde sind sie ge-
dreht, so dass sie vom Wind nicht mit voller Kraft
getroffen werden, was bedeutungsvoll ist, da die
Pflanze im Winter schutzlos auf den entlaubten
Bäumen sitzt. Die Blüten sind unscheinbar, doch
sehr früh, vor dem bewirtenden Baum, blühend und
mit Honig und Duft versehen, und da sie zweihäusig
sind, so ist Fremdbestäubung selbstverständlich. Die
Frucht ist weiss und fleischig, sie hat ein klebriges
Fruchtfleisch und der Samen eine harte Schale. Be-
sonders Drosseln fressen sie, fliegen mit ihnen auf
andere Bäume und streifen dort die ihren Schnäbeln
anhaftenden Samen den Aesten an. Nur auf diesen,
nicht auf der Erde, kann der Samen erfolgreich
keimen. In ganz Mittel- und Südeuropa. Die Mistel
befällt zahlreiche Laub- und Nadelbäume, auch Obst-
bäume, f 1, , bis 60 cm, März u. April. Aus den
Früchten macht man Vogelieim.
XIV. Reihe: Osterluzeiartige.
43. Fam. Osterluzeigewächse, Aristolochiaceen. i- Äuf,-eMe,-
Stengel, röhriges
163. Osterluzei, Aristoltu-liia clematitis L. p^'s»"-
Taf. 29, 2.
Eine mit kriechendem Wurzelstock überwin-
ternde krautartige Pflanze. Die grossen, zarten
Blätter (gestielt und herzeiförmig) zeigen den etwas
schattigen Standort an (Gebüsche, Mauern); wegen
ihrer Grösse ist die Zahl der Blätter nicht sehr gross.
Das Laub wird wegen seines unangenehmen Ge-
ruchs von Weidetieren gemieden. Da die Blätter
nach aussen und unten geneigt sind, so leiten
sie das Regenwasser nach aussen zu den Wurzeln
ab. Die Fruchtbildung ist selten , weshalb durch
Wurzelschösslinge für Ersatz gesorgt ist. Die
gelben Blüten stehen büschelweise in den Blatt-
achseln, sie locken mit aufrechter Fahne und unan-
genehmem Duft Fliegen an. Die Perigonröhre be-
sitzt innen nach unten gerichtete Haare, zwischen
denen die Fliegen herein- aber nicht zurückkriechen
können, erst später schrumpfen die Haare ein , und
die Blüten senken sich, um die Fliegen zu entlassen.
Diese haben inzwischen ein warmes Obdach und in
saftigen Wandzellen und vielem Blütenstaub Nah-
rung genossen (keinen Honig), kriechen sie dann
in frische Blüten mit reifen Narben (die zuerst reif
werden), so können sie Fremdbestäubung bewirken.
Die Frucht ist eine 6fächerige Kapsel. Die Pflanze
stammt aus Südeuropa; bei uns selten, in Wein-
bergen u. s. w. Bis 80 cm hoch, Mai -Juli.
164. Haselwurz, Äsarum curopäeum L.
Taf. 29, 3.
Auch diese Pflanze überwintert mit kriechendem
Wurzelstock, sie hat eigentümlich aromatischen Ge-
ruch. Sie blüht früh, aber lange. Sie hat braune „Ekel-
blumen" mit Kampfergeruch, die Fliegen anlocken.
Die Blüten öffnen sich zunächst nur mit Spalten
vor den reifen Narben, dann erst ganz, wenn die
2. Krierlieiiiier
Siengel, >/l"ck-it/es
Perigon.
124
Die Pflanzenwelt.
Staubbeutel reif sind. Dadurcli ist natürlich Fremd-
bestäubung gesichert. Die Frucht ist eine 6fäche-
rige Kapsel, die Samen haben eine fleischige Nabel-
schwiele, deretwegen Ameisen sie verschleppen. In
Mittel- und Südeuropa, bei uns in Gebüschen und
Laubwäldern zerstreut, bis 60 cm lang, März— Mai.
XV. Reihe: K n ö teri cii art i ge.
44. Farn. Knöterichgewächse, Polygonaceen.
1. Mit i-r,.y,ai- 165. Knöterich, Polyg;oiiuiii. Taf. 29.
Fig. .'iio. Zumeist emjahnge Krauter, deren Nebenblatter
in eine charakteristische Tüte verwandelt sind, welche
die junge Knospe schützt. Der Winden- und
Hecken-K. ist zu schwach, um sich selbst auf- |
recht zu halten, er windet sich daher um andere
Pflanzen u. s. w. herum, dagegen ist der Stengel des
Vogel-K. niederliegend, da er jedoch an Wegen,
zwischen Pflastersteinen u. s. w. vorkommt, wo er
leicht zertreten wird , so ist er mit einem grossen
Regenerationsvermögen ausgestattet. Das Laub des
Wasser-Pfeffers ist scharf pfefferartig, weshalb
die Tiere sich scheuen es zu fressen. Bemerkens-
wert ist der Einfluss des Standorts bei dem orts-
wechselnden K.: im Wasser hat er breite kahle
Schwimmblätter an langen biegsamen Stielen, auf dem
Lande schmale behaarte Blätter mit kurzen , steifen
Stielen. Da derselbe an ungünstigem Standort
keinen Samen hervorbringt, so bildet er hier viele
Stocksprossen. Die Blüten des K. sind klein und
oft unscheinbar, doch in Aehren gehäuft, beim
Schlangen-K. ist aber auch der hochstrebende
Stiel rötlich und der Buchweizen hat duftende
und honigreiche Blüten. Vorangehende Reife der
Staubbeutel sichert die Fremdbestäubung, doch tritt
beim Vogel-K. wegen mangelnden Insektenbesuchs
auch Selbstbestäubung ein. Die Frucht ist eine
3. kantige Nuss, beim Hecken-K. ist sie zur Ver-
breitung durch den Wind geflügelt. Die Nüsschen
des Buchweizens werden zur Mehlbereitung und
als Mastfutter für Geflügel verwendet
A. Blatt hir/'f, licrzcifoniii;!.
a) Windender Stengel, — wenn dann Fruchthülle
f/efliU/eh: Hecken-K., P. dumetörum L., an Zäunen
und Hecken, nicht häufig, bis P,'- m ; wenn
dagegen Fruchthülle nur ^^cAvV/'.- Winden-K. , P.
convölvulus L., Fig. 509; grüne Blüten in
lockeren Büscheln achselständig; in Europa bis
zum Polarkreis , überall in Deutschland auf
Aeckern u. s. w., bis 1 m, beide 0, Juli— Okt.
b) Stengel auf recht: Buchweizen, P. fagopyrum L.,
Taf. 29, 4, weiss und rötlich, häufig auf Sand-
boden angebaut, stammt ans Ostasien. G, bis
60 cm, Juli u. Aug. [P. tatäricum L. hat grüne
Blüten und eine Frucht mit gezähnten Kanten ]
B. Blatt leh/i/er als hre/t , selten schwach herz-
eiförmig.
a) Blüten /// dm Bla/f/r/ii/.ehi : Vogel-K-, P. avi-
culäre L., Fig. 510, bei uns gemeines Unkraut,
in Europa bis zum Polarkreis. ©, bis 50 cm lang,
Mai bis Okt.
b) Blüten in Aehren.
1. Kine Aehre auf einfaelnm Stengel: Schlangen-
K., P. bistorta L., Taf. 30, 1, Natterwurz,
Wurzelstock schlangenartig hin und her krie-
chend, Blattstiel geflügelt, Blüte rötlichweiss.
Fig. 509.
Polygonum convölvulus.
Fig. .510.
Polygonum aviculare.
In ganz Europa bis zum hohen Norden, in
Deutschland auf feuchten Wiesen, %, bis
1 m, Juni Aug. [im Alpenvorland selten P.
viviparum L. mit ungeflügeltem Blattstiel, im
Blütenstand mit Knöllchen].
Mehrere Aehren auf ästi(jein Stengel.
aa. dieht-n-<il:lirhe, anfrechfe Aehren.
'■Aehrenstiel,'/('/VH-c/(/, 5 Staubgefässe : orts-
wechselnder K., P. amphibium L., Fig.
511, s. oben, Blüten rosenrot. In Europa
bis zum Polarkreis, in Deutschland an
feuchten Orten häufig. 21, bis 1 m, Juli
u. Aug.
•■■•■Aehrenstiel (//'(//, meist 6 Staubgefässe,
— wenn dann Blütenstiel und Perigon
driisif/: Acker-K. , P. lapatiiifölium L.,
überall an feuchten Orten, 0, bis 60 cm;
— wenn dagegen drilsenhix: Gemeiner
K., P. persicäria L., Taf. 29. 5, oft rot
angelaufen, Blätter mit schwarzbraunem
Mondfleck, Blüten pfirsichrot. In ganz
Europa und Deutschland überall. 0, bis
1 m hoch, beide Juli— Sept
bb. Lor/,-ere, meist iHjcrhdnijijide Aehren.
* Perigon driisiy: Wasser-K-, Wasserpfeffer,
P. hydropiper L., Fig. 512, dem vorigen
5omiUen: Sct6clbaft= (Thymelaeaceae), (Djtcriujci» (Aristolochiaceae) unö
Knöterid)getDäd|fc (Polygonaceae). 29
$iq. 1. a. b. Seibelbalt, Daphne raezereum. 2. (D(terlu3ei, Aristolochia Clematitis. 3. t)a|clt»ut3, Asarum
europaeum. 4. Bud)rDet3cn, Polygonum fagopyrum. 5. (Bemeiner Knöterich, Polygonum persicaria.
IV. Kreis ; Samenpflanzen, Phanerogamen.
125
ähnlich, zarter, Blüte grünlich bis pur-
purn. In Europa bis zum Polarkreis;
bei uns überall an feuchten Orten. ©,
bis 50 cm, Aug. u. Sept.
Perigon </riisenhi.-<, — wenn dann (i Staub-
gefässe, Blatt breit (bis 2 cm): milder
Fig. 511.
Polygonum amphibiuni
Fig. 512.
Polygonum hydropiper.
2. Kelch «. Krone
SlMllrin.
Fig. 518 linl<s.
K., P. mite Schrk , bis 50 cm; — wenn
dagegen 5 Staubgefässe, Blatt schmal
bis 0,9 cm): Kleiner K-, P. minus Huds.,
bis 30 cm , beide zerstreut an feuchten
Orten. ©, .luli — Sept.
166. Ampfer, Riimox. Taf. 30.
Kräuter mit scheidigen, häutigen Nebenblättern,
manche dauern mit Wurzelstock aus, der kleine A.
vermehrt sich durch Wurzelknospen. Bei einigen
Arten bildet Rotfärbung des Laubes eine Schutz-
decke für das Blattgrün, als Schutz gegen Tierfrass
Fig. 513.
Rumex acetosella.
Fig. 515.
Rumex patientia.
Fig. 514. Rumex scutatus.
sind einige reich an giftigem Kleesalz. Der schild-
blättrige A. besitzt wegen seines trocknen Stand-
orts fleischige Blätter. Unscheinbar grüne Blüten
ohne Honig und Duft, lange pendelnde Staubgefässe
und pinselförmige Narben deuten auf Windbestäu-
bung, da hierbei die Narben zuerst reif werden, ist
Aussicht auf Fremdbestäubung. Der grosse und
kleine A. sind obendrein zweihäusig. Die Blüten-
hülle wächst mit der Frucht zu Flügeln weiter (Fig.
520), weshalb jene durch Wind verbreitet wird.
19 deutsche Arten, von denen der Sauer-A. als
Gemüse brauchbar ist.
A. Untere Blätter s/iirss- ,»/(■/• /ife/tföniiii/, 3 Nar-
ben iiiiiiiilfdliar (Ulf (/i'iii Fnirh/I.iiofen, Fig. 513.
a) Kelchblätter KiiijeilriU-hi , — wenn dann Spreite
f/fönin(/, Blüte -/^/V/c/vV/.- schildblättriger A., R.
scutatus L. , Fig. 514, blaugrün, angebaut, auf
steinigem Boden, 2]., bis 50 cm; — wenn da-
gegen Spreite l/iifo/ oder lidiscftlich, Blüte ^irt-i-
häusig: kleiner Sauer-A. , R. acetosella L.,
Taf. 30, 2, schlank und zierlich, oft rot an-
gelaufen. In ganz Europa, in Deutschland über-
all auf Wiesen und Aeckern. %, bis 25 cm,
beide Mai— Juli.
b) Kelchblätter zuriiH-gc.fclilageu: grosser Sauer-A.,
R. acetösa L., Taf. 30, 3, geschlitzt gezähnte
Nebenblätter, Blüte grün, später rot, lange end-
ständige Rispen. Fast in ganz Europa, in
Deutschland überall auf Wiesen. IJ , bis 60 cm,
Mai — Aug. (R. arifölius All. hat ganzrandige
Nebenblätter, in höheren Gebirgen.]
B. Untere Blätter /lörhsfens herzfönii/'g, 3 Narben
je "iif e/iiciii (iriffcl. Fig. 515.
a) Kronenblätter nach dem Blühen ohne Schwielen,
Blattstiel oben mit Rinne: Wasser-A., R. aquä-
ticus L., Blüten grün-
rot, untere Blätter spitz
|R. alpinus L. stumpf,
höhere Gebirge], Nord-
und Mitteleuropa, bei
uns zerstreut an feuch-
ten Orten. %, bis 2 m,
Juli u. Aug. [R."|do-
mesticus Hartm.: Blatt-
stiel ohne Rinne. Ham-
burg, Ostfriesland.]
b) Wenigstens ein Kro-
nenblatt s/)('ifrr lll/'f
Schwiele. Fig. 518
unten rechts.
1. Kronenblätter am
Grunde mit 2 langen
Zähnen [R. ucrdnicus Bess. mit 3, Ostpreussen],
— wenn diese dann so lang wie das Kronen-
blatt sind : goldgelber A. , R. maritimus L.,
Fig. 516, Kraut und Blüte später gelb, in
Mitteleuropa, £, bis 60 cm: — wenn dagegen
kürzer: grüngelber A., R. palustris Sm. e,
Fig. 5Ui. Rumex maritimus.
126
Die Pflanzenwelt.
beide an feuchten Orten, letzterer seltener,
Juli u. Aug.
2. Kronenblätter hiirli:<iniK l:iir: </c:(i/iii/.
aa. Nur ein Kronenblatt mit Schwiele (bei R.
pratensis manchmal alle).
■■■Untere Blätter i-i-laiiMthrli: Garten- A.,
R. patientia L., englischer Spinat, Süd-
deutschland. %, bis IMi m, Juli u. Aug.,
angebaut.
"* Untere Blätter lier:f(">r)ii/(/-liiii<///rh. — wenn
dann Kronenblätter liiical-liiinili'-li . </uii:-
rani/ig: Wald-A., R. nemorösus Schrad.,
überall in feuchten Wäldern, '^ ; — wenn
dagegen rifönuiii, (im Omiidv (jeziihiit :
Wiesen-A., R. pratensis M. et K., hie und
da auf Wiesen, beide 21, bis 1 m, Juli u.
Aug.
bb. Alle Kronenblätter mit Schwielen.
•■Unter aUen Blütenquirlen Stützblätter: ge-
knäuelter A., R. conglomerätus Murr.,
Fig. 517, überall an Wegen und Wasser-
gräben. 2|, bis 1 m, Juli u. Aug. [bei
R. pulcher in Baden und Elsass haben
die Kronblattzipfel dornige Zähne].
■"" Obere Blütenquirle "/'/"■Stützblätter.
I-'ig. 517. Rumex conglomeradis. Tig. 518. Riimex obtusifolius.
o Kronblattzipfel mit lang vorgezogener
Spitze: stumpfblättriger A., R. obtusi-
folius L., Mergelwurz, Fig. 518, häufig
an Hecken, Wiesen u. s. w. %., bis 1 m,
Juli u. Aug.
OO Kronblattzipfel dinn' solche Spitze.
aa. Untere Blätter l(ii/i/licli, am Grund
schief ei- oder herzförmig: Riesen-A.,
R. mäximus Schreb., an feuchten Or-
ten zerstreut. 21, bis 2 m, Juli u.
Aug.
bb. Blätter lameftlirJi, — wenn dann das
Kronblatt nai<llirli-her:fiirmi(i , Blätter
kraus: krauser A., R. crispus L.,
Fig. 519, grünrote Blüten, fast in ganz
Europa, bei uns auf Aeckern, Wegen
u. s. w. überall , bis 1 m ; — wenn
dagegen das Kronblatt dirierh-if/ , ci-
Fig. 519. Rumex crispus.
Fig. [520. Rumex hydrolapathum.
form/;/. Blätter am Rand schwach-
wellig: Fluss-A., R. hydrolapathum
Huds., Fig. 520, Blattstiel oben flach,
Blüte grünrot; in Mittel- und Nord-
europa , in Deutschland häufig an
Teichen und Flussufern, bis 2 m, beide
ij , Juli 11. Aug.
XVI. Reihe: Mittelsamige.
45. Farn. Gänsefussg-ewächse, Chenopodiaceen.
Kräuter oder Stauden ohne Nebenblätter, die un-
scheinbaren Blüten haben 5 Staubgefässe. Frucht
mit einem Samen, viele (500) Arten in den ge-
mässigten Zonen , manche
sind Salzpflanzen.
A. Stengel lilal/lox, i/r-
g/iederf.
167. (ilasscliiiialz,
Salicorniji lierbät-ea L.
Fig. 521.
In dem ganzen Aus-
sehen, besonders in dein
fleischigen Stengel zeigt
sich der Einfluss des Salz-
bodens. An den Gliedern
des Stengels sitzen je 6 un-
scheinbare Blüten mit flei-
schiger Mülle, 1—2 Staub-
Fig. 521.
Sallcornia herbacea.
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
127
1. Das Perit^oii
bildet aniGrunde
citicit flciscfiif/en
J'i'1.1. 1-ig. 522
üben rechts.
gefässe und 1 Stempel. In Salzsümpfen , an der
Meeresküste Europas. 0— "4, bis 30 cm, Aug.
und Sept.
B. Stengel beblättert, iimjeyUeilirl.
a) Alle Blüten -ir/tterif/.
1. Perigon fe/ilt oder â– Jbliittrbj.
168. Wanzeii.siiine, (lorispeniniiii.
Kraut mit sitzenden linealen Blättern und Einzel-
blüten in den Blattwinkeln. Die Frucht ist ge-
flügelt. Seltene und unbeständige Pflanzen an san-
digen Orten. 0, Juli u. Aug.
C. hyssopifölium L. hat eine Blütenhülle, C.
intermedium Schweigg. und C. Marschällii Steven
keine, bei jenem sind die Deckblätter hautrandig,
bei diesem nicht (bei Danzig).
2. Perigon .5- oiler -'Ibli'/tfrii/.
169. Mangdld, Beta vulg'iiris L. Fig. 522.
Runkelrübe. Mit rübenförmiger Wurzel,
grossen, herzeiförmigen unteren und kleineren, läng-
lich-lanzettlichen oberen Blättern. Die kleinen Blüten
stehen achselständig in
beblätterten Aehren. Sie
stammt vom Mittelmeer
(B. maritima L.) und ist
hier ausdauernd, bei uns
^— -^'T/y gezogen ist sie © — ©
und erhält eine fleischige
Wurzel: dieZuckerrübe
dient zur Zuckergewin-
nung, die Runkelrübe
als Viehfutter, die rote
Bete als Salatpflanze,
die Garten-M. (römi-
scher Kohl) als Gemüse-
pflanze.
2. Das Perigon
bildet keinen pü-
schifien liinty.
u. Perigonblätter
niil Anhfingset auf
dem Rücken
Fig. 523
rechts Mitte.
''•■Perigon 5spnt-
lig.
Fig. 522. Beta vulgaris.
Perigon 'iiei-
Ha-
Fig. 523. Kochia arenaria.
170. Kocliie, Kochia
arenaria Rth.
Fig. 523.
Mit lineal-faden-
förmigen stielrunden
Blättern, zeigt den Ha-
bitus von Sandpflanzen ;
im mittleren Rheinge-
biet. 0, bis 30 cm,
Juli— Okt. (K. hirsüta
Nolte am Ostseestrand
hat flache Blätter.]
171. Salzkraut, Sälsola
kali L. Fig. 524.
Die fleischige Be-
schaffenheit und die
kleinen sparrigen Blätter des niederliegenden Stengels
zeigen den Einfluss des trocknen Salzbodens. Die
dornigen Blätter sind vorTierfrass sicher. Die Blüten
stehen einzeln in den Blattwinkeln. Dass die Narben
zuerst reif werden deutet auf Fremdbestäubung. Die
Zipfel des Fruchtkelchs werden zu abstehenden
Dornen, wodurch die Frucht einmal geschützt, an-
dererseits durch vorüberstreifende Tiere verbreitet
wird. Die fruchttragenden Stöcke lösen sich auch
los und rollen fort, um die Frucht zu verbreiten,
endlich sind die Samen zur Windverbreitung ge-
f'ig. 524. Salsola kali.
Fig. .525. Suaeda maritima
Derkbh'ittem,
flügelt. An sandigem Meeresstrand Europas, im
Binnenland selten an salzhaltigen Orten, 0 , bis
30 cm, Juli 11. Aug.
172. Gäusefüsselieii, Suäetla maritima Dum. b.i'erigonbiatter
PI IT ^OK u/iiie Anhäin/sel.
^'S- 0^0- : Perigon am
Niedriges, stark verzweigtes, grünes oder röt- '^''""'''^ ™'' ~
liches Kraut mit fleischigen Blättern. Diese sind
halb walzlich, lineal und zugespitzt. Die grünen
Blütchen stehen zu 1 — 3 in den Blattachseln. Am
Meeresstrand Europas und an Salzsümpfen. © — ©,
bis 30 cm, Aug. u. Sept.
173. CräusefiLSS, (üieiiopödiiim. Taf. 30.
Meist einjährige Kräuter mit wechselständigen
Blättern, die bei manchen (Ch. albuiTi) durch saft-
reiche Haare wie mit Mehlstaub bedeckt sind, was
man vielleicht als Schutz gegen Vertrocknen deuten
kann ; denn es sind Oedlandspflanzen. Andere (wie
Ch. Botrys) haben klebrige Haare oder (Ch. vul-
varia) stinken nach Heringslake, beides ein Schutz
gegen Tierfrass. Die Blüten sind grün und un-
scheinbar, klein und geknäuelt, da sie auch nur
wenig Honig besitzen , so ist der Insektenbesuch
gering, daher findet meistens Selbstbestäubung als
Ersatz statt. Die Samen sind klein, leicht und glatt,
was der Verbreitung durch Wind dient. 13 deutsche
Arten.
Perigon uJine
DeckblSiiei:
128
Die Pflanzenwelt.
A. Früchte (dlv oder die meisten aiifircht strheiid
(d. h. von der Seite zusammengedrückt).
a) Allr Früchte t<cillirli :tis(iiiiiiie)i(/eil/-iir/:t: Guter
Heinrich, Ch. bonus Henricus L., Taf. 30, 4,
Blätter dreieckig spiessförmig, höchstens schwach
gezähnt, dunkelgrün; Blüten und Aehren in end-
ständiger, blattloser Rispe. In Europa weit ver-
breitet, in Deutschland häufig, auf Schutt u. s. w.
-j, bis 60 cm, Mai— Aug. •
b) Nur ei)! Teil der Früchte xeitlicli zasaiiinicn-
(jediiickt, — wenn dann das Blatt <jl{inzi>nfl grün
und die Aehrchen UMiittert : roter G. , Ch. ru-
brum L. ; — wenn dagegen das Blatt hIhk^ (Uhk-,
oben hellgrün , unten
graugrün und die Aehr-
Fig. 526.
Chenopodium glaucum.
Fig. 527.
Chenopodium vulvaria
chen hlutthis: grauer G., Ch. glaucum L. , Fig.
526, auf Schutt u. s. w., zerstreut. ©, bis 50 cm,
Juli — Sept.
B. Alh- Früchte mn/ererJif (d. h. von oben her
zusammengedrückt).
a) Blätter <iainraii(li<i. — wenn dann yrait hes/änhf,
nach Hering riechend : stinkender G., Ch. vul-
varia L. , Fig. 527, niederliegend, Blatt rauten-
förmig. In Europa weit zerstreut, bei uns auf
Schutt u. s. w., zerstreut, ©, bis 30 cm, Juli bis
Sept.; — wenn dagegen Blätter i/unz kahl, nicht
nach Hering riechend: vielsamiger G., Ch. poly-
spermum L., Fig. 528, Stengel an den Gelenken
etwas verdickt, Blatt eirund, stachelspitzig. Fast
in ganz Europa, ausser im hohen Norden, in
Deutschland auf bebautem und unbebautem
Land. 0, bis 60 cm, Aug. u. Sept.
b) Blätter hurJitig gezälmf.
aa. Pflanze di iisig-flainiiii/: klebriger G. , Ch.
botrys L. , Blätter fiederspaltig, verwildert, an
Ufern und auf Schutt. 0, bis 30 cm, Juli
u. Aug.
bb. Pflanze ?i/r/if i/riis/ij-/laifiii/i/.
1. Blatt am Grunde herzförmig: unechter G.,
Ch. hybridum L., Fig. 529, grün, aufrecht
bis 1 m hoch, an Hecken und Wegen
zerstreut. 0, Juli— Sept.
Fig. 528.
Chenopodium polyspermimi.
Fig. .529.
Chenopodium hyhriduiii.
2. Blatt am Grunde nii-lit herzföriiiiij, in den
Blattstiel übergehend.
■■'■Blatt (jlüiizi'nd , — wenn dann Rispen-
äste (iHfrrrlif, Same fn"/ ylati: steifer
G. , Ch. ürbicum L. , Fig. 530, wenig
ästig, zuweilen rot angelaufen. Fast
in ganz Europa ausser im hohen Nor-
den, bei uns zerstreut an Mauern, öden
Fig. 530.
Chenopodium urbicum.
Fig. 531.
Chenopodium albuni.
Plätzen u. s. w. 0, bis 60 cm, Aug.
u. Sept.; — wenn dagegen Rispenäste
iibsic/inid . Same hiH-erii/: Mauer-G.,
Ch. murale L. , kantig, gelblich oder
rötlich, übelriechend. In Mitteleuropa,
bei uns überall. 0 , bis 50 cm. Juli
bis Sept.
Samtlien : Hmpfer= (Polygonaceae), (Bänfefu^= (Chenopodiaceae) unb Hmarantl)=
gcrDädjje (Amaranthaceae). 30
5ig. 1- n(rttetiBur3=Knötertd), Polygonum bistorta. 2. Kleiner Sauer=flmpfer, Rumex acetosella. 5. (Brofeet
Sauet=flinpfer, Rumex acelosa. 4. (Buter f)etnrid), Chenopodium bonus Henricus. 5. (Bemeine IUelbe,
Atriplex patula. 6. ©emeinet Amarant, Amarantus blitura.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
129
l.Perigon zuletzt
saftiii, Frucht
heerenftrtiff.
"'" Blatt iiiaff. — wenn dann li-rauten-
föriiiig, Samen (jlutt: gemeiner G., Ch.
album L. , Fig. 531, sehr abändernd,
mehligweiss, sehr ästig, die kleinen
Blütenknäuelchenauch mehlig; — wenn
dagegen Blatt läiKilivh-lanzettlich, Samen
pimkiiert: feigenblättriger G., Ch. fici-
fölium Sm., beide an Wegen auf Schutt,
jener überall, dieser selten. 0, bis 50 cm,
Juli u. Aug.
b. Blüten icciiigstenx teilircisc e/n(/csc/ilec/i//(j.
174. Erdbeersitinat, Blituni.
Kahle Kräuter mit roten, erdbeerähnlichen Früch-
ten; als Gemüsepflanze angebaut: B. capitätum L.
mit endständiger blattloser Aehre und langgestielten
Blättern, — B. virgätum L. mit blattachselständigen
Knäueln und kurzgestielten Blättern, jenes ö, dieses
®, bis 60 cm, Juli u. Aug.
2. PerigoTi und 175. Spiiiat, Siiliiiiciii olerücea L. Fig. 532.
Frucht trocken
hicibemi. Kräuter mit gestielten , spiessförmigen, ganz-
I'/,.«^',"''' Gri'fM randigen Blättern. Die grünen Blütenknäuel sitzen
iteiiig. in den Blattwinkein. Das
Fruchtgehäuse verwächst
mit dem härter werden-
den Kelch. Stammt aus
dem Orient und wird als
Gemüsepflanze angebaut,
® u. ©, bis 1 m hoch,
Mai— Juli.
b. Blüte einhäu-
siff ^ 2 Narben.
Fig. 532. Spinacia oleracea.
176. Melde, Atriplex.
Kräuter, die auch
oft mehlartig bestäubt
sind , die Blüten stehen
büschelig in Aehren oder
Trauben. Die Hülle der
weiblichen Blüten ist
2 blättrig und wächst
weiter mit der Frucht.
Die M. sind Pflanzen der Schuttflora und des Salz-
bodens. 11 deutsche Arten, alle ©, Juli— Sept.
A. Die beiden Fruchtkelchblätter /'/v zkik Grund ge-
trennt, Fig. 533, — wenn dann Blätter auf In-iileii Seiten
grün (oder rot) : Garten-M., A. hortense L., Fig. 533,
untere Blätter gross, dreieckig bis spiessförmig, obere
lanzettlich. Aus der Tatarei, angebaut (als Gemüse-
pflanze, eine blutrote Abart als Gartenpflanze) und
verwildert; — wenn dagegen Blätter olien gläuzentl
grün, unten u-e/suscliupjng: glänzende M., A. nitens
Schkhr., auf Schutt, an Ufern, hie und da, beide bis
l\ m.
B. Die Fruchtkelchblätter
Fig. 534, unten rechts.
lüitcn rerwaehaetl,
a) Fruchtkelch his zur Mitte knorpelig hart, — wenn
dann Aehre «hen ohne Blätter: gelappte M., A.
laciniätum L., Nordseeküste, bis 60 cm; — wenn
dagegen bis otjen mit Blättern: Stern-M., A.
Fig. 533. Atriplex hortense.
Fig. 534. Atriplex roseum.
Hof f mann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl
röseum L., Fig. 534, hie und da an Wegen, auf
Schutt, bis 1 m.
b) Fruchtkelch ganz krautig (höchstens ganz unten
knorpelig).
1. Blätter liiieal : Strand-M., A. litorälis L., an
Ost- und Nordsee, bis 60 cm.
2. Blätter (wenigstens untere) eiJanzettlieh oder
fast spiessförmig.
'" Fruchtkelchblätter spiessförmig: ausgebrei-
tete M., A. pätula L., Taf. 30, 5, in Eu-
ropa bis zum hohen Norden, in Deutsch-
land überall in Gärten, an Wegen u. s. w.,
sehr veränderlich, oft weissmehlig, bis 1 m.
"■" Fruchtkelchblätter nicht s^jiess förmig.
O Fruchtkelchblätter
eiförmig , ganz-
randig: längliche
M., A. oblongi-
fölium W. K., sel-
ten, auf trocknen
Hügeln, an Ufern
bis 1 m.
oo Fruchtkelchblätter
)iii'lit eiförmig, —
wenn dann hreit
rhinnliiseli : Ba-
bingtons M., A.
A. Babingtönii
Woods. , an der
Ostseeküste, bis
60 cm; — wenn
dagegen dreieckig: spiessblättrige M.,
A. hastätum L. , Fig. 535, häufig, an
Wegen, auf Schutt, bis 1 m.
17
Fig. 535. Atriplex hastätum.
130
Die Pflanzenwelt.
46. Fam. Amaranthgewächse, Amaranthaceen.
Kräuter oder Stauden mit ungeteilten Blättern
und einzeln oder in Knäueln stehenden Blüten,
lieber die ganze Erde, besonders in der heissen
Zone Amerikas verbreitet, 500 Arten.
1. Blüten ehizeii, 177. Knorpelkraut, Polycneiiuni arvöiise.
'" wlnkeim'"" Meistens niederliegendes Kraut mit knorpeligen,
gegliederten Aesten , weissspitzigen , dreikantigen
Blättern und grünen Blüten mit trockenhäutigen Deck-
blättern ; zerstreut auf sandigen Aeckern. 0, bis 30 cm
lang, Juni — Aug.
2. Blüten 1)1
Knäuehi.
178. Amarant, Amaräiitliiis.
Fuchsschwanz. Kräuter mit einhäusigen,
oft gefärbten Blüten , die dann einen wirksamen
Lockapparat darstellen. Auch bekannte Zierpflanzen
gehören hierhin. ©. — Wenn die Frucht nicht auf-
spr/iic/f : Gemeiner A., A. blitum L. , Taf. 30, 6,
kahl, Blätter ei-rautenförmig, Blüten grün in blatt-
winkelständigen Knäueln. In Mitteleuropa; bei uns
zerstreut, auf Schutt, an Wegen, bis 30 cm, Juli u.
Aug., — wenn dagegen die Frucht aiifsprmyf : rauh-
haariger A. , A. retroflexus L. , kurz behaart, zer-
streut, auf bebautem Land und Schutt, bis 1 m, Juh
bis Sept.
47. Farn. Portulakgewächse, Portulacaceen.
Saftige Kräuter mit einfachen Blättern undZwitter-
blüten , die 2 Kelch- und 5 Kronenblätter haben.
125 Arten in der warmen und gemässigten Zone.
i.Mits-wstaub 179. Portulak, Portuläca oleräeea L. Fig. 536.
gefässen : Fig.
536 oben links. Niederliegendes Kraut mit kahlen fleischigen
Blättern, die auf feuchten Standort deuten. Die Frucht
ist eine mit Deckel auf-
springende Kapsel. Diese
Art wird ebenso wie P. sativa
Haw. (Kelchblätter geflü-
gelt) als Gemüse gezogen.
©, bis 20 cm, Juni— Sept.
Fig. 536. Portuläca oleracea. Fig. 537. Montia fontana.
2. Mit 3 staub- 180. Quelleukraut, Montia fontana L. Fig. 537.
gefässen: Fig.
537 unten links. Ein fleischiges Kraut, das dichte Rasen bildet,
Blätter und Standort wie beim Portulak (Quellen,
Bäche). Die Blüten stehen in den Blattachseln und
sind rötlichweiss. Die Samen sind glanzlos (bei M.
lamprosperma Cham, und M. rivuläris Gm. glänzend,
letzteres flutet im Wasser). ©, bis 10 cm, Mai
bis Aug.
48. Fam. Nelkengewächse, Caryophyllaceen.
In diese Familie gehören Kräuter oder Halb-
sträucher mit gegliedertem Stengel und einfachen,
gegenständigen Blättern. Die regelmässig gebauten
Blüten sind fast stets zwitterig, stehen in Rispen
oder Trauben (Dichasien) und bilden gewöhnlich
einen weithin sichtbaren Lockapparat. Die Frucht
ist eine Schliessfrucht oder eine einfächerige Kapsel,
die in der Mitte eine Säule mit zahlreichen Samen
hat. Die ca. 1000 Arten gehören meistens der ge-
mässigten Zone an, manche gehen mit kurzrasigem
Wuchs im Hochgebirge hoch hinauf, viele werden
als Zierpflanzen benutzt. Wir unterscheiden mehrere
Unterfamilien.
A. Kelch (jdmDitbliiitriij.
a) Frucht eine Ku/iscl: 1. Alsineen.
b) Frucht eine SrJiIicssfnicIit, — wenn dann
häutige Nebenblätter vorhanden sind: 2.
Paronychieen, — wenn nidit: 3. Scle-
ranthee n.
B. Kelch ceriruchsmhtiiltriy : 4. Sileneen.
1. Unterfam. Alsineen.
1. Ohne Nebenblätter.
181. Moenchie, Moenchia erecta Fl. Wett. i. j oritfei, Kap
p roo sei 8kl.-.ppig
rig. OOö. KWinn 4klappig,
Kleine Pflanze mit kahlem bläulichem Laub, ^^Xnt'pig.m
linealen Blättern und nur 1 — 2 weissen Blüten. In
Mittel- und Südeuropa,
im Osten fehlend, auch
in Norddeutschland, sonst
bei uns hie und da, an
öden Stellen und Weiden.
®, bis 15 cm hoch, April
und Mai.
2. « Griffel (bei
Sagina auch 4).
"y a. Kronenblätter
ganzrnudif/ ;
Fig. 539 u. .MO.
Fig. 538. Moenchia erecta.
182. Knebel, Sagina.
Mastkraut. Kleine
Pflänzchen mit linealen
Blättern, vom Habitus der
Pflanzen am trocknen
Standort, dagegen hat der
Strand- K. als Salzpflanze mehr fleischige Blätter.
Die Blätter sind am Grunde scheidig verwachsen,
die kleinen Blüten weiss. 9 deutsche Arten.
A. Mit 4 Griffeln (Kapsel 4 klappig, s. Moen-
chie).
!V. Kreis : Samenpflanzen, Piianerogamen.
I3l
a) Stengel kriechend: gemeiner K-, S. procümbens
L., Fig. 539, vom Meeresstrand bis zum Hoch-
gebirge in allen Erdteilen verbreitet, bei uns
überall, auf Aeckern, an Wegen u. s. w. '7 , bis
5 cm lang, Mai— Okt.
b) Stengel aufrecht.
1. Die abgeblühten Stiele Imklii (lekrihinKt: ge-
wimperter K-, S. ciliäta Fries, hie und da,
auf Aeckern und Lehmboden. ®, bis 5 cm,
Mai— Aug.
2. Die abgeblühten Stiele mifnclii, — wenn dann
Blätter ganz h-ahl: Strand-K., S. stricta Fries,
an Nord- und Ostsee, ©, bis 10 cm, Mai bis
Aug.; — wenn dagegen Blätter am Grunde
cjeivimpert: krotiloser K-, S. apetala L., Krone
fehlt oder sehr klein; auf lehmigen Aeckern
häufig. ®, bis 5 cm, Juni— Aug,
B. Mit r> Griffeln, Fig. 540.
b. KronenbläUer
mifiiffvandet itäer
ueleiU.
Fig. 539. Sagina procümbens.
Fig. .540. Sagina nodosa.
a) Krone lämier als der Kelch , Fig. 540 unten
rechts: knotiger K-, S. nodosa Fenzl, Fig. 540,
niederliegend, in Nord- und Mitteleuropa, auch
Nordasien und Nordamerika, bei uns hie und
da an feuchten, sandigen Orten. 21, bis 8 cm,
Juli u. Aug.
b) Krone nicht länger als der Kelch, — wenn ehenso
larnj: pfriemenblättriger K-, S. subulata Torr.,
behaart, hie und da auf sandigen Aeckern. 21,
bis 10 cm, Juli u. Aug.; — wenn dagegen
kürzer als der Kelch: Felsen-K., S. saxätilis
Wimm., an felsigen Hängen in hohen Gebirgen.
14, bis 10 cm, Juni u. Juli.
183. Hornkraut, Cerästium.
Kleine Kräuter mit wenigen kleinen Blättern
und behaart: Kennzeichen des trocknen Standortes.
Die Blüten sind bei manchen Arten sehr klein, so
dass sie als Lockapparat nicht dienen können, daher
tritt auch häufig Selbstbestäubung ein, indem sich
die Narben zu den Staubbeuteln hin krümmen. 9
deutsche Arten.
A. Krone net lätn/er als der Kelch: Acker-H.
C. arvense L., Taf. 31, 1. Deckblätter breit weiss-
randig, Stengel am Grunde stark verzweigt, büsche-
lig, Blätter lineal-lanzettlich, Blüten gross, weiss in
lockeren Rispen; überall an Wegen, Felder, Hügel
u. s. w. 1|, bis 20 cm, April— Mai. [C. silväticum
in Ostpreussen: Deckblätter nur an der Spitze weiss-
randig.]
B. Krone niciit länijcr (oder wenig) als der
Kelch. Fig. 541.
a) Kelchblätter an der Spitze l/artii/, — wenn dann
die Blütenstiele riet länger als die Deckblätter:
bärtiges H., C. brachypetalum Desp. , selten,
auf trocknen Hügeln, mehr im Gebirge, ©, bis
20 cm, Mai— Juli; — wenn dagegen Blüten-
stiele /,-a/(m länger als die Deckblätter : knäuel-
blütiges H., C. glomerätum Thuill., zerstreut an
feuchten Stellen. ©, bis 15 cm, Mai — Aug.
b) Kelchblätter nicht bärtig, — wenn dann der Blüten-
stiel riel länger als das Deckblatt: gemeines H.,
C. triviale Lk. , überall auf Aeckern und an
Wegen, © bis H, bis 30 cm, Mai— Okt.; —
wenn dagegen irenig länger: kleines H., C. se-
midecändrum L., Fig. 541, häufig auf trocknen,
sandigen Aeckern. ©, bis 20 cm, März — Mai.
Fig. 541. Cerästium semidecandrum
Fig. 542. Alsine verna
184. Meirifh, Alsüie. ''
Auch Miere. Seltene, kleine, niederliegende'
Pflanze mit schmalen, oft borstenförmigen Blättern
auf trocknem Standort. Die weissen Blüten stehen
meist in doldigen Blütenständen. Zuerst werden
die Staubbeutel reif, sie richten sich auf und krüm-
men sich dann wieder abwärts, zuletzt erst wird die
Narbe reif, wodurch Fremdbestäubung gesichert ist.
5 deutsche Arten.
A. Stengel rasenfönnig iruchsend : Frühiings-M.,
A. verna Barth, Fig. 542. Blätter lineal, zer-
streut an Gebirgsfelsen, in Europa und Mittel-
Mit 3 Griffeln
Fig. 542.
Kapsel Sk-Utp-
pig.
13Ö
Die Pflanzenwelt.
asien. 2]., bis 10 cm, Mai — Juli. [A. setäcea
M. et K. hat borstenförmige Blätter, selten in
Bayern.]
B. Stengel einzeln inielixeiid, — wenn dann Blüten-
stiele /r/r/it h'iii(/er als der Kelch : büschel-
blütiger M., A. Jacquini K. , trockne Hügel
der Rheingegenden, ©, bis 25 cm, Juli u.
Aug.; — wenn dagegen Blütenstiele /vV/ h'ini/er:
feinblättriger M. , A. tenuifölia L., kahl, zer-
streut auf Sandfeldern. 0, bis 10 cm, Juni
bis Aug. [A. viscösa Schreb. ist drüsenhaarig.]
b. Kapsel fiwr,/.- 1 85. Spurre, Holö.steum Hinbelliitimi L. Fig. 543.
pitf. Fig. 543.
aa. Kronblatt Ein Kraut, das durch seine bläulichgrüne, nach
f,am oder wenii, ^ j^ behaarte Beschaffenheit den trocknen Stand-
ntinf/erntiaet.
ireniger nis 8 ort anzeigt. Die Blätter sind sitzend und länglich-
^'Rg.^'s«.'"' eiförmig. Die weissen Blüten stehen in Dolden.
Die Blütenstiele stehen zuerst aufrecht, wenden sich
nem Standort; überall auf Sandfeldern, Mauern u.s.w.
©, bis 10 cm, Juli u. Aug. [A. graminifulia Sclirad.
bei Lyck hat rinnige Blätter.]
188. Sterimiiero, Stelläria. Taf. 40, 1.
bb. Krnnblätter
lieffH'spfifien. Fig.
Wenn die Blätter mancher Arten klein und derb 54« unten rechts.
sind, bei anderen (z B. bei der Wald -St.) zart,
weich und grösser, so sind dies Standortsanpassungen.
Eine eigenartige biologi-
sche Einrichtung zeigt die
Vogel -St. : sie hat an
Fig. .543. Holosteum umbellatum. Fig. .544. Moehringa trinervis.
nach dem Blühen abwärts und später mit der reifen
Frucht wieder aufwärts, was mit deren Bestäubung
bezw. Samenausstreuung zusammenhängt. An san-
digen Orten, in ganz Mitteleuropa häufig. 0, bis
15 cm, April u. Mai.
•* Mein- ah 8 186. Moehriiig^iC: Moeliriiigia trinervis Clairv.
Staubgefässe. pj g^^^
3 Samen niil &•
ÄuiHimjsei. £j^ schwaches Pflänzchen mit eirunden Blättern,
die 3 Nerven zeigen. In Europa und Nordasien,
ausser im hohen Norden, bei uns häufig in schat-
tigen Wäldern und Gebüschen. ©, bis 30 cm, Mai
u. Juni. [M. muscösa L., auf schattigen Felsen der
Gebirge, hat fadenförmige Blätter.]
oo Samen ohne
Anhängsel.
187. Sandkraut, Arenaria serpyllifiilia L.
Fig. 545.
Kräuter mit liegenden Stengeln und kleinen,
sitzenden, eirunden Blättern auf offenem und trock-
Fig. 545. Arenaria serpyllifolia.
Fig. 546. Stellaria media.
dem Stengel von Blatt zu Blatt Haarleisten, die wie
ein Docht Wasser aufsaugen. Die Blütenstiele krüm-
men sich bei der Gras-St. bei ungünstigem Wetter
zum Schutz der Blüte. Die Blüte ist weiss. Von den
10 Staubgefässen reifen zuerst die 5 äusseren, dann
die 5 inneren, zuletzt die Narben , wodurch Fremd-
bestäubung gesichert ist. Ist letztere trotzdem ausge-
blieben, so kräuseln sich die Narben zu den Staub-
beuteln herab. In Deutschland gibt es 9 Arten.
A. Stengel st/einmd, — wenn dann einreihig
heJiiiiiii: Vogcl-St., St. media Cyrillo, Fig. 546, stark
verzweigt, Blatt eiförmig spitz, Krone kürzer als der
Kelch, überall in ganz Europa, 0, bis 60 cm, blüht
das ganze Jahr; — wenn dagegen der Stengel
riiu/Hiiiii heluKiri ist: Wald-St. , St. nemorum L.,
Fig. 547, nach oben hin sparrig gabelig, Blatt ei-
förmig, spitz, oben sitzend , Krone doppelt so lang
wie der Kelch, feuchte Wälder, zerstreut. 2| , bis
60 ctu, Mai— Juli.
B. Stengel i /.-(iii/if/.
a) Kronblatt nur hix zin- Mitte 2 spaltig, Kelchblatt
oiuie Kerre)!: grossblumlge St., St. holöstea L.,
Taf. 40, 1, kahl, Blatt lanzettlich, überall in
ganz Europa in Laubwäldern und an Hecken. 2i,
bis 30 cm, April u. Mai.
b) Kronblatt /'/.-.â– auf den (iniiid gespalten, Kelch-
blatt mit :t Nerren.
1. Krone dn/ipe/t so luiuj wie der Kelch: see-
grüne St., St. glauca Witt., graugrün, kahl,
weitverbreitet im gemässigten Europa und
Samilic: tlelhcngcrDÖc^fc (Caryophyllaceae).
31
%$ i)
5ig. 1. fld»erl)ornhraut , Cerastium arvense. 2. Seifenhraut, Saponaria officinalis. 3. (Bipshraut, Gipsophila
muralis. 4. Ku(feu(hs=£td)tnelhc, Lychnis flos cuculi. 5. flfaenb=Ctd)tnethe, Lychnis vespcrtina. 6. Iag=£tditnelhc,
Lychnis diurna.
iV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogameii.
133
Asien, bei uns zerstreut auf feuchten Wiesen.
2i/_bis 40 cm, Juni u. Juli.
2. Krone Jwrhxtenf! so kimi wie der Kelch. Fig.
548.
■■Blätter /.W'/vV/, weichhaarig: kleberige St.,
St. viscida M. B. , in Schlesien. 0, bis
8 cm, Mai u. Juni.
'"" Blätter nirht /.■/ehr/)/, weichhaarig.
Fig. 547. Stellaria neniorum.
Fig. 548. Siellaria graminca.
I. Mit ö Griffeln.
O Deckblätter /.■nnii/;/: dickblättrige St.,
St. crassifölia Ehrh., fleischige Blätter,
selten auf Moorwiesen. H , bis 15 cm,
Juli u. Aug.
OO Deckblätter tror/:eiihäi(tiii, — wenn dann
am Rand i/c/r/nijx'rf: Gras-St. , St. gra-
minea L. , Fig. 548, Stengel glatt; in
Europa und Nordasien , bei uns überall
auf Wiesen, an Hecken u. s. w. , ^A , bis
30 cm, Mai u. Juni, - wenn dagegen
H/cli/ (/viriinpcr/ : Sumpf-St., St. uliginösa
Murr., Stengel glatt, häufig an feuchten
Orten. 2i, bis 30 cm, Juni— Aug. [St.
Friesiäna hat rauhe
Stengel, Schlesien,
Preussen, Thürin-
gen.]
2. Mit Nebenblättern.
189. Spark, Acker-
spark, Spergiila
arveiisis L. Fig. 549.
Ein einjähriges schlan-
kes Kraut mit kleinen
pfriemenförmigen, unten
gefurchten Blättern , die
quirlig-büschelig stehen.
Die kleinen 'weissen Blü-
tenbleiben bei Regenwet-
ter oft ganz geschlossen.
â– 2. Mit n Oriffeln.
so dass Selbstbestäubung eintritt, obendrein neigen
sich auch sonst nach ausgebliebener Fremdbestäu-
bung die 10 Staubbeutel zu den Narben. Die Kron-
blätter sind ungeteilt. Die Blütenstiele stellen sich
nach dem Verblühen abwärts. Ueberall in ganz
Europa, lästiges Unkraut, aber auch hie und da als
Futterkraut angebaut, bis 30 cm, April- Okt. [Sp.
pentändra, selten, hat 5 Staubgefässe und unten
nicht gefurchtes Blatt.]
190. Scliiippeiiiiiiere, Sperguläria.
Kleine, meist niederliegende Kräuter mit faden-
förmigen, kleinen Blättern (trockner Standort!) mit
10 Staubgefässen , wogegen die am Meer vorkom-
menden fleischige Blätter haben. Einige besitzen
zur Windverbreitung geflügelte Samen.
A. ÄKfreclife Stengel: Saaten-Sch., Sp. sege-
tälis Fenzl, unter der Saat, zerstreut. ©, bis 8 cm,
Juni u. Juli.
B. Niederliegende Stengel.
a) Blatt flarli und fadenförmig: rote Sch., Sp. rubra
Presl., Fig. 550, über die nördliche Halbkugel
weitverbreitet, bei
uns häufig auf Sand-
feldern. 0, bis 15 cm,
Mai— Okt.
b) Blattfii/nc/i/i/, — wenn
dann Samen alle ge-
fiügelt : berandete
Sch., Sp. marginata
Kitt., %, Juli-Okt.;
— wenn dagegen i/ir/i/
fdle Samen gcf/iigelf: Salz-Sch., Sp. salina Presl.
© u. Ö, Mai bis Okt., beide am Meer und auf
Salzboden.
A n m. Nagelkraut, Polycärpon tetraphyllum, im
Harz und in Schlesien, hat nur 3 Staubgefässe, kleines,
kahles Kraut. 0, Aug.— Sept.
2. Unterfam. Pa rony ch ieen. i. Blatter »«;--
seiftWindig, 3 Nar-
191. Hirschspruiig-, Corrig^iola litorälis L. ^^"â–
Kleines niederliegendes, graugrünes Kraut mit
kleinen Blättern und in
Köpfchen stehenden klei-
nen weissen Blüten. An
sandigen Küsten in Euro-
pa und Nordafrika, bei uns
zerstreut an Flussufern.
®, bis 25 cm, Juli u. Aug.
Fig. 550. Spergularia rubra.
Fig. -549. Spergula arveiisis.
192. BriK'likraut,Heriii-
iiria glabra L. Fig. 551 .
Auch Tausendkorn.
Kleines niederliegendes
Fig. 551. HLTuiaria glabra.
2. Blätter t/effeu-
»(tindig ^ 'J Nar-
ben,
a. Frucht uichi
(iiifsjji'iiit/end.
134
Die Pflanzenwelt.
Kraut mit kleinen Blättern und Blüten, die beide
kahl sind. Im gemässigten und südlichen Europa
und Asien bis Skandinavien, bei uns häufig auf
sandigen Feldern. %, bis 15 cm lang, Juni-Okt-
[H. hirsüta L. hat behaarte Blätter, seltener.]
b. Frucht n"r-]93 Knorpelblume, Illecebrinn verticilliilum L.
apriwiend . '
Niedergestrecktes Kraut mit eirunden Blättern
und silberweissen Blüten. Die Kelchblätter werden
nach dem Blühen knorpelig zum Schutz der Frucht,
deren 5 oder 10 Klappen an der Spitze verbunden
bleiben. In Mittel- und Südeuropa, bei uns zer-
streut, auf feuchten Sandboden. 2J., bis 6 cm lang,
Juli u. Aug.
3. Unterfam. Sclerantheen.
194. Knäuel, Scleränthu.s.
Kleine, vielzweigige Kräuter mit schmalen, am
Grunde verwachsenen Blättern und grünen Blüten.
Wenn die Perigonzipfel ■•</>'t: und (jriin: einjäh-
riger L., Sc. ännuus L.
— wenn dagegen stumpf
iiiifl weissrand i(j : aus-
dauernder K^, Sc. pe-
rennis L., Fig. 552; jenes
@, überall auf sandigem
Boden, dieses 21, seltener
auf trocknen Hügeln usw.,
beide weitverbreitet über
Europa und Asien , bis
Fig. 552. Scleranthus perennis. 6 Cm hOCh, Mai — Okt.
4. Unterfam. Sileneen.
1. Mit s Griffeln. 195. Nelke, Diänthus.
a. Kelch unten . , , , r i_ .
mit HoMi/nier,,. Melsteus aufrechte ausdauernde, Ott blaugrune
Kräuter, die vom Wurzelstock aus zur vegetativen
Vermehrung vielfach Ableger bilden. Ihre schmalen,
derben, grasartigen Blätter deuten auf den gewöhn-
lich trocknen Standort, damit hängt auch z. B. bei
der Karthäuser-N. die lange, tiefgehende Wurzel
zusammen. Die Blüten sind meistens gross und
gefärbt und stehen obendrein zur Verstärkung des
Lockapparates bei vielen Arten in Büscheln. Der
röhrenförmige Kelch hat 5 Zähne, die Blumenblätter
sind oft zerschlitzt, sie haben z. T. (z. B. bei der
deltafleckigen N.) ein Honigmal (weisser Punkt-
ring). Bei manchen, besonders den Zier-N., unter-
stützt ein schöner Duft den Lockapparat. Die leder-
artigen begrannten Hochblätter unter dem Kelch sind
ein weiterer Schutz der Blüte, ferner ist sie vor
Regen, z. B. bei der Pracht-N., durch Haare am
Grund der Blumenblätter geschützt. Die Stiele der
genagelten Blumenblätter bilden eine enge Röhre,
und am Ring der Staubfäden wird Honig abgeson-
dert, den sich langrüsselige Schmetterlinge holen.
Die Staubbeutel sind zuerst reif und lagern den
Blütenstaub durch eine drehende Bewegung ab;
nachdem an den beiden ersten Tagen je 5 Staub-
beutel gereift sind, folgen die Narben. Diese lange
Blütezeit sichert die Fremdbestäubung. Bleibt sie
trotzdem aus , so wachsen die Staubbeutel zur
Narbenhöhe empor, und die Narben krümmen sich
zu jenen hin. Die Frucht ist eine hygroskopische
Kapsel, die mit Zähnen aufspringt, auf hohem,
elastischem Stiel sitzt und viele kleine, leichte Samen,
flache Scheiben mit Hautrand, enthält, alles Eigen-
tümlichkeiten, die mit der Verbreitung durch Wind
zusammenhängen. 8 deutsche Arten, zahlreiche Zier-
arten.
A. Kelchblätter 1 — .'In'jijiig. wenn dann die Blüten
in rispigen Triigdoldeii: Steinbrech-N. , D. saxifraga
L., blasspurpurn, selten, an steinigen Orten. 2j., bis
25 cm, Juli u. Aug. ; — wenn dagegen die Blüten
in dichten Köpfehin: sprossende N., D. prölifer L.,
Fig. 553, zerstreut, auf sonnigen Hügeln. ©, bis
30 cm, Juli— Sept.
B. Kelchblätter 7—llrippi</.
a) Kronblätter tififf/fiipolten, Taf. 32, 1, — wenn
dann der Stengel rasentjildcnd , meist einhUUiy:
Sand-N., D. arenärius L., selten auf Sandboden,
Posen, Pommern, Preussen, 2|, bis 25 cm, Juli
bis Sept. ; — wenn dagegen der Stengel einzeln,
mehfbliif/g: Pracht-N., Feder-N., D. superbus
L., Taf. 32, 1, Blatt lineal-lanzettlich, wohl-
riechend, rosarot, selten, auf feuchten Wald-
I-"i^. 553. Diänthus prölifer.
Fig. 554. Diänthus caesius.
wiesen, auch kultiviert. 11 und B, bis 60 cm,
Juli u. Aug.
Kronblätter nur rurn gezdhnt.
1. Blüten meist einzeln. — wenn dann peiurh-
farhig. Hochblätter von 'U der KelMänge:
blaugrüne N., Pfingst-N., D. caesius Sm.,
Fig. 554, wohlriechend, am Grund buschig
beblättert. In Mitteleuropa, selten, auf Kalk-
und vulkanischem Boden, mit gefüllter Blüte
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
135
kultiviert; %, bis 30 cm, Mai — Juli; — wenn
dagegen pia-p/d-rof oder ireias ijefiecLi, Hoch-
blätter roll hiiJher Kelclilfiiiye: deltafleckige
N. . D. deltöi'des L.. Fig. 555, Europa und
Westasien, bei uns auf grasigen Hügeln häufig.
2|., bis 30 cm, Juli u. Aug.
2. Blüten :ii inehirren /.v/ifartii/ oder in Bispe,
Fig. 556, — wenn dann die Hochblätter ratiii-
/laariy, run Kelrli-
länge: Rauhe N., D.
armeria L., Fig. 556,
flaumig behaart, rot,
Fig. 555. Diantlius deltoides.
Fig. 556. Diantluis armeria.
weissfleckig, in Mittel- und Südeuropa, zerstreut
an wüsten Orten, auf Weiden, ö und 2|., bis
30 cm. Juli u. Aug.; — wenn dagegen Hoch-
blätter/.-«///, ron halber Kelrhlän(ie:VAT{\\ä.\lS&:-
N., D. carthüsianorum L., Taf. 32, 2, Stengel
kahl, purpurrot, häufig auf Grashügeln. %,
bis 45 ciTi, Juni— Sept.
b. Keidi nnien 196. Seifenkraut, Sapoiiäria ofliciiuilis L.
filme llorhhlnlter. T f Ql O
aa. Kronblätter ' 31- <5l, 2.
"mVm'srtiund'. Eine kahle Pflanze mit kriechendem Wurzel-
is.vaccarianicht, stock, der einen Bitterstoff gegen Mäusefrass ent-
fiüge'it'i. ^"^ hält (schäumt beim Reiben, mit Wasser, daher der
Name), die grossen blassroten Blüten stehen in
dichtem Blütenstand und bilden einen wirkungs-
vollen Lockapparat, die lange Blütenröhre deutet
auf ( Abend-)Schmetterlinge als Bestäuber, der Schlund-
kranz ist ein Schutz gegen Honigdiebe. In Mittel-
und Südeuropa, bei uns häufig an Hecken, Ufern
und Wegen. 2^, bis 60 cm, Juni und .luli. [S. vac-
cäria L. ist einjährig, ohne Schlundkranz, auf Ge-
treidefelder selten.]
Ic "TZ'" 197. Mauer-Gip.skraut, Gypsöphila murälis L.
sdn.ppm. 7af. 31, 3.
Verästeltes einjähriges Kraut mit kleinen, linealen,
pfriemlichen Blättern, wodurch die Verdunstung des
trocknen Standorts wegen (Gipshügel, Sandfelder)
eingeschränkt ist. Die Blüten sind zwar klein, da-
für aber rosenrot und in vielblütigen Rispen, oben-
drein die Pflanzen in dichten, rasenförmigen Be-
ständen. Auf sonnigem , insektenreichem Standort
reifen die Narben erst nach den Staubbeuteln, sonst
mit den letzten, wodurch im ersten Fall Fremd-
bestäubung gesichert ist. Hie und da, bis 15 cm,
Juli u. Aug. [G. fastigiäta L. ist klebrig weich-
haarig und kommt nur vereinzelt vor.]
198. Leimkraut, Silene. :
Manche Arten sind klebrig-zottig behaart, wo-
durch sie gegen Tierfrass, besonders gegen Schnecken,
geschützt sind. Beim nickenden L. u. a. finden
sich während des Blühens unter den Blattpaaren
Klebringe , wodurch die Blüte gegen ankriechende
Insekten geschützt ist. Den blasigen Kelch vom
aufgeblasenen L. kann man auch wohl als einen
Schutz gegen Honigdiebe ansehen. Trotzdem findet
man ihn oft angefressen und des Honigs beraubt,
wohl von langrüsseligen , aber „faulen" Besuchern.
Das nickende L. mit seinen weissen, nur nachts
offenen und duftenden, am Tage dagegen wie zer-
knittert aussehenden Kronenblättern, deren Aussen-
seite obendrein weissgrünlich ist , wird von Nacht-
, Mit -v Griffeln.
Frucht eine
Kapsel.
Fig. 557. Silene inflata
Fig. 5.58. Silene utites.
falter besucht und zwar von einer kleinen Eule, die
in der Blüte sonderbarerweise ihre Brutstätte sucht
und findet. Dabei werden in der ersten Nacht die
äusseren Staubbeutel reif, in der zweiten die inneren
und erst in der dritten die Narben, was natürlich
zur Fremdbestäubung führen muss. Die Frucht ist
wie bei der Nelke beschaffen. 14 deutsche Arten.
A. Ohne Schlundschuppen, Fig. 558 rechts.
a) J/// aufgehhiseneiii Kelch : aufgeblasenes L. , S.
infläta Sm., Fig. 557, Blüte weiss, in ganz Europa,
bei uns überall auf trocknen Wiesen und Hügeln,
21, bis 50 cm, Juli u. Aug.
b) Kelch liiclit iiiifyeh/dseii.
1. Kronblatt uwjeteilt, Fig. 558 rechts: Ohrlöffel-
136
Die Pflanzenwelt.
L., S. otites Sm., Fig. 558, grüngelb, Sand-
felder. 2j., bis 60 cm, Mai u. Juni.
Kronblatt (jcspaltcii.
" Pflanze J,-Iehr/i/-zijf/ii/: schmieriges L. , S.
viscösa Pers.. grünlich, sandige Triften, selten
(Insel Rügen). ©. bis 60 cm, Mai u. Juni.
'■■" Pflanze nic/it khhriij, — wenn kahl : Tata-
risches L. , S. tatärica Pers., Sandufer im
Osten, Juli u. Aug.; — wenn weichhaarig:
Hain-L.. S. nemorälis W. et K., selten, in
Wäldern Sachsens, Mai u. Juli, beide weiss
und 21.
. Mit Schlundschuppen, Fig. 559 rechts.
a) Kelch mit SO Nerven,
— wenn dann die Kap-
sel /,-ii<ielii/: Kugel-L.^
S. conoidea L. , Sand-
felder, unter Getreide;
— wenn dagegen //</-
.'<r/ii->tf('iriii/(j : Kegel-L.,
S. cönica L.. Fig. 559,
besonders am Rhein,
zerstreut, beide rot. 0,
bis 60 cm. Juni u. Juli.
b) Kelch mit 10 Nerven.
1. Kronblatt iiiii/c/filf.
■■■Blüten mliii.tchehi,
zahlreich: Garten-
L-, S. armeria L.,
Pflanze blaugrün,
rotblühend. Süd-
, bis 30 cm, Juli
559. Silene cotiica.
und Westdeutschland.
u. Aug.
^■" Wenig Blüten, niclil in Büscheln.
O Blüten in Arliirn: französisches L., S.
gällica L. , weiss oder rötlich, unter der
Saat, selten. ©, bis 50 cm. Juni u. Juli.
rechts oben.
Fig. 560. Silene noctiflora
Fig. 561. Silene nutans.
OO Blüten <jahelständi(i, — wenn dann Pflanze
kahl: Felsen-L. . S. rupestris L. , meist
weiss, Felsen der höheren Gebirge 2J.,
15 cm, Juli u. Aug.; — wenn dagegen
hchiKdi : Flachs-L., S. linicola Gm., fleisch-
rot, unter dem Flachs hie und da. 0, bis
40 cm, Juni u. Juli.
2. Kronblatt (je.yiidh'n, Fig. 560 u. 561.
' Stengel aufrecht: nachtblühendes L. , S.
noctiflora L., Fig. 560, zottig behaart und
klebrig, zerstreut, unter Saat. 0, bis 30 cm,
Juli -Okt.
*■" Stengel iiliirhäiiijciul, — wenn dann kurz
lichtiiirt: nickendes L., S. nutans L. , Fig.
561, weiss, auf trocknen Hügeln häufig,
'H, bis 60 cm, Juni u. Juli; — wenn da-
gegen l.-alil : gelbgrünes L., S. chloräntha
Ehrh., gelbgrün, sandige Hügel selten. 1|.
bis l'/i m, Juli u. Aug.
199. Taiibeiikropf, ('uciibaliis bäccifer L. Fig.562. b. Frucht eine
Ufere. Fig. 562
Eine Pflanze mit
schwachem und daher
kletterndem Stengel, der
Kelch ist bauchig auf-
geblasen, und die Frucht
ist eine kugelige, glän-
zend schwarze Beere,
die aber später nach /
dem Austrocknen auf-
springt. Auf feuchtem
Boden in Gebüschen
und an Ufern, selten.
2i, bis IV2 m, Juli bis
Sept.
200. Kornrade, Agro-
stemina Githägo L.
Fig. 563.
Eine ansehnliche
aufrechte Pflanze, deren
Teile alle zum Schutz
gegen Tierfrass behaart
sind. Die Blüten sind
wenig zahlreich , aber
gross und purpurrot, so
dass sie doch einen an-
sehnlichen Lockapparat
bilden. Die Kronblätter
bilden eine lange enge
Röhre, in welche nur
Schmetterlinge mit ih-
rem Rüssel eindringen
können. Bei mangeln-
der Fremdbestäubung Pig. 563. Agrostemma githago.
Fig. .562. Cucubalus bacciter.
1. Mit ä Griffeln.
Fig. 563 links
unten,
a. Kronblätter
ohtte Schlund-
schuppen, Fig.
563 rechts unten.
Santilicn: Itclticn« (Caryophyllaceae), Sonnentau« (Droseraceae), Dcil(i)en= (Viola-
ceae) un6 Krcu3bIumcngcrDä(^|c (Polygalaceae). 32
5lg. 1. Seö«nelhe, Dianthus superbus. 2. Kartliäu(ernelhe, Dianthus carthusianorum. 3. Runbblöttriger
Sonnentau, Drosera rotundifolia. 4. Stiefmütterdien , Viola tricolor. 5. Deüdien, Viola odorata. 6. ©emeine
Kreujblume, Polygala vulgaris.
IV. Kreis; Samenpflanzen, Phanerogamen.
137
b. Kronblätter
mit Schlund-
schuppen.
wachsen die Staubfäden und tragen ihre Beutel zur
Narbenhöhe empor, so dass Selbstbestäubung als
Notbehelf eintritt. Die Ausstreuung der Samen ist
ähnlich wie bei der Nelke, die Samen selbst sind
durch ein Gift geschützt. Ueberall im Getreide, die
Samen können das Mehl schädlich machen, li", bis
1 m, Juni u. Juli.
201. Liclitnelke, Lyeliiiis.
Meistens ausdauernde Kräuter, von denen manche
Schutzmittel besitzen: die Abend-L. , nach oben-
hin Drüsenhaare, die Pech-L. Klebringe gegen an-
kriechende Honigdiebe, die Kuck ucks-L. blasigen
Kelch und eine ausgebildete, den Blüteneingang
schliessende Nebenkrone. Auch hier lässt die
enge Blütenröhre auf Schmetterlinge als Bestäuber
schliessen, und zwar zeigt sich hier sehr schön, dass
die Tagblüher rote und die Nachtblüher weisse
(abends duftende) Blüten haben. Die Kuckucks-
L. bietet den bestäubenden Insekten in der Blüte
eine Brutstätte. Die Kapsel streut die Samen wie
bei der Nelke aus, sie ist hygroskopisch, weshalb
sie sich nur bei trocknem , also günstigem Wetter
öffnet, bei feuchtem dagegen schliesst.
A. Kronenblätter zerschlitz/, Tai. 31, 4: Kuk-
kucks-L. , L. flos cüculi L. , Taf. 31,4, rot, über-
all auf feuchten Wiesen. 2|. , bis 60 cru, Mai bis
Juli.
B. Kronenblätter nir/i/ ztrsriil/tzf, Taf. 31, 5 u. 6.
a. Kronblätter z/reispalfii/, Blüten zireiliätisig, — wenn
dann rotblühend, Kapsel m\izurikkger<jUten Zähnen:
Tag-L., L. diürna Sibth., Taf. 31, 5, alle Teile
zottig, Blüte geruchlos, überall in Gebüschen
u. s. w., 2j., bis 60 cm, Mai— Aug. ; — wenn
dagegen ireisshUlhend, Kapselzähne nicht zKriicl,--
ijenillt: Abend-L., L. vespertina Sibth.. Taf. 31, 6,
klebrig-drüsig behaart, Blüte abends wohlriechend.
In Europa weit verbreitet, bei uns überall an
Wegen, ®, bis 1 m, Mai— Sept. [Hierhin auch
als Gartenzierpflanze: brennende Liebe.]
b) Kronblätter höchstens et /ms (nisiienindet , Blüte
zwitteriy , — hierhin die Gartenzierpflanzen:
Pechnelke (unter den Gelenken sehr klebrig,
purpurrote Blüten) und Kranznelke.
XVII. Reihe: Wandsamige.
49. Fam. Sonnentaugewächse, Droseraceen.
202. Soiiueutau, Drosera. Taf. 32, 3.
Niedrige mehrjährige Kräuter mit schwacher
Wurzel und Blattrosette. Die Blätter haben rote
Drüsenhaare mit honigartigem Sekret, dadurch werden
Insekten angelockt und dann von den Haaren fest-
gehalten und umschlossen, sowie verdaut. Diese
Art der Ernährung ist für das Pflänzchen wertvoll,
Hoff mann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
weil sein Standort (Moorboden) stickstoffarm ist.
Die kleinen, weissen Blüten stehen in Aehren oder
Trauben, sie blühen nur einen Tag (in den Mittags-
stunden); da sich aber längere Zeit hindurch immer
neue Blüten öffnen, so ist die Bestäubung doch
gesichert, zumal zur Not auch Selbstbestäubung ein-
tritt, indem beim Schliessen der Blüte die Narben
gegen die Staubbeutel gedrückt werden.
Wenn die Blätter rund sind: rundblättriger
S-, D. rotundifölia L. . Taf. 32, 3; — wenn da-
gegen schmal: langblättriger S. , D. longifölia L..
In Mittel- und Nordeuropa. 2|, bis 15 cm, Juli
u. Aug.
50. Fam. Veilchengewächse, Violaceen.
203. Veilchen, Viola. Taf. 32.
Niedrige Kräuter, die oft Ausläufer zur vegeta-
tiven Vermehrimg haben ; die Blätter sind mehr
oder weniger grundständig, kurz oder lang gestielt,
je nachdem es der Lichtgenuss der Umgebung
wegen fordert. Die jungen Blätter sind zusammen-
gerollt, luu sich vor Verdunstung und Verletzung zu
schützen. Die Blüten sind in geringer Zahl vor-
handen, aber sie sind oft ziemlich gross, ungefärbt
und haben auch manchmal einen auffallenden Kon-
trast in der Farbe (beim Stiefmütterchen), wobei es
recht bemerkenswert ist, dass die klein und weiss-
gelbblühenden im Gegensatz zu der gross und bunt-
blühenden Form gewöhnlich nicht zur Bestäubung
kommen. Beim duftenden V., dessen Blüte im
Gewirr der Hecke u. s. w. oft wenig sichtbar ist,
unterstützt ein starker Duft den Lockapparat. Ein
Honigmal ist ein Wegweiser zum Honig, der von
Drüsen an zwei Staubfäden erzeugt und im Sporn
eines Blumenblatts aufbewahrt wird. Bei Kälte
krümmt sich die Blüte nach unten, unter das Laub
u. s. w. Die hängende und damit eine Anflugstelle
bietende Blüte hat 5 zusammenneigende Staubbeutel
mit orangeroten Fortsätzen, die sich nach innen
öffnen, ferner einen scharnierartig beweglichen Griffel
mit hakig vorgestreckter Narbe. Bienen und Hum-
meln hängen sich an die Blüte. Wenn sie nun den
Rüssel zwischen die zusammenneigenden Staub-
beutel einführen , so fällt etwas Blütenstaub (der
daher trocken ist) auf ihren Kopf, und beim Besuch
einer neuen Blüte streifen sie ihn an die im Wege
stehende Narbe ab. — Bei ausbleibender Fremd-
bestäubung bilden sich kleine unscheinbare, duftlose
Sommerblüten, die geschlossen bleiben und Selbst-
bestäubung zeigen. Dies alles gilt in erster Linie
von dem biologisch so interessanten duftenden V.
Die reifende Kapsel richtet sich im Gegensatz
zur Blüte nach oben, die Ränder ihrer Klappen
schnellen beim Eintrocknen die glatten Samen weit
fort, damit sie nicht zu nahe der Mutterpflanze auf-
18
138
Die Pflanzenwelt.
wachsen. Die Samen haben obendrein eine flei-
schige Nabelschwiele, welche die Ameisen abfressen,
wobei sie die Samen verschleppen. Durch die
Nabelschwiele wird der Samen auch wohl in dem
feuchten Keimblatt festgehalten. 18 deutsche Arten,
die z. T. vielfach abändern.
A. Seitliche Kronblätter aiipitrifhtit . — wenn
dann die NarJio knu/fUniiii/: Stiefmütterchen, V.
tricolor L.. Taf. 32 4, untere Blätter herz-eiförmig,
obere länglich-lanzettlich, Blüte dreifarbig, blau,
schwarz, gelb, Sporn wenig länger als der Kelch.
In Europa verbreitet, bei uns auf Aeckern u. s. w.
überall, ®, bis 20 cm, Mai — Okt. [wenn gelb und
Sporn 1 -3nial so lang als der Kelch: V. lutea
Huds. , Wasgenwald , Riesengebirge] ; — wenn da-
gegen die Xarhe ffarJi : zweiblütiges V.. V. biflora
L. , zitronengelb , feuchte Täler des Mittelgebirges.
2i, bis 15 cm, Mai— Aug.
B. Seitliche Kronenblätter stehen sei/lieh ab.
a) Nur mit WnrzelbUitfern.
aa. Griffel tranipetenförmn/, aufrecht.
1. Nebenblätter dem Blattstiel uni/einiehseir.
Moor-V.. V. uliginösa Schrad., blassviolett,
selten, auf Moorboden. 2|, März u. April.
2. Nebenblätter frei, das Blatt kahl, Sporn
etwa so lang wie die Kelchanhängsel :
Sumpf-V., V. palustris L., blassviolett, auf
Sumpfwiesen. 2j., Mai u. Juni.
(Blatt unten behaart: Torf-V., V. epipsila
Led. Nord- und Ostdeutschland, selten.]
bb. Griffel ]it(keiifori/iiii, imrli /tuten gerichtet.
1. M/t Ausläufern: wohlriechendes V., V.
odoräta L.. Taf. 32, 5, Blatt (behaart),
ei-herzförmig, Blüte violett, selten rosa
oder weiss. In ganz Europa , bei uns
häufig an schattigen Orten. 2]., März u.
April. [V. cyänea. Schlesien, sehr selten,
hat kahle Blätter.]
2. OJi//e Ausläufer, wenn dann Neben-
blattrand hehw//-t: Hügel-V. , V. collina
Hess., wenig wohlriechend, an Hecken
und Hügeln; — wenn dagegen kahl:
rauhhaariges V. , V. hirta L. , Kapsel
weichhaarig, geruchlos, überall in Ge-
büschen , beide 2|., März u. April. [V.
porph\ rea Uechtr., sehr selten, in Schlesien,
mit kahler Kapsel.]
b) Auch mit StengeJhlättern.
aa. Stengel //iederlief/encL
1. Blätter liv/</er als Ijreit: Hunds-Vellchen,
V. canina L., blassblau-violett, nicht wohl-
riechend, überall. 2|., Mai u. Juni.
2. Blätter so lantj wie hreit . — wenn dann
stu//i]if. l/erzför///i</: Sand-V., arenaria DC,
Sandfelder, trockne Nadelwälder, selten.
2|, Mai u. Juni; — wenn dagegen ;/^-
f/espitzt, herzeifor/i/i(i : Wald-V. , V. sil-
vestris Lam., blassblau. Wälder, häufiger.
% , März u. April,
bb. Stengel aufrecht.
1. Stengel behaart, — wenn dann eii/reihi(j
hehaurt: verschiedenblütiges V., V. mirä-
bilis L., wohlriechend, zerstreut in schat-
tigen Wäldern, %, April u. Mai; — wenn
dagegen rit/<isu//i Ijel/aa/i: hohes V., V.
elätior Fr. , gross , blassblau , feuchtes
Buschwerk. "^1, Mai u. ,Iuni.
2. Stengel /,'(///.
Nebenblätter der mittleren Stengelblätter
lä/ttjer als der Blattstiel: Wiesen- V., V.
pratensis M. et K. . hellblau. 11, bis
20 cm, Mai u. Juni.
■"* Nebenblätter halb so lai/i/. Sporn so lang
wie die Kelchanhängsel, hellblau, —
wenn dann Blätter lt'i//</lich-la//cetilich :
Sumpfwiesen- V. . V. stagüina Kit., —
wenn dagegen her:-eifiir/iii(i: aufrechtes
V.. V. stricta Hörn, beide 2|., Mai u.
Juni. [V. Schültzii Bill, auf Ostfrieslands
Geest, hat längeren Sporn, gelblich.]
51. Farn. Sonnenrosengewächse, Cistaceen.
204. Sonueurö.sdien, Heliänthenium.
Taf. 33, 1.
Auch Lichtröschen. Kleine Kräuter oder
Halbsträucher, oft mit harten, am Rand eingerollten
und etwas filzigen Blättern, entsprechend dem trocknen
Standort (sonnige, steinige Hügeli Die Blüten sind
nicht sehr zahlreich, dafür aber gross, ausgebreitet
und schön gelb. In feuchter Luft und nachts
schliessen sie sich zum Schutze der Innenorgane.
Statt des Honigs bieten sie den bestäubenden In-
sekten in den zahlreichen Staubgefässen Blütenstaub.
Die Staubfäden sind reizbar und bewegen sich bei
Berührung nach aussen, was der Bestäubung dient.
Am Ende des Blühens schliessen sich die Blüten
und werden etwas nickend, wodurch Selbstbestäu-
bung als Notbehelf eintritt. Die Frucht ist eine
Kapsel. 4 deutsche Arten.
A. lu'i/Jähr/i/. /.■/■i/iitiir/ii/: Getüpfeltes S. , H.
guttätum Mill.. Kelch wagerecht ausgestreckt, zitron-
gelb, selten, auf Sandfeldern, bis 30 cm, Juni bis
September.
B. Mel/rji'ihriij, Halhsti-a/ic/i.
a) Mit Nebenblättern : Gemeines S. , H. vulgäre
Gärt., Taf. 33, 1, fast in ganz Europa, bei
uns hie und da auf sonnigen Hügeln häufig,
bis 30 cm. Juni — Aug.
b) Ohne Nebenblätter, — wenn dann Blätter /cechsel-
IV. Kreis: Samenpflanzen. Phanerogamen.
139
Fig. 564. Helianthemum fiimana.
stönrUg: Heide-S., H. fumäna Mill., Fig. 564, selten,
besonders im Südwesten bis 20 cm, Juni bis
Aug.; — wenn da-
gegen (jefioifitämlig :
Weinbergs-S. , H.
oelandicum Walilb.,
selten, Kalkhügel, bis
15 cm, Mai u. Juni.
52. Farn.
Resedagewächse,
Resedaceen.
205. Rcsedc, Resöda,
Taf. 33, 2.
Auch Wau. Ein-
jährige oder mit Wur-
zelstock ausdauernde
Kräuter mit neben-
blattlosen Blättern
und unscheinbaren, unregelmässigen, bei einer Art
jedoch stark duftenden Blüten. Der einfächerige
Fruchtknoten ist oben offen. 3 deutsche Arten, von
denen die wohlriechende R. eine beliebte Garten-
pflanze ist, während Farben-Wau des in allen
Teilen enthaltenen gelben Farbstoffs wegen kulti-
viert wird.
Fig. 565: Färber- Wau . R.
Fig. 565, gelbweiss, auf Aeckern
und an Wegen. ©, bis
1 \'i m , Juli u. Aug.
B. Kelch 67//(/7^r/V/, — wenn
dann iieniclilox: Gelbe
R., R. lutea L., Taf. 33,
2, mittlere Blätter dop-
pelt fiederspaltig, obere
dreispaltig. Blüte grün-
gelb; in Mittel- und Süd-
europa, bei uns an
Schuttorten zerstreut, 0,
bis 'I2 ni , Mai bis Okt.;
— wenn dagegen irohl-
rieclioirl : wohlriechen-
de R. , R. odorata L.,
verwildert, stammt aus
Nordafrika. 0 oder %,
bis 30 cm, Juli bis Sept.
A. Kelch 4blättr/i/.
luteola L.
Fig. 565. Reseda luteola.
53. Farn. Hartheugewächse, Hypericaceen.
206. Joliaiiuiskraiit, Hartheu, Hypericum.
Meistens ausdauernde Kräuter, die ihrem Stand-
ort entsprechend trockne Stengel und kleine Blätter
haben, bei dem niederliegenden J., das auf
Sandhügeln mit wenigen niedrigen Pflanzen wächst,
ist der Stengel zart und dem Boden anliegend. Die
Blätter sind ganzrandig, ohne Nebenblätter, bei
manchen Arten drüsig punktiert. Die regelmässige
Blüte ist 5 zählig, die zahlreichen Staubfäden sind
am Grunde in 3—4 Bündel verwachsen und bieten
statt des fehlenden Honigs den besuchenden Insekten
viel Blütenstaub dar, ausserdem besitzen die Kron-
blätter Nährgewebe. Drüsige Wimpern am Kelch
einiger Arten dienen dem Schutz gegen aufkriechende
Diebe. Beim durchbohrten J. richten sich die
Staubgefässe nach und nach zur Bestäubung auf:
da die letzten endlich die Höhe der Narbe haben.
so kann dann als Notbehelf Selbstbestäubung ein-
treten. Das niederliegende J. bildet bei anhal-
tend schlechtem Wetter auch wohl „kleistogame"
(geschlossen bleibende) Blüten mit Selbstbestäubung.
Die Frucht ist eine bei trocknem Wetter mit 3—5
Zähnen aufspringende Kapsel, die sich bei Feuch-
tigkeit wieder zum Schutz der zahlreichen kleinen
Samen schliesst. Diese ansehnliche Gattung ist be-
sonders über Südeuropa, Westasien und Nordamerika
verbreitet. Sie liefert auch einige Zierpflanzen. Bei
uns gibt es 9 Arten, die alle gelb blühen.
A. Af/'t Schupj)en zwischen den Staubfadenbün-
deln, Kapsel eiiifächc-Hi: Sumpf-J. , H. heiödes L.,
Stengel niederliegend, Blatt eirundlich, hellgelbe
Blüten in blattloser Traube, in Nordwestdeutschland,
am Rhein, Westfalen, in Sümpfen und Torfmooren.
%■, bis 20 cm lang, Aug.— Sept.
B. Otine solche Schuppen, Kapsel Hjährki.
I. Kelchblatt am Rand nunz.
1. Stengel niei/erl/ef/emt: niederliegendes J., H.
humifüsum L. , Blatt punktiert, Fruchtknoten
von halber Länge des Kelches, Blütenstand
ein- bis wenigblütig, auf Sandhügeln und
Moorboden ziemlich häufig. 2|., bis 15 cm
lang, Juni —Sept.
2. Stengel imfrec/if.
a. Stengel nai</ oder mit 2 Leisten : durch-
bohrtes J., H. perforätum L., Taf. 41, 1.
Blatt länglich-eiförmig, punktiert, Blüten in
Trugdolde, auf Heiden, an Wegen überall.
2J., bis 60 cm, Juli u. Aug.
b. Stengel 4/.a:ntig, — wenn dann fast f/e-
püijelt, Kelchblatt aiiit:-. vierflügeliges J.,
H. teträpterum Fr.; — wenn dagegen
Sitng^X seil icKch 4/,-iinf/i/, Kelchblatt s^H»i/>/'.-
vierkantiges J., H. quadrängulum L., beide
in feuchten Wäldern und Wiesen, dieses
häufiger. 2}., bis 60 cm, Juli u. Aug.
II. Kelchblatt am Rand (//vV.-t/V/ i/eirim/ic?-/ oder i/e-
frai/xf, Fig. 566, links unten.
1. Stengel und Blatt rauhhaariii: rauhes J. , H.
hirsütum L., Fig. 566, Blatt eirund, Stengel
aufrecht, zerstreut in Gebirgswäldern. % , bis
50 cm, Juni — Aug.
140
Die Pflanzenwelt.
Fig. 566. Hypericum liirsutum.
2. Stengel und Blatt hulii.
a. Kelchblatt stuuipf: schönes J., H. pul-
chrum L., schlank mit kurzen Seitenästen,
Blatt punktiert , herzförmig umfassend,
Knospe blutrot; in trocknen Wäldern des
Hügellandes und Gebirges zerstreut. %,
60 cm, ,luli— Sept.
b. Kelchblatt.f/'/Vr, — wenn
dann der Stengel rKwl,
oben mit irenifi BhWmi:
Berg-J. , H. montänum
L., Fig. 567, Blatt eirund,
unten am Rand mit
schwarzen Punkten, Fig.
567 oben links, zerstreut
in Gebirgswäldern, %,
bis 60 cm, Juli u. Aug. ;
— wenn dagegen Sten-
gel fast 2h(iif/i/. Jie-
lilfittcrt: zierliches J., H.
elegans Steph., Blatt
am Rand zuriJckgerollt,
schwarz punktiert , sel-
ten. Kalk- und Sand-
steinfelsen in Mittel-
deutschland. % , bis
30 cm, Juni u. Juli.
54. Farn.
Tännelgewächse,
Elatinaceen.
207. Täimel, Elätine.
Kleine einjährige kahle
Sumpf- und Wasserkräu-
ter mit ganzrandigen Blät-
tern. Die kleinen roten
Blüten stehen in den Blatt-
achseln einzeln. Frucht
eine Kapsel mit vielen
kleinen Samen. Auf der
Nordhälfte der Erde, 20
Arten, bei uns 4.
A. Blätter quirhUin-
(lifi sifzt'iirl: quirlblätt-
riger T., E. alsinastrum
L. , Blatt nach Standort
veränderlich , selten , in
Teichen, Gräben , bis 50
cm lang, Juli u. Aug.
B. Blätter f/ri/fiistfin.
(l/i/, (jcsfivU.
I. Krone 4blfmrici: Pfeffer-T. , E. hydropiper L.,
Blatt spatelig, langgestielt , selten , an über-
schwemmten Plätzen, bis 1 m lang. Juni u. JuH.
Fig. 567. Hypericum montänum.
Fig. 568. Elatine hexandr.n.
II. Krone :-ihh'ni riij ; — wenn dann die Blüten (jc-
stiflt, mit «Staubgefässen: sechsmänniger T., E.
hexändra DC, Fig. 568, Blüte mehr weiss, an
überschwemmten Orten, zerstreut; — wenn da-
gegen Blüte sitzend mit 3 Staubgefässen : drei-
männiger T., E. triändra L., ebenda selten, beide
bis 1 m lang, Juli— Sept.
XVIII. Reihe: Mohnblütige.
55. Farn. Kreuzblütler, Cruciferen.
Meistens Kräuter mit wechselständigen Blättern
und ohne Nebenblätter. Die Blüten stehen in Trauben
und sind nach der Zahl 4 gebaut, aber 6 Staub-
gefässe, von denen 2 kürzer sind. Der oberstän-
dige Fruchtknoten wird zur zweifächerigen Schote
(also mit Scheidewand). Eine grosse (1200 Arten)
Familie in der gemässigten und kalten Zone, viele
sind durch ein scharfes ätherisches Oel gegen Tier-
frass geschützt und wer-
den wegen desselben auch
als Gewürzkräuter gezo-
gen, andere sind als Ge-
müse wertvoll oder liefern
in den Samen ein brauch-
bares Oel. Auch Zier-
pflanzen sind unterihnen.
Die Bestimmung ist nicht
leicht, eigentlich ist die
Berücksichtigung der rei-
fen Frucht und des
eigenartig gekrümmten
Keimlings unerlässlich.
Wir geben hier trotzdem
eine Diagnose ohne die
Samen, wobei aber steter
Vergleich mit den zahlreich beigegebenen Abbil-
dungen sehr nötig ist.
A. Mit „SrliöirJii'ir- , d. h. Schote nur 1— Smal
so lang als breit (oder ein Nüsschen),
a) Blüte ;/e/h.
1. Blätter //ifi/rld/ijii oder (/cfcilf.
■■' Wenigstens ii/ki-i' B/ii/tcr jjfi'/'/fönii/(/, — wenn
dann Pflanze la/i/: Hohldotter [Myägrum
perfoliätum L. , blau bereift, selten, unter
der Saat in Süddeutschland], — wenn da-
gegen he/iaar/ : 228. Camelina (dentata).
'■■•■■'■Blätter nidi/ pfeilfih iiiiij.
aa. Frucht ein Nüs-^rhen: 238. Bünias.
bb. Frucht ein Scliiiirlie», — wenn dann (jr-
i/l/nh'i-i: Rapsdotter [Rapistrum perenne
L. mit kegeligem Griffel, R. rugösum
L. mit fädlichem Griffel, beide sehr
selten, auf Aeckern] ; — wenn dagegen
i/i'rli/ i/ei/l/eilerf: 223. Nastürtium.
Fig. .WO. Biscuteila laevigata.
familten: Sonnenrofcit= (Cistaceae) unb Refeöagetoädjje (Resedaceae), Kreu3=
blütler (Cruciferae). 33
Stg. 1. Sonnenrösdicn , Heiianthemuiii vulgare. 2. (Dclbc Rejebe, Reseda lutea. 3. 5clbpfcnntgkraut, Thlaspi
an'ense. 4. Bitteres Sd)aumhraut, Cardamiiie amara. 5. CaAartiger Sdjotenbotter, Erysimuin cheirauthoides.
b. IXadjtDiole, Hesperis matronalis
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
141
2. Blätter höchstens gesäc/f.
'■■' Schote br/lJenföniiiif, breit, fliirh . Fig. 569:
Brillenschote [Biscutella laevigäta L.,
Fig. 569, selten, an Felsen u. s. w. 2J, bis
45 m, Mai— Aug.]
*â– " Schote uniJers.
aa. Blätter kahl.
O Blätter (an Onnul her:- oder pf eil fSrmit/^
also breit, — wenn jifeilföruiii/, Fig.
585: Isatis; — wenn dagegen herz-
fiirmiii : 222i. Nastürtium (austriacum).
OO Blätter (^(/( (1 runde rerxchmiilert , also
nicht pfeil- oder herzförmig: 223. Na-
stürtium (amphibium)-
bb. Blätter behaart.
O Blätter am Grunde pfeil- oiler herz-
förmig, — wenn dann Frucht livgeliff,
Fig. 604: 229. Neslia, - wenn Inrn-
fiiriii ig, Fig. 601 : 228. Camelina (sativa).
OO Blätter aiu Grunde verschiiuilert , Fig-
610: 235. Alyssum.
b) Blüte ireisfi (oder violett) ').
1. Blätter iDigeteilt , höchstens gesägt oder ge-
zähnt.
'•• Nur mit Wiirzelblättern, — wenn dann
Schötchen fleieh: 230.
Draba; — wenn da-
gegen aufgedunsen:
Pfriemenkresse [S u-
buläria aquätica L.,
Fig. 570, sehr selte-
nes, nur 1— 3 cm hohes
Wasserpflänzchen).
* Sfeni/el mirh beblättert.
aa. Wenigstens die oberen Blätter mit herz-
oder jifeilfiirmigeiii (rriDnl.
o Auch die Wurzel-
blätter lim (irimde
herzförmig,F\g.580 :
212. Cochlearia.
OO Die Wurzelblätter
/â– // den Stiel rer-
sehmiilerf , — wenn
dann das Schötchen
gepiigelt, Fig. 579;
211. Thlaspi; -
wenn ;;/(7;^ Fig.602 :
227. Capsella [das
hierhin gehörige
Lepidium Draba
hat fast doldenartig
Fig. 571. Aethionema saxatiiis. geordnete Trauben].
Fig. 570. Subularia aquätica.
') Wenn rosenrot: Aethionema saxätilis [Figr. 571,
blaugrüne Pflanze, die längeren Staulifiiileii geflügelt,
sehr selten, Süddeutsehland],
bb. Blätter nicht mit ff eil- oder herzförmigem
Grund.
O Kronenblätter imghieh ifross, Fig. 578 :
210. Iberis.
OO Kronenblätter alle gleieii gross.
1. Stengelblätter gestielt und herzför-
mig: 226. Lunäria.
2. Stengelblätter nielit herzförmig.
■|- Stengelblätter lixeal: 208. Lepf-
dium (graminifolium).
•;■•;■. Nieht lineal (ei- oder lanzettför-
förmig), — wenn dann das Blatt
gnibgesiii/t: 230. Draba (muralis);
— wenn dagegen höchstens un-
deiitlieh gesägt : 236.Berteröa [grau-
grün, dagegen Lepidium lati-
fölium grün).
Wenigstens die Wurzelblätter fiederspaltig oder
geteilt.
'■' Nur WiirzelbUitter: Bauemsenf [Teesdälia
nudicaülis RB. , Fig. 572, hie und da auf
Sandboden. 0, bis 8 cm, April— Juni].
■•■" Stengel beblättert.
aa. Alle Blätter fiederspultig.
Flg. 572. Teesdalia nudicaülis.
Fig. 573. Hutchinsia petraea.
O Frucht ein Nüsschen, — wenn dann
seine Glieder Nebeneinander, Fig. 577:
209. Corönopus; — wenn dagegen
übereinander, Fig. 584: 215. Cäkile.
OO Frucht mit Klap-
%^oa. pen aufspringend :
Hutchinsia pe-
traea R. Br. [Fig.
573, sehr seltenes
kleines Felsen-
kräutchenj.
bb. Nur die unteren Blät-
ter geteilt.
O Die oberen Blät-
ter mit herz- oder
mit pfeilförmigem
Grunde, — wenn
dann kahl : Cale-
pi'na Corvi'ni
Desv. [Fig. 574,
Fig. 574 .Calepina Cnrvini.
142
Die Pflanzenwelt.
sehr selten, im unteren Rheingebiet] ;
— wenn dagegen hrliaarf entweder
227. Capsella (zerstreute Haare) oder
208. Lepidium (campestre, ganz flau-
mig).
OO Die oberen Blätter in den (Inoul rcr-
srliiiirilert.
1. Kronenblätter uwilrieh (/ru.is. Fig.
578: 210. Iberis.
2. Kronenblätter <///«' </lfirli (//vw.s.
■'{ Frucht tiir/it aiif'spri»()ei/il , Fig.
588: 219. Crämbe.
YY Frucht (iiifsjiriiiiii'iiil , — wenn
dann die Wurzelblätter lOK/eteiJt:
212. Cochleäria (armoräcia); —
wenn auch </dri/i: 208. Lepi-
dium.
B. Mit ..SfliDfeir-, d. h. Schote mehrmals länger
als breit,
a) Blüte ijelh oder i/elblicliirei-ss.
1. Früchte »ichf «iifspriiu/enfl : 220. Räphanus.
2. Früchte anfsprini/end.
■Narbe tief sn-e/yjalti;/: 234. Cheiränthus.
*■■■Narbe höchstens auscierandet .
aa. Samen in den Fächern in einer Reihe
untereinander.
o Griffel lami, einen Schnabel bildend.
Y Klappen der Schoten mit S oder ß
Nerven: 217. Sinäpis.
-;■■;■Klappe mit 1 Nerv, — wenn dann
mit kiii/elii/i'iH, piüdiierfeni Samen:
221. Brassica; — wenn dagegen
mit mehr läiK/lii-linu (/lutieni Samen :
Erucästrum Pollichii Seh. et Sp.,
(seltene Schuttpflanze. ;>■oder ö,
April— Okt.)
OO Griffel kurz oder fehlend.
t Schote 4kantig: 233. Erysimum.
tt Schote fast Mielnend, - - wenn dann
die Klappen mit H Nerven: 214.
Sisymbrium ; wenn dagegen mit
1 Nerv: 222. Barbaräea.
bb. Samen in den Fächern /// '.-' Reihen.
O Klappen ulnie Xerren: 223. Nastür-
tium.
OO Klappen mit Nerven, — wenn dann
die Stengelblätter jifeilförmig: 231.
Türritis; - wenn ;//'■/// /ifeilforinii/:
218. Diplotäxis.
b) Blüte ireiss oder hliiulirh oder rntlich.
1. Früchte nicht niifspriiiifend: 220. Räphanus.
2. Früchte aKf'sprinyend.
'â– â– â– Narbe tief 2sj>alti(i: 237. Hesperis.
'"■■■' Narbe höchstens aiisf/crimde/.
aa. Samen in einer Reihe.
o Klappen der Schoten ohne Nerven,
— wenn dann der Kelch imi/erreht al>-
stehend: 224. Cardämine, wenn
dagegen auf recht (inliet/eiid: 225. Den-
täria.
OO Klappen inil Nerven , — wenn dann
die Schote :iisiiiii)iieii(/eilr(<c/it : 232.
Arabis; wenn dagegen Schote
4k-anti<i: 213. AUiäria, — wenn stiel-
rund: 214. Sisymbrium.
bb. Samen in zirei Reihen, — wenn dann
Klappen ohne Nercen: 223. NastiJrtium;
— wenn dagegen mit stfir/rem .W/v: 231.
Türritis.
1. Unterfam. Lepidieen (ausserdem die
oben genannten: Subularia, Teesdalia. Biscutella).
208. Kresse. Lepidium.
Auch Pfefferkraut. Eine artenreiche Gattung,
von den 6 weissblühenden deutschen Arten wird
die G arten -K. als Salatpflanze benutzt, sowie
medizinisch, das Kraut der Stink- K. soll Un-
geziefer vertreiben.
A. Stengelblätter am Grunde pfeilförmii/ , Fig.
575, — wenn dann das Schötchen i(m/eflii(/clt:
stengelumfassende K.. L- draba L., Fig. 575, selten,
an Wegen luid auf wüsten Orten, %, bis 30 cm,
rig. 57-5. Lepidium draba
Fig. .576. Lepidium ruderale.
Mai u. ,hini : — wenn dagegen das Schötchen i/e-
fl)i,/eli: Feld-K., L. campestre R. Br., häufig, auf
Aeckern, imter der Saat, ۥ', bis 50 cm, Mai bis
August.
B. Stengelblätter nicht jifeilfiirmii/, z. B. Fig. 576.
a) Schötchen an der Spitze cnisgerondet , Fig. 576
oben, — wenn dann Kronblätter doppelt so tun;/
wie die Kelchblätter: Gartenkresse, L. sativum
L., angebaut, stammt aus dem Orient, ®, bis
60 cm, Mai — Juli; — wenn dagegen Kronblätter
fehlen oder (jam klein, Fig. 576 oben : Stink-K-,
L. ruderale L., Fig. 576, übelriechend, häufig.
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
143
an wüsten Orten. '?■oder 0, bis 30 cm, Mai
bis Aug.
b) Schötchen an der Spitze hinm uusc/erandel, —
wenn dann Schötchen citiirmiij, kahl: gras-
blättrige K-, L. gräminifölium L., selten, an
Mauern und Wegen, 0, bis 60 cm, Juni— Sept. ;
— wenn dagegen Schötchen niwUich , belianrt:
breitblättrige K-, L. lätifölium L. , selten, be-
sonders an Salinen. 2|, bis 1 m, Mai u. Juni.
209. Feldkresse, Krähenfuss, Corönopiis.
Fig. 577.
Niederliegende, seltene, einjährige Kräuter von
bleichem , graugrünem
Fig. .577. Coronopus Riiellii.
Ansehen. DieBlättersind
tief fiederspaltig, die
Blüten klein und weiss.
Die Früchte zerfallen in
2 Nüsschen. Bei C.
Ruellii, Fig. 577, ist die
Blüte läiKjer als ihr Stiel,
bei C didymus Sm.
hiii-er , in Ost- imd
Mitteleuropa, jener ist
hie und da häufiger,
dieser mehr an der
Küste, Juli — Aug.
2. Fam. Cochle-
arieen (ausserdem:
Aethionema).
210. Sehleifeiihlunie,
Iberis. Fig. 578.
Kahle oder wenig be-
haarte Kräuter, die Traube
ist doldenartig und die
äusseren Kronenblättersind
zur Verstärkung des Lock-
apparats grösser (Fig. 578),
weiss oder rötlich. Einige
südeviropäische Arten die-
nen als Zierpflanzen. 2
deutsche Arten. — Wenn
das Blatt keilförmig, beider-
seits mit 2-3 Zähnen, Fig. 578: bittere Seh., I.
amära L. . Fig. 578, besonders auf Kalkboden; —
wenn dagegen (/anzniiK/iii: mittlere Seh., 1. inter-
media Guers., selten, auf Tonschiefer, beide 0, bis
30 cm, ,Iuni— Aug.
211. Pfennigkraut, Thlaspl. Tai 33, 3.
Auch Hellerkraut. Aufrechte Kräuter mit
unscheinbaren weissen Blüten. Die Narbe wird zur
Fremdbestäubung zuerst reif, aber später wachsen
die Staubfäden weiter und tragen die Beutel zur
Fig. 57JS. Iberia .iinar.T.
Narbenhöhe empor, wodurch zur Not noch Selbst-
bestäubung eintritt. Die Flügel der Frucht dienen
vielleicht der Verbreitung. 4 deutsche Arten.
A. Schötchen fasf nun/, schmal ausyeramlet :
Feld-Pf., Th. arvense L.. Taf. 33, 3, längliche,
buchtig gezähnte, am Grunde pfeilförmige Blätter,
recht unangenehmes, lästiges Unkraut, überall an
Wegen, auf Schutt u. s. w. ©, bis 30 cm, Mai bis
Sept.
B. Schötchen eifönnifi, breii (iii^</i'ra)ii/ef, Fig. 579.
a) Griffel l.nr;, nur 1 Stengel : durchwachsenes
Pf., Th. perfoliätum L. , Fig. 579, hie und da,
auf Kalkboden. 0, bis 15 cm, April u. Mai.
b) Griffel deutUch , inehirre Stengel, wenn dann
Fruchtfächer ■Is-auu]/. Staubbeutel gelb ; Berg-
Pf. , Th. montänum L., selten auf Kalkhöhen;
— wenn dagegen Fruchtflächen 4- uder Ssaiti/ij,
Staubbeutel purpurn: Alpen-Pf., Th. alpestre L.,
selten, Dresden, Erzgebirge. Aachen, beide 1|,
bis 25 cm, April u. Mai.
Fig. .579. Thlaspi perfoHatum.
Fig. 580. Cochlearia officinalis.
212. Löffelkraut, Coehleäria. Fig. 580.
Weissblühende Kräuter, beim gemeinen L. hat
das Kraut einen scharfen Geschmack (als Schutz
gegen Tierfrass), weshalb es offizineil ist (L. Spiri-
tus), beim Meerrettig dagegen die grosse rüben-
förmige Wurzel, die daher kultiviert wird. — Wenn
die Fruchtklappen einen M/llchnrr haben; gemeines
L., C. officinalis L. , Fig. 580, in Nord- und West-
europa, sandige und steinige Orte am Meer und an
Salinen, © u. e, bis 15 cm, Mai u. Juni; — wenn
dagegen die Klappen ;/«ve«/o.s sind: Meerrettig,
C. armoräcia L. , aus Südosteuropa, verwildert. 2|.,
bis 1 m^ Juni u. Juli.
3. Unterfam. Alliariinen.
213. Knoblauclisrauke, Alliäria ofüdnali.s Andrz.
Taf. 34, 1.
Einjähriges oder ausdauerndes Kraut, das durch
starken Knoblauchsgeruch gegen Weidetiere ge-
144
Die Pflanzenwelt.
schützt ist.
u. Juni.
Als Unkraut überall, bis Im, Mai
4. Unterfam. Sisy m brieen.
214. Rauke Sisyinbrium.
Meist einjährige Kräuter nach dem Standort mit
verschiedenem Habitus, so ist die gebräuchliche
R. (an wüsten trocknen Plätzen) ein sparriges klein-
blätteriges Rutengewächs, dagegen hat die Sophien-
R. (an feuchten Orten) grössere und zartere Blätter.
Die viel längeren Staubfäden sind zuerst, um Fremd-
bestäubung zu ermöglichen, niedriger als die Narbe,
dann aber wachsen sie zu ihrer Höhe empor und
lagern den Blütenstaub an ihr ab. 7 deutsche gelb-
blühende Arten.
A. Blätter KiiijcU-ilt: straffe R., S. strictissimum
L., an Flussufern, Elbe, Thüringen. 2j., bis 2 m,
Mai -Aug.
B. Blätter ijctiiH.
a) Blätter 2^o'f(ir/i i/ef/it/cr/: Sophienkraut, S. So-
phia L. , Fig. 581, in Europa und Nordasien,
vom Mittelmeer bis zum Polarkreis, auf Schutt
U.S.W. 0, bis 1 m, Mai Sept.
b) Blätter xrlmititaiß'-jicdirti'iliii.
1. Schote fkdiitii/: gebräuchliche R., S. ol'fici-
näle Scop., Fig. 582, in Europa und im ge-
Fig. 581. Sisymbrium sopliia. Fig. .582. Sisymbrium officinale.
mässigten Asien, bei uns überall an Wegen
U.S.W. (?, bis 60 cm, ,Iuni— Aug.
2. Schote stielniml.
" Fiedern der Blätter am Grunde mit Aehr-
chen: ungarische R., S. pannönicum Jacq.,
eingeschleppt, selten, auf Sandboden. •_• ,
Mai u. Juni.
'"' Fiedern olnw Aehrchen.
O Die jungen Schoten die flachen Dolden-
trauben Uhi'n-u<ii'ii<!: dichtblütige R. , S.
irio L., Fig. 583, selten, an Wegen , auf
Schutt, e, bis 60 cm. Mai— Juli.
oo Die jungen Schoten die Trauben nicht
iihcrra(/cii(/, — wenn dann die Pflanze
dicht sfi'iß(i<ir,'i/: Löseis R., S. Löselii
L.. Mai .â– \ug, ; - wenn dagegen faxt
l.iilil: Österreich. R., S. austriacum Jacq.,
Juni u. Juli, beide sehr selten, auf Mauern
und Felsen, e, bis 60 cm.
215. Meersenf, Cäkile
inaritiiiiii Scop Fig. 584.
Ausgebreitet ästige
Strandpflanze auf Sand-
Fig. 5S3. Sisymbrium irio.
Fig. 584. Cakile maritima.
boden ( der nördlichen Halbkugel), daher mit fleischigen
Blättern und weiss-violetten Blüten. Die Frucht ist
eine zweiteilige Gliederschote, deren oberes Glied
schwertförmig ist. 0. bis 30 cm, Juli— Sept.
216. Färberwaid, Isatis tiuetoria L. Fig. 585.
Aufrechte Pflanze (Mittel- und Südeuropas) mit
den Stengel umfassenden kahlen Blättern, gelben
Blüten und hängenden
schwarzbraunen Schöt-
chen. Selten, an Fluss-
ufern, ij?, bis 1 m hoch,
Mai u. Juli. Früher baute
man die Pflanze an und
gewann aus den Blättern
einen blauen Farbstoff
(„deutscher Indigo").
5. Unterfam.
Brassicineen.
217. Senf, Siiiäpis.
Taf. 34, 2.
Zum Schutz gegen
Schnecken rauhharige
Pflanzen mit gelben Blü-
ten, in denen die Narbe
vor den Staubbeuteln reifen und zwar steht jene zuerst
höher als diese, dann drehen sich die Staubbeutel
Fig. 585. Isatis tinctoria.
5amilic: Krcu3blütler (Cruciferae).
34
Stg. 1. Knobluudjsranfte, Ailiaria officinalis. 2. fldierjenf, Sinapis arvensis. 3. ffiartenfto^I, Raphanus oleracea.
4. UTonbDioIe, Linaria rediviva. 5. Berg=Stetn6raut, Alyssum montanum. 6. fjungerblümcfjen , Draba verna.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
145
dorthin, wo das Insekt den Rüssel einführen muss,
was der Fremdbestäubung dient, ist diese aber nicht
eingetreten, so strecken sich die Staubbeutel wieder
zur Narbe hin, um Selbstbestäubung zu besorgen.
Durch langes Blühen der einzelnen Blüte wird die Be-
stäubung gesichert. Die Samen sind durch ein scharfes
Oel, das der jungen Pflanze als Nahrung dient und
beim weissen Senf zur Senfbereitung benutzt wird,
gegen Tierfrass gesichert. ©, bis 60 cm, Juni u. Juli.
Wenn das Blatt horlisfeiis (jfliii>pt (eiförmig, ge-
zähnt, die unteren fast leierförmig) und die kühle
Schote 3 nervig ist: Ackersenf, Hederich, S. ar-
gezähnt, mit weissen Blüten und zweigliedrigen
Schoten. %, bis 60 cm, Juni u. Juli. Die jungen
Blätter liefern ein schmackhaftes Gemüse.
220. Rettich, Räphaiiiis. Taf. 35, 1.
Harte, oft haarige Kräuter mit ansehnlichen
weissen oder blass-violetten , dunkeladrigen Blüten
und Gliederschoten, © bis €•'. Wenn die Schote
itidziii und die Samen
rtf^i^^^^i^- •, ruuzeliij: Oartenrettich,
R. sativus L., leierförmige
Blätter, Taf. 35, 1 , bis
Fig. 586. Sinapis alba.
Fig. .587. Diplotaxis tenuifolia.
vensis L., Taf. 34, 2, ein lästiges Ackerkraut überall;
— wenn dagegen das Blatt fiederteilig (die Fiedern
grob gezähnt) und die sfrifliuurujr Schote 5 nervig
ist: weisser S-, S. alba L., Fig. 586, in ganz Europa,
angebaut und verwildert.
218. Doppelsaine, Diplotaxis. Fig. 587.
Auch Rampe Rempe. Kräuter mit gelben,
später bräunlichen Blättern und einnervigen Schoten-
klappen, dem Kohl und Senf ähnlich.
a) Stengel bis oben beblättert, meist kahl: schmal-
blättriger D., D. tenuifolia DC, Fig. 587, hie
und da an unbebauten Orten. 2j., bis 60 cm,
Juni— Okt.
b) Stengel mir iintoi mit Blättern, livlnturt , —
wenn dann die Blütenstielchen kih-er als die
Blüte: dünnstengeliger D., D. viminea DC,
Aecker und Weinberge, 0, bis 25 cm, Juni u.
Juli; — wenn dagegen die Blütenstielchen
länger: Mauer-D., D. murälis DC, Aecker,
Mauern. © u. '1|, bis 60 cm, April -Okt.
219. Seekolli, Crambe maritima L. Fig. 588.
Kahle, graugrüne Sandpflanzen am Meeresstrand
(bes. Ostsee), mit fleischigen Blättern, kahl, buchtig
Hoff m an n -Denn ert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
Fig. .588. Crambe maritima. Fig. 589. Raphanus Raphanistrum.
IVi m, Juni— Sept.; wenn dagegen die Schote
e/m/eschiiiirf und die Samen (jhitt: Acker-R., auch
Hederich, R. Raphanistrum L., Fig. 589, bis 60 cm,
Juni— August. — Letzterer ist ein überall häufiges
Ackerunkraut, ersteres stammt aus Asien und wird
in mehreren Abarten angebaut: als schwarzer R.
(fleischige Wurzel aussen schwarz), als Radieschen
(fleischige Wurzel aussen weiss oder rot) und als
Oel-R. mit nicht fleischiger Wurzel und ölhaltigem
Samen.
221. Kohl, Brässit-a.
Eine wichtige Gattung, deren biologische Eigen-
arten wir am Raps wie folgt kennzeichnen: Aus
den Samen entsteht zunächst eine den Winter über-
dauernde Rosette von flachaufliegenden Wurzel-
blättern, erst im folgenden Frühjahr entsteht ein
aufstrebender beblätterter Stengel. Dabei zeigt sich
eine deutliche Abnahme der Blattgrösse nach oben,
so dass jedes Blatt zum ausgiebigen Lichtgenuss
kommt. Eine Wachsschicht auf den Blättern lässt
sie bläuhch angelaufen erscheinen, dadurch sind sie
unbenetzbar für Regenwasser, auch stehen sie schräg
nach oben, sind sitzend, rinnig und am Stengel
etwas herablaufend, alles Einrichtungen, die der Ab-
leitung des Regens zur einfachen Pfahlwurzel hin
dienen. Die gelben (beim Gartenkohl seltener
weissen) Blüten sind klein, stehen aber zahlreich
19
146
Die Pflanzenwelt.
in Trauben zusammen und duften nach Honig, auch
unterstützt der nach dem Aufblühen sich gelb fär-
bende Kelch den Lockapparat. Für die Insekten
bietet die Blüte Honig in den nach unten sackartig
ausgebauchten Kelchblättern. Die walzigen Schoten
Fig. 590. Brassica nigra.
Fig. 5i)l. Brassica rapa.
haben einen Schnabel. — Die Gattung ist mit 30
Arten in Europa. Mittel- und Nordasien verbreitet.
a) Alle Blätter i/esf/elt: schwarzer Kohl oder Senf.
Br. nigra Koch, Fig. 590, häufig, an Ufern und
auf Schutt. 0, bis P|i m, Juni u. Juli.
b) Wenigstens die aberen Blätter sitzend.
1. Obere Blätter nkhf herzfänniij iimfassend:
Garten-K- Br. oleräcea L.. Taf. 34, 3. blass-
gelbe Blätter, wild an den Seeküsten Europas,
angebaut (s. unten). ® u. G, bis 60 cm
hoch, Mai u. Juni.
2. Obere Blätter herzfönniij i<inf((ysenil, — wenn
dann die offenen Blüten die Knospen iibi-r-
rm/eir. Rüben-K.- Feld-K- . Br. rapa L.. Fig.
591. Kelch zuletzt wagrecht abstehend, untere
Blätter grasgrün und rauhhaarig; — wenn
Fig. 593. Kolilrabi.
dagegen die Knospen die offenen Bliiten iiber-
niiß-n: Raps. Rübsen, Br. Rapus L. . Kelch
zuletzt halb offen, untere Blätter meergrün
und höchstens feinhaarig; beide verwildert,
0 u. 0, bis 60 cm, April— Juni.
Fig. .592. Kuhlkopf.
Alle Arten werden kultiviert, der schwarze K.
wegen seiner Samen, die gemahlen zu Senfteig ver-
arbeitet werden, auch Raps und Rüben-K. liefern
in einigen Abarten ölhaltige Samen, aus denen das
nicht trocknende Rüböl gewonnen wird. Die als
Gemüsepflanzen benutzten Kohlarten zeigen zahl-
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
147
reiche Abarten, den Garten-K., z. B. Kopfkohl
oder Kapp US, Fig. 592, der je nach der Farbe
Weissicraut oder Rotkraut heisst. ferner Kohl-
rabi. Fig. 593. mit knollig verdicktem Stengel,
Fig. 595. Wirsing.
Winterkohl. Blattkohl. Rosenkohl, Fig. 594,
mit kopfförmigen Blattknospen. Welschkohl, Wir-
sing oder Savoyer-K., Fig. 595, sowie Blumen-
K. oder Karfiol. Fig. 596. mit fleischigen Bliiten-
Fig. 596. Blumenkolli.
Ständen. Der Feld- oder Rüben-K. wird mit dick-
fleischigen Wurzeln gezogen und heisst dann in
seinen Abarten : Wasser-, Teller-, Futter-, Steck-
uiid Teltower Rübe; ebenso der Raps: Kohl-
oder Steck-Rübe.
rabi.
Wruke oder Unter-Kohl-
6. Unterfam. Cardamineen.
222. Winterkresse,, Barbaräea vulgaris R.Br.
Taf. 35, 2.
Eine aufrechte, sparrig verzweigte Pflanze mit
fiederspaltigen. leierförmigen Blätter, die einen grossen
Endlappen haben, und kleinen gelben Blüten, an
feuchten Orten , an Zäunen von Wegen in ganz
Europa. ©, bis 60 cm, Mai— Juli, — Die W. ändert
vielfach ab.
223. Briiiiueiikresse, Nastürliiiiii. Taf. 35, 3.
Ausdauernde Kräuter mit kahlen, oft saftigen
Blättern, was auf feuchten Standort deutet, bei der
gemeinen Br. haben sie zum Schutz gegen Tier-
frass einen scharfen Geschmack, werden daher aber
auch als Frühlingssalat geschätzt. Die Samen liegen
in denSchoten in 2 Reihen
(beim naheverwandten
Fig. 597.
Nasturtium silvestre.
Fig. .598.
Nasturtium ampllibium.
Schaumkraut in einer). Die Samen haften wegen
ihrer Leichtigkeit am Gefieder der Schwimmvögel,
die sie so verbreiten.
A. Blüte H-eiss: Gemeine Br., N. officinäle R.Br.
Taf. 35, 3, Stengel vielästig. Blatt gefiedert mit meist
grösseren Endlappen, Staubbeutel gelb ; schwimmend,
bis 60 cm hoch, Juni — Sept.
B. Blüte ;/elb.
a) Blüte so lang wie der Kelch: Sumpf-Br., N. pa-
lüstre DC, überall an sumpfigen Stellen, bis
60 cm, Juni — Sept.
b) Blüte Imti/er als der Kelch.
1. Schote so htm/ wie ihr Stiel; Wald-Br.. N,
silvestre DC. Fig. 597, Blatt fiederteilig, über-
all an Ufern häufig, bis 50 cm, Juni u. Juli.
2. Schote riel kiir:i-r als ihr Stiel, — wenn
dann Stengel Imlil, an den Gelenken inincliid:
148
Die Pflanzenwelt.
ortwechselnde Br. , N. amphibium R.Br.,
Fig. 598, mit Ausläufern , Blatt länglich-lan-
zettlich, die unten leierförmig eingeschnitten,
ändert nach dem Standort ab, überall, anstehen-
den Gewässern und auf feuchten Wiesen, in
ganz Europa, bis 1 m. Mai -Juli. — wenn da-
gegen der Stengel nicht Jm/il und n/'r/if Wurzel?)
treibt )i<l: zweischneidige Br.. N. anceps^^DC,
zerstreut, an feuchten Orten. Juni und Juli.
[N. austriacum in Sachsen und Schlesien
hat kugelige stecknadelkopfgrosse Schötchen.
- N. pyrenäicum eiförmige Schötchen und
tiefspaltige Blätter mit schmallinealen Zipfeln,
Südwestdeutschland und Elbe.]
224. Schaumkraut, Cardamine. Taf. 33, 4.
Kräuter mit meist saftigen und kahlen Blättern
(feuchter Standort) und weissen Blüten, die beim
Wiesen-Sch. sich bei Nacht und feuchtem Wetter
schliessen, sowie samt der ganzen Traube nickend
werden. Dadurch schützen sie sich gegen Wärme-
verlust. Beim Spring -Seh. rollen sich die Frucht-
klappen bei der Reife um und schleudern dabei die
Samen weit fort. Die grundständigen Blätter bilden
im Herbst oft auf feuch-
tem Boden Knospen zur
Fig. 599.
Cardamine impatiens.
Fig. 600.
Cardamine hirsuta.
vegetativen Vermehrung als Ersatz mangelnder
Fruchtbildung.
A. Krone doppelt so lang wie der Kelch.
a) Blattstiel mit jjfeilföriiiiycin Oelirrhen , Fig. 599:
Spring-Sch., C. impatiens L. , hie und da, an
feuchten Felsen. & u. t-', bis 45 cm, Mai bis
Juli.
b) Blattstiel olnie Oehrcheii, — wenn dann der dünne
Griffel so lu»<i ist wie die Schote breit: Wald-
Sch. , C. silvätica, bis 50 cm hoch; — wenn
dagegen der dicke Griffel kürzer ist: behaartes
Seh., C. hirsuta L., Fig. 600, nicht immer be-
Fig. 601.
Cardamine pratensis.
haart, bis 30 cm hoch, beide in feuchten Wäl-
dern, zerstreut. April— Juni.
B. Krone 3 uod so laut/ wie der Kelch. - wenn
dann die Staubfäden lial/j so hoig wie die Krone:
Wiesen-Sch.. C. pratensis L., Fig. 601. mit hohlem
aufrechtem Stengel. Blüte
weiss oder lila, auf feuch-
ten Wiesen und in lichten
Wäldern, überall, 2[. bis
30 cm. April— Mai; —
wenn dagegen die Staub-
fäden so l<i)iij wie die
Krone: bitteres Seh., C.
amära L., Taf. 33, 4, mit
dünnem markigem Sten-
gel, weiss, selten blass-
rot, an Quellen. Wasser-
gräben und auf feuchten
Wiesen. H. bis 30 cm.
April— Juni. Die beiden letzten Arten werden als
Frühlingssalat gegessen.
(C. trifolia L. mit 3 zähligen Blättern in Schle-
sien.]
225. Zahnwurz. Dentäria. Taf. 35, 4.
Ausdauernde Kräuter, die mit ihrem Wurzel-
stock im Humusboden schattig-feuchter Gebirgs-
wälder kriechen , auch die zarten kahlen Blätter
kennzeichnen sie als Schattenpflanzen, die zwiebel-
tragende Z. besitzt, wie der Name sagt, als Ersatz
geringer Fruchtbitdung in den Blattachseln Brut-
zwiebeln . die wegen ihrer rundlichen Form weit-
hin rollen und sich so verbreiten. Die Fruchtklappen
schleudern die Samen durch Aufrollen weithin fort.
A. Mit i/r/iederteil werliselstüiKlitjeii Blättern . —
wenn dann :>—■'> Jilätfer, alle ijefiedert: fieder-
blättrige Z. , D. pinnäta Lmk. Taf. 35, 4, Süd-
deutschland, April u. Mai; — wenn dagegen
mehr Blatter, nur die unteren gefiedert : zwiebel-
tragende Z., D. bulbifera L., hie und da. Mai
u. Juni. Blüte bei beiden weiss oder blasslila,
bis 60 cm hoch.
B. Mit !/efiii</e}-le/i quirlstätidiijen Blättern. — wenn
dann nur mit Hzähliijen Blättern: gelbweiss
D. enneaph\ llos L., Schlesien u. Sachsen, und
(rotl D, glandulösa W. et K. in Schlesien ; — wenn
dagegen die unteren 5 zählig: fingerblältrige
Z.. D. digitäta Lmk. violett. Süddeutschland,
bis 50 cm, Juni u. Juli.
226. 3Ioii(lvioIa, Luui'tria rediviva L. Taf. 34 4.
Auch Silberblatt. Eine hübsche, violett blü-
hende Pflanze mit herzförmigen, gesägten Blättern,
wohlriechend; die Schoten sind flach; in feuchten
Laubwäldern Mitteleuropas. %, bis 1 m, Mai u.
5amilien: Krcu3blütlcr (Cruciferae), (Er5raud)gerDäd||c (Fumariaceae). 35
5ig. 1. (Barten^Rettid), Raphanus sativus. 2. ffiemcine tDinterftreffc, Barbaraea vulgaris. 3. Brunnentire[fc,
Nasturtium officinale. 4. SafjntDurs, Dentaria bulbifera. 5. (Bolbla*, Cheiranthus cheiri. 6. fjofjUr Cetii)en=
iporn, Corydalis cava.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
149
Juni. — Eine als Zierpflanze wegen ihrer grossen
runden Schoten (mit silberweisser Scheidewand) ge-
zogene Art heisst Judas-Silberlinge.
7. Unterfatn. Capsellineen.
227. Hirtentäschel, Capsella bursa pastöris L.
Fig. 602.
Einjähriges Kraut mit Blattrosette, untere Blätter
tief fiederspaltig, kleine Blüten und dreieckig-herz-
förmige Schötchen: eines der häufigsten Unkräuter
Fig. 602.
Capsella l^ursa pastöris.
Fig. 603.
Camelina saliva.
der ganzen Erde, nur nicht in den Tropen, 0—0,
bis 30 cm hoch, fast das ganze Jahr blühend.
[C. procümbens in Thüringen, Harz u. s. w.
niederliegend, mit fadenförmigem Stengel.]
228. Leindotter, Dotter, Camelina sativa Crantz.
Fig. 603.
Einjähriges Kraut mit unten gestielten, oben mit
spitzen Oehrchen umfassenden Blättern und blass-
gelben Blüten. Auf Aek-
kern und wüsten Plätzen,
bis 60 cm hoch, Juni
bis Juli. Auch als Oel-
pflanze angebaut. [Bei
C. dentäta sind die mitt-
leren Blätter gezähnt
bis fiederspaltig, Un-
kraut unter Lein.]
229. Neslen, Xeslea
paniculiita Desv.
Fig. 604.
Aufrechtes Kraut
. mit goldgelben Blüten
Flg. 604. Neslea paniculata. ^ ^
und kugeligen Schliess-
früchtchen (einsamig), unter Getreide, zerstreut, -i.
bis 45 cm hoch. Mai— Juli.
230. Hiing-erblümclieu, Draba. Taf. 34 6.
Kräuter mit Blattrosette und oft mit Sternhaaren,
manche Arten gehen bis zur Polarregion und in die
Hochalpen und sind sehr weit verbreitet.
A. Krone yvll): D. aizöides, im Jura, an Felsen.
2j., März u. April.
B. Krone "f/.s.'-', — wenn dann die Kronenblätter
ijan: sind: Mauer-H.. D. muralis L., selten an
Felsen, ©, bis 20 cm, Mai u. Juni; — wenn
dagegen die Kronenblätter i/cyialfen sind:
Frühlings-H., D. verna L.. Taf. 34, 6, überall-
0, bis 10 cm, März u. April.
8. Unterfam. T ii rri tin een.
231. Turmkraut, Tiirritis glabra L. Fig. 605.
Ein straff aufrechtes Kraut mit schrotsägeför-
migen Wurzel- und pfeilförmig umfassenden Stengel-
blättern, die Blüten sind
klein und weiss, die Scho-
ten sehr lang. In Wäldern
und an steinigen Orten
häufig. "^ , bis 60 cm,
Juni— Juli. Eine gute
Weidepflanze, die auch
als Gemüse und Salat zu
benutzen ist.
232. Gänsekresse,
Arsjbis.
Meist sternhaarige
Kräuter mit Blattrosette.
Die Blüten sind meistens
weiss. Die langen Scho-
ten enthalten Samen, die
flach und oft geflügelt sind (zur Verbreitung durch
Wind). Weit verbreitete Gattung der nördlichen ge-
mässigten Länder.
A. Same hreit ;/efiii(;i'//.
Fig. 606 unten links:
Turm-G. , A. türrita L.,
Fig, 606, in Mitteleuropa
weit verbreitet, bei uns
zerstreut, auf Hügeln, an
schattigen Felsen. &\ bis
30 cm, Mai u. Juni.
B. Same n/rlif i/c-
fthjelf.
a) Stengelblätter herzför-
mii/ 11)11 fassend , kurz
gestielt (A. petraea
Lam. im Südharz hat
sitzende Blätter), —
wenn dann die Grundblätter fiediTspuItii/: Sand-
G.. A. arenösa Scop. , Fig. 607, an sandig-
steinigen Orten. Weinberge am Rhein. -' u. 2j.,
Fig. 605. Turritis glabra.
Fig. 606. Arabis turrita.
150
Die Pflanzenwelt.
bis 30 cm. Mai- -Ulli; — wenn dagegen Grund-
blätter nnii/licli , liöchstens schwach gezähnt :
Hallers G., A. Hallen L., an nassen Felsen u.s.w..
Mitteldeutschlands. 1|, bis 30 cm, April— Aug.
b) Stengelblätter n/chl licrzf',niil<i mii/axfien'/.
1. Blätter /.■»/'/: Kohl-G., A. brassiciförmis
Wallr., an Kalkfelsen, selten. %. bis 30 cm,
Mai u. Juni.
2. Blätter i/raiifilzii/ (A. alpina L., Riesengebirge.
Harz, Zierpflanzen mit 2 Höckern am Kelch,
die andern nicht). — wenn dann die Blätter
liir/.-cr, mit rhifitrlini Haaren ; rauhhaarige G..
A. hirsüta Scop.. Blät-
ter mit abstehenden
Oehrchen. in ganz Eu-
ropa . bei uns häufig,
auf Hügeln, in Wäldern.
G) oder 2|.. bis 60 cm,
Mai— Juli; — wenn da-
gegen Blätter (/i'driiiiij/,
mit ästigen Haaren : Ge-
rards-G., A. Gerärdi
Bess., zerstreut, in feuch-
ten Wäldern. G . bis
1 m, Mai u. Juni. (A.
auriculäta Thüringen
hat weit abstehende
Schoten.)
Fig. 607. Arabis arenosa.
buchtig gezähnt, zerstreut, auf Kalkhügeln
und Brachfeldern. ©, bis 30 cm. Juni
u. ,Iuli.
OO Schoten aijfnriit, — wenn dann das Blatt
fast ii<ni::ni)ii//i/, </ruui/riiii : rutenförmiger
Seh., E. virgätum Rth., an Ufern und
unbebauten Plätzen in Süd- und Mittel-
9. Unterfam. Erysimeen.
233. Schotendotter, Erysimuin. Taf. 33, 5.
Auch Hederich. Meistens durch angedrückte |
Haare graugrüne Kräuter mit meist gelben Blüten
und vierkantigen Schoten. Artenreiche Gattung der
nördlichen Erdhälfte.
A. Blatt Jirr:fönii/i/ iniifnsseiii/. Fig. 608, morgeti-
ländischer Seh.. E. Orientale R.Br. Fig. 608. Blatt
ungeteilt. Blüte weissgelb. hie und da auf Aeckern.
© , bis 50 cm, Mai- -Aug. 1
B. Blatt nicht lier^förmii/.
1. Krone ireissyelb: Thals-Sch., E. thaliänum L.,
häufig auf Brachäckern. G. bis 30 cm, April
Juni.
2. Krone ijelli.
a. Krone so Ikihi. ihr Stiel l<i)i<i(r als der Kelch :
lackartiger Seh.. E. cheiranthoidesL..Taf.33,5.
mit dreiteiligen Haaren, Schote 4 kantig auf-
recht abstehend; häufig auf Aeckern und an
Flüssen. 0, bis 60 cm, Mai bis Herbst,
b) Krone UiiKjer , ihr Stiel kih-zn- als der Kelch.
■" Kronblätter '.^,2 nmi breit.
o Schoteniast ini;/,-rcciit iih.tie/nii</ : sparriger
Seh., E. repändum L.. Fig. 609. Blätter
Fig. R08. Krysimum Orientale. Fig. 609. Erysimum repändum.
deutschland, selten; — wenn dagegen
Blätter (iesi-lnreift-<ieziiJnit, i/rasf/riiii : steifer
Seh.. E. strictum Fl. Wett.. an Ufern und
Mauern, zerstreut, beide ۥ' , bis 1 m,
Juni u. Juli.
'■■■'■Kronenblätter 4 — 8 unn breit.
O Blätter </anzranilii/, mit einfurlieii Haaren:
graublättriger Seh.. E. canescens Rth..
sonnige Hügel Süddeutschlands. '4- bis
1 m. Mai u. .Iiini.
OO Blätter (/e:ä/uit, mit SspaJtii/eii Haaren, —
wenn dann mit lMp1'fi'>rmi<ier Narbe. Blüte
)iic]it irnlilriecliend: pippaublättriger Seh.,
E. crepidifolium Rchb., felsiger Boden in
Süddeutschland und Harz, i:!; , bis 60 cm,
Mai u. Juni : — wenn dagegen Narbe
,i'.s7;a///V/, Blüte abends irnlitriectinid : wohl-
rieehender Seh., E. odorätum Ehrh..
Kalkhügel Süd- und Mitteldeutschlands,
selten, t: , bis 30 cm, Mai - Sept.
234. (Joldlack, Cheiränthus Cheirl L.
Taf. 35, 5.
Ausdauernde Pflanze mit lanzettlichen, ganz-
randigen Blättern, die angedrückt behaart sind, die
goldgelben Blüten (in der Kultur dunkel) duften und
besitzen so einen wirkungsvollen Lockapparat. Die
Schoten sind zusammengedrückt. Am Rhein und
in Südeuropa wild, sonst in vielen, auch gefüllten.
Spielarten kultiviert.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
151
10. Unterfam. Alyssineen.
235. Steinkraut, Scliildkraut, Alyssuin.
Taf. 34. 5.
Niedrige Kräuter, deren Blätter nach Gestalt,
Lage und Grösse dem Standort entsprechend ab-
ändern, mit grauen Sternhaaren, auch an den Schöt-
chen. Der Stengel ist am Grunde holzig. — Wenn
die Krone goldgelb und der Kelch abfällt: Berg-St.,
A. montänum L.. Taf. 34, 5. goldgelb, in Europa
an Felsen, zerstreut. U,
bis 25 cm ; — wenn da-
gegen Kronen blassgelb,
Kelch bleibend: kelch-
fruchtiges St., A. caly-
Fig. 610.
Alyssum calycinum.
Fig. 611.
Berteroa incana.
cinum L . Fig. 610. häufig auf Mauern und trocknen
Aeckern. 0, bis 10 cm. beide Mai- Sept.
236. Uraiikresse, Berteroa iiicäiia DC. Fig. 611.
Eine durch Sternhaare graue Pflanze mit hol-
zigem Stengel, weissen Blüten und länglichrunden
Schötchen, hie und da, an sandigen, trocknen Orten.
® u. G, bis 50 cm, .luni— Okt.
11. Unterfam. Hesperidineen.
237. Nat'litviole, Hesperis inatrunälis L.
Taf. 33, 6.
Aufrechte, oben verästelte Pflanze mit ei-lanzett-
lichen Blättern und duftenden lila oder rötlichweissen
Blüten. In Gebüschen und Wäldern Süd- und Mittel-
europas. Zierpflanze, bei uns verwildert. G oder IJ ,
bis 70 cm. Mai u. Juni.
238. Zackeuscliötehen, Büuias orientälis L.
Aufrechte Pflanze mit gezähnten Blättern, gelben
Blüten und Nüsschen statt der Schoten, eingeschleppt
an Ufern und Schuttplätzen. ©, bis 1 m, Juni u. .Juli.
56. Farn. Erdrauchgewächse, Fumariaceen.
Kahle saftige Kräuter mit geteilten Blättern und
gespornter rachenförmiger Blüte.
Fig. 612. Corydalis lutea.
239. LercheiLsponi, Corydalis. Taf. 35, 6.
Der meist knollige Wurzelstock ist ein ausgie- ">'«'
biger Vorratsspeicher, da die Pflanze frühzeitig
(April u. Mai) blüht, die grossen zarten Blätter zeigen
die Schattenpflanzen an.
die zahlreichen Blüten
duften zart, der Honig
liegt unter Verschluss
gegen Honigdiebe im
Sporn, die beiden inne-
ren Kronenblätter bilden
eine schützende Kapuze
für die Staubbeutel. Es
ist eine ausgesprochene
Bienenblume. Bei dem
gelben L. besitzen die Staubbeutel ein Schleuder-
werk.
A. Blüten <iell,: gelber L., C. lutea DC, Fig. 612.
besonders in Südeuropa, bei uns zerstreut an
alten Mauern 0, bis 30 cm.
B. Blüte /•"/ oder ireiss (C. claviculäta DC. sehr
selten , hat keine Wurzelknollen). — wenn
dann Deckblatt //e.y^u/'c// , Knolle nicht hohl:
gefingerter L.. C. sölida Sni.. stellenweise, be-
sonders auf Sandboden, %, bis 30 cm; —
wenn dagegen Deckblatt ijanzramJiij , Knolle
hohl: hohler L.. C. cava Schwg. et K . Taf. 35,
6, Traube reichblütig [C. fabäcea Pers. sehr
selten, hat nicnt hohle Knolle und 4-5blütige
Traube].
a. Frucht auf-
spriiiijeitd mit
Samen.
240. Erdrauch, Funuiria. Taf. 36, 1.
Zartes graugrünes Kraut mit rankendem Blatt-
stiel. Die Pflanze ist durch einen Bitterstoff gegen
Tierfrass geschützt. Die purpurroten Blüten (an der
Spitze schwärzlich) sind klein und werden wenig
besucht, zeigen daher oft Selbstbestäubung. 0,
Mai— Sept.
A. Frucht (jldtt, — wenn dann Blüte inisti oder
!/elb/reiss: rankender E. , F. capreoläta L.,
Schutthaufen u. s w. selten; - wenn dagegen
purpurn: Mauer-E.. F. murälis Sond., auf
Mauern bei Hamburg; beide kletternd oder
niederliegend, bis 1 ni lang.
B. Frucht hockeriij: gemeiner E.. F. officinälis L.,
Taf. 36, 1. auf Aeckern und wüsten Plätzen,
bis 30 cm. ändert vielfach ab; offizineil.
b. Frucht eine c(ii.
KaDiiffe Schli€BS~
f nicht.
57. Farn. Mohngewächse, Papaveraceen.
241. Molui, Papäver. Taf. 36, 20.
Die Pflanzen haben eine lange
auf wasserdurchlässigem Sandboden , kurze stark
verzweigte Wurzeln dagegen auf undurchlässigem
Lehmboden. Sie sind durch Milchsaft. Borsten-
a. Frucht eine
eiförmige Kapitel
Pfahlwurzel '"" t"«'«"'-
152
Die Pflanzenwelt.
haare und Geruch gegen Weidetiere geschützt. Im
Herbst bilden sie eine Blattrosette zum Ueberwin-
tern, im Frühjahr einen aufsteigenden Stengel. Die
Blätter werden des Lichtgenusses wegen nach oben
kleiner. Die beiden Kelchblätter sind lediglich Kno-
spenschutz, da sie bald abfallen. Die Blüten stehen
einzeln, sind dafür aber sehr gross und rot. also
weithin sichtbar, in der Knospe sind die 4 Kronen-
blätter wie zerknittert. Die zahlreichen Staubgefässe
liefern den Insekten Blütenstaub zur Nahrung und
die grosse breite Narbe ist ihnen eine bequeme An-
flugstelle. Die Lochkapsel steht auf langem elasti-
schem Stiel aufrecht (während Knospe und Blüte
geneigt sind), daher werden die zahlreichen leichten,
kleinen Samen durch Windstösse weithin verbreitet.
Der Same hat Vertiefungen, so dass er sich im Keim-
bett leicht festhalten kann. — Der in Südeuropa
heimische Schlaf-M. wird wegen der ölhaltigen
Samen zur Gewinnung des Mohnöls angebaut, auch
in vielen Spielarten als Zierpflanze. In Indien und
Aegypten ritzt man die jungen Samenkapseln an
und gewinnt aus dem eingetrockneten Milchsaft
Opium.
A. Pflanze kahl: Schlaf- oder Garten-M., P.
613. blaugrüne Pflanze mit
weissen oder violetten Blü-
ten, am Grunde ein dunkler
somniferum L. , Fit:
Fig. 61.3.
Papaver somniferum.
Fig. 614.
Papaver argeinone.
Fleck, Blätter stengelumfassend. 0, bis 90 cm, Juli
u. Aug.
B. Pflanze iMlnimi, Fig. 614.
1. Kapsel auch hflmart, Fig. 614, wenn dann
die Narbe 4 — öxfru/ili;/: Sand-M.. P. argemöne
L.. Fig. 614, zerstreut, bis 30 cm; — wenn da-
gegen 6 — 8 strahl ii/: Bastard-M.. P. hybridum
L., selten, bis 60 cm, beide auf Aeckern. ©,
Mai— Juli.
2. Kapsel L-alil, — wenn dann Kapsel S—l'l-irahl/</
und Kapsel kurz-eiförmig: Klatsch-M. Feld-M.
oder Klatschrose. P. Rhoeas L.. Taf. 36, 2.
b. Frucht eine
ziteiktrippiife
Scliute.
1. Narbe schnwl.
2. Narbe hreii.
scharlachrot, am Grunde oft schwarz, überall
unter Saat; — wenn dagegen Narbe /'/••>• (hlrahl/i/-
Kapsel keulenförmig : zweifelhafter M.. P. dübiuni
L., unter der Saat, auf Schutt, seltener, beide
©, bis 60 cm, Mai— Juli,
242. Schöllkraut, Chelidöiiiiiin maju.s L.
Taf. 36, 3.
Ausdauerndes Kraut mit orangerotem giftigem
Milchsaft, ästigem Stengel, fiederspaltigen Blättern
und kleinen, aber zahlreicheren gelben Blüten. Die
Staubbeutel stehen anfangs von der Narbe ab, legen
sich ihr jedoch später zur Selbstbestäubung an. Die
Samen haben eine fleischige Nabelschwiele , wes-
wegen sie von Ameisen verschleppt werden. Ein
offizinelles. an Alauern und Hecken häufiges Un-
kraut, bis 1 m, Mai— Sept.
243. Horiimolin. (JlihKiiiiu li'iteiiiii Scop.
Taf. 36, 4.
Grau bereiftes Kraut, dessen obere Blätter den
Stengel umfassen , dem Mohn ähnlich , doch gold-
gelb und mit länglichen Schoten, zerstreut, an san-
digen Orten (sonst besonders an der Mittelmeer-
küste). Ö, bis 80 cm, Juli u, Aug.
XIX. Reihe: Hahnenfussblütige.
58. Farn. Seerosengewächse, Nymphaeaceen,
Wasserpflanzen mit im Schlamm kriechendem
Wurzelstock, die jungen Blätter sind zum Schutz
nach innen eingerollt, dann schwimmen sie flach
auf dem Wasser, sie haben die Spaltöffnungen daher
auf der Oberseite und hier auch eine Wachsschicht,
damit das Wasser abläuft. Die Unterseite ist rot-
violett, was der Umsetzung von Licht in Wärme
dient , die langen biegsamen Blattstiele mit Luft-
kammern geben bei sinkendem Wasserspiegel leicht
nach. In den Luftkammern der Blätter und Stiele
befinden sich (gegen Schneckenfrass) rauhe Stern-
haare. Die Blüten stehen einzeln . sind aber gross
und haben zahlreiche Blumenblätter. Die Blüten
haben keinen Honig, dafür aber für die Insekten
viel Blütenstaub in den zahlreichen Staubgefässen.
Abends scliliessen sie sich zum Schutz der inneren
Teile. Die Seerose hat klebrige Samen mit Luft-
mantel (zur Verbreitung), später entweicht die Luft
und die Samen sinken zur Keimung auf den Boden
der Gewässer; bei der Teichrose hat die Schwimm-
frucht eine weisse, sehr lufthaltige Schicht, welche
beim Faulen die Samen entlässt. Die schönen
Pflanzen sind in ganz Europa verbreitet.
244. Seerose, Nymphaea alba L. Taf. 36, 5. i':,-,'^,'';!',,'^"^
Die schöne Blüte ist weiss. Die Pflanze lebt Krone,
in stehenden Gewässern, Juni — Sept, — Nahe ver-
wandt ist die ägyptische Lotosblume,
Samilicn: (Erbrau(f)= (Fumariaceae), ITlot)n= (Papaveraceae) unb Seerojengctoäcfjfc
(Nymphaeaceae). 36
5ig. 1. (Etbraud), Fumaria officinalis. 2. 5«lömol)n, Papaver Rhoeas. 3. Sd)önhraut, Chelidonium majus.
4. ^ornmo^n, Qlaucium luteum. 5. Seeroje, Nymphaea alba. 6. (teidjtojc, Nuphar luteum.
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
153
Fig. 615.
Ceratophyllum deniersuni.
b Kekh .5 6Mi(- 245. Teü'hrose. Niipliar luteum Sm. Taf. 36, 6.
i-iif, lihiger als die
Krone. Die Blüte ist gelb und kleiner als die der See-
rose, in stehenden oder langsam fliessenden Ge-
wässern. Juni— Sept.
59. Farn. Hornblattgewächse, Ceratophyllaceen.
246. Hornblatt, CeratopliyUiiiu demersuin L.
Fig. 615.
Wasserpflanzen ohne Wurzeln . die das Wasser
also durch die quirlförmig stehenden Blätter auf-
nehmen, diese sind fein-
geschlitzt undschmal, da-
bei (gegen Tierfrass)
hornartig und starr, auch
durch Kaikabscheidung
ist Stengel und Laub ge-
schützt. Die zweige-
schlechtigen Blüten sind
klein und unansehnlich,
die Bestäubung erfolgt
im Wasser. Die Früchte
haben dornige Anker-
stacheln, Fig. 615 unten,
mit denen sie sich im
Schlamm verankern. In
stehenden oder langsam
fliessenden Gewässern. 1], Mai — Aug.
[C. plathyacänthum L. hat eine zwischen den
Dornen geflügelte Frucht, C. submersum L. hat nur
einen Dorn, beide sind selten.]
60.Fam. Hahnenfussgewächse, Ranunculaceen.
Eine wichtige und über alle Zonen verbreitete
Familie, meistens Kräuter ohne Nebenblätter mit
zahlreichen Staubgefässen und mehreren Stempeln.
Sie haben als Schutz gegen Tierfrass oft scharfe
Gifte, sind dann aber auch deshalb offizineil. Viele
werden als Zierpflanzen kultiviert. Wir unterscheiden
5 Unterfamilien.
A. Staubbeutel nach /«;«v/ aufspringend: 5. P ä-
o nieen.
B. Staubbeutel seiflich oder (tiasen aufspringend.
1. Blätter yci/eiiständit/: 1. Clematideen.
2. Blätter wechselstäm/ii/.
a) Früchte iiicld-taaiiii;/: 4. Helleboreen.
b) Früchte ei>/siiiiiii/, — wenn dann das Kron-
blatt am Grunde mit HoKigyrube: 3. Ranun-
culeen, — wenn o/nic solche: 2. Anemo-
neen.
1. Unterfam. Clematideen.
247. Waldrebe, Cleiiuiti.s. Taf. 37, 1. Ib.
Meistens mit holzigem Stamm, ausdauernde
Pflanzen, die sich durch Winden oder „Flechten"
Hof f mann-Dennert. Botaii. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
Juni u. Juli;
rituell, Perigon-
über den Boden erheben, d. h. sie strecken Blätter
und wagerechte Zweige zwischen das Gewirr der
Hecke. Ein brennend scharfer Saft schützt gegen
Tierfrass. Die Blüten haben nur gefärbte Kelch-
blätter. Bei der gemeinen W. sind die Blüten klein
und unscheinbar, aber zahlreich und duftend, manche
Arten haben keinen Honig, dagegen in den zahl-
reichen Staubgefässen viel Blütenstaub als Nahrung
für die bestäubenden Insekten. Indem die Narbe
zuerst reift, wird Fremdbestäubung gesichert. Die
Früchte haben eine federartige Verlängerung, welche
als Flugorgan zur Verbreitung dient. Die Arten
sind unsere „Lianen" in Wäldern, Gebüschen und
Hecken. Manche sind geschätzte Zierpflanzen, die
aus Südeuropa stammen (z. B. C. viticella L. Blatt
geteilt. C. integrifölia L. Blatt ganz, beide rotviolett,
D. flämmula L. weiss).
Wenn ein aufrechtes Kraxt, Perigonblatt kahl,
am Rand flaumig: aufrechte W., C. recta L., selten,
auf trocknen Wiesen, 2|-, bis l\'.i m
— wenn dagegen ein hicttcmilcr St.
blatt beiderseits filzig: gemeine W., Teufelszwirn,
C. vitälba L. , Gebüsche, Hecken, fi , bis 7 m,
Juni u. Juli.
Anm. Bei der nahe verwandten süddeutsch-
alpinen Alpenrebe, Aträgene alpina L., ist Kelch
und Krone vorhanden.
2, Unterfam. Anemoneen,
248. Teufelsauge, Adonis. Taf, 37, 2.
Auch Adonisröschen. Meistens einjährige
Pflanzen mit giftigen Wurzeln und fein zerteilten
Blättern. DieBlüten duften nicht,
haben abergrelle Farben , abends
und bei feuchtem Wetter krüm-
men sich ihre Stiele zum Schutz
der Innern Organe. Die Narben
werden (zur Fremdbestäubung)
zuerst reif. Fehlt der Insekten-
besuch, so krümmen sich zu-
letzt die innersten Staubgefässe
einwärts zu den Narben hin.
Die Früchte sind geschnäbelt.
Alle Arten sind auch Zier-
pflanzen.
A. Krone 1:.'--Mhl,ntriii,
Fig. 616: Frühlings-T., A.
vernälis L. , Fig. 616, gelb, auf sonnigen Kalk-
hügeln, zerstreut. 2j., bis Vi m, April u. Mai.
B. Krone bis ShUittriii. Taf. 37, 2.
a) Kelch raiihhaarii/: brennendrotes T-, A. flämmeus
Jacq. mennigrot, hie und da unter der Saat,
besonders auf Kalk, Juni— Aug.
b) Kelch Knbcliaarf. — wenn dann Kelch aidiefienrl
20
1. Kelch lt. Krane
unterschieden.
Fig. 616.
Adonis vernalis.
154
Die Pflanzenwelt.
und Frucht am Grunde mif '/(ihn: Sommer-T.,
Blutauge, A. aestivälis L., Taf. 37, 2, mennig-
rot, am Grunde schwarz, unter den Saaten zer-
streut, Mai— Juli; — wenn dagegen Kelch ab-
stehend, Frucht (ihnc Ziihii : Herbst-T., A. autum-
nälis L., blutrot, Aecker und Schutthaufen Süd-
deutschlands, Juni — Sept.
249. Windröschen, Anemone.
2. Füiift'ndie Blü-
Unfiiilte.
a.Unttr der Blüte
in einiger Ent- Kräuter, die mit Wurzelstock ausdauern, bei
ÄW«"-|e //,X^'"ä"'^h^" zeigen die grossen; dünnen Blätter den
schattigen Wald, bei anderen die kleineren, derben
und behaarten Blätter den trocknen Standort an.
Die zahlreichen Staubgefässe bergen statt des feh-
lenden Honigs viel Blütenstaub, auch haben die
Blüten mancher Arten an ihren Hüllblättern Nähr-
gewebe für die Insekten. Die dichtstehenden Staub-
beutel bilden diesen eine Anflugstelle dar und pudern
sie unterseits mit Blütenstaub ein. Nachts und bei
feuchtem Wetter schliesst sich die Blüte und wird
nickend (zum Schutz des Pollens gegen Feuchtigkeit).
A. Hüllblätter der Blüte a/tzciid.
a) Hüllblätter imi/estielt (wie ein Kelch) ; Leber-
blümchen, A. hepätica L.. Taf. 39, 1, nieren-
förmige dreilappige Blätter, blau, weiss, in
schattigen Wäldern zerstreut, auch kultiviert. 2|,
bis 15 cm hoch, März u. April.
b) Hüllblätter rieifcili,/, Fig. 617.
1. Blüte weiss oder </elb: A. vernälis L. Wurzel-
blätter gefiedert, A. alpina L. dagegen doppelt
3 zählig, beide selten, höhere Gebirge.
2. Blüte i'iuletf, — wenn dann aufrecht: gemeine
Kuhschelle, Küchenschelle, A. pulsatilla L.,
Fig. 617.
Anemone pratensis.
Fig. 618.
Anemone ranunculoides.
Taf. 37, 3. Perigon doppelt so lang wie die
Staubgefässe, hie und da auf trocknen
Hügeln, bis 3ü cm; — wenn dagegen Hher-
liäniieml: Wiesen-Kuhschelle. A. pratensis L.,
Fig. 617, Perigon etwa so lang wie die Staub-
gefässe, selten, ebenda, beide: %, April u. Mai.
B. Hüllblätter gestielt (den Wurzelblättern ähn-
lich), Fig. 618.
a) Perigon gelb: gelbes W. , gelbe Osterblume,
A. ranunculoides L., Fig. 618, Blüten meist zu 2,
schattige Wälder. % , bis 30 cm, April u. Mai.
b) Perigon ireiss (aussen oft rötlich), — wenn dann
hiirhstnis ein dreizähliges Wurzelblatt: Busch-W..
Waldanemone, weisse Osterblume, A. nemo-
rösa L. , Taf. 39, 2, Blüten einzeln, überall in
Laubwäldern, April u. Mai; - wenn dagegen
mehrere Wurzelblätter: Wald-W., A. silvestris L ,
selten, in Gebirgen, Mai u. Juni, beide: '?|, bis
30 cm.
Anm. A. narcissiflöra L. Riesengebirge und
deutsche Alpen hat eine Blütendolde.
250. Wiesenraute, Tlialietruni. Taf. 37, 4.
Ausdauernde Pflanzen mit geteilten, nach oben
kleiner werdenden Blättern, die sich gegenseitig beim
Lichtgenuss nicht stören. Die Blüten sind unschein-
bar, das Perigon fällt bald ab, aber die Blüten stehen
zahlreich zusammen, und die Staubgefässe sind zum
Anlocken der Insekten gefärbt. Diese finden in
den Blüten viel Blütenstaub statt des Honigs ; bei
manchen findet auch Windbestäubung statt, da die
Staubfäden lang heraushängen und leicht beweglich
sind. Weil sie dann ohne
Hülle schutzlos sind.
b. Unter der
Blüte kfine be~
Bt/iir/erf lli'die.
Fig. 619.
Tlialictrum flavuni.
Fig. 620.
Tlialictrum minus.
schliessen sich bei schlechtem Wetter wieder ihre
Fächer. Bei der akleiblättrigen W., Th. aquilegi-
fölium L.. Taf. 37, 4, haben die Früchte zur Wind-
verbreitung häutige Flügel. Diese Art (mit gestielten,
statt sonst sitzenden Früchtchen) hat violette Staub-
gefässe und dient als Zierpflanze . sonst selten in
Gebirgen.
A. Rispe doldeiitraiibig , uiifreeht : gelbe W. , Th.
flavum L., Fig. 619, Blätter gefiedert, zerstreut
auf feuchten Wiesen, bis 1 m, Juni u. Juli.
[Th. angustifölium L. in Sachsen und Schle-
sien, mit mehrfach 3 zähligem Blatt.]
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogameri.
155
B. Rispe injraiiüdoiförmig, iiberluinyciid. — wenn
dann Fiederchen lineal , (/riiii: Labkraut-W.,
Th. galiöi'des Nestl.. Blatt glänzend (Th. Sim-
plex, selten, mattes Blatt], selten, feuchte
Wiesen, bis 1 m hoch, Juli; — wenn dagegen
Fiederchen rumUkli , unten r/raw/nlir. kleine
W.. Th. minus L., Fig. 620, auf Wiesen und
Hügeln, bis 1% m, Mai u. Juni.
3. Unterfam. Ranunkuieen.
251. Mäusesi'liwaiiz, Myosünis iniiiiinus L.
Taf. 37, 5.
Zwergpflänzchen (bis 8 cm) mit einblütigem
Schaft, schmalen grundständigen Blättern und gelb-
lichen Blüten, deren Boden walzig verlängert ist.
Auf Sand- und Lehmäckern. © oder 0 . Mai u.
Juni.
2. Honiggrube 252. Hahiienfiiss, Raniinciiliis. Taf. 37, 6.
offen oder mit
Schuppe, Kelch Kräuter, z. T. giftig (gegen Tierfrass), mit gelben
„i,„e sp,,,;,. ^^^^ weissen Blüten, die sich abends und bei feuch-
tem Wetter schliessen und nicken (zum Schutz).- Bei
1. iioniggrube
»•ö7;jv',9,Kelchblatt
(lesponit.
Fig. 621.
Ranuncuius hederaceus.
Fig. 622.
Ranuncuius aquatilis.
ihnen findet sich neben viel Blütenstaub auch Honig,
die büschelig stehenden Staubgefässe bilden für die
besuchenden Insekten eine Anflugstelle. 23 deutsche
Arten.
A. K as.b-«-pflanzen : Baträchium (weissblühend).
I. AUf Blätter nierenfoi-nntj. Fig. 621 : efeublätt-
riger H., R. hederaceus L., Fig. 621 , mit im
Schlamm kriechendem Stengel , in Westeuropa,
bei uns nicht selten in Teichen u. s. w. 2|, bis
30 cm, April— Aug.
II. Wenigstens die unterget((i<cliten Blätter fäcllkh-
zeivrhli/zt.
a) Obere Blätter nierenförmiy, lappig, Fig. 622:
Wasser-H. , R. aquatilis L., Fig. 622. mit
schlaffem Stengel, schwimmend, die Wasser-
blätter fallen in der Luft zusammen, in
Teichen und Flüssen von ganz Europa ver-
breitet. 2j. , bis 1 m lang, Juni Aug., än-
dert jedes Jahr ab.
b) Alle Blätter zei-srhlUzi . Fig. 623, — wenn
dann Staubgefässe läiifier als das Frucht-
knotenköpfchen: kreisblättriger H.. R. diva-
ricätus Schrk., hie und da in stehendem und
langsam fliessendem Wasser. 2|, bis 1 m
lang. Mai— Okt.; — wenn dagegen Staub-
gefässe kürzer :
flutender H. , R. flüitans
Lmk., Fig. 623. sehr lange
parallellaufende Blattzipfel.
2|., bis 6 m. Juni bis
August.
Fig. 623.
Ranuncuius fluitans.
Fig. 624.
Ranuncuius ficaria.
1.
B. X««'/pflanzen (meistens gelbblühend).
I. Il't'/.s.se' Blüten: R. aconitifölius selten, höhere
Gebirgswälder.
II. Gelbe Blüten.
Blatt ungeteilt.
a) Blatt herze/rund: Feigwurz-H.. Scharbocks-
kraut, Himmelsgerste (wegen der kleinen,
knolligen Nebenwurzeln), R. ficaria L. , Fig.
624. Blatt glänzend, Blüte goldgelb, die Brut-
knollen in den Blattachseln dienen der Ver-
pL Im
Fig. 625.
Ranuncuius lingua.
Fig. 626.
Ranuncuius sceleratus.
breitung (durch Regen fortgeschwemmt), da
wegen der frühen Blütezeit die Bestäubung
oft ausbleibt, in ganz Europa und Mittelasien,
bei uns überall. 2|., bis 20 cm, April u. Mai.
b) Blatt hoizettlich oder elliptisch, — wenn dann
Früchtchen aehiraeh gekielt und mit (/eraiJem
Schnabel: brennendscharfer H., R. flämmula
L.jVon Europa bis Nordamerika, auch bei uns
156
Die Pflanzenwelt.
häufig, bis 50 cm, Mai— Sept. ; — wenn dagegen
Ktark gel<ielt und mit ■^/(■helfönnii/fiii Schnabel,
Fig. 625 unten links: grosser H., R. lingua
L., Fig. 625, in Europa und Asien weit ver-
breitet, doch nicht weit nach Norden, bis
V\i m. Juni — Aug., beide 4, nasse Wiesen
u. Sümpfe.
2. Wenigstens die Stengelblätter i/ctcili (R. illyricus
mit knolligen Wurzeln, sehr selten).
a) Blüte h-h'iii , Fig. 626 (wenig länger als der
Kelch): Gift-H. . R. scelerätus L., Fig. 626,
blassgelb, frisch sehr giftig, trocknen viel
weniger, fast in ganz Europa, Nord- und
Mittelasien, bei uns an feuchten Orten. ©,
bis 60 cm. Juni — Sept.
b) Blüte i/ross (länger als der Kelch):
•;■Früchtchen iiiclif i/latf, — wenn dann Blüten-
stiel r/e/Vrr/;/: rauher H., R. Philonötis Ehrh.,
Frucht mit Knoten, an feuchten Stellen zer-
streut; — wenn dagegen Blütenstiel nicht
ijefiircht: Acker-H.. R. arvensis L., Frucht
mit Stacheln, überall auf Aeckern; beide ©,
Mai u. Juli
■\-\- Früchtchen yJatt.
O Blütenstiel nicht gifurcht.
1. Wurzel- und Stengelblätter verschieden:
goldhaariger H.. R. auricomus L., Nord-
und Mitteleuropa und Westasien, hie und
da in Gebüschen . auf Wiesen. 2| , bis
50 cm, Mai. [R. cassübicus L. mit einzelnen
Wurzelblättern, Ostdeutschland.]
2. Wurzel- und Stengel-
blätter ähnlich, —
wenn dann nbutchend
rauhhaarig: wolliger
H., R. lanuginösus L..
Fruchtschnabel halb
so lang wie die Frucht,
häufigin Laubwäldern ;
— wenn dagegen all-
gedrückt weich behaart :
scharfer H. . R. acer
L., Taf. 37, 6, fast in
ganz Europa, bei uns
überall auf Wiesen ;
beide 2]., bis 1 m, Mai— Aug. [bei R.
niontänus Süddeutschland ist der Stengel
1 blutig, 15 cm hoch].
OO Blütenstiel gefurcht.
1. Stengel mit kriechenden Ausläufern:
kriechender H.. R. repens L. . in
Europa, Nordasien und Nordamerika,
bei uns überall an Gräben und feuchten
Stellen. 2j., bis 50 cm, Mai— Aug.
2. Stengel ohne Ausläufer.
Fig. 627.
Ranunculus bulbosus
â– '( Stengel unten knollig verdickt. Fig.
627 links unten: knolliger H. . R.
bulbosus L., Fig. 627. Stengel be-
haart. Kelchblätter zurückgeschlagen,
in ganz Europa verbreitet, bei uns
auf trocknen Wiesen und wüsten
Plätzen. 2i, bis 30 cm. Mai— Juli,
ti" Stengel nicht rerdickt, — wenn dann
reirhhliifig, Frucht hn/.-ig ; vielblütiger
H., R. polyänthemos L., hie und da
an Wiesen und Waldrändern, 2j. bis
60 cm, Mai — Juli; — wenn dagegen
iirintilütiij, Fruchtschnabel eingerollt:
Hain-H.. R. nemorösus DC, Ge-
birgswälder, seltener. 2|- bis 30 cm.
Mai u. Juni.
4. Unterfam. Helleboreen.
A. Krone symmetrisch.
253. Ritlersporn, Delplünium consölida L.
Taf. 38, 1.
Kraut mit langer Wurzel und kleinen zerteilten
Blättern, entsprechend dem trocknen Standort (als
Unkraut in Getreidefeldern). Der Kelch ist bunt und
gespornt, in seinem Sporn liegt auch ein Sporn der
Kronenblätter, der zur Honigaufbewahrung dient;
blau, selten rosa oder weiss. ©, bis 45 cm, Mai
bis Sept. — D. äjacis L. mit viel kürzerem Blüten-
stiel (so lang wie das Deckblatt) ist eine beliebte
Zierpflanze.
254. Stunnhut, Eisenhut, Aconitum. Taf. 39, 3.
Die Wurzeln (beim blauen St. aus zwei rüben-
artigen Knollen bestehend)'. und Blätter sind giftig
(daher auch offizineil).
Die Blätter kommen mit
knieförmig gebogenem
Stiel aus der Erde (Schutz
der jungen Spreite). Die
bunten Kelchblätter bilden
den Lockapparat. Das
oberste ist gross, helm-
förmig, über die in Nek-
tarien umgewandelten
Kronblätter geneigt. Die
Blüte ist zum Schutz
gegen Honigdiebe ge-
schlossen und nur für
kräftige Insekten (Hum-
meln) zugänglich. Die
Staubbeutel werden zu-
erst reif und machen
i später durch Zurückschlagen die Narben frei, wo-
durch Fremdbestäubung erreicht wird.
1. Krone mit
Sporn,
2. Krone
S/infi
Fig. 628,
Aconitum lycoctonum.
Samiltc: £)aI)nenfufegerDäd)fc (Ranunculaceae).
37
Sig. 1 a. b. IDalbrcbe, Cleinatis vitalba. 2. Sommcr=€cufcIsauge, Adonis aestivalis. 3. Küdienjdielle, Anemone
pulsatilla. 4. IDiejenraute, Thalictrum aquilegifolium. 5. ITläujejduDans, Myosurus minimus. 6. Sdiarfer
f)aE)nenfug, Ranunculus acer.
5aTniItc: ^aljncnfufegetDä^fc (Ranunculaceae).
38
Sig. 1. Rüteriporn, Delphinium consolida. 2. Dotterblume, Caltha palustris. 3. flftelei, Aquilegia vulgaris.
4. Sdiroarse nte6tDur3, Helleborus niger. 5. Sdjmarstmmmel, Nigella sativa. 6. tEtoüblume, Troliius europaeus.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
157
A. Blüte gelh: Wolfs-St., A. lycöctonum L., Fig.
628, mit handförmigen, breitgelappten Blättern,
Gebirgswälder Mitteldeutschlands. % , bis 120cm,
hoch, Juli— Sept.
B. Blüte W(/» oder rioh-ff. echter St., A. napellus
L., Taf. 39, 3, Samen stumpfrunzelig, Mittel-
und Südeuropa, in Gebirgswäldern selten. 1| ,
bis l>/4 m, Juli- Sept. [A. Stoerkiänum Rchb.
mit scharfrunzeligen Samen, A. variegätum
mit häutig-geflügelten Samen.] Diese 3 Arten
werden auch als Zierpflanzen gezogen.
B. Krone regelmässig.
1. Nur ein gelber 255. Dotterblume, Butterblume, Caltlia palustris L.
Keh-h, ohne X-FQQO
Krone. '3t. d», /.
Auch Schmalzblume. Die Pfahlwurzel geht
nicht tief und verankert sich allseitig im Schlamm.
Ein scharfer Saft schützt die Pflanze gegen Tier-
frass, die grossen saftigen, glatten, glänzenden Blätter
(rundlich herzförmig) zeigen ebenfalls den wasser-
reichen Standort an. Die Blüten sind gross und weithin
sichtbar für die Insekten. Von Europa nach Osten bis
Nordamerika, in Deutschland überall auf feuchten
Wiesen und an Bächen. 21-, bis 30 cm, April— Juli.
2. Neben dem 256. Akelei, Aquilegia vulgaris L. Taf. 38, 3.
bunten Kelch „. ,^, ,
auri, Kroubi/nter. Mit Wiederholt 3 teiligen Blättern. Ein Meb-
a. Krone mit stoff an den Blütenstielen schützt vor ankriechenden
*'■'"'""' ,s"P°'"" Honigdieben. In den gespornten Kronblättern ist
ten Blattern. =• fe r
der Honig aufgespeichert. Staubgefässe und Stempel
ragen wie ein Glocken-Klöppel lang hervor, wodurch
eine Anflugstelle für die Insekten entsteht. Die
blauvioletten Blüten sind zum Schutz gegen Regen
abwärts gekehrt. In Mittel- und Südeuropa bis
Schweden . in Mittelasien ; bei uns in lichten Ge-
birgswäldern häufig. % , bis 50 cm , Juni u. Juli.
Auch Zierpflanze.
b. Krone kwn- 257. Niesswurz, Hclleborus. Taf. 38, 4.
blättrig. '
... „,..., , Die Wurzel ist durch scharfes Gift gegen Mäuse-
' Blatter fuss- ° ^
oäsT handförmigixass gesichert (offizinell). Die harten lederigen
geteilt. Blätter überdauern den Winter. Die Kelchblätter
sind gross, die Kronblätter sind röhrenförmige Honig-
behälter. Die Blüte hängt zum Schutz gegen Regen
abwärts. Durch Platzwechsel von Staubbeutel und
Narbe (wie bei der Trollblume) wird^Fremdbestäu-
bung erreicht. Einer fleischigen Nabelschwiele wegen
werden die Samen von Ameisen verschleppt.
A. Kelch weiss: Christblume, schwarze N. . H.
nigerL.. Taf. 38, 4, in schattigen Gebirgswäldern
der Alpen Bayerns. %. bis 30 cm, Dez. — Febr.
B. Kelch grün, — wenn dann Stengel u»tm ohne
Blätter: grüne N., H. viridis L., Gebirgswälder,
besonders Süddeutschlands, bis 50 cm; —
wenn dagegen nn) miti'n kh lilättcr: stinkende
N.. H. fo'etidus L.. in Süd- und Mitteleuropa,
in Deutschland nur stellenweise auf steinigen
Hügeln, bis 30 cm, beide 2J. , März u. April.
258. Sehwarzkümmel, Nigella. Taf. 38, 5. Blätter am/er».
r j c Blüte irgjss oder
Einjährige Kräuter. Die Blätter sind gefiedert, hi/much.
mit linealen Zipfeln. Die Kelchblätter sind gross
und gefärbt. Die Kronblätter sind gedeckelte Nek-
tarien geworden, der Samen ist geflügelt (zur Ver-
breitung durch Wind). Seltene Getreideunkräuter.
Dahin auch Jungfer im Grünen, N. damacena L.,
beliebte Zierpflanze mit vielteiliger Hülle unter der
Blüte und aufgeblasenen Kapseln.
Wenn der Stengel kahl- Feld-Sch., N. arvensis
L., bis 20 cm , Juli — Sept. ; — wenn dagegen Jtait-
iiiiij: Saat-Sch., N. sativa L., Juni u. Juli.
259. Trollblume, Goldknöpf<'lieu, Trollius euro- °,°ßl"'f «"'".•
'_ "^ ' â– ;- Kelch kugelig
paeUS L. Taf. 38, 6. zusnmmenschUes-
Der wenig verästelte Stengel hat bandförmige
Grundblätter und glänzende schwefelgelbe Blüten.
Bemerkenswert ist die Bestäubung: die Staubbeutel
stellen sich wirtelweise über die Oeffnung der zu
Nektarien umgewandelten Kronblätter, also den be-
suchenden Insekten in den Weg und legen sich
dann nacheinander, d. h. an jedem Tag ein Wirtel,
nach aussen. Die Bestäubung wird durch kleine.
in die Blüte kriechende Insekten bewirkt. Auf feuch-
ten Wiesen zerstreut, besonders im Gebirge. %, bis
60 cm, Mai -Aug. Auch Zierpflanze.
260. Winterling, Eränthis liieniiilis Salisb.
Fig. 629.
Ein knolliger Wurzelstock dient als Vorrats-
speicher für die früh im Jahr und kurz vegetie-
rende Pflanze mit 3 teiligen Wurzelblättern. Der
gelbe Kelch öffnet sich
nur bei hellem Wetter.
Die äusseren Staubbeutel
öffnen sich zuerst, und
entsprechend wie die
Innern nachfolgen, wach-
sen auch die Hüllblätter.
Die Kronblätter sind auch
hier Nektarien. Sehr sel-
ten, in schattigen Wäldern.
%, bis 5 cm, März.
5. Unterfam.
Paeonieen.
261. Pfingstrose, Giclit-
rose, Paeönia offlei-
nälis L. Taf. 39, 4.
Kelch ireit
<.ffe„.
1. Mit 2-5 Frucht
knoten , Frucht
eine Kapitel.
Fig. 6?9. Eränthis hiemalis.
Stauden. Mit einem Büschel dicker, knolliger
Wurzeln . grundständigen , geteilten Blättern und
158
Die Pflanzenwell.
2. Mit 1 Frucht-
knoten , Frucht
eine Beere.
630. Actaea spicata.
grossen schönen Blüten (Kelch und Krone). Die
grossen Kapseln sind behaart. In Nordeuropa und
Mittelasien, bei uns sehr selten wild (bayerische 1
Alpen), als Zierpflanze in mehreren, besonders ge-
füllten Arten gehalten, die
Wurzel ist wegen eines
Giftstoffes offizineil. %,
bis 60 cm, Mai — Juni.
262. Christoitliskraiit,
Acfäea spicäta L.
Fig. 630.
Durch Duft imd üblen
Geruch vor Tierfrass ge-
schütztes Kraut, nach oben
hin flaumig behaart, mit
grossen, grundständigen
Blättern und kleinen, aber zahlreich zu dichten
Trauben vereinigten Blüten, auch durch bunte Staub-
gefässe wird der Lockapparat verstärl<t. Die schwarzen
Beeren sind auch giftig, werden aber durch Vögel
verbreitet. Die Wurzel war früher offizineil. Zer-
streut in Bergwäldern Mitteleuropas. 2J., bis 69 cm,
Mai.
61. Farn. Sauerdorngewächse, Berberidaceen.
262. Sauerdorn, Berberitze, Berberis vulgaris L.
Taf. 39, 5.
Holziger Strauch mit spitzen Dornen (besonders
auf trocknem Standort) als Schutz gegen Weide-
tiere. Es bilden sich oft Wurzelbrutschösslinge zur
vegetativen Vermehrung, die eirunden, gezähnten
Blätter zeigen oft gelbrote Flecken, die vom Ge-
treiderostpilz (S. 57) herstammen. Die jungen Blätter
haben einen roten Farbstoff als Schutz gegen
zu starkes Licht und zur Umsetzung desselben in
Wärme. Die kleinen gelben Blüten stehen in Trauben,
den 2—8 (aber nie 5) löffeiförmigen Kronblättern
sind ebenso viele Staubgefässe angeschmiegt. Letz-
tere sind reizbar: wenn die Insekten den an ihrem
Grunde liegenden Honig holen, berühren sie den
Staubfaden, und dieser bewegt sich dann nach innen.
Die leuchtend roten, zu Konfitüren benutzten Beeren
sind in dem von ihnen scharf abstechendem Laub
weithin sichtbar, sie locken Vögel an, die die Samen
wieder mit dem „Gewölle" ausspeien. In ganz
Europa verbreitet . in Hecken und Gärten. 2[ , bis
3 m, Mai u. Juni.
XX. Reihe: Mal venartige.
62. Farn. Lindengewächse, Tiliaceen.
Meistens Pflanze der Tropen, in der gemässigten
Zone ansehnliche Bäume.
264. Linde, Tilia. Taf. 40, 2.
Baum mit einfachen, in der Grösse abändernden
Blättern und unscheinbaren, aber zum Anlocken von
Insekten sehr stark duftenden Blüten, die in hängen-
den Trauben unter dem Schutz eines Hochblattes
liegen. Der löffeiförmige Kelch sondert Honig ab
und beherbergt ihn. bis er von Bienen und anderen
Insekten geholt wird. Zur Erreichung der Fremd-
bestäubung reifen die zahlreichen Staubbeutel vor
den Narben. Der Frucht, die einsamig ist und ge-
schlossen bleibt, dient das Hochblatt als Fallschirm.
— Das weiche, weisse Holz ist zu Schnitzarbeiten
geschätzt, die Kohle aus ihm zum Zeichnen und
zur Pulverfabrikation. Der Tee aus Lindenblüten
ist schweisstreibend. Ausser im hohen Norden ist
die L. über ganz Europa verbreitet. Bis 40 m hoch.
Juni u. Juli.
Wenn das Blatt unten liclhjrüii und /»'Inidr/:
grossblättrige L. , T. grandifölia Ehrh.: — wenn
dagegen unten bluia/n'iti und /.-al/l: kleinblättrige
L., T. parvifölia Ehrh., diese blüht 14 Tage später
als jene. Die Silber-L.. T. argentea Deif. hat unter-
seits sternhaarig-weissfilzige Blätter.
63. Fam. Malvengewächse, Malvaceen.
Kräuter und Sträucher, besonders der warmen
Zonen, die Staubgefässe sind zu einer Röhre ver-
wachsen.
Fig. 631.
6—:isjmlliff.
265. Eibisch, Althaea „ __.
1. Aussenkelch
Der Malve sehr ähnlich, s. d. — wenn das Blatt '"<^'''. ^"' J'';
trennten Blat-
weiclifilziii ist und die Blüten in 'J'nn/hi-ir. arznei-tern, sondern
liehe E., A. officinalis E.,
Fig. 631, blassrote, nicht
grosse Blüten ; an Gräben,
auf feuchten, salzhaltigen
Wiesen Mitteleuropas,
häufiger in den Mittel-
meerländern ; offizineil; —
wenn dagegen das Blatt
ruuhhauri<j und die Blüte
einzeln: behaarter E., A.
hirsüta L., sehr selten, auf
Aeckern, an Rainen, beide
2|, bis Pl^rn, Juli u, Aug,
Die als Zierpflanze
gezogene Stockmalve
oder Herbstrose, Stock-
rose, A. rösea Cav., hat im Gegensatz zu den
anderen Früchtchen, die am Rücken rinnig sind.
Anm. Die Lavatera thuringiaca L. und L. tri-
niestris L. sind Zierpflanzen, deren Aussenkelch nur
3— 6 spaltig ist.
Fig. 631. Althaea officinalis.
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
159
2. Aussenkelch
aus 3 getrennleit
Blmtern.
â– --fV?5-,
Fig. 632. Malva aicea.
266. Malve, Käsepappel, Malva. Taf. 40, 3.
Kräuter, die des etwas troctcnen Standortes
wegen sehr tiefgehende Wiirzehi haben , und oft je
nach Beschattung des
Standortes niedediegen
oder aufsteigen (des
Lichtgenusses wegen).
Der 5 spaltige Kelch ist
bleibend (zum Schutz
der reifenden Frucht.
Die Blüten sind gross.
Die Frucht zerfällt in
einzelne Teilfrüchtclien.
^ die zur Verbreitung vom
Regen fortgespült wer-
den. Die Samen wer-
den später beim Be-
feuchten schleimig, wo-
durch sie sich im Keim-
bett festhalten. Auch
die Blätter enthalten
Schleim, weswegen sie
offizinell sind.
A. Obere Blätter 5-
teiliy, Fig. 632 u. 633,
Blüten einzeln, — wenn
dann die Früchtchen ^-aÄZ:
Rosenpappel, M. alcea
â– ^'i^rf^^i^^S'''^^ ^" '^'^' ^'^^' 'â– osenrot, ge-
ruchlos, hie und da auf
sonnigen Hügeln, 2|., bis
IV4 m> Juni— Aug. ; —
wenn dagegen Frücht-
chen harnt i<j brltnart: Mo-
schus-M., M. moschäta
L. , Fig. 633, rosenrot, nach Moschus riechend.
Ebenda, Ufer, 2|, bis 50 cm, Juni— Sept.
B. Blätter IwdisteiM t/esjKilten, Taf. 40, 3, Blüten
zu :^ h/s rielen.
I. Krone nur so lamj wie der Kelch: rundblätt-
rige M., M. rotundifölia L. , Blüte blassrot,
auf Schutt, an Wegen, selten. 1' oder 2j., bis
39 cm, Juli -Sept.
II. Krone h'ini/er als der Kelch , — wenn dann
ihjipeli so lanij: Weg-M., M. neglecta Wallr.,
niederliegend, rauhhaarig, Blatt langgestielt,
Blüte blassrot, fast weiss; in Mittel- und Süd-
europa, bei uns überall an Wegen, Mauern,
unbebauten Orten, c-j ^ bis 30 cm lang, Juni
bis Sept.; — wenn dagegen die Krone Hnial
so linii/ ist wie der Kelch: Wilde M., Ross-M.,
M. silvestris L., Taf. 40, 3. niederliegend und
aufsteigend, Blatt langgestielt, Blüte hell pur-
purn mit dunkleren Adern, fast in ganz Europa,
Fig. 633. Malva moscliata.
bei uns überall wie vorige. 0. bis 1 m hoch.
Juli — Sept.
XXI. Reihe: Storchschnabelartige.
64. Farn. Storchschnabelgewächse,
Geraniaceen.
Kräuter, in der warmen Zone strauchartig;
vielfach sind diese Pflanzen durch Drüsenhaare mit
aromatischem Oel, das Rupprechtskraut durch
widerlichen Geruch gegen Tierfrass geschützt. Die
geteilten Blätter stehen im „Mosaik" und geniessen
so gleichmässig das Licht. Beim Rupprechts-
kraut sind die Stiele der unteren Blätter abwärts
gebogen, um sich an Felsen u. s. w. zu stützen. Bei
Arten mit kleinen, für die Insekten wenig sichtbaren
Blüten, reifen Staubbeutel und Narben z. T. gleich-
zeitig zur Erreichung von Selbstbestäubung, bei
gross und bunt blühenden reifen die Staubbeutel
zuerst und zwar von aussen nach innen fortschrei-
tend, wobei sie sich nach aussen biegen, zuletzt
sind endlich die Narben reif; dadurch wird natürlich
Fremdbestäubung gesichert. Viele Arten zeigen
periodische Bewegungen an den Blütenstielen : vor
der Blütenentfaltung stehen sie aufrecht, bei kaltem
Wetter, abends und nach der Bestäubung abwärts
(zum Schutz gegen Kälte und Regen). Am Grund
der Blüte haben manche Arten eine Haardecke als
Schutz des Honigs. Die Frucht hat eine hygro-
skopische Griffelborste . welche bei den grossfrüch-
tigen Arten die auseinanderfallenden Teilfrüchte von
der in der Mitte stehen bleibenden Säule abschleu-
dert, bei anderen, z. B. beim Rupprechtskraut,
bohrt sich die Teilfrucht mit Hilfe ihrer Borste in
die Erde hinein.
267. Reiher.sclmabel, Erödium cicutärium L'Herit. '• ^ie 5 m«.«»
Staubfaden ohne
Fig. 634. Staubbeiilel.
Die lange Pfahlwurzel deutet auf trocknen Stand-
ort (meist sandige Plätze, Wiesen), die Behaarung
der fiederspaltigen Blätter
ändert nach dem Stand-
ortab, ebenso das Nieder-
liegen bezw. Empor-
streben der Pflanze , die
im Herbst eine Blattro-
sette zum Ueberwintern
macht. Die hellpurpurnen
Blüten sind klein und
stehen in Dolden. Sie
haben an ihrem Grunde
eine Haardecke zum
Schutz des Honigs. Der
Kelch wächst nach dem
Verblühen als Frucht-
hülle weiter. In ganz Plg. 534, Erodlum cicutärium.
160
Die Pflanzenwelt.
Europa überall häufig, besonders an sandigen Stellen.
© oder O, bis 30 cm lang. April — Okt.
2. Alle staub- 268
fäden »i(( siaiih-
beuteln.
Taf. 40 u. 41.
Storchsclinabcl, Geriiiiiiiin.
Bezüglich des allgemeinen siehe oben.
A. Blüten me/.it ein:d)i an langen Stielen, gross:
blutroter St.. G. sanguineum L.. Fig. 635. Stengel
niederliegend oder auf-
steigend, mit drüsenlosen,
abstehenden Haaren. Blatt
tief 7 teilig. Blüte dunkel-
purpurn . im Herbst ist
die ganze Pflanze rot.
Zerstreut auf sonnigen
Hügeln, in trocknen Wäl-
dern (Mittel- und Süd-
Fig. 635.
Geranium sanguineum.
Fig. 6.31). Geranium
silvalicum, Staubfaden.
europa). 2|, bis 50 cm. Juni— Aug. [G. sibiricum L.
mit 5teiligem Blatt, eingeschleppt.]
B. Blüten :n :irei.
I. Kronblatt höchstens sehr iveniij aust/eranflet.
a) Krone doppdt so lunij wie der Kelch.
•■Frucht kahl: grosswurzeliger St.. G. macro-
rhizum L. , blutrot, dunkelrosa, seltene Ge-
birgspflanze. %. bis 60 cm, April— Juni.
*"â– Frucht behaart.
O Haare der Frucht ulim- Drüsen, — wenn
dann die Frucht querrunzelig: brauner
St., G. phäeum L.. Krone zurückgebogen,
dunkelviolett, selten, in Gebirgswäldern,
21., bis 60 cm. Mai u. Juni; - wenn da-
gegen die Frucht glatt: Sumpf-St.. G.
paliJstre L.. purpurviolett, hie und da auf
Wiesen, an Ufern. 2| . bis 1 m . Juli u.
August.
00 Haare der Frucht ndl Drüsen, — wenn
dann Staubfäden unten L-reisf'iirmiii rer-
hreitert, Fig. 636 : Wiesen-St., G. pratense
L., Taf. 40, 4. Stengel aufrecht, ober-
wärts drüsig, verblühte Blütenstiele nieder-
gebogen, blau oder violett, häufig auf
Wiesen, an Ufern (Mittel- und Südeuropa);
— wenn dagegen Staubfäden nur schmal
(leflwii-U: Wald-St.. G. silväticum L.. rot-
violett, selten in Wäldern; beide 2j. . bis
60 cm, Juni u. Juli.
b) Krone Idein, einjährige Pflanzen.
■Blatt bis auf de» Grand eingeschnitten.
Fig. 637: Rupprechtskraut. G. robertiänum
L., Taf. 41,2. aufrecht, sparrig, stinkend, spar-
sam weichhaarig, im Herbst oft ganz blut-
rot, Blüte hellpurpurn, in ganz Europa über-
all an feuchten Wäldern, an Mauern u. s. w..
bis 50 cm. Juni — Okt.
•■Blatt höchstens bis :ar Hälfte eingeschnitten.
Fig. 637.
o Frucht,'//'/^/, Samen />aiild/"rt: rundblätt-
riger St., G. rotundifölium L.. abstehend
flaumhaarig, sehr selten auf Aeckern. an
Zäunen, bis 25 cm, Juni— Sept.
OO Frucht ranzelitj, Samen i/laft, — wenn
dann Kelch i/eschlossen und l.-ahl: glän-
zender St.. G. lucidum L., Fig. 637,
Fig. 6.37. Geranium lucidum. Fig. 638. Geranium columbinum.
Stengel und Blatt fast kahl, Blüte pur-
purn, sehr selten an Felsen im Gebirge,
bis 30 cm, Mai— Aug.; — wenn dagegen
Kelch offen und ftaamhaarig: gespreizter
St.. G. divaricätum Ehrh., Stengel und Blatt
behaart, Blüte hellrosa. selten an steinigen
Orten, bis 40 cm, Juli u. Aug.
II. Kronblätter <leatlich
aus(/erandet.
a) Blatt bis zum Grand
geteilt, Fig. 638, —
wenn dann die
Blütenstiele langer
als das Blatt: Tau-
ben-St., G. colum-
binum L., Fig. 638,
hie und da auf
Aeckern u. s. w.,
bis 50 cm;- wenn
dagegen kürzer:
zerschlitzt -blättri-
ger St., G. dis-
639. Geranium moiie. sectum L. , ebenda
5amtl{c: £}al)ncnfu^= (Ranunculaceae) unö Saucrborngeroädjjc
(Berberidaceae). 39
5ig. 1. £eberblümdien, Anemone hepatica. 2. IJatnanemone, Anemone nemorosa. 3. Blauer (Eifenliut,
Aconitum napellus. 4. Pfing|tro|e, Paeonia officinalis. 5a. unb 5 b. Souerborn, Berberis vulgaris.
5amilien: ttelfeen^ (Caiyophyllaceae), £inöen= (Tiliaceae), UTolDen» (Malvaceae),
Stord)fd)nabel= (Geraniaceae), £ein= (Linaceae) unö ®rangcngctDäcI|fe (Aurantiaceae).
5tg. 1. ffitofeblumiges Sternkraut, Stellaria Holostea. 2. Cinbe, Tilia parvifolia. 3. Wilbe tnaloe, Malva silvestris.
4. U)ie|en[tordi(dinabel, Geranium pratense. 5. (Eitrone, Citrus Limonium. 6. 51a<iis, Linum usitatissimum.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
161
1. Kelcll ''/r nuten
öteilig.
häufig, bis 25 cm, beide rotblühend. <?, Juni
bis Aug.
b) Blatt höchsteiifi bis zur Hälfte geteilt, Fig. 639.
* Frucht runzelig und IcnhJ : weicher St., G.
molle L., Fig. 639, rot, ausser dem höheren
Norden in ganz Europa, bei uns hie und
da an Wegen und Aeckern. 0, bis 30 cm,
Mai — Aug.
■■* Frucht tßatt und behaart, — wenn dann die
Krone kaum länger als der Kelch : kleiner
St., G. pusillum L., blasslila, hie und da
an Wegen und Zäunen, bis 25 cm, Juli bis
Okt.; — wenn dagegen Krone doppelt so
lang wie der Kelch : Pyrenäen-St., G. pyre-
näicum L. , purpurviolett, sehr selten, Juli
bis Sept.
65. Farn. Leingewächse, Linaceen.
269. Lein, Linum. Taf. 40, 6.
Schlanke, zierliche Kräuter mit schmalen, ganz-
randigen Blättern und elastischem, gegen Windstösse
gesichertem Stengel. Der Flachs hat schöne, blaue
Blüten in lockeren Trauben, auch Staubgefässe und
Griffel sind zur Verstärkung des Lockapparates bunt.
Die Blüte schliesst sich bald wieder und öffnet sich
an kalten und nassen Tagen überhaupt nicht, dann
tritt Selbstbestäubung ein. Die Frucht ist eine kuge-
lige mit 5 Klappen aufspringende Kapsel, dabei ist
eine Art Schleuderwerk tätig, durch das die glatten
Samen weit fortgeschleudert werden. Die Samen
werden, wenn feucht, klebrig, wodurch sie sich im
Erdboden festkitten. Auch ist der Samen ölhaltig
(Nahrung für die junge Pflanze). Die Festig-
keit und Länge der Bast-
fasern macht sich der
Mensch zunutze: er ge-
braucht den Flachs als Ge-
spinstpflanze und baut ihn
daher an (Leinwand, Dril-
lich, Damast, Batist), die
Leinenfaser ist auch die
Fig. 640. Linum catharticum.
Fig. 641. Radiola linoi'des.
Grundlage für die Papierfabrikation („Lumpen-
papier"). Der Leinsamen wird medizinisch und zur
Oelbereitung (Leinöl, Oelkuchen) verwendet.
A. Blätter gegenständig, Fig. 640: Purgier-L.,
Hof fmann -Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
L. cathärticum L.. Fig. 640, fadenförmiger, aufrechter,
ästiger Stengel, Blüte klein und weiss, in ganz
Europa häufig, auf Wiesen und Triften. ©, bis 30 cm,
Juli u. Aug.
B. Blätter irechselständig. Taf. 40, 6.
L Kelchblätter drüsig, Blüte nicht Man : dünnblätt-
riger L.. L. tenuifölium L., Stengel kahl, Blüte
hellrot, besonders am Rhein , selten. 2|. , bis
30 cm, Juni u. Juli. [L. viscösum, Württem-
berg u. Bayern, hat zottige Stengel; L. flavum,
Württemberg, blüht gelb.]
II. Kelchblätter drüsenlos, Blüte blau, — wenn
dann Stengel einzeln: Flachs, L. usitatissimum
L. , Taf. 40, 6, Kelch bewimpert, angebaut,
0, bis 1 m, JuH u. Aug.; — wenn dagegen
mehrere Stengel : ausdauernder L., L. perenne
L., Kelch unbewimpert, selten, auf sonnigen
Hügeln. %. bis 1 m, Juni u. Juli.
270. Zwerg-Lein, Radiola linöides Gmel. Fig. 641.
Ein bis 5 cm hohes Kräutchen mit ästigem,
fadenförmigem Stengel und weissen Blüten. Häufig
an feuchten Sandplätzen, in ganz Europa. G\ Juli
u. Aug.
66. Fam. Bitterlinge, Polygalaceen.
271. Kreuzblume, Polygala. Taf. 32, 6.
Ausdauernde Kräuter, die durch Bitterstoff vor
Tierfrass geschützt sind, mit ungeteilten Blättern
und bunten symmetrischen Blüten in Trauben, die
flügeiförmigen Kelchblätter sind bunt, die 8 Staub-
gefässe sind in 2 Bündeln und mit der Krone ver-
wachsen. Die Frucht ist eine 2 sämige Kapsel. Die
bittere K. ist offizineil, viele sind gute Weide-
kräuter.
A. Vorderes Kronblatt 4lappig : buchsbaumblätt-
rige K., P. chamaebüxus L. , immergrün, strauchig,
gelb blühend, in Gebirgswäldern Süddeutschlands,
selten, bis 20 cm, Aprü u. Mai.
B. Vorderes Kronblatt mit rielspaltigem Anhang,
Fig. 208. Traube vielblütig. [P. depressa, sehr selten,
5 blutig.]
I. Hauptnerven der Flügel unrerzweigt und uneer-
buiiden: bittere K., P. amära L., meist blau,
ändert vielfach ab, auf feuchten Wiesen und
Kalkhügeln zerstreut, Juni — Aug.
II. Hauptnerven der Flügel rerzweigt und ccHmnden.
a) Mittelnerv der Flügel verzweigt, untere Blätter
gross, verl:vhrt-elfönni<j: Kalk-K., P- calcdrea
F. W. Schultz., blau , sehr selten, auf Kalk-
hügeln, Mai u. Juli.
b) Mittelnerv unrcrzn-eigf , untere Blätter klein,
ellijitisch, — wenn dann die Vorblätter der
Blüte höchstens halb so hing als der Blüten-
21
2. Kelch hia 2ur
MiKe Jteilig.
162
Die Pflanzenwelt.
stiel: gemeine K.. P- vulgaris L., Taf. 32,6,
grundständige Blätter ein Büschel bildend,
blau, überall auf trocknen Wiesen, in lichten
Wäldern, in ganz Europa, Mai u. Juni; —
wenn dagegen die Vorblätter .<" lauf/ irie
der Blütenstiel: schopfige K., P. comösa L.,
die Vorblätter schopfartig die jungen Triebe
überragend, meist rosa, zerstreut auf Wiesen
und Weiden, Mai — Juli.
67. Farn. Sauerkleegewächse, Oxalideen.
272. Sauerklee, Oxalis. Taf. 42, 1.
Kräuter, die sich mit ihren zarten gedreiten
Blättern als Waldschattenpflanzen offenbaren, das
zeigt sich auch darin , dass die Blätter sich in der
Sonne (und nachts) senken und zusammenfallen,
was ein Schutz sowohl gegen zu starke Verdunstung
wie gegen Kälte ist („Schlaf"). Durch den sauren
Geschmack (giftiges Kleesalz) sind sie gegen Tier-
frass geschützt. Die ziemlich grossen Blüten schliessen
sich zum Schutz bei Nacht und Regen und nicken
obendrein. Die Frucht ist eine Kapsel mit Schleuder-
werk zur Verbreitung der Samen. Wenn der ge-
meine S. blüht, so begrüssen dies die Auerhahn-
jäger als sicheres Zeichen der beginnenden Balzzeit.
A. Blüte irc/sst-öflirh: gemeiner S., Hasenklee,
O. acetosella L. , Taf. 42, 1 , überall in feuchten,
schattigen Wäldern Eu-
ropas, 2j., bis 15 cm,
April u. Mai.
B. Blüte (/elb, —
wenn dann Stengel ouf-
recht, olnie Nchciibh'iltern:
auf rechter S., O.stricta L.,
hie und da auf Aeckern, % ;
— wenn dagegen Sten-
gel niederlieyend , mit
XeheiMäftenr. gehörnter
S. , O. corniculata L.
Fig. 642, behaart, Blüten
klein, blassgelb, angeb-
lich aus Amerika, aber
jetzt fast überall in Eu-
ropa, auf Schutt und als
Unkraut zerstreut. ©, beide Juni— Okt.
Fig. 642. Oxalis cornicuLata.
1. Kelch und
Krone Aitliedriii
68. Fam. Rautengewächse, Rutaceen.
273. Raute, Ruta gravc'olcns L. Fig. 643.
AusdauerndesKrautmitgrossen geteilten Blättern,
die Pflanze ist dunkelgrün und bereift, sie hat einen
stark aromatischen Geruch als Schutz gegen Weide-
tiere, ebenso auch die grünlichgelben Blüten, woraus
man auf Fliegen als Bestäuber schliessen kann. Die
Kronblätter sind genagelt und haben einen krausen
Rand. Zuerst werden die Staubbeutel reif und be-
wegen sich nacheinander
zur Blütenmitte und dann
wieder zurück, zuletzt ist
die an derselben Stelle
stehende Narbe auch reif:
so wird Fremdbestäubung
gesichert. Die Pflanze
stammt aus Südeuropa , bei
uns ist sie nur Garten-
flüchtling, an alten Mauern,
in Weinbergen u. s. w'- bis
50 cm, Juni — Aug.
274. Diptam, Dictamnu.s
Fraxiuella P. Taf. 42, 2.
Kraut mit drüsig-kleb-
rigem Stengel (Schutz) und
gefiederten Blättern, die unten durchscheinend punk-
tiert sind. Die rötlich-weissen Blüten haben dunk-
lere Adern. Blütenstiele und Kelch zum Schutz
gegen ankriechende Insekten mit schwarzroten Drüsen,
die ein ätherisches Oel enthalten, das Entzündungen
hervorruft. In sonnigen Bergwäldern Mittel- und
Süddeutschlands zerstreut, auch als Zierpflanze ge-
zogen. 2]., bis 1 m hoch, Mai u. Juni.
Fig. 643. Ruta gravcolens.
69. Fam. Orangengewächse, Aurantiaceen.
275. Zitronenbaum, Citrus Limuuium Rissa.
Taf. 40, 5.
Immergrüner, bis 15 m hoher Baum mit schönem
Laub, wohlriechenden Blüten und saftigen Früchten
mit aromatisch-drüsiger Schale. Der Baum stammt
aus dem tropischen Asien, ist jetzt aber längst im
Mittelmeergebiet kultiviert. Er blüht fast das ganze
Jahr hindurch. — Ihm nahe verwandt sind: Orange
oder Apfelsine, Limone u. s. w.
XXII. Reihe: Seifenbaumartige.
70. Fam. Stechpalmengewächse, Aquifoliaceen.
276. Stechpalme, Hex aquifdlium L. Fig. 644.
Ein oft mehrere Meter hoher Baum oder Strauch
mit immergrünen, daher lederigen, dicken Blättern,
die glänzend, wellig gerandet und spitzstachelig
sind (Schutz gegen Weidetiere). Die Blüten sind
weiss und klein, stehen aber zahlreich in dichten
Büscheln (Lockapparat). Die hochroten, würzig
schmeckenden Beeren im dunkelgrünen Laub locken
Vögel (z. B. Tauben) an, die dann die Samen ver-
breiten. In manchen Bergwäldern Mitteleuropas
häufig. Mai u. Juni.
2. Kelch und
Krone .\fjliedriff.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
163
Fig. G44. Hex aquifoliiim.
Die der St. verwandten Pflanzen sind ausser in
Australien über alle Erdteile verbreitet. Eine Ilex-
Art liefert den Paraguay-
^_^ , > ,.^^^-W oder Matetee Südameri-
kas.
71. Farn. Celasterge-
wächse, Celastraceen.
277. Spindelbaum,
Evönj iiius europäeus L.
" Taf. 42, 3.
Auch S p i 1 1 b a u m
oder Pfaffenhütchen
(wegen der Friichtform).
Ein dunkelgrün belaub-
ter, bis 3 ni hoher Strauch
mit feingesägten, ellipti-
schen Blättern, alle Teile unangenehm riechend und
schmeckend (Schutz). Die Blüten sind unscheinbar,
grünlichgelb und werden von Fliegen besucht. Da
die Staubbeutel vor den Narben reifen, ist Fremd-
bestäubung gesichert. Die Kapsel ist rosa und hat
einen orangeroten breiigen Samenmantel, wodurch
Vögel (Rotkehlchen) zur Verbreitung angelockt werden.
die Samen selbst sind sehr hartschalig. In Wäldern
und Hecken von Mittel- und Südeuropa, Mai u.
Juni. Das zähe, hellgelbe Holz wird zu Zahnstochern
und Drechslerarbeiten benutzt, es liefert auch gute
Zeichenkohle.
Mehrere Arten werden als Zierpflanzen gehalten.
72.Fam. Pimpernussgewächse.Staphylaeaceen.
278. Piiiipernuss, Staphyli'iea piiiiuita L. Taf. 42, 4.
Bis 6 m hoher Strauch mit gefiederten Blättern
und weissen Blüten in hängenden Trauben. Die
Kapseln sind blasig aufgetrieben (Taf. 42, 4), mit
klappernden Samen, die ölhaltig sind (essbar, ge-
linde abführend). Häufig in Gebirgswäldern Mittel-
europas, Mai u. Juni. Die Pflanze wird auch als
Zierstrauch verwendet, ebenso wie St. trifoliäta L. mit
Steiligen Blättern.
73. Fain. Balsaminengewächse, Balsaminaceen.
279. Springkraut, Iinpätiens uoli tängere L.
Taf. 42, 5.
Einjähriges saftiges Kraut mit knotigen Ge-
lenken und zarten , kahlen Blättern (also Schatten-
pflanze). Die hängenden, zitronengelben (rotpunk-
tierten) Blüten haben einen gebogenen Sporn als
Honigspeicher, sie stehen unter den ein Regendach
bildenden Blättern. Die zuerst reifenden Staub-
beutel bilden um die Narbe herum eine Kappe.
fallen dann ab und lassen nun an derselben Stelle
die Narbe frei. Dadurch ist Fremdbestäubung ge-
sichert. Uebrigens kommen auch kleistogame, d. h.
geschlossen bleibende Blüten (besonders bei an-
haltendem Regen) vor, dann findet natürlich Selbst-
bestäubung statt. Die Frucht hat ein sehr wirk-
sames Schleuderwerk: die Klappen rollen sich spiralig
auf und schleudern dabei die Samen weit fort. In
feuchten Wäldern und Gebüschen ganz Europas,
bis 60 cm. Juli u. Aug. — Verwandte Arten dienen
als Zierpflanzen.
74. Farn. Ahorngewächse, Aceraceen.
280. Ahorn, Acer. Taf. 41, 3.
Ansehnliche Bäume und Sträucher mit gelappten
Blättern, die an senkrechten und wagrechten Zweigen
wagrecht stehen und an letzteren des Lichtgenusses
wegen ein deutliches „Mosaik" bilden. Beim Berg-
Ahorn hat die Blattunterseite gegen zu starke Ver-
dunstung eine bläuliche Wachsschicht. Die Blüten
sind ziemlich unscheinbar, grünlichgelb, stehen aber
zu vielen vereinigt und erscheinen vor der Belau-
bung, daher für die Insekten (Fliegen) doch weithin
sichtbar. Es kommen nebeneinander vor: Zwitter-
blüten, scheinzwittrige Staubbeutel- und Stempel-
blüten. Die Frucht hat einen grossen als Fallschirm
dienenden Flügel, Taf. 41, 3b. Von manchen Arten
(Feld- und Berg-A.)
^\yf wird das harte, zähe Holz
Fig. 645.
Acer pseudo-platanus.
Fig. 646.
Acer campestre.
zu Drechslerarbeiten , Pfeifenrohren und Spazier-
stöcken benutzt. — Auch als Zier- und Alleebäume
verwendet.
A. Blütenstand hämjcutl, Fig. 645, — wenn dann
das Blatt ölappig: Berg-A., weisser A., A. pseudo-
platanus L.. Fig. 645, bis 25 m hoher Baum mit
gewölbter Krone, in Mitteleuropa, in Gebirgswäldern.
Mai u. Juni; — wenn dagegen das Blatt 3lap2>i</:
französischer A. . A. monspessulänum L. . Strauch
164
Die Pflanzenwelt.
1. Blatt fihif-
bis 3 m hoch, hie und da an felsigen Orten,
April.
B. Blütenstand aiifncht, Fig. 646, — wenn dann
die (5) Lappen der Blätter hm;/ zugespitzt und c/e-
zälnit: Spitz-A., A. platanöides L. , Taf. 41, 3, bis
25 m hoher Baum mit ziemlich glattem Stamm, hie
und da in Gebirgswäldern ganz Europas, April u.
Mai ; — wenn dagegen die Lappen stumpf und
(/aiizrawlii/, Fig. 646: Feld-A., Massholder, A. cam-
pestre L. , Fig. 646; in ganz Europa, Baum und
Strauch bis 10 m hoch. Mai, der Namen Massholder
kommt her von den schönen „Masern" in den
Wurzeln. Er ändert ab mit stark korkiger Rinde
(Kork-A.).
75. Fam. Rosskastanien, Hippocastaneen.
281. Rosskastaiiic, Aesculus Hiitpocästanum.
Taf. 41, 4.
Schöner, rasch wachsender, schattenspendender
Baum, bis 25 m hoch , mit grossen . gefingerten
Blättern und weissen, rot gefleckten Blüten in reichen
Blütenständen, auch die Staubgefässe sind zur Ver-
stärkung des Lockapparats bunt gefärbt. Die lang
vorgestreckten Staubfäden und Griffel dienen den
Insekten als Anflugstangen. Neben echten Zwitter-
blüten gibt es scheinzwitterige Staubgefässblüten.
Die Frucht hat zum Schutz der Samen eine stache-
lige Hülle und die Samen besitzen als Reservestoff-
behälter für die jungen Keimpflanzen dickfleischige
Samenlappen (dienen daher als Vieh- und Wild-
futter). Der Baum stammt aus Persien und ist jetzt
bei uns ein sehr beliebter Park- und Alleebaum.
Als Zierbäume dienen auch die rotblühende (A.
pavia L.) und gelbblühende (A. lutea L.) Art.
XXIII. Reihe: Kreuzdornartige.
76. Fam. Rebengewächse, Vitaceen.
282. Weiurebe, Vitis vinifera L. Taf. 41, 5.
Ein Holzgewächs mit tiefgehender Wurzel (trock-
ner Standort) , grossen Blättern und Ranken (meta-
morphosierte Blütenstände), mit denen es sich auf-
recht hält. Die Blüten sind klein und grün, und
die Kronblätter werden, an der Spitze zusammen-
hängend, abgeworfen, aber sie stehen in vielzähligen
Rispen zusammen und haben als Lockmittel einen
sehr starken Duft. Da die Blüten offen sind , so
schliessen sich bei feuclitem Wetter zum Schutz die
Staubbeutelfächer selbst wieder. Neben echten Zwitter-
blüten kommen auch scheinzwitterige Staubbeutel-
und Stempelblüten vor. Die Staubfäden strecken
sich nach aussen und schieben dabei wohl auch die
Staubbeutel zu den Narben der Nachbarblüten hin.
Die Früchte sind gelbgrüne oder rote Beeren mit
zartem Wachsüberzug und süssem Fleisch, die Samen
sind hartschalig, was alles mit der Verbreitung durch
Vögel zusammenhängt. Vor der Reife aber ist die
Frucht grün wie das Laub, hart und sauer, wodurch
sie vor zu frühem Verzehrtwerden geschützt ist. —
Der Weinstock kann 30 m hoch und 15 cm dick
werden. Er stammt wahrscheinlich aus Vorderasien,
wird jetzt aber seiner Früchte wegen in ganz Süd-
europa und in einem grossen Teil Mitteleuropas in
etwa 350 Abarten angebaut. In Europa läuft seine
Nordgrenze von der Loiremündung bis nach Bess-
arabien (bei uns etwa am 51" nördl. Breite). Die
Früchte werden frisch als Obst, getrocknet als Ro-
sinen gebraucht und zu Wein gekeltert, Juni u. Juli.
283. Zauurebe, AHijtelöp.sis liederacca Mich. 2.
Auch Jungfernrebe, wilder Wein. Ein dem
edlen Wein ähnliches Holzgewächs; das Laub färbt
sich im Herbst rot, was als Schattendecke für die
in den Stamm zurückwandernden Stoffe angesehen
wird. Die Beeren sind schwarz und heben sich vom
roten Laub im Herbst scharf ab, weshalb sie die
Vögel von weither anlocken. Diese Pflanze, die
aus Nordamerika stammt, wird zur Bekleidung von
Lauben und Mauern vielfach angepflanzt, Juni.
77. Fam. Kreuzdorngewächse, Rhamnacecn.
284. AVegedoru, Kliamuus. Taf. 43, 1.
Sträucher, die z. T. Dornen als Schutz gegen
Weidetiere tragen, mit einfachen Blättern und kleinen
grünen, unscheinbaren Blüten in Trauben. Daher
werden sie von Fliegen
als Bestäuber aufgesucht.
Hierauf deutet auch der
auf offener flacher Schei-
be abgesonderte Honig
(denn dies fordert kurz-
rüsselige Insekten). Man-
che Arten haben schein-
zwitterige Staubbeutel-
und Stempelblüten. Die
Früclite sind Beeren,
beim Kreuzdorn schwarz,
beim Faulbaum rot und
zuletzt auch schwarz. Der
Faulbaum liefert eine für
Schiesspulver geeignete Holzkohle, der Saft ihrer
Früchte wirkt abführend (besonders von Tierärzten
benutzt).
A. Mit Dornen : Kreuzdorn, gemeiner W., Rh.
cathärtica L., Fig. 647. mit ausgebreitet gegenstän-
digen Zweigen; in Mittel- und Südeuropa häufig, in
Gebüschen und Laubwäldern, bis 2^' m hoch, Mai
u. Juni.
Fig. S47.
Rhamnus caltiartica.
Blatt .v-.02n7i/;>,
gtfiiigert.
5amiUen: ^artf|eu= (Hypericaceae) , Stord)f(i)nabeI= (Geraniaceae), H^orn» (Ace-
raceae), RoPa{tanicn= (Hippocastaneae) un6 RcbengctDÖdifc (Vitaceae). 41
Sig. 1- (Bcmeines 3of)annishraut, Hypericum perforatum. 2. Rupreditshraut, Geraniuni Robertianum.
3 a. b. Spi^afjorn. Acer platanoides. 4. Ropaftanie, Aesculus Hippocastanum. 5. IDeinrebe, Vitis vinifera.
5amilien: SaucrHee= (Oxalidaceae), Rautcn= (Rutaceae), Cclajtcr= (Celastraceae),
pimpcrnu|= (Staphyiaeaceae) unb BalfaminengeiDädjfc (Balsaminaceae). 42
5ig. 1. Sauerhiec, Oxalis Acetoseila. 2. RötliditDeißer Diptam, Dictamnus F.axinella. 3. (Bemeiner Spinbclbaum,
Evonymus europaeus. 4. pimpcrnuö, Staphylaea pinnata. 5. Springhrout, Impatiens noli längere.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
165
B. Ohne Dornen: Faulbaum, Pulverholz,
Brech-W. , Rh. frängula L. , Tai 43, 1, schlanker
Strauch mit punktierter Rinde, Blüte Sgliedrig,
ebenda, bis 2V2 m hoch, Mai u. Juni. [Rh. alpina,
sehr selten, im Gebirge, hat 4gliedrige Blüten.]
XXIV. Reihe: Rosenblütige.
78. Farn. Hülsenfrüchtler, Leguminosen.
Gleichbedeutend mit Schmetterlingsblüt-
lern oder Papilionaceen. Die Blätter sind fast 1
immer zusammengesetzt, die Blüten symmetrisch.
Die Krone ist „schmetterlingsförmig" , das grosse
nach oben stehende Blatt heisst „Fahne", seitlich
stehen 2 „Flügel", die beiden unteren zusammen-
liegenden bilden das „Schiffchen" , in dem sehr
geschützt die 10 Staubgefässe und der eine Frucht-
knoten liegen. Ferner sind von den Staubfäden
alle oder bis auf einen verwachsen; im ersten
Fall ist die Blüte honiglos, im zweiten hat sie
Honig und durch den freien Staubfaden ist zu ihm
ein Zugang geschaffen; die Frucht ist eine als Hülse
bezeichnete Kapsel, d. h. sie springt mit 2 Klappen
auf, hat aber (im Gegensatz zur Schote der Kreuz-
blütler) keine Scheidewand. — Diese Familie ist
mit 3000 Arten über die ganze Erde verbreitet, be-
sonders in der heissen und gemässigten Zone, viele
sind für den Menschen in ökonomischer, medizini-
scher und technologischer Hinsicht bedeutungsvoll,
besonders dienen die Samen vieler Arten wegen
ihres Gehalts an Eiweissstoffen für Menschen und
Haustiere als wertvolles Nahrungsmittel. — Viele
haben an den Wurzeln kleine Knöllchen mit Bak-
terien (vergl. S. 28).
Wir unterscheiden 4 Gruppen und Unterfamilien.
A. Stengel irindeml: IV. Phaseoleen.
B. Stengel nicht windend.
I. Blatt paarig gefiedert, mit Spitze oder Ranke
endigend: III. Viceen.
II. Blatt nicht i)aarig gefiedert (oder wenn doch,
dann ohne Spitze und Ranke), — wenn dann
die Hülse mit 2 Klappen auf-ipringt: I. Lo-
teen; — wenn dagegen die Hülse nicht
aMf.ij>ringt (sondern einsamig oder gegliedert
ist): II. Hedysareen.
I. Gruppe: Loteen.
A. Alle sehn Staubfäden verwachsen (bei Galega
nicht vollständig).
I. Blätter nicht gefiedert: 1. Genisteen.
II. Blätter unpaarig gefiedert: 3. Galegeen
(Anthyllis und Galega).
B. Neun Staubfäden verwachsen (eins ganz frei).
I. Blatt dreizäiilig: 2. Trifolieen.
II. Blatt gefiedert, — wenn dann Hülse einfache^
rig: 3. Galegeen; — wenn dagegen 2»'e/-
fiicherig (mit unvollständiger Scheidewand):
4. Astralageen.
1. Unterfam. Genisteen.
285. Hauchechel, Oiiönls. Taf. 44, 1.
Kräuter und Halbsträucher, die vielfach gegen
Tierfrass geschützt sind: durch Drüsenhaare und
unangenehmen Geruch, bei manchen sind auch die
Nebenblätter in Dornen umgewandelt. Die Blüten
sind rosa und zeigen ein merkwürdiges Pumpwerk:
der Blütenstaub ist nämlich schon zur Knospenzeit
in das Schiffchen entleert, fünf von den Staub-
gefässen wachsen weiter und schwellen keulen-
förmig an. Wenn nun das Insekt (Biene) das
Schiffchen hinunterdrückt, so pressen die Staub-
gefässe den klebrigen Pollen heraus und laden ihn
auf der Bauchseite des Insekts ab, das ihn dann
in einer anderen Blüte an der Narbe abstreift. Dass
die Blüte eine Bienenblume ist, zeigt sich darin,
dass sie ziemlich kurzröhrig ist. "21, 60 cm hoch,
Juni u. Juü.
A. Blüten eimeln. Zweige (meist) dornig, —
wenn dann der Stengel einseitig behaart: dornige H.,
O. spinösa L., überall auf Triften und unfruchtbaren
Feldern; -- wenn dagegen ringsum zottig behaart:
kriechende H., O. repens L., hie und da, besonders
auf Kalkboden.
B. Blüten ztt zwei. Zweigt ohne Dornen: Feld-li.,
O. arvensis L., starkriechend, mit weichen, drüsig-
klebrigen Haaren (an trocknem Standort auch oft
dornig); in ganz Europa an Waldrändern, Berg-
hängen, auf trocknen Wiesen zerstreut.
1. i<elch ihppig,
Flügel nach der
Fahne zu mcla
fällig.
286. Wolfsbolme, Lupinus lüteus L.
Taf. 45, 1.
2. Kelch aUppig,
Flügel nach der
Fahne zu faltig.
Auch Lupine. Kraut mit steif aufrechtem a) Hülse »»1
Stengel, gefingerten Blättern und gelben, stark duf- -;;«7,™f^"
tenden Blüten, welche ein Pumpwerk wie die Hau-
hechel besitzen. Die Klappen der Hülse rollen sich
bei der Reife schraubig auf, wodurch die Samen
fortspringen. O, bis 1 m, Mai u. Juni. Die Pflanze
kommt aus Südeuropa und wird vielfach, besonders
auf Sandboden, als Viehfutter und zur Bodenver-
besserung (s. S. 28) angebaut. Sie und andere
Arten werden auch als Zierpflanzen benutzt, z. B.
die we issblühende L. albus L. , sowie die blau-
blühenden Arten: L. angustifölius L. (die Samen
bilden einen Kaffeersatz), L. pilösus L. (Kelch zottig),
L. hirsütus L. (ganze Pflanze behaart) u. a. m.
287. Heckeiisaiiie, Ulex europat'us L.
Taf. 43, 2.
b) Hülse ohne
Querwände.
'■^ Hülse kaum
länger als der
Auch Stechginster oder Gaspeldorn. Keich.
Strauch mit spitzen Blättchen und Dornen als Schutz
166
Die Pflanzenwelt.
gegen Tierfrass und mit gelben Blüten. Auf sandigen
und unfrucfitbaren Hügeln in Nord- und Westdeutsch-
land, zerstreut, fi , bis 1 m, Mai u. Juni.
** Hülse iM 288. Beseuginster, Sarotluimnus scopäriusWimm.
UintKi- als der t^ x /i/i o
Kelch. Taf. 44, 2.
o Griffel *7">"% ^ j, Besenstrauch, Besenpfrieme. Ein
sog. „Rutengewächs", d. h. ein sparriger Strauch
mit scharfkantigen grünen Zweigen und wenigen
behaarten Blättern (Oedlandpflanze auf trocknem,
sandigem Boden, Wald und Heide). Die grossen,
leuchtend gelben Blüten sind in grosser Zahl vor-
handen und bilden einen weithin sichtbaren Lock-
apparat, statt des Honigs besitzen sie viel trocknen
Blütenstaub und an der Fahne ein Nährgewebe für
die Insekten. Die Blüte hat eine Schnellvorrichtung:
wenn das Insekt (grosse kräftige Hummeln und
Bienen) Flügel und Schiffchen herunterdrückt , so
springen die wie eine Uhrfeder gespannten Staub-
gefässe aus dem Stempel hervor und überschütten
das Tier mit Blütenstaub (der daher trocken ist,
vergl. Hauhechel). Wenn die Blüte einmal so ex-
plodiert ist, so gehen die Teile nicht in die alte
Lage zurück (vergl. Klee). Auch hier drehen sich
die (schwarzen) Hülsenklappen in der Reife zur
Samenverbreitung schraubig zusammen. Ueberall,
in Mitteleuropa, fi , bis 3 m, Mai u. Juni. Die Ruten-
zweige werden zu Besen benützt. Im Forstbetrieb
ein lästiges Unkraut.
CO Griffel nicht 289. Geis.sklee, Cytisus Labiiniuiii L. Taf. 44 3.
'"gerollt'" Auch G o 1 d r e g e n , B o h n e n b a u m. Ein bis
t Blatt 3z,ii,iig. g ^ hoher Baum, der in allen seinen Teilen sehr
giftig ist (Schutzvorrichtung). Die Traube von
zitronengelben Blüten hängt beim Aufblühen nach
unten [bei C. nigricans L. dagegen aufrecht, sehr
selten in trocknen Wäldern], anfangs dagegen nicht,
sehr bemerkenswert ist, dass sich dabei die Fahne
des Lockapparats durch Drehung des Blütenstiels
wieder nach oben richtet. Statt des Honigs hat
auch hier der Fahnengrund Nährgewebe, zu dem
ein Saftmal von roten Strichen führt. Die junge
Narbe ist während des Reifens des Blütenstaubs
zum Schutz gegen Selbstbestäubung von steifen
Borstenhaaren umgeben. Die Klappen der reifen
Frucht rollen sich zur Verbreitung der Samen um-
einander. Zierstrauch, der aus Südeuropa stammt.
April u. Mai.
tt Blatt einrnri,. 290. GinstcF, Genista. Taf. 43.
Auch diese Sträucher sind Rutengewächse mit
kleinen Blättern. Sehr bemerkenswert ist der Pfeil-
G., bei dem die wenigen Blätter sehr klein sind;
statt dessen ist der grüne Stengel geflügelt zur Ueber-
nahme der Blattarbeit (Ernährung). Manche Arten
haben starke Schutzdornen. Die gelben Blüten be-
sitzen ein Schleuderwerk wie der Goldregen. Sie
sind auch honiglos.
A. Mit Dornen (besonders an den unfruchtbaren
Aesten), — wenn dann die Pflanze hchdurl: deutscher
G., G. germanica L., Taf. 43, 3, häufig in sonnigen,
felsigen Wäldern , bis 60 cm ; — wenn dagegen
lürlii helniar/: englischer G., G. änglica L., Fig. 648,
Fig. 648. Genista anglica.
Fig. 649. Genista sagittalis.
selten auf feuchten Torfheiden und in lichten Wäl-
dern (in England häufig), bis 40 cm; beide Mai
u. Juni.
B. o/inc Dornen.
I. M/t i/cfliii/cUem Stengel: Pfeil-G. , G. sagittalis
L. , Fig. 649, selten, in trocknen Wäldern und
auf Hügeln, bis 30 cm, Juni u. Juli.
II. Stengel itmjefliii/df, — wenn dann die Blüten
ciitzeln, das Blatt behauri : behaarter G. , G.
pilösa L. , Stengel niederliegend, selten, auf
Heiden und Hügeln, Mai u. Juni; — wenn da-
gegen die Blüten in Tntuben , das Blatt kuhl:
Färber-G., G. tinctöria L. , Taf. 43, 4, häufig
in sandigen Wäldern und trocknen Wiesen, Juni
u. Juli.
2. Unterfam. Trifolieen.
291. Hornklee , Sclioteiiklee, Lotus. Taf. 45, 2. i. Schiffchen
Ausdauernde Kräuter mit saftigen und kahlen „, naise .mW/?
Blättern (feuchter Standort), die von den grossen mAw^iKgat.
Nebenblättern in der Ernährungsarbeit unterstützt
werden. Abends nehmen die Teilblättchen eine
Schlafstellung ein, indem sie sich nach oben schlagen.
Die goldgelben Blüten sind klein, aber nach aussen
oft rot und ausserdem zahlreich (Lockapparat), sie
besitzen wie der Hauhechel ein Pumpwerk. Die
Hülsenklappen drehen sich beim Oeffnen spiralig.
A. Stengel aufndit und Imld , Köpfchen etwa
12 blutig: Sumpf-H., L. uliginösus Schk., häufig auf
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
167
feuchten Waldwiesen und sumpfigen Wiesen, 30 cm,
Juli u. Aug.
B. Stengel nieihrlii'fitnd, »larl-ii/, — wenn dann
die Blätter verkehrt eiform/;/: gemeiner H., L. corni-
culätus L., Tai 45, 2, fast in ganz Europa häufig
auf Wiesen, an Waldrändern u. s. w., bis 60 cm lang;
— wenn dagegen die Blätter schiitalhtii:titJiclt :
schmalblättriger H. , L. tenuifölius Rchb., selten
auf Wiesen, besonders auf Salzboden; beide Mai
bis Sept.
b) Hülse n-nniig 292. Schotcnklee, Tetragonölobus siliquösus Roth.
und geflügelt.
Fig. 650 oben
rechts. A,_u c«.,„.iK^i, ^,. Ausdauernde Pflanze
2. Schiffchen
uiigeachnähett .
a) Kronblätter
unter sich und
mit der Staub-
fadenröhre rer-
irac/iseii.
Fig. 650.
Tetragonölobus siliquösus.
Fig. 650.
Auch Spargelbohne,
mit liegendem oder aufsteigendem Stengel , stachel-
spitzigen Blättern (Schutz) und grossen hellgelben,
langgestielten Blüten.
Zerstreut auf feuchten,
humusreichen Wiesen.
2j., bis 30 cm, Mai u.
Juni. Gute Weidepflan-
ze. — Der rotblühende
T. purpüreus Moench.
wird als Gemüsepflanze
benutzt.
293. Klee, Trifdliiiiii.
Kräuter mit drei-
zähligen Blättern , die
sich abends zum Schutz
gegen Wärmestrahlung
emporrichten und gros-
se am Stengel ange-
wachsene Nebenblätter
haben. Manche Arten haben ihrem Standort (feuchte
Wiesen) entsprechend viele saftige Blätter, die (be-
sonders im Schatten) weiss gebändert sind. Die
Blüten sind klein , stehen aber in dichten Köpf-
chen, die oft auf hohen Stielen emporgehoben und
weithin sichtbar sind. Die Kronen bleiben bei
manchen Arten noch nach dem Verblühen erhalten,
die Blüte hat eine Klappvorrichtung: wenn die In-
sekten das Schiffchen herunterdrücken, so treten
Staubgefässe und Stempel aus ihm heraus und laden
den Blütenstaub ab, nach dem Druck gehen sie
wieder in ihre Schutzhülle zurück. Durch die Ver-
wachsung der Kronblätter und Staubfäden ist eine
Röhre für den Honig entstanden, beim Wiesen-K.
ist sie lang (für langrüsselige Hummeln), beim krie-
chenden K. kurz (für Bienen). Oft findet man
aber an der Röhre von faulen Erdhummeln und
Honigbienen gefressene Löcher. Die Hülse bleibt
von der vertrocknenden Krone umgeben und hat sehr
kleine Samen, die vom Wind verbreitet werden. Eine
artenreiche (100) Gattung, die meisten Arten sind
Futterkräuter, das beste der Wiesen-K., ferner der
Weiss-K. und der Inkarnat-K-
A. Blüten rot.
I. Der reife Kelch bauchig aufi/rhlasen und behaart,
Fig. 651, — wenn dann der Stengel anfrec/if und
der Kelchschlund e/'ii-
i/rsi'Jiiiihi und iii/f
llaarkraii: : gestreif-
ter K., T. striätum L.,
selten, auf sonnigen
Hügeln, ©, bis 20 cm,
Juni u. Juli; — wenn ,
dagegen der Stengel ^\
iiietli-rUeiit (Fig. 651)
und der Kelchschlund
oh iie Einschnünoig und
Ifdarrinf/: Erdbeer-
K. , T. fragiferum L.,
Fig. 651, zerstreut, an
Ufern, besonders auf salzhaUigen Wiesen. %, bis
12 cm lang, Juni— Sept.; beide blassrot.
II. Kelch H/cM aufgeblasen.
a) Kelchzähne h'imjer als die Krone: Acker-K.,
Katzen-K., T. arvense L., Taf.,45, 3, Neben-
blättchen eiförmig spitz, Blütenköpfchen woll-
haarig, einzeln, in ganz Mittel- und Südeuropa
verbreitet, häufig, auf Aeckern, Sandfeldern
und trocknen Wiesen. © , bis 25 cm , Juli
bis Sept.
b) Kelch höchsiens von Kronenlänge.
* Köpfchen kitgelig oder oval, Fig. 652.
o Kelchröhre aussen kald: mittlerer K.,
T. medium L. , Fig. 652, Blatt eiförmig,
Fig. 651.
Trifolium fragiferum.
Fig. 652.
Trifolium medium.
Fig. to.3.
Trifolium iiicarnatum.
dem Wiesenklee ähnlich, doch der Stengel
hin und her gebogen, Nebenblätter schmal,
häufig, Wälder, Wiesen, an Wegen. %,
bis 50 cm hoch, Juni — Aug.
168
Die Pflanzenwelt.
OO Kelchröhre behaarf, — wenn dann Kelch
mit 10 Nerven: Wiesen-K. , T. pratense
L. , Taf. 44, 4, Nebenblätter gross ei-
förmig, häufig auf Wiesen und Weiden,
angebaut, %, bis 50 cm hoch, Juni bis
Sept. ; — wenn dagegen Kelch mit 20
Nerven: Alpen-K. , T. alpestre L. , zer-
streut, in lichten Gebirgswäldern. 2j., bis
30 cm, Juni — Aug.
** Köpfchen lämilirh, Fig. 653, — wenn dann
die Pflanze A«///: roter K., Fuchs-K-, T. ru-
bens L., Taf. 43, 5, Blatt lanzettlich, hie
und da im Hügelland, am Fuss der Ge-
birge, Wälder, 2j., bis 60 cm; — wenn da-
gegen die Pflanze Jiehaart: Inkarnat-K., T.
incarnätum L. , Fig. 653, Blatt breit, Blüte
purpurrot und heller, kultiviert. 0, bis
30 cm; beide Juni u. Juli.
B. Blüte nicht ruf.
I. Blüten weiss oder gelblichweiss (z. T. rot an-
gelaufen).
1. Blüten im Köpfchen (jcstielt.
a) Stengel niederliegeml , Fig. 654: kriechender
K., T. repens L. , Fig. 654, Blättchen ver-
kehrt herzförmig, mit hufeisenförmigem
Mittelfleck, Blatt- und besonders der Blüten-
stiel lang, Köpfchen kugelig, überall in
Fig. 654. Trifolium repens.
Fig. 655. Trifolium liybridum.
Europa auf Wiesen und an Wegen , auch
angebaut. 21, Mai— Sept. [T. elegans Savi,
selten, hat kürzere Blütenstiele, T. strictum
L. , selten, auf sonnigen Hügeln, mit
Blütenstielen , die mehrfach kürzer als die
Kelchröhre sind.]
b) Stengel aufrecht, — wenn dann hehaurt:
Spitz- oder Berg-K., T. montdnum L., hie
und da auf Bergwiesen , 21 , bis 30 cm,
Mai — Sept.; — wenn dagegen hihl: Bastard-
K-, T. hybridum L., Fig. 655, Randblüten
rötlich , zuletzt braun , überall an Aecker-
und Waldrändern. 2|, bis 50 cm , Mai
bis Sept.
2. Blüten im Köpfchen Mzend : blassgelber K.,
T. ochroleücum L., Nebenblätter schmal, gelb-
lichweiss blühend, zerstreut auf trocknen Wei-
den und in offenen Wäldern. 21, Juni u. Juli.
II. Blüte gelb, später bräunlich.
1. Obere Blätter /A'//e«.'*/r'w//V/ : kastanienbrauner
K., T. spadiceum L., zerstreut auf moorigen
Gebirgswiesen. B u. 0, bis 40 cm, Juli
u. Aug.
2. Alle Blätter u-echselstänrlig.
a) (1—20 Blüten im Köpfchen, Fahne gefaltet,
so lang wie die Flügel: fadenförmiger K.,
T. filiforme L.. Stengel
fadenförmig, ausgebrei-
tet, überall an Weg-
rändern, auf Aeckern.
©, bis 20 cm, Mai bis
Sept.
b) 40 und uiehr Blüten im
Köpfchen, Fahne nicht
gefaltet, länger als die
Flügel, — wenn dann
ulh 3 Blättchen /.in-
gestielt: Acker-Go]d-K.,
T. agrärium L., Stengel
aufrecht, goldgelb, häufig in trocknen Wäl-
dern, Bergwiesen , © u. 0 , bis 30 cm,
Mai— Sept. ; — wenn dagegen das mittlere
Blättchen h'iiigvr gestielt, Fig. 656 : nieder-
liegender K.. T. procümbens L., Fig. 656,
Stengel meist niederliegend. Nebenblatt
eiförmig, schwefelgelb, häufig auf Aeckern
und Grasplätzen, an Wegen. £', bis 20 cm,
Juni— Sept.
294. Schuei'kenklee, Medicägo. Taf. 44, 5. b) Kronblätter
Kräuter oder Halbsträucher mit dreizähligen Staubfaden rer-
Blättern, deren Teilblättchen sich bei manchen "w''-'«'«.
Arten zum „Schlaf" aufwärts richten. Die Blüten ' „'„"jH^i^f"
haben ein Schleuderwerk wie der Besenginster und
sind schwer zu öffnen , weshalb sie von Hummeln
besucht werden. Die schraubig oder spiralig ge-
wundenen Früchte werden entweder (wenn kugelig)
durch Weiterrollen vom Wind oder, wenn sie stache-
lig sind, durch Festhaften im Fell von Tieren ver-
breitet. Die 6 deutschen Arten lieben Kalkboden,
manche sind vorzügliche Futterpflanzen, besonders
die Luzerne.
A. Hülse mit Dornen, — wenn dann mit .'?- .7
Windungen, Pflanze hihl: gezahnter Seh., M. denti-
culäta Willd., sehr selten, im Getreide; — wenn
Fig. 656.
Trifolium procumben
qchrüunttt ,
5amilien: Kreu3ÖorngerDäd))e (Rhamnaceae), ^üljenfrüdjtlcr
(Leguminosae).
43
Jig. 1. 5<Jui^''owm (Pulucrljols) , Rhammis frangula. 2. (Bemeinet tjcAenjame, Ulex euiopaeus. 3. Oeutjdjer
©infter, Qenista germanica. 4. 5ärbeginit«, Genisia tinctona. 5. Roter Klee, Tritolium rubens.
5amiUe: ^ülfcnfrüdjtler (Leguminosae).
44
5ig. 1. fjau^ediel, Ononis spinosa. 2. Bejenginjler, Sarothamnus scoparius. 3. (Bemeiner (öeigklee ((Bolbregen),
Cytisus Laburnum. 4. IDiejenhlee, Trifolium pratense. 5. SutterSdiaecftenRlee, Medicago sativa.
6. (Bcfaräud)lid)ct fjonigklee, Meliloius officinalis.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
169
dagegen Hülse mit ca. 5 Windungen, Pflanze he-
haurt: kleinster Seh., M. minima Bartal, selten auf
sonnigen Hügeln und Feldern; beide gelb. 0, Mai
u. Juni.
B. Hülse ohne Dornen.
1. Hülse ('/«sämig: Hopfen-Sch., M. lupulina L.,
Fig. 657, weichhaarig, niederliegend, kleine leuch-
tend gelbe Blüten, Hülse schneckenhausförmig,
reif schwarz, überall häufig aufwiesen, Feldern,
an Wegen. © u. 21. , bis
60 cm lang, Mai bis
Sept., gute Weidepflanze.
Fig. 657.
Medicago lupulina.
Fig. 658.
JVledicago falcata.
2. Hülse wi('//rsamig, — wenn dann skhdf innig,
Fig. 658 unten rechts, Pflanze nieilerlii-gend:
Sichel-Sch., schwedische Luzerne, M. falcäta
L., Fig. 658, gelbe Blüten in kugeligen Köpfchen,
hie und da auf Weiden und trocknen Grasplätzen,
bis 60 cm; — wenn dagegen Hülse mit 2 — 3
Windum/eii, Pflanze a ii frech t: Futter-Sch., Lu-
zerne, ewiger Klee, M. sativa L. . Taf. 44, 5.
violett-blaue Blüten in länglichen Trauben, über-
all angebaut; beide 2]., Juni— Sept.
** Fruchti<noten 295. Honigklee, Steinklee, Melilötus. Taf. 44, 6.
undHülse gerade.
Ein- oder zweijährige Kräuter mit dreizähligen,
langgestielten Blättern und borstlichen Nebenblättern,
jene zeigen auch den Pflanzenschlaf. Die kleinen
Blüten stehen in langen Trauben und besitzen die
Klappvorrichtung des Klees. Die Bienen schätzen
sie wegen ihres Honigreichtums. Gute Futterpflanzen.
Der blaue H. der Alpen wird im Schabziegen-
oder Kräuterkäse verwendet.
A. Hülse kugelig: kleinblütiger H. , M. parvi-
flörus Desf.. selten an Wegen und bebauten Orten.
©, bis 50 cm hoch, Juni u. Juli.
B. Hülse eiförmig.
a) Blüte ireiss: weisser H., M. albus Desr., Hülse
kahl , Fahne länger als der Flügel , zerstreut an
Ufern, Wegen, Waldrändern, i- , bis IV-i m,
Juli— Sept.
Hoffmann- Den nert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
b) Blüte gelb (M. officinalis selten weiss) , — wenn
dann Hülse kahl: gebräuchlicher H., M. offici-
nalis Desr., Taf. 44,
6, häufig, in Busch-
wäldern, an Wegen,
auf Feldern; — wenn
dagegen die Hülse
flaumhaarig: gross-
wurzeliger H., M.
altissimus Thuill.,
Fig. 659, häufig, auf
Wiesen, an Ufern;
beide 6, bis Vj~> m,
Juli— Sept.
3. Unterfam.
Galegeen.
296. Wundklee,
Anthyllis vulneräria
L. Taf. 45, 4.
Die ganze Pflanze seidenhaarig, das Blatt ge-
fiedert. Die gelben Blüten stehen in Köpfen, diese
zu zwei. Die Blüte hat die Pumpvorrichtung wie
der Hauhechel. Die langröhrige Blüte zeigt lang-
rüsselige Bienen als Bestäuber an, die Narbe wird
nach den Staubbeuteln reif, was Fremdbestäubung
sichert; der weiterwachsende, blasig werdende Kelch
wird (vielleicht!) zur Flugvorrichtung für die Frucht,
auf trocknen Hügeln und steinigen Hängen häufig.
21., bis 30 cm , Mai u. Juni. Gute Futterpflanze,
früher benutzte man ihn als Wundheilmittel.
297. Geissraute , Galega ofttcinälis L. Fig. 660. b) Fmchtkeich
Fig. 659.
Melilötus altissimus.
1. Alle Staub-
fäden renrachseu,
a) Fruclitkelch
geschlnsseytf
bauchig.
Kahle Staude mit 7 paarig gefiederten Blättern
und grossen, hellblauen bis weisslichen Blüten in
Trauben , die steif auf-
rechten Hülsen sind stiel-
rund und kahl; selten
auf Sumpfwiesen u.s.w.,
auch Zierpflanze. 2|,
bis 1 m, Juni u. Juli.
Früher offizineil.
298. Robinie, falsche
Akazie, Robinia
pseud-acäcia L.
Fig. 661.
Ansehnlicher Baum
mit gefiederten Blättern,
deren Nebenblätter zum
Schutz der jungen Kno-
spen zu Dornen gewor-
den sind. Die Fiederblättchen legen sich zum
Schutz gegen Wärmestrahlung mittags nach oben,
nachts dagegen nach unten zusammen. Die grossen
22
orreii.
2. Ein Staub-
gefäss frei.
Fig. 660. Galega officinalis.
170
Die Pflanzenwelt.
Fig. 661. Robina pseud-acaci.T.
1. Schiffchen
unter dem Ende
mit gerader
Spitze.
2. Schiffchen
oline Spitze.
weissen, duftenden Blüten in starken hängenden
Trauben bilden einen wirksamen Lockapparat. Die
Blüten haben eine eigenartige Bürstenvorrichtung:
die vor der Narbe reifen-
den Staubbeutel ent-
leeren den Blütenstaub
in den Hohlraum des
Schiffchens und auf den
mit einer Bürste ver-
sehenen Griffel. Beim
Besuch drückt das Insekt
das Schiffchen herunter
und die Griffelbürste
fährt mit dem Blüten-
staub heraus und auf
die Bauchseite des In-
sekts. Nachher zieht
sich der Griffel wieder
in das Schiffchen zu-
rück, und dieses geht
nach oben. Die später reifende Narbe besitzt Schutz-
borsten gegen Selbstbestäubung. Der Baum stammt
aus Nordamerika und ist bei uns ein beliebter Zier-
baum, er wird auch zur Festigung von Böschungen
angepflanzt, er liefert ein gutes, zähes Nutzholz und
die Rinde ein Gerbmittel. Die Kugel-Akazie
hat eine durch Kultur kugelige Krone, bis 25 m
hoch, Mai — Juli.
Anm. Die echten Akazien sind zu den Mi-
mosen gehörige, Gummi liefernde Pflanzen ver-
schiedener Länder, von denen manche Arten in
Gewächshäusern gezogen werden.
Eine bekannte hierhin gehörige Zierpflanze mit
5 zähnigem Kelch ist der Blasenstrauch, Colütea
arboröscens L., mit blasigen Schoten.
4. Unterfam. Astralageen.
299. Fahneiiwicke, Oxytropis canipestri.s DC.
Fig. 662.
Niedere Alpenpflanze mit zahlreichen Fiederblätt-
chen und blassgelben, rot angelaufenen Blüten (am
Schiffchen 2 violette Flecken) in kurzer Aelire. In
Mittel- und Nordeuropa, zwischen Felsen, selten, in
höheren Gebirgen. 2J., Juli u. Aug.
300. Tragauth, A.strägalus glycyiilijllos L.
Fig. 663.
Wildes Süssholz. Mit zickzackförmigem Stengel,
niederliegende Kräuter, Blätter mit vielen Fieder-
blättchen. Die grünlichgelben Blüten in dichten,
achselständigen Trauben. Im grössten Teil Europas
verbreitet, bei uns hie und da in trocknen Wäldern.
%, bis P/a m lang, Juni.
Anm. Die echte Süssholz-Pflanze, Glycyrrhiza
glabra , deren süssliclie Wurzel das zum Lakritzen-
saft benützte Süssholz liefert, ist eine Zierpflanze
mit purpurrötlichen Blüten.
Fig. 662.
Oxytropis campestris.
Fig. 66.3.
Astragalus glycyphyllos.
II. Gruppe. Hedysareen.
A. Blüten in Dohlen.
5. Unterfam. Coronilleen.
301. Vogolfuss, Ornitlioims perpusillus L.
Fig. 664.
Einjähriges Kräutchen, niederliegend , mit zahl-
reichen Fiederblättchen, behaart; die Blüten sind
klein und gelblich, zu
2—3. Die Hülse endet in
einen gebogenen Schna-
bel. Zerstreut, auf trock-
nen Weiden und Sand-
feldern, bis 20 cm lang,
Mai bis Juli. — Der
Futter-V. oder Serra-
della, O. sativus Brot.,
hat Dolden von 5—10
grösseren Blüten, rosa
und gelb, angebaut.
302. Hufeisenklep,
Hippocrepis comösa L.
Taf. 45, 5.
Mit Wurzelstock ausdauernd, zahlreiche (9 — lo)
Fiederblättchen, die gelben Blüten ähneln denen
vom Schotenklee, doch kleiner und heller. In Mittel-
und Südeuropa, zerstreut an sonnigen Berghalden,
besonders auf Kalk, und in Süddeutschland; bis
30 cm, Mai — Juli.
1. Schiffchen
nicht
geschnäbelt.
Fig. 664.
Ornithopus perpusillus.
2. Schiffchen
f/esrhnt'Hielt.
a) Hülse gebogen
und ftach.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
171
a) Hülse r/erade
und Ikanliy,
303. Kronenwicke, Coronilla. Taf. 45, 6.
Ausdauernde Kräuter,mitniederliegendemStengel
und eirunden Fiederblättchen, die auch den Pflanzen-
schlaf zeigen. Die ziemlich kleinen Blüten stehen in
reichen Dolden und besitzen ein Pumpwerk wie
der Hauhechel.
k.'&Wiie: in-iss Kud rot: bunte K., Strausswicke.
C. väria L. , Taf. 45,6, halbkugelige, langgestielte
Dolden. In Mitteleuropa
an sonnigen, sandigen Ab-
hängen und Waldrändern,
besonders in Gebirgs-
gegenden, bis l'/i m lang,
Juni — Aug.
B. Blüte (/('//<, — wenn
dann Stengel (lufrccht,
Dolde 15—2(Mü{\g : Berg-
K. , C. montäna Scop.,
fadenförmige Nebenblätter,
Juni; — wenn dagegen
iiicderliaieiii! , Dolde (i bis
l()h\üi\g: scheidentragen-
der K., C. vaginalis Lam.,
Fig. 665, Nebenblatt gross,
Mai — Juli; beide selten
auf Kalkbergen (C. emerus L. ist ein vielästiger
Waldstrauch Süddeutschlands mit stielrunden Hülsen].
B. Blüten in Tniidjcii.
6. Unterfam. Onobrycheen.
304. EsparseUe, Onobrycliis sativa Lam. Taf.46, 1.
Ein ausdauerndes Kraut mit grossen, 6— 13 paa-
rig gefiederten Blättern. Die rosenroten, dunkler
gestreiften Blüten sind ziemlich gross und stehen
obendrein in langen Trauben, so dass ihnen reicher
Insektenbesuch sicher ist, sie haben die Klappvor-
richtung des Klees, und da die Kronenröhre kurz
ist, sind Bienen die Bestäuber. Die Hülse hat
Rippen und Höcker. Hie und da auf Bergwiesen
und Kalkhügeln in Mittel- und Südeuropa; auch als
Viehfutter kultiviert, bis 60 cm, Mai-Juli.
[Hedysarum obscürum, Süssklee, in den Sude-
ten, ist nahe verwandt, purpurrot, hat mehrgliedrige
Schoten.]
1. Griffel unter
der Narbe riiif/s-
vm (fteifhtnä>fnig
befiaart.
Fig. 6fi7.
Ervum liirsulum.
Fig. 665.
Coronilla vaginalis.
Ä„
Fig. 666.
Vicia fata, Staub-
fadenrölire.
III. Gruppe. Vicieen.
A. Röhre der Staubfäden .<(•///(-/'
abgeschnitten (daher der freie. Teil
der oberen viel länger als der der
unteren), Fig. 666.
305. Erve, Ervum.
Kleine, meist einjährige Kräuter mit dünnem
Stengel, vielpaarig gefiederten Blättern und sehr
kleinen, unansehnlichen Blüten, einzeln oder in arm-
blütigen Trauben, meist^is 60 cm, Juni u. Juli.
[Sehr selten sind die
ausdauernden Arten mit
reichblütigen Trauben,
von denen E. pisiförme
Peterm. gelb blüht, die
anderen weiss und violett,
dabei ist E. silväticum
Peterm. kahl , E. cassü-
bicum Peterm. (ganzran-
dige Nebenblätter) und
E. örobus Kittel (am
Grunde gezähnte Neben-
blätter) sind weichzottig.]
A. Blatt (-/(;«' Ranke:
Linsenwicke, E. ervilia
L., weiss, violett gestreift,
kultiviert und verwildert,
bis 60 cm, Juni u. Juli.
B. Blatt mit Ranke.
I. Nebenblätter wii/leic/r. einblütige E., E. mon-
änthos L., einzelne Blüten, lila, selten, auf
Aeckern.
II. Nebenblätter iren/g verschieden, — wenn dann
Hülsen flaumig hehuuri: behaarte £., Zitter-
linse, E. hirsütum L., Fig. 667, bläulichweiss,
überall auf Aeckern, an Hecken und sandigen
Ufern ; — wenn dagegen Hülse /.<?/(/: viersamige
E., E. tetraspermum L. , meist 4 sämig, blass-
violett, häufig, ebenda.
306. Linse, Lens esculeuta Much. Fig. 668. 2. Q.wwxümüuy
Einjähriges, flaumig behaartes Kraut mit 6 paarig a, o'iHei'Lc»
gefiederten oberen Blättern und kleinen weisslichen behaart.
Blüten zu 2—4 auf dün-
nen Stielen. Die läng-
lichen oder rautenförmi-
gen Hülsen enthalten
2 platte scharfrandige
Samen. Wichtige Ge-
müsepflanze, bis 30 cm
hoch, Juni u. Juli.
307. Wicke, Vicia.
Kräuter mit meist
schwachem Stengel, die
sich daher mit den
Wickelranken der Blätter
an Stützen festhalten
müssen, die Sauboh-
ne, die kräftiger ist,
besitzt dagegen keine
(z. B. die Zaun- und
b) Griffel missen
lang beliaart.
4
Fig. 668. Lens esculenta.
Ranken. Manche Arten
Saat-W.) haben an den
Nebenblättern schwarze Honigdrüsen, deren Bedeu
172
Die Pflanzenwelt.
tung man in der Abspeisung von Ameisen sieht,
um sie vom Honig der Blüten fernzuhalten oder als
Schutzgarde gegen andere Insekten anzulocken (?).
Die Blüten haben vielfach schöne, auch kontrast-
reiche Farben (Lockapparat) und eine Bürstenvor-
richtung wie die Robinie. Eine artenreiche Gattung,
die fast über die ganze Welt verbreitet ist und
manche guten Futterpflanzen liefert.
A. Stiel des Blütenstands kürzer als eine Blüte.
I. Blatt nicht rankend, Fig. 669 : Saubohne, Puff-
bohne, V. faba L., Fig. 669, Blüten zu 2—6, Blätter
1 — 3 paarig gefiedert, weiss mit schwarzem Fleck,
behaarte Hülsen, stammt aus Asien, oft als Gemüse-
und Futterpflanze angebaut. ?, bis l^i m, Juniu.
Juli. [Die seltene V.
lathyröides L. hatzu- ^,
weilen Ranken an
Fig. 669. Vicia faba.
Fig. 670. Vicia sepium.
II.
den oberen Blättern, Blüte hellviolett. Hülse
kahl.]
Blatt rankend, Fig. 670 und 671.
a) Blüten zu 3—5: Zaun-W., V. sepium L.,
Fig. 670. mit dünnem Stengel, Blüten purpur-
violett, überall an Hecken, Zäunen, an Wäl-
dern. 2j., bis 30 cm, April— Juni.
b) Blüten einzeln oder zu 2, Blüte blau und rot
[V. lutea L. , sehr selten unter der Saat, ist
gelb], — wenn dann die Hülse länglich rund
und gelbbraun : Saat-W., Futter-W., V. sativa
L., Fig. 671, mit 7 paarigen, eiförmigen, sta-
chelspitzigen Blättchen, Fahne bläulich, Flügel
purpurn, Schiffchen weisslich. auf trocknen
Wiesen, oft angebaut, T' u. Q , bis 50 cm,
Juni u. Juli; — wenn dagegen Hülse lineal
und sch/rarz: schmalblättrige W., V. angusti-
fölia Roth., mit schmalen Blättchen, gleich-
massig purpurn, häufig auf Saatfeldern. ©
Mai u. Juni.
B. Stiel des Blütenstands viel länger als die
Blüte, Fig. 672.
I. Blatt nur ■/— .5 paarig, Nebenblatt langgezähnt:
Hecken- W., V. dumetörum L., Fig. 672, rotvio-
lett, Stengel kahl, zerstreut, in Gebirgswäldern.
21, bis 3 m hoch, Juli u. Aug.
Blatt etwa i'> paarig, Nebenblatt ganzrandig. —
wenn dann Traube iiöchstens von Hlatlh'inge:
Vogel-W., V. cracca L., Taf. 46, 2, mit dünnem
Stengel , zahlreiche violette bis rötliche Blüten,
anliegend behaart, häufig, auf Wiesen, in Hecken
und Gebüschen, 2J., bis l'u m, Juli u. Aug.;
— wenn dagegen die Traube riel länger: dünn-
blättrige W. , V. tenuifölia Roth., Stengel fast
kahl, blauviolett, Flügel weisslich, selten, auf
Bergwiesen. %, Juni — Aug.
Anm. Die Kichererbse, Cicer
arietinum L., drüsig-klebrig, auf aufge-
blasenen Hülsen, wird hie und da in
Süddeutschland kultiviert,
p. gyj B. Staubfadenröhre gerade abge-
Laiiiyrusvernus, schnitten (daher die freien Fäden gleich
Staubfaden- ^ =•
röhre. lang), Fig. 673.
307. Walderbse, Orobus. Taf. 46, 3.
Der Platterbse (s. unten) sehr ähnlich, aber
die Blätter ohne Ranke, nur mit Spitze am Ende.
Futterkräuter, die Knollen
derknolligenW. essbar.
A. Blatt 5 — ßpaarig
gefiedert: schwarze W.,
O. niger L. , Fig. 674,
die Blättchen unten blau-
grün , beim Trocknen
schwarz werdend; die in
langgestielter, aber kurzer
Traube stehenden Blüten
sind anfangs purpurn,
später blau, häufig, in
trocknen Laubwäldern
Mitteleuropas. 2j., bis
1. Blatt ohne
Ranke, Fig. 674.
Fig.^674. Orobus niger.
1 m lang, Juni u. Juli.
Samilic: Jjülfcnfrüdjtlcr (Leguminosae).
45
Sig. I. ®elbe IDolfsboIine, Lupinus luteus. 2. (Bemeiner fjornklee, Lotus corniculatus. 3. fl&crhlee, Trifolium
arvense. 4. IDnnbiiUe, Anthyllis vulneraria. 5. fjuf eijenhlee , Hippocrepis comosa. 6. Bunte Kronenroiche,
Coroniila varia.
5amilie: Qüljcnfrüdjtlcr (Leguminosae).
46
5ig. 1. (E|patjette, Onobrychis sativa. 2. üogetoiAe, Vicia cracca. 3. 5rül)ltngs=li)alb8rb[e, Orobus vernus.
4. Saaterbje, Pisum sativum. 5. XDieien^piattetbje, Lathyrus pratensis. 6. lDalö=piattetbje, Lathyrus silvestris.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
173
2. Blatt mit
Ranke.
I. Griffe! unter-
wärts riintiff.
b. Griffel unten
iticht rinnig.
B. Blatt 5— 5paarig gefiedert. — wenn dann
der Stengel nefliigeU : knollige W., O. tuberösus L.,
mit knolligem Wurzelstock, Blatt unten matt, violett,
häufig, in Wäldern; — wenn dagegen der Stengel
)ti(i- kaiitiij: Frühlings-W., O. vernus L.. Tai 46. 3.
mit kahlem Stengel, Blättchen eirund, fein gewim-
pert, Blüten rot, dann blau und grün, häufig, in Ge-
birgswäldern M.- u. N.-Europas; beide %., 40 cm,
April u. Mai.
308. Erbse, Pisum sativum L. Tal 46, 4.
Kultivierte, einjährige Gemüsepflanze (viele Spiel-
arten) mit grossen laubartigen Nebenblättern , der
schwache Stengel hält sich mit Blattranken aufrecht.
Stengel und Laub sind mit einer bläulichen Wachs-
schicht bedeckt als Schutz gegen Regenwasser und
zu starke Transpiration. Die Blüten sind weiss, die
Fahne zuweilen rötlich, sie zeigen eine Bürstenein-
richtung wie die Robinie und werden von Bienen
bestäubt, die in ihnen Honig finden. Die Heimat
der E. ist unbekannt, man fand sie schon in Pfahl-
bauten der Schweiz. Bis 60 cm, Mai— Juli.
309. Platterbse, Läthyrus. Taf. 46, 5 u. 6.
Kräuter mit schlaffem Stengel, daher oft mit
Ranken kletternd, bei manchen sind die Fiederblätt-
chen verschwunden (Ranke), statt ihrer sind dann
aber die sonst kleinen Nebenblätter gross, so dass
sie die Arbeit der Laubblätter übernehmen können.
Hinzukommt, dass zu diesem Zweck bei manchen
Arten selbst der Blattstiel geflügelt oder blattartig
geworden ist. Die ansehnlichen Blüten haben eine
Bürstenvorrichtung wie die Robinie. Die Hülsen-
Fig. 675. Lattiyrus aphaca.
Fig. 676. Lattiyrus nissolia.
hälften drehen sich bei der Reife schraubig zu-
sammen zur Ausstreuung der Samen. Einige sind
gute Futterkräuter, manche Zierpflanzen.
A. Ohiw Fiederblättchen (nur Nebenblätter), —
wenn dann die Nebenblätter //ro.w, pfeUfünnUu Fig.
675 : nebenblättrige P., L. äphaca L., Fig. 675, mit
stielrundem Blattstiel, 1—2 kleine gelbe Blüten, zer-
streut, auf bebautem und unbebautem Land in M.-
und S.-Europa, €•', bis 30 cm, Juni u. Juli; — wenn
dagegen Nebenblätter Mein, pfrimiUch , Fig. 676:
blattlose P., L. nissolia L., Fig. 676. Blattstiel blatt-
artig, purpurn, selten, auf Aeckern u. s.w., ii', bis
50 cm, Mai -Juli.
B. Mit Fiederblättchen.
I. Stengel iiiiyefliig,-h, — wenn dann Stengel wcirh-
hmiriii, Blüte iielb: Wiesen-P. , L. pratensis L.,
Taf. 46, 5, lebhaft
gelbe Blüten in lang-
gestielter Traube,
Nebenblätter ziem-
lich gross, breit lan-
zetdich, häufig, auf
feuchten Wiesen, an
Hecken und Gräben
ganz Europas ; —
wenn dagegen der
Stengel kahl und
die Blüte dimlaJ-
rosu (wohlriechend) :
knollige P , L. tu-
berösus L., Aus-
läufern mit Knollen,
zerstreut, im Getrei-
de; beide 2|, bis 1 m, Juni u.
II. Stengel (ii'pügelt, Fig. 677.
a) Blüten zu 1 oder 2, — wenn dann der Blüten-
stand kürzer als das Blatt: Saat-P., L. sa-
tivus L., weiss, rötlich, bläulich. Hülse kahl,
angebaut, bis 20 cm; — wenn dagegen der
Blütenstand länger als das Blatt : behaarte P.,
L. hirsijtus, blau oder violett. Hülse rauhhaarig,
selten, in der Saat; bis 1 m , beide 0, Mai
u. Juli.
b) Reichhlütiger Blütenstand, — wenn dann das
Blatt fiiipaarii/: Wald-P., L. silvestris L..
Taf. 46, 6, der kletternde Stengel schmal ge-
flügelt. Blättchen lanzettlich, Blatt geflügelt,
fleischrot, Fahne unten purpurn, in ganz
Europa, zerstreut, an Waldrändern, Hecken,
felsigen Hängen ; — wenn dagegen das Blatt
3 — Spaarig: Sutnpf-P. . L. palustris L., Fig.
677, Blattstiel ungeflügelt, blau, selten, auf
Sumpfwiesen; beide 2j. , 1 m und länger,
Juli u. Aug.
7. Unterfam.: Phaseoleen.
310. Bohue, Phaseolus vulgaris L. Fig. 678.
Einjähriges Kraut, das sich windend an einer
Stütze festhält; die Keimblätter sind dick und flei-
Fig. 677. Läthyrus palustris.
Juli.
174
Die Pflanzenwelt.
Fig. 678. Phaseolus vulgaris.
schig (Nahrungsspeicher) und treten beim Keimen
über die Erde, um dann noch den Blättern gleich
zu ergrünen. Das Blatt ist gross und dreiteilig, bei
Nacht richtet sich sein
Stiel empor und die Teil-
blätter senken sich („Pflan-
zenschlaf"). Die gelblich-
weissen , rötlichen oder
blassviolettenBlüten stehen
in Trauben, sie haben eine
Bürstenvorrichtung wie bei
der Robinie. ©, bis 3 m
hoch, Juli — Sept. — Wich-
tige Gemüsepflanze, aus
Ostindien stammend, in
zahlreichen Spielarten ge-
zogen , wobei man die
hohen, windenden Formen
als Stangenbohnen von
den niedrigen, nicht win-
denden Buschbohnen unterscheidet. — Die Feuer-
B., Ph. multiflörus Willd. , aus Südamerika, mit
zinnoberroten Blüten ist eine Zierpflanze.
79. Farn. Steinbrechgewächse, Saxifragaceen.
1. Mit 4 od,,- .^311 Herzblatt, Parnä^sjsia palustris L. Taf. 55, 1.
Staubgefässen.
a. jvk 5 drüsigen Auch Lcbcrkraut, Studentenröschen.
Staminodicn und „. , , »r . j t^. \ • •
„hersuindnioi Eul ausdauemdcs Kraut, dessen Stengel em ein-
Fruchtknotcn. zjges , sitzcudes , herzförmiges, saftiges (feuchter
Standort) Blatt besitzt. Die einzeln stehende Blüte
ist gross, weiss, längsstreifig, sie duftet nach Honig,
der von 5 umgewandelten Staubgefässen mit Drüsen-
wimpern abgesondert wird. Die Blüte blüht sehr
lange, dieStaubbeutel werden zuerst reif, zuerst stehen
sie um den Fruchtknoten herum, werden nachein-
ander reif, stellen sich dann in die Mitte und legen
sich zuletzt wieder in die Ebene der Blumenblätter,
wodurch sie die nun reife Narbe frei machen. So
wird Fremdbestäubung gesichert. Die Kapsel ent-
hält viele kleine, mit Hautmantel versehene Samen,
die durch den Wind verbreitet werden. Zerstreut
auf Sumpfwiesen u. s. w. . an Gipsbergen (N.- und
M. -Europa), bis 25 cm, Juni u. Juli.
b. t/fiitc Slainino-
dien, Fruclit-
linoten tinter-
slfindig.
312. Stachel- uud Joliaimisbeere, Ribes.
Taf. 47, 1 u. 2.
Sträucher mit gelappten Blättern, bei der Sta-
chel-B. mit Stacheln zum Schutz gegen Weide-
tiere, bei der schwarzen J. haben die Blätter
(und Beeren) zu demselben Zweck wanzenähnlichen
Geruch. Die Blüten sind unscheinbar, erscheinen
aber bei den Stachel-B. sehr früh, vor dem Laub
und wenn nur erst wenig Pflanzen blühen, so dass
sie doch Insekten anlocken, bei der Johannis-B.
' stehen sie obendrein zu vielen vereinigt in Trauben.
I Der Honig liegt bei den letzteren frei auf der Blüten-
I Scheibe und wird daher von kurzrüsseligen Insekten
geholt. Die Blüten nicken bei der Stachel-B.
zum Regenschutz, und lassen zuerst die Staubbeutel
reifen (Fremdbestäubung). Die fleischigen, erst beim
Reifen süss werdenden Beeren locken Vögel zur
Verbreitung der Samen an, wozu auch die leuch-
tende Farbe der Beeren bei den Johannis-B.
beiträgt. Angepflanzt als Obst (zu Fruchtsäften,
Wein, Likör), und dann viel grossfrüchtiger in ver-
schiedenen Spielarten, einige als Ziersträucher.
A. Mit Stacheln, Blüten zu i'-.i': Stachel.-B.,
R. grossuläria L.. Taf. 47 2, grünlichgelb. Stacheln
3teilig, an Felsen und Mauern, kultiviert, bis l'/i' m
hoch, April u. Mai.
B. 0/(//r Stacheln, Blüten in Traiibcn: Johannis-
beere.
I. Kelch und Blütenboden fUiniiii</, Blätter driisi;/
pmiktkrt: schwarze J. , R. nigrum L. , Blätter
spitzlappig. Beere schwarz, zerstreut, an schatti-
gen Bächen, in feuchten Wäldern, auch kultiviert.
II. Kelch und Blütenboden h-nhi, Blätter iiii-hf drii-
â– s/V/: rote J., R. rubrum L., Taf. 47, 1, stumpf-
lappige Blätter, Blüte grünlich-weiss. Beere rot,
kultiviert; beide aus Nordosteuropa und Asien
stammend, bis \% m, April u. Mai. [R. peträeum
Wolf. Riesengebirge und Vogesen, hat am Rande
bewimperte Kelchzipfel , R. alpinum', Gebirgs-
wälder, hat aufrechte drüsige Trauben.]
Anm. Als Ziersträucher werden gezogen: R.
aureum Pursh. mit goldgelben, R. sanguineum Pursh.
mit roten Kelchen und Kronen.
313. Milzkraut, Chrysosplenium. Taf. 55, 2. 2. Mit s oder m
staubgefässen.
Auch Goldmilz, Goldbecher. Ein aus- a. Nur Keicii
dauerndes Kraut, als Schattenpflanze auf feuchtem Ja^iLw", "^Kapsel
Boden mit saftigen Blättern. Die Blüten sind gelb- irncherig.
grün und wenig sichtbar, daher wird Fremdbestäu-
bung manchmal versäumt, dann wird die Blüte
nickend und der Blütenstaub fällt auf die Narbe
derselben Blüte.
Wenn die iiiereiiforni/i/cn Blätter irecjisclsfäiid/'i/:
— wechselblätfriges M., Ch. alternifölium L., Taf. 55,
2, häufig, in feuchten Laubwäldern, an Quellen u.s. w.
in fast ganz Europa, bis 15 cm, März u. April; —
wenn dagegen die halhkir.isriimlen Blätter gegen-
ständig: paarblättriges M., Ch. oppositifölium L.,
selten, an Gebirgsbächen, bis 10 cm, Mai u. Juli.
314. Steinbrech, Saxifraga. Taf. 47. b. Kelch und
Krone 5blfriicrifi^
Meist zierliche Kräuter, oft mit Blattrosette, zum Kapsel 2Avr/<er/y.
grossen Teil Gebirgspflanzen , die des trocknen
Standorts wegen z. T. fleischige Blätter haben. Der
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
175
körnige St. hat am Grunde zur vegetativen Ver-
mehrung kleine Wurzelzwiebeln. Bei manchen Arten
haben die oberen Stengelteile (und der Kelch) kleb-
rige Drüsenhaare, durch welche ankriechende In-
sekten von der Blüte ferngehalten werden. Die
Blüten sind klein, aber in grösserer Zahl zum Lock-
apparat vereinigt. Die Blütezeit dauert lange, und
die Staubbeutel werden vor den Narben reif, sie
erheben sich nacheinander und legen sich wieder
nach Abgabe des Blütenstaubs, zuletzt wird die
Narbe reif. Die Abgabe des Blütenstaubs erfolgt
durch Drehung der Staubbeutel. Durch alles dies
wird Fremdbestäubung gesichert. Der Honig ist
leicht zugänglich für kurzrüsselige Insekten als Be-
stäuber (Fliegen).
A. Blätter am Rand mif Kalkschüppchen weiss-
punktiert (wenigstens in der Jugend), — wenn dann
die Blätter (/n/enstthii/n/ : gegenständiger St. , S.
oppositifölia L. , Taf. 47, 3, kriechend und rasen-
bildend, mit sehr ästigem Stengel und rundlichen,
dachziegelartigen Blättern, purpurrot, später blau,
steinige Orte höherer Gebirge (Süddeutschland,
Riesengebirge). 2j., bis 20 cm lang, Mai, Juni, Aug.;
Fig. 679.
Saxifraga aizoon.
Fig. 680.
Saxifraga tridactylites.
— wenn dagegen Blätter icechselstäm/ifj : Trauben-
St., Nabelkraut, S. aizoon Jacq., Fig. 679, Rosette
von zungenförmigen Blättern, Blüten weiss mit
grünen Adern, oft rotpunktiert, höhere Gebirge. 21.,
bis 30 cm hoch, Juni u. Juli.
B. Blätter aJine Kalkschüppchen.
I. Wurzelstock wir mit blühendem Hauptstengel
{uhiie hliiteiih-ic Nebenstengel),
a) Blütenstengel m/t Blättern, -- wenn dann am
Wurzelstock mif körnigen Knöllchen : kör-
niger St., S. granuldta L., Taf. 47, 4, untere
Blätter langgestielt, nierenförmig - stumpf-
lappig; grosse weisse Blüten in gipfelstän-
diger Schirmtraube, häufig, auf Wiesen und
Grashügeln, an Waldrändern (Mitteleuropa),
2J., bis 40 cm, Mai u. Juni; — wenn da-
gegen nur eine einjährige Wurzel ohne Knöll-
chen: dreifingeriger St., S. tridactylites L.,
Fig. 680, Blätter spatelig, z. T. 3 spaltig,
weiss, herdenweise auf Sandfeldern, Mauern
u.s.w. , (Ti , bis 15 cm, April u. Mai. [S.
rotundifölia L. der süddeutschen Alpen mit
nierenförmig-rundlichen Blättern, Zierpflanze.]
b) Blütenstengel ohne Blätter: Judenbart, S.
sarmentösa L., mit Ausläufern, S. crassifölia
L. ohne Ausläufern, beides Zierpflanzen.
II. Wurzelstock neben den Blütentrieben noch mit
J'oncttcn- oder Büschdt riehen.
a) Kelchzipfel zurüch/eschlaijen : Sumpf-St. , S.
hirculus L., Fig. 681, mit beblättertem Stengel
goldgelb, zerstreut, in Torfwiesen, %. Juli
bis Sept. [Blattlosen Stengel haben Por-
zellanblümchen, S. umbrösa L. (Blattgrund
keilig), Jehovablümchen, S. hirsüta L. (Blatt-
grund herz- oder nieren-
förmig), beides Zier-
pflanzen.]
Fig. 6S1.
Saxifraga hirculus.
Fig. 682.
Saxifraga decipiens.
b) Kelchzipfel aufrecht oder inigreclit.
1. Mit Rosettentrieben, — wenn dann die
Rosettenblätter hniK/för/nii/, 5 — Ospaltif/:
rasenartiger St. , S. decipiens Ehrh.,
Fig. 682 . weiss oder gelblich , Felsen
höherer Gebirge (Harz), 2J. , bis 25 cm,
Mai u. Juni; — wenn dagegen Rosetten-
blätter li)/eiil, iiiifjeteiJt oder o-tjxi/tii/: moos-
artiger St.. S. muscöides Wulf., grünlich-
gelb, Felsen der bayrischen Alpen und
Schneegrube im Riesengebirge.
2. Ohne Rosettentriebe : gelber St., S. aizöides
L., Taf. 47 5, rasenbildend, dickliche glän-
zende Blätter, safrangelb, nasse Felsen,
an süddeutschen Gebirgsbächen. 2J. , bis
15 cm, Juli u. Aug.
176
Die Pflanzenwelt.
1. Kelch und
Krone '!—äOzäh
lig, 12—24 Staub
gefässe.
80. Farn. Dickblattgewächse, Crassulaceen.
315. Hauswurz, Dachwiirz, Sempervivum.
Taf. 47 6.
Auch Hauslauch. Die Kurztriebe mit sehr
dichtstehenden dicken Blättern kennzeichnen deut-
lich den trocknen Standort. Der sprossende H.
hat kugelige und daher leicht fortrollende Ableger
zur Verbreitung durch den Wind. Die Blüten sind
klein, aber zahlreich und dicht zusammenstehend
zum Lockapparat. Der Honig liegt ziemlich offen
für kurzrüsselige Insekten, die obendrein an einem
Nährgewebe der Blumenblätter Nahrung finden. Die
Staubbeutel werden zuerst reif, einzelne Narben
aber schon mit den letzten reifend (Fremd- bezw.
Selbstbestäubung).
Wenn Kelch und Krone Mentfiinniij u/i.s-,/rhreiM :
gemeine H.. S. tectörum L., Taf. 47, 6, Blätter mit
kurzer Spitze, gewimpert, purpurrot, Felsen und
Dächer, oft nur verwildert; bis 50 cm; — wenn da-
gegen Kelch und Krone >j/ork/(/ aufrecht: sprossende
H., S. soboliferum Sims., Blätter kahl, gelblichweiss,
Felsen, Sandhügel, bis 25 cm; beide 2| , Juli u.
August
2. Kelch und 316. Fetthenne, Mauerpfeffer, Sedum. Taf. 54.
Krone -"^ zählig,
j^SLiubgefässe. Flcischige Kräuter; die kurzen Wurzeln, der
rasige Wuchs, die blauen, aber zahlreichen, dicht-
stehenden und angedrückten fleischigen Blätter mit
schleimigem Inhalt (Wasserspeicher) zeigen die Oed-
landpflanze des trocknen Standorts an. Die Blätter
des scharfen M. sind durch pfefferartigen Ge-
schmack gegen Tierfrass geschützt. Manche Arten
vermehren sich durch Ausläufer. Die 5 äusseren
Staubbeutel der Blüten reifen zuerst, dann erst die
5 innern, und fallen ab, hierauf werden erst die
5 Narben reif, dadurch ist natürlich Fremdbestäu-
bung gesichert Die Frucht ist eine Kapsel, die bei
trocknem Wetter geschlossen, bei feuchtem offen
ist wobei dann der Regen die leichten Samen fort-
schwemmt (in die Mauer- und Felsenritzen hinein).
A. Blätter flach und hreit [mit ausdauerndem
Wurzelstock, das sehr seltene (Elsass) S. cepäeum L.
hat dünne einjährige Wurzeln, hellrote Blüten und
drüsenflaumige Stengel], alle bis 50 cm hoch.
I. Blüten grüngelb: grösste F., Donnerblatt, S.
mäximum Sut., an steinigen Orten, in Wäldern,
zerstreut, Juli u. Aug.
II. Blüten rot, — wenn obere Blätter am Grunde
abi/eruiidef: knolligep., S.telephium L., Taf. 54, 1,
häufig, an trocknen, felsigen Anhöhen und Wald-
rändern (Nord- und Mitteleuropa), Juli u. Aug.;
— wenn dagegen all,- Blätter am Grunde h-eil-
firinig: rote F., S. fabäria L., selten an Felsen
der Gebirge.
B. Blätter schmal und ilick.
Weixs oder rötlich.
a) Blatt tlrihig behaart: drüsenhaarige F., S.
villösum L. , zerstreut, auf Torfwiesen, e,
bis 20 cm, Juni u. Juli.
b) Blatt l.ahl, — wenn dann die Bispe kahl:
weisse F., S. album L. . Fig. 683, Blätter
wechselständig, hie und da an Felsen, alten
Fig. 684. Sedum reflexum.
Mauern, Dächern; — wenn dagegen die
R/xpe rlriis/g-flaaiir/g: dickblättrige F., S.
dasyphyllum L., Blätter meist gegenständig;
selten, an Mauern und Felsen; beide 2|, bis
25 cm, Juni — Sept.
Blüten gelb.
a) Blatt i///t Stachelspitze, Fig. 684, rechts unten :
zurückgekrümmter F., S. reflexum L., Fig.
684, Blätter stielrund, am Grunde mit kurzem
Sporn, Kelchblätter spitz, zerstreut, auf Fel-
sen, Mauern, Sandfeldern (Mittel- und Süd-
europa), 2|, bis 30 cm, Juni- Aug. [S. cMe-
gans, sehr selten, hat etwas flache Blätter
und stumpfe Kelchblätter.]
b) Blatt ohne Stachelspitze, Fig. 685 rechts.
1. Blatt eifiriiiiii (fast so breit wie lang), —
wenn dann die Blätter locker,
von scharfem Geschmack :
scharfeF., S.acreL.,Taf. 54,
2, rasenförmig ausgebreitet;
— wenn dagegen Blätter
dicht stehend, von irässeri-
gem Geschmack: sechs-
Fig. 6S5. Sedum boloniense.
Fig. 686. Tillaea muscosa.
5amilicn: Stcinbrc(^= (Saxifragaceae) unb Dicfeblattgcroä^fe
(Crassulaceae).
47
Sig. 1. 3ol)an«iisbeere, Ribes rubrum. 2. Stadielbecrc, Ribes grossularia. 3. ffiegcnblättriger Steinbred),
Saxifraga oppositifolia. 4. Körniger Steinbred), Saxifraga granulata. 5. (Selber Steinbred}, Saxifraga aizoides.
6. ©emeine {jausroura, Sempervivum tectorum.
Familie: Rofengeu)ä(^je (Rosaceae).
48
Sig. 1 a. b. (Bemeincr tDeigborn, Crataegus oxyacantha. 2 a. b. Iltijpel, Mespilus germanica. 3. (Huitte,
Cydonia vulgaris. 4 a. b. fjunbsroje, Rosa canina.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
177
zeilige F., S. sexanguläre L.; beide häufig.
auf Felsen, Mauern, Sandfeldern. %, bis
15 cm, Juni u. Juli.
2. Blatt irahl/rJi (4 mal so lang als dick):
Boulogner F., S, boloniense L., Fig. 685,
ebenda, selten. 2;, bis 15 cm, Juli bis
Sept.
Anm. Zu dieser Familie gehören auch als sehr
seltene Zwergpflänzchen (bis 4 cm hoch): a) Mit
,o_j Staubgefässen, Blüten rötlich ; — wenn dann mit
Ssamigen Kapseln: moosartige Tilläe, Tilläea mus-
cösa L., Fig. 686, feuchte Sandfelder; — wenn da-
gegen (vWsamig: Wasser-Bulliarde, Bulliärda aquä-
tica DC, stehende Gewässer. - b) Mit 5 Staub-
gefässen: Dickblatt, Crässula rubens L. , Aeckern
und Weinberge.
81. Farn. Rosengewächse, Rosaceen.
Kräuter oder Holzgewächse mit meist wechsel-
ständigen Blättern und mit Nebenblättern, mit Blüten,
die meist in Blütenständen (Doldentrauben oder
Rispen) stehen, die Blütenachse ist verbreitert, die
Kelchblätter sind unten zu einem Becher verwachsen,
die Kronblätter nebst den zahlreichen Staubgefässen
am Rand des Kelches eingefügt. Eine bedeutsame,
artenreiche Familie, die vor allem in den gemässigten
Erdzonen leben. — Wir unterscheiden 4 Unter-
familien.
A. 2— Sjähriger Fruchtknoten mit der Kelch-
röhre rerwach.ien (daher scheinbar unterständig) : 2. P o-
maceen.
B. Stempel ganz frei (daher rhiifJich oherstt'indig).
I. Mit einem Griffel: 3. Amygdalaceen.
II. Mit mehr als 1 Griffel.
a) Mit C oder mehr Griffeln: 4. Roseen [Po-
terium aber mit wenigen Griffeln].
b) Mit 2 — ö Griffeln [wenn mit 4spaltigem Peri-
gon, also Kelch und Krone nicht geschie-
den : Poterium zu Roseen gehörig] : Spiräen.
1. Unterfam. Spiräen.
317. Spiere, Spierstaude, Geissbart, Spiräea.
Taf. 53, 1.
Sträucher, deren Blätter bei manchen Arten zur
Verringerung der Verdunstung unten weissfilzig sind.
Die knollige S p. hat zur vegetativen Vermehrung
knollige Wurzelausläufer. Die Blüten sind zwar klein,
bilden aber in ihren sehr grossen, dichten Blüten-
ständen einen sehr wirksamen Lockapparat, ihr
Mandelgeruch lockt Fliegen und Käfer als Bestäuber
an, die sich auf ihnen umhertreiben und den Blüten-
staub (daher zahlreiche Staubgefässe) als Nahrung
sammeln; Honig fehlt. Die Staubfäden krümmen
und strecken sich auch wohl zur Fremdbestäubung
Hoff maiin-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
nach den Nachbarblüten. Die Früchte sind kleine
Balgkapseln, beim Geissbart sind die Fruchtstände
abwärts gerichtet, da sich die Kapseln aber am
Scheitel öffnen, so krümmen sie sich an ihren Stielen
aufwärts, um die rechtzeitige Aussaat durch den
Wind zu sichern. Zahlreiche Ziersträucher, beson-
ders die holzigen Arten mit ungeteilten Blättern.
Die einheimischen Arten haben geteilte Blätter und
krautige Stengel.
A. Ohne Nebenblätter, Blüte meist zn-eihäusig:
Geisbart, S. Arüncus L., weiss, selten, in feuchten
Wäldern, an Ufern, Juni
u. Juli.
B. Mit grossen Ne-
benblättern, Blüte ziritt-
rig, — wenn dann die
Fiederblättchen eiförmig,
gesägt : Ulmen-Sp. , Sp.
Ulmäria L., Taf. 53, 1,
Stengel gefurcht und röt-
lich, weissgelb, duftend,
fast in ganz Europa, häu-
fig, auf feuchten Wiesen,
an Ufern, bis IV2 m hoch,
Juni u. Juli; — wenn
dagegen die Fiederblätt-
chen tief eingeschnitten :
linollige Sp., S., filipen-
dula L., Fig. 687, mit
Wurzelknollen , Blüten
etwas grösser mit rotem Anflug, zerstreut, auf trocknen
Wiesen, in sonnigen Wäldern, in ganz Europa, bis
70 cm, Juni u. Juli.
2. Unterfam.: Pomaceen
(hierhin gehören unsere wichtigsten Obstsorten:
Birnen und Aepfel, Kernobst).
318. Weissdorn, Crataegus. Taf. 48, 1. 1. aiait »f/.>rfe--(,
Strauch mit Dornen gegen Tierfrass. Die weissen SüZ'nsTppeu
Blüten sind nicht sehr gross, aber die schmutzig ges/tgt.
purpurfarbenen Staubbeutel erhöhen ihre Wirkung als"' '^'^'^''
Lockapparat . obendrein stehen sie zahlreich in
lockeren Schirmtrauben, ihr unangenehmer Geruch
deutet auf Fliegen und Käfer als Bestäuber, die
rote, gegen das grüne Laub lebhaft abstechende
fleischige Frucht lockt Vögel zur Verbreitung der
Samen an.
Wenn der Blütenstiel Icahl: gemeine W., C.
oxyacäntha L., Taf. 48, 1, Frucht oval, häufig, in
Hecken und lichten Wäldern (ganz Europas), bis
1'/., m hoch, Mai u. Juni; — wenn dagegen Blüten-
stiel behaart : einsamiger W., C. monögyna Jacq.,
Blatt tiefer eingeschnitten, Frucht fast kugelig, ebenda
14 Tage später.
23
Fig. 687. Spiraea filipendula.
178
Die Pflanzenwelt.
b Zweige olme
Dornen.
319. Eberesche, Sorbus. Taf. 49, 1 u. 2.
Holzgewächse. Das Blatt ist bei der Mehl-
beere unterseits gegen zu starke Verdunstung weiss-
filzig. Die weissen Blüten sind klein, stehen aber
in grossen Blütenständen. Die fleischigen roten
Beeren locken Vögel (Drosseln) zur Verbreitung der
Samen an. — Die Eberesche steigt in den Gebirgen
bis zur Fichtengrenze (1800 m) empor, sie ist ein
Zierbauni für Parks und Alleen, obendrein liefert sie
gutes Nutzholz, andere Arten sind Ziersträucher.
A. Blatt irenhistens am Grunde fiederartig.
I. Blatt ganz gefiedert, — wenn dann die Knospen
fil~/(j , die Frucht zinnohen-ot und kugelig: ge-
meine E., Vogel- oder Quitschbeere, S. au-
cupäria L., Taf. 49, 1, saftiggrüne Blätter. Früchte
ungeniessbar, Lockspeise für Krammetsvögel
(leider! !), häufig, in Gebirgswäldern, angepflanzt,
bis 6m hoch; — wenn dagegen die Knospen
kahl aber klebrig, die Frucht gdh und hirn-
füniiig: Haus-E.. Sperber-, Vogelbeere, S. do-
mestica L. , selten , in Gebirgswäldern ; beide
Mai u. Juni.
II. Blatt nur am Grunde gefiedert: Bastard-E. , S.
hybrida L. , weiss, Frucht rot, Gebirgswälder
Thüringens, bis 4 m, Mai.
B. Blatt nicht gefiedert, wenn dann gan: oder
höchstens leicht gelappt, Früchte kugelig und rot :
Mehlbeere, Mehlbirne, S. äria Crntz, Taf. 49, 2, junge
Zweige und Unterseite der Blätter weissfilzig, bis
11 m Höhe; — wenn dagegen die Blätter gelappt
sind (Fig. 688) und die Früchte eiförmig, braun- und
u-eisspunktiert: Elsebeere, Ruhrbirne, S. torminälis
Crntz, Fig. 688, Blatt wenig filzig, bis 15 m hoch;
beider Früchte sind geniessbar, zerstreut, in Ge-
birgswäldern M.- und S. -Europas, Mai.
2. Blatt eiufnri, 320. Mlspcl, Mespüus germanica L. Taf. 48, 2.
und höchstens eitt-
farh nesägi. Strauch von sparrigem Wuchs, die Blätter sind
"*^GHKeil«;f/.' z""" Verringerung der Verdunstung unten filzig, ebenso
die Zweige. Die grossen, weissen Blüten stehen
einzeln, die kugeligen Früchte sind mehr oder
weniger kugelig und werden um Weihnachten herum
teigig, so dass sie dann von Tieren zur Verbreitung
des Samen genossen werden, auch der Mensch ge-
niesst sie und kultiviert den Strauch deshalb, in
Südeuropa bis zum Kaukasus heimisch , bis 7 m
hoch, Mai.
' Griffel unlen
dicIitroUitj.
321. (Jiiitte, Cyrtönia vulgaris Pers. Taf. 48, 3.
Strauch oder Baum mit länglich -eiförmigen
Blättern, die auch wieder unten weissfilzig sind, die
grossen weissen, etwas rötlichen Blüten stehen ein-
zeln. Die Frucht (rundlich: Apfel- Qu., länglich:
Birn-Qu.) ist gelb, flaumig, duftend. Die Qu. soll
aus dem Orient stammen und wird der Früchte
wegen (zu Kompott, Gelee) angebaut, bis 5 m
hoch, Mai.
322. Felsenbirne, Amclänchier vulgaris Mnch. ^- b'"''^" '"
„ lilülenslt'iiiden
Fig. 689.
Strauch mit eirunden , unten filzigen Blättern ;
die Blumenblätter sind schmalkeilförmig, weiss; die
beerenartigen Früchte sind schwarz und sehr süss.
leiistu
' In Trauheil,
Fig. 689. Amelanchier vulgaris.
daher von den die Samen verbreitenden Vögel sehr
gesucht. Hie und da an felsigen Berghalden der
Alpen, am Rhein, auf Kalkfelsen der schwäbischen
Alb, bis 2 m hoch, Mai.
323. Berg-. Zwerg- oder Felsenniispel, Coto-
neäster vulgaris Lindl. Fig. 690.
â– â– â– â– â– In Dolden-
Irfiuben,
c Krone treniif
Strauch mit gewundenen Aesten und eirunden, '■'"■'«'■^is die
unten wieder weissfilzigen Blättern (Beschränkung "^^'p*-
der Verdunstung). Die
kleinen Blüten sind blass-
rot. Am Kelchrand wird
Honig abgesondert, über
den sich die Kronblätter
schützend neigen. Die
Narben werden zuerst reif,
so dass Fremdbestäubung
eintreten muss; unter-
bleibt sie, so fällt dann
aber doch noch zuletzt
Blütenstaub auf die lang-
lebigen Narben. Die
erbsengrossen Früchte
sind rot. Stellenweise auf Kalkfelsen Süd- und
Mitteldeutschlands, bis P;. m hoch, April u. Mai.
324. Birn- und Apfelbaum, Pirus. Taf. 49, 3 u. 4. co Krone net
Ji'iiiqer als die
Bäume mit eirundlichen Blättern. Der junge Keichzipfei.
wilde Birnbaum ist unten durch Dornen gegen
Fig. 690, Cotoneaster vulgans.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
179
Weidetiere geschützt. Die Knospen sind durch
pergamentartige Schuppen geschützt, die jungen
Blätter in ihnen zusammengerollt und seidenhaarig
zum Schutz gegen Regen, Tierfrass, starke Ver-
dunstung und Kälte. Beim Birnbaum sind die
Blätter später kahl, beim Apfelbaum noch unten
behaart. Die Blüten sind gross und weiss, beim
Apfelbaum erscheinen sie vor der vollen Laubent-
faltung. Bei ihm sind die Staubbeutel gelb und der
Duft angenehm, was auf Bienen und Hummeln als
Bestäuber schliessen lässt, während die dunkelbraun-
roten Staubbeutel und der Geruch nach Heringslake
bei der Birne Fliegen anlocken. Die saftigen, flei-
schigen Früchte werden erst zur Zeit der Samenreife
weich, süss, bunt und z. T. auch duftend. Erst
dann locken sie Tiere zur Verbreitung der Samen
an , die selbst durch eine pergamentartige Schale,
sowie durch Gift (Amygdalin-)Gehalt geschützt sind.
Die wilden Früchte sind übrigens immer klein und
mehr oder weniger herb („Holzäpfel"). Aus den
wilden Formen stammen wohl die heute kultivierten
ab , von denen es viele Spielarten gibt (von der
Birne ca. 1500, vom Apfel ca. 600). Wenigstens
vom Apfelbaum ist die Abstammung nicht sicher.
Die Früchte („Kernobst") werden sehr verschieden
benützt, vor allem als Obst und zu Wein.
Wenn der Blattstiel su lainj wie die Spreite,
Griffel frei: Birnbaum, P. communis L., Taf. 49, 3,
bis 20 m hoch. April; — wenn dagegen der Blattstiel
halb so lang wie die Spreite, Griffel unten cenraehsen:
Apfelhuum, P. malus L., Taf. 49, 4, bis 10 m hoch,
April u. Mai.
3. Unterfam.: Amygdalaceen
(neben der vorigen Unterfamilie wertvolle Obstarten
enthaltend: Steinobst).
325. Mandel, Amygdalus coiiimiinis L.
Taf. 50, 1.
Baum mit länglich -lanzettlichen Blättern, die
Blüten sind rosarot (auch der glockenförmige Kelch
ist zur Verstärkung des Lockapparats dunkelrot), sie
erscheinen vor dem Laub. Die Steinschale der
Frucht ist glatt, mit kleinen Löchern. Die Samen
sind bei einer Abart („bittere" Mandeln) giftig durch
Blausäure. Die Pflanze stammt angeblich aus Mittel-
asien und wird in Südeuropa angebaut, weil die
Samen als Nahrungsmittel, im Haushalt und in
Konditoreien verwendet werden , bis 10 m hoch,
April. — Die kurze gestielte Zwergmandel, A.
nana L., ist ein Zierstrauch.
b. Aussenschicht 326. Pfirslcli, Perslca vulgaris MiU.
der Steinfrucht
safug, Strauch oder Baum mit länglich-lanzettlichen
Blättern. Die hellroten Blüten entfalten sich vor
I. Blüte rötlich.
a. Aussenschicht
der Steinfrucht
trocken.
dem Laub. Die schönen Früchte haben eine sam-
metartig behaarte Oberfläche, die Steinschale ist
tief gefurcht. Die Früchte werden erst zur Zeit der
Samenreife weich, saftig, süss und duftend, gelb und
rot, und locken dann die Tiere zur Verbreitung der
Samen an. Die letzteren haben eine sehr harte
Schale und der Keimling enthält giftiges Amygdalin
zum Schutz gegen Tierfrass. Die Pflanze soll aus
Persien stammen und wird jetzt in S.- und M. -Europa
in vielen Spielarten gezogen. In Norddeutschland
gedeiht der Pf. gewöhnlich nur als Spalierbaum an
geschützten Stellen; bis 8 m hoch, April.
327. Kirsche, Pflaume, Aprikose. Prunus. Taf. 50. 2- Biate weiss.
Holzgewächse mit eiförmigen Blättern, die in
der Jugend gefaltet oder gerollt und mit Firnis
überzogen sind (Schutz). Manche Arten haben am
Blattstiel rote , Honig absondernde Drüsen. Die
grossen , weissen Blüten stehen in Dolden oder
Trauben. Bei der Zwetsche sind die Blüten un-
scheinbarer, treten aber auch vor der Belaubung
auf. Die Staubbeutel und Narben werden bei der
Kirsche gleichzeitig reif, so dass Fremd- und Selbst-
bestäubung eintreten kann, bei der Zwetsche da-
gegen reifen die Narben zuerst. Die Früchte sind
fleischig und zurzeit der Samenreife süss, bunt und
weich zur Verbreitung der Samen , die selbst eine
steinharte Schale und Gehalt an Amygdalin haben
(Schutz).
A. Frucht ■■,•(! »IUI efhaariij, Blatt in der Knospe
gerollt: Aprikose, P. armeniaca L., Taf. 50. 2, die
Blätter sind rundlich, 2— 3 fach gesägt, die Blüten
kurzgestielt, die kugelige Frucht hat eine Längs-
furche und ist orangegelb , an der Samenseite rot,
der Stein am Rand gefurcht, in S.- und M. -Europa
als beliebtes Obst in vielen Spielarten angebaut, bis
6 m hoch, April.
B. Frucht kahl.
1. Frucht bereift, Steinschale uneben, Blatt in der
Knospe r/erollt.
a) Blütenstiel li-ahl, Blüte einzeln, — wenn dann
mit Dornen : Schlehe, Schwarzdorn, P. spi-
nösa L , Fig. 691, Früchte kugelig, aufrecht
und blau, herb, in ganz Europa, häufig, an
Hecken, bis 3 m hoch, März u. April; —
wenn dagegen uhtie Dornen: Kirschpflaume,
P. cerasifera Ehrh., Frucht hängend, kugelig
rot, angepflanzt, März u. April.
b) Blütenstiel ftaumhaariy, Blüten meist zu 2,
— wenn dann die Zweige kahl: Zwetsche,
P. domestica L., Taf. 50, 3, Blüte grünlich-
weiss, Frucht eiförmig, blau, in manchen
Spielarten angepflanzt, bis 10 m, April; —
wenn dagegen die Zweige saminethaan];:
Pflaume, P. insititia L., Frucht fast kugelig.
180
Die Pflanzenwelt.
Fig. 691. Prunus spinosa.
1. Blütenboden
aussen mit haki'
gen Stachel-
borsten.
in manchen Spielarten (Reineclaude, Mira-
belle u. s. w.) angepflanzt, wild als Hafer-
schlehe, April u. Mai.
II. Frucht nicht bereift , Steinschale ijlutt , Blatt in
der Knospe gefuJtet.
a) Blüten zu ^ oder in Bälden , — wenn dann
an ihrem Grunde nur Schitjijien, Blattstiel /////
2 Drüsen : Süsskirsche,
P. avium L., mit auf-
rechten Aesten , Frucht
süss, stammt wohl aus
Kleinasien, häufig, als
Vogelkirsche verwil-
dert, bis 10 cm hoch,
April u. Mai; — wenn
dagegen am Grunde der
Dolden LaiMläf/er, Blatt-
stiel ohne Drüsen : Sauer-
kirschen, P. cerasus L.,
Taf. 50, 4, mit mehr
hängenden Aeste, Frucht
sauer, in zahlreichen
Spielarten kultiviert in
allen Kulturländern der gemässigten Zone,
bis 7 m, April u. Mai.
c) Blüten in Truidieii , — wenn diese schinn-
artig aufrecht sind: Weichselkirsche, P.
Mähaleb L. , Holz und Laub wohlriechend,
selten in Wäldern, Mai u. Juni; — wenn da-
gegen die Trauben gestreckt und hängend:
Trauben- oder Ahikirsche, Elsebeere, Faul-
baum, P. padus L., Taf. 49, 5, Blattstiel mit
2 Drüsen, Früchte beerenartig schwarz, zer-
streut, in feuchten Wäldern und Gebüschen,
fast in gunz Europa, als Zierstrauch gehalten,
bis 10 m hoch, Mai.
4. U nterf am. : Roseen.
Wir unterscheiden 4 Gruppen.
A. Fruchtboden hecherurtig und zuletzt fleischig :
2. Euroseen.
B. Fruchtboden nicht hecherartig und fleischig,
— wenn dann krautig : 3. Potentilleen : — wenn
dagegen erhärtend und die Nüsschen einschliessend:
1. Sanguisorbeen.
1. Gruppe: Sanguisorbeen.
328. Odermennig, Agriniönia. Taf. 51, 1.
Ausdauernde , rauhhaarige Kräuter mit unter-
brochen gefiederten Blättern. Die goldgelben Blüten
sind klein und stehen in langen Aehren. Honig
fehlt und Insektenbesuch ist gering; wenn daher
auch die Narben zuerst reifen, so krümmen sich
doch die Staubbeutel bald über sie hin zur Selbst-
bestäubung. Die Früchte heften sich mit den hakigen
Stacheln des weiterwachsenden Fruchtbodens an das
Fell vorüberstreifender Tiere, die sie verschleppen.
Wenn der vcrh-eln-t l.-egel form ige Fruchtboden der
ganzen Länge nach tief gefurcht ist: gemeine O.,
Ackermennig, A. eupatöria L. , Taf. 51, 1, untere
Stacheln weit abstehend [bei A. pilosa in Ostpreussen
nach oben gerichtet], häufig, in lichten Wäldern, an
Wegen, fast in ganz Europa, bis 1 m, Juni— Sept.;
— wenn dagegen der halhl-ugeJige Fruchtboden nur
bis zur Mitte schwach gefurcht : wohlriechender 0.,
A. odoräta Miil., zerstreut, auf grasigen Waldstellen,
bis 2 m, Juni— Aug.
329. Wiesenknopf, Sanguisörba L. Taf. 51, 2.
Ausdauernde Kräuter mit unpaarig gefiederten
Blättern. Die Blüten sind unscheinbar, duft- und
honiglos und stehen zahlreich in kopfigen Aehren;
die lang und leicht beweglich heraushängenden Staub-
fäden und die pinselförmigen Narben zeugen von
Windbestäubung. Beim gemeinen W. hat man
aber auch beobachtet, dass die Bestäubung von
einem die Blüte als ^^^ „. ^^
Brutstätte benutzenden
Schmetterling (Bläuling)
bewirkt wird.
Wenn die Blüten
zu-itterig sind mit 4 Staub-
gefässen: gemeiner W.,
S. officinälis L., Fig. 692,
die länglichen Blüten-
köpfchen dunkelrot, häu-
fig, auf feuchten Wiesen,
im Hügel- und Gebirgs-
land Europas, bis 90 cm,
Juni — Aug.; — wenn
dagegen Blüten einhäusig
im Köpfchen (unten männ-
lich, oben weiblich), mit
:ahlrrirhen Staubgefässen : kleiner W., Becherblume,
Bibernelle, S. minor Scop., Taf. 51, 2,- die kugeligen
Blütenköpfchen grünlich, häufig, auf trocknen, stei-
nigen Hügeln, besonders Kalk, auch als Futter-
kraut angebaut, bis 50 cm, Mai— Juli.
2. Gruppe: Euroseen (echte Rosen).
330. Ro.se, Rosa. Taf. 48, 4 u. 52, 1.
Sträucher mit Stacheln (nicht Dornen !) als Schutz
gegen Weidetiere und mit gefiederten Blättern, deren
angewachsene Nebenblätter in der Knospe die
jungen zum Schutz zusammengeklappten Blättchen
umhüllen. Die jungen Triebe sind rot gefärbt, was
man als Lichtschutzdecke des noch frischen Blatt-
grüns ansieht. Die Blüten sind gross und duftend,
Mg. 692. Saiiguisorba officinälis.
. Blütenboden
"hii€ Staciiel-
borsten.
5amiUe: Ro[engca)äd|[c (Rosaceae).
49
Sig. 1. Dogelbeere, Sorbus aucuparia. 2. mel)lbeere, Sorbiis aria. 3. Birnbaum, Pirus communis.
4. Hpfelbaum, Pirus malus. 5. Iraubenhiridie, Prunus padus.
5amilic: RofengetDädjfe (Rosaceae).
50
5ig. 1 a. b. ntanbelliaum, Amygdalus communis. 2 a. b. flpttftofe, Prunus Armeniaca. 3 a. b. I)aus3tDetjd(e,
Prunus domestica. 4 a. b. Ktrjdie, Prunus cerasus.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
181
bilden daher auch, obwohl nicht zahlreich zusammen-
stehend einen wirksamen Lockapparat. Die 5 Kelch-
zipfel sind gefiedert, die 5 Blumenblätter muschelig
gewölbt, so dass sich in ihnen oft der Blütenstaub
aus den zahlreichen Staubgefässen (am Rand des
becherförmigen Blütenbodens) ansammelt, um dann
von den zahlreichen sich in den Blüten umhertrei-
benden, kurzrüsseligen Insekten als Nahrung gesucht
und dabei auf die Narben verschleppt zu werden.
Abends schliessen sich die Blumenblätter als Schutz-
dach über dem Blütenstaub. Der becherförmige
Blütenboden wird fleischig und scharlachrot als Lock-
mittel für die den Samen verbreitenden Tiere. —
Eine mit vielen Arten über die nördliche Halbkugel
verbreitete Gattung, seit alters als Zierpflanzen kulti-
viert und zwar in zahlreichen Abarten, 14 deutsche
Arten, blühen im Juni.
A. Früchtchen (im Becher) .so Iimy, als sie selbst
sind, gestielt.
I. Stacheln alle ziemlich ylekh : Hunds-R., R. canina
L., Taf. 48, 4, Stacheln derb sichelförmig, zu-
sammengedrückt. Fiederblättchen scharf gezähnt,
rosenrot, selten weiss, überall in Hecken, bis
3 m, Früchte als „Hagebutten" eingemacht.
II. Stacheln innjlcich (stärkere und schwächere),
a) Blatt unten ohne Drüsen, aber filzig: filz-
blättrige R. , R. tomentösa Sm., Fig. 693,
Fig. 603. Rosa tomentösa.
Fig. 694. Rosa rubiginosa.
Blatt unten graugrün, Strauch buschiger als
die Hunds-R., blassrosenrot, Frucht borstig,
hie und da in Wäldern und Hecken in N.-
und M. -Europa, bis 2 m.
b) Blatt unten dnisi</, — wenn dann die Blumen-
blätter am Rand clrüsii/-(fewiiiijjert; Apfel-R.,
R. pomifera Herrn., Frucht violett und drüsig-
borstig, zerstreut, in Gebirgen, bis 2 m; —
wenn dagegen die Blumenblätter nicht drüsiii
(jewiiiipert : Wein-R., Christusdorn, R. rubi-
ginosa L. , Fig. 694, aromatisch riechende
Blätter, Blüten rosenrot, Frucht kahl und rot,
hie und da an Hügeln und trocknen Wald-
rändern, bis IVs m.
B. Früchtchen (im Becher) höchstens ganz kurz
gestielt.
I. Nebenblätter an blühenden und nichtblühenden
Zweigen co// i/leicher Form und Grösse.
a) Griffel venraehsen: Feld-R., kriechende R.,
R. arvensis Hnd., Taf. 52, 1, niederliegender
Strauch, weiss, geruchlos, Blätter oben glän-
zendgrün, unten blaugrün glanzlos, zerstreut
(Süddeutschland), an Hecken und Wegen
(W.- und M.-Europa), bis 2 m.
b) Griffel frei , — wenn dann die Fieder-
blättchen einfach gesägt: Bibernell-R. , R.
pimpinellifölia L. , Fig. 695, viele gerade
Stacheln, Blüte weiss,
Frucht schwarz [Monats-
rose, R. damascena L.,
hat gekrümmte Stacheln
und rote Blüten und
Früchte, kultiviert], zer-
streut, auf sonnigen Kalk-
hügeln , an sandigen
Meeresküsten, bis IVj m ;
— wenn dagegen die
Fiederblättchen doppelt
und drüsig gesägt: fran-
zösische R., Essig-R.,
R. gällica L., Kelchzipfel
und Blütenstiele drüsig,
Blüte rot, zerstreut, an
Wegen und Berghängen, auch kultiviert, bis
V2 m [Zentifolia, R. centifölia L., hat weich-
flaumige und drüsige Blätter, kultiviert, aus
Persien).
II. Nebenblätter an blühenden Zweigen breiter und
anders gestaltet als an den nicht blühenden, —
wenn dann Fruchtstiele ci<riic/:(/el,-riinii/d: Ge-
birgs-R., R. alpina L., rot, zerstreut, in Schluchten
höherer Gebirge, l'Arn; —wenn dagegen Frucht-
stiele aufrecht: Zimmet-R., R. cinnamömea L.,
Kelch und Blütenstiel kahl, rot, kugelige Frucht
[bei der seltenen R. turbinäta Ait. Süddeutsch-
lands : Blütenstiel und Kelch drüsig, Frucht kreisei-
förmig].
3. Gruppe: Po tentiUeen.
A. Mit 1 oder 4 Staubgefässen.
331. Fraueunitaiitel, Sinau. Alcliemilla. Taf. 52, 2.
Kräuter mit trichterförmig gestellten Blättern,
die Regen auffangen. Die Blüten sind klein und
gelblichgrün (nur Kelch) und zeigen alle Abstufungen
von eingeschlechtigen zu zwitterigen Blüten , sie
zeigen meist Selbstbestäubung, trotzdem die Narben
vor den Staubbeuteln reifen, indem nämlich die Nar-
ben zur Staubbeutelhöhe emporwachsen. In feuchter
Fig. 695. Rosa pimpinullifolia.
182
Die Pflanzenwelt.
Fig. 696. Alchemilla arvensis.
.1 Kelchblätter
in 1 Reilie.
Luft sdiliessen sich die Staubbeutel zum Schutz
des Blütenstaubs. Honig ist in der Blüte vorhanden
und zwar auf offener Scheibe, so dass sich kurz-
rüsselige Insekten (besonders Fliegen) als Bestäuber
einfinden. Der gemeine
Fr. ist ein Lieblings-
futter von Schafen und
Kühen.
Wenn die Blätter mir
(lelappt und die Blüten
in endständigen Tnuj-
duhli'ir. gemeiner Fr., A.
vulgaris L.. Taf. 52, 2,
häufig, in schattigen Wäl-
dern und feuchten Wie-
sen, %., bis 30 cm, Juni
bis Aug. (ändert sehr ab);
— wenn dagegen die Blätter Jiuiidfönniij yesjmltm,
Fig. 696, Blüten (jdiiäin-U in den Blattachseln:
Acker-F., A. arvensis Scop., Fig. 696, auf Feldern
und feuchten Brachäckern , © , bis 6 cm hoch.
Mai— Sept.
B. Mit zalilrekhen Staubgefässen.
332. Brombeere, Riibiis. Taf. 51.
Ausdauernde Kräuter oder Sträucher, welche
zur vegetativen Vermehrung Schösslinge treiben und
an Stengeln und Blättern Stacheln als Schutz gegen
Tierfrass besitzen. Zur Verminderung der Verdun-
stung haben die Blätter weissfilzige Unterseiten. Die
weissen oder roten Blüten sind ziemlich gross und
bilden einen wirksamen Lockapparat. Durch lange
Blütezeit und allmähliches Reifen von Narben und
Staubbeuteln wird die Bestäubung gesichert. Die
zahlreichen Früchtchen sind zu einer blauen (be-
reiften) oder roten Scheinfrucht vereinigt, jedes ist
ein Steinfrüchtchen mit fleischiger Hülle, während
der Samen selbst sehr hartschalig ist, dadurch werden
Vögel angelockt, welche die ganzen Früchte fressen,
wobei die hartschaligen Samen den Verdauungs-
kanal ungehindert passieren. Die Früchte benutzt
der Mensch als Obst. Die Himbeere kultiviert
er deshalb. Die Brombeere mit ihren zahllosen
Arten und Spielarten bilden eine der schwierigsten
Gattungen. Wir können hier nur wenige Arten nennen.
A. Stengel hntiitiij, — wenn dann das Blatt vi)i-
fcich 5lapj>i</: Zwerg-Himbeere, R. chamaemörus L.,
Fig. 697, einblütig, Blüten 2 häusig, Frucht rot, ohne
Stacheln, selten, auf Hochmooren (Riesengebirge),
bis 15 cm, Mai — Juli; — wenn dagegen das Blatt
Szälil/ij: Felsen-Br., R. saxatilis L., Fig. 698, wenige
Stacheln, Blüte mehr grünlichweiss, Frucht rot, zer-
streut, auf Felsboden, besonders Kalk , bis 30 cm,
Mai— Juni.
B. Stengel holzir/struHch/ij.
I. Blatt 5 lappig, Stengel rot-drüsig : wohlriechende
Br., R. odorätus L., Zierstrauch, rot, wohl-
riechend, Juni.
II. Blatt (jeteilt, — wenn dann gedreit oder (jefiedert,
Frucht rot: Himbeere, R. idaeus L., Taf. 51, 3,
die blütentragenden Stengel sind 2 jährig, Blatt
unten weissfilzig, Blüten in Trauben, Frucht rot
oder gelb, häufig, besonders in Gebirgswäldern,
IVl'UI, Mai — Aug.;
— wenn dagegen
das Blatt (ji'ptigcrt
oder (jnlrcit ist ,
Frucht hlau.-irliivurz
I
Fig. 698.
Rubus saxatilis.
[R. cäesius L. blaubereift] : Brombeere, R. fruti-
cösus L., Taf. 51, 4, stumpfkantiger Stengel, Blatt
gefaltet, unten graufilzig, häufig, in Wäldern
und Hecken, ausser im hohen Norden und Hoch-
gebirge, bis 3 m hoch, Juli u. Aug. Aendert
in sehr vielen Formen ab.
333. Nelkeinvurz, Beiiediktenkraut, Geum.
Taf. 51, 5 u. 52, 3.
2. JflKelchblätter
in 2 Reihen
(grosse u. kleine
Ausdauernde Kräuter mit unterbrochen gefie- ^ Griffet md-
derten Blättern, beim gemeinen N. ist die Wurzel«"'""''»' gekniet
und weiterivttcli-
durch nelkenartigen Geruch gegen Mäusefrass ge- sma. Fig. 699.
schützt. Beim Ufer-N. ist die Knospe aufrecht,
die Blüte dagegen zum Schutz nickend, die Narben
werden zur Sicherung der Fremdbestäubung zuerst
reif, später aber wird durch Krümmung des Blüten-
stiels und Wachsen der Kronblätter
Selbstbestäubung als Notbehelf erstrebt.
Die weiterwachsenden Griffel werden
beim gemeinen N. zu Haken, mit
denen sich die Frucht an vorüber-
streifenden Tieren anheftet, beim U f e r-
N. zu einem federigen Flugorgan. Das
Volk schätzt die gemeine N. als Ge-
würz und Heilpflanze (gegen Unterleibsschwäche).
Wenn das obere Glied des Griffels lairzcr als
das untere und nur am Grunde fuumig: gemeiner
Fig. 099.
Geum urbenuin
Stengel.
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
183
N., G. urbänum L., Taf. 52, 3, obere Blätter 3 zählig,
die langgestielten Blüten gelb, häufig, an Zäunen
Hecken, Waldrändern, bis 50 cm, Juni -Sept.; —
wenn dagegen das obere Glied /'r/.v/ so haii/ wie das
untere und zuttui: Ufer-N., G. riväle L., Taf. 51, 5,
Blätter grundständig, Blüte gelb und kupferrot an-
gelaufen, bis 50 cm, April u. Mai.
LS"unf ':;;: 334. Erdbeere, Fragäria. Taf. 52, 4.
'"'Biflt'enbodeT Ausdauernde Kräuter, die lange Ausläufer treiben
snfii(j wertieiid. zuT Bildung neuer Pflanzen als Ersatz für die sel-
tenere Samenbildung. Die Steiligen Blätter sind unten
weissfilzig zur Verminderung der Verdunstung. Die
weissen Blüten sind nicht gross, stehen aber auf
hohem Stiel, nachts und bei Regen werden sie (zum
Schutz) nickend. Die Narben werden zur Sicherung
der Fremdbestäubung zuerst reif. Der Kelch bleibt
zum Schutz der reifenden Frucht erhalten. Diese ist
eine „Scheinfrucht", sie entsteht durch Fleischig-
und Saftigwerden des Blütenbodens, in dem dann
die kleinen Nüsschen (mit sehr harter Schale) liegen.
Die Früchte sind rot; da sie aber am Boden liegend
doch ziemlich versteckt sind, so duften sie, um Vögel
anzulocken. Die Verbreitung der Samen ist daher
ebenso wie bei der Brombeere. Blütezeit : Mai u. Juni.
A. Blütenstiel mit abstehenden Haaren : hohe E.,
Fr. elätior Ehrh., seltener, in Gebirgs-
wäldern, als „Zimt-E." kultiviert.
B. Blütenstiel mit aufrechfen oder
anliefieiiden Haaren, — wenn dann der
Fruchtkelch ahsteJiem/ oder •iiriich/i'-
hoi/en: gemeine £., Fr. vesca L., Taf. 52,
4, häufig, in Wäldern und Gebüschen,
in ganz Europa, bis 15 cm hoch; —
wenn dagegen der Fruchtkelch unijcdriir/.f: Hügel-E.,
Fr. collina Ehrh., zerstreut, auf sonnigen Hügeln,
in Gebüschen.
** B'fltenboden 335 Riutauffc, Siebenniifferkraiit, Comarum
liorlen bleibend. ^ ^ *
336. Fingerkraut, Poteiitilla. Taf. 52, 5.
Kräuter oder Halbsträucher mit meist ausdauern-
dem und rasenbildendem Wurzelstock, auch manch-
mal Ausläufern oder Schösslingen zur vegetativen
Vermehrung. Die Blätter sind geteilt, die Neben-
blätter am Stiel angewachsen. Die Blüten sind bei
manchen Arten ziemlich klein. Wenn Fremdbestäu-
bung unterbleibt, so sind zur Erreichung der Selbst-
bestäubung Bewegungen von Blütenstielen undStaub-
gefässen beobachtet worden. Die Schliessfrüchte
stehen auf schwach gewölbtem, manchmal etwas
schwammigem, doch nie fleischigem Fruchtboden.
oo Blüten gelb
oder trete».
Fig. 700.
Fragaria vesca,
Stengel.
o Blüte roi.
palüstre L. Fig. 701.
Fig. 7ül. Comarum palustre.
Ausdauerndes Kraut
mit gefiederten, oben drei-
zähligen Blättern, oft rot
angelaufen. Die dunkel-
purpurnen Blüten bilden
lockere Trauben , die klei-
nen Schliessfrüchte stehen
auf einem schwammigen
Fruchtboden. Zerstreut, in
moorigen Sümpfen und
nassen Wiesen in Nord-
und Mittel-Europa, bis
50 cm hoch, Juni und
Juli.
Fig. 703. Potentilla anserina.
— Die Gattung ist in zahlreichen Arten über die
ganze nördliche Halbkugel (ausser den Tropen) ver-
breitet.
A. Blatt (lefiedert, Fig. 702 u. 703.
I. Blüte irem: Felsen-F., P. rupestris L., Fig. 702,
abstehend behaart, wenige ansehnliche Blüten
in lockeren Trauben, selten, an felsigen und
sonnigen Stellen, besonders im Kalkgebirge von
M.- und S.- Europa. 21, bis 30 cm, Mai u.
Juni.
II. Blüte gelb, — wenn dann Pflanze ohm Aus-
läufer: niederliegendes F., P. supina L., Krone
kürzer als der Kelch, hie und da auf feuchten,
sandigen Aeckern, ©, bis 30 cm lang, Juni bis
Okt.; — wenn dagegen mit Ausläufern krie-
chend, Fig. 703: Gänse-F., P. anserina L., Fig.
703, Blatt unten silberhaarig, häufig, an Wegen,
Gräben, auf Rasenplätzen, %, bis 50 cm lang,
Mai — Aug.
B. Blatt gefingert, Fig. 704 u. ff.
I. Blüte ireiss, — wenn dann das Blatt 5— 7zählig,
Fig. 704: weisses F., P. alba L. , Fig. 704,
Blatt oben kahl, unten seidenhaarig, ohne Aus-
läufer, bis 20 cm lang, April u. Mai; — wenn
dagegen das Blatt .j'zählig, Fig. 705: Erdbeer-
F., P. fragariästrum Ehrh., Fig. 705, rasenbildend,
184
Die Pflanzenwelt.
bis 10 cm hoch, März u. April; beide 2|., zer-
streut auf trocknen Hügeln, in lichten Wäldern.
[Das letztgenannte F. ist der Erdbeere ähnlich,
aber Fiederblättchen rundlich (E. länglich)
oben matt (E. oben
glänzend), Kronblatt
ausgerandet (E. abge-
rundet)].
Fig. 704. Potentilla alba.
Fig. 705. Potentilla (ragariastrum.
II. Blüte gern.
a) Blütenhülle ^^ zählig (meist), — wenn dann
Stengel an den Knoten ino-zehid, Nebenblatt
yauz , mit S Ziilint)! : gestrecktes F. , P.
procümbens Sibth., selten, in schattigen Wäl-
dern, 21., Juni U.Juli; — wenn dagegen an
den Knoten nicli/ inn-zelml, Nebenblatt .9 h/s
rielspaUig, Fig. 706: Tormentill, Blutwurz,
P. tormentilla Ehrh., Fig. 706, häufig, in
lichten Wäldern und Wiesen. 21, bis 40 cm,
Juni- Aug.
b) Blütenhülle •■■'> zählig (meist).
1. Stengel aunlüKferarfi;/, inirzelnd: kriechen-
des F., P. reptans L., Fig. 707, Blätter
5 zählig mit eiförmigen
Blättchen, überall (ausser
Fig. 706. Potentilla tormentilla. Fig. 707. Potentilla reptans.
dem hohen Norden) an Wegen, Gräben,
Grasplätzen häufig. 2j., bis 60 cm lang,
Mai— Aug.
Fig. 708. Potentilla argentea.
2. Stengel nirlit misUiuferarfiii und nicht inir-
ifliid [wenigstens die unteren Blätter 5 bis
7zählig, P. norvegica L., 3zählig, sehr selten.)
■'■Blätter unten filzig.
O Blätter unten ireiss-lWzig: silberweisses
F., P. argentea L ,
Fig. 708, Stengel auf-
strebend. Blättchen
tief eingeschnitten
gesägt, am Rande
umgerollt, kleine Blü-
ten in lockeren Trau-
ben, häufig an Wegen
und unbebauten Or-
ten (N.- und M, -Eu-
ropa). 21, bis 30 cm
hoch, Juni u. Juli.
OO Blätter unten </''""-
filzig, -- wenn dann
auf bfii/rii Seiten
grau-filzig: graues F., P. cinerea
Chaix, zerstreut, an trocknen, felsigen
Orten, '^, April u. Mai; — wenn da-
gegen nur /Diti'ii graufilzig: Hügel-F.,
P. collina Wib., Früchtchen ohne Kiel,
selten, auf sandigen Hügeln, 2j., Mai
u. Juni [P. canescens Bess. sehr selten,
hat Früchtchen mit Kiel].
** Blätter nicht filzig, sondern langhaarig.
O Blühende Stengel einzeln: aufrechtes
F., P. recta L., Früchte mit breitem
Kiel [P. pilösa Willd. Thüringen; hat-
sehr schmalen Kiel], seltener an stei-
nigen Hügeln, an Waldrändern, 2|, Juni
u. Juli.
OO Blühende Stengel zu mehreren (rasen-
förmig), — wenn Stengel und Blatt-
stiel mit aufrechten Haaren : Frühling-
F., P. verna L., Taf. 52, 5, untere Blätter
langgestielt 5— 7zählig, untere kurz-
gestielt 3— 5 zählig, häufig, auf trock-
nen Hügeln, Weiden, Feldrändern, 2j.,
bis 15 cm , März— Mai ; - wenn da-
gegen die Haare abstellend : glanzloses
F., P. opäca L. , Stengel oft rot an-
gelaufen, selten, auf sonnigen Hügeln,
an Waldrändern. %, Mai u. Juni.
82. Fam. Platanen, Platanaceen.
337. Platane, Pliitanus.
Bäume mit wechselständigen, gelappten Blättern
und tutenförmigen Nebenblättern. Die Blüten sind
unscheinbar, stehen an langen, leicht beweglichen,
hängenden Stielen in dichten kugeligen Kätzchen,
5amilie: RofengctDÖc^fc (Rosaceae).
51
5ig. 1. fflöetmcnnig, Agiimonia eupatoria. 2. Kleiner IDteienhnopf, Sangiiisorba minor. 3 a. b. Ijitnbeere,
Rubus idaeus. 4 a. b. Brombeere, Rubus fruticosus. 5. Bad)=rtel{ienrDur3, Qeiim rivale.
5amiUc: Rofengeroddjfc (Rosaceae).
52
Jig. 1. Jelbroie, Rosa arvensis. 2. (gemeiner Srouenmontel, Alchemilla vulgaris. 3. (Bemeine neIRenrour3,
Geum urbanum. 4. (Erbbeere, Fragaria vesca. 5. SrüIjUngs^^ingerkraut, Potentilla vema.
IV. Kreis : Samenpflanzen, Phanerogamen.
185
!. Kelch am
Grunde röhren-
förmig,
a. Blüte gelh,
Samen filme
Haarschopf.
b. Blüte roi, Sa-
men mit Haar-
schopf.
ohne Honig und Duft — Eigenarten, die auf Wind-
bestäubung schliessen lassen. Die Blüten sind ein-
geschlechtig und ohne Perigon. Die Staubbeutel
haben einen schildförmigen Teil, hinter dem sich
in Hohlräumen der Blütenstaub ansammelt, die Schilde
berühren einander, durch Ausfallen entstehen Lücken,
aus denen der Wind den Blütenstaub herausfegt. —
Die P. sind ihres schnellen Wuchses und schönen
Laubes wegen als Park- und Alleebäume beliebt.
Die bei uns kultivierten Arten haben eine sich in
Platten loslösende Korkschicht, bis 20 m hoch, April
u. Mai.
Wenn die Blätter wi'niij (fda/ipi, die Stiele l/niiin :
abendländische P., P. occidentälis K., aus Amerika;
— wenn dagegen die Blätter f/cfcr (/elappt , mit
iiriiiicn Stielen: morgenländische P. , P. orientälis
L , aus Asien.
XXV. Reihe: My rtenblütige.
83. Fam. Nachtkerzengewächse,
Oenotheraceen.
338. Nachtkerzen, Oenothera bieiinis L.
Taf. 53, 2.
Eine zweijährige Pflanze, deren Wurzel im ersten
Jahr fleischig, im zweiten trocken und holzig ist,
sie bildet im ersten eine Blattrosette (Winterschutz),
im zweiten einen hohen Stengel mit Blättern und
Blüten. Der Stengel ist weichhaarig, die langgestreck-
ten Blätter stehen wechselständig. Die grossen (Krone
% der Röhre), gelben, besonders abends leuchtenden
Blüten stehen in langen Aehren und bilden mit ihrem
abendlichen Duft und langen Röhre einen ausge-
sprochenen Lockapparat für langrüsselige Dämme-
rungsfalter, zumal die Blütenpforte sich vor dem
Aufblühen durch Drehung des Fruchtknotens wage-
recht stellt. Die Staubbeutel reifen vor den Narben,
wodurch Fremdbestäubung gesichert ist. Die N. ist
aus Virginien bei uns eingebürgert, hie und da an
Flussufern und Sandplätzen häufig. Die Wurzel ist
essbar (Rhapontikawurzel, Rapunzel). Bis 1 m hoch.
Juni -Aug. Seltener ist O. muricäta Persh. mit
kurzen Kronenblättern (Va der Röhre). Auch manche
Zierpflanzen gehören hierhin.
339. Weidenröschen, Eiiilöbium. Taf. 53, 3.
Ausdauernde Kräuter mit schmalen, kleinen, aber
zahlreichen Blättern (Lichtgenuss), manche mit starker
Behaarung als Schutz gegen zu starke Verdunstung
und Tierfrass. Vom Grunde der sitzenden Blätter
laufen bei manchen Arten Leisten am Stengel her-
unter zur Regenableitung. Manche Arten haben
grosse, andere kleine Blüten, beide in Trauben ge-
häuft, bei jenen herrscht der Wirksamkeit des Lock-
apparats entsprechend Fremdbestäubung, bei diesen
Uoffmann-Dennert, Botan. Bilder- Atlas. 3. Aufl.
Selbstbestäubung vor. Bei dem schmalblätte-
rigen W. verstärken rote Kelche und Blütenstiele
den ansehnlichen Lockapparat. Verglichen mit der
Nachtkerze ist die Blütenröhre kurz, weshalb Bienen
als Bestäuber in Betracht kommen. Ein Platzwechsel
zwischen den zuerst reifenden Staubbeuteln und den
später reifenden Narben begünstigt Fremdbestäubung ;
aber als Notbehelf kann auch Selbstbestäubung ein-
treten, indem sich bei manchen Arten am Schluss
des Blühens die Narben zu den Staubbeuteln hin-
krümmen (schmalblätteriges W.) oder die
Staubbeutel zur Narbenhöhe emporwachsen (klein-
blütiges W.) Die Frucht ist eine Kapsel, die
Samen haben einen Haarschopf, mit dem sie fliegen
und sich im Keimbett festhalten. Uebrigens ent-
stehen bei manchen Arten neben dieser Vermehrung
im Schatten Ausläufer, die dem Licht entgegen-
wachsen. („Rettung ins Licht".) — Die W. sind
recht veränderlich und bilden Bastarde, daher oft
schwer zu bestimmen.
A. Alle Blätter ireclisehtihuUy: schmalblätte-
riges W., E. angustifölium L., Taf. 53, 3, die lan-
zettlichen , aderigen Blätter sind höchstens schwach
gezähnt, Fruchtkapsel seidenartig behaart, häufig, an
lichten sandigen Waldstellen in N.- und M -Europa,
bis IV3 m hoch, Juli u. Aug. [E. rosmarinifölium
Hänke, in den Gebirgen, selten, hat aderlose Blätter].
B. Die unteren Blätter gegen- oder quirlständig.
L Stengel mit erhabenen oder behaarten Lelifen.
\. Blatt (hutlieh geMielt , Fig. 709: rosenrotes
W., G. röseum Schreb., Fig. 709, hie und
da an sumpfigen Stellen und Gräben . bis
60 cm, Juli u. Aug.
2. Blatt höehstens kurz gestielt, Fig. 710.
Fig. 709. Epilobium roseum.
Fig. 710. Epilobium tetr.igonum.
a) Die mittleren Stengelblätter heirMaufeiu/,
der Stengel geflügelt: vierkantiges W.,
E. tetragönum L., Fig. 710, kleine rosen^
24
186
Die Pflanzenwelt.
rote Blüte, zertreutan Bächen und Sümpfen,
bis 1' 4 m, Juli u. Aug.
b) Blätter /lilc/isfens undi-iitUch Inrahlaufenrl,
— wenn dann die Blätter zu 3—4(/iiirl-
st(i)i(Uij: dreikantiges W., E. trigönum
Schrank, Blatt sitzend, rosenrot, höhere
Gebirge, bis 1 m, Juli u. Aug.; — wenn
dagegen die Blätter meist geijenständni:
dunkelgrünes W. , E. obscürum Rchb.,
Stengel sehr ästig. Blatt sitzend, kleine
trübrosenrote Blüten , zerstreut, an Grä-
ben, Quellen. Waldplätzen, bis 1 m, Juni
u. Juli. [E. initans Schmidt, Erzgebirge
und Sudeten, hat einfache Stengel. Kurz
gestielte Blätter haben E. origanifölium
Lam. (Blatt eiförmig lanzettlich , unten
Fig. 711. Epilobium hirsulum.
Fig. 712. F.pilobium parviflorum-
breit) und E. alpinum L. (Blatt länglich,
unten schmal), beide in den höheren Ge-
birgen.]
II. Stengel stielrund, meist riiuisum <ih' ich massig be-
haart, Fig. 711.
1. Narben keulig ntsammemiencigt : Sumpf W..
E. palüstre L., Blatt schmal lanzettlich, sitzend,
mit Ausläufern, blassrot, hie und da auf
Sumpfwiesen, bis 50 cm, Juli u. Aug.
2. Narben <ii<sgehreitet, Fig. 711 u. 712.
a) Kelchblätter starhehj)it:ig , Blüte gross:
zottiges W. , E. hirsütum L. . Fig. 711.
Blatt stengelumfassend, etwas herablaufend,
purpurfarben, häufig, an feuchten Stellen,
an Flüssen und Gräben, bis IV. m, Juni
bis Sept.
b) Kelchblätter nicht stachelsjiitzig, Blüte khiii,
— wenn dann der Stengel iccichhaarig,
zottig: kleinblütige W, , E, parviflorum
Schreb., Fig. 712, das Blatt länglich-lanzett-
lich, fein gezahnt, lila oder weiss, hie und da
auf
Jun
feuchten Wiesen, an Ufern, bis 60 cm,
i u, Juli ; wenn dagegen der Stengel
/i'iiJil oder <iiilic{/ciiil
ftaiim/g : Berg-W.,
E. montänum L..
Fig. 713, Blatt ei-
förmig, stark ge-
zahnt, fleischrot, fast
weiss, häufig, in Wäl-
dern und Gebüschen,
Juni -Aug.
Anm. Diesen beiden
Gattungen verwandt ist
die Zierpflanze Fuchsia
mit ihren zahlreichen Ab-
arten.
Fig. 713. Epilobium montänum.
340. Hexenkraut.
(Ircsiea. Tai 53, 4.
2. Kelch am
Grunde nicht
röft reu form ig.
Kraut, das z. T. zur Vermehrung an den Enden =>â– Keich sieiuy.
unterirdischer Triebe Knollen trägt. Die zarten
Blätter kennzeichnen es als Waldschattenpflanze. Das
Laub ist zum Schutz gegen Schneckenfrass reich an
Kristallen (Raphiden). Der rinnige Blattstiel dient
der Regenableitung, die Drüsenhaare an Stengel und
Fruchtknoten als Schutz gegen Honigdiebe. Die
kleinen zuerst rötlichen, dann weissen Blüten stehen
in Trauben. Die Schliessfrucht hat hakige Haare,
mit; denen sie sich an vorüberstreifende Tiere heftet.
A. Blütenstiel oinie Deckblatt: gemeines H., C.
lutetiäna L., Taf, 53, 4, Stengel behaart, häufig, in
feuchten schattigen Laubwäldern. %. bis 50 cm, Juli
u. Aug.
B, Blütenstiel mit borstlichem Deckblatt. Stengel
kahl, - wenn dann die Frucht kugelig, die Pflanze
ca. rlo cm hoch: mittleres H., C. intermedia Ehrh.,
hie und da; — wenn dagegen die Frucht l.euleii-
fSrmig, Stengel höchstens 15 cm: Alpen-H., C.
alpina L., selten, mehr in Gebirgen; beide Juni bis
August.
341. Wassernuss, Wasserkastaiiie, Trapa
uatans L. Taf. 53, 5.
Ein schwimmendes kahles Kraut, dessen Blätter
eine bemerkenswerte Arbeitsteilung zeigen : zipfelige,
untergetauchte und breite, schwimmende Rosetten-
blätter, deren Unterseite (wie der Stengel) Drüsen
mit saurem Inhalt als Schutz gegen Tierfrass be-
sitzen. Der aufgeblasene Stiel der rautenförmigen
Blätter erhöht die Schwimmfähigkeit. Die Blüten
sind klein und weiss, unscheinbar, die Blütezeit ist
kurz, weshalb Selbstbestäubung Regel ist. Die Frucht
verwächst mit den zu Widerhaken werdenden Kelcli-
zipfeln, mit denen sich die Frucht im Schlamm ver-
ankert. Der mehlige Kern der Nuss ist essbar. Zer-
b. Blüte Jgliede-
rig, Kelch Idei-
hend.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Plianeroyanien.
187
streut, in stehenden und langsam fliessenden Ge-
wässern. 0, Juni u. Juli.
Anm. Hierhin gehört auch die Isnardie, Is-
närdia palustris L., Fig. 714, eine seltene Pflanze in
Torfsiimpfen und lang-
sam fliessenden Gewäs-
sern , die kleine eirunde
Blätter, in deren Achseln
kleine, grüne Blüten und
Kapselfrüchte, hat.
Fig. 714. Isnardia palustris.
siielt.
2. Stengel auf-
recht, Blatt sit-
zend.
84. Fam. Weiderich-
gewächse, Lythraceen.
Die Familie hat bei
uns krautige, in den Tro-
pen auch Strauch- und
baumartige Vertreter, die
Aeste sind vierkantig, die ganzrandigen Blätter gegen-
oder quirlständig. Der Kelch ist röhrig, die Blüten
sind rot. Von Zierpflanzen gehört hierhin Cuphea.
300 Arten in der heissen und gemässigten Zone.
1. Stengel ii/cde-- 342. Bachburffcl, Zipfelkraut, Peplis Pörtiila L.
hcgemt. Blatt ge- t t c/i o
Taf. 54, 3.
Ein kleines Kraut mit niederliegendem Stengel
und gegenständigen , verkehrteiförmigen Blättern.
Die rosenroten kleinen Blüten stehen einzeln in den
Blattachseln. Sehr zerstreut, an sumpfigen Steilen,
an Teichen, auf feuchten Aeckern. 'l< , bis 10 cm
lang, Juli — Sept.
343. Weiderich, Lythniiii. Taf. 54, 4.
Kräuter mit zahlreichen Blättern, die sich, weil
schmal, den Lichtgenuss gegenseitig nicht schmälern.
Die rote Blumenkrone ist 4 — 6 blättrig. 6 oder 12
Staubgefässe, die in den Blüten in 3 verschiedenen
Höhenlagen stehen, die Narbe steht dann jedesmal
in anderer Höhe, auch der Blütenstaub ist dement-
sprechend verschieden. Da die Fremdbestäubung
dann am erfolgreichsten ist, wenn Blütenstaub und
Narbe von gleicher Höhe zusammenkommen, so wird
durch diese sog. „Heterostylie" jene gesichert. Die
Frucht ist eine vielsamige Kapsel. 3 deutsche Arten,
die z. T. ein gutes Viehfutter liefern , der gemeine
W. wird auch als Zierpflanze gezogen und liefert
einen roten Farbstoff für Zuckerbäcker.
A. Blüten eincibi, mit (i Staubgefässen : Ysop-
blättriger W., L. hyssopifölia L., Blüten klein, rotlila,
selten, auf feuchten Aeckern und Wiesen. ©, bis
30 cm, Juni — Sept.
B. Blüten in Ae/ireii, mit J;^ Staubgefässen: wenn
dann Kelchzähne i/Jn'c/i Jauir. rutenförmiger W. . L.
virgätum L. , Blätter lanzettlich mit abgerundetem
Grund, selten, an Gräben, 2j., bis 1,30 m, Juli u
Aug., — wenn dagegen Kelchzähne rersrJiieden lui/;/:
gemeiner W., Blutkraut, L. salicäria L., Taf. 54, 4,
Blatt mit herzförmigem Grund, Blüten gross, pur-
purrot, in ganz Europa, häufig, an Gräben, Ufern,
sumpfigen Stellen. 2;, bis 1,20 m, Juli— Sept.
85. Fam. Halorrhagisgewächse,
Halorrhagaceen.
344. Tanneuwedel, Hippiiris vulgaris L. Fig. 715. iBiattm^sde/f,
Blüte ziritteriq
Eine ausdauernde Wasserpflanze mit quirlstän- (mit i staubge-
digen, einfachen, nadeiförmigen Blättern, die unter- "?""'',!,*'!'""
^ t5 ^ pel, Flg. 715 oben
getauchten sind länger und übernehmen auch Wurzel- nnks).
funktion. Die sehr kleinen Blüten stehen in den Blatt-
achseln, sie sind nackt, unscheinbar und auf Wind-
bestäubung angewiesen , da die Narbe zuerst reif
wird, so ist Fremdbestäubung sicher. Die Frucht
Fig. 715.
Hippuris vulgaris.
Fig. 716.
Myriophyllum verticillatum.
ist eine kleine Nuss. In stehenden Gewässern der
ganzen Erde, bei uns zerstreut. 2|., die aufrechten,
blühenden Stengel bis 30 cm hoch, die unfrucht-
baren flutenden bis 2 m lang, Juni — Aug.
345. Tausendblatt, Myriophyllum L. Fig. 716. 2. Biatt »e/ierfc. <,
Diese Pflanzen dauern mit im Schlamm krie- (Pig. 716 oben
chenden Wurzelstock aus und treiben lange unter- imks).
getauchte Stengel an die Wasseroberfläche. Die
quirlig stehenden Blätter sind fein gefiedert. Die
Blütenähre erhebt sich etwas über das Wasser, sie
trägt oben männliche, unten weibliche Blüten, die
wegen ihrer Unscheinbarkeit auf Windbestäubung
schliessen lassen. In stehenden Gewässern durch
Europa und N. -Asien hindurch, bei uns zerstreut.
2j., bis 2 m lang, Juli u. Aug.
Wenn alle Deckblätter kaiiiiiifiirmig fiederspaltiij ,
Fig. 716 links: quirlblütiges T., M. verticillatum L.,
Fig. 716. Deckblätter länger als die Blüten. Quirl
zumeist 5 — 6 blättrig; — wenn dagegen obere Deck-
blätter i(ii(/ete/lt ; ährenblütiges T., M. spicätum L ,
Deckblätter kürzer als die Blüten, Quirl meist 4blättrig.
Die Pflanzenwelt.
XXVI. Reihe: Doldenblütige.
85. Farn. Doldengewächse, Umbelliferen.
Diese Familie ist gut gekennzeichnet und bio-
logisch ziemlich einförmig. Meistens sind es Kräuter
mit starker Riibenwurzel , die bei manchen Arten
durch die Kultur noch verstärkt wird (Möhre, Pa-
stinak, Sellerie u. a.), so dass sie als Gemüse benutzt
werden kann. Für die Pflanze ist sie natürlich Vor-
ratsspeicher für die Blütezeit (im 2. Jahre). Der
hohle Stengel hat ebenso wie das Laub einen starken
Geruch, z. T. auch Gift gegen Tierfrass. Die gegen-
ständigen Blätter sind oft gross, aber fast stets vielfach
geteilt und aus feinen Blättchen bestehend, so dass
sie sich im Lichtgenuss nicht hindern, oft zeigen
sie dabei deutlich Regenableitung zur Wurzel hin
(durch rinnigen, schräg nach oben gerichteten Stiel).
Die Blätter haben eine stark ausgebildete Scheide,
welche die Knospen umschliesst und sie schützt.
Die Blüten (mit 5 Kronblättern, Kelch oft kaum
sichtbar) sind klein, weiss oder gelb, aber sie stehen
in Dolden gehäuft, so dass sie einen weithin sicht-
baren Lockapparat bilden, wobei die aussen stehenden
nach aussen auch noch oft grössere Kronenblätter
besitzen. Da die Blüten dabei in einer Ebene liegen,
so entsteht für die Insekten eine vorzügliche An-
flugstelle. Unter der Dolde (die oft wieder aus
„Döldchen" besteht) finden sich Hochblätter, welche
die jungen Blütenknospen als Schutz umhüllen,
später sind sie abwärts gerichtet. Bei Regenwetter
krümmen sich die Doldenstiele oft abwärts, so dass
die Blüten vor dem Regen geschützt sind, der Honig
wird in ihnen von einem Polster auf dem unter-
ständigen Fruchtknoten abgesondert und liegt daher
offen. Er wird von den zahlreichen sich auf den
Blüten umhertreibenden Käfern und Fliegen geholt,
wobei diese sich mit Blütenstaub einpudern. Die
Blüten sind proteranderisch, d.h. also die 5 Staub-
gefässe sind zuerst reif, und da sie mm bei vielen
Doldengewächsen vor dem Reifen der beiden Narben
abfallen, so wird trotz der eben geschilderten Art
der Bestäubung doch Fremdbestäubung erreicht. Die
Frucht zerfällt in 2 Hälften, sie hat oft charakteri-
stische Rillen und Leisten, oft auch Haken und
Borsten zur Verbreitung durch das Fell vorüber-
streifender Tiere. Durch ätherisches Oel von starkem
Geruch sind sie gegen Tierfrass geschützt. Die
Samen haben ein fleischiges, ölhaltiges Sameneiweiss.
Die Gestalt der Früchte und die Ausbildung des
Querschnitts ist oft sehr charakteristisch. — Die
etwa 1300 Arten sind über die ganze Erde ver-
breitet, besonders aber in der gemässigten Zone,
vielfach sind sie für die Vegetation sehr kennzeich-
nend, wegen ihres ätherischen Oels liefern sie wich-
tige Gewürz- und Arzneipflanzen, auch Futter- und
Gemüsepflanzen. Ihre Gattungen sind meistens arten-
arm.—Zur Bestimmung ist eigentlich die reife Form
unerlässlich. Wir unterscheiden zunächst 13 Unter-
familien.
A. Blüten in einfachen Dolden oder in Köpf-
chen, - wenn dann ir'(/.v.s('rpflanzen mit unnhlii-
tii/en Dolden, undeutUchem Kelch und neulich zn-
sminiieiiijedriicLier'^) Frucht, Fig. 717 links: L Hydro-
cotyleen; - wenn dagegen Lf//^f/pflanzen mit
huscheligen^ Mpfchenartiijen Dolden, deiiflirliem Kelch
und fdsf sUelrumhr Frucht: IL Saniculeen.
B. Blüten in stets susainmoinese/zfen Dolden.
I. Frucht voi/ i/er Seile zusammengedrückt, aber
jedes Teilfrüchtchen rundlich (z. B. Fig. 721 unten
links): III. Ammineen.
II. Frucht roiii Riirh-en her zusammengedrückt
oder stielrund.
a) Das Teilfrüchtchen mit 5 Hauptrippen, ohne
Nebenrippen (Fig. 733 -750).
1. Die Rippen der Früchte ijleieh (z. B. Fig. 734
unten links).
aa. Eiweiss auf der Innenfläche der quer durch-
schnittenen Frucht ßiich oder fusi flach:
IV. Seselineen.
bb. Eiweiss auf der Innenfläche tief (jefnrehf,
- wenn dann die Frucht viel lih/ijer als
breit: V. Scandineen; —wenn dagegen
die Frucht kainii Ifhujer als breit (kugelig
oder eiförmig): VI. Smyrneen.
2. Die Rippen der Frucht ani/leieh, nämlich die
am Rand breit geflügelt (z. B. Fig. 742 unten
links), - wenn dann diese Flügel aK^einaniler
spreizen (z. B. Fig. 743 unten links): VII.
Angeliceen; wenn die Flügel sich da-
gegen zu einem einzigen zHsannuenhye)! (z. B.
Fig. 744 unten rechts) : VIII. Peucedaneen.
b) Das Teilfrüchtchen ausser den 5 Hauptrippen
noch //'// -i Nebenrippen zwischen jenen (Fig.
752 unten rechts).
1. Eiweiss auf der Innenfläche lief ijefwehl (Fig.
752 unten rechts): IX. Caucalineen.
2. Eiweiss auf der Innenfläche nicht (jefturht.
"' Eiweiss auf der Innenfläche flach.
aa. Früchte ohne Stacheln; — wenn dann
auch uhne Flügel und vom Rücken
(linsenförmig) zusniiniieni/eilriicl.i : X. S i-
lerineen; - wenn dagegen die vier
Nebenrippen i/rfliii/eH und die Frucht
mehr s/ielnind: XL Thapsieen.
') Die Frurht ist seitlich zusammengedrückt,
wenn die beiden Tedffüchte mit schmaler Fläche zu-
sammenhängen «.», dagegen vom Rücken her zu-
sammen A gedrückt, wennsiemit breiter Fläche zusammen-
hängen ( ). Zur Untcrsucliung der Frucht mache man stets
(iuer- Y schnitte.
5amiltcn: Rofcn= (Rosaceae) unö lla(i|tkcr3engcrDäd)|c (Onagraceae). 53
5tg. 1. IDiejen=Sptet|taube, Spiraea Ulmaria. 2. (Bemeine Iladitfterse, Oenothera biennis. 3. Sd)malblättertges
tDei6enrösd|en, Epilobium angustifolium. 4. tjejenhraut, Circaea lutetiana. 5. Sdiwimmenbe tDaflernug,
Tiapa natans.
(Cucurbitaceae). 54
5ig. 1. Knollige Jettfjenne, Sedum telephium. 2. Sdiarfer mauetpfeffer, Sedum acre. 3. (Bemeines Sipfeihraut,
Peplis Portula. 4. (Bemeincr tDeiberid), Lythrum salicaria. 5. Rotbeerige 3aunrübe, Bryonia dioica.
6 a. b. (Bemetne (Burhe, Cucumis sativus.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
189
Fig. 717.
Hydrocotyle vulgaris.
1. Blätter «tarhe-
lig , distelartig.
bb. Frucht mit Stacheln : XII. Daucineen.
■"* Eiweiss auf der Innenfläche ulinjhisartiij
hohl {Fig. 754 unten): XIII. Coriandreen.
1. Unterfam. Hydrocotyleen.
346. AVasseniabel, Hydroi-ötyle vulgaris L.
Fig. 717.
Ein Sumpfkraut, da-
her mit kahlen und un-
geteilten (schildförmigen)
Blättern, der dünne schlaffe
Stengel kriecht über den
Boden hin oder flutet im
Wasser, an den Knoten
heftet er sich im ersteren
Fall mit Nebenwurzeln
fest. Die Blüten sind
klein , weiss oder rötlich.
An sumpfigen Standorten
des gemässigten Europa, aber selten. 2J., Juli u.
Aug.
2. Unterfam. Saniculeen.
'347. Männertreu, Mannstreu, Eryngiuni.
Meist ausdauernde, harte Kräuter, deren leder-
artige Blätter distelartig stachelig sind zum Schutz
gegen Tierfrass; die oberen sind stengelumfassend;
auch das kopfförmige Döldchen ist von dornigen
Hüllblättchen umgeben. Dieser Schutz ist um so
mehr angebracht, als es Pflanzen trockner Standorte
sind. Die Frucht hat keine Riefen, sie ist von dem
dornigen Kelch gekrönt. In den gemässigten und
wärmeren Teilen der Erde.
A. Wurzelblätter fiederteilig: Feld-M., E. cam-
pestre L., Fig. 718, weisslichgrau , stark verzweigt,
untere Blätter gestielt,
lieh, an Meeresküsten Europas, Nord- und Ostsee.
2|., bis 50 cm, Juni Aug.
348. Europäischer Sanikel, Sanicula europäea L. 2. Blatter .»>/,(
p. 71 Q slaclifli;/.
rlg. tu. a. Frucht /.-(/'/f/i>,
Ein ausdauerndes Kraut mit meist grundstän- ""' ^''"''"■'"'
Blüte weiss oder grün-
lich, auf dürren Hügeln
und Aeckern in M. und
S.-Europa, in S. -Deutsch-
land, %, bis 50 cm hoch,
Juli u. Aug.
B. Wurzelblätter un-
geteilt, - wenn dann
die Hüllblätter lineal-lan-
zettlich: flachblättrige
M., E. planum L., Blüte
und Stengel amethyst-
blau, in Ostdeutschland,
selten, Ij., bis 50 cm.
Juli Sept ; - wenn da-
gegen die Hüllblätter
breit-eiförmig: Meerstrand-M., E. maritimum L.,
graugrün oder bläulich angelaufen, Blüte blassbläu-
Fig. 718. Eryngium campestre.
Fig. 719. Sanicula eiiropaea.
digen handförmig-5 teiligen Blättern, die blassroten
Blüten stehen in kopf-
förmigen Dolden, die am
Rande sind männlich.
Die Früchte besitzen zur
Verbreitung durch Tiere
hakige Borsten. In fast
ganz Europa, bei uns in
schattigen Bergwäldern,
zerstreut, bis 50 cm hoch,
Mai und Juni.
349. Sterndolde,
Meisterwurz, Asträntia
major. Taf. 55, 3.
Ausdauernde Kräuter
mit bandförmig gespal-
tenen Wurzelblättern, die
Blüten sind klein und unscheinbar, dagegen stellen
die grossen gefärbten Hüllblätter der Dolde einen
Lockapparat dar. Die Früchte haben aufgeblasene,
runzelige Rippen. - In Bergwäldern von M.- und
S.-Europa. bei uns selten, auch als Zierpflanze ge-
zogen, bis 60 cm hoch, Juli u. Aug.
3. Unterfam. Ammineen.
A. Blätter uiK/ctcilf.
350. Hasenolir, Bupleuruni. Taf. 55, 4.
Kräuter mit ganzrandigen Blättern, die gelben
Blüten (mit undeutlichem Kelch) stehen in zusammen-
gesetzten Dolden, die Früchte sind länglichrund mit
schwachen Rippen.
a) Früchte kiinnij-niHli : feines H., B. tenuissimum
L., Blätter lineal-lanzettlich, selten, an Salinen,
am Meeresstrand. 0, bis 25 cm, Juli u. Aug.
b) Früchte tiirht lxörnk)-raiih.
1. Blatt (/i/rrhirach.scii (d. h. rings um den Stengel
herum): rundblättriges H., B. rotundifölium
L., Taf. 55 4, Blatt eirund, Dolde 5— 7strah-
lig, ohne gfemeinsame Hülle, aber mit „Hüll-
chen" (an den „Döldchen"), weit verbreitetes
Getreideunkraut aus dem Mittelmeergebiet. 0,
bis 50 cm, Juni u. Juli.
2. Blatt iiichf durch ii-Krhain, — wenn dann Hüil-
chen so houj irk- die Döldchen, obere Blätter
iin beiilfii Fjidm srhimVir: sichelblättriges
H., B. falcätum L., Fig. 720, wenig verzweigt.
Dolde 4 — Sstrahlig, mit Hülle und Hüllchen,
olnie Rippen.
b. Frucht löiu/-
irrfi mit 5 runze-
ligen Rippen.
190
Die Pflanzenwelt.
M.- und S.-Europa, besonders auf Kalkboden.
Gebüsche, Wege, 2j., bis 60 cm, Juni Okt. ;
— wenn dagegen Hüllchen /iiiii/cr (//*■die
Döldchen, obere Blätter hcrzforniiii Kiiifast'cnd:
langblättriges H., B. longifölium L. , selten,
Fig. 720. Bupleiirum falcatiim.
Fig. 721. Cicuta virosa.
auf steinigen und waldigen Hügeln , beson-
ders auf Kalk und Glimmerschiefer. 2j., bis
1 m, Juli u. Aug.
B. Blätter )/ctci/f.
I. Kelch (Imtlkh aus 5 Zähnen gebildet.
1. In der ver-351. WasserscliierÜna:, Cieüta virosa L. Fig. 721.
tiefung zwisclien
den Hauptrippen Der dicke, fleischige Wurzelstock ist durch Quer-
" sir'iemen'.'^^ wände gekammert, sein gelber Milchsaft ist als Schutz
a. Blatt sfach gegen Tierfrass sehr giftig. Der Stengel ist glatt,
liMerleiUg, j„, , j r^
Frucht hrcii, die Blättchen sind spitz und scharf gesägt. Die
'■"'"""''• Dolde hat meistens keine Hülle, weisse Blüten. In
N.- und M. -Europa, an feuchten Stellen, bei uns
zerstreut. 2]., bis 1,3 m hoch, Juli Aug.
352. Sicheldolde, Falc.iria Riviiii Host.
b. Blatt einfach
(ii/er Szftidig,
Frucht umqiich. Ausdauemdes Kraut mit sparrigen Aesten und
gestreiftem Stengel , Hülle der Dolde vorhanden.
Weissblühend. Selten, besonders auf Kalk- und Lehm-
boden, bis 60 cm, Juli u. Aug.
2. Zwischen den 353. Werfe, Berula aiiffiistif«'»lia M. et K. Fig. 722.
Hauptrippen der
Frucht liegen a Ausdauemd, mit fiederteiligen Blättern, die Blätt-
unten "rechts, chen Sind eilanzettlich, gesägt oder gelappt. Die Dolde
a.Dieüoide steht hat 15 20 Strahlen, die Hülle besteht aus vielen
scheinbar dem
liinu gegenüber, nederspaltigen Blättchen , Blüte weiss. In M.- und
Frucht hreit, s.-Europa, sowic W.-Asien, an nassen Stellen, in
rundlich.
b. Die Dolde ist
endsländig . Fig.
723, die Frucht
länglich.
flachen Gewässern, weniger im Gebirge, bis 60 cm,
Juli u. Aug.
354. Merk, Siuui. Fig. 723.
Blätter gefiedert, weisse Blüten. Der knollige
Wurzelstock des Zucker-M. wird als Zusatz zum
Brot oder zur Branntweindestillation benutzt, diese
Pflanze stammt aus Asien, %.
Wenn uUe Blätter gefie</crt: breitblättriger M.,
S. latifölium L., Fig. 723, Dolde mit 20 30 Strahlen,
Hülle vielblättrig, in Europa, ausser im hohen Nor-
Fig. 722. Berula angustifolia.
Fig. 723. Sium latifoliutn.
den, in stehenden Gewässern, bei uns zerstreut, bis
1,30 m, Juli u. Aug.; wenn dagegen die olicnii
Blätter 3t('il/g: Zucker-M., S. sisariim L. , Hülle
1 — 5 blättrig, kultiviert, bis 60 cm, Juni - Aug.
II. Kelch iiiiilciiflich.
a) Kronblatt zwar mit eingebogenem Läppchen,
aber »ich/ (iiifi/era/ulct.
355. Sellerie, Aitiuui graveolens L. Fig. 724. i- hüiic u. hüii-
chen fehlt, oder
Mit dickem, fleischigem Wurzelstock und sehr //â„¢7i.-.(ciis/-.v hin-
ästigem, glattem Stengel, die Blätter sind im Gegen- '""^'' B'-^'x^hen.
Fig. 724.
Apium graveolens.
Fig. 725.
Helosciadium inundatuin.
satz zu den meisten anderen Doldengewächsen etwas
fleischig, was mit dem feuchten, besonders gern
salzhaltigem Standort zusammenhängt. Wurzelstock
und Laub haben starken, manche Tiere abschrecken-
den Geruch und Geschmack. Die Dolden sind viel-
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
191
strahlig, die Blüten weiss. Strandpflanze M. und S.-
Europas, als Gemüse- und Salatpflanze angebaut.
2J., bis 1 m hoch, Juli -Sept.
2. Wenigstens 356. Sumpfscliirin, Helosciädiuiii. Fig. 725.
das HüHchen
mehrhuittrig. A. AUc Blättcr yhichaHüj, — wenn dann glekh-
g;nederr''Bru' /''•''■''''•.'/ stnmpf-.jeMhß: knotenblütiger S-, H. nodi-
menbiatt siern- fior^m Koch, in Sumpfgewässem , selten, am Mittel-
'"TiieT" meer verbreitet, 2J., bis 1 m, Juli-Sept.; — wenn
dagegen Blättchen mir/le/rJi gezalint oder gelappt :
kriechender S., H. repens Koch, ebenda, selten.
n, Aug.— Okt.
B. Die untenjcta Kellten Blätter haarfein geteilt:
schwimmender S. , H. inundätum Koch , Fig. 725,
in W.- und M. -Europa, in Deutschland selten, fehlt
im Süden. 2|.. bis 20 cm, Juni u. Juli.
b. Biait me)n- 357 Petersüie, Petroselinum sativum Hoff.
/>/(â– /; fiederspal-
tig, Blumenblatt Taf. 55, 5.
Ein ästiges Kraut mit dicker, wie das Laub
zum Schutz gegen Tierfrass aromatisch riechender
Wurzel. Die Blätter sind glänzend grün , ihre Teil-
blättchen eiförmig-keilig, dreispaltig, gezähnt. Dolde
vielstrahlig, mit 6 — 8 blättrigem Hüllchen, Blüten
grüngelb. Eine bekannte, aus dem Mittelmeergebiet
stammende Gemüse- und Gewürzpflanze. £•' , bis
1 m hoch, Juni u. Juli.
b) Kronblatt mit eingebogenen Läppchen, aber
auch aiisgeranch't.
1. Hülle u. Hüll-
chen tuehyhlatt-
ri(i ') , Läppchen
Wenn Hülle und Hüllchen fehlen oder irenig-
ti/i'ittr/g sind, mit sjiindelfiiniiiger Pfahlwurzel: Wiesen-
K., C. carvi L., Fig. 727, Dolden 8— lOstrahlig,
Blüte weiss oder rötlich. In N.- und M. -Europa
weitverbreitet auf Wiesen und Aeckern, angebaut.
358. Ainmi, Ainini inajiis L.
Kahles Kraut mit gefiederten Blättern, Blättchen
uTno'hma"s''r!,t n^it knorpelig-spitzigeu Zähnen. Die Hüllblätter sind
,/eynmM,2iappiy. geteilt, die Blüten weiss. Stammt aus Istrien, ein-
geschleppt. 0, bis 1 m hoch, Juli u. Aug.
2. Hülle u. Hüll 359. Giersch, Geissfuss, Aegopödium poda-
chen fehlen, sei- „„.',_;„ T P;,v 70«
ten j-äbiättrig, griipia L. Flg. 726.
Lappchen der Kraut mit gefurchtem hohlem Stengel, die grund-
Blumenblatter =* ts i ts
„ngeieiit. ständigen Blätter sind langgestielt, doppelt dreizählig, |
' H^,!!nf';''n'öpn'" die oberBu einfach 3 zählig. gross und saftig, weil
Hauptrippen fe fe fe
iei„e Striemen die Pflauzc im Schatten an feuchten Standorten
lg. ) un cn . ^gj-j.,g(_ jjg Dolden sind vielstrahlig, weisse Blüten.
In M.- und S. -Europa weit verbreitet, bei uns ein
häufiges Unkraut, dessen junge Blätter sich als Ge-
müse benutzen lassen. 2|., bis 1 m. Juni — Aug.
360. Kümmel, Carinii. Fig. 727.
Kraut mit schmalen Fiederblättchen. Die Frucht
Die-
b. Zwischen den
Rippen mit Strie-
men.
aa. mitjeistrie- J5t eirund, Seitlich etwas zusammengedrückt.
men (Fig. 727 *'
oben). jenige des Wiesen-K. wird als Gewürz und Arznei
^ ^,"'hUnJ,r" benützt, weshalb er im grossen angebaut wird.
') Hierhin gehört auch Carum bulliocästamim,
dasselbe hat aber im Gegensatz zu Ammi einfache Hüll-
blätter.
Fig. 726. Aegopodium podagraria.
Fig. 727. Carum
&, bis 60 cm, Mai u. Juni; — wenn dagegen Hülle
und Hüllchen mehrbliittrig, Wurzelstock l.-nolUg: knol-
liger K., C bulbocästanum Koch, in Deutschland
im Westen, auf Lehm- und Kalkboden. 2j., Juni
u. Juli.
361. Scherbetkraut, Trinia vulgaris DC. Fig. 728. i
Zweijähriges Kraut mit zweihäusigen oder zwei-
geschlechtigen Blüten, weiss. In Westdeutschland an
trocknen steinigen Orten,
besonders auf Kalkboden,
30 cm, April — Juni.
Fruchtrippen
liuht.
Fig. 728. Trinia vulgaris. Fig. 729. Pimpinella saxifraga.
362. Bibernelle, Pimpinella. Fig. 729. hb. zwischen den
1. Frucht behaart: Anis, P. anisum L., untere ,„j/,'.'j',.js't'^'^|'^"„
Blätter einfach, herzförmig gesägt, mittlere gefiedert.
obere einfach oder 3 spaltig, Blüte weiss. Pflanze
gewürzhaft riechend, daher angebaut, aus dem Orient.
©, bis 50 cm, Juli u. Aug.
192
Die Pflanzenwelt.
1 . Griffel lang u.
nufi-eclil (Fig. 730
links).
2. Frucht kahl, - wenn dann der Stengel fein
gerieft, oben blattlos: gemeiner B., P. saxifraga L,.
Fig, 729, Griffel kürzer als der Fruchtknoten, Wurzel
stark aromatisch, überall häufig. 21, bis 60 cm, Juli
bis Sept.; wenn dagegen der Stengel gefurcht
und bis oben beblättert: grosser B., P. magna L.,
mehr im Gebirge, 2|., bis 8Ü cm, Juli — Sept.
4. Unterfam, Seselineen.
A. Kelch ileiitlich aus 5 Zähnen bestehend.
363. Rebendolde, Oenänthe.
1. Blattstiel (iHfyehlaseir. gemeine R., O. fistu-
lösa L., Fig. 730, Stengel schwach verzweigt; Blatt-
stiel länger als die Spreite, Dolde mit 3 7 Strahlen,
Blüten weiss, Frucht kreiseiförmig, im gemässigten
Europa an feuchten Stellen, häufig. 2|., bis 1 m,
Juni u. Juli.
2. Blattstiel n/cJii unfyehlasen, — wenn dann
kiirzir ((h die Spreite, Randblüten grösser als die
andern : haarstrangblättrige R. , O. peücedanifölia
Poll., Wurzel büschelig, in Westdeutschland, 2J., Juni
Fig. 730. Oenanttie fistulosa.
Fig. 731. Oenänthe aquatica.
u. Juli; — wenn dagegen der Blattstiel länger ah
die Spreite, Randblüten nirlit griiftser: Wasserfenchel,
O. aquatica Lam., Fig, 731, Wurzel rübenförmig,
im gemässigten Europa an feuchten Stellen, auch
im Wasser flutend, 2|, Juli u, Aug.
2.Griffeu-.,.-.-, ..,<- 364. Scsel, Seseli. Fig. 732.
(F'ig.'732 unten). Wenn Kclch aus kurzen bleibenden Zähnen,
ohne Hülle: starrer S., S. colorätum Ehrh. , selten,
auf trocknen Hügeln und Bergwiesen, © oder %.
bis 60 cm, oft sehr klein ; wenn dagegen Kelch
aus langen abfallenden Zähnen, Hülle mehrblättrig:
Heilwurz, S, libanötis Koch, Fig, 732, selten, in
Gebirgswäldern, 0, bis 1,30 m, beide weiss oder
rötlich blühend, Juli u, Aug,
B. Kelch wuleutlich.
365, Fenchel, Foeniculuni officinäle All. Fig, 733. '■B"»^ "'"'
' ^ a. Hüllen feh-
Kraut mit doppelt gefiederten Blättern und langen '""'â–
Blattscheiden, Dolde 10 — 20strahlig, Aus S,-Europa,
Fig. 732. Seseli libanotiis,
Fig. 733. Foeniculiim officinäle.
als Küchengewürz angebaut, auch verwildert,
bis 2 m hoch. Juli u. Aug.
Fig. 734. Silaus pratensis. Fig. 73.5. Meuni .nthamanticum.
6— 10 strahlig, blass grünlichgelb, in S.- und M.-
Deutschland, häufig, Wiesenpflanze, "4. bis 1 m,
Juni - Aug,
2|,
366, Silau, Silaus pratensis Bess. Fig. 734.
Kraut mit kantig-gefurchtem Stengel, untere
Blätter mehrfach, obere einfach gefiedert, Dolde
b. Hüllen v
hfnnlen.
2. Blüte ireiss.
a. Blätlchen des
Ilflllctiens faiid-
367. Bärenwurz, Meuni athaniänticum Jacq.
Fig. 735.
Kraut mit sehr feinen Fiederblättchen, die zipfel- '""''"'' f,"""^"-
^ blatt mrhl tnis-
ständigen Dolden 15 20strahlig, gelblicliweiss. Auf nei-mniei.
Bergwiesen M.- und W. -Europas, in N. -Deutschland,
selten. 2|, bis 30 cm, Mai u, Juni,
Samilicn: Stetnbrcd)= (Saxifragaceae) unb DoIöcngctDäd|fc (Umbelliferae), 55
5ig. 1. Sumpf=F)er3blatt, Parnassia palustris. 2. rDcdfjelblättrtge (Bolbmils, Chrysosplenium alternifolium.
3. ffiroge Sternbolöe, Astrantia major. 4. Runbblättriges ^ajenoljr, Bupleurum rotundifolium. 5. petcrfilie,
Petroselinum sativum. 6. (5artcn=KerbeI, Anthriscus cerefolium.
5ainiltcn: DoIben= (Umbelliferae), ^orn|traud|= (Cornaceae), (Efcu= (Hederaceae)
unb ItXijtcIgetDädjfc (Loranthaceae). 56
5ig. 1. ©efic&tcr S(iiierling, Conium maculatum. 2. (Bemeine ITtöljrc, Daucus carota. 3 a. b. Kornelhirldie,
Cornus mas. 4. (£pl)eu, Hedera helix. 5. ITIiftel, Viscum album.
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
193
yaiidhf'ntiig, Blu-
menblatt mtsge-
raitt/et.
b. Blättchen des 368. Gleisse,Hun(lspetersilie, Aethiisa cynäpium L.
Hiillchens nicht
Flg. 736.
Mit glänzenden fie-
derteiligen Blättern, beim
Reiben von unangeneh-
men Geruch (Schutz!).
Frucht kugelig-eiförmig,
ihre Giftigkeit wird ange-
zweifelt, Hüllchen herab-
hängend, weissblühend,
fast in ganz Europa ein
häufiges Unkraut. ©, bis
1 m, Juni bis Okt.
A n m. Das seltene
Cnidium venösum Koch
(auf feuchten Wiesen)
hat aufrechtes Hüllchen,
längliche Frucht und
langscheidige Blätter.
370. Süssdolde, Myrrhis odoräta Scop. Fig. 738. •>• Fruchtrippen
scharf gekielt,
Ausdauerndes behaartes Kraut, Blatt 2—3 fach''"*' (Fig. 738
gefiedert, zottig, duftend, Dolde mit 8—10 Strahlen, """" """"â–
Frucht glänzend braun. Auf Bergwiesen in S.- und
M. -Europa, bei uns sehr selten, bis 1 m, Juni u. Juli.
371. Xadelkerbel, Scandix pecten Veneris L
Fig. 739. 2. Frucht mil
Schnabel.
Blatt 3fach fiederteilig, die Dolde (mit 1 — 3a. schnabei rw
Strahlen) ist blattgegenständig, die Hüllchenblätter ^ "•"?', /'.' ^^^
*^ ^ ^ Frucht (Flg. 739
rechts).
Fig. 736.
Aethusa cynäpium.
5. Unterfam. Scandineen.
369. Kälberkopf, Cliaerophylhnn.
A. Krautblatt geirimpert : rauhhaariger K., Ch.
I. Frucht olnie
Schnabel oder
Schnabel ganz
''"". ""'S- /5 hirsütum L., Blatt wiederholt 3 teilig, Stengel meist
unten rechts). t» i t>
a. Fruchtrippen rauhhaarig, Blüte weiss oder rot, hie und da an Ge-
ganz sl,wii,f, Kiro-oKärhpn
m.-hi hohl (Fig. DirgsDacnen.
21-, bis 1 m, Juli u. Aug.
737 unten). B. Kroublatt nicht geiciiiipert.
a) Stengel an den Knoten höchstens schicach ver-
dickt: goldgelber K., Ch. aüreum L., Stengel
kantig, Blatt 2 — 3 fach fiederscheidig, reife Frucht
gelbbraun, weissblühend. %. bis IV4 m, Juni
u. Juli.
b) Stengel an den Knoten stark verdickt.
1. Hüllchenblätter nicht geirimpert; knolliger K.,
Ch. bulbösum L., Blatt 3 4fach fiederteilig,
Stengel steifhaarig, un-
ten knollig verdickt,
weissblühend, häufig,
an Ufern und Gebü-
schen , i-\ bis l'Yi m,
Juni Aug.
2. Hüllchenblätter geirim-
pert, — wenn dann der
Stengel sclnnirh , kiirz-
haarig: Tauben-K., Ch.
temulum L. , Fig. 737,
Stengel rot gefleckt,
Blatt mehrfach gefiedert,
weissblühend, giftig, •• ,
bis 1 m hoch, Mai bis
Juli; wenn dagegen
der Stengel krüftiiu s^^Z/haarig : gewürzhafter
K-, Ch. aromäticum L., Blatt mehrfach 3 zählig,
weiss, selten, in höheren Gebirgen. %, bis
1 m, Juli u. Aug.
Hoffmann-Dennert, Botan. Bilder-Atlas. 3. Aufl.
Fig. 739.
Scandix pecten Veneris.
sind oft gespalten. In S.- u. M.-Europa, zerstreut,
auf Aeckern, besonders Kalkboden. 0, bis 30 cm,
Mai— Juli.
372. Kerbel, Aiithriscus.
A. Frucht /;(// hakigen Stacheln: gemeiner K-.
A. vulgaris Pers., Fig. 740, Blatt mehrfach gefiedert,
Dolden mit 3-7 Strahlen, selten, auf Schutt, an
Wegen, i?, bis 60 cm,
Mai u. Juni.
Fig. 7.37.
Chaerophyllum temulum
b. Schnabel A-/7r-
cpralsdieFrucht.
Fig. 740. Anthriscus vulgaris. Fig. 741. Anthriscus silvestris.
B. Frucht l.iihl und glatt, - wenn dann der
Schnabel der Frucht Imlli sn lang als diese : Garten-
25
194
Die Pflanzenwelt.
1. Kelch umlettt-
liili.
K., A. cerefölium Hoffm.. Taf. 55, 6. Blatt 3 fach
gefiedert, Dolden 3 — 5 strahlig, blüht weiss. Frucht
schwarz, ganze Pflanze gewürzig; aus S.-Europa,
angebaut und verwildert. 0, bis 60 cm, Mai u. Juni;
— wenn dagegen Schnabel etira '/i •'*<' /««'/ wie die
Frucht: Wald-K-, A. silvestris Hoffm., Fig. 741,
Blatt 2 -Sfach fiederteilig, glänzend. Dolde 8-10-
strahlig. blüht weiss bis gelblich: fast in ganz Europa
auf Wiesen, an Waldrändern. Zäunen, Ufern, unser
häufigstes Doldengewächs. 2|. . bis 1 m . April bis
Juni.
6. Unterfam. Sniyrneen.
373. Gefleckter Schierling, Cöniuin maoulätum L.
Taf. 56, 1.
Ein zweijähriges glänzendes, kahles Kraut mit
dunkelrot geflecktem Stengel und 3 fach gefiederten
Blättern. Die Pflanze hat zum Schutz gegen Tier-
frass einen mäuseartigen Geruch und starkes Gift.
Die Dolde ist 7— 20strahlig. Hülle und Hüllchen
vorhanden, die Blüte ist weiss. Die grüne eiförmige
Frucht hat wellenförmig gekerbte Rippen. In M.-
Europa, zerstreut, auch bei uns nirgends häufig, an
schattigen feuchten Orten, bis IV2 m , Juli u. Aug.
2. Kelch rf.„(?;,;, 374 Rippeufruclitdolde, Pleiirospermum austria-
aus 5 Zahnen. ^' 7 r
cuiii Hoffm.
Untere Blätter 3 teilig. obere oft einfach. Stengel
gestreift, kahl und hohl. Eine seltene Pflanze, in
Gebirgswäldern. 21., bis l'/s m, Juli u. Aug.
7. Unterfam. Angeliceen.
1. Kelch iieiitiich 375. Engelwurz, Arcluingelica ofüciii.ilis Hoffm.
aus 5 Zähnen.
Zweijährige, aber sehr hohe kräftige Pflanze.
Blatt doppeltgefiedert, wohlriechend, mit halbkuge-
ligen Dolden, diese mehlig behaart, blüht grünlich-
gelb; selten, in Gebirgsschluchten, auf feuchten
Wiesen, bis 2 m hoch, Juli u. Aug.
2. Kelch umuui- 376. BriLstwurz, Angelica silvestris L.
a. Xiiy die Itaml- Flg. 742.
geTgelupigj« Der dicke Stengel ist oben flaumig behaart, die
unten). 3fach flederteiligen grossen Blätter deuten auf feuch-
ten Standort, der Blattstiel hat eine Regenrinne, die
Blattscheide ist auffallend gross, die Dolden sind
gross und vielstrahlig, Blüte weiss. In ganz Europa
an Bächen, auf feuchten Wiesen. G, bis 2 m hoch,
Juli u. Aug.
b. Alle Rippen 377. SilgB, Seliiium carvifölium L.
der Frucht ge-
flügelt (Fig. 74.3 Stengel kantig gefurcht. Blatt doppelt fieder-
t Bime"™>;, teilig. Blättchen lanzettlich, die Hülle fehlt, Dolde
Kronblatt nii-wf- mit vielen Strahlen, zerstreut auf Waldwiesen. %,
rundet. . • , T ,• A
bis 1 m. Juli u. Aug.
378. Liebstöckel, LevisticTim officinäle Koch, ^t Biate i.ioss^
p. ..,„ !'M', Kronblatt
*~ &â– I "io. ntcfil aiisgeratit/et.
Stengel gestreift, hohl, Blatt 1 — 2 fach gefiedert.
Blättchen breit. Dolden 6 cm im Durchmesser, beide
Fig. 742. Angelica silvestris
Fig. 743. Levisticum oflicinale.
Hüllen aus mehreren Blättern; aus S.-Europa, als
Arzneipflanze angebaut. 2j., bis 2 m hoch, Juli u.
August.
8. Unterfam. Peucedaneen.
A. Kelch loidditHrh, beide Hüllen feldcn oder
sind armblättrig.
379. Dill, AiK'thum ffraveolens L. Fig. 744. '■Biäitchcn
srlnnal , Rücken-
Stengel kahl, Blatt 2-3fach fiederteilig. Blatt- 'ippâ„¢ der Fmchi
chen in fadenförmige Zipfel geteilt, duftend, viel- Frucht (Kinirz,,]
(Fig. '744).
'"^^^ S t ^
strahlige Dolde mit
gelben Blüten ; stammt
aus S.-Europa, bei
uns als Gewürz zum
Einmachen angebaut.
©, bis 1 m hoch,
Juni — Juli.
380. Pastinak,
Pastinäca sativa L.
Fig. 745.
Stengel kantig ge-
furcht, Blatt fieder-
teilig, unten behaart,
Dolden mit 8 bis 12
Strahlen, mit gelben
Blüten; in S.- und M.-
Europa auf Wiesen, an Wegrändern, auch bei uns
häufig. O, bis 1 m hoch, Juli u. August.
B. Kelch (leutUcli 5 zähnig, beide Hüllen inci.-it
vorhunrh)!.
Fig. 744. Anethum graveolens.
2. Blättchen ftre/(,
Rückenrippen
ireniff fieirölht,
Frucht nicht fte-
v'ürzfff (Fig. 745).
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
195
I. Flügelränder 381. Zimiet , Tordvlium maximiiin L. Fig. 746.
der Frucht ver- * ^
ciicki, i-unzeug. Rauhhaarig, Blatt fiederteilig, blüht weiss, sel-
tene Pflanze auf trocknem Standort. G', bis 60 cm,
Juni — Aug.
382. Bärenklau, Heraeleum sphoiidyliiim L.
Fig. 747.
Ein grosses Doldengewächs mit gefurchtem steif-
2. Flügelränder
flaeh.
a. Die Randrippe
der Fruciit von
den andern "ei-
le,- ahstehemi als haarigem Stengel und grossen fiederteiligen Blättern
ander. nebst aufgeblasenen Scheiden, die grossen vielstrah-
Fig. 745. Pastinaca sativa
Fij^. 746. Tordylium maxii
b. Rippen der
Frucht alle titeich
«■6(7 von einander
entfernt.
ligen Dolden haben weisse Blüten. In Europa weit
verbreitet auf Wiesen und an Wegen, in Deutsch-
land überall, 2| , bis IV2 m hoch, Juni -Okt. —
Asiatische Arten sind schöne Blatt-Zierpflanzen.
383. Haarstraiig, Peucedaiium.
A. Striemen an der Berührungsfläche der Früchte
nidit sichtbar: Sumpf-H., P. palüstre Mnch.. Fig.
748, Stengel hohl, gefurcht, die Dolden gross und
flach, Hülle vielblättrig, weiss blühend; in N.- und
M. -Europa auf feuchten Wiesen, an Teichen, bei
uns zerstreut. 0, bis '3 m, Juli u. Aug.
B. Striemen u. s. w. oher fachlich sichtbar.
I. Hülle O^sblöttriff, - wenn dann das Blatt
mehrfach fim/erii/ , matt: gebräuchlicher H., P.
officinäleL.,Fig.749,
Blättchen lineal. Dol-
denstrahlen (20 und
mehr) kahl, Blüte
blassgelb, in Europa
weit verbreitet, in
Deutschland zer-
streut, 2j., bis 2 m,
Juli u. Aug. ; — wenn
dagegen das Blatt (/c-
fie(lcrf,(/länict/(/: küm-
melblättriger H., P.
Chabraei Rchb., Dol-
denstrahlen innen
rauh, gelbweiss, sel-
ten, am Rhein und
Mosel. 2J., bis 1 m,
Juli u. Aug.
II. Hülle ricIhVattrig.
Fig. 749.
Peucedanum olficinale.
1. Stengel /.-aHti;/ i/cf/irch/: Elsässer H , P. alsä-
ticum L., Hülle abstehend, blassgelb, selten,
besonders im Elsass. 2|, bis l'/i m, Juli u.
August.
2. Stengel slidnind, — wenn dann Blatt ißän-
:cnd, Striemen der Berührungsfläche der Frucht
bo</ii/: Berg-H., P. oreoselinum L. ; — wenn
dagegen Blatt blauijriin, Striemen u. s. w. ijleich-
liiiifenil: Hirsch-H., P. cerväria L., beide selten
in lichten Bergwäldern. 2|, bis 1 m, Juli u.
August.
Fig. 747. Heracleum sphondylium, Fig. 748. Peucedanum palüstre.
9. Unterfam. Caucadineen.
384. Borstdoldc, Klettenkerbel, Törills.
A. Dolden sitzend:
knotenfrüchtige B., T.
nodosa Gärtn, weiss, bei
uns selten und unbestän-
dig, G', bis 30 cm, April
u. Mai.
B. Dolden i/es/idf,
— wenn dann die Hülle
fehlt oder e/jiblättrii/:
schweizerische B. , T.
helvetica Gmel., Stacheln
der Frucht mit Wider-
haken, selten, auf Saat-
feldern, £•', Juli u. Aug. ;
- - wenn dagegen Hülle
i'ielblättri;/: gemeiner B., loriii^s'^anth'Mscus.
1, Früchte auc/i
zwischen den Hip-
pen mit Stacheln.
196
Die Pflanzenwelt.
T. anthriscus Huds., Fig. 750, Stacheln ohne Wider-
haken, weissrötlich, im ganzen gemässigten Europa,
in Gebüschen, an Wegen häufig, e, bis 1 m, Juni
u. Juli.
2.Frflchte.n..„„/^385. Turg^eiüe, Turgonia latifölia Hoffm. Fig. 751.
iten Hippen mit
stacheln. Einjährige, scharfhaarige Pflanze, Blatt einfach
,',-,""D'Jd'/''^;'";fiederteilig. Dolde 2 5 strahlig, weiss, etwas rötlich,
siäiidii,. Stacheln der Frucht meist schwarzviolett, selten,
unter der Saat, bis 30 cm. Juli u. Aug.
Fig. 751.
Turgenia latifolia.
Fig. 752.
Caucalis daucoides.
b.Hiiiie/eM(odci- 386. Haft(lol(le, C'aiK'alis. Fig. 752.
einblättrig^ Dolde
hiaiige.jensiin- Wenn die Stacheln der Nebenrippen in 3 Reihen,
'''^^ scharf: C. leptophylla L.. eingeschleppt, unter Saat;
- Stacheln u. s. w. in 1 Reihe, kahl: möhrenähn-
liche H., C. daucoides L., Fig. 752, hie und da in
Getreidefeldern, besonders auf Kalk; beide weiss. Z ,
bis 30 cm, Juni u. Juli.
10. Unterfam. Silerineen.
387. Rüsskümmel, Silcr trilolbum Scop.
Stengel glatt und kahl, Blatt 1 bis mehrfach drei-
teilig. Blättchen rundlich, Hülle fehlt oder abfallend,
seltene Pflanze der Ge-
birgswälder. 2| , bis
2 m, Juni u. Juli.
11. Unterfam.
Thapsieen.
388. Laserkraut,
Laserpitium. Fig. 753.
A.Stengel i/efurrhf,
mtxsiraiihhaantf. preus-
sisches L., L. pruteni-
cum L.. Blättchen fie-
derspaltig, weiss, selten,
besonders in Ostdeutschland. %, bis 1 m. Juli u.
Aug.
B. Stengel kahJ und sf/elnoul , wenn dann
Blättchen breit Jicrzförmi;/: breitblättriges L., L.
latifölium L., Fig. 753, weiss oder rötlich, selten, in
Gebirgswäldern (Harz), 2|, bis IV2 m- Juli u. Aug. ;
- wenn dagegen Blättchen htiizcitUrh : Berg-L., L.
siler L., weiss, selten, im Gebirge (Süddeutschland).
21, bis IV3 m, Juli u. Aug.
12. Unterfam. Daucineen.
389. Breitsamc, Orhiya graiidiflöra Hoffm. ' Hiiiibuittciien
mtifelcitl , runtt-
Stengel kahl, gefurcht. Blatt mehrfach fiederteilig /">"".», Frucht
mit linealen Zipfeln, weiss; zerstreut, auf Aeckern, "'^"'''" """â–
besonders auf Kalkboden.
bis 30 cm, Juli u. Aug.
Fig. 7.53.
Laserpitium latifölium.
390. Möhre, Daucus c*aröta L. Taf 56, 2.
Die Rübenwurzel wird durch Kultur fleischig
und als Gemüse geschätzt (gelb und rot) . Stengel
steifhaarig, Blatt mehrfach gefiedert, Doldenhüllen
vielblättrig, weiss, das Mittelblättchen meist violett
(biologische Bedeutung unbekannt). Die Frucht-
dolden nestartig zusammengeschlossen (zum Schutz),
zahlreiche Insekten benutzen sie als Obdach, im
reifen Zustand öffnen sie sich zur Verbreitung der
Früchte, die mittelst der Stacheln durch das Fell
vorüberstreifender Tiere erfolgt. In M.- und S. -Europa,
überall bei uns an Wegen, auf Wiesen, ö, bis
60 cm, Juni — Sept.
13. Unterfam. Coriandreen.
391. Koriander, Coriändruiii sativum L. Fig. 754.
Stengel rund, gestreift und kahl. Blätter fieder-
teilig. obere Blättchen feinzipfelig, Dolde 5— 8 strahlig,
Hülle fehlt, Blüte weiss oder rötlich, Frucht kugelig,
gewürzig schmeckend,
daher angebaut, aber auch
verwildert , stammt aus
M. -Europa, ii», bis 60 cm,
Juli u. Aug.
87. Farn. Horn-
strauchgewächse,
Cornaceen.
Zumeist Holzgewäch-
se mit einfachen gegen-
ständigen Blättern, meist
4gliedriger Blüte und ei-
ner Steinfrucht. Zu den
80 der nördlichen ge-
mässigten Zone angehö-
renden Arten zählt als Zierstrauch auch die bekannte
Goldorange (Aucuba) mit lederigen, gelbfleckigen
Blättern.
2. Hüllblältchen
(fe/icffert , mV/H
raiuHtiiiiligy
Frucht ittnd.
754. Coriandrum sativum.
Samilicn: tDintcrgrün» (Pirolaceae) unb {jcibckrautgcrDädjfe (Ericaceae). 57
r
5ig. 1. IDtntergtün, Piiola rotundifolia. 2. Sumpfpor[t, Ledum palustre. 3. tjeibehrout, Calluna vulgaris.
4. (BIo(itenI)ei6e, Erica tetralix. 5. Rojtblättrige fllpenroje, Riiododendron ferrugineum. 6. ^eli^njtraudi,
Azalea procumbens.
IV. Kreis: Sameiipfiatizen, Plianeroganien.
197
392. Hornstrauch, Hartriegel, Cornus.
Taf. 56, 3.
Sträucher, deren Stengelglieder sich drehen, um
die Blätter in die für den Lichtgenuss beste Lage
zu bringen. Die Kornelkirsche hat gelbe kleine,
aber in Dolden stehende Blüten vor Entfaltung des
Laubes, der Hartriegel etwas grössere und weisse
(daher besser sichtbare) Blüten in Trugdolden nach
der Laubentfaltung, was natürlich mit Anlockung
der Insekten zusammenhängt, beim letztgenannten
sind es Fliegen , was man schon aus dem unan-
genehmen Duft der Blüte entnehmen kann. Darauf
deutet es auch, dass der Honig frei auf einem
fleischigen Ring liegt. Die Staubfäden krümmen
sich übrigens auch wohl, so dass sie den Blüten-
staub auf die Narbe der Nachbarblüte bringen. Die
Steinfrüchte sind bei der Kornelkirsche scharlachrot
im grünen Laub, beim Hartriegel blauschwarz im
roten Herbstlaub, welche Kontraste sie Vögel zur
Verbreitung der Samen anlocken. Einige Arten die-
nen als Ziersträucher.
A. Kraut mit fast sitzenden Blättern: schwe-
discher H.. C. suecica L., purpurn, auf Torfboden
in Norddeutschland. 2j., bis 15 cm, Juni u. Juli.
B. Strauch mit yestielten Blättern, — wenn dann
(jelJie Blüten in Dolden mit 4 blättriger Hülle: Kornel-
kirsche, Herlitze, Dürlitze, C. mas L., Taf. 56, 3,
zerstreut, auf trocknen Hügeln M. -Europas, auch
Gartenstrauch , Frucht angenehm säuerlich , 2j- , bis
7 m, März u. April ; wenn dagegen ireissr Blüten
in TnujiloJdeii ohne Hülle: Hartriegel, roter Horn-
strauch , C. sanguinea L. , Taf. 73, 1 , Zweige im
Herbst blutrot, in Wäldern und Gebüschen M. -Euro-
pas, häufig, Zierstrauch. %, bis 3 m, Juni.
88. Farn. Efeugewächse, Araliaceen.
393. Efeu, Hödera helix L. Taf. 56, 4.
Eine immergrüne Kletterpflanze, die sich mit
zahlreichen kleinen Luftwurzeln an der Unterlage
festhält. Die fünflappigen Blätter sind lederig, wo-
durch die Vegetationszeit durch den Winter hindurch
verlängert wird. Die Blätter stellen sich so, dass
sie ein „Mosaik" bilden, wozu die äusseren längere
Stiele haben, dadurch erhalten alle im Schatten des
Waldes gleichmässig Licht. Die oberen Blätter sind
mehr rautenförmig. Im höheren Alter entstehen
auch fruchtbare Lichttriebe, die viel kräftiger sind,
also keine Luftwurzeln nötig haben. Ihre Blätter
sind mehr eiförmig und stehen allseitig um den
Zweig herum. Sie heben die jetzt entstehenden
Blüten zum Licht empor. Diese Blüten sind gelb-
lichgrün und von fauligem Geruch, sie locken daher
Fliegen als Bestäuber an. Sie sind Sgliedrig. Die
Frucht ist eine schwarze giftige Beere, die aber doch
für manche Vögel geniessbar sind. Diese verbreiten
dann die Samen.
2. Unterklasse. Vereintblütige.
Die Blumenkrone der hierhin gehörigen Pflanzen
besteht aus zusammenhängenden Blättern, so dass
sie sich einzeln nicht ausreissen lassen. Oft bilden
sie eine Röhre (vergl. alle folgenden Bilder).
XXXII. Reihe: Heideartige.
89. Farn. Wintergrüngewächse, Pirolaceen.
394. Fiehteuspargel, Monötrctpa hyi)(>i)jtis L. ' 'Hei'-H ce-
p. 7cc; wachse ohne ei-
rig. 100. gentliche Blätter.
Ein fleischiges Kraut ohne eigentliche Wurzeln.
Der knollenförmige Wurzelstock ist mit Piizfäden ver-
flochten , mit denen die Pflanze eine Ernährungs-
genossenschaft bildet, sie selbst ist ganz unselb-
ständig, lässt sich von dem Pilz ernähren, bietet
ihm selbst aber auch wohl
Vorteile. Dementsprechend
fehlen auch die grünen
Blätter. Auch die Blüten
sind nicht bunt, sondern
gelblich, heben sich dabei
aber doch zur Anlockung
von Insekten genugsam
von dem dunklen Erd-
boden ab, da ja die ganze
Pflanzeblass ist. Sie stehen
in endständiger Traube an
einem dicken weichhaari-
gen Stengel. Sie sind 4
bis Sgliedrig. Zum Schutz
der Innenorgane sind Achse
und Blüten nach unten ge-
neigt. Dagegen steht die
Fruchtstandachse aufrecht, sie ist dann elastisch und
daher werden die kleinen leichten Sainen durch den
die Achse hin und her biegenden Wind leicht heraus-
gefegt und verbreitet. In Europa in schattigen Kiefern-
und Eichenwäldern , zwischen modernden Nadeln
und Blättern; auch in Deutschland nicht selten. 2|.,
bis 20 cm hoch, Juli u. Aug.
Fig. 755.
Monotropa hypopytis.
395. Wintergrün, Pirola. Taf. 57, I.
Niedrige Kräuter , mit dünnem . kriechendem
Wurzelstock ausdauernd, und mit meist grundständi-
gen Blättern, die rundlich und ein wenig lederig sind.
Die glockigen, meist weissen Blüten stehen einzeln
oder in kurzen Trauben , sie nicken (Blütenschutz)
und sind 5gliedrig, die 5 Blumenblätter sind oft
fast getrennt. Honig fehlt, dagegen ist viel trockner
Blütenstaub für die Insekten vorhanden. Die orange-
roten Staubbeutel stellen eine Streubüchse (Fig. 756
2. Pflanze i^riiii
mit Blättern.
198
Die Pflanzenwelt.
rechts) dar, aus der der Blütenstaub auf die Insekten
abgelagert wird. Letztere sind Fliegen und Käfer;
denn die Blüte ist meistens weit offen. Unterbleibt
der Insektenbesuch, so biegen sich wohl zur Selbst-
bestäubung die Narbenränder nach den Staubgefässen
hin. Die Frucht ist eine mit Spalten aufspringende
Kapsel.
A. Blüte dnzdn: einblütiges W., P. uniflöra L..
Fig. 756, wohlriechend, in N.-Europa und Gebirgen
M. -Europas, bei uns selten , in schattigen Wäldern
mit Moorboden, bis 10 cm, Mai u. Juni.
B. Blüten zu mehreren.
I. Blüten in Dolden: doldenblütiges W. , P. um-
belläta L.. hellrot, selten, in Nadelwäldern, bis
15 cm, Juni u. Juli.
II. Blüten in Trauben.
a) Krone mmjeJn-eitet , Griffel am Ende (/ebo(;eii,
— wenn dann Blattstiel liimjer als die Spreite,
Krone doppell na hm;/ wie der Kelchzipfel :
rundblättriges W.,P. rotundiföliaL.,Taf.57, 1,
Fig. 756. Pirola uniflöra
Fig. 757. Pirola media.
weiss, bis 30 cm, zerstreut; — wenn dagegen
Blattstiel so lang wie die Spreite. Krone inuil
UiiKjer als die Kelchzipfel : grünblütiges W.,
P. chloräntha Sw., grünlich, weiss, bis 20 cm;
beide auf moosigem Waldboden, dieses auf
mehr trocknem Sandboden, seltener, Juni u.
Juli,
b) Krone (leschlossen, Griffel <jerade.
1. Blüten ijriiiilirhireis^, einseituwendig: ein-
seitswendiges W., P. secünda L., selten,
in schattigen Gebirgswäldern , bis 15 cm,
Juni u. Juli.
2. Blüten ire/'ss oder rötlieh, alheitswendig,
— wenn dann loekcnhlüüg, Griffel länger
als die Krone: mittleres W-, P. media Sw.
Fig. 757, Blattstiel breitgeflügelt, 20 cm
hoch; — wenn dagegen dichthlüüg, Griffel
ireii/i/ länger als die Krone : kleines W.,
P. minor L. , Blattstiel schmal geflügelt;
beide zerstreut in Wäldern, bis 10 cm hoch,
Juni u. Juli.
90. Farn. Heidekrautgewächse, Ericaceen.
Meistens Holzgewächse mit ungeteilten Blättern,
4 — 5gliedrigen Blüten und Staubbeuteln, die sich
an der Spitze in zwei Löchern oder Klappen öffnen.
Die Frucht ist eine Kapsel oder Beere, die Samen
sind sehr klein. Die 700 Arten sind in der ge-
mässigten und warmen Zone weit verbreitet, be-
sonders zahlreich am Kap.
A. Fruchtknoten oberständig.
396. Sumpf-Porst, Leduin palüstrc L. Taf. 57, 2. i. Krone ow.<»wy.
Ein aufrechter immergrüner Strauch, drüsen-
haarig, mit narkotischem Geruch (Schutz gegen Tier-
frass). Die Blätter zeigen den Moorstandort an:
am Rande umgerollt, die Unterseite (auch die Aeste)
filzig (rostbraun) behaart, lederig. Die weissen (selten
rötlichen) Blüten stehen zum Anlocken der Insekten
in einer reichblütigen, endständigen Dolde. In Torf-
mooren M. -Europas, in Deutschland besonders im
NW.-Schwarzwald, bis IVn m hoch, Mai u. Juni.
397. Heidekraut, Callüna vulgaris Salisb. Taf. 57, 3. :;. Krone «.„nc/,-
senhlättriff.
Ein Halbstrauch , der durch mancherlei Eigen- a. Mit s staub-
tümlichkeiten als Trocken- oder Moorpflanze gekenn- .,^g^|^[f'„'',"rQnj.
zeichnet ist; dichte Bestände, lange Wurzeln, zahl-»'«"''/'"''"», bi"-
. _, , , . , tensticlmit3/'nm-
reiche trockne, kleine, enganliegende Blättchen (nadel- Deci<biättchen.
förmig), die eingerollt sind und die Spaltöffnungen
in der mit Haaren verschlossenen Furche tragen.
Im schattigen Wald sind die Blätter übrigens grösser
und mehr abstehend. Im Herbst und Winter sind
sie mehr bräunlich ( Wärmespeicherung ?). Die Sprossen
liegen z. T. nieder und treiben Wurzeln , wodurch
Rasenbildung und vegetative Vermehrung erreicht wird.
Die Blüten sind klein, aber purpurrot und in lang-
gestreckter (einseitswendiger) Traube und da die
Pflanze obendrein, wie schon gesagt, dichte Be-
stände bilden, so entsteht ein weithin sichtbarer
Lockapparat. Uebrigens ist die Krone kleiner als
der rote Kelch. Knötchen am Blütengrund sondern
Honig ab. An den Staubbeuteln finden sich An-
hängsel, die Staubfäden sind S förmig und daher
federnd, sie bilden nämlich ein Streuwerk: wenn
die Hummeln oder Bienen an jene Anhängsel stossen,
so werden sie aus den Löchern der Staubbeutel
mit dem trocknen Blütenstaub bestäubt und da die
Narbe später reift als die Staubbeutel, so ist Fremd-
bestäubung sicher. Die Blütenhülle bleibt nach dem
Verblühen noch lange erhalten und schliesst ihren
Eingang durch Einwärtskrümmung, so dass in ihrem
Schutz die Frucht reifen kann. Die Kapsel enthält
viele sehr kleine und daher auch sehr leichte Samen,
die der Wind zerstreut. In Europa sehr verbreitet,
IV. Kreis: Samenpflanzen, Phanerogamen.
199
besonders auf Sandboden, in Wäldern, bis 60 cm.
Juli bis Oktober.
tt Der kleinere 398. Glockenlieide, Erica. Taf. 57, 4.
Kelch j/rän, nur ,11 u
jpani- Deckblatt- Dem Heidekraut in vieler Hinsicht ähnlich, be-
"'"'"â– sonders hinsichtlich der Eigenheiten als Trocken-
pflanze. Die Blätter und die jungen Triebe sind bei
derMoor-G. zum Schutz gegen Tierfrass und Ver-
dunstung drüsenhaarig. Die krugförmigen Blüten
sind zum Schutz gegen Regen abwärts gerichtet.
sie sind rot und stehen büschelig.
A. Blätter haarig: Moor- oder Sumpf-G., E.
teträlix L, Taf. 57, 4, Staubbeutel in der Krone,
unten mit Anhängsel, blüht rosa mit hellerer Mün-
dung, seltener als die Heide, auf torfigen Heiden
N. -Deutschlands, bis 50 cm, Juli — Sept.
B. Pflanze kahl, wenn dann Staubbeutel in
der Krone, mit Anhängsel: graue G., E. cinerea L..
sehr selten (z. B. bei Bonn und Aachen), bis 60 cm,
Juni u. Juli ; wenn dagegen Staubbeutel hervor-
ragend, ohne Anhängsel: fleischrote G. , E. cärnea
L. in Gebirgswäldern, besonders der Kalkalpen, bis
30 cm, April u. Mai.
b. Mit m staub- 399 Wilder Rosmarin, Gräiike, Andromede,
t Frucht eine Audröiiieda pöHfoüa L.
xajm . Wiederum eine Trockenpflanze mit immergrünen
Rollblättern, die oben glänzend, unten graugrün
sind. Die Blüten sind weiss oder blassrot, auch der
Kelch ist rot. In N.- und M.-Europa, in Sümpfen
und moorigen Heiden, zerstreut. 2[, bis 30 cm.
Mai u. Juni.
tt Frucht eine
SIeiiifruchl.
400. Riirentraube, Arctostäphylos officinälis
Wimm. Taf. 58, 1.
Trockenpflanze mit niederliegendem Stengel und
lederigen Blättern. Die Blüten sind nach unten ge-
richtet und haben eine enge Mündung (Schutz gegen
Regen). Der auf einem fleischigen Ring am Frucht-
knotengrund abgesonderte Honig wird auch durch
Haare geschützt, die am Staubfadengrund und an
der Kronenwand sitzen. Die grünweissen , rot an-
gelaufenen Blüten stehen in endständigen hängenden
Trauben. Die stachelig-rauhen Schwänzchen an den
leicht beweglichen Staubbeuteln dienen ähnlich wie
bei der Heide der Ausstreuung des Blütenstaubs.
Die Steinfrucht ist glatt und scharlachrot, und ihre
Samen werden durch Vögel verbreitet (auch die
Lappländer sollen sie essen). In M.- und N.-Europa.
auf trocknen felsigen Hügeln und Heiden, in Nord-
deutschland stellenweise. 2|, bis 1 m lang, April
u. Mai. Die Blätter sind gerbstoffreich, daher früher
offizineil.
B. Fruchtknoten unterständig.
401. Heidelbeere, Aaeiüniuin.
Kleine Sträucher, die als Trockenpflanzen z. T.
lederige Blätter haben, sie haben bei der Blau-
beere einen rinnigen Stiel zur Ableitung des Regens.
Auch hier wieder ist die Blüte hängend mit enger
Oeffnung, sie ist kugelig, glockig oder radförmig
und hat einen Honigwulst am Grunde, die Staub-
beutel haben ein Schüttelwerk wie beim Heidekraut.
Die Frucht ist eine kugelige Beere, welche Vögel
anlockt zur Verbreitung der Samen. Mehrere Arten
liefern Kompott,
A. Stengel kriechend: Moosbeere, V. oxycöccus
L., Taf. 58, 2, die immergrünen Blättchen unten
weissgrau mit zurückgerollten Rändern, Blüten pur-
purn. Beeren rot und sauer; in Torfsümpfen Nord-
europas, auch auf höheren Gebirgen M. -Europas, 2^,
bis 30 cm lang, Juli u. Aug., die nach Frost ge-
niessbaren Beeren liefern in nordischen Gegenden
Kompott.
B. Stengel aufrecht.
I. Krone c/IocJäc/ , 4 spaltig, iuimergriine Blätter:
Preisseibeere, Kronsbeere, V. vitis idaea L.,
Taf. 58, 3, stark verzweigt, Blatt am Rand zu-
rückgerollt, unten punktiert, Blüte weiss oder
rötlich. Beeren zuerst grauweiss, zuletzt schar-
lachrot, in N.- und M.-Europa, auf Moorboden
und Heide, in Gebirgswäldern, Mai u. Juni, zu
Kompott benutzt.
II. Krone kuyeJiij oder eifiiniiiij, krautige, abfallende
Blätter, - wenn dann Blüten einzeln: Blau-
oder Bikbeere, V. myrtülus L. , Taf. 58, 4, mit
scharfkantigem Stengel, grüne rot angeflogene
Blüten, schwarzblaue bereifte Beeren, in ganz
Europa. 2j.. bis 30 cm hoch. Mai u. Juni, Beere
vielfach verwendet ; - wenn dagegen Blüten :ii
2 — 3: Rausch-, Sumpf- oder Morast-G.. V.
uliginösum L.. Taf. 58, 5, Aeste stielrund, Pflanze
graugrün. Blüten klein, weiss oder rÃ